| Titel: | Clément-Desormes Vorlesungen über technische Chemie. | 
| Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XLVIII., S. 131 | 
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                        XLVIII.
                        Clément-Desormes
                           Vorlesungen uͤber technische Chemie.
                        Aus dem Recueil
                                 Industriel, Maͤrz 1829, S.
                              237.
                        Fortsezung vom Polytechnischen
                           Journal Bd. XXXII. S.
                              363.
                        Mit Abbildungen auf Tab. III.
                        Clément-Desormes Vorlesungen
                           uͤber technische Chemie.
                        
                     
                        
                           Vierte Vorlesung.
                           
                              Ueber die Bewegung der heißen Luft in
                                    den Schornsteinen.
                              Man hat es lange vernachlaͤssigt, die Bewegung der
                                 heißen Luft in den Kanaͤlen, durch welche der Rauch
                                 eines Feuerraumes austritt, zu studiren und die Ursache
                                 dieser Bewegung war vor wenigen Jahren noch unbekannt. In
                                 beruͤhmten neueren Werken wird bemerkt, daß der Zug
                                 der Schornsteine durch die Verdichtung des Wassers
                                 hervorgebracht werde, welches von den
                                 Verbrennungs-Producten als Dampf mitgerissen wurde
                                 und durch seine Verdichtung einen leeren Raum hervorbrachte.
                                 Dieß ist aber ganz und gar unrichtig und steht sowohl mit
                                 der Theorie als mit der Erfahrung in Widerspruch.
                              Die Kraft, womit die Luft in einen Schornstein
                                 hinaufzusteigen und sich darin fortzubewegen
                                 strebt, wird einzig und allein durch die Differenz zwischen
                                 dem Gewichte der im Innern des Schornsteins befindlichen
                                 Saͤule verduͤnnter Luft und der sie
                                 aͤußerlich umgebenden Saͤule kalter Luft
                                 hervorgebracht. Die Theorie der Bewegung der Luft in den
                                 Schornsteinen gruͤndet sich auf ein von Torricelli entdektes
                                 hydrodynamisches Gesez; es ist das des Gleichgewichts,
                                 welches sich zwischen Fluͤssigkeiten von
                                 verschiedener Dichtigkeit herstellt. Jedoch darf dieses
                                 Gesez bei den Thatsachen, womit wir uns jezt
                                 beschaͤftigen wollen, nicht mit einer mathematischen
                                 Schaͤrfe angewandt werden. Es ist gewiß sehr
                                 nuͤzlich bei dem Studium einer Wissenschaft und bei
                                 den Gegenstaͤnden, welche man ihren philosophischen
                                 Theil nennen kann, sich einer großen Scharfe, einer
                                 mathematischen Genauigkeit zu befleißigen; aber diese
                                 Schaͤrfe ist nicht mehr noͤthig und wird
                                 unnuͤz, sobald es sich darum handelt, die
                                 Lehrsaͤze dieser Wissenschaft anzuwenden; besonders
                                 aber ist sie bei den Anwendungen auf die Technik
                                 uͤberfluͤssig, weil man dabei
                                 bestaͤndig wandelbare Elemente gebrauchen muß; in
                                 diesem Falle ist es hinreichend, keinen merklichen Irrthum
                                 bei der Construction der Apparate und bei der Einrichtung
                                 der Fabriken zu begehen. Der Hauptzwek der Theorie, welche
                                 wir in diesem Abschnitt studiren wollen, ist, die
                                 Dimensionen kennen zu lernen, welche man den verschiedenen
                                 Theilen eines Feuerplazes geben muß, damit so viel Luft das
                                 Brennmaterial trifft, daß eine vollstaͤndige
                                 Verbrennung erfolgt; wir wollen daher zuerst untersuchen,
                                 wie viel Luft genau noͤthig ist, damit die
                                 gewoͤhnlichen Brennmaterialien vollstaͤndig
                                 verbrannt werden.
                              
                           
                              Verbrennung der Holzkohle.
                              Durch die Vereinigung der Kohle mit Sauerstoff bildet sich
                                 ein, dem angewandten Sauerstoffgas genau gleiches, Volum
                                 kohlensaures Gas; man kann sich von dieser Thatsache durch
                                 einen sehr einfachen Versuch uͤberzeugen, welcher
                                 darin besteht, Kohle in atmosphaͤrischer Luft unter
                                 einer durch Queksilber gesperrten Gloke zu verbrennen; das
                                 Volum des in der Gloke enthaltenen Gases ist vor und nach
                                 der Verbrennung genau gleich.
                              Wir haben schon gesagt, daß ein Kubik-Meter
                                 atmosphaͤrische Luft, bei der Temperatur des
                                 schmelzenden Eises 0,21 K. M.K. M. bedeutet Kubik-Meter.A. d. R. Sauerstoff und 0,79 K. M. Stikstoff enthaͤlt;
                                 wenn man diese Quantitaͤten mit dem respectiven
                                 specifischen Gewichte eines Kubik-Meters dieser
                                 Gasarten multiplicirt, so erhaͤlt man
                              
                                 
                                    Sauerstoff,Stikstoff,
                                    0,21 K. M. × 1,434 =
                                       0,301 Kilogr.0,79 K. M. × 1,260 = 0,997
                                       Kilogr.
                                    
                                       
                                       
                                    1,298 Kilogr.
                                    
                                 
                              
                              Ein Kubik-Meter atmosphaͤrische Luft wiegt also
                                 bei 0°, genau 1,298 Kilogramm.
                              Ein Kubik-Meter Kohlensaͤure wiegt bei
                                 0°, 1,974 Kilogr.; da nun das Volum des Sauerstoffs,
                                 wodurch die Saͤure erzeugt wurde, dem der
                                 Saͤure gleich ist, so besteht dieser
                                 Kubik-Meter Kohlensaͤure aus 1,434 Kil.
                                 Sauerstoff, dem Gewicht eines Kubik-Meters dieser
                                 Gasart, und aus 0,540 Kohlenstoff. Ein Kilogramm
                                 Kohlensaͤure enthaͤlt also 0,7264 Sauerstoff
                                 und 0,2736 Kohlenstoff; oder, mit anderen Worten, 3,65 Kil.
                                 Kohlensaͤure, bestehen aus 1 Kil. Kohlenstoff und
                                 2,65 Kil. Sauerstoff.
                              Nach dieser Berechnung sind zur vollstaͤndigen
                                 Verbrennung von 1 Kil. Kohle, 2,65 Kil. Sauerstoff
                                 noͤthig; und da ein Kubik-Meter Sauerstoff
                                 1,434 Kil. wiegt, so erhalten wir 2650/1434 = 1,848 K. M.
                                 fuͤr das Volum von 2,65 Kil. dieser Gasart, bei der
                                 Temperatur von 0°. Um nun zu erfahren, wie viel Luft
                                 noͤthig ist, um diese Quantitaͤt Sauerstoff zu
                                 geben, braucht man nur 1,840 K. M. mit 0,21 oder dem
                                 Verhaͤltniß, in welchem es in der Luft enthalten ist,
                                 zu multipliciren und man erhaͤlt dann 1,840 ×
                                 (100/21) = 8,80 K. M. Ein Kilogramm Kohle braucht also bei
                                 der Temperatur des Eises zur vollstaͤndigen
                                 Verbrennung 8,80 K. M. atmosphaͤrische Luft.
                              Da aber das Volum der Gasarten sich in geradem
                                 Verhaͤltniß mit der Temperatur vermehrt, so
                                 muͤssen wir in Bezug auf den fraglichen Gegenstand
                                 das Volum der Luft auf die mittlere Temperatur reduciren,
                                 welche bei uns + 10°,55 (C.) ist. Die Geseze
                                 fuͤr die Ausdehnung der Gasarten gehoͤren
                                 nicht in das Gebiet der technischen Chemie und wir bringen
                                 daher bloß in Erinnerung, daß der Coëfficient
                                 fuͤr diese Ausdehnung 2,67 ist; wenn man folglich
                                 erfahren will, um wie viel das Volum einer Gasart durch die
                                 Erhoͤhung der Temperatur vermehrt wurde, so muß man
                                 das Volum dieser Gasart bei 0° mit der Anzahl der
                                 Centesimalgrade, um welche sich die Temperatur
                                 erhoͤht hat, multipliciren, und das Product durch
                                 2,67 dividiren; wir erhalten dann
                              8,80 + (8,80 × 10,55)/2,67 = 8,80
                                 + 0,347 = 9,15 K. M.
                              Zur vollstaͤndigen Verbrennung eines Kilogrammes Kohle
                                 sind also bei der mittleren Temperatur 9,15 K. M. oder
                                 beilaͤufig 11 Kil. atmosphaͤrische Luft
                                 noͤthig.
                              
                           
                              Verbrennung der
                                    Steinkohle.
                              Ueber die Zusammensezung der Steinkohlen haben wir bereits
                                 das Noͤthige mitgeteilt; da aber nicht alle
                                 Steinkohlen die Elemente in gleichem
                                 Verhaͤltnisse enthalten, so kann die zu ihrer
                                 Verbrennung erforderliche Menge Luft nicht genau festgesezt
                                 werden. Indessen koͤnnen die Berechnungen, welche wir
                                 nun anstellen wollen, fuͤr die Praxis immer einen
                                 nuͤzlichen Leitfaden abgeben, weil daraus ein unter
                                 den meisten Umstaͤnden annehmbares mittleres Resultat
                                 hervorgeht. Wir nehmen als Beispiel eine Steinkohle, welche
                                 0,800 Kohlenstoff und 0,0167 Wasserstoff enthaͤlt; da
                                 wir nun schon wissen, daß zur Verbrennung Eines Kilogrammes
                                 Kohlenstoff, 9,15 K. M. Luft erforderlich sind, so brauchen
                                 wir, um die zur Verbrennung des Kohlenstoffs erforderliche
                                 Quantitaͤt Luft zu erfahren, nur 0,800 mit 9,15 zu
                                 multipliciren, was 7,320 K. M. gibt. Um die zur Verbrennung
                                 des Wasserstoffs erforderliche Quantitaͤt Luft
                                 auszumitteln, muß man zuerst das Volum dieser Gasart aus
                                 ihrem specifischen Gewicht, welches 0,073 ist, berechnen;
                                 man findet dann, daß 0,0167 Kil. Wasserstoff 1,80 K. M.
                                 einnehmen, und da er bei der Verbrennung sein halbes Volum
                                 Sauerstoff absorbirt, so braucht man nur 180/2 mit 100/21 zu
                                 multipliciren: 0,90 × 100/21 = 4,28 K. M.; addirt man
                                 diese 4,28 K. M. zu 7,320 K. M., so ergibt sich, daß 11,60
                                 K. M. Luft bei der mittleren Temperatur zur
                                 vollstaͤndigen Verbrennung Eines Kilogr.
                                 gewoͤhnlicher Steinkohle noͤthig sind.
                              
                           
                              Verbrennung des Holzes.
                              Nach der in der vorhergehenden Vorlesung angegebenen Analyse
                                 des Holzes enthaͤlt gewoͤhnliches troknes Holz
                                 noch 20 Prozent Wasser als Feuchtigkeit und 80/100
                                 vollkommen troknes Holz enthalten nur 0,416 Kohlenstoff. Man
                                 braucht also diese Zahl nur mit 9,15 zu multipliciren,
                                 welches, wie schon oben bemerkt wurde, das Volum der zur
                                 Verbrennung von 1 Kil. Kohle erforderlichen Menge Luft ist;
                                 und findet dann, daß 0,416 × 9,15 = 3,806 K. M. Luft
                                 von der mittleren Temperatur noͤthig sind, um 1
                                 Kilogr. gewoͤhnliches troknes Holz
                                 vollstaͤndig zu verbrennen.
                              Jezt bleibt uns noch uͤbrig, die Geseze zu studiren,
                                 nach welchen die Luft den brennbaren Koͤrpern
                                 zustroͤmt, wenn diese entzuͤndet sind, und
                                 wenn die Waͤrme, welche sie entwikeln, die sie
                                 umgebende Atmosphaͤre verduͤnnt.
                              
                           
                              Theorie der Schornsteine.
                              Den Zug zu bestimmen, welcher durch die Verbrennung in freier
                                 Luft hervorgebracht wird, waͤre unmoͤglich;
                                 uͤbrigens wuͤrde diese Aufgabe, wenn sie auch
                                 geloͤst werden koͤnnte, doch keinen
                                 praktischen Nuzen gewaͤhren, und wir werden
                                 uns daher nicht damit beschaͤftigen. Anders verhalt
                                 es sich mit dem Zuge, welcher in solchen Feuerraͤumen
                                 erzeugt wird, die durch Waͤnde aus Steinen oder
                                 Gußeisen begraͤnzt sind, und von welchen aus die
                                 verbrannte Luft durch einen dazu besonders bestimmten Kanal
                                 entweicht.
                              Wir werden zuerst die Geschwindigkeit berechnen, womit die
                                 reine erhizte Luft durch diesen Kanal austritt, um die
                                 Quantitaͤt Luft bestimmen zu koͤnnen, welche
                                 in einer Zeit-Einheit, wozu wir eine Sekunde
                                 annehmen, dem Feuerraum zustroͤmt; und wir werden uns
                                 zu dieser Berechnung einer aͤhnlichen Methode
                                 bedienen, wie man sie zur Bestimmung des Wasserquantums,
                                 welches ein Strom liefert, anwendet, wozu man bekanntlich
                                 nur den Durchschnitt des Kanals und die Geschwindigkeit des
                                 Ausflusses zu kennen braucht. Die Erzeugungshoͤhe
                                 dieser Geschwindigkeit ist aber die Differenz, welche
                                 zwischen der Laͤnge der aͤußeren Saͤule
                                 kalter Luft und der Saͤule der erhizten Luft im
                                 Inneren des Schornsteins, Statt findet, wenn leztere auf die
                                 Dichtigkeit der aͤußeren Luft reducirt worden ist;
                                 die Geschwindigkeit aber, womit die Luft in die untere
                                 Oeffnung des Schornsteins hineinstroͤmt, ist gleich
                                 derjenigen, welche ein schwerer Koͤrper erlangt, wenn
                                 er frei von einer dieser Differenz gleichen Hoͤhe
                                 herabfaͤllt.
                              Um dieses wichtige Gesez verstaͤndlicher zu machen,
                                 wollen wir annehmen, man habe in die Seitenwand eines mit
                                 Wasser angefuͤllten großen Gefaͤßes, welches
                                 in AA
                                 '
                                 Fig.
                                    1 und 2.
                                 vorgestellt ist, eine Oeffnung B
                                 gemacht, woran eine kniefoͤrmig gebogene
                                 Roͤhre CC
                                 ' angebracht ist, die bis an den
                                 oberen Rand des Gefaͤßes hinaufreicht; das Niveau
                                 wird sich herstellen und das Wasser in C auf gleicher Hoͤhe wie
                                 in A seyn. Nehmen wir nun an,
                                 man stelle einen Ofen D unter
                                 die Roͤhre CC
                                 ', so wird das darin enthaltene
                                 Wasser sich durch die Hize ausdehnen und sein specifisches
                                 Gewicht geringer werden; die Wassersaͤule CC
                                 ' wird sich also
                                 verlaͤngern muͤssen, um mit der Saͤule
                                 AB ins Gleichgewicht
                                 zu kommen, und die erhizte Fluͤssigkeit wird steigen
                                 und uͤber den oberen Rand C' auslaufen; wenn man zwischen dem Punkt C' und dem Gefaͤß A eine Verbindung herstellen
                                 wuͤrde, so wie sie in der Zeichnung durch punktirte
                                 Linien angedeutet ist, so wuͤrde sich waͤhrend
                                 der ganzen Zeit, daß das Feuer unterhalten wird, eine
                                 Circulation herstellen.
                              Nimmt man nun an, daß die Roͤhre CC
                                 ', an Statt seitwaͤrts,
                                 sich in der Mitte des Gefaͤßes AA befindet, wie sie in
                                 Fig.
                                    2. vorgestellt ist, und daß auf irgend eine Art
                                 die in CC
                                 ' enthaltene Fluͤssigkeit
                                 erhizt wird, so wird sich ebenfalls eine aufsteigende
                                 Stroͤmung herstellen und die erhizte
                                 Fluͤssigkeit wird in C'
                                 uͤberlaufen.
                              Das leztere Beispiel bietet ein treues Bild von demjenigen
                                 dar, was in einem Schornsteine vorgeht,
                                 wo man Feuer macht; das Gefaͤß AA stellt die
                                 Atmosphaͤre kalter Luft vor und die Roͤhre CC
                                 ' den Kanal des Schornsteins.
                                 Die erhizte Luft steigt in die Hoͤhe und tritt durch
                                 die obere Oeffnung des Schornsteins in die
                                 Atmosphaͤre aus.
                              Um die Geschwindigkeit zu erfahren, womit die Luft durch die
                                 untere Oeffnung hineindringt, muß man, wie wir bereits
                                 bemerkt haben, die Differenz ausmitteln, welche zwischen der
                                 inneren Saͤule verduͤnnter Luft, reducirt auf
                                 die Laͤnge, welche sie haben wuͤrde, wenn sie
                                 auf die Temperatur der umgebenden Luft erniedrigt
                                 waͤre, und zwischen der wirklichen Laͤnge des
                                 Schornsteins, welches die der aͤußeren Saͤule
                                 ist. Statt findet. Wir wollen als Beispiel einen Schornstein
                                 von 10 Meter Hoͤhe annehmen, dessen mittlere
                                 Temperatur 100° (C.) ist, waͤhrend die
                                 Atmosphaͤre 0° hat; um die Laͤnge der
                                 Saͤule auf 100° erhizter Luft, auf diesen Grad
                                 zu reduciren, wollen wir erinnern, daß das Volum der
                                 Gasarten mit jedem hoͤheren Grade des
                                 hunderttheiligen Thermometers sich am 1/375
                                 vergroͤßert; so wiegen 100 K. M. Luft von 0°
                                 eben so viel wie 137,50 K. M. Luft von 100°, und eine
                                 Luftsaͤule, welche bei 100°, 10 Meter lang
                                 ist, wuͤrde auf 0° reducirt, nur 7,10 oder
                                 1000/1375 Meter lang seyn.
                              
                                 
                                    Die aͤußere
                                       Saͤule wird bei der Temp. 0°
                                       haben
                                    10 M.
                                    
                                 
                                    und die innere
                                       Saͤule bei 100°, auf 0°
                                       reducirt
                                      7,10
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––
                                    
                                 
                                           Differenz
                                      2,90
                                    
                                 
                              Die Luft wird also in die untere Oeffnung eines solchen
                                 Schornsteins mit einer Geschwindigkeit
                                 hineinstroͤmen, welche gleich derjenigen ist, die ein
                                 schwerer Koͤrper erlangt, wenn er von 2,90 Meter
                                 Hoͤhe herabfaͤllt. Um diese Geschwindigkeit zu
                                 bestimmen, muß man diese Zahl mit 19,62, dem
                                 Coëfficienten des Falles der Koͤrper,
                                 multipliciren, und aus dem Product die Quadratwurzel
                                 ausziehen; denn nach dem von Gallilaͤi entdekten Geseze ist die
                                 Geschwindigkeit, welche die Koͤrper waͤhrend
                                 ihres freien Falles erlangen, den Quadratwurzeln der
                                 durchlaufenen Raͤume proportional; bei unserem
                                 Beispiele wird die Geschwindigkeit also seyn
                              √(19,62 × 2,90) =
                                 √56,89 = 7,52 Meter.
                              Die Geschwindigkeit von 7,52 Meter fuͤr die Sekunde
                                 ist diejenige, womit die Luft in die untere Oeffnung des
                                 Schornsteins hineinstroͤmt, und nicht diejenige,
                                 womit sie im Inneren dieses Schornsteins aufsteigt; denn die
                                 Differenz zwischen diesen beiden Bewegungen wird noch durch
                                 das Gewicht der verbrannten Luft, welche Kohle mit sich
                                 reißt, vergroͤßert. Damit man die angegebenen
                                 Berechnungen schneller und leichter anstellen
                                 kann, hat Hr. Clément eine
                                 Tabelle berechnet, welche die Geschwindigkeiten fuͤr
                                 eine Sekunde angibt, die ein Koͤrper erlangt, welcher
                                 von einer Hoͤhe zwischen 5 Centimeter und 10 Meter
                                 herabfaͤllt.
                              
                                 
                                    Hoͤhe
                                    Geschwindigkeit in
                                    1'' Minute
                                    Hoͤhe
                                    Geschwindigkeit in
                                    1'' Minute
                                    
                                 
                                    0,051
                                    
                                    1
                                    5
                                    
                                      9,91
                                    
                                 
                                       0,25
                                    
                                    2,22
                                    5,50
                                    
                                    10,35
                                    
                                 
                                       0,50
                                    
                                    3,13
                                    6
                                    
                                    10,85
                                    
                                 
                                       0,75
                                    
                                    3,84
                                    6,50
                                    
                                    11,29
                                    
                                 
                                       1,00
                                    
                                    4,43
                                    7
                                    
                                    11,75
                                    
                                 
                                       1,50
                                    
                                    5,41
                                    7,50
                                    
                                    12,15
                                    
                                 
                                       2
                                    
                                    6,29
                                    8
                                    
                                    12,60
                                    
                                 
                                       2,50
                                    
                                    7,01
                                    8,50
                                    
                                    12,88
                                    
                                 
                                       3
                                    
                                    7,66
                                    9
                                    
                                    13,28
                                    
                                 
                                       3,50
                                    
                                    8,29
                                    9,50
                                    
                                    13,68
                                    
                                 
                                       4
                                    
                                    8,87
                                    10
                                    
                                    14
                                    
                                 
                                       4,50
                                    
                                    9,40
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                              Wenn die Geschwindigkeit, womit die Luft durch die Oeffnung
                                 des Feuerraumes zustroͤmt, bekannt ist, so braucht
                                 man, um ihre Quantitaͤt zu bestimmen, bloß die Zahl,
                                 welche diese Geschwindigkeit in irgend einer Einheit
                                 ausdruͤkt, mit der Oberflaͤche dieser
                                 Oeffnung, welche in Einheiten derselben Art berechnet ist,
                                 zu multipliciren. Wenn wir leztere in dem vorhergehenden
                                 Beispiele zu 50 Centimeter Seitenlange annehmen, so erhalten
                                 wir 0,50 × 0,50 = 0,25 Quadrat-Centimeter
                                 Oberflaͤche, die mit 7,52 Meter multiplicirt, 1,88 K.
                                 M. fuͤr die Luft ergeben, welche in diesem Falle in
                                 jeder Sekunde durch das brennende Brennmaterial
                                 hindurchzieht.
                              
                           
                        
                           Fuͤnfte VorlesungAm angef. Orte, S. 247.A. d. R..
                           Die wirkliche Geschwindigkeit, womit die verbrannte Luft in einen
                              Schornstein aufsteigt, ist nicht derjenigen gleich, welche in
                              der lezten Vorlesung bestimmt wurde, weil die Luft, in dem sie
                              die Verbrennung unterhalt, eine chemische Veraͤnderung
                              erleidet und dadurch auch ihre Dichtigkeit aͤndert. Der
                              horizontale Durchschnitt des Schornsteins ist uͤbrigens
                              in den meisten Faͤllen groͤßer, als derjenige der
                              in seiner Wand angebrachten Oeffnung, durch welche die
                              verbrannte Luft hineintritt; und da die Geschwindigkeit des
                              Aufsteigens der Capacitaͤt des Kanales, worin sich die
                              Fluͤssigkeit bewegt, proportional ist, so
                              veraͤndert sie sich in dem Verhaͤltnisse, als die
                              Oberflaͤche des Durchschnittes des Schornsteins
                              groͤßer oder kleiner wird. Um diese Geschwindigkeit zu
                              bestimmen, muß man also die Quantitaͤt der Luft, welche
                              in den Schornstein hineintrat, durch die Oberflaͤche des
                              Durchschnittes an der Stelle, wo man die Aufsteigungskraft
                              kennen will, dividiren; und da die großen Schornsteine sich
                              gewoͤhnlich verengern, so wird
                              diese Oberflaͤche desto kleiner, je hoͤher sie
                              hinaufkommt und die Geschwindigkeit wird also immer
                              groͤßer werden.
                           Man kann den Druk, wodurch die heiße Luft in einen Schornstein
                              hinaufgetrieben wird, auf eine directe Weise messen, wenn man an
                              demselben einen mit Wasser gefuͤllten umgekehrten Heber
                              anbringt. Wenn man in die Seitenwand des Schornsteins, welcher
                              in Fig.
                                 3. im Durchschnitte vorgestellt ist, ein kleines Loch
                              bohrt und darin eine gehoͤrig gekruͤmmte
                              Glasroͤhre befestigt, worin sich Wasser befindet, so wird
                              die Entfernung zwischen dem Niveau des Wassers in dem einen und
                              in dem anderen Schenkel der Roͤhre, in F und in T, die Aufsteigkraft der inneren Saͤule
                              erhizter Luft anzeigen, wenn man die Differenz zwischen dem
                              Gewichte dieser Saͤule und demjenigen der aͤußeren
                              Saͤule bestimmt; um die Geschwindigkeit, womit die heiße
                              Luft aufsteigt, zu erfahren, braucht man daher bloß noch die
                              Hoͤhe der kleinem Wassersaͤule, welche diese
                              Differenz angibt, auf eine Luftsaͤule von gleichem
                              Gewicht zu reduciren und die Geschwindigkeit zu berechnen,
                              welche ein Koͤrper beim Herabfallen von der Hoͤhe
                              dieser Saͤule erlangen wuͤrde. Nehmen wir an, die
                              Differenz des Niveaus betrage einen Centimeter (und mehr wird
                              sie selten betragen), so muß man sie, um diese Reduction
                              anzustellen, mit dem Verhaͤltniß der specifischen
                              Gewichte des Wassers und der Luft, welches beilaͤufig wie
                              1 zu 800 ist, multipliciren; man erhaͤlt also 0,01 M.
                              × 800 = 8 Meter, und die aus dieser Hoͤhe
                              hervorgehende Geschwindigkeit wird √(19,62 × 8) =
                              12,60 M. seyn.
                           Der Sauerstoff der Luft bildet durch Verbrennung des in dem
                              Brennmaterial enthaltenen Wasserstoffs, Wasser in Dampfgestalt,
                              welches auch in diesem Zustande verbleibt und in die
                              Hoͤhe steigt, weil sich die Waͤrme in einem
                              Schornstein sehr wenig vermindert; der nicht verbrennliche Theil
                              der Luft, der Stikstoff, steigt ebenfalls in die Hoͤhe,
                              weil er auch leichter als sie ist; diese beiden Substanzen
                              verhindern also das Aufsteigen nicht; hingegen ist die durch
                              Vereinigung des Kohlenstoffs mit dem Sauerstoff entstehende
                              Kohlensaͤure dichter als die Luft und vergroͤßert
                              daher das Gewicht der verbrannten Luft.
                           Wir wollen zuerst berechnen, wie schwer ein Kubik-Meter
                              vollkommen mit Kohle gesaͤttigter Luft seyn
                              wuͤrde.
                           Ein Kubik-Meter Luft von 0° enthaͤlt, wie
                              wir bereits bemerkt
                           
                              
                                 haben: Stikstoff 0,790
                                    M., welche wiegen
                                 0,997 K.
                                 
                              
                                 und Sauerstoff
                                    0,210
                                 0,301
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                        Summa
                                 1,298 K.
                                 
                              
                           und da 8,80 K. M. Luft noͤthig
                              sind, um 1 Kilogr. Kohle zu verbrennen, so wird 1
                              Kubik-Meter davon
                           
                              
                                 1 Kilogr./8,80 =
                                 
                                 
                                 0,114
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 verzehren.
                                 Summa
                                 
                                    1,412 K.
                                    
                                 
                              
                           Da die Luft durch ihre Vereinigung mit Kohlenstoff ihr Volum
                              nicht veraͤndert, so wird also ein Kubik-Meter
                              vollkommen mit Kohlenstoff gesaͤttigter Luft, bei
                              0°, 1,412 Kilogr. wiegen.
                           Um die mittlere Temperatur eines Schornsteins zu erfahren, kann
                              man in verschiedenen Hoͤhen desselben, z.B. in P, Q, R, S (Fig.
                                 3.) Thermometer anbringen und von den verschiedenen
                              Graden, welche sie anzeigen, das Mittel nehmen, oder auch bloß
                              einen einzigen Thermometer in der Mitte der Hoͤhe
                              aufstellen.
                           Wir wollen sie zu 100° und die Hoͤhe des
                              Schornsteins zu 20 Meter annehmen und nun die Geschwindigkeit
                              ausmitteln, womit die Vollkommen gesaͤttigte Luft, deren
                              Dichtigkeit wir bei 0° = 1,412 fanden, aufsteigt. Wir
                              werden auch die Dichtigkeit der reinen Luft, welche = 1,298 ist,
                              zur Einheit nehmen und sie = 1,000 sezen. Da sich das Volum der
                              Gasarten mit jedem hoͤheren Grade des hunderttheiligen
                              Thermometers um 1/375 vermehrt, so wird ein Kubik-Meter
                              gesaͤttigter Luft, auf 100° erhizt, 1,375 Meter
                              einnehmen und seine Dichtigkeit wird also dann 1412/1375 = 1020
                              seyn, und wenn die der Luft zu 1,000 angenommen wird, folglich =
                              793. Die Laͤnge der
                           
                              
                                 aͤußeren
                                    Saͤule wird also gleich
                                 20 M.
                                 
                              
                                 und die der inneren
                                    reducirten Saͤule = 20 × 793/1000 =
                                 15,80
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                         Differenz
                                 
                                    4,201
                                    
                                 
                              
                           und die dieser Hoͤhe zukommende
                              Geschwindigkeit = √(19,62 × 420) = √82,40 =
                              9,07 M. seyn; nimmt man die Seite des Durchschnittes des
                              Schornsteins = 0,50 M. an, so wird seine Capacitaͤt 25
                              Quadrat-Centimeter betragen, und da die Quantitaͤt
                              Luft, welche durch diesen Durchschnitt hindurchgehen wird, durch
                              das Product ihrer Oberflaͤche in ihre Geschwindigkeit,
                              bestimmt wird, so wird sie 2,28 Kubik-Meter betragen,
                              denn 9,07 M. × 0,25 = 2,28 K. M.
                           So gut aber auch die Feuerraͤume construirt seyn
                              moͤgen, so wird doch die Luft darin niemals
                              vollstaͤndig verbrannt und es geht immer noch solche
                              hindurch, die keine Veraͤnderung erlitten hat. Die
                              Quantitaͤt derselben ist jedoch sehr wandelbar, weil sie
                              von der Einrichtung des Feuerheerdes, von der Natur und der Form
                              des Brennmateriales und von der Dike der auf den Rost gelegten
                              Schichte abhaͤngt. Man koͤnnte diese Schichte
                              durch Vergroͤßerung ihrer Dimensionen verringern, aber
                              man wurde dadurch in einen anderen Nachtheil verfallen, dessen
                              Vermeidung noch wichtiger ist, denn wenn Kohlensaͤure bei
                              einer hohen Temperatur mit Kohle in Beruͤhrung kommt, so
                              verbindet sie sich mit derselben zu Kohlenoxydgas und verursacht
                              dadurch einen Verlust von Brennmaterial. Die Luft, welche zur
                              Verbrennung gedient hat, ist also nie vollstaͤndig
                              gesaͤttigt, was wir in den vorhergehenden Beispielen
                              vorausgesezt hatten; sie ist gewoͤhnlich nur zur
                              Haͤlfte und bisweilen nur zu einem Drittel
                              gesaͤttigt; man kann jedoch, ohne einen Fehler zu
                              begehen, annehmen, daß die Haͤlfte der durch das
                              Brennmaterial ziehenden Luft unbenuzt durch den Schornstein
                              aufsteigt, und um den Verlust auszugleichen, muß man also dem
                              Brennmaterial die doppelte Menge Luft zustroͤmen lassen.
                              Da sich die Dichtigkeit der verbrannten Luft, welche alsdann
                              weniger Kohlenstoff als in den vorher untersuchten
                              Faͤllen enthalten wird, vermindert hat, so wird die
                              Geschwindigkeit, womit sie in den Schornstein aufsteigt,
                              verhaͤltnißmaͤßig zunehmen; wir theilen hier die
                              Berechnung der Geschwindigkeit mit, welche sie in einem
                              Schornstein von 20 Meter Hoͤhe, dessen Temperatur
                              100° ist, erlangen wird. Das Gewicht eines
                              Kubik-Meters vollkommen gesaͤttigter Luft, von
                              0°,
                           
                              
                                 wurde bestimmt
                                    zu
                                 1,412 Kil.
                                 
                              
                                 und das Gewicht eines
                                    Kubik-Meters reiner Luft, wovon man die
                                    doppelte Menge hinzuthun muß, zu
                                 1,298 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Das Gewicht der beiden
                                    zur Haͤlfte gesaͤttigten
                                    Kubik-Meter wird also betragen
                                 2,710 Kil.
                                 
                              
                           Die Dichtigkeit eines zur Haͤlfte gesaͤttigten
                              Kubik-Meters Luft von 0°, wird also 2710/2 oder
                              1,355 seyn, und ihre Dichtigkeit bei 100° = 1,355/1,375 =
                              0,985; nimmt man, wie wir es oben thaten, die Dichtigkeit der
                              reinen Luft zu 1,000 an und reducirt darnach, so betraͤgt
                              sie, 0,760.
                           
                              
                                 Die Laͤnge der
                                    aͤußeren Luftsaͤule wird also seyn
                                 20,00 M.
                                 
                              
                                 und die der inneren
                                    reducirten Luftsaͤule = 20 × 760/1000
                                    =
                                 15,20
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                         Differenz
                                 
                                      4,80 M.
                                    
                                 
                              
                           Die dieser Hoͤhe zukommende Geschwindigkeit wird
                              √(19,62 × 480) = 9,71 Meter seyn, und von der mit
                              dieser Geschwindigkeit sich bewegenden Luft werden in einer
                              Sekunde durch eine Oeffnung von 25
                              Quadrat-Centimeter, 9,71 × 0,25 = 2,43
                              Kubik-Meter entweichen.
                           Da man bisweilen genoͤthigt ist, so viel als
                              moͤglich die Quantitaͤt des Rauches zu verringern,
                              welcher immer aus dem Schornsteine eines Feuerraumes entweicht,
                              so gut dieser auch eingerichtet seyn mag, so hat man
                              verschiedene andere Constructionen von Schornsteinen ersonnen.
                              Vor einigen Jahren versuchte man den Rauch von den
                              Badehaͤusern auf der Seine zu Paris, so zu sagen auf die
                              Oberflaͤche des Flusses herabzuschuͤtten; man
                              haͤtte zu diesem Ende oben auf dem vertikalen
                              Schornsteine einen horizontalen Kanal angebracht, welcher den
                              Rauch in eine herabsteigende Roͤhre fuͤhrte, die
                              ihn bis in die Naͤhe des Niveaus des Wassers leitete.
                              Dieses Versuch gelang nicht. Man kann jedoch Schornsteine von
                              dieser Einrichtung mit sehr starkem Zug herstellen, muß aber zu
                              diesem Ende den oberen horizontalen Kanal in einem Kasten
                              circuliren lassen, welcher mit Wasser gefuͤllt ist, das
                              auf der moͤglichst niedrigen Temperatur erhalten wird;
                              die mit Kohlenstoff gesaͤttigte Luft kuͤhlt sich
                              in diesem Kanale ab, erhaͤlt dadurch ein groͤßeres
                              specifisches Gewicht, als die umgebende Luft und stuͤrzt
                              sich durch ihr eigenes Gewicht in den herabsteigenden
                              Schornstein; unter diesen Umstaͤnden wird das Aufsteigen
                              des Rauches durch zwei verschiedene Triebkraͤfte
                              veranlaßt, durch die Leichtigkeit der verbrannten und heißen
                              Luft in dem aufsteigenden und durch die Schwere der verbrannten
                              erkaͤlteten Luft in dem niedersteigenden
                              SchornsteineHr. Jeffrys hat den Rauch in
                                    einem niedersteigenden Schornsteine dadurch verdichtet,
                                    daß er seinen Zug vermittelst eines Verfahrens
                                    verstaͤrkte, welches in vielen Faͤllen
                                    leichter anzuwenden seyn wird, als das von Hrn. Clément angegebene. Es
                                    besteht darin, in den niedersteigenden Kanal einen Strom
                                    Wasser als feinen Regen streichen zu lassen, welcher den
                                    Rauch verdichtet und mit sich reißt. Die Beschreibung
                                    desselben findet man im Recueil
                                       industr. Bd. VIII. S. 32. (im Polyt. Journ. Bd. XVIII. S.
                                       9.)A. d. O..
                           Ehemals versah man jeden Ofen in einer Fabrik mit einem
                              besonderen kleinen Schornsteine, wie es noch hinsichtlich der
                              Schornsteine von den Wohnungen der Fall ist; dieß war eine sehr
                              fehlerhafte Methode. Heute zu Tage versieht man die Fabriken mit
                              einem einzigen sehr großen Schornsteine, der zuweilen gegen 150
                              bis 160 Meter hoch ist und die Verbrennungsproducte einer großen
                              Anzahl von Feuerraͤumen aufnimmt, so wie eine große
                              Roͤhre das ihr von einer großen Anzahl kleiner
                              Leitungsroͤhren zugefuͤhrte Wasser. Diese großen
                              Schornsteine werden im Centrum der Fabriken angebracht und der
                              Rauch wird in dieselben durch unterirdische Kanaͤle
                              hineingeleitet, die unter dem ganzen Boden, welchen die Fabrik
                              einnimmt, fortlaufen; so daß man immer einen Kanal in der
                              Naͤhe findet, wenn man einen neuen Ofen bauen will und
                              daher keinen besonderen Schornstein zu errichten noͤthig
                              hat. Abgesehen von diesem Vortheile, kommen die großen
                              Schornsteine auch wohlfeiler zu stehen, und ihr Zug ist um so
                              staͤrker, je mehr verbrannte Luft man
                              hineinstroͤmen laͤßt, in dem man dieselbe mit
                              einer groͤßeren Anzahl von Feuerraͤumen
                              communiciren laͤßt. Wenn der Durchmesser des
                              Schornsteines jedoch nicht groß genug seyn sollte, muß man die
                              Vorsicht gebrauchen, zu verhindern, daß die von entgegengesezten
                              Seiten ankommenden Rauchstroͤme sich entgegentreten, wie
                              dieses Fig.
                                 4. durch die punktirten Pfeile in G zeigt. Dieses bewirkt man leicht durch die
                              Errichtung kleiner Scheidewaͤnde HH, die sich nur ein wenig
                              uͤber die Oeffnung, durch welche der Rauchstrom zutritt,
                              erheben muͤssen und dessen Richtung abaͤndern;
                              wenn die Leitung unterirdisch ist, bringt man an ihrem Ende eine
                              Beugung KK an; in diesem
                              lezteren Falle nimmt der von entgegengesezten Punkten
                              herkommende Rauch eine und dieselbe Richtung an, und es ist
                              daher unnuͤz, noch irgend eine andere Einrichtung zu
                              machen.
                           
                        
                           Sechste Vorlesung.
                           
                              Bau der Schornsteine.
                              Die großen Schornsteine, von deren Vortheilen wir in der
                                 lezten Vorlesung sprachen, werden in England ohne
                                 betraͤchtliche Kosten und sehr schnell erbaut, ohne
                                 daß dadurch ihre Festigkeit oder ihr schoͤnes Aeußere
                                 beeintraͤchtigt wird; die Fig.
                                    5 und 6.
                                 zeigen den Aufriß und Durchschnitt eines solchen zu
                                 Wesserling errichteten Schornsteins, welcher zur
                                 stuͤndlichen Verbrennung von 300 Kilogrammen (60
                                 Ctr.) Steinkohlen hinreicht; er wurde mit eigens hiezu
                                 bereiteten trapezoidalen Steinen gebaut; man kann sie aber
                                 durch gewoͤhnliche rechtekige Bausteine ersezen, ohne
                                 daß die groͤßere Dike des Bindungsmittels, welches
                                 die Fugen ausfuͤllt, den Widerstand des Schornsteins
                                 gegen die Winde schwaͤcht. Die englischen Arbeiter
                                 bauen diese Schornsteine sehr hoch, ohne ein Geruͤst
                                 zu machen, welches allein in Frankreich oft schon theurer zu
                                 stehen kommt, als der ganze Bau in England. Sie machen zu
                                 diesem Ende in zwei der inneren Seiten des Schornsteines und
                                 in einer Entfernung von zwei bis drei Fuß in der
                                 Hoͤhe, Oeffnungen, in die sie das Ende von Balken
                                 hineinsteken, auf welchen sie dann einen Boden herstellen.
                                 Ein kleiner in der Mitte dieses Bodens, uͤber einer
                                 darin gelassenen Oeffnung, angebrachter Wellbaum dient, um
                                 die Materialien in die Hoͤhe zu ziehen, welche so den
                                 Arbeitern durch die Mitte des Schornsteins zukommen. Wenn
                                 die Mauern so weit aufgefuͤhrt sind, daß die Arbeiter
                                 nicht mehr leicht arbeiten koͤnnen, bringen sie in
                                 die oberen Oeffnungen Balken und stellen so einen neuen
                                 Boden her. Sie reißen dann das ganze Geruͤst, auf
                                 welchem sie sich befanden, weg, mit Ausnahme eines einzigen
                                 Balkens, welchen sie immer auf
                                 derselben Seite an seiner Stelle lassen, so daß alle von
                                 unten herauf zuruͤkgelassenen Balken mit einander
                                 eine Leiter bilden, auf welcher die Arbeiter waͤhrend
                                 des ganzen Baues bis oben auf den Schornstein hinaufsteigen
                                 koͤnnen.
                              Man muß diese Schornsteine so bauen, daß sie von unten hinauf
                                 sich sehr verengern und daher auf ihren Grundmauern mit
                                 einer sehr breiten Basis aufliegen, welche der Gewalt der
                                 Winde widerstehen kann. Es ist unnuͤz, ihren Wanden
                                 eine große Dike zu geben; eine Mauer von zwei oder
                                 hoͤchstens anderthalb Steinen, ist in allen
                                 Faͤllen hinreichend; denn jeder Stein muß immer die
                                 ganze uͤber ihm liegende Masse tragen, die Mauer mag
                                 nun aus vier oder aus zwei Reihen bestehen und sobald er an
                                 und fuͤr sich so fest ist, daß er Durch dieses
                                 Gewicht nicht leidet, ist es hinreichend, daß die Mauer dem
                                 Seitendruk widerstehen kann.
                              Oft ist es nicht noͤthig, zum Bau eines Schornsteins
                                 Kalkmoͤrtel anzuwenden; in jedem Falle kann er doch
                                 bloß zur Außenseite benuzt werden, welche eine niedrige
                                 Temperatur beibehaͤlt und der Feuchtigkeit ausgesezt
                                 ist; das Innere muß immer mit Moͤrtel von Thon
                                 (Ofenerde) gemacht werden, welcher weniger kostspielig ist
                                 und wozu man das Material oft bei dem Ausgraben des Grundes
                                 des Schornsteins vorfindet.
                              Um der aͤußeren Wand immer gleiche Neigung zu geben,
                                 bedient man sich in England eines sehr einfachen Mittels,
                                 naͤmlich einer Art von Fallwaage, welche aus einer an
                                 einem Richtscheite angebrachten Sezwaage besteht, die in
                                 Fig.
                                    7. vorgestellt ist. Die Kante N ist gegen die entgegengesezte
                                 Kante M um eben so viel geneigt,
                                 als die aͤußere Wand des Schornsteins es gegen eine
                                 senkrechte Linie seyn muß; so oft nun die Kante N an die Mauer angelegt wird und
                                 die Schnur mit der Bleikugel, mit der Kante M zusammentrifft, wird offenbar
                                 die Mauer gleichmaͤßig geneigt seyn. Wenn man
                                 isolirte Schornsteine baut, so wendet man bisweilen einen
                                 Mantel aus Metall an Statt eines mit Mauersteinen
                                 aufgefuͤhrten an; ein solcher hat aber den Nachtheil,
                                 daß er die innere Luftsaͤule vielmehr abkuͤhlt
                                 und daher, unter uͤbrigens gleichen
                                 Umstaͤnden, einen viel geringeren Zug hat; es kann
                                 jedoch Umstaͤnde geben, wo es vorteilhaft ist, sich
                                 eines solchen zu bedienen, z.B. wenn man eine Fabrik auf
                                 einem gepachteten Grunde errichtet, in welchem Falle man
                                 einen metallenen Schornstein nach abgelaufener Pachtzeit
                                 mitnehmen kann; er muß aber dann aus Kupfer und nicht aus
                                 Eisen gemacht werden, weil lezteres Metall sehr schnell
                                 verdirbt, wenn es wechselsweise dem Einfluß der Feuchtigkeit
                                 und der Waͤrme ausgesezt wird.
                              Die Zuͤge (Kanaͤle) der Rauchfaͤnge
                                 fuͤr die Wohnungen verfertigt man jezt
                                 aus gußeisernen Roͤhren, welche in das Innere der
                                 Wand eingelegt werden, oder auch aus eigens in Gestalt von
                                 Kreissegmenten geformten Steinen, welche durch ihre
                                 Vereinigung einen kreisfoͤrmigen Kanal bilden.
                                 Leztere sind zwekmaͤßiger als die gußeisernen
                                 Roͤhren, welche sich durch die Waͤrme
                                 ausdehnen und dadurch in den Mauern Risse Hervorbringen
                                 muͤssen: dessenungeachtet sind sie nicht so sehr im
                                 Gebrauche, wie die gußeisernen. Die Anwendung solcher
                                 Roͤhren, welche nur sechs bis zehn Zoll Durchmesser
                                 haben, ist eine große Vervollkommnung in der Einrichtung der
                                 Rauchfaͤnge der Wohnungen, deren Oeffnung noch
                                 allgemein fuͤnfzig bis hundert Mal zu groß ist.
                              
                           
                              Einfluß der Winde auf den Zug der
                                    Schornsteine.
                              Die Winde haben auf den Zug der Schornsteine einen desto
                                 groͤßeren Einfluß, je weniger schnell der Rauch in
                                 denselben emporsteigt. Deßwegen ist derselbe auch besonders
                                 bei den gewoͤhnlichen Rauchfaͤngen der
                                 Wohnungen merkbar, in welchen die
                                 Aufsteigungs-Geschwindigkeit der verbrannten Luft
                                 bisweilen nur einen Viertels-Meter fuͤr die
                                 Sekunde, hingegen diejenige des Windes oft zwanzig Meter
                                 waͤhrend derselben Zeit, betraͤgt. Daß die
                                 verbrannte Luft mit so geringer Geschwindigkeit in diesen
                                 Rauchfangen aufsteigt, ruͤhrt hauptsaͤchlich
                                 von ihren großen Dimensionen her; ihre untere Oeffnung
                                 gewaͤhrt einer so betraͤchtlichen Menge kalter
                                 Luft Zutritt, daß die innere Saͤule sogleich
                                 abgekuͤhlt wird und der Rauch in Folge seines
                                 specifischen Gewichtes herabzusteigen strebt. Dadurch
                                 entstehen Stroͤme, welche sich in entgegengesezten
                                 Richtungen bewegen, wodurch gewissermaßen ein innerer
                                 Kreislauf gebildet wird, der schon von Franklin beobachtet
                                 wurde; es ist also offenbar, daß, sobald der Wind eine dem
                                 Austreten des Rauches hinderliche Richtung hat, lezterer in
                                 die Schornsteine, worin dieses Statt findet,
                                 zuruͤkgedraͤngt wird. Der Wind wirkt jedoch
                                 nicht immer unguͤnstig; wenn er vollkommen horizontal
                                 und folglich senkrecht auf den Zug des Schornsteins ist,
                                 saugt er den Rauch von dessen oberer Muͤndung
                                 gewissermaßen auf und zieht ihn heraus. Diese Erscheinung
                                 welche unter der Benennung Mittheilung
                                    der Bewegung von der Seite (communication latérale du mouvement)
                                 bekannt ist findet auch bei einem horizontalen Kanale Statt,
                                 welcher durch eine seitwaͤrts angebrachte
                                 Roͤhre mit einem darunter befindlichen
                                 Behaͤlter in Verbindung steht. Wenn eine
                                 Fluͤssigkeit mit einer gewissen Geschwindigkeit in
                                 diesem Kanale circulirt, so saugt er das in diesem
                                 Behaͤlter befindliche Wasser ein. Venturi, ein sehr ausgezeichneter
                                 italiaͤnischer Physiker, hat uͤber diesen
                                 Gegenstand ein sehr merkwuͤrdiges Werk bekannt
                                 gemacht, welches aber selten wird.
                              Wenn sich neben dem Schornstein, und zwar auf der Seite,
                                 welche derjenigen, von welcher der Wind
                                 kommt, entgegengesezt ist, eine Flaͤche befindet, die
                                 sich dem freien Durchgang des Windes entgegenstellt, so
                                 stoͤßt er gegen dieses Hinderniß und uͤbt dann
                                 in allen Richtungen einen Druk aus, welcher sich dem
                                 Heraustreten des Rauches widersezt. Ein gegen diese
                                 Flaͤche gestellter Barometer wuͤrde diesen
                                 Druk anzeigen und man koͤnnte ihn damit messen. Wenn
                                 die Geschwindigkeit, womit der Rauch aus dem Kamine
                                 herausfahrt, diesen Druk nicht uͤberwindet, so
                                 hoͤrt der Zug auf und der Rauch wird wieder in den
                                 Schornstein zuruͤkgedraͤngt, aus welchem er
                                 sodann durch die untere Oeffnung entweicht. Befindet sich
                                 hingegen die Flaͤche zwischen dem Wind und dem
                                 Schornstein, so entsteht hinter dieser Flaͤche ein
                                 verduͤnnter Raum, welcher seinen Zug
                                 verstaͤrkt und je starker der Wind ist, desto
                                 schneller steigt der Rauch auf; denn dieser
                                 verduͤnnte Raum wird durch die von der Seite
                                 mitgetheilte Bewegung hervorgebracht, in deren Folge der
                                 Wind die Luft, welche sich ruhig hinter der Flaͤche
                                 befand, mit sich reißt und je schneller er ist, desto
                                 vollkommener muß der leere Raum seyn.
                              
                           
                              Apparat um die nachtheiligen Wirkungen
                                    der Winde auf die Schornsteine der Wohnungen zu
                                    verhindern.
                              Man hat viele fixe und bewegliche Apparate vorgeschlagen, um
                                 die nachteilige Wirkung des Windes auf die Schornsteine zu
                                 vernichten; der folgende, welchen man auf der
                                 Industrie-Ausstellung zu Paris im J. 1827 sah,
                                 scheint seinen Zwek vollkommen zu erfuͤllen. Er
                                 besteht aus einem Cylinder von geschlagenem Kupfer oder
                                 Eisenblech, dessen Durchmesser groͤßer ist als jener
                                 der Roͤhre am Ende des Schornsteines, auf welche er
                                 so wie es Fig.
                                    8. zeigt, aufgesezt wird. In den Umfang und in die
                                 Boͤden dieses Cylinders ist eine große Anzahl von
                                 Loͤchern gebohrt, durch welche der Rauch austritt;
                                 ihr Durchmesser und ihre Anzahl muͤssen so berechnet
                                 seyn, daß die Summe der Oberflaͤchen dieser
                                 Oeffnungen groͤßer als die des Durchschnittes der
                                 Roͤhre L ist. Diese
                                 Locher werden vermittelst eines konischen Durchschlages
                                 hineingeschlagen, welcher sie so zu sagen auslieft und ihnen
                                 die Gestalt abgestuzter, oben offener Kegel gibt, deren
                                 Basis sich auf den Cylinder stuͤzt. Man sieht, daß
                                 durch diese Einrichtung eine sehr geringe Anzahl von
                                 Oeffnungen der directen Einwirkung des Windes ausgesezt ist,
                                 von welcher Seite er auch blasen mag, und außerdem
                                 verursacht der Wind, wenn er in diese Locher, deren Seiten
                                 kegelfoͤrmig sind, hineinbringt, darin ein Vacuum,
                                 welches den Zug beguͤnstigt. Um diese Wirkung der
                                 Stroͤme auf einen Kegel zu erweisen, hat Hr. Clément einen Versuch
                                 angefuͤhrt, der sie unwiderlegbar darthut; er besteht
                                 darin, einen Kegel aus Papier mit seiner Spize an dem Ende
                                 eines gewoͤhnlichen Stubenblasebalges zu befestigen;
                                 wenn man blaͤst, wird der Kegel zerdruͤkt und
                                 plattet sich ab, weil der durch das Blasen hervorgebrachte
                                 Luftstrom die in dem Kegel befindliche Luft mit
                                 sich reißt, und sich also darin ein verduͤnnter Raum
                                 bildet, das Papier aber dem Druk, welchen die aͤußere
                                 Luft auf diesen verduͤnnten Raum ausuͤbt,
                                 nicht widerstehen kann, also nachgibt, wodurch sich der
                                 Kegel abplatten muß.
                              Der Wind bringt nicht nur in denjenigen Oeffnungen ein Vacuum
                                 hervor, deren Achsen senkrecht auf seiner Wirkung sind,
                                 sondern auch in denen, welche an der Seite angebracht sind,
                                 die derjenigen, von welcher er kommt, entgegengesezt ist,
                                 und zwar durch die oben besprochene sogenannte Mittheilung
                                 der Bewegung von der Seite. Es entsteht folglich in diesem
                                 Apparate sowohl ein Vacuum vermittelst des Windes, als auch
                                 eines gegen denselben, und das Austreten des Rauches wird
                                 durch seine Wirkung darin vielmehr beguͤnstigt, als
                                 gehemmt.
                              Wenn es sich darum handelt, einen großen Schornstein
                                 fuͤr eine Fabrik zu bauen, so kann man keinen Apparat
                                 dieser Art anwenden; man muß ihm alsdann eine solche Lage
                                 geben, daß er gegen die haͤufigsten Winde gesichert
                                 ist. Manchmal kann es jedoch sehr bedeutende Kosten
                                 verursachen, den Schornstein bis uͤber einen Berg,
                                 welcher eine nachtheilige Lage hat, hinaufzufuͤhren;
                                 man muß sich dann auf eine andere Art zu helfen suchen; in
                                 manchen Faͤllen wird man vielleicht das zu
                                 Septveilles (Seine et Marne)
                                 angewandte Verfahren benuzen koͤnnen, wo man sich des
                                 Berges selbst als Schornsteines bediente, in dem man durch
                                 denselben einen Kanal grub, welchen man mit der
                                 Roͤhre der Schornsteine in Verbindung brachte.
                              
                           
                              Berechnung des Zuges eines
                                    Schornsteins zum Feinmachen des Eisens.
                              Der Schornstein dieser Oefen hat eine zu hohe Temperatur, als
                                 daß man sie vermittelst des Thermometers bestimmen
                                 koͤnnte; man muß hiezu ein anderes Verfahren
                                 anwenden. Man haͤngt in der Mitte des Schornsteins
                                 ein Stuͤk Eisen von bekanntem Gewicht so lange auf,
                                 daß es die naͤmliche Temperatur, wie der Schornstein,
                                 erhalten kann; man zieht es dann heraus und wirft es in
                                 Wasser, dessen Gewicht und Temperatur man kennt; das Eisen
                                 verliert dann allen uͤberschuͤssigen
                                 Waͤrmestoff und man untersucht mit dem Thermometer,
                                 um wie viel sich die Temperatur des Wassers dadurch
                                 erhoͤht hat. Um die Temperatur des Schornsteins zu
                                 erfahren, multiplicirt man die Differenz zwischen derjenigen
                                 des Wassers vor und nach der Operation, mit dem
                                 Verhaͤltniß seines Gewichtes zu demjenigen des
                                 Eisens, und das so erhaltene Product wird mit der Differenz
                                 der specifischen Waͤrme der beiden angewandten
                                 Substanzen multiplicirt.
                              Wir wollen annehmen, das Stuͤk Eisen wiege Ein
                                 Kilogramm, und man werfe es in zehn Kilogrammen Wasser von
                                 0°, dessen Temperatur es auf 7 1/2° (C.)
                                 erhoͤhe, so wird es eine Quantitaͤt
                                 Waͤrme enthalten, welche hinreichend ist,
                                 10 Kilogrammen Wasser um 7 1/2° zu erhizen, wo 7,5
                                 × 10 = 75, und da die Capacitaͤt des Wassers
                                 fuͤr den Waͤrmestoff acht Mal groͤßer
                                 als diejenige des Eisens ist, so muß man noch 75 mit 8
                                 multipliciren, was die innere Temperatur des Schornsteins zu
                                 600 Graden ergibt.
                              Wir wollen auch noch die Geschwindigkeit berechnen, welche
                                 die verbrannte Luft in einem Schornstein von 10 Meter
                                 Hoͤhe erlangen wuͤrde, worin sie die
                                 angegebene Temperatur haͤtte.
                              Temperatur der Luft in der Mitte des Schornsteins
                                 600°. Von dieser Luft wiegt bei 0°Man vergl. in der fuͤnften Vorlesung S.
                                       139.A. d. O. der Kubik-Meter 1,355 Kilogr., und da dieser
                                 als Einheit angenommen wird, so wird die Dichtigkeit
                                 dieser
                              
                                 
                                    Luft bei
                                       0°
                                    = 1,000
                                    
                                 
                                    Dichtigkeit bei
                                       600° = 1355/(1000 × 600/375) =
                                       1355/3250 = 0,417 und diese, auf die
                                       Dichtigkeit der Luft bei 0°, welche als
                                       Einheit angenommen wird, reducirt, wird
                                    
                                       
                                       
                                       = 0,308
                                       
                                    
                                 
                                    Laͤnge des
                                       aͤußeren Schornsteins oder der
                                       aͤußeren Luftsaͤule
                                    = 10 Met.
                                    
                                 
                                    Laͤnge der
                                       inneren Luftsaͤule = 10 × 308/1000
                                       =
                                         3,08
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––
                                    
                                 
                                            Differenz
                                    
                                            6,92
                                       
                                    
                                 
                                    Geschwindigkeit,
                                       welche dieser Hoͤhe zukommt = √(19,62
                                       × 6,92) =
                                       11,70 M.
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
