| Titel: | Verbesserungen im Zurichten und Appretiren von wollenen und anderem Geweben, worauf sich Alexander Ritchie, in Leeds in der Grafschaft York, auf die Mittheilungen eines Ausländers hin, am 13. Jun. 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 67, Jahrgang 1838, Nr. IX., S. 27 | 
| Download: | XML | 
                     
                        IX.
                        Verbesserungen im Zurichten und Appretiren von
                           wollenen und anderem Geweben, worauf sich Alexander Ritchie, in
                           Leeds in der Grafschaft York, auf die Mittheilungen eines
                           Auslaͤnders hin, am 13. Jun. 1836 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Oktober 1837, S.
                              12.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Ritchie, Verbesserungen im Zurichten wollener Gewebe.
                        
                     
                        
                           Das Wesen der Erfindung besteht in der Anwendung eines oder mehrerer hohler,
                              durchloͤcherter Dampfcylinder oder anderer geeigneter Gefaͤße, um in
                              dicht und fest aufgerollte Wollen- oder andere Zeuge eine große Anzahl
                              kleiner Dampfstroͤme treten zu lassen, damit auf diese Zeuge hiedurch eben so
                              eingewirkt wird, wie dieß bei dem sogenannten Daͤmpfen der Calicos zu
                              geschehen pflegt. Da dieser Zwek offenbar auf verschiedene Weise und mit
                              verschiedenen Maschinen erreicht werden kann, so beschranke ich mich auf die
                              Andeutung der Verbindung dieses Verfahrens mit einer sogenannten Rauh- oder
                              Gigmuͤhle.
                           Fig. 43 ist
                              ein Frontaufriß einer Rauhmuͤhle, mit der zwei hohle, durchloͤcherte
                              Dampfcylinder und die uͤbrigen zur Vollbringung des Dampfprocesses
                              noͤthigen Vorrichtungen in Verbindung gebracht sind. Fig. 44 zeigt dieselbe
                              Maschine in einem Endaufrisse. Die Maschine ruht in den gußeisernen, durch
                              Laͤngenbalken mit einander verbundenen Endgestellen a,
                                 a, a. Die wie gewoͤhnlich mit Karden oder Buͤrsten
                              ausgestattete Trommel b, b ist an einer Welle
                              aufgezogen, und wird von einer Dampfmaschine oder irgend einem anderen Motor her
                              durch ein uͤber die Rolle c geschlungenes
                              Laufband in Bewegung gesezt. Die hohlen Dampfcylinder d,
                                 d, von denen sich einer uͤber und der andere unter der Rauhtrommel
                              befindet, laufen mit hohlen Zapfen in den Endgestellen. Man verfertigt sie am besten
                              aus Kupferblech von gehoͤriger Dike, und bohrt von Außen nach Innen zu eine Menge
                              Loͤcher, durch die der Dampf dringen kann. Mit dem Ende eines jeden der
                              hohlen Cylinderzapfen ist mittelst gehoͤriger dampfdichter Gefuͤge und
                              Liederungen eine Roͤhre e, e, die den Dampf von
                              einem Dampfkessel herbeileitet, in Verbindung gebracht. An den hohlen Zapfen der
                              entgegengesezten Seite sind auf gleiche Weise aͤhnliche Roͤhren
                              befestigt, damit kaltes Wasser in die Cylinder eingeleitet werden kann, wenn dieß
                              zum Behufe der Abkuͤhlung des in Behandlung befindlichen Zeuges
                              noͤthig wird. Hieraus folgt von selbst, daß sowohl die Dampf- als die
                              Wasserroͤhren mit Sperrhaͤhnen versehen seyn muͤssen, damit man
                              den Dampf und das Wasser je nach Bedarf einlassen und wieder absperren kann.
                           Was die zum Umtreiben der Dampfcylinder dienende Maschinerie betrifft, so erheischt
                              sie, da sie der au den hoͤlzernen Aufwindwalzen der gewoͤhnlichen
                              Rauhmuͤhlen angebrachten vollkommen aͤhnlich ist, keine
                              ausfuͤhrliche Beschreibung. Es genuͤgt zu wissen, daß ein au dem Ende
                              der Welle der Rauhtrommel befindliches Getrieb g durch
                              das Eingreifen in das Zahnrad h das ganze
                              Raͤderwerk h, i, k und l in Bewegung bringt. Das Rad k schiebt sich
                              lose an dem Zapfen des unteren, das Rad l hingegen an
                              dem Zapfen des oberen hohlen Cylinders; und eines dieser Raͤder wird, je
                              nachdem es die Umstaͤnde erfordern, mir einer Klauenbuͤchse in an
                              seinen Zapfen gesperrt, damit der ihm entsprechende hohle Cylinder umlauft und den
                              Zeug aufwindet, waͤhrend der andere frei bleibt, damit der auf ihn
                              aufgerollte Zeug ungehindert ablaufen kann. Um dem Zeuge eine solche Spannung geben
                              zu koͤnnen, daß er hinlaͤnglich fest auf den Aufnahmcylinder
                              aufgewunden wird, ist an dem Umfange einer Rolle p, p,
                              dergleichen an jedem Zapfen der hohlen Cylinder eine angebracht ist, fuͤr
                              eine mit einem beschwerten Hebel o, o versehene
                              Reibungsbremse n, n gesorgt. Laßt man diese Bremse auf
                              die Rolle des Cylinders, von dem der Zeug abgewunden wird, wirken, so wird
                              nothwendig eine solche Verzoͤgerung des Abwindens daraus erfolgen, daß der
                              Zeug mit bedeutender Spannung von dem Aufwindcylinder aufgewunden wird. Um diesen
                              Zwek noch sicherer zu erreichen, wirkt die Drukwalze q,
                                 q auf dem Umfange des hohlen Cylinders auf die Oberflaͤche des
                              Zeuges. Die Zapfen dieser Walze laufen in den Hebeln r,
                                 r, welche an Zapfen, die in die Endgestelle eingelassen sind, angebracht,
                              und an ihrem laͤngeren Arme mit Gewichten ausgestattet sind, damit man die
                              Wirkung der Drukwalze auf den aufzuwindenden Zeug nach Belieben reguliren kann.
                           Mit dieser Maschine wird nun auf folgende Weise gearbeitet. Bevor der Zeug auf die
                              Cylinder aufgewunden wird, wikelt man ungefaͤhr 20 Yards eines Leinen-
                              oder Baumwollzeuges fest um sie, damit der zu behandelnde Zeug nicht unmittelbar mit den
                              Cylindern in Beruͤhrung und einer zu großen Hize ausgesezt wird; und damit
                              der bei den Loͤchern des Cylinders austretende Dampf moͤglichst
                              gleichfoͤrmig verbreitet auf den aufgewundenen Zeug einwirke. Das Dampfen
                              geschieht am besten unmittelbar, nachdem der Zeug in der Rauhmuͤhle
                              aufgerauht worden ist, und vor dem Scheren; es kann jedoch, besonders wenn die
                              Faͤden des Zeuges sehr fein sind, eben so gut auch dann geschehen, wenn der
                              Zeug zum Theil geschoren worden ist. Man befestigt das eine Ende des zu behandelnden
                              Wollenzeuges an dem einen Ende des auf den einen Cylinder aufgewundenen
                              Baumwoll- oder Leinenzeuges, und das andere Ende an dem einen Ende des auf
                              den anderen Cylinder aufgewundenen Baumwoll- oder Leinenzeuges. Wenn dann der
                              aufgerauhte und benezte Wollenzeug fest auf den einen der beiden Cylinder
                              aufgewunden worden ist, so laͤßt man in diesen Dampf eintreten, damit der
                              Dampf durch die Loͤcher in den Zeug eindringe. Nachdem diese Einwirkung 10
                              bis 20 Minuten angedauert, – welche Zeit je nach dem Druke des Dampfes, der
                              von 12 bis 40 Pfd. auf den Zoll betragen kann, verschieden ist, – windet man
                              den Wollenzeug auf den anderen Cylinder, wobei man ihn, waͤhrend dieß
                              geschieht, abermals mit Wasser befeuchtet, und zwar nach dem in den
                              Rauhmuͤhlen uͤblichen Verfahren. Der Zeug erfahrt auf dem Uebergange
                              von einem Cylinder zum anderen die Einwirkung der Karden der Rauhtrommel; und ist er
                              festgespannt auf den anderen Cylinder uͤbergegangen, so laͤßt man nun
                              auch in diesen auf die angegebene Weise Dampf eintreten. Wenn der Zeug auch auf
                              diesem eben so lang wie fruͤher der Einwirkung des Dampfes ausgesezt gewesen
                              ist, so windet man ihn wieder zuruͤk, wobei er abermals benezt wird und der
                              Einwirkung der Karden der Rauhtrommel unterliegt. Nach Vollendung dieses Processes
                              kann man den Zeug dann von den Cylindern abnehmen.
                           Die ganze hier beschriebene Operation laͤßt sich auch mit einem einzigen
                              Cylinder und einer gewoͤhnlichen Zeugwalze bewerkstelligen; man wendet jedoch
                              besser zwei Cylinder an, indem die Operation dann schneller von Statten geht, und
                              indem sie auch gleichmaͤßiger ausfaͤllt, wenn jedes der Zeugenden ein
                              Mal zunaͤchst an den Cylinder gebracht wird. Zum Aufstellen, Geraderichten
                              und Niederlegen des Haares kann man steife Buͤrsten oder metallene Spizen
                              anwenden; Distelkarden verdienen jedoch vor beiden den Vorzug. Man kann die
                              Operation auch vollbringen, indem man den Dampf nur ein Mal durch den Zeug treibt
                              und dafuͤr die Dauer auf das Doppelte erhoͤht; oder man kann den Dampf
                              auch drei und mehrere Male durchtreiben und dafuͤr die jedesmalige Dauer seiner Einwirkung
                              abkuͤrzen. Das oben beschriebene Verfahren scheint jedoch unter allen
                              Umstaͤnden den Vorzug zu verdienen.
                           Der Zwek des ganzen Verfahrens ist beim Geraderichten und Niederlegen des Haares
                              mitzuwirken, und demselben in kuͤrzerer Zeit eine groͤßere Weiche und
                              Glatte und einen vollkommneren Glanz zu geben, als dieß auf irgend eine andere Weise
                              moͤglich ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
