| Titel: | Vertheiler für Hohöfen; vom Hüttendirector L. A. Coingt zu Aubin. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. LXXXI., S. 334 | 
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                        LXXXI.
                        Vertheiler für Hohöfen; vom Hüttendirector L. A.
                              									Coingt zu Aubin.
                        Aus den Annales des mines, 5te Reihe, Bd. X S.
                              								69.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Coingt's Vertheiler für Hohöfen.
                        
                     
                        
                           Dieser Vertheilungs-Apparat (Distributeur) läßt
                              									sich bei allen Hohöfen, großen und kleinen, anbringen, seyen die benutzten Erze und
                              									Brennmaterialien, welche sie wollen; sein Zweck ist:
                           1) alle gebildeten Gase, ohne merkliche Unterbrechung des Ausströmens, zu sammeln;
                              									und
                           2) das Aufgeben der Gichten mechanisch zu bewirken.
                           Das Auffangen der Gase. – In der Mitte des
                              									Apparates ist eine senkrechte Röhre angebracht, welche die Gase aufnimmt und sie den
                              									verschiedenen Herden zuführt, wo sie benutzt werden. Diese Röhre erstreckt sich
                              									unter dem Apparat hin und in den Ofenschacht, wo sie 1,50 bis 2 Meter in die
                              									Materialien hineintritt.
                           
                           Diese Röhre, welche genau in der Mitte der Gichtöffnung eingehängt ist, hat oben eine
                              									Weite von 0,70 bis 0,80 Meter und unten von 1 Meter; rings um dieselbe werden die
                              									Kohlen- und Beschickungsgichten schichtenweise aufgegeben. Die Röhre regulirt
                              									daher den Niedergang der Gichten, indem sie veranlaßt, daß derselbe regelmäßig und
                              									so wie sie eingetragen wurden, erfolgt. Auf diese Weise ist in der Achse des
                              									Ofenschachtes und in dem Brennmaterial ein Durchgang für die Gase hergestellt,
                              									welche durch diesen mittlern Theil ausströmen.
                           Während des Aufgebens verhindern die Gichten, welche die Röhre umgeben und den für
                              									sie bestimmten Raum in der Gichtöffnung ausfüllen, das Ausströmen der Gase, und
                              									machen jedes Eindringen von Luft in die mittlere Röhre unmöglich, weil diese mit
                              									einer dicken Materialienschicht bedeckt wird. Da die Operation des Aufgebens nur
                              									zwanzig Secunden dauert, so kann sie keinen wesentlichen Einfluß auf das Ausströmen
                              									der Gase durch die mittlere Röhre haben.
                           Das Aufgeben der Gichten. – Das Aufgeben der
                              									Schmelzmaterialien auf den Hohofen wird mittelst eines ringförmigen Trichters oder
                              									Rumpfes bewirkt, welcher durch einen beweglichen, ebenfalls ringförmigen Deckel in
                              									zwei Abtheilungen zerfällt. Soll aufgegeben werden (wofür der zweckmäßige Zeitpunkt
                              									durch zwei kleine Sonden angezeigt wird), so bereitet man die Gicht in dem Rumpf
                              									vor, hebt alsdann den Deckel schnell in die Höhe und läßt ihn wieder nieder, sobald
                              									die Materialien in den Ofenschacht niedergegangen sind.
                           Die Oeffnung des ringförmigen Rumpfes ist mit den Rändern des Deckels genau verbunden
                              									und bildet so einen luftdichten Abschluß, welcher die Verbindung des Innern des
                              									Ofens mit dem Aeußern gänzlich aufhebt. Die Aufgeber werden weder durch die Hitze
                              									(da die Gase niemals brennen), noch durch entweichende Gase belästigt, weil die in
                              									den Rumpf geworfenen Materialien die Gase augenblicklich zurückhalten.
                           Das Heben des Deckels behufs des Aufgebens geschieht sehr schnell, es wird in
                              									höchstens 20 Secunden mittelst des Balanciers bewirkt, den man durch eine kleine
                              									Winde bewegt; selbst diese Zeit könnte durch comprimirte Luft oder Dampf, welche man
                              									direct auf den Deckel einwirken ließe, noch abgekürzt werden. Da das Aufgeben nur 15
                              									bis 20mal in 12 Stunden mit Kohksgichten von 2 Kubikmetern wiederholt wird, so kann
                              									man die Gichtöffnung als stets durch den Apparat geschlossen betrachten.
                           Unter diesen Umständen wird das Ausströmen der Gase gar nicht unterbrochen, da es
                              									mitten aus der Gicht erfolgt, und die Temperatur im Apparat übersteigt selten
                              									300° C., daher sie weder dem Rumpfe, noch der mittlern Röhre nachtheilig seyn
                              									kann.
                           
                           Allgemeine Bemerkungen. – Die Anhäufungen von
                              									Staub und Schwamm oder Galmei in der Gicht hören gänzlich auf und in dem Gasfang
                              									finden auch keine Versetzungen statt. Wenn der innere Druck in der Gicht (welcher 2
                              									bis 3 Centimeter Wassersäule beträgt) mit demjenigen in der mittlern Röhre im
                              									Gleichgewicht erhalten wird, so kann offenbar kein Staub fortgerissen werden; wenn
                              									anderseits die Gase niemals entzündet sind, so kann ihre schwache Temperatur die
                              									Verstopfungen in dem Gasfange nicht begünstigen.
                           Die Erfahrung bestätigt diese Annahme, da das Reinigen der Gichtöffnung und des
                              									Gasfanges gar nicht erforderlich ist. Diese Arbeit ist aber bekanntlich nicht nur
                              									schwierig und gefährlich, sondern veranlaßt auch nachtheilige
                              									Betriebsunterbrechungen.
                           Die Dimensionen des Apparates können nach Belieben verändert werden. Mit Kohks oder
                              									rohen Steinkohlen betriebene Hohöfen von 15 bis 16 Met. (48 bis 51 rhein. Fuß) Höhe
                              									erfordern Gichtöffnungen von 2,50 bis 3 Met. (8 bis 9/2 Fuß Weite). Bei so weiten
                              									Gichtöffnungen kann man große Kohlen und Beschickungsgichten anwenden, mit denen ein
                              									regelmäßiger Betrieb und eine große Production sicherer zu erreichen sind.
                           Construction und Aufstellung des Vertheilers sind leicht, und da er bei seiner
                              									Benutzung keinen beschädigenden Einwirkungen unterworfen ist, so sind seine
                              									Unterhaltungskosten nur sehr gering.
                           Soll der Apparat bei einem im Betriebe befindlichen Hohofen angebracht werden, so
                              									erfordert dieß eine Betriebsunterbrechung von 48 bis 60 Stunden. Die Anlage-
                              									und Montirungskosten belaufen sich auf 5 bis 6000 Francs, je nach der Weite der
                              									Gicht.
                           Betriebsergebnisse. – Die bei dem Betriebe mit dem
                              									Vertheiler gemachten Erfahrungen ergeben folgende Resultate:
                           1) Zur Feuerung der Gebläse- und Gichtaufzug-Dampfmaschinen und der
                              									Lufterhitzungsapparate sind die entzündeten Gase ausreichend.
                           2) Der Gichtengang und der Betrieb des Ofens wurden durch den in der Mitte
                              									angebrachten Gasfang und ein gleichförmiges Aufgeben viel regelmäßiger.
                           3) Der Gichtsand oder Staub und der Gichtschwamm am obern Schachtrande verschwinden
                              									(wie auch im Gasfange) fast gänzlich.
                           Beschreibung der Abbildungen,Fig. 1bis4. –
                              										a gußeiserner ringförmiger Rumpf, aus drei Theilen
                              									bestehend) der erste und der zweite erhalten keine weitere Zurichtung, der dritte
                              									wird mit abgedrehtem Rande versehen.
                           b conischer und ringförmiger Deckel, ebenfalls von
                              									Gußeisen, an dem Rande, mit dem er sich auf den Rumpf auflegt, ebenfalls
                              									abgedreht.
                           
                           c gußeiserner Muff, welcher mit der Gasfangröhre
                              									verbunden ist und die innere Wand des Rumpfes zum Aufgeben der Gichten bildet.
                           d ist der äußere Theil des senkrechten Gasfanges von 5
                              									Millimeter starkem Blech.
                           d' ist der in den Schacht eingehängte Theil des
                              									senkrechten Gasfanges, bestehend aus 15 Millimeter dickem Eisenblech.
                           e zwei aus Blech bestehende, auf gußeisernen Säulen
                              									ruhende Balken.
                           f eisenblecherner Muff, welcher einen Theil des mittlern
                              									Fanges bildet und auf den Balken aufruht, auf denen er mittelst eines breiten,
                              									blechernen Bügels befestigt ist.
                           g drei gußeiserne Säulen, auf denen die blechernen
                              									Balken aufruhen, welche den ganzen Apparat tragen.
                           h drei eiserne Zugstangen, welche den Gasfang bis zu dem
                              									Muff f, worin jener verschiebbar ist, tragen und die
                              									Stellung des Muffes c reguliren.
                           i Wasserverschluß des Gasfanges. Diese Oeffnung dient
                              									als Sicherheitsventil, und folglich um dasjenige Gas, welches man nicht benutzen
                              									will, entweichen zu lassen.
                           k Verbindungsröhre des Gasfanges mit dem Staubkasten;
                              									sie ist mit einem Klappenventil versehen, welches zur Aufhebung der Verbindung
                              									dient.
                           l kurze Röhren, mit Sicherheitsklappen versehen; sie
                              									dienen auch, um die Verbindungsröhren und den obern Theil des Fanges untersuchen zu
                              									können.
                           m aus Eisenblech bestehender Balancier, der zum Heben
                              									des Deckels dient, was mittelst eines Flaschenzuges oder einer kleinen Winde
                              									geschieht.
                           n gußeiserner Muff, welcher den Drehpunkt des
                              									doppelarmigen Hebels bildet und beide Arme verbindet.
                           o gußeiserner Träger des Balanciers, der auf beiden
                              									blechernen Balken befestigt ist und dieselben zugleich verbindet.
                           p Stangen, an denen der Deckel b hängt; sie sind so eingerichtet, daß die Stellung des Deckels durch sie
                              									regulirt werden kann.
                           S Staubkasten; er ist oben mit Sicherheitsventilen und
                              									unten mit zwei geneigten Oeffnungen mit Wasserverschlüssen versehen, daher die
                              									Reinigung bewirkt werden kann, ohne daß das Ausströmen der Gase aufhört.
                           T Röhre, welche die Gase aus dem Staubkasten
                              									abführt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
