| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. , S. 387 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Schlußversuche mit Rittinger's
                              									Centrifugalventilatoren und Centrifugalpumpen.
                           Nachdem wir bereits mehrfach der neuen vom Hrn. Sectionsrathe Rittinger construirten Ventilatoren Erwähnung gethanIm polytechnischen Journal Bd. CXL S.
                                       												464, Bd. CXLI S. 313 und
                                    												Bd. CXLIII S. 234., können wir nun auch die Resultate der Schlußversuche an dem Hochdruckventilator, sowie der Versuche mit einer nach ähnlichen
                              									Principien construirten Centrifugalpumpe mittheilen.
                           Die höchsten Leistungen, welche der Ventilator bei diesen Versuchen lieferte, sind
                              									der Hauptsache nach folgende:
                           a) beim Blasen durch zwei dreizöllige Düsen
                                   20'''
                              									Windpressung,
                                   1480 Kubikf. Wind
                              									pr. Minute,
                                   28–30 Proc.
                              									Nutzeffect bei
                                   1060 Umgängen pr.
                              									Minute;
                           b) beim Blasen durch zwei 2 1/2zöllige Düsen
                                   24'''
                              									Windpressung,
                                   1136 Kubikf. Wind
                              									pr. Minute,
                                   27
                              									Proc. Nutzeffect bei
                                   1085 Umgängen pr.
                              									Minute;
                           c) beim Blasen durch zwei 2zöllige Düsen
                                   28'''
                              									Windpressung,
                                   782
                              									Kubikf. Wind pr Minute,
                                   23
                              									Proc. Nutzeffect bei
                                   1120 Umgängen pr.
                              									Minute.
                           Die angeführten Pressungen und Windmengen sind aber keineswegs die höchsten, deren
                              									der Ventilator fähig ist. Sie konnten bloß aus dem Grunde nicht höher gesteigert
                              									werden, weil die zum Betriebe angewendete Turbine nicht mehr als 22 Pferdekräfte zu
                              									leisten im Stande war. Was den Wirkungsgrad oder Effectscoefficienten betrifft, so
                              									war nicht zu vermuthen, daß derselbe bei einer Steigerung der absoluten Leistung
                              									merklich größer ausfallen würde, man kann daher annehmen, daß der Ventilator im
                              									günstigsten Falle mit einem Nutzeffect von 30 Proc. arbeite. Er steht also in Bezug
                              									auf Leistung einem gut gebauten Cylindergebläse nach, da man bei letzterem den
                              									Wirkungsgrad mit 50 Procent annehmen kann, obwohl die bezüglichen Versuche bei einem
                              									Cylindergebläse wegen der Schwankungen des Manometers nie mit jener Schärfe
                              									abgeführt wurden, als beim Ventilator zu Mariazell, wo noch das zur Bestimmung der
                              									Nutzeffecte angewendete dynamometrische Zapfenlager (siehe Bd. CXLIII S. 82 dieses
                              									Journals) die Genauigkeit der Resultate ganz besonders beförderte. Auch darf nicht
                              									übersehen werden, daß bei dem Versuchsventilator zweierlei Einflüsse nachtheilig auf
                              									den Effect wirkten. Erstlich war das Flügelrad ganz aus einem Stück gegossen, und da
                              									ein solcher Guß nie ganz gleichförmig ausfällt, so mußte nothwendig eine
                              									unregelmäßige Vertheilung der Massen um die Achse des Flügelrades entstehen. Dann
                              									wurde das Fundament des Ventilators an seinem neuen Verwendungsorte (der Frischhütte
                              									des k. k. Eisengußwerkes zu Mariazell) zur Winterszeit und aus Bruchsteinen
                              									hergestellt, konnte also nicht genug Solidität darbieten, um den durch ungleiche
                              									Vertheilung der Massen hervorgerufenen Vibrationen hinreichenden Widerstand zu
                              									leisten. Der Einfluß des ungleichförmigen Gusses läßt sich indessen leicht dadurch
                              									beseitigen, daß man bloß eine Scheibe des Flügelrades sammt der Nabe aus Gußeisen,
                              									die andere dagegen, sowie die Flügel selbst aus Blech anfertigt, wodurch zugleich
                              									das Gewicht bedeutend vermindert wird.
                           Nach Beendigung der Versuche wurde der Ventilator sofort zum currenten Betrieb der Frisch- und Streckfeuer angelassen. Derselbe
                              									versieht nun drei Frisch- und zwei Streckfeuer mit dem erforderlichen
                              									Wind.
                           Für Beseitigung der obenerwähnten Uebelstände wird in kürzester Frist Sorge getragen
                              									werden. Um das Warmwerden der Zapfen zu verhüten, wird auf die Lager neben dem Oel
                              									ein dünner Strahl Wasser geleitet, welche Einrichtung ihren Zweck vollkommen
                              									erfüllt. Nach einem Berichte des k. k. Oberverwesamtes zu Mariazell über den
                              									currenten Betrieb des Ventilators während der Zeit vom 23. bis incl. 28. März 1857
                              									hat sich der günstige Einfluß des gleichmäßig gepreßten constanten Windstromes
                              									bereits durch Ermäßigung des Calo von 11–12 Proc auf 10 Proc. und des
                              									Kohlverbrandes von 23 auf 22. 4 Kubikfuß pr. Centner der Erzeugung dargethan, und es
                              									würde sich der Verbrand bei besserer Qualität des Kohks, welches in der genannten
                              									Betriebswoche zufällig sehr klein und weich war, vermutlich noch günstiger
                              									herausgestellt haben. Das Herauswerfen der kleinen glühenden Kohlentheilchen ist
                              									ganz beseitigt, der Arbeiter viel weniger belästigt und die Manipulation geht viel ruhiger und
                              									gleichmäßiger. Das Product war von ausgezeichneter Qualität.
                           Berücksichtigt man nun, daß der Ventilator ungemein einfach und bedeutend wohlfeiler
                              									als ein Cylindergebläse ist, ferner, daß er vorzugsweise den Umtrieb durch eine
                              									Turbine gestattet, welche unter mehrfachen Umständen, besonders bei geringen
                              									Gefällen, vortheilhafter als ein Wasserrad arbeitet, so wird man den Ventilator in
                              									vielen Fällen dem Cylindergebläse vorziehen, um so mehr, als durch ihn die Pressung
                              									des Windes selbst über 24 Linien mit günstigem Effecte
                              									gesteigert werden kann.
                           Nicht weniger interessant sind die mit der Centrifugalpumpe erzielten Resultate. Die Centrifugalpumpen haben in
                              									neuerer Zeit mit Recht die Aufmerksamkeit der Techniker an sich gezogen, und es ist
                              									ihre Anwendbarkeit besonders zur Hebung von größeren Wassermengen auf geringe Höhen
                              									allgemein anerkannt. Die Centrifugalpumpe ist nichts anderes, als ein Ventilator,
                              									der statt der Luft Wasser in Bewegung setzt; und die Rittinger'sche Centrifugalpumpe unterscheidet sich von seinem Ventilator
                              									nur insoferne, als dieß der Unterschied in den physikalischen Eigenschaften der
                              									bewegten Körper erfordert.
                           Bei den Versuchen stellte sich heraus, daß die Pumpe nicht bloß dasjenige leistet
                              									wofür sie berechnet wurde, nämlich 63 Kubikfuß Wasser pr. Minute 9 bis 10 Fuß hoch
                              									hebe, sondern daß sie auch gerade bei dieser Normalleistung den größten Wirkungsgrad
                              									gebe, da letzterer sowohl bei Steigerung als bei Herabminderung des absoluten
                              									Nutzeffectes sogleich eine Abnahme erleidet. Der höchste
                                 										Wirkungsgrad ergab sich mit 48 Procent, was
                              									jedenfalls als günstig bezeichnet werden muß. Die zu den Versuchen verwendete Pumpe
                              									soll nach einer wegen der geringeren Hubhöhe erforderlichen Abänderung zum Heben des
                              									Seewassers bei der k. k. See-Saline zu Stagno verwendet werden.
                           Einer ausführlichen Darlegung sämmtlicher theoretischen und experimentellen Resultate
                              									sehen wir in dem eben unter der Presse befindlichen Werke von Rittinger über Centrifugalventilatoren und Centrifugalpumpen mit Verlangen
                              									entgegen (Oesterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1857, Nr. 17.)
                           
                        
                           Masse für Kesselstein-Auflösung.
                           Es sind in jüngster Zeit mehrfache Anfragen bezüglich der besten Masse zum Auflösen
                              									des Kesselsteines an uns gelangt Wir sind durch die Liberalität der
                              									Maschineninspection der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Pesth
                              									in den Stand gesetzt, mitzutheilen, daß man sich bei allen Dampfkesseln der
                              									Gesellschaft des natürlichen gelben Pechs zur Auflösung des Kesselsteines bedient,
                              									und zugleich nachfolgend die von Hrn. Maschinen-Inspector Caspar Rutti eingesandte Gebrauchs-Anweisung zu
                              									veröffentlichen.
                           Nach dieser wird auf je 10 Pferdekräfte 1/2 Pfd. dieser Masse, welche gröblich
                              									zerstoßen, zur Zeit der eingestellten Arbeit nach geschehenem Abblasen des Dampfes
                              									durch das obere Mannloch des Kessels in das noch heiße Wasser hineingeworfen, die
                              									Oeffnung wieder geschlossen, das Feuer vermindert, zurückgestoßen und noch einige,
                              									wenn möglich bis 6 Stunden brennend gelassen, damit bei geschlossenen
                              									Sicherheits-Ventilen der Dampf seine halbe Spannung wieder erhält, ohne die
                              									Maschine in Bewegung zu setzen.
                           Durch diese im siedenden Wasser entstandene Auflösung des gelben Pechs bildet sich
                              									eine fette Säure, welche den Kesselstein derart erweicht, daß dieser theils als
                              									Schlamm, theils in Stücken abgelöst zu Boden fällt, und die Kesselflächen
                              									gleichzeitig mit einen rostverhindernden fetten Anstrich versieht.
                           In geeigneter Zeit werden dann die Feuer ausgelöscht, das ganze Wasser abgelassen,
                              									und die untern Mannlöcher geöffnet, mittelst geeigneten Instrumenten der am Boden
                              									liegende Kesselstein entfernt, und wie üblich alle inneren Räume gesäubert. (Stamm's
                              									neueste Erfindungen, 1857, Nr. 23.)
                           
                        
                           
                           Analyse eines krystallinischen Kesselsteins.
                           Hr. Dr. Baker Edwards in
                              									Liverpool hat für Hrn. Wye Williams den krystallinischen
                              									Niederschlag analysirt, welcher sich in einem Dampfkessel absetzte.
                           Dieser Kesselstein war sehr hart, hellbraun gefärbt und bestand aus mehreren
                              									Schichten kleiner Prismen; die innere (mit dem Wasser in Berührung stehende)
                              									Oberfläche war rauh und körnig; sein specifisches Gewicht war 2,82 bei 12°,4
                              									R. Er enthielt:
                           
                              
                                 schwefelsauren Kalk
                                   78,00
                                 
                              
                                 Krystallwasser
                                   14,00
                                 
                              
                                 schwefelsaure Magnesia
                                     3,20
                                 
                              
                                 schwefelsaures Kali
                                     1,60
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                     2,20
                                 
                              
                                 organische Substanz und Spuren von
                                    											Chloriden  
                                     1,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Diese Analyse zeigt, daß der krystallinische Niederschlag hauptsächlich aus Prismen
                              									von halb-gewässertem schwefelsaurem Kalk besteht.
                              									Die übrigen Salze haben sich zwischen den Schichten desselben abgelagert.
                           Zur Bestimmung des Leitungsvermögens dieses Niederschlags diente ein Gefäß, dessen
                              									Boden, von einem halben Zoll Dicke, aus demselben bestand. Es ergab sich, daß die
                              									Wärme rasch durch das Material drang, und daß die höchste Temperatur, welche die
                              									äußere Oberfläche während andauernden Kochens erreichte, 92° R. betrug. Eine
                              									solche Temperatur kann die eisernen Kesselplatten nicht benachtheiligen und eine
                              									derartige Kruste ist daher ein genügender Wärmeleiter für den Dampfkessel. (Mechanics' Magazine, 1857, Nr. 1752.)
                           Johnston hat bekanntlich schon früher eine, aus
                              									halb-gewässertem schwefelsaurem Kalk bestehende graue körnige Masse
                              									untersucht, welche sich in einem Dampfkessel absetzte, der unter einem Druck von
                              									zwei Atmosphären arbeitete; ihr spec. Gewicht war 2,757 und sie zeigte unter dem
                              									Mikroskop kleine durchsichtige Säulen, durch kohlige Materie gefärbt. (Journal für
                              									praktische Chemie, Bd. XVI S. 100.)
                           
                        
                           Knallpulver von Hrn. Delavo.
                           Dasselbe besteht aus:
                           
                              
                                 amorphem Phosphor   
                                     8,3 Theilen
                                 
                              
                                 salpetersaurem Blei
                                   91,7      „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           (Armengaud's
                              									Génie industriel, t. XIII p. 221.)
                           
                        
                           Ueber die Glasur des ordinären Töpferzeugs; von Dr. Emil Erlenmeyer.
                           Schon im Jahre 1853 machte ich in einem kleinen AufsatzSiehe Mittheilungen des nassauischen Gewerbevereins, Jahrg. 1853, S. 22. gelegentlich darauf aufmerksam, wie sehr es gerathen sey, die sogenannten
                              									irdenen Gefäße vor der Anwendung in Küche und Haus einer sorgfältigen Reinigung,
                              									beziehungsweise Prüfung zu unterwerfen, weil nach eigenen, öfters wiederholten
                              									Versuchen die darin angebrachte Glasur gar manchmal durch fehlerhafte Bereitung Blei
                              									an die Speisen abgebe, welches der Gesundheit schädlich werden könne.
                           Dem entgegen behaupten, ohne jedoch auf quantitative Versuche zu fußen, manche
                              									technische Hand- und Lehrbücher, welche die Fabrication und Eigenschaften
                              									irdener Geschirre
                              									abhandeln, die Menge des auflösbaren Bleies in der Töpferglasur sey unerheblich oder
                              									so gering, daß sie der Gesundheit nicht schade. Dieß veranlaßte mich in einer Anzahl
                              									von Gefäßen die Menge des in verdünntem Essig auflöslichen Bleies zu bestimmen, um
                              									über dessen Schädlichkeit oder Nichtschädlichkeit ein Urtheil zu bekommen und
                              									überhaupt die Eigenschaften der Bleiglasur näher kennen zu lernen.
                           Obgleich nun meine Untersuchungen noch nicht zu dem Abschluß gekommen sind, zu dem
                              									ich sie eigentlich zu bringen beabsichtigte, so halte ich es doch für angemessen, ja
                              									für nothwendig, meine bis jetzt gesammelten Erfahrungen der Oeffentlichkeit zu
                              									übergeben, um einestheils wiederholt an eine sorgfältige Auswahl beim Ankauf und
                              									gründliche Prüfung und Reinigung vor dem Gebrauche der irdenen Gefäße zu erinnern,
                              									und anderntheils zu zeigen, wie sehr eine zeitgemäße Umgestaltung des Häfnergewerbes
                              									geboten ist.
                           Wenn man bedenkt, daß die irdene Waare oder, wie man sie auch nennt, das gemeine
                              									Töpferzeug, unter allen Materialien die ausgebreitetste und allgemeinste Anwendung
                              									zu Haushaltungs- und ganz vorzüglich zu Küchengeräthen findet, ja daß es für
                              									die ärmeren Classen das einzige zu erreichende Material ausmacht, so muß man sich
                              									wundern, daß man nicht schon lange mit Ernst daran gedacht hat, daß auch die
                              									Fabrication dieses gemeinen Töpferzeugs der Verbesserung und Vervollkommnung zum
                              									allerwenigsten würdig ist. Man würde dann gefunden haben, daß an den meisten Orten
                              									nicht bloß auf dem platten Lande, sondern auch in größeren Städten, die Häfnerei
                              									noch sehr im Dunkeln handthiert.
                           Wie der Häfner (Töpfer) heute seinen Thon vor- und zubereitet, seine Waare
                              									daraus formt, sie trocknet, glasirt, wie er seine Oefen baut und die Waare darin
                              									brennt, so haben es seine Väter schon vor ein paar hundert Jahren gethan. Die
                              									Fortschritte in der Töpferkunst lassen sich darnach unschwer bemessen.
                           Die Häfnerei ist eines der ältesten, wenn nicht das älteste Gewerbe, und gewiß nur
                              									darum, weil das Bedürfniß nach leicht herstellbaren Gefäßen zu jeglichem
                              									Hausgebrauch am stärksten vorhanden war. Für die ärmeren Classen liegt noch dasselbe
                              									Bedürfniß vor und für die Bemittelteren vielleicht nicht minder; denn ich bin heute
                              									noch überzeugt, daß die irdenen Gefäße in ihrer vollkommensten Ausführung die
                              									vortheilhaftesten Kochgeschirre darstellen, selbst wenn man anfangen wollte, in
                              									Platina, Silber oder Aluminium zu kochen. In allen Metallgefäßen brennen die Speisen
                              									weit leichter an und werden dagegen viel rascher wieder kalt, ja man hat sogar
                              									beobachtet, daß in irdenen Gefäßen die Speisen eher gar werden als in metallenen,
                              									und daß in ersteren das Wasser schon bei 79° R. zum Sieden kommt, während es
                              									in den letzteren erst bei 80° kocht, also heißer wird. Man kann daher mit Fug
                              									und Recht das Häfnergewerbe eins der wichtigsten der
                                 										Kleingewerbe nennen. Wenn dieser Satz wahr ist, so kann wohl kein Zweifel
                              									mehr darüber seyn, daß es wenigstens ebensowohl, wie so viele andere Kleingewerbe,
                              									verdient, mit den Vortheilen der Wissenschaft bedacht zu werden. Dieß ist um so mehr
                              									geboten, als ein jedes Gewerbe, welches keine Fortschritte macht, zurückgebt, nicht
                              									bloß in Beziehung zu andern, sondern abgesehen von andern in sich selbst durch die
                              									erschlaffende Aufmerksamkeit der Gewerbetreibenden, die durch nichts in Spannung
                              									erhalten wird. Es liegt daher aus verschiedenen Rücksichten Ursache genug vor, dem
                              									Häfnergewerbe von technisch-wissenschaftlicher Seite mehr Aufmerksamkeit
                              									zuzuwenden.
                           Nach dieser kurzen Einleitung wird es jetzt am geeignetsten seyn, zunächst die
                              									Resultate meiner Untersuchung folgen zu lassen, nachdem ich noch mit ein paar Worten
                              									der Untersuchungsmethode gedacht habe.
                           Wie im Eingang erwähnt, habe ich eine Anzahl von irdenen Gefäßen auf ihren Gehalt an
                              									in verdünntem Essig löslichem Blei untersucht. Um möglichst unparteiisch zu Werk zu
                              									gehen und zugleich die Größe der Wahrscheinlichkeit, mit welcher fehlerhafte
                              									Geschirre ins Publicum gelangen, ungefähr kennen zu lernen, habe ich mir die meisten
                              									Gefäße durch Hausfrauen oder Köchinnen kaufen lassen, mit dem Bemerken (nach ihren
                              									Begriffen), die beste Waare auszuwählen. Außerdem aber habe ich öfter den ganzen
                              									Vorrath bei verschiedenen Häfnern an verschiedenen Orten durchsucht und daraus nach
                              									Anschein die beste Waare gewählt.
                           In gleicher Weise verfuhr ich bei allen Händlern auf 10–12 Messen und
                              									Jahrmärkten, ließ mir aber bei diesen letzten Gelegenheiten auch stets von dritten
                              									Personen nach dem besten Wissen kaufen. Man ersieht hieraus, daß ich eigentlich noch
                              									nicht, wenigstens nicht absichtlich, die schlechteste
                              									Waare geprüft habe.
                           
                           Die Untersuchung wurde in folgender Weise geführt: Nachdem die Gefäße ausgespült und
                              									mit einem reinen Tuche ausgetrocknet waren, wurden sie mit einer Flüssigkeit
                              									angefüllt, die auf 240 Theile destillirten Wassers 1 Theil Essigsäure (wasserfrei
                              									gedacht) enthielt und diese dann bedeckt mehrere Stunden lang nahe bei der Siedhitze
                              									erhalten. Hierauf wurde in die klare Flüssigkeit in einem geeigneten Glasgefäße so
                              									lange Schwefelwasserstoffgas eingeleitet, bis dasselbe deutlich vorwaltete. Der etwa
                              									entstandene Niederschlag wurde absitzen gelassen und entweder auf einem bei
                              									100° C. getrockneten Filter gesammelt, bei derselben Temperatur so lange
                              									gelassen, bis keine Gewichtsabnahme mehr stattfand und als Schwefelblei bestimmt,
                              									oder er wurde, nachdem durch Decantiren die größte Masse der Flüssigkeit getrennt
                              									war, getrocknet, mit rauchender Salpetersäure oxydirt, mit Schwefelsäure
                              									eingedampft, und, geglüht, als schwefelsaures Blei bestimmt. Die eine oder andere
                              									Verbindung wurde auf krystallisirtes essigsaures Blei berechnet, weil diese
                              									Verbindung eigentlich bei Behandlung der Gefäße entsteht und dabei unter dem Namen
                              									Bleizucker allgemeiner bekannt ist.
                           Bei der Aufzählung der Versuche werde ich nicht die Reihenfolge einhalten, in der sie
                              									angestellt wurden, sondern die nach Verwendung. Form, Größe, Herkunft oder sonstigen
                              									Verhältnissen ähnlichen Gefäße zusammenstellen.
                           
                              I. Milchtöpfe.
                              (Zum Aufbewahren und Sauerwerdenlassen der Milch.)
                              Die Milchtöpfe sind mit wenigen Ausnahmen in allen Gegenden nur innen glasirt.
                                 										Die Farbe der Glasur ist gewohnheitsmäßig entweder dunkelbraun
                                 										(Braunstein- (Eisen-) glasur) oder gelbbraun (ohne Zusatz eines
                                 										Färbemittels). Von jeder Sorte wurden 15 Stück geprüft.
                              
                                 A. Dunkelbraun.
                                 Der Auszug aus allen gab mit Schwefelwasserstoff einen schwarzen
                                    											Niederschlag. Vier derselben waren so beträchtlich, daß ihre Menge bestimmt
                                    											werden konnte.
                                 Nr. 1. 2 Liter fassend, die Glasur war von oben nach unten im ersten Drittel
                                    											gut geflossen, das Uebrige matt, im unteren Drittel sehr stark schweißend
                                    											(Flüssigkeit durchlassend). Der schwarze Niederschlag gab 0,247 Gramme
                                    											schwefelsaures Blei, was 0,309 Grm. oder 4 2/3 Gran Bleizucker
                                    											entspricht.
                                 Bei der zweiten und dritten Behandlung noch starke Bleireaction gebend.
                                 Nr. 2. 1 1/2 Liter fassend. Die Glasur oben schwach glänzend, unten blasig,
                                    											stark schweißend.
                                 Ergab 0,182 schwefelsaures Blei, entsprechend 0,227 Grm. oder 3 1/2 Gran
                                    											Bleizucker.
                                 Nr. 3. 3 Liter fassend. Glasur durchaus matt irisirend, der Topf fast bis an
                                    											den Rand thränend.
                                 Ergab 0,162 schwefelsaures Blei, entsprechend 0,202 Grm. oder 3 1/6 Gran
                                    											Bleizucker.
                                 Nr. 4. 1 1/2 Liter fassend, ähnlich wie Nr. 2 glasirt, nur stärker
                                    											schweißend.
                                 Ergab 0,154 schwefelsaures Blei = 0,192 Grm. oder 3 Gran Bleizucker.
                                 
                              
                                 B. Gelbbraun.
                                 Unter den fünfzehn untersuchten Töpfen gab der Auszug von fünf eine starke
                                    											Bleireaction (die erhaltenen Niederschläge von vieren wurden zusammen
                                    											gewogen), von zwei anderen eine braune Färbung, nur acht waren vollständig
                                    											frei von löslichem Blei. Die Glasur war in allen bei weitem besser
                                    											geflossen, als in denen unter A. An manchen
                                    											Orten werden auf Verlangen des Publicums diese Milchtöpfe einige Zoll vom
                                    											Rande hinab stärker glasirt. d.h. wenn nach der gewöhnlichen Art die Glasur
                                    											eingegossen und wieder ausgelaufen ist, wird der Topf getrocknet und dann
                                    											nochmals auf dem angeführten Raume mit einem Pinsel nachglasirt. Das
                                    											Publicum ist nämlich der Ansicht, der Rahm scheide sich so rascher und
                                    											vollkommener ab. Soviel ist gewiß, daß die nachglasirte Oberfläche im
                                    											Vergleich zu der nur einmal glasirten sehr glatt und glänzend ist und somit
                                    											geringe Reibung verursacht.
                                 
                                 Die vier Töpfe ergaben zusammen an Schwefelblei 0,401 Grm. = 0,610 Grm.
                                    											Bleizucker oder für jeden einzelnen berechnet 0,152 Grm. = 2 1/2 Gran.
                                 Ein Milchtopf, 2 Liter fassend, unten sehr matt glasirt, oben dick glasirt,
                                    											stark glänzend. Die Flüssigkeit wurde beim Eingießen unter starkem Geräusch
                                    											von den Wänden des Topfs aufgesaugt und sehr bald in einzelnen Tropfen nach
                                    											außen wieder abgegeben.
                                 
                                    
                                       Ergab
                                       0,1575Diese Gewichtsbestimmungen sind
                                                															immer mit dem Grammengewicht ausgeführt.
                                          													schwefelsaures Blei,
                                       
                                    
                                       
                                       0,208  Bleizucker,
                                       
                                    
                                       
                                              3
                                          													 Gran.
                                       
                                    
                                 
                              
                           
                              II. Kleinere Kochtöpfe.
                              (Zwischen 1/2 und 3 1/4 Liter fassend.)
                              Solcher Töpfe, die am häufigsten in der Küche Anwendung finden, wurden im Ganzen
                                 										66 Stück untersucht. Davon gaben 14 starke Bleireaction (von 10 das Gewicht
                                 										bestimmt), 14 braune Trübung, 37 keine Reaction. Ein
                                 										Topf war so wenig von der Hitze getroffen worden, daß das Blei noch als
                                 										pulverisirtes schwefelsaures Blei auf der ganzen Oberfläche verbreitet war.
                              Nr. 1. Ein flacher Topf, 1 Liter fassend, außen braunschwarz, innen braungelb,
                                 										außen rauh und ganz ohne Glanz, innen sehr schwach glänzend, stark
                                 										schweißend.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,102 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,127 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                           3
                                       												Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Beim zweiten und dritten Auskochen stellte sich noch immer Reaction auf Blei
                                 										ein.
                              Nr. 2 und 3, mit drei andern die best aussehenden aus einem ganzen Magazin, beide
                                 										1 1/4 Liter Inhalt, außen braun, innen gelb, außen und innen schwach
                                 										glänzend.
                              Nr. 2 ergab 0,047 Grm. schwefelsaures Blei.
                              Nr. 3 ergab 0,095
                                 										Grm.            „
                              Die drei übrigen gaben mit Schwefelwasserstoff nur braune Trübung.
                              Nr. 4. Ein 1 1/2 Liter fassender flacher, außen und innen schwarzbraunglasirter,
                                 										angeblich zweimal gebrannter Topf, matt, metallglänzend, bedeutend
                                 										schweißend.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,1935 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,294   Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                           4
                                       												1/2 Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Nach dreitägigem Stehen mit neuer Flüssigkeit noch 0,016 schwefelsaures Blei.
                              Nr. 5. Ein hoher Topf von 1 Liter Inhalt, außen braun, innen braungelbbranngelb, außen glänzend, innen matt und rauh.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,17   schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,258 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                           4
                                       												Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Nr. 6. Beschaffen wie Nr. 5, 1 1/2 Liter fassend.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,370 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,562 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                           8
                                       												1/2 Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Außer diesen wurden noch von drei verschiedenen Bränden je 4 vorher bezeichnete
                                 										Töpfe untersucht, welche an verschiedenen Stellen des Ofens untergebracht waren,
                                 										und zwar:
                              
                                 a) in der Nähe des Ständers;
                                 b) am entgegengesetzten Ende unter
                                    											dem Schornsteine, ungefähr in der Mitte der Höhe von der Sohle zum
                                    											Gewölbe;
                                 c) in der Mitte der Länge des Ofens,
                                    											nahe unter dem Gewölbe;
                                 d) in der Mitte der Länge des Ofens,
                                    											nahe an der Sohle.
                                 
                              
                                 Erster Brand:
                                 a) keine Reaction;
                                 b) 1 1/4 Liter Inhalt ergab:
                                 
                                    0,210 schwefelsaures Blei,
                                    0,263 Bleizucker,
                                      
                                    											     4 Gran Bleizucker;
                                 c) keine Reaction;
                                 d) starke Reaction, nicht bestimmt, weil
                                    											verunglückt.
                                 
                              
                                 Zweiter Brand:
                                 a) keine Reaction;
                                 b) 1 Liter fassend ergab:
                                    0,115 schwefelsaures Blei,
                                    0,144 Bleizucker,
                                      
                                    											     2 1/6 Gran Bleizucker;
                                 c) keine Reaction;
                                 d) 1 1/2 Liter Inhalt ergab:
                                    0,024 schwefelsaures Blei.
                                 
                              
                                 Dritter Brand:
                                 a) keine Reaction;
                                 b) weiß angeflogen von pulverigem schwefelsaurem
                                    											Blei;
                                 c) starke Reaction;
                                 d) 1 Liter Inhalt ergab:
                                    0,123 schwefelsaures Blei,
                                    0,154 Bleizucker,
                                           2
                                    											1/3 Gran Bleizucker.
                                 
                              
                           
                              III. Größere Kochtöpfe.
                              (Von 5 bis 8 Liter Inhalt)
                              Im Ganzen wurden fünfzehn solche Töpfe der Prüfung unterworfen. Darunter fanden
                                 										sich nur zwei, welche keine Reaction auf Blei gaben, die dreizehn übrigen
                                 										zeigten dagegen starke. Von zwei wurde das Blei einzeln, von drei andern
                                 										zusammen bestimmt. In den acht übrigen war die Menge im Verhältniß zu den andern
                                 										unbedeutend. Die Töpfe waren alle nur innen glasirt und zwar alle hellbraun.
                              Nr. 1. Ein 6 Liter fassender Topf, Glasur sehr matt und fleckiger Natur. Unter
                                 										starkem Geräusch Flüssigkeit einsaugend und stark schweißend.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,764 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,955 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                         14 Gran
                                       												Bleizucker.
                                    
                                 
                              Drei Tage mit Flüssigkeit gestanden und dann wieder ein paar Stunden erhitzt,
                              
                                 
                                    ergab
                                    0,496 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,629 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                           9
                                       												1/3 Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Nach weiteren 8 Tagen, ebenfalls mit Flüssigkeit gefüllt, war die Glasur
                                 										vollständig bröcklich und ließ sich abwischen.
                              Nr. 2. 8 Liter Inhalt, mehr glänzend, weniger fleckig, aber stark Flüssigkeit
                                 										einsaugend und schweißend.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,640 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,800 BleizuckerBleicker,
                                    
                                 
                                    
                                         12 Gran
                                       												Bleizucker.
                                    
                                 
                              Nach 3 Tagen wie Nr. 1 behandelt.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,337 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,421 Bleizucker.
                                    
                                 
                                    
                                           6
                                       												1/3 Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Nach 8 Tagen ließ sich besonders auf dem Boden die Glasur mit dem Nagel des
                                 										Fingers in kleinen Stückchen ablösen.
                              Nr. 3, 4 und 5. Von drei Töpfen, jeder 5 Liter fassend, wurden die
                                 										Schwefelwasserstoff-Niederschläge zusammen gewogen.
                              
                              
                                 
                                    
                                    Ergaben
                                    0,510 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,775 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    auf
                                    1 Topf
                                    0,258       „
                                    
                                 
                                      „
                                    1    „
                                           4
                                       												Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Alle Töpfe, in welchen Schwefelwasserstoff beim ersten Auskochen Blei angezeigt
                                 										hatte, gaben auch beim zweiten Auskochen eine mehr oder minder starke Reaction.
                                 										Nach dem zweiten Auskochen wurden alle wieder mit Flüssigkeit gefüllt und die
                                 										Glasur fand sich bei allen nach 8, 10, 14 Tagen, spätestens nach 3 Wochen, ganz
                                 										erweicht und wurde beim eintretenden Sieden der Flüssigkeit abgelöst.
                              
                           
                              IV. Schüsseln.
                              Von neun Schüsseln, alle nur innen glasirt, waren sieben gelbweiß, angeblich mit
                                 										Spießglanz versetzt. Die Glasur war von diesen allen gut geflossen und stark
                                 										glänzend. Nur der Auszug von zweien erfuhr durch Schwefelwasserstoff eine braune
                                 										Trübung, die übrigen blieben farblos. Dagegen lieferten zwei andere, beide roth
                                 										eine (mit Verzierungen) stark bleihaltige Flüssigkeit.
                              Nr. 1. Eine rothglasirte Schüssel von 5 1/2 Liter Inhalt, matt und körnig,
                                 										irisirend, die Flüssigkeit stark einsaugend.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,387 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,484 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                           7
                                       												1/3Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              (Sie zerbrach, als sie zum zweitenmale ausgekocht werden sollte.)
                              Nr. 2. Eine Schüssel, 8 Liter fassend, roth mit verschiedenen Verzierungen,
                                 										Glasur dick aufgetragen, am Rand ziemlich glänzend, auf dem Boden ganz matt. Sie
                                 										wurde einen ganzen Tag mit der Flüssigkeit gefüllt stehen gelassen, aber nur
                                 										schwach erwärmt.
                              
                                 
                                    Ergab
                                    0,453 schwefelsaures Blei,
                                    
                                 
                                    
                                    0,566 Bleizucker,
                                    
                                 
                                    
                                           8
                                       												1/2 Gran Bleizucker.
                                    
                                 
                              Nach dreitägigem Stehen, mit Flüssigkeit gefüllt, noch starke Reaction gebend.
                                 										Nach 8 Tagen hatte sich die Glasur an manchen Stellen aufgetrocknet, war weich
                                 										und zwischen den Fingern zerreiblich.
                              
                           
                              V. Marburger Geschirr.
                              Unter diesem Namen kommt aus der Gegend von Marburg ein Töpferzeug, das sich
                                 										äußerlich durch seine freundlich rothe stark glänzende, mit matten Verzierungen
                                 										auf schwarzem Feld versehene, und innen durch die säuberliche hellgelbe, gut
                                 										geflossene Glasur vor andern Häfnerwaaren auszeichnet. Wie die Marburger Häfner
                                 										ihr Geschirr fabriciren, habe ich weder gesehen, noch so in Erfahrung bringen
                                 										können, daß sich daraus die Vorzüge ihrer Methode ersehen ließen. Jedenfalls
                                 										verwenden sie weit mehr Sorgfalt auf ihr Fabricat, als in vielen andern Gegenden
                                 										zu geschehen pflegt. Außerdem müssen sie bessere Kenntniß über Glasurerz,
                                 										Ofeneinrichtung und Heizung haben. Ich untersuchte etwa 36–40 Gefäße von
                                 										allen Größen und Formen. Davon gaben 9 beim ersten Auskochen eine zwar deutliche
                                 										aber schwache Bleireaction. 3 von diesen zeigten auch nach dreitägigem Stehen
                                 										mit frischer Flüssigkeit noch eine leise Färbung mit Schwefelwasserstoff. Die
                                 										übrigen Gefäße zeigten trotz sorgfältigster Behandlung nicht die geringste Spur
                                 										von auflöslichem Blei. Bei aufmerksamer Betrachtung und Vergleichung der
                                 										reactiongebenden und bleifreien Gefäße läßt sich sehr leicht ein Unterschied in
                                 										Farbe und Glanz der Glasur auffinden. Während die bleifreien Gefäße alle stark
                                 										glänzen und ihre hellgelbe Glasur immer einen deutlichen Stich ins Grüne zeigt,
                                 										sind die reactiongebenden mehr von mattem Ansehen und das Gelb der Glasur hat
                                 										einen deutlichen Stich ins Braune. Obwohl die Farbenverschiedenheit gering ist,
                                 										so läßt sich doch sicherer Nutzen daraus ziehen, wenn man nur ein Mal 2
                                 										verschieden gefärbte Gefäße neben einander gesehen hat.
                              In manchen Gegenden ist das Marburger Geschirr in schlechtem Ansehen, weil man
                                 										glaubt bemerkt zu haben, daß es den Temperaturwechsel schlechter erträgt, als
                                 											gewöhnliches
                                 										Geschirr. Diese Ansicht muß wohl auf Erfahrung beruhen und läßt sich vielleicht
                                 										durch die größere Dichtigkeit des Thons an jenen Gefäßen im Vergleich zu diesem
                                 										rechtfertigen.
                              Wiewohl die Glasur der Marburger Waare, wie wir gesehen haben, saurer Flüssigkeit
                                 										im Allgemeinen besser widersteht als andere, so sollte man andererseits wieder
                                 										mißtrauisch dagegen werden, wenn man die Masse von Haarrissen darin bemerkt.
                                 										Auffallender Weise aber beeinträchtigen dieselben weder die Dauerhaftigkeit,
                                 										noch auch die Unschädlichkeit.
                              ––––––––––
                              Ich glaube nun durch die Resultate meiner Versuche bewiesen zu haben, daß die
                                 										Mengen auflöslichen Bleies nicht immer so unerheblich sind, wie man bisher
                                 										geglaubt hat, und daß schon sehr verdünnter Essig dessen Lösung bewirkt.
                              Knapp, der einzige Autor, welcher in dieser Richtung
                                 										Versuche angibt (siehe sein Lehrbuch der chemischen Technologie, 1. Bd., S.
                                 										571), kommt zu dem Schluß: „Saure Flüssigkeiten nehmen
                                    											also das schwach oder nicht gebundene Bleioxyd auf, was also nur bei
                                    											mangelhaft gebrannten Geschirren und selbst da nur im Anfang möglich
                                    											ist.“
                                 									
                              Wie ich gezeigt habe, wird oft noch beim zweiten und dritten Auskochen Blei
                                 										aufgenommen, wenn nicht schon die Glasur vollständig erweicht ist oder sich
                                 											abblättertChevalier sagt in seinem
                                       													„Wörterbuch der Verunreinigungen und Verfälschungen,
                                          													übersetzt von „Westrumb“ Seite 105: „Gibt eine zweite Wiederholung des Verfahrens (Auskochen
                                             														mit verdünntem Essig) dieselben Resultate (mehr oder weniger
                                             														dunkle Trübung durch Schwefelwasserstoff), so ist das
                                             														Kochgeschirr unbedingt als unbrauchbar zum Kochen zu
                                             														verwerfen.“
                                          												
                                       											 Das sind aber Ausnahmsfälle, wird man sagen, die nur bei mangelhaft
                                 										gebranntem Geschirr – und ich setze hinzu, bei unrichtig
                                 										zusammengesetzter Glasur – vorkommen. Das ist auch meine Ansicht, aber
                                 										ich sage weiter: Mangelhaft gebrannte Geschirre dürfen wohl dem Häfner, aber
                                 										niemals dem Publicum vorkommen, dagegen Geschirre mit unrichtig
                                 										zusammengesetzter Glasur dürfen weder dem Häfner noch viel weniger dem Publicum
                                 										vorkommen.
                              In wie großer Menge das Blei dem menschlichen Körper zugeführt werden muß, um der
                                 										Gesundheit schädlich zu werden, darüber läßt sich allgemein nichts Bestimmtes
                                 										feststellen. Die einzelnen Menschen scheinen nach ihrer Natur sehr verschieden
                                 										empfindlich gegen die Wirkungen des Bleies zu seyn, so daß man mitunter große
                                 										Gaben von Bleizucker – bis zu 1, ja bis zu 2 Quentchen – ohne
                                 										tödtliche Wirkungen gegeben hat, während auf der anderen Seite ein Fall bekannt
                                 										ist, – Dévergie erzählt ihn in seiner
                                 												„Médecine
                                       											légale“, – wo 3 Gran, die an 3 auf einander
                                 										folgenden Tagen in Gaben von je 1 Gran genommen wurden, die heftigsten
                                 										Giftwirkungen hervorbrachten. Dieß sind Extreme; die Fälle, die dazwischen
                                 										liegen, kennt man zu wenig So viel ist aber sicher, daß die kleinste Menge von
                                 										Bleizucker (oder einem andern löslichen Bleisalze) im Magen und, wenn er so weit
                                 										kommt, im Darmcanal weiße Flecken hervorbringt, welche so eng mit der Haut
                                 										verbunden sind, daß sie sich nicht abschaben lassen. Schwefelwasserstoff darauf
                                 										gebracht, färbt sich schwarz, und mit kochender Salpetersäure läßt sich Blei
                                 										daraus ausziehen. Mir ist selbst ein Fall bekannt, wo eine kleine Menge
                                 										Bleizucker, die sich nicht angeben läßt, die aber von dem Betroffenen kaum durch
                                 										den Geschmack bemerkt worden war, die heftigsten Giftwirkungen sehr bald nach
                                 										der Aufnahme hervorbrachte und noch mehrere Jahre lang mit Unterbrechungen von
                                 										8–10 Wochen die heftigsten Kolikschmerzen, die oft mehrere Tage lang
                                 										andauerten, verursachte. Es ist gewiß, daß die Wirkungen des Bleies darum noch
                                 										so wenig gekannt sind, einmal, weil es auf verschiedene Menschen zu verschieden
                                 										kräftig einwirkt, dann aber, weil seine Wirkung, besonders bei kleineren Mengen,
                                 										nicht gleich nach der Zuführung bemerkt wird, sondern sich erst nach und nach
                                 										herausstellt, in dem Maaße, als sich die Verbindungen, welche es mit den Organen
                                 										bildet, ausbreiten und deren Functionen stören und unterbrechen.Daher mag es denn auch kommen, daß die nachtheilige Wirkung des Bleies
                                       												aus der Bleiglasur sich noch nicht in endemischen Krankheiten (vergl Knapp a. a. O.) offenbart hat. Man hört
                                       												besonders auf dem Lande sehr häufig über Kolikschmerzen klagen, denkt
                                       												aber niemals daran, daß diese von Blei herrühren können. Ich bin nicht
                                       												abgeneigt zu glauben, daß sie sich in manchen Fällen darauf zurückführen
                                       												lassen. Sauerkraut und Speck, ein sehr beliebtes Gericht auf dem Lande,
                                       												wird fast immer in irdenen Gefäßen bereitet, und sowohl die Säure des
                                       												ersteren als das Fett des letzteren löset Blei auf. Dergleichen
                                       												Gelegenheiten gibt es aber noch eine ganze Masse. Ich begnüge mich
                                       												damit, darauf hingedeutet zu haben.
                                 									
                              Ich bin weit entfernt, die Bleiglasur zu verdammen – ganz besonders weil
                                 										ich vor der Hand keine andere weiß, die nach allen Richtungen einen Ersatz dafür
                                 										bietet; – ich möchte nur dafür gesorgt wissen, einmal, daß der Häfner
                                 										seine Waare, die er nur unvollkommen gebrannt aus dem Ofen zieht, nicht in den
                                 										Handel bringt, sondern zum zweiten Mal brennt oder in den Stand gesetzt wird,
                                 										den ganzen Einsatz – wenigstens doch bei weitem den größten Theil
                                 										desselben – vollkommen zu brennen, dann aber, daß er genau weiß, wie er
                                 										seine Glasur zusammenzusetzen hat, damit kein zu gering saures Silicat entsteht,
                                 										dem verdünnte Säuren Blei entziehen, oder gar Bleioxyd bei Anwendung von Glätte
                                 										unverbunden oder schwefelsaures Blei, bei Anwendung von Bleiglanz (Glasurerz)
                                 										unverändert zurückbleiben.Hier muß ich ganz besonders darauf aufmerksam machen, daß ich bei allen
                                       												Häfnern die schlechte Sitte gefunden habe, Bruchstellen oder Stellen, wo
                                       												keine Glasur hingekommen ist, je nach der Farbe entweder mit einem Brei
                                       												von Bleiglanz oder von Bleiglätte anzustreichen, damit solche dem Käufer
                                       												nicht so leicht auffallen. Man weiß aber für jetzt weder etwas Bestimmtes über die Zusammensetzung
                                 										einer guten Glasur, noch kennt man den Proceß der Bildung derselben bei
                                 										Anwendung von Glasurerz genau. Man kann also vor der Hand dem Häfner noch kein
                                 										Verfahren angeben, welches besser wäre, als das bisher von ihm befolgte.
                              Ich bin seit längerer Zeit mit ausführlichen Versuchen über diesen Gegenstand
                                 										beschäftigt und werde die Resultate derselben demnächst mittheilen.
                              Zum Schluß kann ich mir die Bemerkung nicht versagen, daß auch ganz besonders die
                                 										Oefen der Häfner noch sehr der Vervollkommnung fähig sind. Man findet fast
                                 										durchgängig liegende Oefen, deren Wände unmittelbar in der Erde stehen. Sie
                                 										haben rechteckigen Querschnitt und verschiedene Ausdehnung, von 2 1/2 bis 3
                                 										Meter Länge vom Ständer bis ans Kriechloch, 1 1/4 bis 1 1/2 Meter Breite und
                                 										gleicher Höhe oder wenig höher. Die Decke wird durch ein mehr oder weniger
                                 										flaches Tonnengewölbe gebildet. Der Schornstein ist in dem Gewölbe über dem
                                 										Kriechloch angebracht. Wenn man bedenkt, daß die Flamme vom Herd aus in der
                                 										Richtung nach dem Schornstein zu steigen strebt, so ist es begreiflich, daß nur
                                 										die Gefäße, welche auf diesem Wege liegen, von der Flamme getroffen werden und
                                 										die andern nur die Wirkung der strahlenden und die sehr geringe der leitenden
                                 										Wärme genießen. Eine gleichmäßige Herstellung der Glasur für alle Gefäße ist
                                 										also von vornherein unmöglich. Um die weniger vortheilhaft gestellten Gefäße
                                 										durchzubrennen muß der Ofen noch im Gange bleiben, wenn die besser gestellten
                                 										schon fertig sind. Diese werden leicht überbrannt, d.h. die Glasur zieht sich an
                                 										einzelnen Stellen zusammen und an anderen verschwindet sie ganz, so daß die
                                 										Gefäße ein netzartiges Ansehen bekommen. Die von Glasur entblößten Stellen
                                 										saugen dann Flüssigkeiten, Fett etc. leicht ein; diese sickern durch die ganze
                                 										Masse hin und lockern die Glasur auf, so daß sich diese nach und nach abbröckelt
                                 										und die Speisen verunreinigt. Das Zusammenziehen an einzelnen Stellen hat wohl
                                 										seinen Grund darin, daß die Glasur nicht bloß zusammenschmilzt oder verglast,
                                 										sondern so flüssig wird, daß sie ihren Ort ändern und dem Bestreben, Tropfen zu
                                 										bilden, nachgeben kann. Möglicherweise wird auch die dünnflüssige Glasur von dem
                                 										porösen Thon stellenweise eingesaugt.
                              
                              Was nun die Versuche über eine bessere Ofeneinrichtung betrifft, so sind diese
                                 										natürlich nicht so leicht von Jedermann auszuführen, wie die über eine gute
                                 										Glasur, da sie einestheils viel Zeit und anderntheils Geld in Anspruch nehmen,
                                 										was nicht Jeder aufzuwenden hat. Hier müßten also Staatsmittel zu Hülfe
                                 										kommen.
                              Auch bei den Oefen muß die Billigkeit und leichte Herstellbarkeit nicht aus den
                                 										Augen verloren werden, deßhalb glaube ich auch nicht, daß der von Henschel angegebene – zunächst
                                 										Backstein- – Ofen für den allgemeinen
                                 										Gebrauch geeignet ist; sein Bau ist zu kostspielig und zusammengesetzt. Ich sah
                                 										einen solchen Ofen in Anwendung, aber es zeigten sich dabei dieselben
                                 										Uebelstände, wie beim gewöhnlichen Häfnerofen. Die Gefäße am hinteren Theil,
                                 										eine ziemliche Anzahl, waren zu schwach gebrannt. Die Esse wurde daher bis nahe
                                 										auf die Sohle geführt und dadurch ein weit besseres Resultat erzielt.
                              Heidelberg, im September 1856.
                              (Mittheilungen für den Gewerbeverein des Herzogthums Nassau,
                                 										1856, S. 85.)
                              
                           
                        
                           Ueber die Leuchtkraft von Schieferölen; von Orth.
                           Es wurden Versuche vorgenommen mit dem Tübinger und Bonner Schieferöl. dem
                              									französischen Mineralöl und dem Hamburger Photogen, die sich im Allgemeinen gleich
                              									verhielten.
                           Bei den Versuchen über die Leuchtkraft dieser Oele ergab sich, daß bei einer Flamme,
                              									deren Lichtstärke gleich ist der Lichtstärke von 4 Wachskerzen, wovon 5 auf 1 Pfd.
                              									gehen, per Stunde 24 Gramme des Oels consumirt wurden. Zum Hervorbringen einer
                              									Lichtstärke von 2 Kerzen waren per Stunde 12 1/2 Gramme
                              									nöthig. Es brennt somit 1 Schoppen Schieferöl, die Maaß zu 1,67 Liter gerechnet, bei
                              									einer Lichtstärke von 4 Kerzen 14 1/2 Stunden, bei einer Lichtstärke von 2 Kerzen 28
                              									Stunden. – Das Oel wurde bei den Versuchen in einer Hamburger Photogenlampe
                              									gebrannt.
                           Die Preise des in Ohmenhausen bei Reutlingen fabricirten Schieferöls stellen sich
                              									folgendermaßen:
                           
                              
                                 bei Korbflaschen von 30–40
                                    											Maaß
                                 Nr.  I. die Maaß
                                 56 kr.
                                 
                              
                                 
                                 Nr. II.  
                                    											„     „
                                 48 kr.
                                 
                              
                                 eine Sorte rohes Schieferöl per 100
                                 Pfd.
                                 15 fl.
                                 
                              
                           ab Ohmenhausen. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1857, Nr.
                              									20.)
                           
                        
                           Verfahren zum Hartmachen des Talges; von Hrn. Capaccioni.
                           Der Erfinder zerrührt in 1000 Theilen geschmolzenen Talges 7 Theile Bleizucker, und
                              									einige Minuten nachher vermindert er die Temperatur, aber nur so weit, daß der Talg
                              									noch flüssig bleibt. Er setzt alsdann 15 Theile gepulverten Weihrauch und 1 Theil
                              									Terpenthinöl zu indem er die Substanzen im Kreise umrührt. Die Temperatur wird
                              									hierauf so lange unterhalten, bis die im Weihrauch enthaltenen fremdartigen
                              									Substanzen sich zu Boden gesetzt haben, wozu mehrere Stunden erforderlich sind.
                           Der Bleizucker ertheilt dem Talg Härte; der Weihrauch bringt nicht nur dieselbe
                              									Wirkung hervor, sondern verbreitet auch während der Verbrennung des Talges einen
                              									angenehmen Geruch.
                           Aus solchem Talg gegossene Kerzen laufen nicht ab, und nähern sich den Stearinkerzen.
                              										(Armengaud's
                              									Génie industriel, t. XIII p. 137.)
                           
                        
                           
                           Färben mit Garancin, nach F. A. Gatty.
                           Fr. Albert Gatty zu Accrington in Lancashire ließ sich am
                              									23. August 1856 die Anwendung des Kochsalzes beim Färben mit Garancin (Alizarin und
                              									anderen Krapp-Präparaten) für England patentiren. Er spricht sich weder über
                              									die Reaction noch über den Erfolg des Kochsalzes bei der Färbeoperation aus, und
                              									bemerkt bloß, daß 1 Pfd. Kochsalz in die Färbekufe mit 25 Pfd. Garancin (oder
                              									Alizarin) gebracht, ein gutes Resultat liefern wird, daß man jedoch den Zusatz des
                              									Kochsalzes mit Vortheil auf 4 Pfd. erhöhen kann, und nach Umständen noch weiter, da
                              									ein Ueberschuß von Kochsalz beim Färben nicht nachtheilig ist. (London Journal of arts, Mai 1857, S. 285.)
                           
                        
                           Analyse des Phosphorits von Amberg, von W. Mayer.
                           Der im Jurakalke nesterweise vorkommende Apatit, welcher seit einigen Jahren schon
                              									mehrfach als Dünger verwendet worden ist, hat nach des Verfassers Analysen folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                     I.
                                      II.
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   3,39  
                                     0,90
                                 
                              
                                 Kalk
                                 49,87
                                   52,21
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,27
                                     0,09
                                 
                              
                                 Natron
                                   0,25
                                     0,27
                                 
                              
                                 Kali
                                   0,35
                                     0,39
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 36,72
                                   39,57
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   1,48
                                     2,78
                                 
                              
                                 Fluor
                                   1,59
                                     1,90
                                 
                              
                                 Kieselsäure und Bergart   
                                   3,97
                                     1,96
                                 
                              
                                 Wasser
                                   0,85
                                       –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 98,74
                                 100,07
                                 
                              
                           Analyse I ist von einer Probe, die durch Zusammenstoßen von 25 Pfd. Mineral entstand;
                              									II ist die Analyse von ausgesuchten weißen reinen Stücken. Merkwürdig ist, daß
                              									dieser Phosphorit Jod enthält, welches der Verf. aber noch nicht quantitativ
                              									bestimmt hat.
                           Die erste Analyse ergab 79,88 Proc. dreibasisch-phosphorsauren Kalk und 3,28
                              									Proc. Fluorcalcium; die zweite 84,12 Proc. und 3,92 Proc.
                           Dieser Phosphorit bildet nierenförmige stalaktitische Massen von
                              									strahlig-faserigem Gefüge: seine Farbe ist gelblichweiß ochergelb,
                              									gelblichbraun bis rothbraun. Er ist nicht hart, man kann ihn leicht zu einem
                              									kreideartigen Pulver zerreiben. (Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1857, S.
                              									281.)
                           
                        
                           Notiz über Anwendung des Wasserglases als Körnerdüngung; von
                              										Dr. W. Knop.
                           Erst seit kurzer Zeit, seitdem das Wasserglas fabrikmäßig dargestellt wird, konnte
                              									man den Gedanken fassen, das Wasserglas als Düngemittel anzuwenden.
                           Daß lösliches kieselsaures Kali eine Form ist, in der man Halmfrüchten zwei ihrer
                              									wesentlichsten Mineralbestandtheile zuführen kann, versteht sich von selbst. Allein
                              									es schien mir bei der Löslichkeit und Zersetzbarkeit des Wasserglases und den
                              									vielfachen Verbindungen, die es im Boden eingeht, eine Verschwendung zu seyn, ein
                              									Feld etwa durch Ueberstreuen mit Wasserglas zu düngen.
                           Ich schritt deßhalb zu einer Art der Düngung, die allerdings auch nicht neu ist,
                              									Landwirthe haben sich ihrer schon bedient, und unter dem Artikel
                              										„Samendüngung“ findet man in Wolff's Ackerbau S. 497 darüber Genügendes. Die Idee, von der ich dabei ausging, war,
                              									das Wasserglas am Samenkorne gefesselt zu erhalten, indem ich es mit Körpern
                              									mischte, auf die es bei seiner Auflösung durch die Feuchtigkeit des Bodens so
                              									einwirken mußte, daß sehr langsam zersetzbare Verbindungen entstanden, die der
                              									Pflanze alle nützlich sind. Zu dem Ende knetete ich die Körner in einer ziemlich
                              									dicken Wasserglaslösung, theils von reinem Kaliwasserglase, theils von einem Gemenge
                              									von Kali- und Natron Wasserglas, bis die Körner alle gleichförmig benetzt
                              									waren, und warf sie dann in ein feines Pulver, das gemischt war aus
                           1) Knochenmehl mit wenig Schlämmkreide und gepulvertem Wasserglase;
                           2) denselben Bestandtheilen mit Zusatz von kohlensaurer Talkerde, bis die Samen
                              									gleichförmig incrustirt waren. Es gelang auf diesem Wege, auf die Körner das ihnen
                              									gleiche Gewicht der Düngung als Kruste zu bringen, doch nicht gerade leicht. Viel
                              									besser gelang es mir später, wo ich alle die Mineralbestandtheile als Pulver
                              									anwandte und den Samen mit Leimwasser benetzt in das Pulver warf und dieses
                              									Verfahren mehrmals wiederholte.
                           Am 8. und am 14. October 1856 wurden auf den zu unserer Versuchsstation gehörigen
                              									Feldern 4 der Parcellen von 12 Quadratruthen Fläche mit auf diese Weise incrustirtem
                              									schwedischen Winterroggen besäet. Zu derselben Stunde ward auch dieselbe Saat ohne
                              									Körnerdüngung auf die übrigen Versuchsparcellen gebracht. Zur Vergleichung blieben
                              									hier 2 Parcellen ganz ungedüngt, andere waren mit Lederdünger, andere mit Guano,
                              									noch andere mit Phosphorit gedüngt. Alle Versuchsparcellen haben denselben ganz
                              									abgebauten Boden.
                           In diesem Frühjahre wurden in ähnlicher Weise mit einer Sommerhalmfrucht, mit Hafer, vergleichende Versuche angestellt, der Ende
                              									April gesäet wurde. Hier aber sind die incrustirten Körner nicht auf ungedüngten,
                              									sondern auf einen gedüngten Boden gebracht.
                           Der Roggen mit Wasserglassamendüngung lief im verflossenen Herbste viel rascher auf
                              									als der andere Roggen. Dieses kann lediglich darin liegen, daß durch das Nässen die
                              									Keimung im Vergleiche zu dem anderen Samen, der trocken in die Erde kam, im Vortheil
                              									war.
                           Bis zu der Zeit, wo der Schnee fiel, konnte man die Pflanzen von dem mit Wasserglas
                              									gedüngten Samen von den anderen durch ihre kräftigere Entwickelung unterscheiden. In
                              									diesem Frühjahre, nachdem der Schnee geschmolzen, sah man gar keinen Unterschied und
                              									so verhielt es sich bis gegen Mitte April. Seit der Zeit aber eilten sie den übrigen
                              									wieder sichtbar voraus und jetzt werden sie nur von den Pflanzen der mit Guano
                              									gedüngten Parcellen übertroffen. Diese letzteren und die mit Wasserglas gedüngten
                              									kann man auf der Flur, auf der sie in einer Linie mit den übrigen Versuchsparcellen
                              									liegen, auf 400–500 Schritt Entfernung durch ihre dunkelgrüne Farbe von allen
                              									übrigen unterscheiden.
                           Beim Hafer, der erst in diesem Jahre gesäet ist, zeigt sich bis jetzt, nach
                              									fortwährend trockner Witterung, kein Unterschied.
                           Die Veranlassung zu dieser Mittheilung gibt mir ein in der „Gartenlaube“ (1857 Nr. 20) von Franz Döbereiner in Jena veröffentlicher Artikel, worin
                              									derselbe, nachdem er über die Bedeutung des Wasserglases in technischer Hinsicht
                              									gehandelt hat, sagt:
                           
                              „Es ist mir nicht bekannt, das das Wasserglas schon als Dünger angewandt
                                 										wäre“
                              
                           und dann die Landwirthe dazu auffordert Versuche damit
                              									anzustellen, mit der Bemerkung, er wolle in diesem Sommer selbst derartige Versuche
                              									machen.
                           Da meine Versuche schon im October 1856, so weit es der Hand bedurfte, beendigt waren
                              									und in der That Erfolg versprechen, so dürfte es wohl gerechtfertigt erscheinen, das
                              									Vorstehende vorläufig darüber mitgetheilt zu haben. – Möckern, im Mai 1857.
                              									(Chemisches Centralblatt, 1857, Nr. 22.)