| Titel: | Ueber die Expansionsvorrichtungen für feststehende Dampfmaschinen und Locomotiven. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LIII., S. 252 | 
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                        LIII.
                        Ueber die
                           								Expansionsvorrichtungen für feststehende Dampfmaschinen und
                           								Locomotiven.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1846, S. 165.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IV.
                        (Beschluß der Abhandlung S.
                           								180 im vorhergehenden Heft des polytechn. Journals.)
                        Ueber die Expansionsvorrichtungen für
                           								feststehende Dampfmaschinen und Locomotiven.
                        
                     
                        
                           4) Expansionsvorrichtung der HHrn. Legavriand und Degnoy in
                                 										Lille.
                           Diese Maschinenbaumeister nahmen für verschiedene Abänderungen,
                              									welche sie beim Dampfmaschinenbau anwandten, am 17. Jan. 1842
                              									ein Erfindungspatent auf fünf Jahre. Die Abänderungen bestehen
                              									hauptsächlich in Schiebern, welche sie auf dem durch ein
                              									Excentricum bewegten Schieberventile anbrachten. Mitten auf dem
                              									Schieberventil und auf der Seite, wo sich die kleinen Schieber
                              									bewegen, ist ein Ansatz angebracht, durch welchen die Stange
                              									geht, auf der die kleinen Schieber sich befinden. Diese Stange
                              									ist mit einem rechten und einem linken Gewinde versehen, welche
                              									beide durch einen Ansatz an der Stange getrennt sind. Nur wenn
                              									der Ansatz an der Stange auf den Ansatz am Schieberventile
                              									trifft, bewegt sich dieses, und sobald die Stange die Richtung
                              									ihrer Bewegung ändert, trennen sich beide Ansätze wieder von
                              									einander. Das Schieberventil bekommt auf diese Weise eine
                              									unterbrochene Bewegung. Es geht eine Zeitlang in einer Richtung,
                              									bleibt dann stehen, geht wieder zurück und steht wieder stille.
                              									Die kleinen Schieber sind nichts anderes, als rechtwinkelige
                              									massive Platten, von denen jede ein Ohr hat, in welches die
                              									gemeinschaftliche Schieberstange direct eingeschraubt ist. Dreht
                              									man die Schieberstange nach der einen oder anderen Richtung um
                              									ihre Achse, so nähert man die Schieber einander, oder entfernt
                              									sie von einander, und vermehrt oder verändert dadurch den Grad
                              									der Expansion, weil man früher oder später die correspondirenden
                              									Oeffnungen auf dem Schieberventil verschließt und folglich den
                              									Dampfzufluß in den Cylinder absperrt.
                           
                        
                           5) Veränderliche
                                 										Expansion des Hrn. Meyer.
                           Die Locomotiven des Hrn. Meyer in
                              									Mülhausen sind mit einem Apparat versehen, für welchen derselbe
                              									am 23. April 1842 ein Erfindungspatent auf 15 Jahre nahm. Dieser
                              									Apparat gestattet dem Maschinenführer die Dauer der Expansion
                              									veränderlich zu machen, d.h. die Dauer
                              									der Kolbenbewegung, während welcher Dampf in den Cylinder
                              									zugelassen wird. Um diesen Zweck zu erreichen, vergrößert er die
                              									Ränder des Vertheilungsschiebers, oder des gewöhnlichen
                              									Schieberventils so, daß sie niemals die Dampfzuführungscanäle
                              									verlassen, und der Dampf wird dann durch rechtwinkelige
                              									Oeffnungen zugelassen, die in den Rändern des Schiebventils
                              									angebracht sind, wenn diese Oeffnungen mit den
                              									Dampfcanalmündungen zusammenfallen.
                           Fig. 1 ist ein verticaler Durchschnitt der Platte,
                              									worin die Dampfcanäle, welche zu den beiden Enden des Cylinders
                              									führen, und der Dampfablaßcanal angebracht sind. Auf diese
                              									Platte ist das Schieberventil oder der Vertheilungsschieber mit
                              									seinen breiten Rändern, durch welche die Dampfzulaßöffnungen
                              									gehen, aufgelegt, und ebenfalls in verticalem Durchschnitt zu
                              									sehen.
                           a ist die Oeffnung, durch welche der
                              									Dampf entweicht. b, b' sind die
                              									Canäle, welche an beiden Enden in den Cylinder einmünden. c, c' die rechtwinkeligen Oeffnungen
                              									in den Schieberrändern, durch welche der Dampf in die Canäle
                              									einströmt. Das Schieberventil ist einem gewöhnlichen ähnlich,
                              									welches, wenn es seine mittlere Stellung hat, die Dampfcanäle
                              										b, b' durch die massiven Theite
                              										d, d' verdeckt. Die Theile d, d' sind breiter als die
                              									Oeffnungen, und zwar stehen sie nach innen um 0,0005 Met. und
                              									nach außen um 0,003 Met. über die Oeffnungen vor. Dieses
                              									Uebergreifen über die Oeffnungen beträgt bei weitem. weniger,
                              									als bei den Expansionsmaschinen von Sharp und Roberts Der
                              									Vergleichung wegen wurde in Fig. 2
                              									ein verticaler Durchschnitt eines Schieberventils nach dem
                              									System letzterer abgebildet: dabei stehen die Schieberränder
                              									außerhalb um 0,0335 Met. vor, wenn der Schieber seine mittlere
                              									Stellung hat.
                           Das Schieberventil wird bei den Locomotiven des Hrn. Meyer durch ein gewöhnliches
                              									Excentricum O, Fig.
                                 									4, bewegt, das auf die Achse der Treibräder so aufgekeilt
                              									ist, daß es ein klein wenig voreilt, d.h. daß der Dampf schon
                              									zum Kolben gelassen wird, ehe er noch seinen Lauf ganz vollendet
                              									hat, so daß er sich noch einige Millimeter weit gegen den
                              									einströmenden Dampf bewegen muß.
                           Um mit Expansion zu arbeiten, oder um den Dampfzufluß in den
                              									Cylinder plötzlich zu unterbrechen, wenn der Kolben einen
                              									gewissen Theil seines ganzen Hubes gemacht hat, brachte Hr. Meyer zwei Platten oder kleine
                              									Schieber e, e' an, die mit den
                              									Ansätzen f, f' versehen sind, welch
                              									letztere auf eine und dieselbe Stange A aufgepaßt sind. Diese Platten verschieben sich auf
                              									dem Rücken des Schieberventils und verschließen zur gehörigen
                              									Zeit abwechslungsweise die rechtwinkeligen Oeffnungen
                              										c, c' Die Stange A ist da, wo sich die Ansähe f, f' befinden, zur Hälfte mit einem
                              									rechten, zur Hälfte mit einem linken Gewinde versehen, und die
                              									Ansätze sind so ausgebohrt, daß der eine die Mutter für das
                              									rechte, der andere für das linke Gewinde bildet. Aus dieser
                              									Anordnung geht hervor daß, wenn man die Stange A um ihre Achse dreht, die Ansätze
                              										f, f' mit den Platten e, e' sich der Länge nach auf der
                              									Stange verschieben müssen, weil sie sich nicht mit der Stange
                              									drehen können, und da auf der Stange sich ein linkes und ein
                              									rechtes Gewinde befindet, so nähern sich die beiden Platten oder
                              									entfernen sich von einander, je nachdem die Stange in der einen
                              									oder anderen Richtung gedreht wird. Die Ansätze f, f' können so nahe zusammengerückt
                              									werden, daß sie sich berühren, und entfernen können sie sich,
                              									bis sie an den Ringen g, g', die auf
                              									der Stange befestigt sind, anstoßen. Fig. 1
                              									zeigt die Platten in ihrer größten, und Fig. 3
                              									in ihrer kleinsten Entfernung.
                           Die Stange geht durch die beiden Wände der Dampfbüchse B, Fig.
                                 									4. Das Ende derselben, welches gegen die Treibachse der
                              									Locomotive zu liegt, ist durch einen Ring C, der eine Kugel umgibt, mit einer Zugstange K verbunden. Diese Zugstange erhält
                              									ihre Bewegung von der Stange E des
                              									Dampfkolbens L und zwar durch
                              									Vermittelung eines kleinen, ungleichartigen Hebels. Die Bewegung
                              									der Zugstange theilt sich der Schieberstange A mit den daran befindlichen zwei
                              									kleinen Schiebern f, f' mit, und
                              									zwar ist diese Bewegung immer der Kolbenbewegung
                              									entgegengesetzt, die Maschine mag vorwärts oder rückwärts
                              									gehen.
                           Auf demjenigen Ende der Stange A,
                              									welches durch die Rauchkammer durchgeht, befindet sich ein
                              									gezahntes Rad F, das durch einen
                              									Rahmen G, Fig.
                                 									6, getragen wird, welcher an die äußere Wand der
                              									Rauchkammer angeschraubt ist. Dieses Rad wird durch eine endlose
                              									Kette H in Bewegung gesetzt, welche
                              									zum Theil die Peripherie eines anderen Rades umgibt, das der
                              									Maschinenführer vermittelst einer langen Achse, auf welcher sich
                              									eine Kurbel befindet, drehen kann, wenn er während des Gangs der
                              									Maschine die Entfernung der Schieber, und dadurch den Grad der
                              									Expansion verändern will. Die Größe der Expansion wird durch
                              									einen Zeiger angezeigt, welcher sich auf einem Gradbogen bewegt,
                              									auf dessen Fläche die Zahlen 6, 5, 4, 3, 2, 2/3 eingravirt sind.
                              									Diese Zahlen geben an, daß die Schieber so gestellt sind, daß
                              									der Dampf während 1/6, 1/5, 1/4, 1/3, 1/2, 2/3 des. ganzen
                              									Kolbenhubes einströmen kann. Auf der Zeigerachse ist ein
                              									gezahntes Rad befestigt, welches durch eine endlose Schraube
                              									bewegt wird, die sich auf der langen Achse
                              									befindet, welche der Maschinenführer dreht, um die Expansion zu
                              									verändern. Ein und derselbe Mechanismus und die nämliche endlose
                              									Kette wirken auf die Schieber in beiden Dampfkästen.
                           Die Fig.
                                 									4, 5 und
                              										6
                              									stellen die wesentlichen Theile der so eben beschriebenen
                              									Vorrichtung dar.
                           Fig. 4 ist ein verticaler Durchschnitt durch einen
                              									Cylinder, dessen Dampfkasten, und durch die darin befindlichen
                              									Schieber. I, I' sind die beiden
                              									Steuerungsgabeln zum Vorwärts- und Rückwärtsfahren. Sie
                              									bewegen das eigentliche Schieberventil. D ist der kleine Hebel, welcher die Bewegung der
                              									Kolbenstange der Schieberstange A
                              									mittelst der Zugstange K, die durch
                              									das Kugelgelenk C mit ihr verbunden
                              									ist, mittheilt. In Fig. 4
                              									ist der Kolben L am Ende seiner
                              									rückwärtsgehenden Bewegung.
                           Fig. 5 ist eine anderer verticaler Durchschnitt eines
                              									Cylinders mit der Dampfbüchse, wobei der Schieber M eben seine geradlinige Bewegung
                              									beginnt. Die Stange A ist in der
                              									Mitte ihrer Bewegung, und die Platte f' hat die Oeffnung c'
                              									bereits bedeckt, so daß kein Dampf mehr in den Cylinder
                              									einströmen kann.
                           Fig. 6 ist eine horizontale Ansicht, aus welcher die
                              									Lage der beiden Cylinder und der endlosen Kette, die zu gleicher
                              									Zeit die beiden gezahnten Räder und mit denselben die Stangen
                              										A in Bewegung setzt, ersichtlich
                              									ist. N ist die Achse, mittelst
                              									welcher der Maschinenführer die endlose Kette in Bewegung
                              									setzt.
                           Wenn der Kolben seine geradlinige Bewegung beginnt, ist das
                              									Schiebventil M schon etwas über
                              									seine mittlere Stellung hinausgerückt, und die Schieber e, e' sind am Ende ihres Laufs und
                              									beginnen die rückwärtsgehende Bewegung. Die Oeffnung b ist durch den Rand des
                              									Schiebventils nicht mehr ganz bedeckt, und die Oeffnungen b und c
                              									fallen demnach schon zum Theil zusammen. Was die Oeffnung b betrifft, so kommt diese unter die
                              									Höhlung des Schiebventils M, und
                              									folglich kann, während der Dampf in den hinteren Cylinderraum
                              									tritt, um den Kolben vorwärts zu treiben, der Dampf, welcher im
                              									vorderen Cylinderraum gewirkt hat, durch den Canal b' zur Abzugsröhre gelangen. Da der
                              									Kolben und das Schiebventil M sich
                              									vorwärts bewegen, während die Stange A sich in entgegengesetzter Richtung bewegt, so nähern
                              									sich die Oeffnung c und der Schieber
                              										e einander. Die Oeffnung c wird auf diese Weise durch den
                              									Schieber e verdeckt, und der
                              									Dampfzufluß unterbrochen, nachdem der Kolben einen Theil seines
                              									Wegs zurückgelegt hat, welch letzterer um so kleiner wird, je
                              									weiter der Schieber f auf der Stange
                              										A nach rückwärts gestellt ist,
                              									oder je weiter die Schieber f und f' von einander
                              									entfernt sind. Die Zeitdauer der Expansion wird demnach durch
                              									die Entfernung der Schieber von einander vergrößert.
                           Aus den Versuchen, welche von Hrn. Combes mit einer Locomotive des Hrn. Meyer auf der Eisenbahn von Paris
                              									nach Versailles angestellt wurden, geht hervor, daß das
                              									veränderliche Expansionssystem, welches Hr. Meyer erfunden hat, allen Bedingungen
                              									einer guten Dampfvertheilung für alle Grade von Expansion
                              									entspricht, und daß es geeignet ist alle Modificationen
                              									anzunehmen, die für nützlich erachtet werden sollten, wie z.B.
                              									das Voreilen des Schiebers beim Ablassen wie bei dem Zulassen
                              									des Dampfs etc. Diese Modificationen werden gerade so wie bei
                              									Maschinen mit gewöhnlichem einfachen Schieberventile
                              									hervorgebracht.
                           
                        
                           6) Veränderliche
                                 										Expansionsvorrichtung des Hrn. Gunzenbach.
                           Dieser Ingenieur, welcher den Bau der Locomotiven bei Hrn. Meyer studirte, nahm am 18. Febr.
                              									1843 ein Erfindungspatent auf 5 Jahre für eine veränderliche
                              									Expansionsvorrichtung an Locomotiven. Der Erfinder gibt dem
                              									Vertheilungsschieber so breite Ränder, und läßt denselben so
                              									vereilen, als es für eine erste, constante Expansion nothwendig
                              									ist. Die Dampfbüchse ist durch eine horizontale, mit Oeffnungen
                              									versehene Platte in zwei Abtheilungen getheilt, von denen die
                              									zweite einen Schieber, nämlich den Expansionsschieber enthält.
                              									Dieser besteht aus einer Art rechtwinkeligem Nahmen, dessen
                              									Boden mit zwei Oeffnungen versehen ist, welche die Verbindung
                              									zwischen der Dampfzuleitungsröhre und dem eigentlichen
                              									Schieberkasten herstellen, wenn eine dieser Oeffnungen mit einer
                              									Oeffnung in dem Zwischenboden der Dampfbüchse zusammentrifft. Es
                              									ist nun leicht einzusehen daß, wenn man dem Expansionsschieber
                              									eine hin- und widerkehrende Bewegung gibt, dieser die
                              									Oeffnungen in dem Zwischenboden nach und nach frei machen, und
                              									sie wieder bedecken wird. Wenn man nun diese Bewegung verändert,
                              									so wird man früher oder später die Verbindung unterbrechen und
                              									folglich die Expansion länger oder kürzer dauern lassen können.
                              									Hr. Gunzenbach kann diese Bewegung,
                              									während die Maschine im Gang ist, verändern, indem er die
                              									Expansionsschieber beider Cylinder durch die Zugstangen der
                              									freien Excentrica bewegen läßt, d.h. diejenigen, welche zum
                              									Rückwärtsfahren gebraucht werden, wenn nämlich die Maschine
                              									vorwärts geht, oder umgekehrt. Der Hebel, welcher die Bewegung
                              									der Zugstange dem Expansionsschieber mittheilt, ist mit einem
                              										Schlitz versehen, so daß man seine wirksame Länge nach
                              									Belieben verändern kann, und folglich auch die Größe der
                              									Bewegung des Expansionsschiebers. Will der Maschinenführer den
                              									Grad der Expansion verändern, so reicht es hin, einen Handgriff
                              									zu bewegen, welcher am Platz des Führers angebracht und durch
                              									eine lange Stange mit dem geschlitzten Hebel in Verbindung ist.
                              									Durch die Bewegung des Handgriffs wird der Vereinigungspunkt des
                              									Hebels mit der Excentricumstange entweder näher zum
                              									Drehungspunkt desselben gebracht, oder von demselben entfernt,
                              									und die Bewegung des Expansionsschiebers entweder vergrößert
                              									oder verkleinert.
                           Der metallene Vertheilungsschieber a,
                              										Fig.
                                 									7, ist den gewöhnlich gebräuchlichen ganz ähnlich. Ein
                              									zweiter Schieber b, welcher
                              									ebenfalls von Bronze ist, liegt über dem ersten, und gleitet auf
                              									der Platte c, welche die Dampfbüchse
                              									in zwei Abtheilungen scheidet, und mit zwei Oeffnungen versehen
                              									ist, die zusammen eine Quadratfläche haben, welche ebenso groß
                              									ist als die Quadratfläche einer der Mündungen d und d', welche zu dem Cylinder führen. Der Querschnitt der
                              									Oeffnungen in dem Schieber b ist
                              									etwas größer, als der Querschnitt der Oeffnungen in der Platte
                              										c, und zwar wegen der
                              									Contraction des Dampfs. Es ist nun leicht einzusehen daß, wenn
                              									man dem Schieber b eine abwechselnde
                              									Bewegung gibt, er nach und nach die Oeffnungen in der Platte c frei machen und dieselben wieder
                              									verschließen wird, und daß, wenn diese Bewegung verändert wird,
                              									der Dampfzufluß früher oder später unterbrochen und folglich der
                              									Grad der Expansion ein anderer wird.
                           
                        
                           7) Veränderliche
                                 										Expansionsvorrichtung des Hrn. Delpeche.
                           Die von Hrn. Delpeche erfundene und
                              									von Hrn. Cavé angewandte
                              									Expansionsvorrichtung besteht, wie das oben angeführte System,
                              									aus zwei zum Theil von einander abhängigen Schiebern, die aber
                              									auf eine andere Weise in Bewegung gesetzt werden. Der Erfinder
                              									wendet zu diesem Zweck ein besonderes Excentricum a, Fig.
                                 									8, an, dessen Ring b mit einer
                              									kurzen Zugstange c vereinigt ist,
                              									deren Ende in einen geschlitzten Hebel d eingreift, welcher um den Punkt e oscillirt und mit einer Stange g verbunden ist. Diese Stange bewegt
                              									die Expansionsschieberstange, welche durch eine Stopfbüchse
                              									geht, und noch eine sonstige Führung hat. Die Gränzen, zwischen
                              									welchen die Expansion verändert werden kann, liegen zwischen 1/5
                              									und 3/4 des Kolbenhubes. Will man keine Expansion stattfinden
                              									lassen, so läßt man den Finger oder Zapfen i
                              									 an
                              									der Excentricumstange sich in einer Art Ovale bewegen, das an
                              									dem geschlitzten Hebel d angebracht
                              									ist. Dadurch daß man den Zapfen i
                              									dem Drehungspunkt des Hebels d
                              									nähert, oder von demselben entfernt, wird die Bewegung des
                              									Expansionsschiebers größer oder kleiner, und die Größe der
                              									Expansion verändert. Das Verschieben des Zapfens i in dem Schlitz d geschieht durch eine lange Stange
                              										k, die auf einen Winkelhebel l wirkt, der durch das Lenkstück m mit dem Ende der
                              									Excentricumsstange c verbunden
                              									ist.
                           
                        
                           8) Veränderliche
                                 										Expansionsvorrichtung der HHrn. A. Köchlin.
                           Am 15. März 1843 nahmen die HHrn. A. Köchlin in Mülhausen ein Erfindungspatent auf 15 Jahre
                              									für eine veränderliche Expansionsvorrichtung an Locomotiven. Wie
                              									wir gesehen haben, werden bei dem System des Hrn. Meyer die Veränderungen in der
                              									Expansion des Dampfs durch zwei auf einander bewegliche Schieber
                              									hervorgebracht, welche beide in einer und derselben Dampfbüchse
                              									liegen. Bei dem System von Köchlin
                              									sind aber zwei besondere Dampfbüchsen angebracht, von denen jede
                              									mit einem Schiebventil versehen ist. Die Vertheilungsdampfbüchse
                              										a, Fig.
                                 									9, liegt an der Seite des Cylinders, so daß der
                              									Vertheilungsschieber vertical steht, und die Dampfbüchse für den
                              									Expansionsschieber b bedeckt die
                              									obere Fläche der ersten, so daß der darin befindliche Schieber
                              									horizontal liegt. Der Dampf gelangt direct zum
                              									Expansionsschieber und geht von da durch zwei rechtwinkelige,
                              									gleich große Oeffnungen zum Vertheilungsschieber. Er wird
                              									während 3/4 des Kolbenlaufs in den Cylinder gelassen, so daß 1/4
                              									der Kolbenbewegung durch Expansion geschieht.
                           Der Expansionsschieber ist mit zwei Oeffnungen versehen, welche
                              									größer sind als die Verbindungsöffnungen der beiden
                              									Dampfbüchsen. Wenn der Expansionsschieber seine kleinste
                              									Bewegung macht, so läßt er die Verbindungsöffnungen zwischen den
                              									beiden Dampfbüchsen beständig offen; der Dampf kann also
                              									ungehindert zum Vertheilungsschieber kommen und durch diesen
                              									wird nur 1/4 Expansion hervorgebracht.
                           Bei der größten Bewegung des Expansionsschiebers werden die
                              									Oeffnungen bedeckt, wenn der Kolben 1/4 seines Wegs zurückgelegt
                              									hat; er bewegt sich demnach noch 3/4 seines Wegs durch
                              									Expansion.
                           Die Excentricumstangen c, c, Fig. 10, theilen ihre Bewegung unmittelbar den
                              									Vertheilungsschiebern a, a mit. Die
                              									beiden Gabeln d, d fassen einen
                              									Zapfen an einem Prisma e, das sich
                              									in einer an dem inneren Maschinenrahmen befestigten
                              									Bahn bewegt und mit der Stange des Vertheilungsschiebers
                              									vereinigt ist.
                           Die Gabel zum Vorwärtsfahren faßt den Zapfen von oben, die zum
                              									Rückwärtsfahren hingegen von unten.
                           Jede Excentricumstange trägt an einem Punkt ihrer Länge eine
                              									zweite Gabel g, deren Richtung der
                              									Richtung der ersten Gabel entgegengesetzt ist, die also, während
                              									die ersten einander entgegen sehen, von einander absehen, so daß
                              									wenn die eine Gabel gefaßt hat, die andere frei ist, und
                              									umgekehrt. Diese Gabeln bewegen den Expansionsschieber. Jede
                              									derselben kann einen Finger an einem doppelten, mit einem
                              									Schlitz versehenen Hebel h fassen,
                              									welcher an dem innern Maschinenrahmen einen festen Drehungspunkt
                              									hat. Die Finger oder Zapfen, welche die Gabeln fassen, sind in
                              									gleicher Entfernung vom Drehungspunkt des Hebels. Dieser
                              									schwingende Hebel setzt die Zugstange i des Expansionsschiebers in Bewegung, und der
                              									Vereinigungspunkt dieser Zugstange mit dem Hebel kann in Folge
                              									des Schlitzes in dem Hebel eine andere Lage erhalten. Durch
                              									diese Anordnung wird auch die Bewegung der
                              									Expansionsschieberstange veränderlich; denn sie wird größer,
                              									wenn der Verbindungspunkt derselben mit dem Hebel weiter vom
                              									Drehungspunkt des letzteren hinweggerückt wird.
                           Der Mechanismus dieser Theile ist so daß, wenn die Steuerung zum
                              									Vorwärtsfahren eingerückt ist, die Gabel der zweiten
                              									Excentricumstange (nämlich der zum Rückwärtsfahren) den Finger
                              									am oscillirenden Hebel faßt und so das Expansionsschiebventil
                              									bewegt, und daß, wenn man rückwärts fährt, die Excentricumstange
                              									zum Vorwärtsfahren dem Expansionsschieber seine Bewegung
                              									ertheilt.
                           Die Veränderung des Vereinigungspunkts der
                              									Expansionsschieberstange mit dem geschlitzten Hebel geschieht
                              									dadurch, daß der Maschinenführer einen Handgriff, der an seinem
                              									Platz angebracht ist, bewegt.
                           Die Handhabung des Apparats bietet gar keine Schwierigkeit dar.
                              									Der Schieber läßt sich sehr leicht bewegen und seine Reibung
                              									wird noch durch gehöriges Eingießen von Oel in die
                              									Schieberbüchse verringert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
