| Titel: | Zur Theorie der Construction von Solaröllampen. | 
| Autor: | Lissenko | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 280 | 
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                        Zur Theorie der Construction von
                           								Solaröllampen.
                        Von Prof. Lissenko.
                        Zur Theorie der Construction von Solaröllampen.
                        
                     
                        
                           Im Laufe der letzten Jahre hat die Naphtaproductionsgesellschaft Gebrüder Nobel eine besondere Aufmerksamkeit der
                              									Anwendung von Solarölen zum Verbrennen in Lampen gewidmet, da die bakusche Naphta
                              									eine bedeutende Menge dieses Leuchtmaterials enthält, welches, seither unbenutzt
                              									gelassen, in den Naphtarückständen – Masut – als Heizmaterial verbrannt wird.
                           Anfänglich glaubte man, eine Reinigung mit rauchender Schwefelsäure (mit variirendem
                              									Gehalt an SO3) werde die Solaröle möglicher Weise so
                              									verändern, dass sie in gewöhnlichen Kerosinlampen befriedigend brennen würden. Die
                              									Versuche, die eine recht lange Zeit durchgeführt wurden, zeigten indessen, dass bei
                              									Reinigung durch rauchende Schwefelsäure die Solaröle zwar hellfarbiger erhalten
                              									werden, ferner ihr specifisches Gewicht sich etwas (um 2 bis 3 Tausendstel)
                              									verringert, dass aber auch ihre Viscosität und folglich ihre Fähigkeit, vom Dochte
                              									aufgesaugt zu werden, unverändert bleibt. Demzufolge wurde bei den photometrischen
                              									Untersuchungen sowohl der mit gewöhnlicher, als auch mit rauchender Schwefelsäure
                              									gereinigten Solaröle kein besonderer Unterschied constatirt.
                           Eine Folge dieser Resultate war die Aufgabe des Projects, die Reinigung der Solaröle
                              									mit rauchender Schwefelsäure vorzunehmen und das hierzu erforderliche
                              									Schwefelsäureanhydrid in Baku herzustellen. Die Versuche zeigten, dass bei
                              									sorgfältiger Destillation man auch bei Reinigung mit den gewöhnlichen Reagentien
                              									(d.h. mit englischer Schwefelsäure von 94 bis 96 Proc. Monohydrat und Aetzlaugen von
                              									7 bis 8 Proc.) ein Solaröl sehr hoher Güte gewinnen kann, mit einem specifischen
                              									Gewicht von 0,866 und einem Entflammungspunkte von 121,1° C. (250° Far.).
                           In Folge dessen schloss die Gesellschaft Gebrüder Nobel
                              									dieses Oel in die Zahl der übrigen Producte ihres Betriebes ein.
                           Gegenwärtig gewinnt die Gesellschaft Gebrüder Nobel zwei
                              									Sorten Solaröl: 1) leichtes Solaröl mit einem
                              									specifischen Gewicht von 0,855 und einem Entflammungspunkt bei 100° C. Dieses Oel
                              									liefert bei der fractionirten Destillation:
                           
                              
                                 
                                 
                                 bis
                                 250°
                                 22,1 Proc.
                                 0,8432
                                 spec.
                                 Gew.
                                 
                              
                                 von
                                 250°
                                 bis
                                 275°
                                 38,4   „
                                 0,8524
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 275°
                                 „
                                 300°
                                 33,2   „
                                 0,8612
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 über
                                 300°
                                   6,0   „
                                 –
                                 
                                 
                                 
                              
                           2) schweres Solaröl mit einem specifischen Gewicht von
                              									0,866 und einem Entflammungspunkte bei 121,1° C. (250° F.); dasselbe beginnt bei
                              									280° C. zu sieden und ergibt bei der Destillation 40,37 Proc. bis 300° übergehende
                              									Producte. Da das erste, d.h. das leichte Solaröl viele Bestandteile mit dem Kerosin
                              									gemein hat, so waren auch die mit demselben angestellten Brennversuche in Lampen von
                              									keinem wesentlichen Interesse. Es wurde nur constatirt, dass dasselbe in einigen
                              									Kerosinlampen befriedigend brannte. Die nachstehend mitgetheilten Versuche beziehen
                              									sich deshalb alle auf schweres Solaröl von 0,866 spec. Gew.
                           Im Besitze eines Solaröls, welches ein so gefahrloses Leuchtmaterial ist, war die
                              									Gesellschaft Gebrüder Nobel sich jedoch bewusst, dass
                              									sie für dieses Oel keinen Absatz finden würde, wenn sich die bisherigen Kerosinlampen
                              									nicht so modificiren liessen, dass die Solaröle auf ihnen mit befriedigendem Erfolge
                              									gebrannt werden konnten. Deshalb proponirte die Gesellschaft den Petersburger
                              									Lampenfabrikanten, sich mit der Construction von zum Brennen des Solaröls passenden
                              									Lampen zu befassen, wobei zur Richtschnur gegeben wurde, dass die Höhe des Brenners
                              									über dem Reservoir möglichst zu vermindern und die Dicke des Dochtes zu vergrössern
                              									sei.
                           Es war mir von vornherein nicht klar, worin sich die Wirkung des dickeren Dochtes
                              									äussern sollte, und deshalb wurden Versuche über die Schnelligkeit des Aufsteigens
                              									von Oel in verschiedenen Dochten und über das in verschiedenen Theilen des
                              									gesättigten Dochtes befindliche Oelquantum angestellt.
                           Die Versuche in Bezug auf die Schnelligkeit des Aufsteigens sowohl von Solaröl von
                              									0,866 spec. Gew., als auch von Kerosin wurden ganz in derselben Weise wie von den
                              									Herren Engler und Lewin
                              									ausgeführt (D. p. J. 1886 261 81). Demgemäss wurde der nach Centimeter getheilte, mit Benzin
                              									durchgewaschene und sorgfältig getrocknete Docht an einen etwa 2 dm hohen Holzrahmen
                              									befestigt und senkrecht über einem flachen Teller angebracht, in welchem das der
                              									Untersuchung unterliegende Oel sich befand, so dass das obere Niveau desselben mit
                              									dem Nullpunkte der Theilung des Dochtes zusammenfiel. Die Temperatur des Oeles war
                              									gewöhnlich 19° bis 20° C.; es sei aber bemerkt, dass während der Versuchsdauer die
                              									Temperatur bis 23° hinaufging, was durch eine Lampe von 29 Kerzen verursacht wurde,
                              									welche hinter dem Docht aufgestellt war, um leichter den Aufstieg des Oeles
                              									beobachten zu können. Die Versuche wurden in dunklem Zimmer durchgeführt und die
                              									Dauer des Aufstieges mit einer Secundenuhr bestimmt.
                           Hinsichtlich der Genauigkeit dieser Beobachtungen ist zu bemerken, dass dieselben nur
                              									annähernd richtig sind. Die Höhe des Aufstieges des Oeles wird am Dochte bekanntlich
                              									dadurch festgestellt, dass derselbe, soweit das Oel in ihm vorgedrungen ist,
                              									durchscheinend wird. Der Docht imprägnirt sich aber nicht gleichmässig rasch in
                              									seiner ganzen Breite. Einige Fäden beginnen früher durchscheinend zu werden, andere
                              									dagegen (dickere und knotige) später, so dass es nicht immer leicht ist, die Höhe
                              									des Aufstieges festzustellen. In zweifelhaften Fällen wurde an den Theilstrich,
                              									welchem sich die steigende Flüssigkeit näherte, ein Stück Filtrirpapier gelegt und
                              									darauf geachtet, ob sich dasselbe dabei anfeuchtete. Wenn dies nicht eintritt, so
                              									gilt dies als ein Beweis, dass die Flüssigkeit bis zum Strich noch nicht gestiegen
                              									war.
                           Die vorherige Behandlung des Dochtes mit Benzin und das Trocknen erweist sich als
                              									durchaus nothwendig, weil die Feuchtigkeit (deren Menge sehr verschieden ist) das
                              									Aufsaugen verhindert. Es ist höchst wahrscheinlich, dass eine vorherige
                              									Durchwaschung des Dochtes mit einer schwachen Lauge und Wasser nützlich wäre; ich
                              									habe dies aber nicht versucht und begnügte mich nur mit der Durchwaschung mit
                              									Benzin, und zwar aus dem Grunde, weil ich die Versuche mit jedem Dochte dreimal
                              									wiederholte und das von ihm aufgenommene Oel nach dem ersten und nach dem zweiten
                              									Mal mit Benzin extrahirte. Die Beobachtungen ergaben, dass der getrocknete, aber
                              									nicht mit Benzin durchgewaschene Docht das Oel bedeutend schlechter aufsaugt.
                           Nachstehend folgen eine grössere Zahl von Versuchsergebnissen:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 VII
                                 
                              
                                 cm
                                 Sec.
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                                 1
                                 3
                                 3
                                 5
                                 5
                                 75
                                 ?
                                 ?
                                 
                              
                                 2
                                 15
                                 13
                                 20
                                 25
                                 225
                                 3
                                 ?
                                 
                              
                                 3
                                 32
                                 35
                                 55
                                 65
                                 540
                                 6
                                 5
                                 
                              
                                 4
                                 70
                                 60
                                 90
                                 120
                                 1080
                                 12
                                 12
                                 
                              
                                 5
                                 120
                                 110
                                 150
                                 210
                                 1740
                                 28
                                 30
                                 
                              
                                 6
                                 200
                                 180
                                 225
                                 340
                                 2460
                                 45
                                 50
                                 
                              
                                 7
                                 285
                                 285
                                 295
                                 480
                                 3360
                                 65
                                 75
                                 
                              
                                 8
                                 390
                                 390
                                 390
                                 640
                                 4320
                                 95
                                 105
                                 
                              
                                 9
                                 530
                                 510
                                 560
                                 830
                                 5640
                                 125
                                 150
                                 
                              
                                 10
                                 630
                                 710
                                 710
                                 1070
                                 7020
                                 165
                                 190
                                 
                              
                                 11
                                 860
                                 950
                                 870
                                 1380
                                 9480
                                 210
                                 250
                                 
                              
                                 12
                                 1070
                                 1200
                                 1070
                                 1740
                                 13920
                                 265
                                 315
                                 
                              
                                 13
                                 1360
                                 1500
                                 1275
                                 2220
                                 ?
                                 330
                                 385
                                 
                              
                                 14
                                 1605
                                 1800
                                 1515
                                 2760
                                 ?
                                 405
                                 460
                                 
                              
                                 15
                                 1980
                                 2100
                                 1820
                                 3420
                                 ?
                                 490
                                 520
                                 
                              
                           In dieser Tabelle bedeutet:
                           
                              
                                 I
                                 Solaröl
                                 von
                                 0,866
                                 spec.
                                 Gew.
                                 mit
                                 einem
                                 gewöhnlichen Kerosin-docht,
                                 
                              
                                 II
                                 „
                                 „
                                 0,866
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 lockeren, dicken Docht,
                                 
                              
                                 III
                                 „
                                 „
                                 0,866
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gewöhnlichen, mit Ben-zin durchgewaschenenDocht,
                                 
                              
                                 IV
                                 „
                                 „
                                 0,866
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gewöhnlichen, mit Ben-zin nicht durchgewasche-nen Docht,
                                 
                              
                                 V
                                 „
                                 „
                                 0,866
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Streifen Filtrirpapier von10 Zoll Breite,
                                 
                              
                                 VI
                                 Kerosin
                                 der Gesellschaft Gebrüder Nobel von
                                    											0,825 spec. Gew.mit einem gewöhnlichen dünnen Docht,
                                 
                                 
                              
                                 VII
                                 „
                                 der Gesellschaft Gebrüder Nobel von
                                    											0,825 spec. Gew.mit einem lockeren dicken Docht.
                                 
                                 
                              
                           Der Versuch V wurde in der Hoffnung gemacht, dass der Aufstieg des Oeles im Papier
                              									schärfer als im Docht zu beobachten sein würde. Es zeigte sich jedoch, dass der
                              									Aufstieg des Oeles im Papier zu langsam erfolgt, weshalb diesbezügliche weitere
                              									Versuche unterlassen wurden.
                           In Anbetracht dessen, dass die Differenz in der Schnelligkeit des Aufstieges nur 60
                              									bis 100 Secunden erreicht, halte ich für möglich, aus diesen Zahlen folgende
                              									Schlüsse zu ziehen:
                           1) Die Schnelligkeit des Aufstieges von Solaröl ist sowohl bei einem dicken, wie bei
                              									einem dünnen Docht die gleiche; dasselbe gilt für Kerosin.
                           2) Die Schnelligkeit des Aufstieges im Docht ist beim Kerosin von 0,825 spec. Gew.
                              									eine bedeutend grössere als beim Solaröl von 0,866 spec. Gew. und übertrifft die
                              									letztere um fast 4,5mal. Diese Schlussfolgerung ist besonders in die Augen fallend,
                              									wenn man die Veränderung des Aufstieges sowohl von Kerosin, als von Solaröl
                              									graphisch darstellt; die beiden dabei erhaltenen Curven steigen regelmässig an, die
                              									eine erreicht aber bei einem Aufstieg von 15 cm die Theilung, welche 2000 Secunden
                              									entspricht, während die andere in einer Höhe von etwa 500 Secunden endigt.
                           Ich war anfangs der Ansicht, dass die Schnelligkeit des Aufstieges irgend eines
                              									Naphtaproductes bloss eine Function seines specifischen Gewichtes sei und von der
                              									Beschaffenheit des Dochtes, wenn er nur richtig gereinigt und gut getrocknet ist,
                              									durchaus unabhängig sei. Meine Versuche bestätigen dies aber nicht, weisen vielmehr
                              									darauf hin, dass die Schnelligkeit des Aufstieges auch vom Docht selbst beeinflusst
                              									wird. Wodurch dieser Einfluss bewirkt wird, vermag ich nicht zu sagen.
                           
                           Da ich mehr als 20 Lampen mit dicken Dochten zu meiner Verfügung hatte, in
                              									welchen Solaröl von 0,855 spec. Gew. sehr befriedigend brennt, so blieb mir durchaus
                              									unverständlich, warum mit dicken Dochten das Solaröl gut brennt, obgleich die
                              									Schnelligkeit des Aufstieges in ihnen nicht zunimmt. Um klarzustellen, ob hier nicht
                              									das Quantum des aufgesaugten Oeles von Einfluss sei, wurde der Docht, sobald das Oel
                              									in ihm bis zum Theilstrich 15 cm gestiegen war, unter entsprechenden
                              									Vorsichtsmaassregeln zur Verhütung von Oelverlusten, in Stücke von je 5 cm
                              									geschnitten, welche auf Uhrgläsern gewogen wurden. Hierauf wurden die Dochtstücke in
                              									Benzin getaucht, nach der Durchwaschung in Piltrirpapier abgedrückt, dann aufs neue
                              									mit Benzin behandelt und diese Operation dreimal wiederholt. Hierauf wurde der Docht
                              									getrocknet und gewogen; die Differenz im Gewicht ergab dann das Quantum des Oeles,
                              									das sich im Docht befunden hatte.
                           Von den auf diese Weise erhaltenen Resultaten führe ich folgende an:
                           
                              
                                 Dochtstücke zu je 5 cm
                                 I
                                 II
                                 III
                                 Total
                                 
                              
                                 
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                 Solaröl von 0,866 spec. Gew. mit    gewöhnlichem Docht
                                 2,09
                                 1,75
                                 1,025
                                 4,865
                                 
                              
                                 Solaröl von 0,866 spec. Gew. mit    dickem Docht
                                 3,60
                                 2,93
                                 1,380
                                 6,940
                                 
                              
                                 Kerosin von 0,825 spec. Gew. mit    gewöhnlichem Docht
                                 1,85
                                 1,519
                                 0,935
                                 4,364
                                 
                              
                                 Kerosin von 0,825 spec. Gew. mit    dickem Docht
                                 3,604
                                 2,680
                                 1,640
                                 7,924
                                 
                              
                           Die in Rubrik I aufgeführten Zahlen geben die Oelmengen an, welche von dem dem
                              									Oelbehälter zunächst befindlichen 5 cm langen Dochtstücke aufgesaugt wurden. In
                              									Rubrik II sind die Oelmengen für das mittlere, in III für das zu oberst befindliche
                              									Dochtstück angegeben. Diese Zahlen zeigen ganz deutlich, dass das Quantum des vom
                              									Dochte aufgesaugten Oeles vor allem von der Dicke des Dochtes abhängt, aber sehr
                              									wenig von dem specifischen Gewicht des Oeles beeinflusst wird. Bei den in meinem
                              									Besitze befindlichen Dochten schwankt die Menge des von ihnen aufgesaugten Oeles in
                              									den Grenzen von fast 1,5 bis 2, d.h. die dünnen Dochte saugen fast zweimal weniger
                              									Oel auf als die dicken.
                           Es verdient noch die Thatsache erwähnt zu werden, dass das Quantum Oel mit der Höhe
                              									des Dochtes immer mehr abnimmt. Es schien mir von Interesse; zu untersuchen, ob sich die Menge des Oeles in
                              									allen Theilen des Dochtes ausgleicht, wenn man denselben im Oele lange Zeit hängen
                              									lässt. Um dieses zu entscheiden, liess ich den Docht, als das Solaröl bereits bis
                              									zur Höhe von 15 cm gestiegen war, noch 1 Stunde im Oel und bestimmte nach Ablauf
                              									dieser Zeit die Menge desselben in den drei Theilen des Dochtes. Dabei erhielt man:
                              									in den ersten 5 cm 3,04 g, in den folgenden 2,5 cm 1,33 g und in den weiteren 2,5 cm
                              									1,282 g. Es ist augenscheinlich, dass die Menge des Oeles mit der Zeit in den oberen
                              									Theilen des Dochtes wächst. Dieser Versuch ist übrigens nicht ganz beweiskräftig,
                              									und da die Frage über die Veränderlichkeit der Menge des Oeles in den verschiedenen
                              									Theilen des Dochtes, gerechnet vom Zeitpunkte seines Untertauchens in die
                              									Flüssigkeit, für mich nicht wesentlich wichtig war, so habe ich den Versuch auch
                              									nicht wiederholt.
                           Berücksichtigt man, dass der Docht der Flamme die ganze Menge Oel zuführen muss,
                              									welche die Lampe in 1 Stunde verbrennt, und zieht man in Betracht, dass das Solaröl
                              									von 0,866 spec. Gew. im Dochte fast um 4,5mal langsamer als Kerosin von 0,825 spec.
                              									Gew. steigt, dass ferner durch einen dickeren Docht der Zufluss des Oeles zur Flamme
                              									nur um zweimal gesteigert werden kann und endlich die Menge des Oeles sich im Dochte
                              									nicht gleichmassig vertheilt, sondern im unteren Theile am grössten ist, so ist es
                              									klar, dass man zur Construction der Solaröllampen die Höhe des Brenners und des
                              									Reservoirs bis zum möglichsten Minimum verringern, den Docht aber verdicken
                              									muss.
                           Um diese Schlussfolgerungen zu controliren, bediente ich mich einer Lampe mit 2,5 cm
                              									hohem Flachbrenner, der nur 6 bis 7 Stunden befriedigend brannte, so lange das Oel
                              									bis zur halben Höhe des Reservoirs reichte, dann aber starkes Zurückgehen der Flamme
                              									erkennen liess. Um diesen Misstand zu beseitigen, wurde der Docht, mit welchem die
                              									Lampe vom Fabrikanten versehen worden war, durch einen neuen, gleichfalls 10 Linien
                              									breiten Docht, wie er zum Brennen von Kerosin benutzt wird, ersetzt, welcher in der
                              									Längsrichtung auf einer Nähmaschine doppelt zusammengenäht war. Unter diesen
                              									Bedingungen war ein Zurückgehen der Flamme kaum bemerkbar, sogar bei einer Brennzeit
                              									von 11 bis 12 Stunden und beim vollständigen Ausbrennen des Reservoirs, welches eine
                              									Totalhöhe von 5 cm hatte. Die photometrischen Versuche mit diesem Brenner, der auf
                              									ein Controlreservoir geschraubt wurde, lieferten folgende Resultate:
                           Beim Aufstieg des Oeles bis zur Höhe
                           
                              
                                 von
                                 6
                                 cm
                                 erreichte
                                 man
                                 eine
                                 Lichtstärke
                                 von
                                 10½
                                 Kerzen
                                 
                              
                                 „
                                 7
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 10
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 8
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   9½
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 9
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   8½
                                 „
                                 
                              
                           In die Höhe des Oelaufstieges ist auch die Höhe des Brenners eingeschlossen. Die
                              									Beobachtungen ergaben, dass diese Lampe in 1 Stunde annähernd 29 g bei einer
                              									Lichtstärke von 11 Kerzen consumirt, welche Oel menge der Docht der Flamme zuführen
                              									muss. Da sich nun gezeigt hat, dass das Solaröl von 0,866 spec. Gew. in dem gewöhnlichen Dochte die untersten 5 cm in 220 Secunden
                              									durchdringt und in diesen Raum nur 1,6 g Oel eingesaugt werden, so berechnet sich,
                              									dass durch diesen Docht der Flamme in 1 Stunde nur 26,2 g zugeführt werden bei einer
                              									Oelhöhe von 5 cm (2,5 cm für den Brenner und 2,5 cm für das Reservoir gerechnet),
                              									was zu ihrer Speisung nicht genügt, weshalb die Flamme zurückgeht. Bei dem
                              									Doppeldocht dagegen ändert sich zwar die Schnelligkeit des Oelaufstieges nicht (die
                              									directe Bestimmung ergab 225 Secunden für 5 cm), aber es werden von 5 cm Docht 2,8 g
                              									Oel aufgesaugt, die Flamme erhält also in 1 Stunde 44,8 g Oel, somit mehr als sie verbraucht, und deshalb kann ein
                              									Zurückgehen der Flamme nicht stattfinden.
                           Ein Sinken der Flamme wird auch bei einer grösseren Höhe des Aufstieges nicht
                              									stattfinden. So zeigte der Versuch, dass zum Aufstiege des Oeles in eine Höhe von 7
                              									cm 500 Secunden erforderlich sind und 7,5 cm des Doppeldochtes 4,02 g Oel einsaugen,
                              									woraus sich ergibt, dass der Flamme in 1 Stunde 28,9 g Oel zugeführt werden, also
                              									ebenso viel als die Lampe consumirt. Bei noch grösserer Höhe des Aufstieges tritt
                              									auch bei diesem Doppeldochte ein Sinken der Flamme ein, was durch den Versuch
                              									bewiesen wurde. (Siehe die oben angeführten Versuche mit einem Controlreservoir.)
                              									Aehnliche Berechnungen stellte ich mit verschiedenen Dochten und Lampen an, und sie
                              									bestätigten stets meine Behauptung, dass Solaröl auf einer Lampe nur dann
                              									befriedigend brennt, wenn der Flamme so viel Oel zugeführt wird, als von derselben
                              									verbraucht wird.
                           Aus dem Gesagten folgt, dass, wenn man den Stundenverbrauch der Lampe, die
                              									Beschaffenheit des Dochtes, d.h. die Schnelligkeit des Aufstieges des Oeles in
                              									demselben und die Menge Oel, welche er aufsaugt, kennt, man ohne Zuhilfenahme des
                              									Photometers sagen kann, wann die Flamme in der Lampe zurückzugehen beginnt, d.h. bis
                              									zu welchem Niveau das Oel im Reservoir sinken darf, bis eine Verringerung der
                              									Leuchtkraft der Flamme eintritt.
                           Eine Lampe indessen schien diese Schlussfolgerung nicht zu bestätigen: der
                              									Blitzbrenner von 30 Linien. In dieser Lampe brennt das Solaröl von 0,866 spec. Gew.
                              									sehr befriedigend, gibt eine Lichtstärke von 50 bis 55 Kerzen und consumirt in 1
                              									Stunde bis 152 g Oel. Ungeachtet des bedeutenden Umfanges ihres Reservoirs und
                              									seiner glücklichen Form, welche eine umgekehrt konische ist und dem Dochte
                              									ermöglicht, den grösseren Theil des Oeles bei verhältnissmässig geringer Höhe des
                              									Aufstieges aufzusaugen, ist der Oelaufstieg in dieser Lampe immerhin ein sehr
                              									bedeutender. Trotzdem wird in dieser Lampe kein dicker Docht verwendet. Ich schnitt
                              									aus diesem Dochte Streifen von 10 Linien Breite aus und bestimmte die Schnelligkeit
                              									des Aufstieges des Solaröles von 0,866 spec. Gew. in denselben, wie auch die Menge
                              									des aufgesaugten Oeles. Die Schnelligkeit des Aufstieges war folgende:
                           
                              
                                 Bei einer Höhe des Auf-    stieges von
                                 1 cm
                                 2 cm
                                 3 cm
                                 4 cm
                                 5 cm
                                 
                              
                                 Anzahl der Secunden
                                 5
                                 25
                                 60
                                 135
                                 230
                                 
                              
                                 Bei einer Höhe des Auf-    stieges von
                                 6 cm
                                 7 cm
                                 8 cm
                                 9 cm
                                 10 cm
                                 
                              
                                 Anzahl der Secunden
                                 375
                                 530
                                 740
                                 930
                                 1300
                                 
                              
                           In den untersten 5 cm des Dochtes fanden sich 2,02 g und in den obersten 1,32 g, im
                              									Ganzen somit 3,34 g Oel. Die Berechnung ergibt, dass für einen Aufstieg von 5 cm ein
                              									Streifen Docht von 10 Linien 31,7 g Oel liefern kann. Da aber der ganze Docht eines
                              									Blitzbrenners eine Breite von 60 Linien hat, so kann dieser Docht 190,2 g Oel der
                              									Flamme zuführen, also mehr als sie verbraucht.
                           Es muss aber berücksichtigt werden, dass bei der Lampe mit Blitzbrenner der Brenner
                              									selbst bis zum Reservoir fast 8 cm Höhe (7,7) hat, folglich beim Anzünden der Lampe
                              									mit gefülltem Reservoir das Oel wesentlich höher als 5 cm zu steigen hat. Legen wir
                              									eine Steighöhe von 10 cm zu Grunde, so berechnet sich, dass der Docht im
                              									Blitzbrenner der Flamme in 1 Stunde nicht mehr als 55 g Oel zuführen kann, gegenüber
                              									einem wirklichen Verbrauch von 150 g. Um diesen Widerspruch zu erklären, muss in
                              									Betracht gezogen werden, dass im Blitzbrenner für die innere Zufuhr von Luft zur
                              									Flamme ein Rohr vorhanden ist, welches durch das Reservoir geht. Auf dieses Rohr
                              									wird der Docht gezogen, so dass er an dasselbe anliegt. Während der Brennzeit der
                              									Lampe erwärmt sich dieses Rohr stark, folglich erwärmt sich auch das Oel, das den
                              									Docht imprägnirt hat, in Folge dessen seine Fähigkeit, sich im Dochte zu bewegen,
                              									unzweifelhaft zunimmt.
                           Bereits Zaloziecki, sodann Engler und Lewin wiesen darauf hin, dass beim
                              									Brennen der Lampe die Aufsaugefähigkeit des Dochtes bedeutend steigt, in Folge
                              									Erwärmung des Oeles. Die Herren Engler und Lewin sind der Ansicht, dass auf die Fähigkeit des
                              									Oeles, sich im Dochte hinaufzusaugen, seine Viscosität von grossem Einflusse ist,
                              									welche bekanntlich mit steigender Temperatur sich verringert. Im Blitzbrenner
                              									erreicht das Oel im Reservoir sehr schnell eine Temperatur von 45°, wie hoch
                              									indessen das vom Dochte aufgesaugte Oel erwärmt wird, vermag ich vorerst nicht zu
                              									sagen. Ich hoffe, in kurzer Zeit über den Einfluss der Temperatur des Oeles im
                              									Reservoir auf den Lichteffect der Lampe Mittheilung machen zu können. Noch möchte
                              									ich hinzufügen, dass ich anfangs die Schnelligkeit des Oelaufstieges im Dochte etwas
                              									anders bestimmen wollte als Engler und Lewin; nämlich dadurch, dass ich dem Dochte die Form
                              									eines Hebers gab; bei dieser Anordnung wurde das Oel aus einem Gefäss herausgesaugt
                              									und tropfte in ein anderes, welches unter das lange Ende des Dochtes gesetzt war. Da
                              									aber die Bewegung der Flüssigkeit unter diesen Bedingungen sehr verschieden ist von
                              									derjenigen, wie sie in den Lampen vor sich geht, so liess ich diese Methode wieder
                              									fallen, obgleich ich mich überzeugte, dass dieselbe für Beobachtungen geeignet
                              									ist.
                           Das Resultat meiner Untersuchungen lässt sich dahin zusammenfassen, dass Solaröl in
                              									einer Lampe stets gut brennen wird, wenn man sie so construirt, dass die Flamme in
                              									der Zeiteinheit nicht weniger Oel zugeführt erhält, als sie verbrennen kann.
                              									Jegliche Vorrichtung zur Verstärkung des Luftzuflusses erscheint mir überflüssig,
                              									und meine Ansicht wird gestützt durch die Arbeit Fischer's (D. p. J. 1883 248 375), welcher auf Grund seiner Analysen zu dem
                              									Schlusse gelangte, dass die im Glascylinder sich entwickelnden Gase bei wohl
                              									construirten Lampen auf 1 Th. Kohlensäure 2, ja sogar 4 Th. Sauerstoff enthalten. Es
                              									strömt somit in den Kerosinlampen mehr Luft zu, als zum Verbrennen von Kerosin
                              									nöthig ist. Der Versuch hat mir gezeigt, dass, sobald die Bedingungen für den
                              									Oelzufluss zur Flamme erfüllt sind, alle Kerosinbrenner beim Verbrennen von Solaröl
                              									eine Flamme geben, die nicht schlechter ist, als wenn Kerosin gebrannt wird. Die
                              									annähernde Berechnung zeigt, dass bei doppeltem Quantum der zuströmenden Luft, gegen
                              									das theoretische, die Flamme des Solaröles eine Temperatur von etwa 1200° hat,
                              									welche ausreichend ist, um Kohlentheilchen in der Flamme fast bis zur Weissglühhitze
                              									zu erhitzen. Es hängt somit lediglich von der Geschicklichkeit des Lampenfabrikanten
                              									ab, der Flamme des Solaröles einen sehr grossen Grad von Helligkeit zu verleihen,
                              									und er kann sich dazu derselben Mittel bedienen, wie Einschnüren des Glascylinders,
                              									entsprechende Höhe desselben, Brennscheiben u.s.w., welche auch bei den
                              									Kerosinlampen Verwendung finden.
                           St. Petersburg, 1./13. Januar 1893.