| Titel: | Neuere elektrische Lokomotiven für verschiedene Beförderungszwecke. | 
| Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 10 | 
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                        Neuere elektrische Lokomotiven für verschiedene
                           								Beförderungszwecke.
                        Neuere elektrische Lokomotiven für verschiedene
                           								Beförderungszwecke.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 10
                              Fig. 1. Trolley-Lokomotive.
                              
                           Ueber eine Grubenlokomotive der Union Electrical Company
                              									macht Ingenieur Eveno in Revue
                                       										universelle, 1898 S. 273 (nach Scientific
                                 										American) Mitteilungen, aus welchen zuvörderst hervorgeht, dass diese
                              									Trolley-Lokomotive, deren Aeusseres Fig. 1
                              									ersichtlich macht, sich für die verschiedensten Spurweiten, wie sie in Bergwerken
                              
                              									vorzukommen pflegen, verwenden lässt, weil die Räder auf ihren Achsen von 400 bis
                              									650 mm gegenseitige Entfernung beliebig auseinandergerückt und eingestellt werden
                              									können. Lagergestelle und Körper der Lokomotive bestehen aus einem einzigen
                              									Eisenblechkasten, der an seinen beiden Längsseiten je zwei Verschlussthüren hat und
                              									im Inneren mit den entsprechenden Querträgern und Rippen versehen ist. Jede der
                              									beiden Radachsen, auf welchen der Lokomotivkasten mittels Blattfedern ruht, dient
                              									als Triebachse und erhält von einem eigenen Motor den Antrieb durch
                              									Zahnradübertragung. Die beiden Motoren hängen federnd, ähnlich wie bei
                              									Trambahnmotorwagen, einerseits am Lokomotivgestelle, andererseits an den Radachsen.
                              									Der als Führerraum eingerichtete Vorderteil ist trotz der Enge leicht zugängig und
                              									bietet dem Lokomotivführer einen Sitz, auf dem er mit seiner linken Hand die Kurbel
                              									einer sehr kräftig wirkenden Handbremse und mit der rechten den Kontrollerhebel oder
                              									im Bedarfsfalle auch die Kurbel eines Sandstreuers bequem und sicher handhaben kann,
                              									während sich vor ihm an der niedrigen Lehne das Zeigerblatt eines Tachometers
                              
                              									befindet, auf dem er sowohl beim Vorwärts- wie beim Rückwärtsfahren jederzeit
                              									ersieht, welche Geschwindigkeit die Lokomotive besitzt. Das hierzu erforderliche
                              									Licht spendet eine an der Stirnwand im Rücken des Maschinenführers vorhandene
                              									elektrische Lampe, welche auch die nach vorne liegende Geleisstrecke reichlich
                              									beleuchtet. Sämtliche an der Lokomotive zur Stromleitung dienenden Verbindungsdrähte
                              									sind zu ihrem Schütze in metallene, am Kasten festgeschraubte Röhren eingeschlossen.
                              									Beiläufig in der Längsmitte des Fahrzeuges befindet sich der bügelförmige, breite,
                              									als drehbare dünne Walze angeordnete Stromabnehmer, der nur einmal vorhanden und
                              									unmittelbar in der Mittelachse der Lokomotive angebracht ist, wenn die Schienen des
                              									Fahrgeleises als Rückleitung dienen. Besteht hingegen eine zur Speiseleitung
                              									parallel gespannte Rückleitung, so werden natürlich zwei solche, ganz gleich
                              									angeordnete Stromabnehmer angewendet, die entsprechend weit voneinander gerückt
                              									ihren Platz rechts und links auf der Lokomotive erhalten, an der die betreffenden
                              									Teile und Anschlüsse bereits für beide Möglichkeiten vorbereitet sind. Genau
                              									dieselbe Lokomotivform wird sowohl für leichte als für schwere Förderung geliefert,
                              									jedoch ist nur die erstere für verstellbare Spurweiten bis zu einer
                              									Minimalgeleisweite von 400 mm eingerichtet, und dieselbe leistet in der Regel nur 12
                              									. Die zweite Gattung entspricht hingegen einer unveränderlichen Spurweite
                              									von 700 mm, besitzt ein Eigengewicht von 181 und leistet 100  mit einer
                              									Zugkraft von 2500 kg für Fahrgeschwindigkeiten von 9 bis 10,8 Std./km. An diesen
                              									Grubenlokomotiven der Union Electrical Company, welche
                              									sich im allgemeinen trefflich bewähren, rügt Eveno
                              									lediglich die niedrige Lage der Stromabnehmer, beziehungsweise die Gefahr, dass der
                              									Lokomotivführer, insbesondere beim Aufstehen, leicht mit der Speiseleitung in
                              									Berührung geraten kann und sonach in dieser Richtung Gefährdungen ausgesetzt
                              									erscheint.
                           Aus dem elektrotechnischen Bureau der Firma Emil Klemm
                              									in Dresden stammt die in Fig. 2 veranschaulichte
                              									Grubenlokomotive, welche mit federnden Achslagern, federnder Buffer- und
                              									Zugvorrichtung, sowie mit einer selbstthätig wirkenden Signalglocke versehen, ferner
                              									zu Händen des Führers links mit einer Steuerungskurbel zum Vor- und Rückwärtsfahren
                              									und zum Regulieren der Fahrgeschwindigkeit und rechts mit einer kräftigen
                              									Spindelbremse ausgestattet ist. Dieselbe war zuvörderst für den Betrieb mit
                              									Akkumulatoren vorgesehen, die in einem Beiwagen mitgeführt wurden; soll die
                              									Lokomotive aber für ober- oder unterirdische Stromzuführung eingerichtet werden oder
                              									im gemischten Betriebe Verwendung finden, so wird sie einfach durch die
                              									erforderlichen Stromabnehmer ergänzt. Ein letztgedachter praktischer Fall besteht
                              									u.a. auf der Eduard-Zeche in Zielenzig. Die Aufgabe dieser Grubenbahn, deren Geleise von 425 mm
                              									Spurweite nahezu 2 km lang sind, liegt in der Bewältigung des Transportes der mit
                              									Kohlen beladenen Hunte aus den einzelnen Stollen des Abbaues zum Förderschacht. Der
                              									in einem eisernen Gehäuse vollständig wasser- und staubdicht abgeschlossene, auf der
                              									einen Laufachse aufgehängte Motor leistet annäherungsweise 6  und wirkt auf
                              									die Laufräder durch Zahnradübertragung. Jeder einzelne Zug besteht in der Regel aus
                              									10 Hunten von 200 kg Eigengewicht und 350 kg Ladegewicht, und da die Lokomotive
                              									mindestens 40 Zugfahrten täglich ausführt, so bringt sie in dieser Zeit mindestens
                              									14 t Kohle zum Förderschacht. Die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit der Züge
                              									beträgt 8 Std./km.
                              									Im Bereiche des Hauptstollens besteht eine oberirdische Stromzuführung mittels
                              									zweier an der Stollendecke aufgehängter blanker Kupferdrahtleitungen, an welchen der
                              									Strom durch zwei federnde Kontaktrollen der Lokomotive abgenommen und rückgeleitet
                              									wird. In den Nebenstollen und Querschlägen ist keine äussere Stromzuführung
                              									vorhanden; hier wird vielmehr die erforderliche Energie durch eine
                              									Akkumulatorenbatterie geliefert, welche in einem Beiwagen der Lokomotive ihren Platz
                              									hat. Das Laden der Akkumulatoren geschieht im Hauptstollen direkt mittels der
                              									Speiseleitung während der zugfreien Zeit, ausserdem aber auch während des
                              									Förderungsdienstes durch die Kraftüberschüsse, welche sich bei den Fahrten im
                              									Hauptstollen ergeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 10
                              Fig. 2. Grubenlokomotive von Klemm.
                              
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 11
                              Fig. 3a. Elektrische Lokomotive der Transportbahn bei Ruhland.
                              
                           Für den Betrieb der Grubenbahnen in Wharncliffe sind von
                              										Immish gebaute Lokomotiven in Benutzung, welche in
                              									sehr engen Stollen Dienst zu leisten haben. Letztere haben nur 1,20 m Breite und
                              									1,35 m Höhe, weshalb die Herstellung von Stromzuleitungen ganz umgangen und die für
                              
                              									eine Spurweite von 530 mm bemessenen Lokomotiven lediglich für Akkumulatorenbetrieb
                              									eingerichtet wurden. Das auf Federn ruhende eiserne Untergestelle dieser Lokomotiven
                              									wird von zwei Radachsen getragen, welche untereinander durch eine Treibkette
                              									gekuppelt sind. Zwischen den beiden Radachsen hängt am Traggestelle der Motor,
                              									welcher mittels eines Getriebes und einer stählernen Gliederkette die eine der
                              									Radachsen, vermöge der vorbezeichneten Achsenkuppelung also beide Radachsen
                              									antreibt. Der auf einem Reitstuhl sitzende Führer steuert die Fahrtrichtung durch
                              									einen die Ummagnetisierung der Feldmagnete bewirkenden Umschalter und reguliert die
                              									Fahrgeschwindigkeit durch Zu- oder Wegschalten von Widerstandsdrähten; ausserdem hat
                              									er einen Sandstreuapparat und eine Handbremse zur Verfügung. Die auf dem Boden und
                              									in Fächern des hölzernen Lokomotivkastens untergebrachten Akkumulatoren liefern eine
                              									Stromstärke zwischen 25 und 50 Ampère und beim Anfahren eine solche von 65 Ampère.
                              									Das Gesamtgewicht der Lokomotive beträgt annäherungsweise 2,5 t. Dieselbe vermag auf
                              									wagrechter Bahn einen Zug von 30 Grubenhunten mit 17 t Gesamtgewicht und auf einer
                              									Steigung von 14 ‰ einen Zug von 20 Hunten mit 11 t Gewicht langsam fortzuschaffen,
                              									während sie einen 8,5 t schweren Zug aus 15 Hunten auf der Steigung von 14 ‰ mit
                              									einer Geschwindigkeit von 4,48 Std/km oder einen 4,5 t schweren Zug von 8 Hunten auf
                              									einer Steigung von 25 ‰, sowie einen solchen von 6 Hunten mit 3,5 t Gewicht auf
                              									einer Steigung von 40 ‰ mit einer Fahrgeschwindigkeit von 3,2 Std./km zu
                              									befördern im stande ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 11
                              Fig. 3b. Transportbahn bei Ruhland.
                              
                           Als besonders vorteilhaft bewährt sich gegenüber der Verwendung von Dampflokomotiven
                              									der elektrische Betrieb auch auf den verschiedenen über Tag vorkommenden
                              									schmalspurigen Arbeitsbahnen, weil bekanntlich für kleine Abmessungen eine
                              									rationelle Anordnung der Dampflokomotiven um so schwieriger und fragwürdiger wird,
                              									da dieselben stets ein verhältnismässig sehr grosses Gewicht erhalten müssen und
                              									also auch widerstandsfähigere Geleisanlagen erfordern als elektrische Lokomotiven.
                              									Ein einschlägiges Beispiel bietet die bei Ruhland in
                              									Schlesien bestehende 3,5 km lange TransportbahnEine
                                    											ähnliche, von Emil Klemm eingerichtete, 900 m
                                    											lange Transportbahn befindet sich auf dem Kaolinwerke in Börtewitz bei Mügeln (Bez. Leipzig); hier
                                    											werden täglich etwa 40 cbm Material mit 9 bis 12 Std./km
                                    											Fahrgeschwindigkeit gefördert. Die Lokomotive ist insofern anders, als der
                                    											Motor sich nicht im Lokomotivkasten befindet, sondern unter dem Gestelle auf
                                    											diesem und einer Laufachse hängt und durch Zahnradübertragung den Antrieb
                                    											bewirkt., auf welcher das in einer Krystallquarzsandgrube
                              									gewonnene Material nach der Bahnstation Schwarzbach
                              									befördert wird. Zur Bewältigung des Betriebes auf dieser mit Geleisen von 600 mm
                              									Spurweite versehenen Arbeitsbahn sind zwei elektrische Lokomotiven von der in den
                              										Fig. 3a und Fig.
                                 										3b ersichtlich gemachten Anordnung in Dienst gestellt. Das Eigengewicht
                              									jeder der beiden von Emil Klemm in Dresden gelieferten
                              									Lokomotiven beträgt 2000 kg und ihre Leistung 8 bis 10 ; sie zieht unter
                              									normalen Verhältnissen einen Zug von 8 Kieswagen, die ein Gesamtgewicht von 14 t
                              									besitzen, mit einer durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit von 12 Std./km, wobei an
                              									mehreren Stellen der Strecke Steigungen bis zu 30 ‰ zu überwinden sind. Den
                              									erforderlichen Strom von 500 Volt Spannung für jede Lokomotive liefert ein
                              									Elektrizitätswerk und die Zuführung desselben erfolgt mittels kupferner Oberleitung,
                              									von der der Strom durch einen federnden Bügel abgenommen wird. Die Rückleitung
                              									besorgen die beiden Schienenstränge des Fahrgeleises. Der Motor ist auf dem Boden
                              									des Lokomotivkastens aufgehängt und treibt durch Vermittelung zweier Kettenvorgelege
                              									gleichzeitig beide Radachsen an.
                           In mehrfacher Beziehung neu und interessant ist die auf der 9200 m langen und
                              									innerhalb dieser Streckenlänge um 1411 m ansteigenden Bergbahn Zermatt-Gornergrat in Verwendung stehende
                              									Zahnradlokomotive, Fig. 4, welche regulär einen Zug
                              									von 2 Wagen zu befördern hat. Letztere, von welchen der eine ein geschlossener
                              									Kastenwagen, der zweite ein offener Aussichtswagen ist, können im ganzen 110
                              									Personen fassen und besitzen vollbesetzt ein Gewicht von 17500 kg, während die
                              									Lokomotive beiläufig 10500 kg wiegt, so dass sich mithin das Gesamtgewicht des Zuges
                              									auf 28 t beläuft. Nicht weniger als 4563 m, d. i. mehr als die Hälfte der Bahn,
                              									haben die Maximalsteigung von 200 ‰ und das Ende der Linie, die Station Gornergrat, liegt 3018,56 m über Seehöhe. Als
                              									Betriebsstrom dient Dreiphasenstrom, welcher der Lokomotive durch eine doppelte
                              									Oberleitung zugeführt wird; die beiden parallel laufenden Zuführungsdrähte ll und l1
                              									l1, die sich in Fig. 4 natürlich nur als einfache Linie darstellen,
                              									sind aus Bronze, 8 mm stark und 40 mm voneinander entfernt. Als Rückleitung dienen
                              									die beiden Schienenstränge des Fahrgeleises, die an den Schienenstössen durch
                              									angenietete Kupferdrahtstücke leitend überbrückt sind. Die Lokomotive, welche bei
                              									der Bergfahrt das Ende, bei der Thalfahrt die Spitze des Zuges bildet, ist mit zwei
                              									sechspoligen Motoren m1
                              									und m2 versehen, von
                              									denen jeder bei 800 Umdrehungen in der Minute und 540 Volt Spannung max. 90 
                              									leisten kann. Diese beiden Motoren sind voneinander vollständig unabhängig und jeder
                              									von ihnen treibt durch Vermittelung eines Zahnradvorgeleges v1 bezw. v2 ein Zahnrad z1 bezw. z2 derart an, dass die Rotationsgeschwindigkeit der
                              									betreffenden Motorwelle im Verhältnisse wie 12 : 1 auf das zugehörige Zahnrad z1 bezw. z2 übertragen wird. In
                              									der Mitte zwischen den beiden Schienensträngen des Fahrgeleises ss liegt die nach Abt'schem System angeordnete Zahnstange rr, in
                              									welche die beiden Zahnräder z1 und z2
                              									eingreifen. Die hierbei von den letzteren geleistete Arbeit erfolgt, obwohl in
                              									gegenseitiger Unabhängigkeit, gleichsinnig und addiert sich. Das ganze
                              									Lokomotivgestelle ruht in federnden Lagern auf zwei Laufachsen r1 und r2, die mit den zwei
                              									Triebachsen, auf welchen die Zahnräder z1 und z2 sitzen, natürlich in keinerlei Zusammenhang
                              									stehen; die Spielweite der Lagerfedern ist derart begrenzt, dass die senkrechten
                              									Schwankungen des Lokomotivkörpers nie so gross werden können, um die Zahnräder z1 oder z2 etwa ausser Eingriff
                              									mit der Zahnstange zu bringen. Sowohl für die Thal- als für die Bergfahrt gelten
                              									sämtlichen Zügen 7 Std./km als normale Fahrgeschwindigkeit und es ergibt sich hinsichtlich der bei
                              									den Bergfahrten aufzuwendenden Zugkraft das Meisterfordernis von ungefähr 6000 kg.
                              									Ueber jedem der beiden Lokomotivmotoren befindet sich ein Kasten mit den zugehörigen
                              									Schaltwiderständen, deren Endanschlüsse zu einem am Führerstande angebrachten
                              									Schaltbrette geführt sind, wo sich alle sonst erforderlichen Mess- und
                              									Kontrollinstrumente, Umschalte- und Bremshebel befinden. Jeder der beiden Motoren
                              									hat für jede der beiden stromzuführenden Leitungen seinen eigenen stangenförmigen
                              									Stromabnehmer (Trolley) t1 und t'1
                              
                              									bezw. t2 und. t'2, die in einer
                              									Entfernung von 1,2 m hintereinander angebracht sind, während der seitliche Abstand
                              									zwischen den beiden Paaren natürlich mit dem oben erwähnten Abstand der beiden
                              									Leitungsdrähte übereinstimmt und sonach 40 mm beträgt. Rechts und links am
                              									Führerstande F befindet sich je eine kräftige
                              									Handbremse, mit deren Hilfe an die Zahnräder z1 und z2 rechtsseitig bezw. linksseitig Bremsbacken
                              									angepresst werden können. Ausserdem ist eine elektrische Notbremse vorhanden, welche
                              									durch den Anker eines Solenoides derart beeinflusst wird, dass sie unwirksam bleibt,
                              									solange die Solenoidspule stromdurchflossen ist, hingegen sofort selbstthätig
                              									wirksam wird, sobald dieser Strom eine Unterbrechung erleidet oder die
                              									Geschwindigkeit des Zuges das äusserste statthafte Mass von 7,25 Std./km
                              									überschreitet. Diese Bremse kann auch von jedem der beiden Wagen des Zuges aus durch
                              									den Zugführer in Thätigkeit versetzt werden. Der an die Lokomotive anschliessende
                              									gedeckte Personenwagen w, von dem in Fig. 4 der rückwärtige Teil noch angedeutet erscheint,
                              									kann 60 Personen fassen und ruht mit dem vorderen, in der Zeichnung nicht mehr
                              									ersichtlichen Ende auf einem zweiachsigen Radgestelle, wogegen er mit dem
                              									rückwärtigen, räderlosen Ende unmittelbar von der Lokomotive getragen wird. Diese
                              									Anordnung hat den Zweck, gleichsam das Gewicht des Zuges zu verringern und dafür das
                              									Adhäsionsgewicht der Lokomotive zu vermehren. Bei den Tunnelfahrten, sowie bei Nebel
                              									oder Dunkelheit ist der ganze Zug elektrisch beleuchtet und zwar jedes der Fahrzeuge
                              									mit je drei hintereinander geschalteten Glühlampen (vergl. Génie civil, 1898 S. 193).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 12
                              Fig. 4. Zahnradlokomotive der Zermatt-Gornergrat-Bergbahn.
                              
                           Für die elektrisch betriebene, nach dem Muster der City and
                                 										South London Railway ausgeführte Central London
                                 										Underground Railway wurden die fürs erste erforderlichen 32
                              									Lokomotiven bei der General Electric Company zu
                              									Schenectady in den Vereinigten Staaten bestellt, weil die heimischen Werke zu sehr
                              									beschäftigt waren, um den Auftrag unter Gewährleistung der rechtzeitigen Lieferung
                              									übernehmen zu können. Die unterirdische Zentral-London-Bahn, welche zwischen dem
                              									Börsengebäude und der Bank von England beginnt und nach dem äussersten Westen der
                              									Stadt führt, besitzt eine Länge von 10,5 km und besteht bekanntlich aus zwei
                              									Röhrentunnels, von denen jeder nur ein Geleise enthält. Die Lokomotiven dieser
                              									Untergrundstrecke sind wesentlich kräftiger gewählt als die Lokomotiven der City and South London Railway (vergl. D. p. J. 1891 * 280 37),
                              									denn sie haben die Aufgabe, im regulären Dienst Züge, welche aus 7 Wagen mit 336
                              									Sitzplätzen bestehen, mit einer Fahrgeschwindigkeit von 35 Std./km zu
                              									befördern und dabei eine Zugkraft von 3500 kg zu entwickeln; ihrer Anordnung nach
                              									gleichen sie ganz der vielbesprochenen Lokomotive der Baltimore- und Ohio-Bahn (vergl. D. p. J.
                              									1896 * 299 121, 302 37, und
                              									1897 305 16), nur mit dem Unterschiede, dass sie bloss 48
                              									t Gewicht und eine bedeutend geringere Leistungsfähigkeit besitzen als ihr Vorbild.
                              									Diese Bauart, bei der bekanntlich der Führerstand sich in der Mitte des vorne und
                              									rückwärts ganz symmetrisch ausgeführten Fahrzeuges befindet, wurde vorwiegend
                              									deshalb gewählt, weil sie das Umdrehen der Lokomotive erspart. Letztere ruht auf
                              									zwei Drehgestellen mit je zwei Radachsen, welche jede für sich durch einen eigenen,
                              									direkt auf der Achse sitzenden Motor angetrieben wird; die sonstigen
                              									Hauptabmessungen sind: Länge des Unterbaues 8,08 m, Länge von Buffer zu Buffer 9,07
                              									m, Radstand jedes Drehgestelles 1,75 m, Abstand der beiden Drehgestellmittel 4,50 m,
                              									Durchmesser der acht Treibräder 1,06 m.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 12
                              Lokomotive der Vereinigten Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, Wien.
                              
                           Im März verflossenen Jahres wurden auf dem Rangierbahnhofe der sächsischen
                              									Staatsbahnstation Königstein a. d. E. vor einer aus
                              									mehreren höheren Eisenbahnbeamten bestehenden Kommission höchst befriedigende
                              										ProbeverschiebungenBei diesen Versuchen
                                    											wurden 16 einzelne Verschiebungen vorgenommen. Die Fahrgeschwindigkeit kam
                                    											dabei ungefähr starken Pferdeschritten und bei den Leerfahrten kurzem
                                    											Pferdetrab gleich. Verglichen mit den mittels Pferden ausgeführten
                                    											Rangierungen stellte sich das mit der elektrischen Lokomotive
                                    											zweckdienlicher und unter der Voraussetzung, dass elektrischer Strom zum
                                    											Laden der Akkumulatoren zur Verfügung steht, auch billiger.
                              									mittels einer Akkumulatorenlokomotive vorgenommen, welche bereits seit 1897 auf den
                              									Nebengeleisen eines direkt an den Güterbahnhof der benannten Station stossenden
                              									Sägewerkes den Zu- und Abstreifungsdienst mit bestem Erfolge versieht. Diese
                              									normalspurige Lokomotive dient nämlich dazu, angekommene Güterwagen vom Bahnhofe
                              									abzuholen und ihrer Bestimmung gemäss in die verschiedenen Geleise zu verführen,
                              									sowie die entleerten oder frisch beladenen Wagen des Werkes wieder nach dem
                              									Güterbahnhof zurückzubeordern. In dem geschlossenen, auf federnden Lagern ruhenden
                              									Lokomotivkörper mit bequem angeordnetem Führerstand befinden sich die aus 40 Zellen bestehende Batterie
                              									und der Motor. Eine kräftige Handbremse und der Hebel einer Sandstreuvorrichtung
                              									liegen dem Führer unmittelbar zur Hand, gleichwie ein elektrischer Regulator für die
                              									Vor- und Rückwärtsfahrt. Den Anforderungen des Sägewerkes entsprechend ist die
                              									Lokomotive für eine normale Nutzförderlast von 2600 kg bei 7,2 Std./km
                              									Fahrgeschwindigkeit in der Horizontalen gebaut, jedoch im stande, äussersten Falles
                              									unter denselben Verhältnissen bis 50000 kg fortzuschleppen. Die Akkumulatoren
                              									reichen für 1 Stunde Vollbetrieb aus, was in Rücksicht auf Wartezeit und Leerfahrten
                              									einen 2- bis 3stündigen Rangierbetrieb ermöglicht. Das Laden der Akkumulatoren
                              									geschieht am frühen Morgen durch eine im Sägewerk vorhandene Starkstromanlage, und
                              									befindet sich zu diesem Zwecke am Standorte der Lokomotive ein Steckkontakt mit
                              									beweglichem Anschlusskabel. Am Vormittag erfolgt sodann das Rangieren, was einige
                              									Stunden erfordert. Hierauf wird die Batterie nachgeladen, so dass sie für den
                              									Nachmittag wieder gebrauchsfähig ist. Der elektrische Teil dieser Lokomotive und
                              									einer zweiten ganz ähnlichen, welche auf einer Zweigbahn der Euskirchener Zement- und Thonwerke in Verwendung steht, ist aus dem
                              									elektrotechnischen Bureau Emil Klemm in Dresden
                              									hervorgegangen.
                           Aehnlichen Zwecken dient eine in Fig. 5 und 6 dargestellte, von der
                              										Vereinigten Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, Wien,
                              									gelieferte zweiachsige Lokomotive, welche in 2 bis 3 Anhängewagen Frachten, sowie
                              									Personen, die im Oberkasten der Lokomotive Platz finden, von der Brauerei Zipf (Oberösterreich) zum Staatsbahnhof gleichen Namens
                              									und umgekehrt befördert. Vom Bahnhofe gegen die Brauerei ist die Strecke durchwegs
                              									ansteigend und zwar im Maximum mit 24 ‰, weshalb bei der Thalfahrt nur beim Anfahren
                              									elektrische Energie benötigt wird. Das Geleise besitzt eine Spurweite von 690 mm.
                              									Nach der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1898 S. 68,
                              									beträgt der Radstand der Lokomotive 1,5 m, der Durchmesser der Räder 700 mm, das
                              									Eigengewicht 9 t und die durchschnittliche Leistung 10 Std./km bei einer Anhängelast von ca. 13
                              									t. Der 15pferdige, zweipolige Hauptstrommotor macht belastet 290 Touren in der
                              									Minute bei einer Stromstärke von 24 Ampère und einer Betriebsspannung von 500 Volt.
                              									Auf jeder Seite der Motorwelle sitzt ein Stirnrad aus Bronze, welches in eine
                              									gezahnte, in Oel laufende Kurbelscheibe eingreift; von den beiden letzteren wird
                              									sodann die Bewegung durch Pleuelstangen auf alle vier Räder übertragen. Die
                              									Kurbelzapfen an den beiden Scheiben sind um 90° gegeneinander versetzt, wodurch
                              									einer ungleichen Massenbeschleunigung begegnet wird. Das Magnetgehäuse des Motors
                              									besteht aus zwei Teilen, derart, dass der obere durch Schrauben an den unteren
                              									befestigt ist und durch eine Klappe im Fussboden des Lokomotivkastens geöffnet
                              									werden kann, während der untere Teil zugleich einen Teil des auf Federn lagernden
                              									Untergestelles bildet. Der aus Holz, Flach- und Winkeleisen ausgeführte
                              									Lokomotivkasten hat eine Höhe von 2,80 m und eine Breite von 1,49 in. In den
                              									Ausbauchungen der beiden Stirnwände sind Sandkasten und die erforderlichen
                              									Schaltwiderstände untergebracht. Das Kasteninnere wird durch zwei mit der Lehne
                              									aneinander stehende Querbänke in zwei Hälften geteilt; diese Bänke können an
                              									Scharnieren umgeklappt werden, wonach es möglich ist, die Bodenklappen zu öffnen und
                              									zum Motor zu gelangen. Beide Stirnwände der Lokomotive sind mit drehbaren Fenstern
                              									versehen und als Führerstand eingerichtet. Die Bremsung geschieht mittels einer
                              									Spindelbremse mit Riedel'scher Signalglocke, welche das
                              									Läuten ermöglicht, ohne dass der Führer den Bremshebel loszulassen braucht. An
                              									beiden Führerständen sind nebst dem Bremshebel noch je ein Sandstreuhebel und ein
                              									Kontroller vorhanden. Letzterer ermöglicht in seiner äussersten Endstellung eine
                              									elektrische Bremsung durch Kurzschluss des Ankers. Zur Beleuchtung der Lokomotive
                              									dienen zwei an der Kastendecke angebrachte Glühlampen, sowie aussen an jeder
                              									Stirnseite, knapp über dem Buffer, eine Signallaterne mit je drei Glühlampen. Die
                              									Stromzuleitung erfolgt oberirdisch nach dem Trolley-System, jedoch befindet sich
                              									der Stromabnehmer nicht auf dem Dache der Lokomotive, sondern an deren Seite
                              									auf einer Konsole. Diese Anordnung wurde notwendig, weil die an sich 2,8 m hohe
                              									Lokomotive auf ihren Fahrten mehrere Thore passieren muss, welche nur 3 m hoch
                              									sind.
                           Gleichfalls in diese Kategorie gehörte, was die Bestimmung anbelangt, eine etwas
                              									stärkere elektrische Lokomotive, die seitens der Paris-Lyon-Mittelmeer-Eisenbahn in der Station St. Etienne in Benutzung
                              									stand, um die beladenen Wagen des nahen Kohlenwerkes Montrambert von der Laderampe
                              									des Schachtes abzuholen und die leeren Wagen wieder dahin zuzuführen. Das
                              									betreffende normalspurige Geleise hatte eine Länge von 2 km und führte durch einen
                              									150 m langen Tunnel, der infolge von Rutschungen, die im Jahre 1893 eingetreten
                              									waren, unterpölzt werden musste und hierdurch so viel von seinem ursprünglichen
                              									Profil einbüsste, dass ihn die gewöhnlichen Rangierdampflokomotiven, mit denen bis
                              									dahin die Zu- und Abstreifung der Kohlenwagen besorgt worden war, nicht mehr
                              
                              									passieren konnten. Das gab den Anlass zur Improvisation eines elektrischen
                              									Betriebes, über welchen das 16. Bulletin de la commission
                                 										internat. du congrès de chemin de fer, Bd. IX, nachstehende Mitteilung
                              									macht: Eine zweipolige Dynamomaschine, die durch eine 50pferdige, von einem
                              									ausgemusterten Lokomotivkessel gespeiste Dampfmaschine angetrieben wurde, lieferte
                              									den Betriebsstrom, nämlich Gleichstrom von 300 Volt Spannung. Als Stromzuleitung
                              									diente ein dritter Schienenstrang aus gewöhnlichen Eisenbahnschienen von 34 kg
                              									Gewicht per laufenden Meter, der entweder rechts oder links oder – wenn es
                              									beiderseits an Platz fehlte – auch in der Mitte zwischen den Fahrschienen des
                              									Geleises, die die Rückleitung bildeten, vermittelst paraffinierter Holzstützen und
                              									Sattelhölzer 299 mm über Schienenoberkante auf den Bahnschwellen befestigt war. Von
                              									dieser Schienenleitung empfing die Lokomotive den Strom mit Hilfe eines oder des
                              									anderen ihrer drei als Schleifkontakte ausgeführten Stromabnehmer, welche nach
                              
                              									abwärts federnd rechts, links und in der Mitte des Lokomotivgestelles angebracht
                              									waren. Im Inneren des Lokomotivkastens befand sich der mit einer Handbremse, einem
                              									Sandstreuer und dem Kontroller versehene Führerstand und in der Mitte des
                              									Kastenraumes der zweipolige Motor, welcher bei 720 Touren in der Minute 25 Kilowatt
                              									leistete. Die Drehungen seiner Ankerwelle übertrugen sich durch Vermittelung eines
                              									Zahnradvorgeleges auf eine zwischen den beiden Radachsen der Lokomotive am Gestelle
                              									angebrachte Triebwelle, welche schliesslich mittels zweier endloser Gall'scher Ketten die beiden Radachsen antrieb. Täglich
                              									beförderte diese durch einfache Umgestaltung eines gewöhnlichen Gepäckwagens der
                              									Bahngesellschaft gewonnene Lokomotive, deren Gewicht 15 t betrug, 12 bis 15 Züge in
                              									jeder Richtung, und zwar bei der Bergfahrt je 8 leere Kohlenwagen der Hauptbahntype
                              									auf der maximalen Steigung von 15 ‰ mit einer Fahrgeschwindigkeit von 6 Std./km und auf
                              									den übrigen Strecken mit einer Fahrgeschwindigkeit von 7 bis 8 Std./km, dagegen
                              									auf der Thalfahrt je 8 beladene Kohlenwagen mit einer Fahrgeschwindigkeit von 8 bis
                              									10 Std./km.
                              									Verglichen mit dem früheren Dampflokomotivenbetrieb ergab sich für die elektrische
                              									Anlage der Kohlenverbrauch etwas niedriger. Ausser wenigen vorübergehenden
                              									Versagungen infolge kleiner Lokomotivgebrechen hat sich von der anfangs des Jahres
                              									1894 stattgehabten Betriebseröffnung der Anlage bis zum Mai 1896 kein Anstand
                              
                              									ergeben, und selbst Schnee oder Regen und der reichliche Niederschlag von
                              									Kohlenstaub blieben ohne störende Rückwirkungen. Diese Anlage ist nun allerdings
                              									längst wieder ausser Dienst gestellt, weil sich infolge weiteren Abbaues der Kohlen
                              									die Bodensenkungen fortwährend mehrten und schliesslich der weiter oben erwähnte
                              									Tunnel völlig unfahrbar geworden war, so dass zur Verbindung der Schächte mit der
                              									Bahnlinie eine ganz neue Zweigstrecke erbaut werden musste, welche vom Bahnhofe Bellevue ausgeht und wieder mit Dampflokomotiven
                              									betrieben wird. Die relativ vorzüglichen Ergebnisse der bestandenen elektrischen
                              									Einrichtung haben aber der Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn
                              									Anlass gegeben, diese Betriebsform für den Dienst ihrer Linien seither noch
                              									weitergehend zu verwerten.
                           
                              (Schluss folgt.)