| Titel: | Verbesserte Methode zum Abkühlen der Würze in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XV., S. 39 | 
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                        XV.
                        Verbesserte Methode zum Abkuͤhlen der
                           Wuͤrze in der Bierbrauerei.
                        Aus dem New London Mechanics' Register, N. 10. S.
                              227.
                        Verbesserte Methode zum Abkuͤhlen der Wuͤrze in der
                           Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Eine der wichtigsten Verbesserungen, die neuerlich in der
                              Bierbrauerei eingefuͤhrt wurde, ist die Anwendung der Faͤcher zum
                              Abkuͤhlen der Wuͤrze.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 24, S. 39
                              
                           Diese Faͤcher sind hoͤchst einfach gebaut. a, ist eine senkrechte eiserne Achse, an welcher vier Platten aus
                              Eisenblech unter rechten Winkeln auf dieselbe sowohl, als unter sich angebracht
                              sind, und von welchen, c, und, d, zwei derselben darstellt. Die Entfernung von dem aͤußersten Ende
                              der Platte, c, bis zu jenem der Platte, d, oder der Durchmesser des Kreises, welchen der
                              Faͤcher beschreibt, betraͤgt ungefaͤhr 6 Fuß. Die Platte, die
                              an ihrem Ende ungefaͤhr 8 bis 10 Zoll breit ist, und gegen die Achse hin sich
                              etwas verschmaͤlert, stellt beinahe eine senkrechte Flaͤche dar, ist
                              aber etwas gedreht. Die Achse dreht sich in einer Pfanne auf dem Boden der
                              Kuͤhlwanne, und wird mittelst eines Triebstokes getrieben, der durch ein
                              Pferd oder durch eine Dampfmaschine in Umtrieb gesezt wird. Die Wuͤrze steht
                              ungefaͤhr 4 bis 5 Zoll tief in der Kuͤhlwanne, und die untere Kante
                              der Platten des Faͤchers ist ungefaͤhr Einen Zoll, oder etwas
                              daruͤber, uͤber der Oberflaͤche der Wuͤrze. Der
                              Faͤcher laͤuft in Einer Minute 120 Mahl herum, und erzeugt einen
                              maͤchtigen Luftstrom, der wie ein Sturmwind uͤber die
                              Oberflaͤche der Wuͤrze hinfaͤhrt.
                           Jeder Brauer kennt die Nothwendigkeit einer schnellen Abkuͤhlung. Die
                              Wuͤrze kommt siedend in die Kuͤhlwanne, und je staͤrker die
                              Wuͤrze, je besser sie folglich ist, desto schwieriger wird das
                              Kuͤhlen. Wie die Atmosphaͤre auf die Wuͤrze wirkt, haben die
                              Chemiker noch nicht erklaͤrt; wahrscheinlich hat hier die
                              Elektricitaͤt ihren Einfluß. Es ist allgemein bekannt, daß, je laͤnger
                              die Wuͤrze der atmosphaͤrischen Luft ausgesezt ist, desto schaler sie
                              wird, d.h., desto mehr an Geschmak, Geruch und an
                              Gaͤhrungs-Faͤhigkeit verliert: unter gewissen
                              Verhaͤltnissen der atmosphaͤrischen Luft reichen zwoͤlf Stunden
                              hin, sie ganz unbrauchbar zu machen. Ein einziger Faͤcher von der oben
                              beschriebenen Art in der Mitte einer Kuͤhlwanne von 25 Fuß im Gevierte
                              angebracht kuͤhlt 30 Faͤßer oder 1000 imperial Gallons (10,000 Pf.)
                              Wuͤrze binnen zwei Stunden auf die gehoͤrige Temperatur von 50 bis
                              60° Fahrenh. (+ 8, + 12° Reaum.) Um dieselbe Menge Wuͤrze nach
                              der alten gewoͤhnlichen Weise abzukuͤhlen, bloß durch Einwirkung der
                              atmosphaͤrischen Luft, wuͤrde man im Durchschnitte wenigstens 10
                              Stunden brauchen, und waͤhrend dieser Zeit wuͤrde die Wuͤrze,
                              die bei Anwendung des Faͤchers in 2 Stunden in hoͤchster Guͤte
                              abgelassen werden kann, an Geschmak und Geruch um Vieles verdorben worden seyn.
                              Daher sagen alle Brauer, daß man nicht schnell genug kuͤhlen kann, und daß
                              jede Stunde Verlust uͤber den nothwendigsten Bedarf ein großer Verlust an der
                              Guͤte der Wuͤrze wird; ebendaher betrachten auch die kluͤgeren
                              unter denselben die Einfuͤhrung dieser Faͤcher als die wichtigste
                              Verbesserung, deren die Kunst des Bierbrauens sich seit vielen Jahren zu erfreuen
                              hatte.Bei uns wird die Wuͤrze in den sogenannten Kuͤhlschiffen durch
                                    Ruͤhren mit Kruͤken von der Hand oder auch durch eine einfache
                                    mechanische Vorrichtung umgeruͤhrt, und dadurch gekuͤhlt. Die
                                    vorstehende Vorrichtung ist allerdings ganz geeignet, die Wuͤrze in
                                    der groͤßtmoͤglichsten Schnelligkeit zu kuͤhlen, und
                                    verdient ihrer großen Vorzuͤge wegen in allen Brauereien
                                    eingefuͤhrt zu werden. Da unsere Bierbrauereien von keinem so großen
                                    Umfange wie die englischen sind, so kann die rasche Bewegung des
                                    Faͤchers durch einen einfachen Mechanismus von der Hand geschehen.
                                    Wenn die Kuͤhlschiffe laͤnglich und vierekig sind, kann man
                                    zur Beschleunigung der Kuͤhlung der Wuͤrze dieselbe zuweilen
                                    mit einer Kruͤke leicht umruͤhren. Auch werden sich obige
                                    Faͤcher auch bei anderen chemischen Arbeiten, wo es sich um schnelle
                                    Abkuͤhlung einer großen Menge von Fluͤßigkeit durch
                                    Verduͤnstung handelt, selbst auch bei Salzsiedereien, mit sehr großem
                                    Vortheile anwenden lassen. A. d. R.
                              
                           
                           Die Wuͤrze kuͤhlt sich in Folge der Verduͤnstung ab, die an
                              ihrer Oberflaͤche Statt hat; daher der Vortheil, wenn man sie in
                              duͤnne Lagen ausbreitet. Das Hinfahren eines Luftstromes uͤber die
                              Oberflaͤche derselben vermehrt die Verduͤnstung ungemein, und
                              vermindert zugleich die Temperatur mit correspondirender Schnelligkeit. Da man dieß
                              schon laͤngst wußte, so ist es sonderbar, daß man nicht schon fruͤher
                              diese Faͤcher einfuͤhrte. Weder durch die langsame noch durch die
                              schnelle Verduͤnstung geht irgend etwas von dem Stoffe der Wuͤrze
                              selbst verloren: nur das Wasser wird dadurch abgefuͤhrt, und laͤßt den
                              Pflanzen-Extractivstoff, wie das Salz im Meere, ohne irgend eine merkliche
                              Verminderung zuruͤk: der Extractiv-Stoff erhaͤlt dadurch jenen
                              Grad von Verdichtung, auf welchen der Brauer denselben zu bringen wuͤnscht.
                              Noch eine andere Thatsache zeigt sich hier in der Praxis im Einklange mit der
                              Theorie. Wir wissen, daß die Luft desto mehr Feuchtigkeit anzieht, je trokener sie
                              ist, und daß, wenn sie einmahl mit Feuchtigkeit gesaͤttigt ist, ihre Kraft
                              dieselbe anzuziehen, und dadurch abzukuͤhlen, vermindert wird und endlich
                              aufhoͤrt. Daher sehen die Brauer auch, ganz gegen die gewoͤhnliche
                              Ansicht, daß, die Temperatur der Luft mag wie immer beschaffen seyn, bei heiterem
                              Himmel das Abkuͤhlen der Wuͤrze weit leichter und schneller von
                              Statten geht; daß aber bei truͤber feuchter Luft, wenn es auch noch so kalt
                              ist, selbst die Faͤcher wenig nuͤzen, und das Abkuͤhlen immer
                              sehr schwer wird.
                           Unter den neueren Verbesserungen in der Brauerei verdient, ihrer Wichtigkeit wegen,
                              auch die Anwendung eiserner Kuͤhlwannen Beruͤksichtigung. Sie lassen
                              sich leichter rein halten, als die hoͤlzernen, sind bessere
                              Waͤrmeleiter und beguͤnstigen eine schnelle Verminderung der
                              Temperatur der Wuͤrze, Ueberdieß kann sich auch nicht so leicht in denselben,
                              wie in den Zwischenraͤumen der hoͤlzernen, Saͤure einnisten,
                              wodurch die Wuͤrze so sehr leidet und oft verdorben wird.