| Titel: | Ueber einen Differentialkrahn. Von Herrn James Whitelaw. | 
| Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XIII., S. 81 | 
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                        XIII.
                        Ueber einen Differentialkrahn. Von Herrn
                           James
                              Whitelaw.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 563, S. 120. und No.
                              569, S. 227.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Whitelaw's Differentialkrahn.
                        
                     
                        
                           Gegen alle mir bekannte Differentialkrahne lassen sich zwei große Einwendungen
                              machen: naͤmlich die große Laͤnge der Trommel oder der Trommeln, und
                              die ungeheure Laͤnge der Kette, welche erforderlich ist. Ein Plan, den ich
                              seit laͤngerer Zeit im Kopfe herumtrage, und den ich hier bekannt machen
                              will, duͤrfte nicht nur diesen beiden Einwuͤrfen begegnen, sondern
                              vielleicht auch noch ein Paar andere Vortheile gewaͤhren.
                           Ich kam zuerst auf die Idee eine Stechkette (pitched
                                 chain), welche durch Stechrollen (pitched
                                 pulleys) in Bewegung gesezt wuͤrde, anzuwenden, deren Enden lose
                              herabhaͤngen zu lassen und in ein unter den Rollen befindliches
                              Gehaͤuse zusammenzulegen. Dazu waͤre jedoch eine Kette noͤthig
                              gewesen, die den Ketten an den anderen Krahnen an Laͤnge nichts nachgegeben
                              haben wuͤrde, ausgenommen ich haͤtte mich einer Methode bedient, die
                              der in Nr. 556 des Mechanics' Magazine von einem
                              Ungenannten beschriebenen aͤhnlich gewesen waͤre, wo ich dann die
                              Enden der Kette mit einander haͤtte verbinden koͤnnen. Eine solche
                              Stechkette ist jedoch nur nach einer Richtung biegsam, was fuͤr viele
                              Faͤlle von großem Nachtheile ist. Kurzlich sah ich aber an den neuen Doks bei
                              Glasgow eine gewoͤhnliche Kette auf aͤhnliche Weise wie eine
                              Stechkette in Bewegung sezen; die Rinne oder Auskehlung der Rolle oder Trommel war
                              naͤmlich so geformt, daß die Kettenglieder abwechselnd mit der flachen Leite
                              und mit der Kante in dieselbe paßten. Ein Blik auf Fig. 44 wird dieß
                              deutlich machen. Da sich die Kettenglieder durch den Gebrauch laͤnger ziehen,
                              so waͤre es natuͤrlich gut, wenn die Trommel so verfertigt werden
                              koͤnnte, daß sich deren Stiche leicht veraͤndern ließen; und dieß
                              waͤre leicht moͤglich, wenn die Rolle oder die Trommel, wie in Fig. 44 durch
                              punktirte Linien angedeutet ist, in mehrere Sectoren getheilt waͤre. Jeder
                              dieser Sectoren muͤßte an geraden und parallelen Leisten, welche in der
                              Richtung von Radien an eine runde, fest an die Krahnwelle zu keilende Platte
                              gegossen sind, angebracht
                              werden. Alle diese verschiedenen Theile ersieht man aus Fig. 45.
                           Fuͤr den Krahn, den ich beschreiben will, und den man in Fig. 46 abgebildet sieht,
                              sind nun zwei Rollen dieser Art und eine gewoͤhnliche Kette erforderlich. Die
                              beiden Griffe des Krahnes a und b sind an den Enden der Welle, an welcher die beiden Rollen c, d, die die Kette in Bewegung sezen, befestigt sind,
                              festgemacht; die Walzen e und f fuͤhren die Kette uͤber diese Rollen. Bei g sind zwei Rollen neben einander angebracht, und zwar
                              in derselben Entfernung von einander, in welcher sich die Trommeln c und b befinden. Der
                              Durchmesser der beweglichen Rolle h ist der Entfernung
                              der fixirten Rollen g von einander gleich. Die Rollen
                              g, so wie auch e und f muͤssen in ihrem Umfange Fugen oder Kehlen
                              haben, die jenen der Rolle h gleichkommen, und in
                              welchen die Kette liegen kann. Die Kette ist in der Zeichnung durch Linien
                              angedeutet und die Pfeile bezeichnen deren Richtung beim Emporsteigen des Gewichtes.
                              So wie die Kette an der einen Seite der Rolle h
                              herab-, an der anderen hingegen emporsteigt, werden die Pfeile uͤber
                              derselben in entgegengesezten Richtungen gezogen. Dadurch, daß man an einer und
                              derselben Welle eine oder mehrere Nebentrommeln von verschiedenen Durchmessern
                              anbringt, kann die Kraft des Krahnes leicht veraͤndert werden; man braucht
                              naͤmlich die Kette nur auf diese oder jene Trommel zu uͤbertragen. Hat
                              der Krahn zwei Galgen (jibs), so kann man den losen
                              Theil der Kette, welcher unter die Trommeln herabhaͤngt, uͤber andere,
                              den Rollen bei g aͤhnliche Rollen laufen lassen;
                              denn auf diese Weise wuͤrde der eine Galgen zum Anhaͤngen einer Last
                              bereit seyn, sobald die Last des anderen emporgehoben worden. Das lose Ende kann
                              offenbar noch auf verschiedene andere Weise verwendet werden, und sollte es nicht
                              benuzt werden koͤnnen, so muͤßte zur, Aufnahme desselben unter den
                              Trommeln ein Behaͤlter angebracht seyn. Wendet man eine endlose Kette an, so
                              kann sie sehr kurz seyn. Die Kette hat eine gerade Zahl von Gliedern.
                           Mein Vater erbaute vor mehreren Jahren eine Kirche, und fand es, so wie mancher
                              Andere sehr schwer, große Steine, nachdem sie emporgehoben, an dem Orte ihrer
                              Bestimmung niederzusenken; besonders wenn verschiedene an dem Gebaͤude
                              befindliche Hervorragungen es unmoͤglich machten, die Steine dicht an den
                              Mauern des Gebaͤudes emporzuheben. Ich schlug ihm daher, um diesem
                              Uebelstande abhelfen, vor, den in Fig. 47 abgebildeten
                              Apparat zu probiren; er entsprach vollkommen, und ist daher seither schon in vielen
                              Gegenden Englands allgemein eingefuͤhrt. Der breite und gehoͤrig geneigte Balken a wird auf gewoͤhnliche Weise uͤber dem
                              Gebaͤude befestigt; b, b sind die
                              Flaschenzuͤge mit dem Tauwerke, und c stellt
                              einen Stein vor, welcher auf den Scheitel der Mauer oder der Kranzleiste d gelegt werden soll. Wenn der Stein so hoch
                              emporgehoben worden, als hier angedeutet ist, so wird er an den Ort seiner
                              Bestimmung herabgesenkt, indem man das Seil ee,
                              durch welches die Rolle, auf der die Flaschenzuͤge an dem Balken a ruhen, nachlaͤßt. An jedem Ende dieser Walze
                              befindet sich ein Randstuͤk. Wenn der Stein niedergelassen und abgenommen
                              worden, so werden die Flaschenzuͤge durch daß Tau e,
                                 e wieder an die zum Aufziehen neuer Steine geeignete Stelle
                              zuruͤkgezogen.
                           Anhang. Die Reibung ist an den Differentialkrahnen, wie
                              bereits gesagt worden, sehr groß, und zwar wegen der Geschwindigkeit ihrer Theile.
                              Diese Geschwindigkeit laͤßt sich vermindern, wenn man die fixen und
                              beweglichen Rollen so groß als moͤglich, die Trommeln, welche die Kette in
                              Bewegung sezen, hingegen so klein als moͤglich macht. Die Welle, an welcher
                              die Trommeln und die Griffe angebracht sind, muͤssen große Zapfen haben, um
                              der Drehung etc. zu widerstehen, und der große Druk auf diese Zapfen verursacht den
                              groͤßten Theil der Reibung des Krahnes.
                           Fig. 48 zeigt
                              einen Plan einer Vorrichtung zum Emporheben großer Lasten aus einer Grube, an der an
                              den Zapfen nur sehr wenig Reibung Statt finden kann, weil der Druk an denselben
                              beseitigt ist, indem das Gewicht A die Welle durch die
                              eine Trommel empor-, und durch die andere herabtreibt, waͤhrend der
                              kleine Stift der Leitungsrolle B das Gewicht
                              traͤgt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
