| Titel: | Ueber die Verwendung der flüssigen Kohlenwasserstoffe (des Petroleums, der Theere, der Schweröle) zur Erzeugung hoher Temperaturen und zum Heizen der Dampfmaschinen; von Paul Audouin, Civilingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 191, Jahrgang 1869, Nr. V., S. 28 | 
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                        V.
                        Ueber die Verwendung der flüssigen
                           Kohlenwasserstoffe (des Petroleums, der Theere, der Schweröle) zur Erzeugung hoher
                           Temperaturen und zum Heizen der Dampfmaschinen; von Paul Audouin, Civilingenieur.
                        Aus den Annales de Chimie
                                 et de Physique, 4. série, t. XV p. 30; September 1868.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Audouin, über Verwendung der flüssigen Kohlenwasserstoffe zur
                           Erzeugung hoher Temperaturen und zum Heizen der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Die Steinkohle und ihre Abänderungen, der Anthracit, die Braunkohle etc. sind als die
                              einzigen Brennmaterialien zu betrachten, welche die für die Bedürfnisse der großen
                              Industrie der Jetztzeit erforderliche Wärmemenge auf billige Weise zu liefern
                              vermögen; indessen ist die Verwendung dieser Substanzen in ihrem natürlichen
                              Zustande unter manchen Umständen mit praktischen Schwierigkeiten verbunden, welche
                              die Erzeugung sehr hoher Temperaturen unter den vortheilhaftesten Verhältnissen
                              nicht gestatten.
                           Diesem Uebelstande hat man in neuerer Zeit abzuhelfen gesucht, und durch Verbrennen
                              der Gase, in welche die genannten festen Brennmaterialien in besonderen Apparaten
                              umgewandelt werden, ist man dahin gelangt, die für die Industrie nöthigen höchsten
                              Temperaturen auf verhältnismäßig billigem Wege hervorzubringen.
                           
                           Dieses zuerst von Ebelmen angegebene Verfahren wird jetzt
                              mit Hülfe der Apparate des Hrn. Siemens industriell
                              ausgeführt; dieser Erfinder verwendet brennbare Gase, welche in ihrer
                              Zusammensetzung nur wenig verschieden sind und mit möglichst wenig überschüssiger
                              Luft verbrannt werden, wodurch man die höchste Temperatur zu erzeugen im Stande
                              ist.
                           Bei der directen Anwendung der Steinkohle in Herden ist man nicht im Stande unter den
                              für den Verbrennungsproceß geeignetsten Verhältnissen zu operiren; denn entweder findet eine unvollständige Verbrennung der von
                              der Steinkohle gelieferten flüchtigen Producte statt und es bildet sich auch
                              Kohlenoxyd in Folge des Hindurchtretens der Luft durch das in Kohks verwandelte
                              Brennmaterial, oder die Verbrennung erfolgt unter Zutritt
                              von überschüssiger Luft und in Folge dieser im Ueberschusse in den Herd zugeführten
                              Luft wird die Temperatur herabgedrückt.
                           Gewöhnlich operirt man mit überschüssig in den Herd zugeführter Luft, um den Verlust
                              der flüchtigen Substanzen, sowie denjenigen zu vermeiden, welcher aus der Umwandlung
                              des Kohlenstoffes in Kohlenoxydgas resultiren würde.
                           Bei der Verwandlung der Brennstoffe in Gas von homogener Beschaffenheit, welches
                              keinen Absatz (Asche) gibt, hat man mit diesen Uebelständen nicht zu kämpfen; bei
                              gut eingerichteten Apparaten ist man im Stande, den Verbrennungsproceß mit dem
                              Minimum von Luft durchzuführen und somit eine sehr hohe locale Temperatur
                              hervorzubringen. Allein es ist zu beachten, daß diese Umwandlung der Kohks in
                              brennbare Gase (Kohlenoxyd), welche mittelst des Hindurchdringens der Luft durch das
                              Brennmaterial bewerkstelligt wird, nicht stattfinden kann, ohne daß gleichzeitig der
                              dem Sauerstoffe dieser Luft beigemischte Stickstoff sich dein brennbaren Gasgemisch
                              zugesellt.
                           Somit besteht das auf diese Weise entstandene Gasgemisch, selbst wenn die Umwandlung
                              des Sauerstoffes in Kohlenoxydgas eine vollständige ist, aus ungefähr 70 Volumen
                              indifferentem Gase (Stickstoff) und 30 Volumen Kohlenoxyd.
                           Wie leicht begreiflich, kann unter diesen Umständen die durch die Verbrennung des
                              Kohlenstoffes erzeugte Wärme nicht vollständig ausgenutzt werden.
                           Der Theorie nach muß man die höchste Temperatur erhalten, wenn man die brennbaren
                              Gase in reinem Zustande mit dem dieselben verbrennenden Gase in dem zur
                              vollständigen Verbrennung genau erforderlichen Verhältnisse zusammenbringt. Wirklich
                              gelang es H. Sainte-Claire 
                              Deville, durch Verbrennen von reinem Wasserstoff, oder
                              noch besser von dem aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehenden Leuchtgase, mit
                              reinem Sauerstoff, die zum Schmelzen des Platins erforderliche Temperatur zu
                              erzeugen, so daß das in einem Kalktiegel befindliche Metall zu Zainen von mehreren
                              hundert Kilogrammen vergossen werden konnte.
                           Leider ist das Leuchtgas theuer, und auch das Sauerstoffgas läßt sich noch immer
                              nicht so billig herstellen, daß es außerhalb der Laboratorien benutzt werden
                              könnte.
                           Um in der Praxis zu annähernd vollkommenen Resultaten zu gelangen, mußte man eine
                              wohlfeile Substanz ermitteln, welche sich in Dampf zu verwandeln vermag, indem man
                              provisorisch zu deren Verbrennung dem Sauerstoff die Luft substituirte.
                           Eine solche Substanz kommt an zahlreichen Stellen in der Erde vor und wird
                              bergmännisch gewonnen; wir meinen das Petroleum, Bitumen etc. Der beim Verkohlen der
                              Steinkohlen und bei der Gewinnung des Leuchtgases aus Steinkohlen als Nebenproduct
                              erhaltene Theer besitzt, von dem uns hier beschäftigenden Standpunkte betrachtet,
                              analoge Eigenschaften. Diese verschiedenen flüssigen Kohlenwasserstoffe, welche
                              bisher allerdings in einer im Verhältnisse zu den Steinkohlen sehr geringen Menge
                              gewonnen wurden, gestatten jedoch Resultate zu erzielen, welche hinsichtlich hoher
                              Hitzegrade und unter manchen Umständen auch in Bezug auf leichte Verwendung der
                              erzeugten Wärme so ausgezeichnet sind, daß es ganz natürlich war, wenn erfinderische
                              Köpfe sich mit dieser Frage beschäftigten, namentlich in den Ländern wo die
                              erwähnten Substanzen in reichlicherer Menge vorkommen und ohne große Mühe gewonnen
                              werden können.
                           Die in der neuesten Zeit in Amerika abgeführten Versuche hatten hauptsächlich die
                              Verwendung der aus der Erde gewonnenen Oele (des Petroleums) zur Erzeugung von
                              Wasserdampf, besonders zum Heizen der Schiffskessel, zum Zwecke.
                           Die ersten Erfinder, welche in Amerika die Benutzung der Mineralöle und vorzugsweise
                              des Petroleums zu dem gedachten Zwecke versuchten, wendeten ein complicirtes
                              Verfahren an, welches wesentlich darin besteht, diese Oele in einem besonderen
                              Destillirapparate in Dämpfe zu verwandeln und diese dann im Herde zu verbrennen, und
                              zwar unter gleichzeitiger Zuführung eines Dampfstromes, durch welchen der
                              Verbrennungsproceß begünstigt und eine längere, weniger rauchende Flamme erzeugt
                              werden sollte.
                           Bei einer anderen Anordnung wurde das Oel mittelst überhitzten und dann in einen
                              gewöhnlichen Herd injicirten Wasserdampfes in Dämpfe verwandelt; die zur Verbrennung erforderliche Luft
                              fand durch zahlreiche kleine, in der Thür angebrachte Oeffnungen Zutritt.
                           Bei diesen Methoden finden durch den Wasserdampf bedeutende Wärmeverluste statt. Ein
                              Theil des im Herde zersetzten Dampfes regenerirt sich allerdings auf seinem Wege und
                              gibt einen Bruchtheil der zu seiner Zersetzung verbrauchten Wärme zurück; es ist
                              aber nicht möglich, den Verlust eines Theiles der Wärme zu vermeiden, welche mit den
                              Verbrennungsproducten in Form von latenter Wärme durch den regenerirten Wasserdampf
                              mitgerissen wird.
                           Bei einem dritten, im Herbste 1867 an Bord des nordamerikanischen Kanonenbootes
                              „Palos“ probirten Systeme wurde die als Foote's Retortenapparat bezeichnete EinrichtungBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 211. benutzt und Wasserdampf gar nicht angewendet. Das Mineralöl ward in einem
                              besonderen Destillirapparate in Dampf verwandelt und dieser wurde nebst der zur
                              Erzielung einer vollständigen Verbrennung erforderlichen Luftmenge mittelst einer
                              kräftigen Luftpumpe continuirlich eingeblasen.
                           Diese verschiedenen Einrichtungen, mit Ausnahme der letztgedachten, veranlagen einen
                              wesentlichen Wärmeverlust. Sie erfordern sämmtlich die Benutzung von Wasserdampf
                              oder von mechanischen Apparaten, Pumpen etc., und es ist auch zu befürchten, daß die
                              Umwandlung der Mineralöle in Dämpfe in einem besonderen Destillirapparate –
                              eine Anordnung welche bei allen diesen Systemen adoptirt ist – eine
                              Complication bildet, deren Schattenseiten erst nach einem längeren Gebrauche sich
                              herausstellen werden. Diese Ansicht findet ihre Bestätigung in der Zeitschrift American Artizan vom 8. Mai 1868, in welcher es
                              heißt:
                           
                              „Was die Dauerhaftigkeit des Apparates anbetrifft, so ist dieselbe von der
                                 Art, daß sie von der Benutzung des Petroleums zu Heizzwecken noch mehr
                                 abschrecken muß; denn wenn man die hohe Temperatur berücksichtigt, bei welcher
                                 dieses Material Dampfform annimmt, so läßt sich die Nothwendigkeit
                                 unaufhörlicher Reparaturen mancher Theile des Apparates von vorn herein nicht in
                                 Zweifel ziehen. Gleichwohl müssen wir hier noch den wichtigsten Einwurf
                                 erwähnen, welcher gegen diese Heizmethode gemacht werden kann. Derselbe beruht
                                 darauf, daß sich bei der Anwendung des Petroleums in den Retorten und Röhren
                                 Kohle, Kohks und andere unverbrannte Substanzen absetzen. Bei den abgeführten
                                 Versuchen zeigte sich, daß die Röhren und die verschiedenen Leitungen sich nach
                                 Verlauf von nicht ganz 48 Stunden dermaßen verstopft hatten, daß sie auseinander
                                 genommen und gereinigt werden mußten.“
                              
                           Dazu kommt noch, daß der Apparat sehr theuer ist; nach Angabe des American Artizan betragen die Kosten für jeden
                              Dampfkesselherd 1250 Frcs.
                           Die von mir gewählte Vorrichtung, von welcher sich ein Exemplar auf der letzten
                              Pariser Welt-Ausstellung befand, zeigt sich von den angegebenen Uebelständen
                              frei; sie functionirt vermittelst des in Substanz angewendeten Oeles, ohne Beihülfe
                              mechanischer Hülfsmittel, durch den natürlichen Zug der Feuerungen. Dieser Apparat
                              ist so einfach, daß seine Unterhaltungskosten als Null betrachtet werden können; er
                              läßt sich eben so gut zur Erzeugung von Dampf, als zur Erzielung der höchsten in der
                              Technik bisher bekannten Temperaturen benutzen.
                           Die Verwendung der Schweröle des Steinkohltheeres zur Dampferzeugung versuchte ich
                              zum erstenmale im Juli 1865 auf der Theerfabrik in la Villette (bei Paris). Diese
                              Versuche, welche wegen besonderer Umstände bald unterbrochen werden mußten, wurden
                              mit Benutzung der eben erwähnten Vorrichtung Anfangs September 1867 wieder
                              aufgenommen.
                           Der zwanzigpferdekräftige Dampfkessel hat einen inneren Heizraum mit an den Seiten
                              zurückkehrender Flamme und steht mit einer noch anderen Oefen gemeinschaftlichen
                              Esse in Verbindung. Das Innere des centralen cylindrischen Kesselkörpers, von
                              welchem die gußeiserne Platte an der Vorderseite weggenommen worden, ist auf eine
                              Länge von beiläufig 75 Centimeter mit einer walzenförmigen Garnitur von auf die hohe
                              Kante gestellten feuerfesten Steinen versehen, welche dazu bestimmt ist, in dem
                              eigentlichen Herde die zur Verflüchtigung und vollständigen Verbrennung des Oeles
                              erforderliche Temperatur zu unterhalten und gleich' zeitig das Blech vor dem
                              Verbrennen zu schützen. Die Thür, welche von einer aus einem einzigen Stücke
                              feuerfesten Thones bestehenden. Platte gebildet wird, nimmt an ihrem oberen Theile
                              eiserne Röhren auf die das Oel herbeileiten; letzteres wird von zwölf Hähnen
                              vertheilt; jedem dieser Hähne gegenüber ist in der Thür eine Reihe von verticalen
                              Spalten von ungefähr 5 Millim. Weite angebracht.
                           Durch die Verbrennung der Steinkohlen- oder Petroleum-Schweröle in
                              diesem Apparate vermag man bei einem nicht ganz 10 Millimeter Wasserdruck
                              entsprechenden Zuge pro Kilogr. verbrannten Oeles 15
                              Kilogr. Wasser zu verdampfen.
                           Analog dem so eben beschriebenen Apparate ist die von Dupuy de
                                 Lôme und H. Sainte-Claire Deville
                              auf der kaiserlichen sechzigpferdekräftigen Yacht „Puebla“ angewendete
                              Vorrichtung. Die Thür besteht, anstatt aus feuerfestem Thone, aus einer Reihe von
                              verticalen gußeisernen Stäben, die an ihrem oberen Theile durch eine horizontale
                              Platte mit einander verbunden sind, in welcher die dreizehn, zum Zuführen des Oeles
                              dienenden Röhren stecken. Da in Folge der kleinen Dimensionen des nur einige Meter
                              hohen Schornsteines und des geringen Durchmessers der Röhren, durch welche die
                              Flammen streichen müssen, der Zug zu schwach war, so mußte man zum Anheizen einen
                              Ventilator benutzen. Sobald im Kessel Druck entsteht, unterbricht man den Gang des
                              Ventilators und leitet durch einen besonderen Hahn einen Dampfstrahl in die Esse.
                              Während der Fahrt genügt das Blaserohr (welches wie bei den Locomotiven wirkt) um
                              einen guten Zug zu erhalten. Man konnte mit diesem Apparat, ohne daß Rauchbildung
                              stattfand, eine Geschwindigkeit von 242 Umdrehungen der Schraubenwelle erhalten mit
                              einem Verbrauch von 96 Kilogrm. Oel per Stunde. Die
                              Maschine dieses Dampfbootes ist eine Hochdruckmaschine ohne Condensation.
                           Das Anheizen würde weit rascher von statten gehen und die Anwendung eines Ventilators
                              zu diesem Zwecke unnöthig seyn, wenn man den Kessel so aufstellte, daß die Flamme
                              unmittelbar in die Esse treten könnte, ohne die Röhren zu passiren, denn diese
                              würden sich hierbei mit Ruß verstopfen, der sich bildet, wenn die Herdwände noch
                              nicht stark genug erhitzt sind, um die Verbrennung des Oeldampfes unter normalen
                              Umständen zu gestatten.
                           Die beschriebene Einrichtung für die am häufigsten angewendeten Dampfkessel mit
                              innerem Feuerraum ist auch bei Dampfkesseln mit Siederöhren, bei Locomotiven etc.
                              anwendbar; in diesem Falle braucht man nur die Stäbe wegzulassen, den Aschenfall in
                              Form einer Sohle anzuwenden und die Thür des Aschenraumes durch einen mit geeigneten
                              Oeffnungen versehenen Rahmen zu ersetzen.
                           Fig. 3 Tab. II
                              stellt die Einrichtung eines mit innerem Feuerraum versehenen Dampfkessels dar; die
                              punktirten Linien zeigen die Lage des Rostes und der Thür für den Fall wo mit Kohlen
                              gefeuert werden soll, indem dann die zur Verbrennung des Oeles dienenden verticalen
                              Roste weggenommen werden. Fig. 4 zeigt eine
                              Abänderung in der Vertheilung des Oeles, bei welcher nur ein einziger Hahn nöthig
                              ist; hier gelangt das Oel in eine Art Rinne und wird durch eine Reihe von
                              Einschnitten vertheilt, welche oberhalb der Lufteintrittsöffnungen, diesen
                              gegenüber, angebracht sind.
                           Die Vortheile, welche die Verwendung der Schweröle zum Heizen der Dampfkessel,
                              namentlich von Transportschiffen gewährt, sind zahlreich: bessere Ausnutzung des für das
                              Brennmaterial bestimmten Raumes; größere Dampfproduction als mit Kohlen bei gleichem
                              Brennmaterialgewicht, folglich die Möglichkeit eine größere Gewichtsmenge von Waaren
                              transportiren zu können; endlich Ersparniß an Arbeit für die Heizer.
                           Ueberdieß muß hervorgehoben werden, daß die Steinkohlen-Schweröle, welche erst
                              bei 200° C. zu destilliren beginnen, und das Rohpetroleum, nachdem diesem
                              ungefähr 10 Proc. der leichtflüchtigen Hydrocarbüre (Essenzen) entzogen worden,
                              keineswegs leicht entflammbar sind. Freiwillig fangen sie niemals Feuer, wogegen
                              dieß bei Kohlen zuweilen vorkommt, und sie lassen sich in dichten, mit einem
                              Wassermantel versehenen Blechbehältern leicht aufbewahren.
                           Zur Erzeugung hoher Temperaturen gibt man dem Ofen eine seiner Bestimmung
                              entsprechende Einrichtung (als Flammofen, Tiegelofen etc.) und läßt das Oel, wie bei
                              den Dampfkesselöfen, durch an der Vorderseite angebrachte Oeffnungen eintreten
                              (vergl. Fig.
                                 1). Die Flüssigkeit verwandelt sich im Hinabfallen in Dämpfe und diese kommen
                              nun mit der Luft in Berührung, welche durch die in der Thür angebrachten Oeffnungen
                              eintritt; auf diese Weise entsteht eine Stich- oder Löthrohrflamme, welche
                              sich durch bloße Vermittelung von Hähnen leicht in der zweckentsprechendsten Weise
                              benutzen läßt. Man kann so nach Belieben in einer oxydirenden oder reducirenden
                              Atmosphäre operiren.
                           Bei gehöriger Bedienung des Ofens erfolgt die Verbrennung vollständig, ohne
                              Rauchbildung, und das Oel hinterläßt nicht den geringsten Rückstand. Die zur
                              Verbrennung verwendete Luftmenge übersteigt die nach der Theorie erforderliche nur
                              um einige Procente.
                           Wenn die Umstände es erfordern, kann man auch einen Ventilator oder einen anderen
                              geeigneten Apparat zur Injection der Luft in dem Herd anwenden.
                           Das beschriebene Verfahren läßt sich zum Heizen der kleinsten Oefen, z.B. der
                              Muffelöfen für Laboratorien, benutzen. Die Anzahl und die Richtung der
                              Löthrohrflammen muß selbstverständlich den Dimensionen und der Form des zu heizenden
                              Ofens angepaßt werden.
                           Werden die Oele in einem Ofen verbrannt, welcher die Hitze in einem kleinen Raum
                              concentrirt (z.B. zum Schmelzen von Stabeisen), so entsteht eine so intensive Hitze,
                              daß die besten feuerfesten Backsteine binnen einigen Stunden zusammenschmelzen.
                              Diese von mir bereits vor mehreren Jahren gemachte Beobachtung veranlaßt mich einen
                              kleinen Ofen herzustellen zum rasch ausführbaren, vergleichenden Probiren
                              verschiedener Materialien auf ihre Feuerfestigkeit.
                           Um dem eben erwähnten Uebelstande abzuhelfen, kann man zur Herstellung des Ofenfutters
                              zusammengesetzte Substanzen, z.B. ist ein Gemenge von Graphit mit etwas Thon oder Magnesia, deren Feuerfestigkeit schon von vielen
                              Chemikern sehr vortheilhaft benutzt wird, oder Bauxit,
                              das zur Aluminiumfabrication dienende, sehr thonerdereiche Mineral, anwenden.
                           Die schon bei den ersten Proben erzielten Resultate stellten die Vortheile heraus,
                              welche die Verwendung der Mineralöle und anderer Hydrocarbüre gewähren würde. Im
                              Vergleich mit Kohle und bei gleichem Gewicht erzeugen diese Substanzen beinahe die
                              doppelte Dampfmenge. Mit ihnen ist man im Stande die, bisher nur in Laboratorien
                              hervorgebrachten, höchsten Hitzegrade für industrielle Zwecke in praktischer Weise
                              zu erzeugen.
                           Nur die Frage bezüglich der verfügbaren Menge dieser Heizmaterialien, somit bezüglich
                              ihres Preises, kann für ihre zukünftige Verwendung ein Hinderniß seyn.
                           In Amerika kann dieß nicht der Fall seyn; hat doch ein einziger Staat der Union,
                              Pennsylvanien, an Mineralölen in den letzten Jahren täglich über 13,000 Barrels,
                              also beiläufig 1560 Tonnen à 1000 Kilogr.
                              geliefert. Dagegen ist Frankreich in Bezug auf die Production flüssiger
                              Kohlenwasserstoffe weit weniger begünstigt. Abgesehen von den wenigen
                              Mineralölquellen im Elsaß wird solches Oel gegenwärtig nur durch Destillation der (7
                              bis 10 Proc. davon enthaltenden) bituminösen Schiefer gewonnen.
                           Indessen gibt Cognet in einer neuen (im März 1868
                              erschienenen) Arbeit über diesen Gegenstand an, daß Frankreich, selbst wenn keine
                              neuen Lagerstätten von bituminösem Schiefer entdeckt werden sollten, jährlich
                              1,084,000 Tonnen Schieferöl, also etwa den zehnten Theil der gesammten französischen
                              Steinkohlenproduction, zu liefern vermag. Der Preis per
                              Tonne würde sich am Gewinnungsplatze auf höchstens 100 Frcs. belaufen, und zwar
                              vorausgesetzt daß kein vervollkommnetes Gewinnungsverfahren erfunden wurde und daß
                              der Oelgehalt des Schiefers 7 Proc. nicht übersteigt.
                           Andererseits beträgt die Menge der Schweröle, welche von den den Steinkohlentheer
                              verarbeitenden Fabriken producirt werden, in Frankreich nur ungefähr 20,000 Tonnen
                              jährlich, im Durchschnittspreise von 40 bis 50 Frcs. per
                              Tonne; es könnte jedoch ein weit größeres Quantum erzeugt werden, wenn die
                              Fabrikanten von Hüttenkohks in Folge der neuen Verwendungsweise der Schweröle sich
                              entschließen würden, die bei der Destillation (Verkohkung) der Steinkohle sich
                              entwickelnden und jetzt zum größeren Theile verloren gehenden theerigen Producte
                              aufzufangen.
                           
                           Uebrigens würde sich auch der rohe Theer ebenso gut zur Heizung verwenden lassen, wie
                              die durch Destillation desselben gewonnenen Schweröle; man würde in diesem Falle in
                              Frankreich über mindestens 250,000 Tonnen (à 1000
                              Kilogr.) jährlich zu verfügen haben.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Fig. 1 und
                              2 stellen
                              die Anordnung eines Flammofens dar. Fig. 1 ist der Aufriß
                              (Schnitt nach CD der Fig. 2); Fig. 2 ist der Grundriß
                              (Schnitt nach AB der Fig. 1). Bei B,
                              Fig. 1, tritt
                              die zur Verbrennung des Oeles erforderliche Luft in den Ofen.
                           Fig.
                                 3–6 zeigen die Anordnung des Ofens für einen Dampfkessel von zwanzig
                              Pferdekräften.
                           Fig. 3 ist ein
                              verticaler Längendurchschnitt. Bei R, R tritt das Oel
                              ein. (Die punktirten Linien stellen die Anordnung des Feuerraumes dar, wenn wie
                              gewöhnlich mit Steinkohlen oder Kohks geheizt werden soll.)
                           Fig. 5 stellt
                              den Querschnitt des Rostes (nach OP der Fig. 3) dar;
                              Fig. 6 den
                              Querschnitt von einem Theile des Rostes (nach MN
                              der Fig. 4).
                              Die Pfeile in Fig.
                                 5 und 6 bezeichnen die Richtung in welcher die Luft eindringt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
