| Titel: | Ueber Feuerungen mit flüssigen Brennmaterialien; von Ig. Lew, Fabrikdirektor. | 
| Autor: | Lew | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 442 | 
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                        Ueber Feuerungen mit flüssigen Brennmaterialien;
                           								von Ig. Lew, Fabrikdirektor.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 385 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									19.
                        Ueber Feuerungen mit flüssigen Brennmaterialien.
                        
                     
                        
                           3) Schluſsbetrachtungen.
                              								
                           Aus den Versuchen, welche über den Einfluſs der Construction der Brenner auf Oel- und
                              									Dampfverbrauch vorliegen, geht hervor, daſs die Construction des Brenners mit
                              									Vorrichtung zum Reguliren des Zuflusses von wesentlichem Einflüsse auf Dampf- und
                              									Oelverbrauch ist.
                           Die an den Zuleitungsrohren angebrachten Ventile leisten nicht die erforderlichen
                              									Dienste, denn die Regulirung soll sich nicht nur auf den Zufluſs von Heizmaterialien
                              									erstrecken, sondern in demselben Maſse auch auf den Ausfluſs durch die
                              									Brenneröffnung. Ist die Brenneröffnung zu groſs, so findet ungünstige Vertheilung
                              									des Oeles an der Ausfluſsöffnung statt, was ungleichmäſsiges Brennen der Flamme zur
                              									Folge hat.
                           Die besten Verbrennungsresultate erzielt man nun mit den Apparaten, bei welchen die
                              									Regulirung mittels Spindel vorgenommen wird, die durch Drehung eine genaue
                              									Einstellung der Ausfluſsöffnung des Brenners gestatten und ebenfalls eine leichte
                              									Regulirung ermöglichen.
                           Um die Dauer eines Kessels zu erhöhen, ist es nöthig, daſs die während seiner Benutzung
                              									entstehenden Materialspannungen möglichst gleichmäſsig vertheilt werden; dies ist zu
                              									erreichen, wenn für gleichmäſsige Erwärmung des Kessels gesorgt wird. – Um diese
                              									Bedingungen bei der Erdölfeuerung zu erfüllen, sind speciell für Cornwall-Kessel folgende Punkte zu beachten: Der
                              									Zerstäuber muſs sich möglichst am Anfange des Flammenrohres befinden, durch die
                              									Ausströmungsöffnung soll eine zur Erzielung der höchsten Temperatur erforderliche
                              									Flammengröſse herbeigeführt werden können und ist die Heizung derart zu leiten, daſs
                              									eine gleichmäſsige Temperatur in der ganzen Länge des Flammenrohres herrscht.
                           Zerstörende Wirkung auf das Material eines Dampfkessels übt die Flamme bei jeder Art
                              									der Feuerung aus. Bei der Erdölfeuerung mittels Zerstäubers kann die zerstörende
                              									Wirkung der Flamme noch gröſser sein, indem der benutzte Dampf bei hoher Temperatur
                              									Sauerstoff ausscheidet, und dieser in statu nascenti auf das Metall oxydirend
                              									wirkt.
                           Wenn auch angenommen werden kann, daſs ein Theil des Sauerstoffes mit dem
                              									Kohlenstoffe des Erdöles Kohlensäure bildet und der übrige Theil bei niedrigerer
                              									Temperatur mit dem Wasserstoffe sich zu Wasser verbindet, so findet doch eine
                              									energischere Oxydation in diesem Falle höchst wahrscheinlich statt. Auch in
                              									mechanischer Hinsicht unterscheidet sich die Zerstäubungsfeuerung von der
                              									gewöhnlichen; erstere soll mehr sogen. lebendige Kraft besitzen, wodurch bei
                              									dauerndem Einschlagen der Flamme gegen die Kesselwände kleine Metallpartikelchen
                              									gelöst und die Kesselwände um so mehr der oxydirenden Wirkung des Sauerstoffes
                              									ausgesetzt werden. Dies hat eine raschere Zerstörung des Kessels zur Folge.
                           Aus diesem Grunde ist eine Berührung des Feuers mit den Kesselwänden, wenigstens am
                              									Anfange des Flammrohres, möglichst zu vermeiden. Auch ist wichtig, daſs das
                              									Flammenmittel mit der Achse des Flammrohres zusammenfällt, und daſs die
                              									Luftzuführung eine möglichst gleichmäſsige und so vertheilte ist, daſs zwischen der
                              									Flamme und der Kesselwand eine isolirende Schicht bleibt, die aus Luft oder
                              									Rauchverbrennungsgasen bestehen kann. Letztere sind wegen gröſseren
                              									Wärmeleitungsvermögens vortheilhafter.
                           So einfach diese Prinzipien auch sind, so werden sie in der Praxis doch selten
                              									befolgt. In Baku sah ich z.B. mit Bezug auf Luftzufuhr höchst unzweckmäſsige
                              									Einrichtungen, zuweilen fehlen diese ganz. – Wie weit zweckmäſsige Anordnung
                              									derselben bei der Feuerung von gröſster Wichtigkeit ist, geht aus Nachstehendem
                              									hervor: Bei Heizung mit festen Brennmaterialien geht die Abkühlung des Kessels
                              									langsam von statten, indem die rückständige Kohle oder glühende Asche langsam und
                              									gleichmäſsig den Kessel zum Erkalten bringen. – Anders ist die Sache bei der
                              									Erdölheizung in ihrer jetzigen Einrichtung; in Baku sind an verschiedenen Stellen
                              									Feuerthüren vorhanden, zuweilen fehlen sie aber ganz. An Stelle der Thür ist eine Blechscheibe mit
                              									einer Oeffnung in der Mitte für den Zerstäuber angebracht, wie aus Fig. 23 zu ersehen ist.
                              									Beim Abstellen der Heizung wird der Zerstäuber geschlossen und die kalte Luft tritt
                              									ungehindert in den Feuerraum ein; es folgt eine zu schnelle ungleichmäſsige
                              									Abkühlung, welche zur Zerstörung des Kessels führt. – Um diesen Uebelstand zu
                              									beseitigen, legte man früher Ziegelsteine in den Feuerraum, die ein langsameres
                              									Erkalten der Kesselwände bezwecken sollten. Eine weitere Beseitigung der Uebelstände
                              									strebte man dadurch an, daſs man Erdöl aus dem Zerstäuber in den Herd führte, um
                              									durch Verbrennung desselben eine langsamere, gleichmäſsigere Abkühlung zu erreichen.
                              									– Dasselbe läſst sich aber einfacher und zweckentsprechender durch Anwendung einer
                              									hermetisch schlieſsenden Feuerthür erreichen. Die Hitze würde dann im Ofen gehalten
                              									und somit eine ganz langsame Abkühlung vor sich gehen können, wie dies bei der
                              									Kaminfeuerung der Fall ist. – Eine dieser Art von Besson vorgeschlagene Einrichtung ist folgende:
                           In der Feuerthür A wird eine guſseiserne durchbrochene
                              									Scheibe aa mit Flansch bb
                              									befestigt, deren acht Durchbohrungen l radial, wie Fig. 24 und
                              										25
                              									zeigen, nach dem Centrum verlaufen und ringsum mit sogen. Arbeitsleisten dd zum besseren Abdichten versehen sind. Thür f hat dieselben Durchbrechungen, wie Scheibe aa und liegt dichtschlieſsend auf derselben.
                              									Kupferhülse c verbindet im Centrum f mit aa, so daſs durch
                              									Drehung am Griff g ein Oeffnen bezieh. Schlieſsen der
                              									Lufteinströmungsöffnungen vorgenommen werden kann. Der Verschluſs wirkt hermetisch,
                              									da die sich berührenden Flächen bearbeitet sind und durch Hülse c fest auf einander geschraubt werden können. Ist das
                              									Feuer ausgelöscht, so drehe man f so weit, daſs die
                              									Oeffnungen c verschlossen sind; nachtheilige Wirkungen
                              									einströmender Luft auf die vorher erwärmten Kesseltheile sind somit
                              									ausgeschlossen.
                           Die beschriebene Einrichtung kann für Dampfkessel von groſsem Nutzen sein, namentlich
                              									da, wo der Dampf gewisse Zeit constant gehalten werden muſs, bei Dampfern und
                              									Locomotiven. – Hier braucht der Dampf nur einmal erzeugt zu werden; ist die nöthige
                              									Spannung erreicht, so wird der Zerstäuber auſser Thätigkeit gesetzt, die Thür
                              									geschlossen und je nach Stand des Manometers von Zeit zu Zeit wieder angezündet.
                           Kurz zusammengefaſst ist nun bei Anwendung der Zerstäuberfeuerung folgendes zu
                              									berücksichtigen:
                           1) Der Zerstäuber muſs am Anfange des Ofens angebracht werden und genau achsial im
                              									Flammrohre sitzen.
                           2) Die Luftzuführung muſs um den Zerstäuber herum gleichmäſsig vertheilt sein.
                           3) Die Menge der zuströmenden Luft soll so groſs sein, daſs zwischen Flamme und
                              									Kesselwand und der Mitte des Flammrohres, namentlich in der ersten Hälfte oder Drittel,
                              									eine isolirende, ringförmige Dunstschicht vorhanden ist, zu der gleichzeitig ein
                              									Ueberschuſs von Luft treten sol], um weitere Verbrennung zu ermöglichen, so daſs die
                              									aus dem Schornsteine austretenden Gase rauchfrei erscheinen.
                           4) Die Thüren sind so einzurichten, daſs die Luftzuführung leicht regulirt und beim
                              									Auslöschen des Feuers hermetisch geschlossen werden können.
                           Zu 3) ist zu bemerken, daſs dies auch in der Praxis leicht auszuführen sei. Eine
                              									gleichzeitige Anwesenheit von Dunst bei Ueberschuſs von Luft sei wohl schwer
                              									denkbar, doch muſs berücksichtigt werden, daſs eine vollständige Verbrennung wie
                              									jede andere Reaction gewisse Zeit erfordert. Am Anfange der Feuerung beginnt das
                              									Erdöl zu brennen, erzeugt Dunst, der keine Zeit hat, sich mit der Luft, die auch im
                              									Ueberschusse vorhanden ist, zu verbinden, und die Reaction geht nur in weiteren
                              									Kreisen der Feuerung vor sich.
                           Bezüglich der Handhabung des Zerstäubers sind folgende Punkte zu beachten:
                           Zur Vermeidung von Explosionen ist beim Anzünden des Zerstäubers stets Sorge zu
                              									tragen, daſs der Zuführung des Oeles diejenige des Dampfes vorangehen muſs; beim
                              									Abstellen des Zerstäubers dagegen muſs die Schlieſsung des Dampfzuflusses derjenigen
                              									des Oelzuflusses folgen. Im letzteren Falle entstehen bei Nichtbeachtung Explosionen
                              									dadurch, daſs eine Vergasung des bei fehlendem Dampfe auf die erhitzten
                              									Feuerungswände niedertropfenden Oeles eintritt, die Gase mit Luft sich mischen und
                              									bei dem Wiederanzünden des Zerstäubers unter Explosion zur Entzündung gelangen. –
                              									Die Reinigung der durch Verunreinigungen oder Verkohlungen des Oeles entstehenden
                              									Verstopfung des Zerstäubers kann mittels Durchblasen von Dampf geschehen.
                           Es empfiehlt sich, überhitzten Dampf zur Zerstäubung anzuwenden, um Condensationen im
                              									Dampfrohre und die Dämpfung der Flamme durch zu nassen Dampf zu vermeiden. Durch die
                              									Ueberhitzung des Dampfes findet ein Vorwärmen des Oeles statt und fernerhin eine
                              									Ersparung an Dampf in Folge der gröſseren Ausdehnung desselben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
