| Titel: | Bericht des Hrn. Baron Séguier über chronometrische, von Hrn. Henri Robert, Uhrmacher in Paris, erfundene Apparate, womit man die Zeit, welche während irgend einer Erscheinung verstreicht, in Minuten, Secunden und Bruchtheilen von Secunden messen kann. | 
| Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XLVIII., S. 248 | 
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                        XLVIII.
                        Bericht des Hrn. Baron Séguier uͤber
                           chronometrische, von Hrn. Henri
                              Robert, Uhrmacher in Paris, erfundene Apparate, womit man die Zeit,
                           welche waͤhrend irgend einer Erscheinung verstreicht, in Minuten, Secunden und
                           Bruchtheilen von Secunden messen kann.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Junius 1834, S. 217.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Bericht uͤber Robert's chronometrische Apparate.
                        
                     
                        
                           Das chronometrische Instrument, uͤber welches ich der Gesellschaft im Namen
                              des Comité der mechanischen Kuͤnste zu berichten die Ehre habe, ist
                              der Aufmerksamkeit der Gesellschaft in hohem Grade wuͤrdig. Es besteht aus
                              einem kleinen Uhrwerke, welches aus einer kreisrunden Unruhe, einer Cylinderhemmung,
                              einem Rade, einer Trommel und einem Aushebemechanismus zusammengesezt ist. Alles
                              dieß ist auf einer Platte angebracht, auf welche zwei Zifferblaͤtter
                              verzeichnet sind, von denen das eine die Minuten, das andere die Secunden und deren
                              Bruchtheile angibt.
                           Die in der Trommel oder dem Federgehaͤuse enthaltene Feder ist dazu bestimmt,
                              das ganze Uhrwerk eine sehr kurze Zeit uͤber in Bewegung zu erhalten; sie ist
                              klein, und braucht auch keine bedeutende Kraft zu haben, indem sie ihre Kraft nicht
                              auf mehrere Raͤderwerke fortzupflanzen braucht, sondern indem sie mittelst
                              eines einzigen Rades direct auf die Hemmung wirkt.
                           Die Einfachheit des ganzen Mechanismus macht es Hrn. Robert moͤglich, denselben, seiner sorgfaͤltigen
                              Ausfuͤhrung ungeachtet, sehr wohlfeil zu liefern. Ich glaube diesen Punkt um
                              so mehr hervorheben zu muͤssen, als das Verdienst des Erfinders in diesem
                              Falle weniger darin liegt, ein neues Instrument ausgedacht zu haben, als vielmehr
                              darin, chronometrische Secundenapparate auf eine Menge von Beobachtungen anwendbar
                              gemacht zu haben, bei welchen die bisherigen Instrumente wegen ihres hohen Preises
                              nicht allgemein anwendbar waren.
                           Der fragliche Secundenapparat ist so eingerichtet, daß, wenn die Feder gespannt ist,
                              und die Zeiger auf 0 gestellt sind, er in Bewegung treten kann, um, so bald es der
                              Beobachter fuͤr noͤthig haͤlt, die Dauer eines beliebigen
                              Versuches auf dem Zifferblatte anzudeuten. Ist der Versuch zu Ende, so kann der Gang
                              des Instrumentes auch alsogleich und in demselben Augenblike unterbrochen werden,
                              damit man die Dauer des Versuches mit voller Sicherheit ersieht.
                           
                           Diese Einrichtung, vermoͤge welcher das Instrument sich gewoͤhnlich im
                              Zustande der Ruhe befindet, und nur eine augenblikliche, von der Willkuͤr des
                              Beobachters abhaͤngende Thaͤtigkeit erhaͤlt, gewaͤhrt
                              mehrere Vortheile. Sie erspart dem Beobachter die Maͤhe, sich die Punkte, von
                              welchen sich die Zeiger am Anfange des Versuches in Bewegung sezten, und an welchen
                              sie sich am Ende derselben befanden, zu merken; es ist dieß eine um so schazbarere
                              Einrichtung, als es immer schwer ist, das Auge mit Genauigkeit auf das Zifferblatt
                              zu richten, und zugleich auch den Gang des Versuches zu verfolgen.
                           Ich halte es nicht fuͤr noͤthig, in lange Details uͤber den Bau
                              und die Nuͤzlichkeit dieses Chronometers einzugehen; die Beschreibung und
                              Abbildung wird in ersterer Hinsicht genuͤgen, und lezteren verbuͤrgen
                              die sorgfaͤltige Ausfuͤhrung dieses Instrumentes, seine Wohlfeilheit
                              und die Regelmaͤßigkeit seines Ganges. Fuͤr diese
                              Regelmaͤßigkeit im Gange buͤrgen uns die ausgezeichneten Kenntnisse
                              des Hrn. Robert in allen auf seine Kunst
                              bezuͤglichen Wissenschaften, so wie auch die Anerkennung, welche dieses
                              Instrument bereits von Seite des Ingenieurcorps, welches desselben bei seinen
                              Arbeiten bedarf, fand.
                           Ich schlage daher im Namen des Comité vor, Hrn. Robert im Namen der Gesellschaft fuͤr dieses neue Instrument,
                              welches die großen Verdienste desselben nur noch mehr erhoͤht, zu danken.
                           
                        
                           Beschreibung der Secundenuhr des Hrn. H. Robert.
                           Diese Uhr, deren inneren Bau man aus Fig. 19 ersieht,
                              waͤhrend Fig. 20 das Zifferblatt zeigt, deutet die Secunden und deren Bruchtheile
                              an. Ihr Zeiger laͤßt sich in jedem Augenblike unter dem Finger des
                              Beobachters in Bewegung sezen oder wieder anhalten. Das Raͤderwerk ist so
                              berechnet, daß der Zeiger in zwei Minuten eine Umdrehung vollbringt. Das Zifferblatt
                              ist demnach in 120 Theile eingetheilt, von denen jeder eine Secunde bedeutet. Der
                              Druͤker P, welcher zum Aufziehen der Triebfeder
                              M, so wie auch dazu dient, das Raͤderwerk
                              nach Belieben in Bewegung zu sezen oder wieder anzuhalten, dringt in das Innere des
                              Gehaͤuses, und stemmt sich daselbst gegen den Kopf der Feder A, welche stark genug ist, um den Druͤker und
                              zugleich auch die Ausloͤsung B, welche in Folge
                              der Wirkung der kleinen Feder C bestaͤndig auf
                              dem Kopfe der Feder A ruht,
                              zuruͤkzudruͤken.
                           Der Rechen R ist mit einem Schwanze D versehen, der gleichfalls mit dem Kopfe der Feder A in Beruͤhrung steht. Auf diesen Rechen
                              druͤkt die Feder M, mit der er durch einen Ring
                              in Verbindung steht,
                              welcher sich zwischen zwei Schrauben, von denen die eine durch den Rechen, die
                              andere durch die Feder geht, bewegen kann.
                           So wie man daher auf den Druͤker druͤkt, und ihn bis zum Grunde
                              hineinstoͤßt, erhaͤlt der Rechen jene Stellung, welche in Fig. 19 durch
                              punktirte Linien angedeutet ist. Die Feder M ist dann
                              aufgezogen oder armirt; die Unruhe E wird durch die
                              Ausloͤsung B, die sich ihr naͤhert, und
                              gleichfalls die durch Punkte angedeutete Stellung einnimmt, in ihrer Bewegung
                              gehindert. Der Schnabel a dieser Ausloͤsung
                              greift zwischen einen der beiden Stifte, die sich in der Unruhe befinden, wo die Uhr
                              dann in der Ruhe ist.
                           So wie die Hand hingegen den Druͤker wieder nachlaͤßt, hebt ihn die
                              Feder A wieder empor, und ebendieß geschieht auch mit
                              der Ausloͤsung, so daß das Raͤderwerk in Gang kommt. Druͤkt man
                              aber neuerdings und sachte auf den Kopf des Druͤkers, so faͤllt die
                              von der Feder A befreite Ausloͤsung herab, und
                              haͤlt die Unruhe an.
                           Der Druͤker vollbringt also dreierlei Verrichtungen: bis auf den Boden
                              eingestoßen, spannt er die Triebfeder; leicht eingestoßen haͤlt er die Unruhe
                              an, und sich selbst uͤberlassen, laͤßt er der Uhr freies Spiel.
                           Hr. Robert bedient sich einer sehr einfachen, von Hrn. Duchemin erfundenen Cylinderhemmung. Die Schwierigkeit,
                              welche das gewoͤhnliche Rad darbietet, ist hier vermieden; sie besteht bloß
                              aus einem platten Rade, dessen Zaͤhne in Form einer schiefen Flaͤche
                              geschnitten sind. Wenn der Zahn auf die aͤußere Oberflaͤche des
                              Cylinders faͤllt, so verhaͤlt sich die Sache genau so, wie an der
                              gewoͤhnlichen Hemmung; allein es ist hier keine innere Ruhe vorhanden. Der
                              Cylinder wirkt auf die Seite des Zahnes, und macht das Raͤderwerk
                              ruͤkwaͤrts gehen. Da diese Hemmung abwechselnd eine ruhende oder eine
                              zuruͤkspringende ist, so gab ihr deren Erfinder auch den Namen der gemischten
                              Hemmung (echappement mixte).
                           Fig. 21 zeigt
                              die aͤußere Gestalt eines Chronometers, dessen Mechanismus beinahe jenem
                              gleich ist, der in Fig. 22 abgebildet und beschrieben ist. Jeder der beiden Knoͤpfe,
                              die sich gegen die Eken des Gehaͤuses hin außer dem Zifferblatte befinden,
                              hat seine eigene Bestimmung: der eine dient als Schluͤssel zum Aufziehen der
                              Triebfeder; der andere laͤßt das Instrument spielen oder haͤlt es an,
                              je nachdem der Beobachter mit dem Finger darauf druͤkt oder nicht. Der große,
                              in der Mitte befindliche Zeiger vollbringt in einer Minute seine Umdrehung; der
                              kleine excentrische Zeiger hingegen vollbringt die seinige in 6 Minuten.
                           Das Chronometer, dessen inneren Bau man in Fig. 22 sieht,
                              waͤhrend Fig. 23 das Zifferblatt zeigt, hat die Eigenthuͤmlichkeit, daß es sich immer im
                              Zustande der Ruhe befindet, und nur dann in Gang kommt, wenn der Beobachter mit
                              feinem Finger auf den seitlichen Knopf A druͤkt.
                              Der Druͤker P dient hier naͤmlich nur als
                              Schluͤssel zum Aufziehen oder Spannen der Feder des ersten Treibrades
                              mittelst des Rechens R. Dieses erste Treibrad ist
                              beinahe so gebaut, wie jenes des Repetirwerkes.
                           Das Raͤderwerk ist so berechnet, daß der Zeiger, der sich in der Mitte des
                              Zifferblattes, Fig.
                                 23, befindet, seine Umdrehung in einer Minute vollbringt; waͤhrend
                              der kleine Zeiger des excentrischen Rades zu einem Umgange 6 Minuten braucht.
                           Die Triebfeder ist aufgezogen, wenn man auf den Druͤker, welcher durch eine
                              kleine Ausloͤsung c und eine Feder d emporgehoben wird, druͤkt.
                           Wenn der Knopfs A frei ist, so gestattet die Feder b, welche denselben gehoben erhaͤlt, der
                              Ausloͤsung C den Gang der Unruhe E durch den Schnabel a zu
                              hemmen, indem sich einer der beiden Stifte der Unruhe gegen diesen Schnabel stemmt.
                              So wie man aber auf den Knopf druͤkt, so wirkt die Feder b auf die Ausloͤsung C, und entfernt sie von der Unruhe, so daß das Chronometer so lange
                              fortgeht, bis man die Hand wieder von dem Knopfe entfernt. Das Chronometer geht
                              also, so lange der Beobachter mit dem Finger auf den Knopf druͤkt; es steht
                              augenbliklich still, so wie der Druk nachlaͤßt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
