| Titel: | Neuerungen an Fahrrädern. | 
| Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 107 | 
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                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        (Vorhergehender Bericht 1898 Bd. 308 S.
                           								196.)
                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        
                     
                        
                           Nachdem die Saison ihr Ende erreicht hat, wollen wir einen Blick rückwärts
                              									werfen, und finden unter den Neuerungen des letzten Jahres sowohl beachtenswerte
                              									Fortschritte als auch manche Verirrung.
                           Der Rahmen ist im grossen und ganzen derselbe geblieben wie in den beiden Vorjahren,
                              									nur einige Teile haben eine Aenderung erfahren. Betrachten wir dagegen die Pedale,
                              									so sehen wir, dass nur wenige Fabriken dieselben richtig ausführen, denn im
                              									allgemeinen ist bei dem Bestreben nach Gewichtsersparnis die eigentliche Bestimmung
                              									derselben übersehen worden. So sieht man jetzt allgemein die amerikanische Form,
                              									wobei die Platten ⊂-förmig gestanzt werden, in
                              									Verwendung. Es ist dieses allerdings eine gefällige Form, aber warum baut man diese
                              									Pedale kombiniert als Zacken- und Gummipedale? Erstere eignen sich für die Rennbahn,
                              									weil sie da einen sicheren Antritt ermöglichen, für Tourenräder ist aber das
                              									Gummipedal das einzig Richtige. Da nun das letztere schwerer ist, so soll bei der
                              									amerikanischen Form die Leichtigkeit des Zackenpedales mit der Annehmlichkeit des
                              									Gummipedales vereint werden.
                           In der Praxis hat sich jedoch ein kombiniertes Pedal ebenso schwer erwiesen als ein
                              									Gummipedal, so dass nicht Von einem Vorteil, wohl aber von einem Nachteil die Rede
                              									sein kann. Die ⌶-förmige Gummieinlage reibt sich dort
                              									bald durch, wo sie auf den Zacken aufliegt, so dass nach kurzer Zeit die kaum 4 bis
                              									5 mm dicke Auflage abgenutzt ist, und man wieder das Zackenpedal hat, allerdings von
                              									wenig schönem Aussehen. Es lässt sich jedoch ein Mittel-Weg finden, der beides, den
                              									ökonomischen Vorteil und die Schönheit vereint, indem man die Zackenanordnung ganz
                              									fallen lässt und statt dessen durch ein zweimal rechtwinklig gebogenes Seitenstück
                              									aussen und innen eine widerstandsfähige Stütze für den ebenfalls ⌶-förmigen Gummi schafft. Nur müsste die Auflage nicht
                              									unter 13 bis 15 mm breit und 10 bis 12 mm hoch sein. Ein anderer Uebelstand ist bei
                              									der Steuersperre zu beklagen, denn die meisten Konstrukteure verlegen sich darauf,
                              									dieselbe möglichst unsichtbar anzubringen, d.h. nach dem Innern des Gabelrohres zu
                              									verlegen. Jedes Loch aber, das in das Gabelrohr gebohrt wird, gibt Anlass zu
                              									Gabelbrüchen. Bei Anwendung Von Muffen und Steuerköpfen aus Temperguss oder
                              									gepresstem Material kann man mit Leichtigkeit Ansätze für die Steuersperre
                              									anbringen, ohne das Steuerrohr irgendwie zu seinem Schaden zu beeinflussen. Die
                              									Bandsperre ist als einfachste, praktischste und gefahrloseste Steuersperre noch
                              									nicht übertroffen.
                           In ihrer fortschreitenden Entwickelung haben manche Teile praktische Veränderungen
                              									erfahren, umgekehrt auch nieder Erscheinungen im Gefolge gehabt, die sich als
                              									Hindernisse geltend machten. Wenn man zurückgreift auf die Saison 1896 mit ihrem
                              									Drange nach einem möglichst schmalen Tretkurbellager, das eine Annäherung der
                              									Kettenlinie an die Mittellinie forderte, so wird man sofort an die schmalen
                              									Hinterradgabeln denken müssen, die dadurch geschaffen und bis heute nur wenig
                              									beseitigt wurden. Trotzdem man mit einer Verschwächung des Pneumatiks dem Bedürfnis
                              									möglichst entgegenkam, sind doch immer noch erstklassige Maschinen zu sehen, wo kaum
                              									1⅜ Zoll Pneumatiks genügend Spielraum haben. (Beispielsweise betrug bei einem
                              									Rade mit 1¾ Luftreifen die lichte Weite der Hinterradgabel an der Reifenpassage 45
                              									mm!) Der Schaden zeigt sich sofort an der Laufdecke des Pneumatiks. Man sieht
                              									denselben nie gleich rund am Rade, so dass schon aus diesem Grunde binnen kurzem
                              									manche Stellen durchgescheuert sind. Lockert sich nun ausserdem eine Speiche, so
                              									kann der ganze Mantel sofort unbrauchbar werden. Es empfiehlt sich darum, kein Rad
                              									unter 40 bis 42 Kettenlinie zu bauen, was auch nicht als zu viel bezeichnet werden
                              									kann, zumal man jetzt fast durchweg ovale und D-Rohre
                              									verwendet, und die Pedale nicht mehr mit Muffen befestigt, sondern angeschraubt
                              									werden. Man kann bei einem Lager mit 42 mm Kettenlinie eine Trittenge von 125 mm
                              									erzielen und dabei noch die horizontale Hinterradgabel bis zu 60 mm lichte Weite an
                              									der Reifenpassage halten, ohne dass Kettenrad oder Kurbeln die Gabelrohre berühren.
                              									Dabei bleibt das Rad immer noch zierlich, so dass keine Gründe vorhanden sind, die
                              									für eine übermässige Verschmälerung der Hinterradgabel sprechen würden.
                           Recht unpraktisch sind die sogenannten „Dekorationsöler“, bei welchen ein
                              									halbrunder Kern durch eine Feder von innen gegen die Oeffnung gedrückt wird. Führt
                              									man die Spitze der Oelkanne in die Oeffnung ein, und drückt mit derselben den Kern
                              									hinunter, so wird hierbei der Ausfluss der Oelkanne verstopft, und es gelingt
                              									gewöhnlich erst nach langem Experimentieren, eine günstige Stellung des Kernes für
                              									das Oelen zu erhalten. Lediglich aus Gründen der Schönheit ist man zu diesen
                              									gänzlich unpraktischen Oelern übergegangen.
                           Für die Saison 1899 wird der Rahmen in seiner Form derselbe bleiben wie in den
                              									Vorjahren, und doch ist er ein anderer. Da ist vor allem die Innenlötung, welche
                              									allgemein in Anwendung kommt, ferner die Kalt- und die Flachschlussverbindung, die
                              									in verschiedenen Variationen hergestellt wird. Hartgelötete Gussverbindungsstücke
                              									haben sich vollständig überlebt.
                           Die Hinterradgabel wird meist aus einem Rohr gebildet. Wo jedoch die zwei gekröpften
                              									und verbundenen Rohre beibehalten wurden, ist bei der horizontalen Hinterradgabel
                              									der kurze Teil des rechten Rohres von der Kröpfung mehr nach der Radmitte zu
                              									gerückt, um für das Kettenrad infolge des engen Trittes Raum zu gewinnen.
                           Die Vorderradgabel ist meist aus einem Stück gezogen, der Kopf rund und innen
                              									verlötet und verstärkt. Diese Anordnungen geben ohne Zweifel dem ganzen Fahrrad ein
                              									schlankeres Aussehen, was noch dadurch erhöht wird, dass man das Bremsgestänge in
                              									das Steuerrohr verlegt.
                           Auf die Verbesserung der Kugellager richtet fast jede Fabrik ihr Hauptaugenmerk und
                              									trachtet, dasselbe in Bezug auf Staubdichtigkeit und Oelverbrauch bis an die
                              									äusserste Grenze des Erreichbaren zu bringen. Der hier und da schon im Vorjahre
                              									auftauchende Sicherungsring gegen Herausfallen der Kugeln beim Demontieren des
                              									Lagers findet jetzt fast allgemein Anwendung, während der Filzdichtungsring an
                              									keiner Maschine mehr fehlt.
                           Die Kettenlinie liegt jetzt allgemein, um ein Ecken zu vermeiden, zwischen den
                              									Kugelreihen, mindestens jedoch über der rechten Kugelreihe. In Verbindung hiermit
                              									steht das auswechselbare Kettenrad, welches allgemein Anklang findet.
                           
                           Im nachstehenden lassen wir nun eine Reihe neuer bemerkenswerter Systeme nebst
                              									Rahmen und Einzelteilen folgen.
                           
                        
                           I. Systeme und Rahmen.
                           
                              a) Fahrräder mit
                                    										Fussbetrieb.
                              Einen wesentlichen Fortschritt in der Fahrradindustrie hat die Triumph Cycle Co. Ltd. in Coventry und Nürnberg
                                 										durch ihren neuen Rahmen (Fig. 1) zu
                                 										verzeichnen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 108
                                 Fig. 1. Rahmen der Triumph Cycle Co. Ltd.
                                 
                              Jeder Radfahrer weiss, dass eine Damenmaschine, auf schlechtem Wege gefahren,
                                 										viel elastischer als eine Herrenmaschine ist. Die Ursache liegt beim Damenrad in
                                 										der geschweiften, beim Herrenrad dagegen in der steifen Form des Rahmens. Diese
                                 										Thatsache hat die Konstrukteure obiger Firma veranlasst, Versuche mit einem
                                 										neuen Rahmen zu machen, der für die Saison 1899 unter dem Namen „Natural
                                    											spring frame“ gebaut wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 108
                                 Vorderradgabel der Triumph Cycle Co. Ltd.
                                 
                              Bei diesem neuen Rahmen, dessen Rohre selbst die Federn abgeben, sind nur das
                                 										Steuerrohr, das Sattelstützrohr und die unteren Hinterradgabeln gerade, alle
                                 										übrigen Rohre sind geschweift. Das obere Rahmenrohr kröpft sich in sanftem Bogen
                                 										nach unten, die oberen Hinterradgabeln in gleichem Bogen nach dem
                                 										Sattelstützrohr zu und das untere Rahmenrohr hat eine doppelte Kröpfung, zuerst
                                 										parallel mit dem Vorderradumfange, dann von der Mitte gegen das Tretkurbellager
                                 										entgegengesetzt.
                              Denkt man sich nun den Rahmen an den Vorder- und Hinterradgabelenden unterstützt
                                 										und an der Sattelstütze eine Last drücken, so wird das nach innen geschweifte
                                 										obere Rahmenrohr und die ebenso geschweiften oberen Hinterradgabeln ein
                                 										bedeutend grösseres Eindrücken der unteren Rahmenrohre, also eine grössere
                                 										Federung derselben zulassen, als wenn die ersteren Rohre gerade wären. Ganz zum
                                 										Rahmen passend ist die Vorderradgabel (Fig. 2 und 3); die
                                 										Stahlscheiden haben am Gabelkopfe fast das Profil der normalen Scheiden, nur ist
                                 										der Querschnitt eine Ellipse von grösserer Breite. Dieser Querschnitt verändert
                                 										sich gegen das Gabelende zu derart, dass er rund und zuletzt am Ende wieder
                                 										elliptisch, jedoch mit gedrehter Längsachse, wird, oder mit anderen Worten, die
                                 										Scheide, die am Gabelkopfe mit der Hochkante auf Druck beansprucht wird, dreht
                                 										sich gegen das Gabelende und fängt dort den Stoss mit der Breitseite auf.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 108
                                 Rahmen von Burford.
                                 
                              Die ganze Konstruktion ist so getroffen, dass dieselbe nur die Stösse mildert und
                                 										beim Treten, da die Entfernung zwischen Sattel und Tretkurbeln stets gleich und
                                 										starr bleibt, keinen Kraftverlust mit sich bringt, wie dieses bei Rahmen
                                 										mit Federmechanismen stattfindet.
                              Um einen möglichst stabilen Damenradrahmen herzustellen, ohne das Gewicht
                                 										erheblich zu vergrössern, verbindet H. G. Burford
                                 										in London die beiden gebogenen Rohre a und e (Fig. 4 und 5) durch
                                 										ein Stahlband b, das durch dieselben hindurchgreift
                                 										(U. S. P. Nr. 612231). Zu diesem Zwecke ist jedes Rohr mit einer Vertiefung
                                 										versehen, in welche die Kante des Stahlbleches eingreift. An den Stellen, wo das
                                 										Stahlblech durch die Rohrwandungen hindurch tritt, sind letztere umgebogen, um
                                 										eine grössere Fläche für das Hartlöten zu gewinnen; durch diese Anordnung wird
                                 										die Steifigkeit und Stabilität der ganzen Maschine wesentlich erhöht.
                              Die Woodcote Cycle Works, Chas Owen and Co. Ltd. in
                                 										Wallington, Surrey (England), verstärken ihren Rahmen dadurch, dass sie
                                 										unterhalb des oberen Rahmenrohres a parallel zu
                                 										diesem ein zweites h anordnen. Letzteres setzt
                                 										sich, wie Fig. 6 zeigt, bis zur Hinterradgabel
                                 										fort.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 108
                                 Fig. 6. Rahmen der Woodcote Cycle Works, Chas Owen and Co. Ltd.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 108
                                 Fig. 7. Rahmen der Conqueror Cycle Co. Ltd.
                                 
                              Besser ist die Versteifung der Conqueror Cycle Co.
                                    											Ltd. in Coventry. Hier setzt sich das Rahmenrohr b nicht in gerader Richtung bis zur Hinterradgabel fort,
                                 										sondern geht, wie Fig. 7 zeigt, abwärts. Durch,
                                 										diese Anordnung werden die von der Hinterradgabel auf den Rahmen übertragenen
                                 										Stösse die Steifigkeit desselben nicht beeinträchtigen, und ist ein Durchfedern
                                 										des Rahmens ausgeschlossen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 109
                                 Fig. 8. Rahmen von Robinson und Price Ltd.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 109
                                 Fig. 9. Rahmen der Raleigh Cycle Co. Ltd.
                                 
                              Der vom Sattel ausgehende gleichmässige Druck wirkt in der Richtung des Pfeiles
                                 											c und hat das Bestreben, den Rahmen an der
                                 										Endbasis auseinander zu treiben. Zugleich aber wirken die von der Hinterradachse
                                 										ausgehenden Stösse in der Richtung d auf das
                                 										Sattelstützrohr e, das seine Wirkung wieder an den
                                 										vorderen Rahmen abgibt; diese äussert sich dann in dem Bemühen, das untere
                                 										schräge Rahmenrohr aus seinen Verbindungen zu lösen. Durch Einsetzen des Rohres
                                 											b verwandelt sich aber ein Teil der Zugkraft in
                                 										Tragkraft, welche durch die dritte Hinterradstrebe beträchtlich vermehrt wird.
                                 										Die einfache Fortsetzung des Verstärkungsrohres b
                                 										in Fig. 6 vermag zwar die Steifigkeit des
                                 										Sattelstützrohres zu erhöhen, wird aber zu sehr unter der, wenn auch geringen,
                                 										Vibration der Hinterradgabel zu leiden haben. Anders dagegen ist es bei Fig. 7. Da verteilt sich der Druck c auf die beiden Hinterradgabelstreben und auf das
                                 										Rahmenrohr b, wodurch Rohr f entlastet wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 109
                                 Fig. 10. Rahmen der Rover Cycle Co. Ltd.
                                 
                              Den Mittelweg zwischen diesen beiden Konstruktionen gehen Robinson und Price Ltd. in Liverpool dadurch, dass
                                 										sie das Verstärkungsrohr b (Fig. 8) von der oberen Steuermuffe nach der
                                 										Hinterradachse gehen lassen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 109
                                 Fig. 11. Rahmen der New Premier Cycle Co. Ltd.
                                 
                              In ähnlicher Weise hat die Raleigh Cycle Co. Ltd. in
                                 										Nottingham die Verstärkung an ihrem Tandem (Fig.
                                    											9) angebracht, wodurch nicht nur eine schöne Form, sondern auch der
                                 										Vorteil erzielt ist, dass dasselbe hinten wie vorn von einem Herrn oder einer
                                 										Dame benutzt werden kann.
                              Die Rover Cycle Co. Ltd. in Coventry bringt an der
                                 										Herrenmaschine hinter dem Tretkurbellager, zwischen dem Sattelstützrohr und der
                                 										unteren Hinterradgabel, ein kleines Rohr b an. Bei
                                 										der Damenmaschine Fig. 10 ist die Verstärkung
                                 										dadurch noch erhöht, dass das Sattelstützrohr noch eine Strebe c erhält.
                              Bei dem Damenrad rahmen der New Premier Cycle Co.
                                    											Ltd. in Coventry ist die Verstärkung, wie Fig.
                                    											11 zeigt, so angebracht, dass sie während der Fahrt nicht zu sehen
                                 										ist. Trotz des gedrängten Baues ist teils durch diese Verstärkung erst ein
                                 										weiterer Durchgangsraum für den Auf- und Abstieg erzielt und dennoch die
                                 										Stabilität erhöht worden. Dieses ist dadurch erreicht, dass das Diagonalrohr
                                 										nicht direkt auf das Tretkurbellager, sondern unter demselben endigt.
                              Bei dem Damenrad der Chinnocke Davis Cycle Co.,
                                 										Penge, S. E., (Fig. 12) kommen nur gerade Rohre
                                 										zur Anwendung, was wohl die beste Versteifung ist. Hier sind dieselben
                                 										Prinzipien massgebend gewesen wie bei der Konstruktion Fig. 7.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 109
                                 Fig. 12. Rahmen der Chinnocke Davis Cycle Co. Ltd.
                                 
                              Das Damenrad der Osmonds Ltd. (Fig. 13) hat zwischen dem gekröpften und dem
                                 										unteren Diagonalrohre ein ziemlich wagerechtes Rohr eingeschoben. (Nach „Der deutsche Fahrradhändler und Fabrikant“ vom 8. Dezember
                                 										1898.)
                              Ein leichtes, auf möglichst kleinen Raum zusammengedrängtes Zweirad von R. F. Bartel in Bayonne, N. J., (U. S. P. Nr.
                                 										594773) zeigt Fig. 14. Die Anordnung ist so
                                 										getroffen, dass die Hinterradgabel a am Steuerkopfe
                                 											b verbunden ist. In letzterem sitzt
                                 										hier statt der Lenkstange der Sattel, während erstere in einer aussen am
                                 										Steuerrohr angebrachten Schelle c ihre Führung hat.
                                 										Die Steuerung geschieht nun dadurch, dass das untere Ende des Lenkstangenrohres
                                 											d durch Platten f
                                 										mit dem Gabelkopf e, der seine Führung in dem
                                 										Steuerrohr hat, verbunden ist. Diese gedrängte Form bedingt, das Rad als
                                 										Vordertreiber zu bauen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 110
                                 Fig. 13. Rahmen der Osmonds Ltd.
                                 
                              Das kettenlose Fahrrad der Permanenz-Fahrradwerke
                                 										von E. Domasch in Dresden besitzt ebenfalls
                                 										Vorderantrieb und einen kurzen Rahmenbau. Dieser Rahmen (Fig. 15) wird jedoch ausser mit geraden,
                                 										wagerechten Rohren auch mit nach unten gekröpften Rahmenrohren geliefert. Der
                                 										Aufstieg und die Handhabung der Maschine soll weniger Gewandtheit erfordern,
                                 										weshalb sie sich besonders für ältere Fahrer, wegen ihrer leichten Handhabung
                                 										und stabilen Bauart auch für Militär, Jäger etc. eignet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 110
                                 Fig. 14. Rahmen von Bartel.
                                 
                              Um die Länge der mehrsitzigen Fahrräder zu verringern, ordnet F. Ljungström in Stockholm nach seinem englischen
                                 										Patent Nr. 16695/1896 den vorderen Sattel a (Fig. 16) infolge einer geeigneten Einrichtung des
                                 										Rahmens bedeutend höher als den hinteren b an,
                                 										wodurch die Fahrer näher zusammenkommen. Bei drei-, vier- und mehrsitzigen
                                 										Rädern liegen die Sättel abwechselnd hoch und tief.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 110
                                 Fig. 15. Rahmen von Domasch.
                                 
                              Um mehrsitzige Fahrräder mit grösserer Geschwindigkeit als bisher, aber ohne
                                 										grösseren Kraftaufwand fortbewegen zu können, ordnet Whitworth, wie Fig. 17 zeigt, auf einer
                                 										Verlängerung des Rahmens, und zwar hinter dem Hinterrad, ein Tretkurbellager an.
                                 										Dasselbe dient als Hilfsantrieb, mittels welchem der hinten sitzende Fahrer
                                 										seine Kraft direkt auf das Hinterrad überträgt, während der vordere
                                 										Antriebsmechanismus der allgemein übliche ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 110
                                 Fig. 16. Rahmen von Ljungström.
                                 
                              Ein sturzsicheres Zweirad (System Wülbern) bauen Gebr. Vielhaben in Bremerhaven. Dieses Fahrzeug
                                 										besteht aus zwei nebeneinander laufenden Hochrädern, zwischen welchen sich auf
                                 										einer gekröpften Achse der Sitz mit Lehne und Fussbrett befindet. Der Antrieb
                                 										geschieht mittels zweier Handhebel durch Zugstangen ohne Anwendung von Ketten.
                                 										Jedes Rad ist unabhängig vom anderen zu bewegen, zu steuern und zu bremsen;
                                 										letzteres geschieht durch zwei Bandbremsen, welche auf die
                                 										Antriebskurbelscheiben wirken. Diese Maschine ist zu vollkommenen Kehrtwendungen
                                 										befähigt. Ein solches Fahrzeug eignet sich besonders für grossstädtische
                                 										Verkehrsverhältnisse, da es so gut wie jedes vierräderige Fahrzeug ohne
                                 										abzusteigen angehalten werden kann und ausserdem die kürzesten Wendungen bei
                                 										grosser Schnelligkeit gestattet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 110
                                 Fig. 17. Rahmen von Whitworth.
                                 
                              Unter dem Namen „Twin Wheel“ bringen Blum und
                                    											Co. ein unseren Zweirädern ähnliches Dreirad in den Handel. Dasselbe
                                 										hat auf der Hinterradachse Zwillingsräder angeordnet, welche 20 cm
                                 										auseinandersitzen; diese Anordnung soll schon deshalb manchen Vorteil besitzen,
                                 										weil die Kette zwischen den Rädern liegt, und weil jeder dieses Fahrrad wie ein
                                 										gewöhnliches Dreirad besteigen und fahren kann. Ebenso sollen Steigungen leicht
                                 										zu überwinden sein.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 110
                                 Fig. 18. Zwillingsfahrrad.
                                 
                              In Fig. 18 sehen wir ein zweisitziges Dreirad,
                                 										dessen Sitze nicht hintereinander, sondern nebeneinander angeordnet sind. Ebenso
                                 										befinden sich auch die Lenkstangen, sowie die Tretkurbellager nebeneinander. Die
                                 										Steuerung ist hier eine indirekte, da die Bewegungen der Lenkstangen erst
                                 										mittels Schienen a auf den Gabelkopf übertragen
                                 										werden. Im übrigen gleicht diese Konstruktion den in D.
                                    											p. J. 1896 301 177 Fig. 13 und 1897 303 227 Fig. 13 beschriebenen Zwillingsrädern.
                              Die nach bisheriger Konstruktion gebauten Zwillingsräder haben den Uebelstand,
                                 										dass bei der Belastung die lange Hinterradachse und die lange Nabenhülse des
                                 										Hinterrades durchgebogen wird und infolgedessen Klemmungen an den Kugellagern
                                 										und dadurch starke Reibung auftreten.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 111
                                 Zwillingsfahrrad von Vorreiter und Co.
                                 
                              Bei der Konstruktion von E. Vorreiter und Co. in
                                 										Berlin (Fig.
                                    											19 bis 22) sinѤ diese
                                 										Durchbiegungen dadurch vermieden, dass die Speichenkränze am Nabenkörper ganz
                                 										nahe an die Zahnkränze gerückt sind (a1
                                 										a2
                                 										,
                                 										Fig. 20
                                 										und 22).
                                 										Ein weiterer Uebelstand liegt in der Verzerrung des Rahmens mit dadurch
                                 										herbeigeführtem Durchbiegen der Hinterradachse und schiefem Auflaufen der Ketten
                                 										auf die Zahnkränze.
                              Vermeiden lässt sich dieses durch Diagonalversteifungen (Fig. 20 und 22, b1
                                 										b2).
                              Eine dritte, wenn auch geringere Ursache des schweren Laufes beruht auf dem
                                 										Federn des Steuerungsrohres und der Vorderradgabel, und lassen sich hierbei die
                                 										seitlichen Schwingungen durch Diagonalversteifungen (c1
                                 										c2
                                 										,
                                 										Fig. 20
                                 										und 21),
                                 										die vor- und rückwärts gerichteten Schwingungen durch die in der Mitte des
                                 										Rahmens zwischen den beiden Fahrern angebrachten Verbindungsrohre d1
                                 										d2 aufheben.
                                 										Dagegen lassen sich andererseits die oberen gebogenen Rohre des Rahmens ersparen
                                 										und sind deshalb auch in Fig. 20 nur die
                                 										unteren Rohre e1
                                 										e2 gezeichnet.
                              Die Wandstärke der anderen Rohre kann, da die Biegungsbeanspruchung durch die
                                 										Diagonalversteifungen wesentlich beschränkt ist, schwächer genommen werden, so
                                 										dass das Gewicht des Rahmens entgegen des bisherigen geringer sein wird.
                              Die Idee, mehrsitzige Fahrräder für die Zwecke der Feuerwehr zu konstruieren, ist
                                 										bereits mehrfach in die Praxis übertragen worden. Ein wirklicher Erfolg wurde
                                 										aber bis jetzt noch nicht erzielt, da die technische Durcharbeitung auf
                                 										vielfache Schwierigkeiten stösst und es nur schwer gelingt, allen Anforderungen
                                 										der Feuerwehr gerecht zu werden. In erster Linie muss die Maschine
                                 										ausserordentlich stark gebaut sein, da sie ausser durch die Fahrer mit den
                                 										nötigsten Utensilien belastet wird, und an die geringste Schonung nicht zu
                                 										denken ist, da selbst die schlechtesten Strassen damit befahren werden müssen.
                                 										Ungeachtet dessen darf die Maschine jedoch ein bestimmtes Gewicht nicht
                                 										überschreiten, sie muss ferner einen leichten Gang und eine bedeutende
                                 										Schnelligkeit entwickeln. Werden diese letzten Bedingungen vernachlässigt,
                                 										so kommen die Fahrer in derartig erschöpftem Zustande auf der Brandstelle an,
                                 										dass sie nicht mehr im stände sind, mit voller Energie die nötigen Lösch- und
                                 										Rettungsarbeiten vorzunehmen.
                              Das von J. Dressler und Co., Aurora-Fahrradwerke in
                                 										Breslau, konstruierte Mannschaftsfahrrad (D. R. G. M. Nr. 84568), welches sich
                                 										im Dienste der städtischen Feuerwehr zu Breslau befindet, hat nun erwiesen, dass
                                 										es geeignet ist, diesen Anforderungen voll zu genügen. Wie Fig. 23 zeigt, besitzt dieses Fahrzeug vier Räder,
                                 										von denen das vordere Paar lenkbar ist; diese Art der Steuerung ist sehr
                                 										bemerkenswert, da leichte Lenkbarkeit, verbunden mit Sicherheit gegen seitliches
                                 										Umkippen bei scharfen Wendungen von höchster Wichtigkeit ist. Der Rahmen hat die
                                 										bekannte Form der Triplet und ist in seiner Längsmittellinie angeordnet.
                                 										Charakteristisch ist ferner der Antrieb der Hinterradachse durch zwei parallel
                                 										laufende Ketten. Dieses Fahrzeug ist zur Mitnahme einer Schlauchrolle mit 60 m
                                 										Schlauch, eines Schlauchrohrs, einer Löschkanne, eines Verbandkastens, einer
                                 										zusammengerollten Krankentrage, einer Laterne etc. eingerichtet und wird durch
                                 										drei Fahrer angetrieben. Die entwickelte Geschwindigkeit ist eine derartige,
                                 										dass das Fahrrad stets mehrere Minuten vor der ersten Spritze auf der
                                 										Brandstelle anlangt, so dass beim Eintreffen der letzteren stets die
                                 										allernötigsten Vorkehrungen getroffen und die Bekämpfung des Brandes schneller
                                 										als sonst in Angriff genommen werden kann. Dieses Vierrad ist 2,50 m lang, 1,22
                                 										m breit und wiegt 125 kg ohne Ausrüstung und 167 kg mit derselben.
                              Kürzlich wurde das nach mehrjährigen Versuchen von dem englischen Ingenieur J. F. Walters konstruierte Wasserfahrrad erprobt
                                 										und dabei eine Fahrgeschwindigkeit von 20 km pro Stunde, ohne besondere
                                 										Kraftanstrengung, erreicht. Die Konstruktion dieses Hydrocycles besteht aus
                                 										einem unserer gebräuchlichen Fahrradrahmen, welcher auf zwei Bootskörpern ruht.
                                 										Die Steuerung geschieht hier ebenfalls mittels der Lenkstange, welche das
                                 										Steuerruder bethätigt, und der Antrieb geschieht mittels Tretkurbeln, die ihre
                                 										Kraft mittels Kette auf den hinten angebrachten Propeller übertragen. Die
                                 										Uebersetzung kann hier wie bei jedem anderen Fahrrad beliebig gewählt werden.
                                 										Nach den gleichen Prinzipien hat Walters einen
                                 										Achtsitzer konstruiert.
                              Ueber eine neue Art Fussfahrräder, bei welchen zur Fortbewegung nicht die
                                 										Körperkraft, sondern nur das Körpergewicht des Fahrers ausgenutzt wird,
                                 										berichtet der Internationale technische Courier
                                 										folgendes: Die Fussfahrräder werden nach Art der Schlittschuhe befestigt und der
                                 										Fahrer beginnt vorwärts zu schreiten. Durch diese Bewegung hebt und senkt sich
                                 										die an dem Fuss befestigte und auf dem Angestell beweglich angebrachte
                                 										Fussplatte, die mit der Kette und dem Laufrädchen durch eine Kurbelstange
                                 										verbunden ist, wodurch wie bei Dampfmaschinen die bekannten Umdrehungen
                                 										stattfinden. Die Uebersetzung kann wie bei Fahrrädern durch Einsetzen eines
                                 										grösseren oder kleineren Kettenrades beliebig hoch gewählt werden. Durch eine besondere
                                 										Vorrichtung wird dem Rückwärtsdrehen der Rädchen vorgebeugt. Von wesentlicher
                                 										Bedeutung ist, dass der Läufer, wann und wo er will, anhalten kann, und zwar
                                 										ohne Bremsvorrichtung einfach dadurch, dass er den Bewegungen der Fussplatten
                                 										nachzugeben aufhört.
                              Für Armeezwecke sollen sich diese Fussfahrräder ganz besonders eignen, weil
                                 										Dauer- und Eilmärsche ohne Erschöpfung der körperlichen Kräfte verhältnismässig
                                 										leicht ausführbar sein sollen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 112
                                 Fig. 23. Mannschaftsfahrrad von Dressler und Co.
                                 
                              Durch D. R. P. Nr. 98421 von J. Kenyon und G. Whewell in Blackburn hat das in D. p. J. 1897 306 56
                                 										beschriebene Fahrrad der Circle Cycle Co.
                                 										dahingehend eine Verbesserung erfahren, dass, wie Fig.
                                    											24 zeigt, das ringförmige Gestell i
                                 										zwischen den Tragstützen j und d geteilt ist. Von den an der Teilfuge
                                 										zusammentreffenden Ringschenkeln ist der eine zu einer Muffe k erweitert, in welche das spitze Ende i des anderen Schenkels bei auftretenden Stössen
                                 										sich verschieben kann. Zur grösseren Elastizität ist noch eine Spiralfeder
                                 										eingelegt. Diese Anordnung macht das Fahrrad so elastisch, dass ein Schütteln
                                 										der Hände und Arme des Fahrers ausgeschlossen ist.
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 112
                                 Fig. 24. Federnde Rahmen von Kenyon und Whewell.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 311, S. 112
                                 Fig. 25. Federnde Gabel von Janssen und Co.
                                 
                              Unter dem Namen „Hygieia“ bringen Janssen und
                                    											Co. in Chemnitz seit längerer Zeit einen Rahmen in den Handel, bei dem
                                 										die Hinterradgabel zum Abschwächen der Stösse federnd angeordnet ist (vgl. D. p. J. 1897 306 58
                                 											Fig.
                                    											20). Durch ihr D. R. P. Nr. 98000 bildet obige Firma nun diesen
                                 										federnden Rahmen dadurch noch weiter aus, dass sie die Vorderradgabel ebenfalls
                                 										elastisch macht. Natürlich ist hier die Einrichtung so getroffen, dass die
                                 										Vorderradgabel die Stösse auffängt, ohne jedoch, wie verschiedene andere
                                 										Bauarten, die Gefahr zu bergen, dass beim Niedergang des Gabelrohres der
                                 										Pneumatik an die Gabel gepresst wird. Wie Fig. 25
                                 										zeigt, trägt das Gabelrohr a an seinem unteren Ende
                                 										einen Flansch b und ist nach unten offen, so dass
                                 										die Hülse c des Gabelkopfes d ausziehbar in denselben hineinragen kann. In dieser Hülse befindet
                                 										sich eine Messinghülse e, welche eine Spiralfeder
                                 										enthält; diese letztere hält den Gabelkopf vom Gabelrohr entfernt. Um eine
                                 										völlige Trennung beider Teile zu verhindern, sind Führungsbolzen g vorgesehen. Diese laufen in Hülsen h, welche in den Gabelkopf eingeschraubt sind und
                                 										in die Gabel hineinragen. Die Wirkung dieses Luftpuffers ist dieselbe, wie
                                 										diejenige in D. p. J. 1897 306 58 beschriebene.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)