| Titel: | Versuche zur Begründung des ihm patentirten Verfahrens, anlangend die Beseitigung des Verlustes an Zucker bei der Scheidung des Rübensaftes und die Gewinnung einer reineren Zuckermasse aus demselben; vom Medicinalrath Friedrich Michaelis zu Magdeburg. | 
| Autor: | Friedrich Michaelis | 
| Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXX., S. 288 | 
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                        LXX.
                        Versuche zur Begründung des ihm patentirten
                           Verfahrens, anlangend die Beseitigung des Verlustes an Zucker bei der Scheidung des
                           Rübensaftes und die Gewinnung einer reineren Zuckermasse aus demselben; vom
                           Medicinalrath Friedrich
                              Michaelis zu Magdeburg.
                        (Fortsetzung von S. 221 des vorhergehenden Heftes.)
                        Michaelis, über den Verlust an Zucker bei der Scheidung des
                           Rübensaftes.
                        
                     
                        
                           Unter die Bestandtheile des Rübensaftes, die durch Bleiessig
                                 nicht gefällt werden, gehört:
                           
                        
                           2. Der Extractivstoff.
                           Zur Kenntniß der Bestandtheile der durch Fällung mit Bleiessig aus Rübensaft
                              erhaltenen Flüssigkeit mußte mir das Sonnenschein'sche
                              Reagens auf Ammoniak höchst willkommen seyn. Darum bin ich so schleunig bemüht
                              gewesen, es zur Ermittelelung von Ammoniak im Rübensafte anzuwenden. Denn wenn auch
                              die Versuche von HochstetterPolytechn. Journal Bd. LXXXIX S. 130 und 210. für die Abwesenheit
                              von Ammoniak sprechen, so schien mir die Bestätigung der Abwesenheit des Ammoniaks
                              im Rübensafte auf einem andern Wege, als auf dem von Hochstetter eingeschlagenen, wünschenswerth.
                           
                           Das Resultat meiner Versuche ist den Lesern dieser Zeitschrift bekannt. Durch das Sonnenschein'sche Reagens wird die Abwesenheit des
                              Ammoniak bestätigt.
                           Die Angabe in der letzten Veröffentlichung meiner Versuche (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 461) mit dem Sonnenschein'schen Reagens, daß ein mit Bleiessig
                              gefällter und mit schwefelsaurem Natron vom Blei befreiter Rübensaft beim Kochen
                              Ammoniak entwickelte, will ich jedoch hier noch vervollständigen. Denn, da Hochstetter in einem mit Kalkmilch bis zum Kochen
                              erhitzten Rübensaft nur eine unbedeutende Quantität von Ammoniak aufgefunden hat, so
                              habe ich noch folgende Versuche angestellt:
                           
                              
                                 297
                                 Kubikcentim.
                                 Rübensaft und
                                 
                              
                                   33
                                         –
                                 Bleiessig wurden gemischt und filtrirt.
                                 
                              
                           Der Saft war sauer gewesen, war aber nach Zusatz des
                              Bleiessigs vollkommen neutral.
                           200 Kubikcentimeter des Filtrats wurden in einer Glasretorte aus dem Wasserbade bei
                              70° R. destillirt, bis 40 Kubikcentimeter Flüssigkeit übergegangen waren.
                           Diese 40 Kubikcentimeter destillirten Rübensaftes reagirten nicht gegen
                              Pflanzenfarben, sie hatten einen eigentümlichen Geruch (ätherisches Oel?), wurden
                              mit Salzsäure sauer gemacht und mit Natrium-Platinchlorid im Wasserbade bis
                              fast zur Trockne verdampft. Der Rückstand wurde mit Alkohol ausgezogen und
                              hinterließ hierbei nur
                           0,006 Gram. Ammonium-Platinchlorid.
                           Der in der Retorte von der Destillation des Rübensaftes im Wasserbade verbliebene
                              Rückstand hatte eine bräunlich-gelbe Farbe angenommen. Er wurde noch ferner
                              einer Destillation unterworfen, bei der der Saft durch eine Spirituslampe ins Sieben
                              versetzt und erhalten wurde. Als 40 Kubikcentimeter Flüssigkeit überdestillirt
                              waren, wurde die Destillation beendet. Die Farbe der Flüssigkeit in der Retorte war
                              noch dunkler geworden, als nach der ersten Destillation. Das Ueberdestillirte, das
                              ebenfalls weder sauer noch alkalisch reagirte, wurde derselben Prüfung, wie das
                              frühere Destillat auf Ammoniak unterworfen. Hierbei wurden 0,024 Gram. Platinsalmiak
                              gewonnen.
                           Dem Rückstande in der Retorte wurden 8 Gram. Aetzkali hinzugefügt und die
                              Destillation über der Spirituslampe fortgesetzt, bis abermals 40 Kubikcentimeter
                              Flüssigkeit überdestillirt waren. Diese Flüssigkeit reagirte alkalisch, hatte einen
                              schwachen, andern, eigenthümlichen Geruch, als die früheren Destillate, und gab
                              0,187 Gram. Platinsalmiak.
                           
                           700 Kubikcentimeter Rübensaft von 1,0517 specifischem Gewichte und 77,7 Kubikcentim.
                              Bleiessig wurden gemischt und filtrirt.
                           533,3 Kubikcentim. der filtrirten Flüssigkeit – 480 Kubikcentimeter Saft =
                              504,816 Gram. Rübensaft wurden mit 20 Gram. frisch geglühtem Kalk und 40 Gram.
                              frisch geglühtem Aetzkali versetzt aus einer Retorte destillirt, deren Vorlage mit
                              einer Flasche, an deren Boden sich Salzsäure befand, in Verbindung war. Die
                              Destillation wurde so lange fortgesetzt, bis der Inhalt der Retorte zu einer dicken
                              Masse wurde.
                           Anfänglich entwickelte sich viel Ammoniak, dann weniger, zuletzt aber nahm die
                              Entwickelung des Ammoniak sehr stark zu, wobei eine gelbliche Flüssigkeit
                              destillirte und der im vorigen Versuche bemerkte Geruch (nach Propylamin?) stärker
                              als dort zum Vorschein kam.
                           Das Destillat wurde mit der vorgeschlagenen Salzsäure zusammengegossen, wodurch die
                              Flüssigkeit stark sauer wurde. Diese Flüssigkeit wurde durchs Verdampfen
                              concentrirt. Es schied sich eine schwarzbraune Substanz aus. Die concentrirte
                              Flüssigkeit wurde filtrirt und das Filter stark ausgesüßt. Die so gewonnene
                              Flüssigkeit wurde mit Chlorplatin versetzt, im Wasserbade bis fast zur Trockne
                              verdampft und mit Alkohol ausgezogen. Es blieben 5,332 Gram. Platinverbindungen
                              zurück, welche, da bei der angegebenen Destillation ein Ueberspritzen nicht ganz zu
                              vermeiden gewesen war, aus Ammonium- und Kaliumplatinchlorid bestehen mußten.
                              Die 5,332 Gram. Platinverbindungen gaben beim Glühen 2,479 Gram. Rückstand, aus dem
                              durch Auslaugen mit Wasser 0,131 Gram. Chlorkalium erhalten wurden, wonach der
                              geglühte Rückstand 2,348 Gram. Platin enthielt, und die erhaltenen
                           
                              
                                 5,332
                                 Gram.
                                 Platinverbindungen aus
                                 
                              
                                 0,429
                                     –
                                 Kaliumplatinchlorid und
                                 
                              
                                 4,903
                                     –
                                 Platinsalmiak bestanden, welche letztere
                                 
                              
                           0,037 Gram. Ammoniak entsprechen, wonach aus 1000 Theilen Saft
                              0,073 Theile Ammoniak hätten erhalten werden können. Außer diesem Ammoniak wäre aber
                              aus dem in der Retorte befindlichen Rückstande noch eine beträchtliche Menge
                              Ammoniak zu erhalten gewesen.
                           Hiernach ist unter Extractivstoff der Runkelrübe eine organische Substanz zu
                              verstehen, die nicht durch Bleiessig gefällt wird, daher bei der Fällung des
                              Rübensaftes mit Bleiessig im Rübensafte zurückbleibt, beim Verdampfen dieses Saftes
                              in erhöhter Temperatur Veränderungen erleidet, dabei Ammoniak, wenn auch nur wenig,
                              ausgibt, letzteres aber beim Sieden der Flüssigkeit unter einem Zusatz von Kali
                              reichlicher entwickelt.
                           
                           Diese Substanz gesondert darzustellen, kenne ich kein Mittel; wir wollen also ihre
                              Eigenschaften, und da unter diesen, wie bei allen im Rübensafte enthaltenen
                              Substanzen ihr Verhalten in der Kupferprobe behufs Bestimmung der Quantität des
                              Zuckers im Rübensafte und ihr Verhalten zu alkalischen Substanzen in Beziehung auf
                              die Fabrication des Zuckers von Interesse ist, vorzüglich ihr Verhalten in der
                              Kupferprobe und zu Kali, Kali und Kalk, und Kalk für sich allein, durch Versuche mit
                              dem durch Blei gefällten Rübensafte zu ermitteln suchen.
                           
                        
                           Verhalten des Extractivstoffes in der Kupferprobe, zu Kali,
                                 Kali und Kalk, und Kalk.
                           600 Gram. mit Bleiessig gefällter Rübensaft wurden mit schwefelsaurem Natron gefällt,
                              filtrirt. Etwas dieser Flüssigkeit wurde der Trommer'schen Kupferprobe unterworfen. Es entstand eine blaue Flüssigkeit, aus
                              der sich bei 50° R. Kupferoxydul ausschied. 100 Gram. jenes Rübensaftes
                              wurden mit 2 Gram. Aetzkalilauge, die 1 Gram. Aetzkali enthielten, versetzt und
                              diese Flüssigkeit bis 75° R. erwärmt. Die Flüssigkeit war gelblich geworden.
                              Bei der Kupferprobe zeigte sich erst bei 68° R. Ausscheidung von
                              Kupferoxydul.
                           100 Gram. desselben Rübensaftes, mit demselben Zusatze von Kali, wurden aufgekocht.
                              Der Saft war etwas dunkler, als im vorigen Versuche und zeigte bei der Kupferprobe
                              erst bei 73° R. eine Ausscheidung von Kupferoxydul.
                           100 Gram. desselben Rübensaftes wurden, mit 1 Gram. Kali und 1 Gram. Kalk gemischt,
                              bis 75° R. erwärmt. Die Flüssigkeit wurde filtrirt. Es blieb Gyps auf dem
                              Filter. Die filtrirte Flüssigkeit wurde mit Kohlensäure gefällt, aufgekocht,
                              filtrirt und der kohlensaure Kalk gut ausgewaschen.
                           Der ausgewaschene kohlensaure Kalk wurde in concentrirtem Essig gelöst. Bleizucker
                              brachte in dieser Lösung keinen Niederschlag hervor, durch Uebersetzen der stark mit
                              Bleizucker versetzten Flüssigkeit mit Ammoniak erfolgte ein Niederschlag. Dieser
                              Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, mit Wasser angerührt und mit
                              Hydrothionsäure zerlegt. Die vom Schwefelbleie getrennte Flüssigkeit lieferte beim
                              Verdampfen im Wasserbade einen braunen Rückstand, von dem Alkohol nur sehr wenig
                              aufnahm. Im Wasser löste er sich leicht, die Auflösung war bräunlich, durch Zusatz
                              von Kalilauge wurde die Auflösung dunkler, nach Zusatz von Kupfer blieb die Farbe
                              bräunlich. Die mit Kali und Kupfer versetzte Flüssigkeit ließ beim Erwärmen im Wasserbade, selbst beim
                              Sieden des Wassers, die Ausscheidung von Kupferoxydul nicht bemerken.
                           100 Gram. desselben Rübensaftes wurden mit 1 Gram. Kali und 1 Gram. Kalk aufgekocht
                              und ferner wie die vorige Flüssigkeit behandelt. Die Resultate waren dieselben.
                           1400 Kubikcentimeter Rübensaft wurden mit 155,5 Kubikcentimeter Bleiessig vermischt,
                              filtrirt. Der Saft war sauer gewesen, hatte aber durch den Bleiessig seine sauren
                              Eigenschaften verloren und reagirte vollkommen neutral.
                           5 Gram. des filtrirten Saftes wurden mit neun Tropfen Kalilauge und drei Tropfen
                              einer Auflösung von essigsaurem Kupfer versetzt. Die Flüssigkeit war blau, wurde bei
                              45° R. lichter und schied bei 50° R. Kupferoxydul aus.
                           Der Rest der Flüssigkeit wurde mit Hydrothionsäure zerlegt, filtrirt. Die vom
                              Schwefelbleie getrennte Flüssigkeit wog 1200 Gram.
                           600 Gram. dieser Flüssigkeit wurden, nachdem sie mit Kalk alkalisch gemacht worden
                              waren, mit 3 Gram. Aetzkalk versetzt, eine Weile stark geschüttelt, dann
                              filtrirt.
                           Die so gebildete Flüssigkeit war fast wasserhell und wurde in zwei gleiche Theile
                              getheilt.
                           
                              Erster Theil des kalkhaltigen Saftes.
                              Dieser Theil des Saftes wurde in einem Glaskolben bis 75° R. erwärmt. Die
                                 Flüssigkeit war klar geblieben und hatte nur eine gelbliche Farbe angenommen.
                                 Sie wurde mit Kohlensäure übersetzt, hierauf wieder bis 75° R. erwärmt
                                 und filtrirt.
                              5 Gram. des Filtrats wurden mit 3 Tropfen einer Auflösung von schwefelsaurem
                                 Kupfer versetzt, und da sich ein Niederschlag von Schwefelkupfer bildete, noch 1
                                 Tropfen der Auflösung von schwefelsaurem Kupfer hinzugesetzt und filtrirt. Die
                                 filtrirte Flüssigkeit wurde mit 9 Tropfen Kalilauge vermischt, wodurch sie eine
                                 schöne, blaue Farbe annahm. Im Wasserbade zeigte sich erst beim Sieden des
                                 Wassers eine Ausscheidung von Kupferoxydul.
                              Der Rest der Flüssigkeit wurde mit Beizucker versetzt; es bildete sich ein
                                 Niederschlag, der durch Schwefelblei eine braune Farbe hatte; getrocknet wog
                                 dieser Niederschlag 0,675 Gram. Er wurde mit concentrirtem Essig behandelt, die
                                 Lösung in Essig mit Hydrothionsäure gefällt, filtrirt und diese Flüssigkeit im
                                 Wasserbade eingedickt. Es blieb ein brauner Rückstand, der sich schwer in
                                 Alkohol, leicht in Wasser löste. Die Lösung in Wasser reagirte sauer, gab mit
                                 salpetersaurem Silber einen schmutzig gelben Niederschlag, der mit der Zeit
                                 braun wurde.
                              
                              Bei der Kupferprobe entstand eine bläuliche Flüssigkeit, die selbst beim Kochen
                                 des Wassers kein Kupferoxydul, sondern nur einen braunen Niederschlag fallen
                                 ließ.
                              Das in diesem Versuche gewonnene Schwefelblei gab mit Ammoniak ausgezogen eine
                                 ungefärbte Flüssigkeit. Der bei der Behandlung des Bleisalzes mit Essig
                                 gebliebene Rückstand wurde mit Wasser angerührt und mit Hydrothionsäure zerlegt,
                                 hierauf wurde filtrirt. Die filtrirte Flüssigkeit gab beim Verdampfen im
                                 Wasserbade einen braunen Rückstand. Dieser Rückstand löste sich nicht vollkommen
                                 in Alkohol, sondern hinterließ dabei einen pulverförmigen Körper ungelöst; er
                                 löste sich aber vollkommen in Wasser, die Auflösung war unbedeutend sauer, gab
                                 mit salpetersaurem Silber einen schmutzigen Niederschlag, der braun wurde, und
                                 gab bei der Kupferprobe kein Kupferoxydul, sondern nur einen braunen
                                 Niederschlag in nicht unbedeutender Menge.
                              Das bei diesem Versuche gewonnene Schwefelblei wurde mit Ammoniak ausgezogen. Die
                                 Flüssigkeit war gelblich. Sie wurde im Wasserbade zur Extractdicke verdampft;
                                 dieß Extract löste sich in Alkohol; die Lösung des Extractes in Wasser war
                                 sauer, gab mit salpetersaurem Silber einen schmutzigen Niederschlag, der braun
                                 wurde und bei der Kupferprobe nur eine geringe Menge eines braunen Niederschlags
                                 und kein Kupferoxydul.
                              Der gewonnene kohlensaure Kalk wog getrocknet 3,469 Gram. Er wurde in Essig
                                 gelöst. Bleizucker brachte in dieser Lösung eine geringe Trübung hervor; es ward
                                 filtrirt, die filtrirte Flüssigkeit mit Bleizucker und Ammoniak gefällt und der
                                 Niederschlag gesammelt und ausgewaschen. Der Niederschlag war schwach orange
                                 gefärbt, löste sich, indem er eine geringe Menge eines schmutzig orangenen
                                 Bleisalzes zurückließ, in concentrirtem Essig. Die Auflösung in Essig wurde
                                 durch Hydrothionsäure zerlegt, filtrirt. (Die Behandlung des Schwefelbleies mit
                                 Ammoniak lieferte eine ungefärbte Flüssigkeit.) Die filtrirte Flüssigkeit wurde
                                 im Wasserbade verdampft. Der braune Rückstand löste sich nur wenig in Alkohol.
                                 In Wasser war der Rückstand leicht löslich. Die Auflösung reagirte sauer, gab
                                 mit salpetersaurem Silber einen schmutzig gelblich-grauen Niederschlag,
                                 der braun wurde. Bei der Mischung der Flüssigkeit zur Kupferprobe bildete sich
                                 eine bläulich trübe Flüssigkeit, die beim Erwärmen im Wasserbade einen gelblich
                                 grünen Niederschlag fallen ließ, ohne Kupferoxydul auszuscheiden. Der
                                 Niederschlag mit Bleizucker aus der Auflösung des kohlensauren Kalkes in Essig
                                 wurde mit Wasser angerührt, durch Hydrothionsäure zerlegt und das Gemenge
                                 filtrirt. (Das auf dem Filter befindliche Schwefelblei gab mit Ammoniak nur eine
                                 ungefärbte Flüssigkeit.) Die vom Schwefelbleie getrennte Flüssigkeit wurde im Wasserbade
                                 verdampft. Der Rückstand löste sich nicht in Alkohol, leicht in Wasser. Die
                                 Auflösung war nicht sauer, enthielt Kalk, gab mit salpetersaurem Silber einen
                                 braunen Niederschlag und bei der Kupferprobe keine Ausscheidung von
                                 Kupferoxydul.
                              
                           
                              Zweiter Theil des kalkhaltigen Saftes.
                              Der zweite Theil des gebildeten, kalkhaltigen Saftes wurde in einem Glaskolben
                                 aufgekocht. Die Flüssigkeit war nicht bedeutend gelber gefärbt, als die frühere;
                                 auch sie schien klar zu seyn. Sie wurde mit Kohlensäure übersetzt, dann
                                 aufgekocht und filtrirt. 5 Gram. des Filtrats wurden mit 3 Tropfen einer
                                 Auflösung schwefelsauren Kupfers versetzt; es schied sich kein Schwefelkupfer
                                 aus und es konnten daher auch sofort 9 Tropfen Kalilauge hinzugefügt werden. Im
                                 Wasserbade fand in der blauen Auflösung erst bei 80° R. Ausscheidung von
                                 Kupferoxydul statt.
                              Der Rest des Filtrats wurde mit Bleizucker gefällt. Es bildete sich ein
                                 licht-oragener Niederschlag, der getrocknet 0,347 Gram. wog. Dieser
                                 Niederschlag löste sich bis auf einen geringen, schmutzig orangenen Rückstand in
                                 concentrirtem Essig.
                              Alle andern mit dem zweiten Theile des kalkhaltigen Saftes auf dieselbe Weise,
                                 wie beim ersten Theile des kalkhaltigen Saftes angestellten Versuche gaben
                                 dieselben Resultate wie beim ersten Theile, nur schienen die Quantitäten der
                                 dargestellten Substanzen etwas geringer zu seyn, als bei den Versuchen mit dem
                                 ersten Theile, welches Verhältniß gewiß auch bei den ersten Niederschlägen mit
                                 Bleizucker stattfand, indem der Unterschied 0,675 Gram. und 0,347 Gram.
                                 Niederschlag nicht allein durch das beim ersten Theile zu diesem Niederschlag
                                 hinzugetretene Schwefelblei bewirkt seyn konnte. Dagegen betrug das Gewicht des
                                 aus dem zweiten Theile erhaltenen kohlensauren Kalkes etwas mehr, als das
                                 Gewicht des aus dem ersten Theile erhaltenen kohlensauren Kalkes, nämlich 3,920
                                 Gram.
                              450 Kubikcentimeter Rübensaft wurden mit 50 Kubikcentimeter Bleiessig vermischt
                                 filtrirt. Etwas des Filtrats wurde der Kupferprobe unterworfen; die blaue
                                 Flüssigkeit wurde bei 45° R. heller; bei 50° R. schied sich
                                 Kupferoxydul aus. Der Rest des Filtrats wurde denselben Versuchen unterworfen,
                                 wie dieselbe Flüssigkeit in den vorstehenden Versuchen.
                              Die Resultate waren fast überall dieselben, nur waren im Verhältniß des
                                 verwendeten Saftes die Quantitäten der gewonnenen Substanzen hier größer, namentlich
                                 blieb bei Behandlung des aus dem mit Kohlensäure behandelten Saftes durch
                                 Bleizucker erhaltenen Niederschlages mit concentrirtem Essig, eine größere Menge
                                 orangenen Rückstandes ungelöst. Ein Hauptunterschied stellte sich aber bei
                                 diesen Versuchen gegen die vorstehenden dadurch heraus, daß jeder der durch
                                 Kohlensäure erhaltenen Kalkniederschläge in concentrirtem Essig gelöst mit
                                 Bleizucker keinen Niederschlag gab, und daß der Niederschlag aus jeder dieser
                                 Flüssigkeiten mit Bleizucker und Ammoniak bei der Zersetzung mit Hydrothionsäure
                                 und Verdampfen der Flüssigkeit einen Rückstand ließ, dessen Auflösung in Wasser
                                 bei der Kupferprobe eine blaue Flüssigkeit bildete, deren Farbe bei 45°
                                 R. heller wurde und aus der sich bei 50° R. Kupferoxydul ausschied.
                              648 Kubikcentimeter Rübensaft wurden mit 72 Kubikcentimeter Bleiessig gemischt
                                 filtrirt. Etwas des Filtrats wurde der Kupferprobe unterworfen; schon bei
                                 45° R. fand die Ausscheidung von Kupferoxydul statt. Mit dem Reste des
                                 Filtrats wurden dieselben Versuche angestellt, wie mit derselben Flüssigkeit des
                                 vorstehenden Versuches.
                              Die Erscheinungen waren hier dieselben, wie in den vorstehenden Versuchen mit den
                                 450 Kubikcentimeter Rübensaft. Es war aber auch hier gegen die vorstehenden
                                 Versuche noch ein Unterschied bei den mit Kohlensäure behandelten Rübensäften zu
                                 bemerken.
                              Beide Rübensäfte gaben nämlich hier mit Bleizucker zuerst einen weißlichen
                                 Niederschlag, dann aber lagerte sich über diese Niederschläge in beiden Gläsern
                                 ein tief orangener Niederschlag ab. Der Niederschlag in jedem Glase wurde auf
                                 einem Filter gesammelt und ausgesüßt. Jeder dieser Niederschläge wurde mit
                                 concentrirtem Essig behandelt und hinterließ bei dieser Behandlung eine größere
                                 Menge eines tief orangenen Rückstandes, als dieß bei allen frühern Versuchen der
                                 Fall gewesen war Die erhaltenen orangenen Rückstände zeigten sich als
                                 Bleiverbindungen und enthielten Stickstoff.
                              Die vorstehenden mit dem mit Bleiessig gefällten Rübensafte angestellten Versuche
                                 zeigen, daß diese Flüssigkeit nicht immer dieselben Eigenschaften besitzt, daß
                                 entweder der Extractivstoff Modificationen unterworfen sey, oder aber, daß sich
                                 in einem mit Bleiessig gefällten Rübensafte neben dem Extractivstoff in sehr
                                 veränderlicher Menge eine andere Substanz vorfinde. Auffallend war mir, daß die
                                 Rüben, welche ich in dem zuletzt aufgeführten Versuche verwendet hatte, nicht
                                 wie die Rüben, welche ich zu allen übrigen aufgeführten und noch aufzuführenden
                                 Versuchen verwendet habe, in reiner zweiter Tracht gebaut worden waren, sondern
                                 vielmehr in zweiter Tracht noch eine leichte Düngung mit Guano erhalten hatten, so daß die
                                 Beschaffenheit des Düngers einen Einfluß zu haben scheint, nicht bloß auf die
                                 Proteinsubstanzen, sondern auch auf die Beschaffenheit des Extractivstoffs, oder
                                 auf die Menge einer im Rübensaft befindlichen, wie der Extractivstoff durch
                                 Bleiessig nicht fällbaren und wie dieser stickstoffhaltigen Substanz.
                              Die Hauptresultate dieser Versuche sind aber:
                              1) Daß unter die Eigenschaften des Extractivstoffes
                                 aufzunehmen ist: daß der Extractivstoff der Runkelrübe bei der Trommer'schen Kupferprobe bei 45° bis
                                 50° R. das Kupfer zu Kupferoxydul reducirt und daß diese Eigenschaft dem
                                 Extractivstoffe leicht entzogen werden kann.
                              2) Daß durch die Einwirkung von Alkalien auf den
                                 Extractivstoff in erhöhter Temperatur Substanzen gebildet werden, die bei
                                 Gegenwart von Kalk, wenn dieser mit Kohlensäure gefällt wird, mit dem
                                 kohlensauren Kalk in Verbindung treten.
                              3) Daß durch Beseitigung der Eigenschaft des
                                 Extractivstoffes das Kupfer zu reduciren vermittelst Kalk in der Siedhitze des
                                 Wassers und Fällung des Kalkes durch Kohlensäure, der Weg gefunden worden ist,
                                 ganz bestimmt die Frage zu beantworten: enthält die Rübe neben dem Rohrzucker
                                 noch eine andere Zuckerart? –
                              Zur Beantwortung dieser Frage habe ich im Juli, August, September und October
                                 Rüben aus dem Felde, und im November, December, Januar, Februar, März und April
                                 Rüben aus langen und schmalen und runden Miethen genommen, den Saft dieser Rüben
                                 mit Bleiessig gefällt, die dabei gewonnene Flüssigkeit mit Hydrothionsäure
                                 zerlegt, diese Flüssigkeit mit Kalk neutralisirt, noch mit 1 Proc. Kalk versetzt
                                 aufgekocht, die aufgekochte Flüssigkeit mit Kohlensäure übersetzt, wieder
                                 gekocht, filtrirt; diese Flüssigkeit, nachdem sie noch über 10 Proc.
                                 Knochenkohle filtrirt worden war, wurde der Kupferprobe unterworfen und bei
                                 allen diesen Versuchen, mochte nun der ausgepreßte Rübensaft sauer oder neutral
                                 gewesen seyn, nicht eher eine Ausscheidung von Kupferoxydul wahrgenommen, als
                                 bis das Wasser des Wasserbades ins Sieden gekommen war.
                              Hieraus muß geschlossen werden, daß in den unreifen,
                                    reifen und eingemietheten Rüben, mag der Saft sauer, oder neutral seyn,
                                    immer nur Rohrzucker enthalten ist.
                              
                                 
                                    (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)