| Titel: | Die galvanische Pendeluhr; von M. H. Jacobi in St. Petersburg. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXIII., S. 252 | 
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                        LXIII.
                        Die galvanische Pendeluhr; von M. H. Jacobi in St. Petersburg.
                        Aus dem Bulletin de la classe
                                 										physico-mathématique, 1856, t. XV No. 2, vom Verfasser
                              									mitgetheilt.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Jacobi's galvanische Pendeluhr.
                        
                     
                        
                           Obgleich ich schon in der Sitzung vom 2 Dec. 1853 der physikalischmathematischen
                              									Classe der kais. Akademie der Wissenschaften die detaillirte Beschreibung und
                              									Zeichnung einer von mir construirten galvanischen Pendeluhr mitgetheilt hatte, so
                              									gestatteten mir theils anderweitige Beschäftigungen, theils Verbesserungen, die ich
                              									noch zu machen für nothwendig fand, erst jetzt die Publication dieser Beschreibung,
                              									die ich in veränderter Form der Classe hiermit von neuem vorzulegen die Ehre
                              									habe.
                           Auf Tab. IV ist diese Pendeluhr in natürlicher Größe, mit Weglassung einiger
                              									unwesentlichen oder bekannteren Theile, dargestellt.
                           In Fig. 1 ist
                              										A die unten mit einer schweren Linse und einer Art
                              									Compensation versehene stählerne Pendelstange, welche oben das Querstück a, a und die Plattform b, b
                              									trägt, c, c; sind Winkelstücke, an welchen die beiden
                              									Elektromagnete B, B' angeschraubt sind; d ist eins der Lager für die Zapfen des Ankers C, in dessen Mitte ein mit den Schraubenwindungen g versehener Stahldrath e
                              									eingeschraubt ist, der oben das Querstück f, f trägt.
                              									Ein kleines Gewicht g' dient zur Regulirung der
                              									Amplituden und kann auf der Schraube g höher oder
                              									niedriger gestellt werden. h, h sind zwei kleine, auf der Plattform b, b befestigte messingene Säulchen, in deren obern
                              									Hülsen die verstellbaren Schrauben i, i befestigt sind,
                              									die zur Begränzung des Ankerganges und zum Theil ebenfalls zur Regulirung der
                              									Amplituden dienen. k, k sind zwei andere, zwischen den
                              									Schenkeln der Elektromagnete stehende Säulchen, welche das Querstück l, l mit dem Kloben m
                              									tragen, in welchem die zur Suspension des Pendels dienende Stahlfeder n befestigt ist. D, D, D, D
                              									ist eine starke am Pendelgehäuse befestigte Platte, mit den schrägen Vorsprüngen E, E, auf deren Y-Lagern die stählerne Achse F, F ruht,
                              									welche vermittelst der, mit dem andern Ende am Kloben o,
                                 										o befestigten Stahlfeder n, das ganze
                              									Pendelsystem trägt. p, p' sind zwei durch
                              									Elfenbein-Hülsen isolirte Stücke und q, q' zwei
                              									ebenfalls isolirte Klemmschrauben, an denen die respectiven Enden der um die
                              									Elektromagnete B, B' gewickelten Drähte befestigt sind.
                              									Die andern Enden dieser Drähte sind bei r
                              									gemeinschaftlich an die Pendelstange geschraubt, p und
                              										q, so wie p' und q' sind durch zwei sehr dünne elastische Messingdrähte
                              									mit einander verbunden, welche, da sie der Stahlfeder n
                              									beinahe parallel sind, die Bewegung des Pendels nicht beeinträchtigen. Bei p, p' sind die zum Uhrwerke Fig. 6 führenden Drähte
                              										s etc. und s' etc.
                              									befestigt. Ein anderer Draht t geht von der Platte D aus direct zu einem Pole der Batterie Nro. 12.
                           Bei einem erst neuerdings construirten galvanischen Rostpendel haben die Aufhängungen
                              									und einige andere unwesentliche Theile eine von der gegenwärtigen Zeichnung etwas
                              									verschiedene Anordnung erfahren.
                           Fig. 2 ist die
                              									Seitenansicht der Pendelstange und des an sie durch die Schraube a stark angeklemmten Klobens b,
                                 										b', in dessen Seitenstücken b, b, c, c seine
                              									Zapfenlöcher befindlich sind, zur Aufnahme der Achse des stählernen Rädchens u, u, welches in der Vorderansicht ebenfalls sichtbar
                              									ist.
                           In Fig. 3 ist
                              									der Stromunterbrecher dargestellt; man ersieht, daß jedesmal beim Durchgange des
                              									Pendels durch die Verticale das Rädchen u auf den
                              									stählernen Stift v drückt und durch Entfernen des Hammers w vom Amboße x den Strom unterbricht, der nach einem kleinen durchlaufenen
                              									Theil der Amplitude wieder geschlossen wird, indem w auf
                              										x herabfällt und durch die verstellbare Feder y festgehalten wird. Amboß und Hammer sind von einer
                              									Platingold-Legirung angefertigt, die der Einwirkung der Funken besser
                              									widerstehen soll, wie reines Platin. Zu bemerken ist, daß der Amboß durch die
                              									Schraube x höher oder niedriger gestellt werden kann, um
                              									die Kette während einer längern oder kürzern Periode geöffnet zu erhalten.
                           
                           Obgleich ein ähnlicher Unterbrecher, mit der Pendelstange eines gewöhnlichen
                              									Regulators verbunden, dessen Zeit auf ein anderes Uhrwerk übertragen wurde, Monate
                              									lang mit großer Sicherheit und ohne den mindesten Fehler gewirkt hatte, so sah ich
                              									mich doch durch anderweitige Erfahrungen veranlaßt, den stumpfen Schluß zwischen
                              									Hammer und Amboß durch einen schleifenden oder gleitenden zu ersetzen, und dem
                              									Unterbrecher eine Einrichtung zu geben, wie sie in Fig. 4 abgebildet ist. Der
                              									aus einer Platin-Legirung bestehende keilförmige Amboß x ist hier auf der Stahlfeder y befestigt, die
                              									ihm eine durch die Stellung der drei Regulirungsschrauben z,
                                 										z', z'' bedingte Elasticität ertheilt. Der Hammer oder Stift w ist, wie der frühere, an dem Hebel v, w befestigt, der aber für diese Einrichtung, die
                              									einen größern Gang erfordert, gleicharmig ist.
                           Fig. 5 stellt
                              									die früher von mir angewandte der Lamont'schen ähnliche
                              									Einrichtung dar. A ist die Pendellinse, a, b sind zwei mit Quecksilber gefüllte Glasröhren, in
                              									welchen Platindrähte eingeschmolzen sind, die mit den isolirten Stücken c, d in Verbindung stehen, an denen die Drähte f, g befestigt sind, die längs der Pendelstange zu den
                              									Elektromagneten B, B (Fig. 1) führen. e ist ein Platinrädchen, dessen Stellung durch die
                              									Schrauben C, D regulirt wird und das bei jeder
                              									Oscillation des Pendels abwechselnd mit dem einen oder mit dem andern
                              									Quecksilber-Meniscus in Berührung tritt. Die Schraube B dient zur höhern oder niedrigem Stellung der Linse.
                           Fig. 6 und
                              										Fig. 7
                              									sind eine Abbildung des galvanischen Uhrwerks, ebenfalls in natürlicher Größe. Es
                              									steht, wie wir sehen werden, mit dem Pendel in wesentlichem Zusammenhange und hat
                              									die doppelte Aufgabe zu erfüllen, die Pendelschläge zu registriren und zugleich den
                              									Gang des Pendels zu unterhalten. Hierdurch wird der ganze Apparat complicirter. Das
                              										Lamont'sche Pendel ist einfacher und ganz unabhängig
                              									vom Uhrwerke. Die größere Complication der von mir getroffenen Einrichtung war aber
                              									durch anderweitige Umstände bedingt und konnte nicht umgangen werden. A, A, A, A, A, A sind Platinen, an welchen der
                              									Elektromagnet B, B und die andern Theile befestigt sind.
                              									Der Anker C, der um den Zapfen a beweglich ist und auf die gewöhnliche Weise durch die Feder b stärker oder schwächer gestellt werden kann, trägt
                              									einen langen Arm c, d, der mit einem Sperrkegel e und einem Stifte f
                              									versehen ist. Beide greifen in das auf der Achse des Secundenzeigers befestigte, mit
                              									60 Zähnen versehene Sperrrad g. Der Sperrkegel e schiebt beim jedesmaligen Anziehen des Ankers das
                              									Sperrrad um einen Zahn vorwärts, der Stift f, der sich
                              									zugleich zwischen zwei Zähne desselben legt, hemmt das Weitergehen des Rades und die
                              									schwache Feder h die Rückbewegung desselben. i ist ein Aufhälter, der die Rückbewegung des Arms C, D begränzt. Ich fand es später, der größern
                              									Sicherheit des Ganges wegen, für zweckmäßig, auf der Achse des Secundenzeigers noch
                              									ein zweites Sperrrad zu befestigen. Dasselbe ist nur in der Zeichnung Fig. 8 bei g' sichtbar, und ist ebenfalls mit 60, aber in
                              									entgegengesetzter Richtung geschnittenen Zähnen versehen, in welche der am Arme c, d befestigte Zahn m, Fig. 8, greift,
                              									und vollständiger wie der erwähnte Stift f das
                              									Ueberspringen eines oder mehrerer Zähne verhindert. Da der Schlag der Uhr ungemein
                              									laut und hart war, so wurde später dem Arme c, d die aus
                              										Fig. 8
                              									ersichtliche Einrichtung gegeben, deren Zweckmäßigkeit sich vollkommen bewährt hat.
                              									Der Arm besteht nämlich aus zwei Theilen, die durch das Scharnier k und die Feder l, l mit
                              									einander verbunden sind; er erhält so eine gewisse Elasticität, welche die Stöße des
                              									Sperrkegels auf die Zähne des Sperrrades mildert und sie auf das zum Fortschreiten
                              									dieses Rades nöthige Maaß beschränkt. Außerdem wurde noch der Aufhälter i mit einer dicken Platte aus geschwefeltem Kautschuk
                              									belegt. Die aus einem dünnen Drahte bestehende Feder n
                              									dient dazu, dem leichten Sperrkegel beim Abfallen eine größere Lebendigkeit zu
                              									ertheilen. Die Bewegung des Minuten- und Stundenzeigers wird von der
                              									Secundenachse aus auf die gewöhnliche Weise vermittelt. Auf dieser Secundenachse
                              									aber sitzt noch das mit 30 besonders geformten Zähnen versehene Rad o. Man sieht, daß die an den ungleicharmigen Hebeln p, p und p', p' befestigten
                              									Stifte q, q' beim jedesmaligen Fortschreiten des
                              									Sperrrades abwechselnd durch die Zähne des Rades o
                              									gehoben werden oder zwischen dieselben einfallen. Es versteht sich daß, um dieses zu
                              									erreichen, die Stifte q, q' nicht diametral einander
                              									gegenüber stehen dürfen. An dem kurzen Hebelarme befinden sich die Platinstifte r, r', welche auf diese Weise mit den vom ganzen
                              									Gestelle isolirten Schrauben s, s' abwechselnd in
                              									metallischen Contact treten und so die Kette schließen oder öffnen. Auf der Fläche
                              									des Rades o bemerkt man den Stift t, welcher bei jedem Umgange des Rades einmal mit den Federn u, u' in Verbindung tritt. Es werden hierdurch zwei
                              									andere in verschiedenen Etagen befindliche, nur mit Minuten- und
                              									Stundenzeigern versehene, gewöhnliche galvanische Uhrwerke in Bewegung gesetzt,
                              									deren Gang mit dem der Hauptuhr genau übereinstimmt und nur um eine constante
                              									Secundenzahl von derselben differirt. Zur Bewegung dieser Uhrwerke kann entweder
                              									eine besondere Batterie oder, nach Umständen, die Batterie Nro. 1 benutzt werden, wo
                              									dann die ElektromagneteEkektromagnete der erwähnten Uhren momentan als Verzweigungen eintreten. An den isolirten
                              									Stücken w, w' sind die zu diesen Uhren führenden Drähte
                              									befestigt.
                           
                           Aus der Zeichnung ist ersichtlich, daß die Batterie Nro. 1, der Unterbrecher Fig. 3 und der
                              									Elektromagnet B, Fig. 6, das eine System;
                              									die Batterie Nro. 2 mit den beiden Rheotomen r, s, r',
                                 										s' und den beiden an der Pendelstange befestigten Elektromagneten B, B'
                              									Fig. 1 aber
                              									ein zweites System bilden. Beim jedesmaligen Durchgange des Pendels durch die
                              									Verticale wird das System 1 geöffnet; der Anker C (Fig. 6) durch
                              									die Feder b vom Elektromagneten entfernt, der Sperrkegel
                              										e zurückgezogen, bis bei einer gewissen Amplitude
                              									des Pendels Stift und Rädchen (Fig. 1) sich verlassen,
                              									der Schluß der Kette wiederhergestellt, der Anker angezogen und das Sperrrad durch
                              									den Sperrkegel um einen Zahn vorwärts geschoben wird. Hierdurch und durch
                              									Vermittlung eines der correspondirenden Hebel p, p oder
                              										p', p' tritt derjenige Elektromagnet B oder B', Fig. 1, in die Kette,
                              									welcher auf der Seite liegt, nach welcher das Pendel schwingt; der Anker C wird angezogen und schlägt, da er als Bascule wirkt,
                              									mit seinem Uebergewichte nach derselben Seite plötzlich über, wodurch das Pendel den
                              									zur Unterhaltung seiner Bewegung erforderlichen Impuls erhält. Beim Rückgange des
                              									Pendels tritt der andere Elektromagnet in Wirksamkeit und läßt den Anker nach der
                              									andern Seite überfallen.
                           ––––––––––
                           Von allen bis jetzt zu meiner Kenntniß gelangten wirklichen galvanischen Pendeln
                              									erfüllt, meines Erachtens nach, das von Hrn. Prof. Lamont
                              									in München im Jahre 1851 construirte Pendel allein die Bedingung einer, von der
                              									Stärke des galvanischen Stromes durchaus unabhängigen Bewegung.Die Beschreibung dieses Pendels befindet sich in einer unter dem Titel:
                                    											Beschreibung der an der Münchener Sternwarte zu den Beobachtungen
                                    											verwendeten neuen Instrumente und Apparate (München 1851) erschienenen
                                    											Schrift S. 75. Indem Hr. Lamont zwei Elektromagnete
                              									unveränderlich mit der Pendelstange verband und abwechselnd auf einen, mit einem
                              									verstellbaren Gewichte versehenen Anker wirken ließ, kann am Ende jeder Oscillation
                              									des Pendels eine Verrückung des Schwerpunktes des ganzen Systems, bald nach der
                              									einen, bald nach der andern Seite bewirkt werden, welche hinlänglich ist die durch
                              									Widerstand der Luft und Reibung verloren gegangene lebendige Kraft wieder zu
                              									ersetzen. Bald nach Publication der erwähnten Schrift – das Pendel selbst
                              									hatte ich im Jahre 1851 in München gesehen – ließ ich in dem unter meiner
                              									Aufsicht stehenden Atelier ein dem Lamont'schen ähnliches
                              									Pendel mit einigen Modificationen construiren, gewahrte aber bald die Nachtheile,
                              										welche mit der
                              									Anwendung des Quecksilbers zum Schließen und Oeffnen der Kette auf die Dauer
                              									verknüpft sind und welche, weil meist bekannt, hier keiner weitern Erörterung
                              									bedürfen. Die von Hrn. Lamont getroffenen
                              									Vorsichtsmaßregeln zur Beseitigung einiger dieser Nachtheile schienen mir nicht in
                              									dem Maaße genügend, um sie zur Anwendung zu bringen. Eine andere Einrichtung, die
                              									ich traf, um den Schluß der Kette, mit Hülfe starrer elastischer Metalle, am Ende
                              									jeder Oscillation zu bewirken, mußte ebenfalls verworfen werden, weil der Einfluß
                              									dieser Einrichtung auf die Größe der Amplituden und sogar direct auf den Gang des
                              									Pendels bedeutend hervortrat. Im Uebrigen ist auch bei der Lamont'schen Einrichtung ein solcher Einfluß, wenn auch in geringerem
                              									Grade, bemerkbar. Jedes, nur um ein geringes verändertes Eingreifen des Rädchens e (Fig. 5) in den
                              									Quecksilber-Meniscus, jede geringe Oxydation der Oberfläche des letztern
                              									wirkt auf die Amplituden und beeinträchtigt den Gang des Pendels. Ueberhaupt ist es
                              									einleuchtend, daß der Durchgang des Pendels durch die Verticale, wo es die größte
                              									lebendige Kraft besitzt, der geeignetste Zeitpunkt ist, um demselben die, wenn auch
                              									nur geringe Arbeit des Schließens und Oeffnens der Kette, ohne wesentliche Störungen
                              									im Gange desselben aufzuerlegen. Bei der angewandten, sehr wohl überlegten
                              									Construction des Unterbrechers besteht die zur Activirung desselben nöthige Arbeit
                              									meist nur in unbedeutenden Zapfenreibungen, die viel geringer sind als die
                              									Widerstände, die das erwähnte Rädchen im Quecksilber erleidet. Die Masse des Hebels
                              										v, w (Fig. 3) und die Arbeit,
                              									welche seine kaum sichtbare Bewegung erfordert, können bei der ansehnlichen Schwere
                              									der Pendellinse kaum zur Berücksichtigung kommen. Ein interessanter Beweis dafür,
                              									daß außer den gewöhnlichen, nur die erwähnten Widerstände auf das Pendel wirken,
                              									liegt darin, daß durch größeres oder geringeres Anspannen der Spiralfeder y (Fig. 3), bis auf eine
                              									gewisse Gränze, die Amplituden nicht im Mindesten verändert werden. Die Kraft,
                              									welche das Herunterdrücken des Hebels und das Spannen der Spiralfeder erfordert,
                              									wird dem Pendel genau wieder restituirt. Die einmalige Regulirung der durchaus
                              									constant bleibenden Amplituden hat man durch Stellen der Schrauben i, i (Fig. 1) oder durch
                              									Verschieben des Gewichts g', aber nur durch diese
                              									Mittel, ganz in seiner Gewalt. Bei unserm Pendel betragen diese Amplituden nicht
                              									mehr als etwa 1°5' auf jeder Seite. Der Ueberfall der Bascule geschieht kurz
                              									bevor das Ende der Oscillationen erreicht ist.
                           Um die wesentlichste Bedingung: einen von mechanischen Störungen möglichst befreiten
                              									Gang des Pendels zu erhalten, nicht aufgeben zu müssen, zog ich es vor, lieber
                              									dem Uhrwerke, bei dem nicht so wichtige Rücksichten zur Sprache kommen, die schon
                              									oben erwähnte größere Complication zu geben. Das Oeffnen der Kette, das bei jeder
                              									vollen Oscillation des Pendels nur einmal und zwar in der Verticalen stattfindet,
                              									kann, ohne andere Uebelstände herbeizuführen, auf keine Weise zur abwechselnden
                              									Bewegung der Bascule direct benutzt werden. Es ist daher, wie wir oben gesehen
                              									haben, das abwechselnde Schließen und Oeffnen der Kette, für den einen oder den
                              									andern der Elektromagnete B, B (Fig. 1) dem Uhrwerke und
                              									zwar dem, auf der Secundenachse befestigten Rade o (Fig. 6)
                              									übertragen worden. Die größere Arbeit, die hierdurch dem Elektromagneten B erwächst, kommt bei den ansehnlichen Dimensionen
                              									desselben nicht in Betracht. Erwähnen will ich hier, daß bei meinem neuesten
                              									Apparate die Schlußstellen für die partiellen galvanischen Kreise der Elektromagnete
                              										B, B' (Fig. 1) nicht mehr bei r, s und r', s' sind,
                              									sondern daß der abwechselnde Contact unmittelbar zwischen den Platinstiften q, q' und den Zähnen des Rades o hervorgebracht wird. Es versteht sich, daß eine entsprechende Isolirung
                              									der Hebel p, p' von einander und von dem Gestell hat
                              									vorgenommen werden müssen.
                           Zur Activirung des zum Uhrwerke gehörigen Elektromagneten bediene ich mich zweier und
                              									für die beiden kleinen Elektromagnete B, B' nur eines
                              									kleinen Daniell'schen Elements von gewöhnlicher
                              									Construction. Ich werde diese Elemente später durch andere ersetzen, die nach der
                              									von Hrn. Professor Buff in Gießen angegebenen
                              									Modification construirt sind, und die, wie ich durch eigene Versuche bestätigt
                              									gefunden habe, sich durch ihre Beständigkeit vor allen andern Hydroketten
                              									vortheilhaft auszeichnen.
                           Da eine sorgfältig gearbeitete galvanische Pendeluhr gewiß nicht billiger
                              									herzustellen ist als ein astronomischer Regulator, und die Unterhaltung der Batterie
                              									immer einige Mühe und Kosten verursacht, so dürfen dergleichen Pendeluhren
                              									allerdings keine ökonomischen Vorzüge zugestanden werden. Wenn aber einerseits diese
                              									Anwendung der galvanischen Kräfte und die Ueberwindung der dabei vorgekommenen
                              									Schwierigkeiten schon an und für sich Interesse gewährt, so ist auch andrerseits
                              									nicht zu verkennen, daß, wie es auch Hr. Professor Lamont
                              									hervorhebt, auf diese Weise ein von allen mechanischen Einflüssen unabhängigeres und
                              									somit richtigeres, zur Controle astronomischer Uhren dienendes Pendel hergestellt
                              									werden kann. Da hier der Gang des Pendels nur durch ein periodisch wirkendes
                              									Uebergewicht unterhalten wird und die Anziehungen zwischen Anker und Hufeisen, so
                              									wie die vorkommenden Stöße sich gegenseitig aufheben, so ist das zur Erhaltung der
                              									lebendigen Kraft angewandte Princip, ungeachtet der scheinbar größern
                              									Complication des Apparats, auf seinen einfachsten Ausdruck zurückgeführt. Daß Pendel
                              									und Uhrwerk ganz von einander getrennt und in verschiedenen Localen aufgestellt
                              									werden können, daß man sich an beliebigen Punkten absolut übereinstimmende
                              									Secundenzähler verschaffen kann, wird gewiß manche praktische Vortheile gewähren.
                              									Hat man aber durch länger fortgesetzte Erfahrungen erst ein gewisses Zutrauen zu dem
                              									galvanischen Pendel erlangt, so wird man dasselbe in ein hermetisch verschlossenes
                              									Metallgehäuse einschließen, dasselbe in einem, wenn auch unzugänglichen Locale von
                              									constanter Temperatur aufstellen, und so das für die Wissenschaft so wichtige
                              									Desideratum, ein Pendel erhalten, das dem veränderlichen Barometerstande entzogen
                              									ist und das keiner Compensation und keines Glaubens an deren Unfehlbarkeit weiter
                              									bedarf.
                           
                        
                     
                  
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