| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 158, Jahrgang 1860, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hemmung der Eisenbahnzüge durch Absperren der Dampfabströmung
                              an den Locomotiven.
                           Hr. Constructeur J. Zeh hat an
                              den Locomotiven der Kaiserin-Elisabeth-Bahn in den
                              Dampfausströmungsröhren nächst den Cylindern einfache Drosselklappen angebracht,
                              welche vom Führerplateau aus leicht geschlossen und geöffnet werden können. Dieser
                              Klappen bedienen sich die Locomotivführer mit besonderem Vortheile bei dem
                              Herablassen schwerer Züge über die auf der Westbahn vorkommenden ununterbrochenen
                              meilenlangen Gefälle von 1 : 100, indem sie durch Schließen der Klappen bei geringer
                              Dampfgabe und möglichst hoher Expansion (doch aber Vorwärtsstellung der Steuerung)
                              ohne Anwendung irgend einer Bremse weder an den Wagen noch am Tender, bis zu 6000
                              Ctr. schwere Züge mit Sicherheit in einer entsprechenden Geschwindigkeit erhalten,
                              sogar bis zum Stillstehen bringen können.
                           Diese Drosselklappen sind, je nachdem es die Maschinenconstruction fordert,
                              verschiedenartig, aber am besten wirksam nächst dem Cylinder anzubringen, und sollen
                              nicht vollkommen dicht schließen; würde aber die Undichtheit dieser Klappen unnöthig
                              groß seyn, so würde natürlich der Effect der Drosselklappe geringer, hingegen der
                              Dampf- oder Brennstoffverbrauch ein unnöthig großer seyn. Fordert die Zunahme
                              des Gefälles das man befährt, oder das größere Gewicht des Zuges, eine Vermehrung in
                              der Hemmung der Geschwindigkeit, so hat man die Klappe geschlossen, den
                              Steuerungshebel ruhig stehen zu lassen und nichts anderes zu thun, als mehr Dampf
                              durch die Regulatorstellung zu geben.
                           Wie eine neu eingeführte Einrichtung selten unangefeindet bleibt, und gerne bei
                              Gelegenheit solcher Einführungen andere Gebrechen, wenn es möglich ist, solchen
                              Neuerungen zugeschrieben werden, so hörte man auch bei Beurtheilung dieser Klappen
                              das Lockern der Kolben etc. etc. nennen; es hat sich aber durch den allgemeinen
                              Gebrauch dieser Drosselklappen die Gewißheit herausgestellt, daß gut befestigte
                              Kolben bei Anwendung dieser Klappen nicht gelitten, sondern sich dieselben oder
                              deren Ringe glätter erhalten haben; weil durch die Dampfgabe bei dem Abwärtsfahren
                              die Ringe, so zu sagen, Nahrung erhalten, nicht aber den Kohlenstaub etc. aufsaugen,
                              wie dieß bei dem Reversiren der Fall ist, hingegen sich im Verlaufe mehrerer Monate
                              mit Gewißheit sagen ließ, daß die bestandene Lockerung der Kolben ihren Grund in zu
                              schmalen Keilen und den messingenen Kolbenkörpern hatte, da solche Kolben an
                              Maschinen, bei welchen die Drosselklappen nicht angewendet worden waren, ebenfalls
                              locker geworden, hingegen bis gegenwärtig die in dieser Richtung verbesserten Kolben
                              trotz Anwendung dieser in Rede stehenden Klappen fest bleiben.
                           Nachdem sich auf der Westbahn die Drosselklappen durch langen und allgemeinen
                              Gebrauch beim Einfahren schwerer Züge in die Stationen, besonders aber bei der
                              Regulirung der Geschwindigkeit solcher Züge auf starken Gefällen bewährt haben,
                              hatte ich kürzlich Gelegenheit, dieselbe Einrichtung bei einer
                              Semmering-Locomotive zu erproben; es wurde nämlich von der Station Semmering
                              bis Payerbach und Gloggnitz ein Zug mit 2055 Ctr. Brutto ohne jeden Anstand mit
                              einer normalen Geschwindigkeit gefördert und es war dabei auf den lange anhaltenden
                              Gefällen = 1 : 40 bei der gewesenen trockenen Witterung nicht nöthig, eine
                              Wagen- oder Tenderbremse anzuziehen.
                           Die Wichtigkeit, welche in der möglichst geringen Anwendung der Bremsen mit Rücksicht
                              auf das Springen der Gußräder, Lockern und stellenweises Abflächen der Tyres,
                              Abnützung der Bremsenhölzer, mangelhaftes Reguliren der Geschwindigkeit der Züge und
                              Gebrechen an den Wagen durch die Bremsungen überhaupt etc. etc. liegt, darf hier
                              nicht erst erörtert werden, ich glaube vielmehr, daß es vom höchsten Interesse für
                              Eisenbahnverwaltungen seyn muß, diese Einrichtung der Zugsbremsung durch derartige
                              Absperrung des Dampfes in den Ausströmungsröhren zu würdigen und den Mehrverbrauch
                              an Brennstoff zu prüfen, ob er größer ist als die Nachtheile der Räderbremsungen,
                              welche natürlich auf jeder Bahn durch die gebotenen Localverhältnisse verschieden
                              einwirken.
                           
                           Die Anbringungsweise solcher Absperrklappen ist eben so wenig kostspielig, als für
                              den Fall, als der Brennstoffmehrverbrauch sich unter gewissen Verhältnissen zu groß
                              herausstellen sollte, die Außerdienstleistung derselben keine Reconstruction
                              bedingt.
                           Wien, am 30. Juli 1860.
                           Fischer v. Röslersstamm.
                              (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1860 S. 158.)
                           
                        
                           Construction von Eisenbahnfahrzeugen.
                           Nach Hrn. A. Wilsa in Edinburg
                              soll man eine wesentliche Ersparniß dadurch erreichen, daß man die Längsschwellen
                              etc. statt aus Holz oder massiven eisernen Platten nach dem Principe der
                              Gitterbrücken construirt. Wenn auch die Kosten der Beschaffung nicht wesentlich
                              vermindert werden, so dürfte doch die Verminderung der todten Last der Züge sehr
                              große Wichtigkeit gewinnen. (Mining Journal; Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1860, Nr. 21.)
                           
                        
                           Die Lenoir'sche Gasmaschine ein Humbug.
                           Das unter der Redaction des Hrn. Dr. H. Schwarz erscheinende Breslauer
                                 Gewerbeblatt enthält in Nr. 21 vom 20. October d. J. folgende Correspondenz
                              aus Paris:
                           
                              „Die Lenoir'sche Maschine ist eine von den
                                 vielen Schwindeleien, die auf hiesigem Platz leider zu oft vermittelst
                                 Zeitungsgeschrei bei nicht genügend mit diesen Sachen vertrauten Personen
                                 Anklang finden. Die Erfinder verweigern es, mittelst eines Kraftmessers von Prony oder irgend eines Dynamometers die wirkliche
                                 Kraft ihrer Maschine messen zu lassen, welche bisher nur eine kleine Drehbank (=
                                 der Kraft eines Hundes oder eines Eichhörnchens) treibt; von Nutzeffect ist noch
                                 Nichts gezeigt worden. Die Leute sagen, sie habe 6 Pferdekräfte; indessen ist
                                 nur wahr, daß die Abmessung des Cylinders mit der einer Dampfmaschine von 6
                                 Pferdekräften übereinstimmt; es handelt sich hier aber um ganz etwas Anderes als
                                 Dampf. Aus rein physikalischem Grunde läßt sich auch weiter leicht beweisen, daß
                                 die Maschine keinen Nutzeffect geben kann; dieß würde indessen für den jetzigen
                                 Zweck zu weitläufig seyn. Es thut mir recht leid, Ihnen diese
                                 technisch-traurige Nachricht geben zu müssen.“
                              
                           
                        
                           Neue Sparlampe von Jobard.
                           Die vollständige Verbrennung der Brenn- und Leuchtmaterialien ist eine der
                              wichtigsten Fragen der Technologie, die immer noch nicht in ihrer ganzen Ausdehnung
                              gelöst ist. Bei der Beleuchtung sind Constructionen genug vorhanden, um dieß nach
                              Möglichkeit zu erzielen; dieselben leiden indessen häufig an zu großer
                              Complicirtheit, sind theuer, schwer zu handhaben und zu transportiren, und
                              consumiren überdem meist zu viel Oel für einen klein bemessenen Lichtbedarf. Jobard in Brüssel hat nunmehr eine ungemein einfache und
                              zweckmäßige Construction dieser Art aufgefunden, die ohne Zweifel bei Küchenlampen,
                              Grubenlampen, bei Illuminationen etc. ausgebreitete Verwendung finden wird. Diese
                              Lampe besteht in einem einfachen Glase von etwa 1/5 Quart Inhalt, in welchem etwa zu
                              1/3 der Höhe das Oel enthalten ist. Der Docht ist ein gewöhnlicher platter Docht,
                              und würde ohne die Jobard'sche Einrichtung nur eine
                              rauchige gelbe Flamme geben. Jobard hängt nunmehr in das
                              Glas ein kleines zugeschnittenes Blech ein, welches dasselbe in zwei ungleichmäßige
                              Hälften theilt und an die Wände des Glases ziemlich dicht anschließt, außerdem aber
                              in einem Ansatze den Docht trägt und unten in das Oel eintaucht. In der Höhe der
                              Flamme ist eine kleine runde Oeffnung darin angebracht. Der obere Theil des Glases
                              ist, um Windstöße abzuhalten, mit einem Drahtnetz bedeckt, das leicht abgenommen
                              werden kann. In der Hälfte des Glases, in welchem der Docht befindlich, entsteht
                              nach dem Anstecken
                              desselben durch die Erwärmung ein aufsteigender Luftstrom, der natürlich ein
                              Nachströmen der Luft aus der anderen Abtheilung zur Folge hat. Die frische Luft kann
                              nur durch das angebrachte kleine Loch hindurch in die Dochtabtheilung gelangen, und
                              es entsteht so ein continuirlicher sanfter Luftstrom, der die Flamme des Dochtes
                              etwas zur Seite biegt und eine sehr vollständige Verbrennung bewirkt. Wird das
                              Zwischenblech aus Messing gefertigt und blank gehalten, so kann es gleichzeitig als
                              Reflector dienen. Wählt man das Drahtnetz hinreichend dicht, so wird man diese
                              Lampe, natürlich mit einigen Modificationen, auch in schlagenden Wettern als
                              Grubenlampe benutzen können. (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 21.)
                           
                        
                           Verbesserte Fabrication der Thonretorten für Gasanstalten, von
                              J. Cliff in Wortley bei
                              Leeds.
                           Der Zweck dieser Erfindung ist, die bei den Thonretorten sonst so häufig vorkommenden
                              Risse und Unebenheiten der Oberfläche zu vermeiden, und vielmehr eine glattpolirte,
                              halb emaillirte Oberfläche zu erzeugen, welche in bedeutendem Grade den Gasverlust
                              durch die Wandungen oder den Kohlenansatz im Innern der Retorten verhüten muß. Dieß
                              wird dadurch bewirkt, daß die Oberfläche der Retorten zunächst in Passendem Zustande
                              der Trockenheit geebnet aber doch so rauh belassen wird, daß sie mit einer
                              geeigneten Mischung überkleidet werden kann. Diese Mischung besteht aus gebranntem
                              und ungebranntem feuerfesten Thon in höchst fein gepulvertem Zustand mit soviel
                              Wasser, um daraus eine Masse zu bilden, die sich leicht auf die innere und äußere
                              Fläche der Retorten auftragen läßt. Statt des pulverisirten Thons oder auch zugleich
                              mit demselben kann auch gepulverter Feuerstein oder Sandstein angewandt werden. Beim
                              Auftragen dieser Mischung muß dieselbe durch sorgfältige Bearbeitung möglichst mit
                              der Masse der Retorte selbst vereinigt und dann geebnet und geglättet werden. Ist
                              die Retorte dann getrocknet, so wird sie wie gewöhnlich gebrannt und es tritt dann
                              die verlangte glatte und halb emaillirte Oberfläche hervor. (Patentirt in England am
                              29. Decbr. 1859. – Repertory of
                                 Patent-Inventions, September 1860, S. 233.)
                           
                        
                           Ueber Blatt-Aluminium.
                           E. v. Bibra veröffentlicht in den Annalen der Chemie und
                              Pharmacie Bd. CXIV S. 382 eine Notiz zu der im polytechn. Journal Bd. CLIV S. 437 gegebenen Mittheilung über
                              Blatt-Aluminium.
                           Nach derselben hat er bereits vor zwei Jahren in Nürnberg Blatt-Aluminium
                              schlagen lassen und solches nebst Aluminiumdraht, der gleichfalls in Nürnberg
                              gezogen wurde, an Prof. v.
                                 Liebig geschickt. Das Blatt-Aluminium war nahezu so dünn wie
                              Blattsilber, hatte viel Glanz und war leicht darzustellen. Es eignet sich aber nicht
                              zur Verwendung, da es nach einigen Monaten anfing sich zu oxydiren. Einige Blätter,
                              die in Papier gewickelt in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt wurden, zeigen
                              jetzt zwar noch theilweise ihren alten Glanz, sind aber an vielen Stellen mit einer
                              starken Thonerdeschicht überzogen. (Auch das von Hrn. Kühny in Augsburg fast so dünn wie Blattsilber
                              geschlagene Aluminium conservirt sich nicht, sondern wird nach kürzerer oder
                              längerer Zeit, in den Büchelchen zwischen den mit Bolus eingeriebenen Papierblättern
                              aufbewahrt, an vielen Stellen brüchig.)
                           Der sehr sorgfältig gezogene Draht hat jetzt noch seinen dem Silber fast gleichen
                              Glanz, ist aber so brüchig, daß er ohne ganz besondere Vorsicht, öfteres Erwärmen
                              und dergleichen, kaum zu einem einfachen Oehr gebogen werden kann.
                           Ganz dünnes Blech zeigte sich sehr brauchbar und der Verf. hat Gewichte von
                              1–2 Milligr. jetzt seit zwei Jahren in Gebrauch, die noch ganz Wohl erhalten
                              sind.
                           
                        
                           
                           Das Schweißen des Eisens mittelst Walzen, nach Piatoff in Slobadskoi
                              (Rußland).
                           Diese Schweißmethode bezieht sich hauptsächlich auf große Theile, wie Wellen, Achsen
                              u.s.w. und hat den doppelten Vortheil: 1) daß an Brennmaterial und Handarbeit
                              gespart, und 2) daß die Schweißung eine vollkommnere wird.
                           Wenn die zu schweißenden Theile aus dem Ofen kommen, so werden sie in Packetform auf
                              ein schlittenartiges Gestelle gelegt und nach dem Schweißwalzwerk gefahren. Solche
                              Schweißwalzwerke müssen sehr schwer seyn und dürfen keine Gegengewichte haben, weil
                              durch das Gewicht der Walzen die Compression und Schweißung der Masse hervorgebracht
                              werden soll. Mit Walzwerken von 4600 Kilogr. Gewicht hat man durch einen einzigen
                              Durchgang eine Eisenmasse von 528 Kilogr., die aus 18 Millim. starkem Blech bestand,
                              gut geschweißt. Man zerschnitt nachher dieses Blech in kleine Stücke und fand weder
                              Trennungsstellen, noch sonstige hohle Räume in demselben. Beim Schweißen von Wellen
                              oder Achsen nach dieser Methode muß man die Eisenstücke mehrmals durch die Walzen
                              gehen lassen und zwar durch verschiedene Caliber. Die durch dieses Verfahren
                              gewonnene Ersparniß an Handarbeit und Brennmaterial ist sehr bedeutend, da man eine
                              Eisenmasse von 1600 Kilogr. und selbst noch mehr in einer einzigen Hitze unter dem
                              Walzwerk schweißen kann; dabei ist man sicher, daß die Schweißung eine vollkommene
                              ist, während der Hammer nicht immer die hinreichende Garantie für die gute
                              Schweißung bietet. (Armengaud's Génie industriel, März
                              1860, S. 152.)
                           
                        
                           Vorkehrungen zum Schutze der Seitenwände der Puddelöfen, von
                              A. Clayton Hill und W. Morgan.
                           Um die Seitenwände der Puddelöfen vor der zerstörenden Einwirkung der Hitze zu
                              schützen, wenden wir, entweder in lockerer oder in compacter Form, Gemische von
                              Steinkohlentheer, Pech oder Asphalt mit Kohks und Kohksstaub an, welche in starker
                              Hitze eine kohlige, schützende Decke bilden. Zweckmäßige Gemische werden erhalten
                              durch 15 Proc. Kohlentheer und 85 Proc. Kohksstaub, oder durch 8 Proc. Pech und 92
                              Proc. feinen Kohlenstaub. Das Gemisch wird auf die Wände der Puddelöfen gebracht und
                              mit heißer Steinkohlenschlacke oder mit Eisenabfällen oder Eisenoxyd bedeckt, um es
                              vor der oxydirenden Einwirkung der Luft zu schützen. (Patentirt in England am 20.
                              Februar 1860. – Repertory of
                                 Patent-Inventions, September 1860, S. 215.)
                           
                        
                           Verbesserte Muffeln zur Zinkdestillation.
                           Der Ingenieur E. L. Gatellier
                              zu La Ferté-sous-Jouarre (Seine und Marne) in Frankreich, ließ
                              sich am 24. Januar 1860 in England eine Verbesserung der Muffeln zur
                              Zinkdestillation patentiren. Er sagt: „Wenn auf den Zinkhütten neue
                                 Muffeln in Gebrauch kommen, geht bekanntlich ein Theil des Zinks verloren.
                                 Bisher nahm man an, daß dieser Verlust einer Absorption des Zinks durch die
                                 Muffel zuzuschreiben sey, und daß er nicht mehr stattfindet sobald die Muffel
                                 gesättigt ist. Ich habe jedoch gefunden, daß der Verlust dadurch veranlaßt wird,
                                 daß Zinkdämpfe durch die Poren der Muffel ziehen und dann in die Esse
                                 entweichen, welcher Vorgang nach einiger Zeit aufhört, weil das Zinkoxyd mit dem
                                 Thon der Muffel auf deren Außenseite eine Glasur bildet; denselben Erfolg
                                 erziele ich nun dadurch, daß ich die Muffel sogleich mit einem geeigneten
                                 verglasbaren Material oder einer Glasur überziehe, z.B. Kochsalz, Chlorblei,
                                 Manganchlorür etc. Hierzu wird die lufttrockene Muffel in einem Abwärmofen gut
                                 getrocknet und dann vor dem Brennen mit dem Glasurmaterial angestrichen, welches
                                 im Wasser aufgelöst oder darin suspendirt ist.“ (Repertory of Patent-Inventions, Oct. 1860, S.
                              310.)
                           
                        
                           
                           Die Zinnproduction in Niederländisch-Indien.
                           Das Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1858, IX. Jahrgang, enthält einen
                              Aufsatz von Hrn. Dr. Hochstetter über die Wirksamkeit der Bergingenieure in
                              Niederländisch-Indien nach Notizen, welche der Verf. auf seiner mit der
                              österreichischen Fregatte Novara gemachten Reise um die Welt gesammelt hat, ergänzt
                              nach den in holländischer Sprache über den Gegenstand erschienenen Arbeiten. Die
                              Insel Banka im niederländischen Ostindien ist ein berühmter und sehr wichtiger
                              Gewinnungsort für Zinn und bildet mit der Insel Billiton den Centralpunkt für den
                              ostindischen Bergbau. Auf ersterer Insel ist die Zinnproduction im J. 1856 bis auf
                              6291 Tonnen zu 100 Kilogr., also 12582 Zollcentner gestiegen; auf letzterer beträgt
                              dieselbe jährlich gegen 3000 Pikuls zu 62,5 Kilogr., also 3750 Zollcentner.
                              Eigenthümlich ist die Uebereinstimmung dieses indischen Zinnerzvorkommens mit dem
                              erzgebirgischen; auch die hier gewöhnlichen Begleiter des Zinnsteins, Wolfram und
                              Wismuth, fehlen dort nicht. So ist auch der Granit jener ostindischen Inseln dem
                              böhmischen zum Verwechseln ähnlich. Vom Zinn abgesehen, befindet sich der Bergbau in
                              Niederländisch-Indien noch in feinen Anfängen, verspricht aber wichtig zu
                              werden, indem nicht nur, namentlich auf der Insel Borneo, beträchtliche (tertiäre)
                              Kohlenablagerungen, sondern auch mancherlei metallische Lagerstätten entdeckt worden
                              sind. Der Kohlenbergbau in der südöstlichen Abtheilung von Borneo hat im J. 1848
                              begonnen und lieferte im J. 1856 bereits 17080 Tonnen (zu 1000 Kilogr. oder 16
                              Pikuls) also 341600 Zollcentner.
                           
                        
                           Dichtigkeitsänderung der Körper beim Erstarren und
                              Schmelzen.
                           Der Versammlung der British Association for the advancement of
                                 science zu Dublin wurde von Hrn. Nasmyth ein Aufsatz mitgetheilt, worin der Verfasser auf Grund
                              feiner Beobachtungen und Versuche die Behauptung ausspricht und den Physikern zum
                              gründlichem Studium empfiehlt, daß das bekannte Verhalten des Wassers, beim
                              Gefrieren sich auszudehnen, beim Schmelzen sich zu verdichten und in dieser
                              Verdichtung bis einige Grade über den Schmelzpunkt hinaus fortzufahren, keineswegs
                              der gewöhnlichen Annahme gemäß ein ausnahmsweises, sondern ein allen Körpern
                              gemeinsames Verhalten sey. Daß ein fester Körper auf einer durch Schmelzung
                              erhaltenen flüssigen Masse derselben Substanz schwimmt, hat Hr. Nasmyth für Blei, Silber, Kupfer,
                              Eisen, Zink, Zinn, Antimon, Wißmuth, Glas, Pech, Harz, Wachs, Talg bestätigt
                              gefunden; auch glaubt er aus seinen Beobachtungen schließen zu dürfen, daß (ebenso
                              wie Wasser) die geschmolzenen Metalle bei einer den Schmelzpunkt um etwa 4°
                              C. übersteigenden Temperatur ihr Maximum der Dichtigkeit erreichen. Er empfiehlt
                              diese Erfahrungen namentlich der Aufmerksamkeit der Geologen, indem er glaubt, daß
                              eine große Zahl von Eruptions- und Hebungs-Erscheinungen, welche die
                              Rinde der Erde und besonders die des Mondes darbieten, ihre Erklärung darin finden,
                              daß flüssige mineralische Massen, indem sie sich dem Zustande der Erstarrung nähern,
                              sich ausdehnen, die darüber liegende bereits feste Kruste heben, brechen und
                              flüssige Massen durch die Spalten hindurch drängen. Revue
                                 universelle des Mines, März 1859.)
                           
                        
                           Rasch wirkendes Collodium in der Photographie.
                           Man mache sich eine concentrirte Auflösung von Aetzkali in Alkohol. Hat man Kinder
                              photographisch aufzunehmen, so gieße man von seinem Jod-Collodium den dazu
                              nöthigen Bedarf in ein kleines Gläschen und gebe 1 bis 2 Tropfen der Aetzkalilösung
                              dazu. Das Collodium wird sofort wasserhell werden: der entstehende Niederschlag
                              senkt sich bald zu Boden und nach kurzer Zeit ist das Collodium zu gebrauchen, hält
                              sich aber höchstens nur 3 Tage. Zur Silberung dieses Colldiums nimmt man eine flache
                              Schale, um wenig Lösung zu bedürfen. Die Silberlösung wird bald unbrauchbar, läßt
                              sich aber in kleinen Portionen durch Abdampfen und Glühen in einer Berliner
                              Porzellanschale leicht wieder metallisch herstellen, wogegen größere Vorräthe das
                              Abdampfen sehr lästig machen. Ich habe mit einem kleinen Diaphragma an einem beschatteten Orte mit einem 1/2 Objectiv französischer
                              Arbeit in 8 Secunden ein gelungenes Negativ erhalten. Es ist nöthig, jedesmal nur
                              eine Kleinigkeit Collodium mit Aetzkali zu versetzen, weil das Collodium, wie
                              gesagt, rasch verdirbt, aber die Wirkung tritt nach Zusatz des Aetzkali gleich ein,
                              so daß man also eines Vorrathes nicht bedarf. Das Silberbad läßt sich, wenn es nicht
                              mehr nach Wunsch wirken sollte, durch Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure für
                              kurze Zeit noch brauchbar machen, aber auf Kosten der Schnelligkeit.
                              (Photographisches Archiv, 1860 S. 166.)
                           
                        
                           Ueber den Ursprung der sogenannten chinesischen Gelatine, von
                              Prof. J. Roßmann in
                              Gießen.
                           Die im polytechn. Journal Bd. CLVI S. 317
                              besprochene chinesische Gallerte ist, so weit sich dieß ohne Ansicht der Substanz
                              entscheiden läßt, identisch mit dem japanischen Agar-Agar, einem Präparat von
                              einer das indische und wahrscheinlich auch das chinesische Meer bewohnenden Pflanze
                              aus der Abtheilung der Algen, welche den Namen Gelidium
                                 Amansii (Fucus Amansii) führt und namentlich
                              von Singapore aus in großer Menge nach China eingeführt wird. In ähnlicher Weise
                              werden zwei andere, das chinesische Meer bewohnende Arten, Gelidium cartilagineium und Gloeopeltis tenax
                              (Fucus oder Sphaerococcus
                                 tenax), verwendet. Unter dem Namen Agar-Agar finden sich im Handel
                              verschiedene, entweder präparirte oder einfach getrocknete, sonst nicht weiter
                              verarbeitete Algen aus dem indischen Ocean. Der in den letzten Jahren auch in Europa
                              eingeführte (in England zur Zurichtung der Seide und anderer Webstoffe vielfach
                              verwendete) makassarische Agar-Agar ist der einfach getrocknete, schon Linné bekannte Fucus
                                 opinosus, jetzt von Kützing als Encheuma spinosum bezeichnet, ausgezeichnet durch
                              starke, dornförmige Auswüchse, welche beim Aufweichen der Pflanze noch sehr
                              hervortreten. Der Ceylonische Ager-Ager carang
                              ist wieder eine andere, in Europa schon lange bekannte, ebenfalls unveränderte
                              Meeresalge von den Küsten Ceylons, die den Namen Sphaerococcus lichenoides (Fucus amylaceus)
                              führt. Die Salangane (chinesische oder indische Schwalbe bereitet ihre bekannten
                              gallertartigen eßbaren Nester ebenfalls aus einigen Sphaerococcus-Arten oder dieser Gattung nahe verwandten Pflanzen,
                              und in England soll man aus Agar-Agar künstliche eßbare Nester
                              verfertigen.
                           Nach den Analysen von Kloete Nortier und van der Burg enthält der makassarische Agar-Agar:
                              Zellstoff, Stärke, Gummi, Dextrin, Pflanzenschleim, Pflanzenwachs, Harz, eigenes (in
                              Salzsäure nicht lösliches) Chlorophyll, Eiweiß, eine eigenthümliche Säure,
                              Schwefelsäure, Phosphorsäure, Kieselsäure, Chlor und Jod, Kali und Natron, Kalkerde,
                              Talkerde und Eisen. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1860, Nr. 22.)
                           
                        
                           Blaue Tinte für Stahlfedern.
                           Eine vortreffliche blaue Tinte, welche die Stahlfedern nicht angreift, sich auch
                              nicht zersetzt, wird nach Dr. J. J. Pohl erhalten, durch Lösen von Indigocarmin in Wasser,
                              Verdicken der Flüssigkeit mit Gummi und zur Verhütung von Schimmelbildung, Zusatz
                              weniger Tropfen einer Lösung von arseniger Säure in Wasser. (Journal für praktische
                              Chemie, 1860, Bd. LXXXI S. 45.)
                           
                        
                           Benzol-Magnesia zum Entfernen von Fettflecken.
                           Man befeuchte kohlensaure Magnesia, die man vorher auf einen heißen Ofen gelegt oder
                              sonst erhitzt hatte, um sie von jeder Spur von mechanisch anhaftender Feuchtigkeit
                              zu befreien (noch besser ist frisch gebrannte, wieder erkaltete Magnesia, sogenannte
                              Magnesia usta) mit so viel reinem Benzol, daß die
                              Magnesia gerade davon benetzt ist, aber noch nicht zum Brei ausstießt, sondern erst
                              dann etwas flüssiges Benzol aus derselben hervortritt, wenn man die Masse
                              zusammendrückt. Diese Benzol-Magnesia, wie man die Mischung der Kürze halber
                              nennen kann, erscheint als eine krümliche Masse und ist am besten in gut
                              schließenden Glasflaschen mit etwas weiter Mündung wohl verschlossen aufzubewahren. Die Anwendung
                              derselben ist höchst einfach und kunstlos. Man schüttet auf den zu tilgenden Fleck
                              eine 1 oder 2 Linien hohe Schicht der Masse und zerreibt diese leicht mit dem Finger
                              auf dem Fleck, klopft oder wischt die zusammengeballten Klümpchen von Magnesia von
                              der Fläche ab, bringt nochmals etwas frische Masse auf verfährt auf dieselbe Weise;
                              zuletzt drückt man noch etwas frische Masse auf die Stelle, wo der Fleck war, und
                              läßt sie darauf liegen, bis das Benzol vollkommen davon verdunstet ist (bei frischen
                              Fettflecken verschwindet übrigens der Fleck gewöhnlich schon bei der ersten
                              Behandlung vollständig); hierauf klopft oder wischt man die leicht aufsitzenden
                              Magnesiatheilchen ab oder bläst sie weg und entfernt die fester aufsitzenden mit
                              einem steifhaarigen Pinsel oder mit einer Bürste. Stoffe, welche Feuchtigkeit
                              vertragen, kann man auch mit Wasser bürsten, seidene Stoffe wischt man leicht mit
                              Alkohol oder Aether ab. Auf diese Weise kann man alte oder frische Fettflecken mit
                              Leichtigkeit aus jeder Art Holz entfernen; die zartesten
                              Holzschnitzereien und Elfenbeinarbeiten können von jeder Verunreinigung durch Fett
                              vollständig befreit und wie neu hergestellt werden. Auf keine Weise kann man aus
                              beschriebenem Papier oder Pergament die Fettflecken so total und ohne irgend welche Beschädigung der
                              Schrift wegbringen wie durch Benzol-Magnesia, indem nicht eine Spur eines
                              Fleckes mehr sichtbar ist; auch aus Gedrucktem
                              verschwindet das Fett ganz vollständig, doch wird dann der Druck etwas lichter. Aus
                              glatter Seide in allen Farben ist das Fett mit
                              Leichtigkeit herauszubringen, und eben so aus den verschiedensten anderen Zeugen,
                              wenn dieselben nicht sehr wollig sind, weil in letzterem Falle die Magnesia ziemlich
                              hartnäckig haften bleibt. (Aus Hirzel's Hauslexikon durch polyt. Notizblatt.)
                           
                        
                           Verwendung der Farbholzrückstände als Brennmaterial.
                           In großen Farbenfabriken und Färbereien häufen sich bedeutende Quantitäten von fein
                              geraspelten, ausgekochten und ausgelaugten Farbehölzern an, die man zur Verbesserung
                              des Feldbodens, ohne wesentlichen Nutzen zu erlangen, zu verwenden gesucht hat.
                              Diese Holzrückstände eignen sich zwar außerordentlich zur Speisung von
                              Gasgeneratoren und zur Darstellung von Leuchtgas, wo sich solche an der Hand finden;
                              da dieß aber nur selten der Fall ist, so häufen sie sich oft zu ordentlichen Bergen
                              an, verengen den Raum und werden so zur Last, daß man sie für Lohn wegfahren lassen
                              muß. Dieß veranlaßte den Verfasser, Versuche anzustellen, ob diese Hölzer nicht zur
                              Darstellung künstlicher Brennmaterialien auf Art wie die ausgelaugte Lohe in
                              Gerbereien zu benutzen seyn dürften. Ohne alles Bindemittel in Backsteinform
                              mittelst einer einfachen Hebelpresse gepreßt, bekommen dieselben keinen
                              Zusammenhang. Mit Thonbrei in solcher Quantität vermischt, daß sie Festigkeit
                              bekommen, brannten die Steine schlecht und waren unbrauchbar. Mit dünnem
                              Mehlkleister vermengt und angemacht, gaben sie zwar ein besseres Brennmaterial, aber
                              der Aufwand an Mehl war zu groß. Mit dem schwarzen bituminösen, bei der Reinigung
                              des Rüböls durch Schwefelsäure verbleibenden Rückstand stellte sich ein äußerst
                              brauchbares Brennmaterial dar; besser aber noch sielen die mit Steinkohlentheer
                              vermengten Steine aus, ohne gerade viel theurer zu seyn als die letzteren. Die
                              ausgelaugten lufttrockenen Farbespäne wurden, 100 Pfd. mit 10 Pfd. durch einen
                              Zusatz von 2 Pfd. Erdtheer von Edemissen dünnflüssiger gemacht, in einem Holzkasten
                              mittelst der Hacke gut mit einander gemengt, in Formen gefüllt und mittelst eines
                              Hebels stark gepreßt, gaben einen dichten compacten Stein und ein untadelhaftes
                              Brennmaterial zur Kessel- und Stubenheizung, sowie zum Küchengebrauche, und
                              verbrannten mit Zurücklassung sehr weniger Asche. Mehrere solcher Steine im
                              verschlossenen Raume gekohlt, gaben schöne dichte Kohlen, die im Schmiedefeuer eine
                              größere Hitze entwickelten als gewöhnliche Holzkohlen. Beim Pressen wurde die Form
                              mit Wasser benetzt, um das Herausfallen der Steine zu befördern; beim Verkohlen
                              schwanden die Steine nur wenig, und bildeten unter vollkommener Beibehaltung der
                              ursprünglichen Steinformen sehr feste, nur außen etwas poröse Kohlen. (Die neuesten
                              Erfindungen, 1860, Nr. 21.)