| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 183 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Gläser mit seltenen Erden. Prof. Dr. Weidert, vom
                              									Kaiser-Wilhelm-Institut für Silikatforschung und Leiter des Laboratoriums für
                              									technische Optik an der Technischen Hochschule in Berlin, hatte eine Anzahl
                              									technischer Berichterstatter in sein Laboratorium geladen, um ihnen einen Ueberblick
                              									über seine neuen Arbeiten auf dem Gebiet der Glasforschung zu geben. Er behandelte
                              									zunächst die Stellung der seltenen Erden im periodischen System der Elemente, ihre
                              									Gewinnung aus dem Monazitsand durch fraktionierte Kristallisation, denn die Trennung
                              									der seltenen Erden durch chemische Fällung ist wegen der außerordentlich großen
                              									Verwandtschaft der einzelnen Elemente hier nicht möglich. Die erste Anwendung der
                              									seltenen Erden war ja bekanntlich die zur Herstellung von Gasglühstrümpfen. Heute
                              									sind eine ganze Reihe neuer Anwendungsgebiete erschlossen, so die Gewinnung von
                              									Mesothorium, die Herstellung des sog. Auermetalls für Feuerzeuge und neuerdings bei
                              									der Glasfabrikation. Hier kommen die beiden Elemente Neodym und Praseodym in Frage.
                              									Lange Zeit waren diese beiden Elemente so untrennbar, daß man ein Gemisch derselben
                              									als Didym benannte. 1 g Neodym oder Praseodym kostete vor dem Kriege 20 ℛℳ, heute ist der Preis ganz erheblich niedriger.
                              									Didymgläser wurden schon im Kriege zur optischen Geheimtelegraphie benutzt. Gläser
                              									mit Cer verwendet man als Brillengläser zur Fernhaltung der ultravioletten Strahlen,
                              									Zirkon zur Herstellung von getrübten Opalgläsern. Neodymglas ist besonders geeignet,
                              									durch seine Vorschaltung vor Quecksilberlampen monochromatisches Licht zu erzeugen,
                              									dieses Verfahren dürfte sich daher für alle die Untersuchungen bald einführen, wo
                              									man auf monochromatisches Licht angewiesen ist und heute hauptsächlich mit
                              									Natrium-Licht arbeitet, beispielsweise also in der Zuckerindustrie. Neodymglas läßt
                              									rot oder grün schärfer erscheinen, man kann es also benutzen, um eine nicht völlige
                              									Farbenblindheit zu korrigieren. Neuerdings wird Neodym und Praseodym auch zur
                              									Herstellung von Kunstgläsern im großen angewandt. Bei diesen Kunstgläsern ist ihre
                              									Farbe von der Dicke des Glases abhängig, so daß verschieden dicke Stellen ein
                              									wechselndes Farbenspiel zeigen. Ebenso ist die Farbe dieses Kunstglases abhängig von
                              									der Lichtart, von der sie beleuchtet werden, beispielsweise erscheinen
                              									Praseodymgläser bei gewöhnlichem Tageslicht grün und sind bei Kerzenlicht fast
                              									farblos. Gerade wegen dieses Farbenwechsels mit der Schichtdecke des Glases werden
                              									solche Gläser auch zur Herstellung von künstlichen Schmucksteinen verwendet. (Mag.
                              									pharm. Rob. Plohn und Dr. phil. Clara Plohn.)
                           Ueber die Entfernung von Oel aus Wasser. Kondensat
                              									ist für alle praktischen Zwecke das beste Speisewasser, das man erhalten kann,
                              									vorausgesetzt, daß es ölfrei ist. In vielen Fällen ist solches leicht zu erhalten;
                              									wo aber die Gefahr der Verunreinigung durch Oel vorhanden ist, muß besonders
                              									aufgepaßt werden.
                           Das Oel ist nämlich für die Dampfkessel sehr gefährlich, weil es eine dünne Haut an
                              									den Wänden bildet, die Wärmestauungen zur Folge hat. Ist das Oel im Kondenswasser in
                              									kleinen schwimmenden Tröpfchen enthalten, so kann es verhältnismäßig leicht entfernt
                              									werden, indem man das Wasser eine Zeitlang in den Sammelbehältern stehen läßt, so
                              									daß sich das Oel an der Oberfläche sammelt; es kann dann leicht beseitigt werden,
                              									indem man für einen geigneten Ueberlauf sorgt.
                           Weit gefährlicher ist aber das in Gestalt von Emulsion im Wasser enthaltene Oel.
                              									Dieses ist auf mechanischem Wege nicht zu entfernen, sondern nur unter Zuhilfenahme
                              									chemischer Mittel, die es veranlassen, wieder zu Tröpfchen oder Klümpchen
                              									zusammenzurinnen, die so groß sind, daß sie durch Filtrieren usw. entfernt werden
                              									können.
                           Die Verwendung von Alaun oder Aluminiumsulfat für diesen Zweck ist bekannt. Mit
                              									seiner Hilfe kann die Oelemulsion zum Gerinnen gebracht und dann entfernt werden.
                              									Das ölhaltige Wasser muß dann ständig überwacht werden. Man stellt seinen höchsten
                              									und niedrigsten Gehalt an Emulsion fest und bestimmt danach die Menge des Zusatzes,
                              									die erforderlich ist, um die für den betreffenden Kessel nötige Reinheit zu
                              									erhalten.
                           Das Wasser fließt aus einem Sammelbehälter dem Oelabscheider zu. Dieser besteht aus
                              									einem Meßgefäß, aus dem es über eine V-förmige oder auch rechteckige Oeffnung
                              									ausfließt. Ein Schwimmer steuert, je nach der durchfließenden Menge, zwei Ventile,
                              									die die zufließende Menge der Lösung regeln. Das erste derselben läßt der
                              									Wassermenge ertsprechend, eine bestimmte Menge Aluminiumsulfat zufließen, das eine
                              									Flockenbildung aus der Emulsion einleitet. Aus dem zweiten Chemikalienbehälter,
                              									dessen Ausflußmenge durch das zweite Ventil gesteuert wird, fließt dann eine
                              									Sodalösung zu, die etwaige überschüssige Aluminiumsalze binden soll. Bei dieser
                              									Reaktion bildet sich Aluminiumhydrat in der Form einer gelblichen Gallerte, die im
                              									Wasser praktisch unlöslich ist. Diese sammelt sich dann zu Massen an, die außer dem
                              									geronnenen Oel noch Staub und andere feine mechanische Beimengungen mit sich führen.
                              									Die innige Mischung des ölhaltigen Wassers mit den Lösungen erfolgt in einem Gefäß,
                              									das Netze enthält, um Wirbel in der Strömung zu erzeugen. Von hier ab strömt das Wasser
                              									dann aufwärts durch dünne Lagen von Holzwolle oder ähnlichen Materialien. Durch
                              									dieses Vorfilter werden die gröbsten Massen zurückgehalten, die feineren werden dann
                              									durch ein Filter mit einer dicken Schicht von feinstem Quarzsand ausgeschieden. Die
                              									Reinigung der Filter erfolgt dann durch Preßluft, indem das Spülwasser in
                              									umgekehrter Richtung durch sie und ihm Preßluft entgegengeleitet wird.
                              										(„Power“ 1929, Bd. 69, S. 1003.)
                           Kuhn.
                           Heizung und Lüftung im New York Central Building. Das New
                              									York Central Building ist eines der neuesten Bureaugebäude in New York, die über den
                              									Geleisen der New York Central Railrod errichtet wurden; außerdem überbrückt es die
                              									Park Avenue, so daß die Straße durch eine große zentrale Halle führt.
                           Die Grundfläche beträgt 6350 m2, der Turm reicht
                              									vom 16. bis zum 35. Stockwerk. 32 Aufzüge befinden sich in ihm. Die Durchbildung der
                              									Heizung, Lüftung, Gas-, Licht-, Telephonleitungen usw. erforderte besondere
                              									Lösungen. Im 32. bis 34. Stockwerk befinden sich die Betriebsbureaus der Eisenbahn,
                              									die besonders berücksichtigt werden mußten.
                           Der Dampf für die Heizung wird mit 10,5 atü von einer Zentrale geliefert, die von der
                              									Eisenbahn betrieben wird und im Untergeschoß des Commodore-Hotels liegt. Die
                              									Hauptleitung von 152 mm tritt an der Ostseite des Gebäudes ein und teilt sich in
                              									eine solche von 150 mm für den Winter- und eine von 100 mm für den Sommerbedarf. In
                              									jeder derselben sitzt ein Mündungsmesser zur Messung des Dampfverbrauches.
                           Die beiden Leitungen steigen zum Maschinenraum, in dem sich die Hauptverteiler
                              									befinden. Von dort wird der Dampf durch fünf weitere Leitungen im Gebäude verteilt,
                              									und zwar sind dies: die Hauptheizleitung, die zum vierten Stock, zu den Bureaus,
                              									geht, sowie die Leitungen für Heißwasserbereitung und -heizung, zur Waschanstalt und
                              									Küche. Jede Leitung enthält besondere Reduzierventile. Man kann so im Sommer die
                              									Hauptheizleitung abstellen und im Winter abends vom vierten Stock aus die vier
                              									unteren Stockwerke heizen, weil dann meist den Auftrieb im Gebäude zur Warmhaltung
                              									der oberen Stockwerke genügt.
                           Der Dampf für die Hauptheizung wird in zwei Stufen auf 0,14 atü gedrosselt und durch
                              									eine 400-mm-Steigeleitung dem Verteiler zwischen dem 15. und 16. Stock zugeführt.
                              									Von dort wird er in acht Strängen bis zum 30. Stock nach oben und zum 5. nach unten
                              									verteilt; vier davon gehen zum Turm und vier sind für das Hauptgebäude. Jede Leitung
                              									ist mit ferngesteuerten Ventilen versehen, die mit Preßluft von einer Schalttafel im
                              									Hauptmaschinenraum aus betätigt werden können. Von dort aus kann so jeder Strang im
                              									Notfalle sofort abgestellt, ebenso der jeweilige Dampfbedarf eingestellt werden.
                           Infolge der Teilung des Gebäudes in drei Teile, die durch die durch dieses
                              									hindurchführenden Straßen bedingt wird, ist die Dampfverteilung vom vierten Stock
                              									abwärts verwickelter. Eine 250-mm-Leitung geht unter den Straßen hindurch und im
                              									Westteil zum vierten Stock hoch, von wo der westliche und der mittlere Theil
                              									versorgt werden. Eine 200-mm-Leitung geht zur Ostseite und vom vierten Stock aus zu
                              									den verschiedenen Radiatoren.
                           Das Nord- und Südvestibül und die große Halle werden besonders versorgt. Im
                              									Südvestibül entnimmt ein Ventilator für 285 m3/h
                              									die Luft durch einen Rost über den Toren von außerhalb; sie wird dann durch
                              									Oelfilter und Heizkörper gereinigt und gewärmt und an beiden Seiten des Vestibüls
                              									verteilt. Ein Theil der Luft kehrt in den Kreislauf zurück; die meiste wird durch
                              									die Zugwirkung des Gebäudes aus den beiden Vestibülen abgesaugt und durchströmt die
                              									große Halle, in der noch eine Zusatzheizung aufgestellt ist. Die Luftheizkörper sind
                              									in zwei Abteilungen unterteilt; die eine erwärmt nur die Frischluft und wird durch
                              									einen Thermostaten im Frischluftkanal gesteuert. Eine andere erwärmt die bereits
                              									vorgewärmte Frischluft sowie die Umlaufluft weiter. Die Heizdampfmenge wird durch
                              									preßluftgesteuerte Ventile, die durch Thermostaten beeinflußt werden, geregelt.
                              									Außerdem kann die Umdrehungszahl des Ventilatormotors durch eine Druckknopfsteuerung
                              									mit zwei Stufen geregelt werden.
                           Eine Leitung für 2,7 atü führt zu einem Verteiler im 31. Stock, der Dampf wird auf
                              									0,14 atü reduziert und heizt das 32. bis 35. Stockwerk und das dort befindliche
                              									Restaurant. Dort laufen auch die Kondensleitungen zusammen und führen dann zum
                              									Maschinenraum. Die sonstigen Kondensleitungen werden im 15. und 4. Stock
                              									zusammengefaßt und von da über den Maschinenraum in die Hauptkondensleitung geführt.
                              									Eine Duplexzentrifugal – Vakuumpumpe, die eine Leistung hat, der 9300 m2 Heizfläche entsprechen, saugt die Luft aus dem
                              									Kondensat ab und drückt es durch zwei Vorwärmer für Brunnenwasser zu einem
                              									Mischtank, wo es mit kaltem Wasser auf 33° C gekühlt wird, ehe es in die
                              									Kanalisation abfließt. Der Zusatz an kaltem Wasser wird ebenfalls durch einen
                              									Thermostaten geregelt. Diese Kühlung kommt aber nur in Frage, wenn die Heizung
                              									überlastet oder die obigen Vorwärmer außer Betrieb sind.
                           Das Brunnenwasser wird durch zwei weitere Vorwärmer, die wiederum durch Thermostaten
                              									gesteuert werden, auf 60° C erwärmt und in zwei Strängen nach dem Turm und dem
                              									übrigen Gebäude geleitet.
                           Im Maschinenraum befinden sich noch weitere Pumpen; eine mit 3783 l/min als
                              									Feuerlöschpumpe, zwei Niederdruck- und zwei Hochdruckpumpen von je 565 l/min als
                              									Hauspumpen. Die Niederdruckpumpen fördern nach dem 16., die Hochdruckpumpen nach dem
                              									35. Stock.
                           Die Radiatoren sind unter den Fenstern angebracht und so angeordnet, daß für gute
                              									Luftzirkulation gesorgt ist. Im ganzen sind 2992 Radiatoren vorhanden, die 10230
                              										m2 Heizfläche haben.
                           Die gesamte Heizfläche der verschiedenen Systeme verteilt sich wie folgt:
                           
                              
                                 Heizung des Gebäudes vom     5. bis 31. Stock
                                   7000 m2
                                 
                              
                                 Bureauheizung
                                     835 m2
                                 
                              
                                 Heizung vom 4. Stock ab-     wärts
                                   3630 m2
                                 
                              
                                 Vestibüle
                                   1000 m2
                                 
                              
                                 Läden
                                     260 m2
                                 
                              
                                 Heißwasser- und Tankraum-      heizung
                                     315 m2
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 13040 m2
                                 
                              
                           
                           Bei 0° C rechnet man mit einem Dampfbedarf von 25300 kg/h zur Heizung des ganzen
                              									Gebäudes.
                           Die Lüftung ist in sechs Abschnitte unterteilt: Toiletten, Bureaus, Aufzüge,
                              									Arbeitsräume, Vestibüle und sonstige. Zu- und Abluftventilation ist für die Bureaus
                              									und Aufzugsmaschinenräume vorgesehen; die Toiletten haben nur Abluftventilation. Im
                              									ganzen sind 20 Ventilatoren eingebaut. Drei davon, im 35. Stock, sind für sämtliche
                              									Toiletten im Hause; sie leisten 2200 m3/min.
                              									Diejenigen für die Maschinen leisten 552 m3/min an
                              									Zuluft und 512 m3/min an Abluft.
                           Eine vollständig selbständige Lüftungsanlage ist für die Bureaus der Eisenbahn
                              									vorgesehen. Frischluft wird von außen durch Luftheizkörper angesaugt, die 39 m2 Heizfläche haben und 283 m3/min liefern. Während diese unterhalb der Decken
                              									eingeblasen wird, wird die Abluft durch etwas kleinere Ventilatoren nahe am Boden
                              									abgesaugt. Die Zuluftmenge ist deshalb größer als die der Abluft, weil sich dort
                              									auch einige offene Feuerstätten befinden, die ziemlich viel Luft brauchen.
                              										(„Power“ 1929, Bd. 69, S. 700.)
                           Kuhn.
                           Wärme und Kälte in der Molkerei. Die Molkereimaschinen,
                              									die Wärme oder Kälte brauchen, sind sehr mannigfaltig. Es sind dies u.a. die
                              									Pasteurisierapparate, Rahmseparatoren, Milchkühler, Füllmaschinen und Verdampfer. Im
                              									allgemeinen ist eine entsprechend große Kühlanlage vorhanden, doch ist noch wenig
                              									über die richtige Verwendung einer solchen in Molkereien bekannt.
                           Das einzige sichere Verfahren, die Milch und ihre Produkte richtig aufzubewahren, ist
                              									eine genaue Temperaturkontrolle. Man beginnt meistens zuerst mit Pasteurisieren,
                              									d.h. raschem Erhitzen der Milch auf 62° C, wonach sie etwa 30 Min. auf dieser
                              									Temperatur gehalten wird. Diese Temperatur muß unbedingt erreicht werden, da sonst
                              									bestimmte Bakterien nicht vernichtet werden. Andererseits darf die Temperatur von 62
                              									bis 63° C nicht überschritten werden, da sonst die Milch geringwertiger wird. Die
                              									Milcherhitzung ist also ohne genaue Temperaturkontrolle nicht richtig möglich, sie
                              									verlangt genaue und hochempfindliche Temperaturregler, um die vorgeschriebenen
                              									Temperaturen genau einhalten zu können.
                           Nachdem die Milch die oben genannten Temperaturen erreicht und die für diese
                              									bestimmte Zeit eingehalten wurde, ist es nötig, die Milch sehr schnell abzukühlen.
                              									Dies geschieht mit Kühlwasser normaler Temperatur oder mit kalter Sole oder auch
                              									direkt durch verdampfendes Ammoniak, Wichtig ist es daher, genau die erforderlichen
                              									Kältemengen zu berechnen. Dazu gehört die Kenntnis der spezifischen Wärme der Milch
                              									und ihrer Produkte. Diese ist nicht konstant, sondern ändert sich in bestimmten
                              									Grenzen mit dem Gehalt an Rahm, Wasser und festen Bestandteilen. Der Wassergehalt
                              									kann z.B. zwischen 70 und 72 % schwanken, aber auch bis auf 88 % ansteigen.
                              									Infolgedessen schwankt die spezifische Wärme zwischen 0,92 bis 0,94, ja 1,05 bei
                              									einer Temperatur von 18° C. Der Gefrierpunkt der Milch schwankt ebenfalls, liegt
                              									aber etwas tiefer, als der von Wasser, nämlich bei –0,5 bis –1,5° C. Mit steigendem
                              									Wassergehalt nähert sich der Gefrierpunkt dem des Wassers, mit steigendem
                              									Fettgehalt fällt er.
                           Als Isoliermittel für die Kühlräume dient im allgemeinen Kork. Bei der Verlegung der
                              									Kuhlrohre usw. muß darauf Rücksicht genommen werden, daß kein Tropfwasser entstehen
                              									kann, bezw. in die Milch usw. gelangen kann. Es muß für gute Entlüftung gesorgt
                              									werden. Die Milchräume sollen auf 0 bis – 0,5° C gehalten werden. Um größere
                              									Temperaturschwankungen zu vermeiden, ist selbsthätige Temperaturregelung
                              									erforderlich. In kleineren Anlagen benutzt man oft große Solebehälter als
                              									Kältespeicher während der Nacht, diese nehmen aber einen beträchtlichen Raum; in
                              									Anspruch, deshalb empfiehlt es sich gerade für kleinere Anlagen, eine vollständige
                              									Temperaturregelung mit einer selbsttätigen Kühlanlage zu vereinigen. In größeren
                              									Anlagen, die dauernd in Betrieb sind, wird die Temperaturregelung für die einzelnen
                              									Raume individuell durchgeführt.
                           Bei der Berechnung solcher Anlagen sind folgende Punkte zu beachten:
                           
                              1. Menge der zu kühlenden Milch, sowie Gewicht derselben.
                              2. Zeit, in der die Milch gekühlt sein muß.
                              3. Die Temperatur der Milch, mit der sie in den durch Sole oder
                                 										Ammoniak gekühlten Teil des Kühlers kommt.
                              4. Die Temperatur, bis zu welcher die Milch abgekühlt werden
                                 										muß.
                              5. Die Wärmemenge, die aus der Milch entfernt werden muß, sowie
                                 										die Zeit, innerhalb welcher dies geschehen sein soll.
                              6. Die Wärmeverluste durch Türen, Wände usw., diesen sind etwa 10
                                 										% für das Oeffnen der Türen, Beleuchtung usw. zuzuschlagen.
                              7. Die Wärmemenge, die aus den Kannen, Flaschen usw. zu entfernen
                                 										ist, ehe die gekühlte Milch eingefüllt werden kann.
                              8. Die Menge Butter und anderer Produkte, die aufbewahrt werden
                                 										soll, sowie die entsprechende Kälteleistung.
                              9. Bei Eisherstellung, Menge und Zeit für dieselbe, sowie die
                                 										Temperatur des zur Verfügung stehenden Wassers.Power 1929, Bd. 69, nach C.
                                 										T. Baker, S. 967.
                              
                           
                              K.
                              
                           Deutscher Salpeter. Dr. C. Müller gibt einen Rückblick auf
                              									die Entwicklung der deutschen Stickstoffindustrie und ihre Bedeutung für die
                              									Landwirtschaft. Während Deutschland im Jahre 1913 noch etwa 750000 t Chilesalpeter
                              									einführen mußte, konnte nach Beendigung des Krieges der gesamte, ständig steigende
                              									Inlandbedarf an Stickstoff aus der eigenen Erzeugung gedeckt werden. Das rasche
                              									Aufblühen der deutschen Stickstoffindustrie hat die endgültige Durchbrechung des
                              									chilenischen Salpetermonopols und damit eine nicht unwesentliche Senkung der
                              									Düngemittelpreise bewirkt. Auch die Ausfuhr von deutschem Stickstoff wurde so
                              									gefördert, daß die 150 Millionen Goldmark, die im Jahre 1913 für die Einfuhr von
                              									Chilesalpeter ausgegeben wurden, im Jahre 1927 in etwa gleicher Höhe als Aktivposten
                              									unserer Handelsbilanz erscheinen.
                           
                           Von der I.G.-Farbenindustrie, A.-G., wurden in den letzten Jahren verschiedene
                              									Salpetersorten erzeugt, in ausgedehnten Feldversuchen erprobt und auf den Markt
                              									gebracht. Durch Absorption von Stickoxyden, die durch katalytische Verbrennung von
                              									Ammoniak über Eisenoxyd erhalten werden, in verdünnter Sodalosung gewinnt man den
                              									Natronsalpeter, der sich vom Chilesalpeter nur durch seine größere Reinheit
                              									unterscheidet. Der geringe Jodgehalt, den der Chilesalpeter aufweist, scheint nach
                              									den vorgenommenen Untersuchungen keinerlei Bedeutung für den Pflanzenwuchs zu haben.
                              									Ein großer Theil der in Oppau und Leuna gewonnenen Salpetersäure wird seit einigen
                              									Jahren mit Kalk zu Kalksalpeter neutralisiert, der gegenüber dem Natronsalpeter
                              									bemerkenswerte Vorzüge aufweist, da der Kalk ebenfalls ein Pflanzennährstoff ist und
                              									ferner den Boden auflockert. Durch Zusatz geringer Mengen von Ammonnitrat ist es
                              									gelungen, den Kalksalpeter in eine gut streufähige körnige Form zu bringen. Während
                              									reines Ammonnitrat wegen seiner ungenügenden Lagerbeständigkeit als Düngemittel
                              									nicht geeignet ist, erhält man durch Umsetzen von Ammonnitrat mit Kalisalzen den
                              									Kaliammonsalpeter oder mit Ammonsulfat den Leunasalpeter, die beide den Stickstoff
                              									teils in der rasch wirkenden Nitratform, teils in der nachhaltigen Ammoniakform
                              									enthalten. Schließlich sind noch die Nitrophoska-Volldünger zu nennen, die durch
                              									teilweise Umsetzung wechselnder Mengen von Ammonnitrat mit Kalisalz und
                              									Ammonphosphat erhalten werden und die die drei Hauptnährstoffe jeweils in einem
                              									Verhältnis enthalten, das die volle Auswirkung des Stickstoffs gewährleistet. Sie
                              									eignen sich in gleicher Weise für Grund- wie für Kopfdüngung. Die Entwicklung der
                              									deutschen Stickstoffindustrie hat dazu geführt, daß der Stickstoff der
                              									Landwirtschaft heute nicht nur wesentlich billiger zur Verfügung steht als vor dem
                              									Kriege, sondern auch in einer Mannigfaltigkeit von Bindungen und Formen, die
                              									weitgehende Berücksichtigung der Pflanzen- und Bodenart sowie des Klimas bei der
                              									Auswahl des Düngers ermöglicht. (Ztschr. f. angew. Chemie, 41. Jahrg. S. 297 bis
                              									298.)
                           Sander.
                           Die chemische Ausnutzung der Koksofengase. Hierüber machte
                              									Ing.-Chemiker J. Bronn auf der letzten Hauptversammlung der Brennkrafttechnischen
                              									Gesellschaft in Berlin interessante Mitteilungen. Er schilderte näher das von ihm
                              									zusammen mit der Concordia-Bergbau- A. -G. ausgearbeitete Verfahren zur Zerlegung
                              									der Koksofengase durch Tiefkühlung, wobei einerseits ein
                              									Wasserstoff-Stickstoffgemisch von hoher Reinheit, anderseits Äthylen sowie
                              									hochprozentiges Methan gewonnen werden. Dieses Verfahren hat in den letzten Jahren
                              									im In- und Ausland große Verbreitung erlangt, nachdem die erste, vor bald zehn
                              									Jahren in Oberhausen errichtete Anlage sich gut bewährt hat. Im Ruhrgebiete sind bei
                              									4 Gesellschaften 13 derartige Anlagen erbaut worden, von denen der größere Theil
                              									bereits im Betrieb ist und von denen jede einzelne Anlage im Jahre 39 Mill. m3 Koksofengas verarbeiten kann. Diese 13 Anlagen
                              									vermögen also bereits über eine halbe Milliarde m3
                              									Koksofengas jährlich zu zerlegen und hieraus 250 Mill. m3 reinen Wasserstoff zu gewinnen, der wiederum zur Erzeugung von fast
                              									500000 t Ammonsulfat jährlich ausreicht.
                           Sämtliche Anlagen wurden von der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen gebaut. Zwei
                              									davon (Duisburg-Meiderich und Oberhausen) erzeugen kein
                              									Stickstoff-Wasserstoffgemisch, sondern reinen Wasserstoff, der von der A.-G. für
                              									Steinkohleverflüssigung und Steinkohleveredelung in Duisburg-Meiderich zur
                              									Hydrierung von Steinkohle nach dem Verfahren von Bergius verwendet wird. Alle
                              									übrigen Anlagen sind für die Gewinnung von synthetischem Ammoniak nach dem Verfahren
                              									von Mont Cenis bzw. Casale bestimmt. Hierfür ist der aus Koksofengas gewonnene
                              									Wasserstoff besonders geeignet, weil er sehr rein und namentlich vollkommen frei von
                              									Schwefelverbindungen ist.
                           Der erste Theil der Aufgabe, die Koksofengase chemisch auszunutzen, ist somit
                              									erfolgreich gelöst worden. Es ergibt sich nunmehr die weitere Aufgabe, auch für die
                              									großen Mengen von nahezu reinem Methan, die vorerst noch als Heizgas dienen, eine
                              									bessere Verwerthung zu schaffen. Hierzu bieten sich drei Möglichkeiten: 1. Durch
                              									Spaltung des Methans bei etwa 1000° lassen sich weitere große Mengen von Wasserstoff
                              									gewinnen, die ebenfalls für die Ammoniaksynthese oder für die Kohleverflüssigung
                              									nutzbar gemacht werden könnten. 2. kann das Methan in verdichtetem Zustand sehr gut
                              									als Kraftstoff für schwere Automobile (Lastwagen, Autobusse, Postfahrzeuge)
                              									Verwendung finden. Die von Bronn selbst angestellten Versuche haben ergeben, daß das
                              									Methangas ein geradezu idealer Kraftstoff für Motoren ist. Die bisher in Deutschland
                              									errichteten Anlagen für die Koksofengaszerlegung vermögen bereits so viel Methan zu
                              									liefern, daß auf diese Weise etwa ein Sechstel der gesamten Kraftstoffeinfuhr
                              									Deutschlands ersetzt werden kann. 3. ist es nach einem im Kohlenforschungsinstitut
                              									in Mülheim ausgearbeiteten Verfahren möglich, Methan durch bloßes Erhitzen in
                              									Gegenwart von Katalysatoren in Benzol und andere aromatische Kohlenwasserstoffe
                              									umzuwandeln.
                           Das aus dem Koksofengas abgeschiedene Äthylen kann auf sehr einfache Weise in
                              									Aethylalkohol und Äther umgewandelt werden. Da jedoch die Reichsmonopolverwaltung
                              									bestrebt ist, die Gesamtmenge des Alkohols in den landwirtschaftlichen Brennereien
                              									zu erzeugen, so mußten für die Verwerthung des Äthylens andere Wege eingeschlagen
                              									werden. So werden bereits seit einigen Jahren größere Mengen von Äthylen auf Glykol
                              									verarbeitet, das als Ersatz für Glyzerin Verwendung findet und vor diesem mancherlei
                              									Vorzüge besitzt, so bei der Herstellung von Sprengstoffen und kosmetischen
                              									Präparaten sowie als Zusatz zum Kühlwasser, um dessen Einfrieren zu verhüten.
                              									Neuerdings ist es dem Schlesischen Kohlenforschungsinstitut auch gelungen, aus
                              									Äthylen durch Polymerisation hochwertige Schmieröle zu gewinnen.
                           Die gesamte Erzeugung Deutschlands an Koksofengas wird auf 12 Milliarden m3 geschätzt, das ist etwa ein Drittel der
                              									Naturgasmenge, die in den Vereinigten Staaten von Amerika im letzten Jahre gewonnen
                              									wurde.
                           Sander.
                           
                           Ueber das Lurgi-Schwelverfahren berichten ausführlich
                              									F. A. Oetken und O, Hubmann. Dieses aus dem Bau von Schwelgeneratoren heraus
                              									entwickelte Verfahren, bei dem die Wärme durch heiße Spülgase auf das Schwelgut
                              									übertragen wird, eignet sich in erster Linie für nichtbackende, stückige
                              									Brennstoffe, wie Lignit, Oelschiefer, Torbanit, Torf usw. Zur Erreichung einer
                              									großen Ofenleistung ist das Spülgasverfahren besonders vorteilhaft, schwierig
                              									gestaltet sich jedoch die Beherrschung der Gasströmungen über die großen
                              									Querschnitte. Bei der neuen Ofenkonstruktion ist es gelungen, große
                              									Durchsatzleistung und gleichmäßige Gasverteilung zu vereinigen; die mechanische
                              									Beschickung und Entleerung des Ofens sowie die gleichmäßige Führung des
                              									Kohlenstromes durch den Ofen sind dabei von besonderer Bedeutung. Die Bauart des
                              									Ofens gestattet ferner, ihn nach Wunsch entweder als Schwelofen bei 450–500° oder
                              									auch mit Temperaturen bis zu 1000° zu betreiben. Gegenüber den Oefen mit
                              									Außenbeheizung ergibt sich bei dem Spülgasverfahren natürlich der Vorteil, daß man
                              									mit niedrigeren Temperaturgefällen arbeiten kann und daß infolgedessen der
                              									Wärmeverbrauch geringer ist. In einer Betriebseinheit können Durchsätze bis zu 200 t
                              									in 24 st erreicht werden.
                           Um die Abmessungen der Apparate für die Teerkondensation zu verringern, ist es
                              									nothwendig, die Trocknung und die Schwelung der Kohle räumlich zu trennen. Durch die
                              									Verkleinerung der Schwelzone wird auch der Wärmeverbrauch vermindert, ferner wird
                              									hierdurch die Gewinnung der in den Gasen enthaltenen Leichtöle begünstigt und durch
                              									Vermeidung der Staubbildung ein hochwertiger Teer gewonnen. Die Verschwelung von
                              									Kohlen mit einem erheblichen Anteil an feinem Material soll angeblich auf Grund von
                              									Ergebnissen der Praxis, keine Schwierigkeiten bieten, während anderseits
                              									großstückiges Material nur einer groben Vorzerkleinerung bedarf. Der Ofen enthält im
                              									Innern keinerlei bewegte Teile; bei seinem Aufbau hat man sich an das Vorbild der
                              									Koksöfen gehalten und Eisen als Baustoff nach Möglichkeit vermieden.
                           Der oben offene und unten durch die Koksaustragorgane abgeschlossene Schacht besteht
                              									aus drei Zonen, einer Trockenzone, einer Schwelzone und einer Kokskühlzone. In den
                              									beiden ersten Zonen wird der Kohle durch heiße Spülgase, die in beiden Fällen im
                              									Kreislauf geführt werden, Wärme zugeführt, wogegen in der untersten Zone dem heißen
                              									Schwelkoks Wärme entzogen wird, die wiederum für die Schwelung nutzbar gemacht wird.
                              									Infolge der weitgehenden Vortrocknung des Brennstoffs sind in der Schwelzone selbst
                              									nur sehr geringe Wärmemengen erforderlich, zu welchem Zweck ein Theil der
                              									umlaufenden Spülgase in besonderen Oefen verbrannt wird; diese Verbrennungsgase
                              									werden sodann den Spülgasen in solcher Menge beigemischt, daß die gewünschte
                              									Temperatur in der Schwelzone erreicht wird. In gleicher Weise werden den in die
                              									Trockenzone eintretenden Spülgasen jedesmal heiße Verbrennungsgase zugesetzt, und
                              									zwar in solchen Mengen, daß ein sauerstofffreies Gasgemisch von 200–250° erhalten
                              									wird. Das aus der Schwelzone abziehende Gasgemisch hat einen Heizwert von
                              									1300–1500 WE/m3. Dieses Schwelgas ist bei
                              									Brennstoffen mit niedrigem Wassergehalt für die Durchführung des Verfahrens
                              									ausreichend, beträgt der Wassergehalt der Kohle jedoch mehr als 37 %. so muß noch
                              									Fremdgas aus einem Zusatzgenerator eingeführt werden. Der Uebergang des Brennstoffes
                              									von einer Zone in die andere erfolgt ohne jeden Zwischentransport völlig selbsttätig
                              									und erfordert keinerlei Bedienung.
                           Eine der ersten Lurgi-Schwelanlagen mit einer Tagesleistung von etwa 25 t wurde für
                              									die Verschwelung von Lignit errichtet, der bei einem Wassergehalt von 37,3 % bei der
                              									Analyse 5,21 % Teer und 33,8 % Schwelkoks ergibt. Der
                              									Teer wird auf Heizöl und Pech verarbeitet, während der Koks für Industriezwecke
                              									Verwendung findet und der Feinkoks unter 10 mm mit Zusatz von Pech brikettiert wird.
                              									Diese Anlage arbeitet ohne Zusatzbrennstoff, für den Betrieb der Maschinen sind 18
                              									PS erforderlich.
                           Eine Großanlage für die Verschwelung von 120 t Braunkohle im Tage ist in
                              									Mitteldeutschland in Betrieb. Diese Kohle liefert bei einem Wassergehalt von 44,4 %
                              									eine Teerausbeute von 8,5 % und eine Koksausbeute von 30,8 %. Der in dieser Anlage
                              									erzeugte Teer ist praktisch wasser- und staubfrei, sein Stockpunkt liegt bei 46°,
                              									sein Paraffingehalt beträgt 15,3%. Daneben wird Leichtöl gewonnen, das ein spez.
                              									Gewicht von 0,910 hat und das bei 155° zu sieden beginnt. Der im trocknen Zustand
                              									gewonnene Schwelkoks, der bei einem Wassergehalt von 4 % einen unteren Heizwert von
                              									6050 WE/kg besitzt und 16 % flüchtige Bestandteile enthält, fällt in körniger
                              									Beschaffenheit an, so daß er auf Wanderrosten verfeuert werden kann. Bei einem
                              									Betriebsversuch wurde bei einer Rostbelastung von 172 kg je m2 Rostfläche ein Kesselwirkungsgrad von 75 %
                              									erzielt. Der Schwelkoks läßt sich natürlich auch sehr gut zu Brennstaub
                              									vermahlen.
                           Infolge des hohen Wassergehaltes dieser Braunkohle ist für den Betrieb der
                              									Schwelanlage Zusatzgas erforderlich, das in einem besonderen Generator erzeugt wird,
                              									und zwar beträgt die Menge des Zusatzbrennstoffes 6 – 7 % der verschwelten
                              									Rohkohlenmenge. Der Kraftbedarf der gesamten Anlage beträgt 70 PS und an
                              									Bedienungspersonal sind bei drei Schichten insgesamt 15 Mann erforderlich.
                              									(Petroleum 1928, S. 977–982.)
                           Sander.
                           Ueber Eisen-Silizium-Legierungen. Die
                              									Eisen-Silizium-Legierungen sind in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: einmal wegen
                              									ihrer technischen Verwendbarkeit, dann wegen ihrer eigenartigen Eigenschaften.
                           Zu den Legierungen mit bis zu 1,5 % Silizium gehören die Baustähle. Bei diesen hat
                              									die Erhöhung um 1 % Silizium eine beträchtlichere Steigerung der Festigkeit und
                              									Fließgrenze zur Folge als bei jedem anderen Zusatzelement. Die Legierungen zwischen
                              									3,5 bis 4,5 % Silizium gehören zu der Gruppe für Transformatorenbleche. Dieser
                              									Silizium-Anteil erniedrigt beträchtlich die Hysteresisverluste in starken
                              									magnetischen Induktionsfeldern. Legierungen dieser Art sind nicht besonders leitend,
                              									lassen sich jedoch noch kalt walzen. Bei 5 % Silizium hört die Bildsamkeit auf und
                              									die Legierungen werden spröde und eignen sich nicht mehr zum Walzen oder Schmieden.
                              									Zusammensetzungen von 11 % Silizium ab zeigen in gegossenem Zustand eine ständige
                              									Zunahme des Korrosionswiderstandes bis 14,5 % Silizium. Von 17 % Silizium ab sinkt
                              									dieser Korrosionswiderstand wieder. Silizium-Baustähle haben die gleichen
                              									Korrosionseigenschaften wie weiches Eisen. Legierungen bis zu 11% Silizium
                              									korrodieren mehr als reines Eisen, namentlich sind die Legierungen mit 9–11 %
                              									Silizium in dieser Hinsicht besonders schlecht. Infolge ihres Widerstandes gegen
                              									Korrosion sind die Legierungen mit 13 bis 17 % Silizium für die chemische Industrie
                              									besonders wichtig geworden. Aus Legierungen dieser Art mit Schwefel, Phosphor und
                              									Mangan von insgesamt 0,5 bis 1 % und mit 0,5 bis 1,2 % Kohlenstoff werden
                              									Gußeisenstücke hergestellt, die die billigsten Werkstoffe für Teile des chemischen
                              									Apparatebaues bilden, besonders wenn es sich um Stücke handelt, die für längere Zeit
                              									mit Schwefelsäure, Salpetersäure, allen organischen Säuren und auch Salzsäure in
                              									Berührung kommen. Diese Legierungen sind in Europa unter den Bezeichnungen
                              									Thermisilid, Elianit, in Amerika als Duriron, Tantiron, Corrosiron bekannt.
                              									Nachteilig wirkt nur ihre große Sprödigkeit. Doch sind von verschiedenen
                              									Gesellschaften Verfahren für die regelmäßige Herstellung von Guß mit ausgezeichneter
                              									glatter Oberfläche und mit guter Festigkeit entwickelt worden, so daß diese Stücke
                              									nicht bearbeitet zu werden brauchen. Sonst können sie mit der Schleifenscheibe
                              									bearbeitet werden. (The Iron Age, Bd. 120, S. 797/98.)
                           
                              Ka.
                              
                           Die zwei Hauptschnittarten der Solinger Schneidwaren. Die
                              									Schneidwaren der Solinger Industrie sind in unserer Zivilisation zu einem Artikel
                              									des täglichen Bedarfs geworden. Und weiter sind sie, durch die Jahrhunderte alte
                              									Herstellung und die dabei gesammelten Erfahrungen, zu einer solch grundlegenden
                              									Vollkommenheit und Vielgestaltigkeit gekommen, daß es kaum noch technische
                              									Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Dennoch kommt es vor, daß auch der Käufer einer
                              									guten Qualitätsware verärgert das gekaufte Stück beiseite legt, nicht ahnend, daß
                              									er, und nicht die Ware, Schuld an dem unbefriedigenden Ergebnis beim Gebrauch hat.
                              									Dies kommt insbesondere häufig beim Rasiermesser vor, ist aber auch bei anderen
                              									Geräten, wo es wirklich auf Schnittigkeit ankommt, keine Seltenheit. Am allermeisten
                              									zur Anwendung kommt wohl die Schneidart, wobei man in keilförmiger Weise das Messer
                              									(oder besser die Schneideware) eindrückt, um den in Frage kommenden Gegenstand zu
                              									zerteilen. Wenn man sich diesen Vorgang versinnbildlicht, so ist das Zerteilen nur
                              									dann folgerichtig, wenn die Schneideware dem jeweiligen Arbeitsprozeß wirklich
                              									angepaßt ist. Es kommt aber auch noch darauf an, daß das bereits zerschnittene
                              									Material so weggeräumt wird, daß dadurch eine Behinderung, als auch das
                              									Weiterschneiden durch zu große Reibung vermieden wird. Deshalb muß man bei dieser
                              									Schneidart auf den Schnittwinkel, als auch auf den Abbringwinkel achten.
                           Der Schnittwinkel muß noch so stabil sein, daß eine Gradbildung der Schneide
                              									unmöglich ist; ebenso muß der Abbringwinkel so gewählt werden, daß ein Ausbrechen
                              									der Schneide nicht stattfindet. Die Höhe des Blattes muß natürlich auch, bei
                              									allen zerschneidenden Weichwaren insbesondere, bei Brot, Wurst, Käse usw. beachtet
                              									werden. Dazu gehört ein hohes Blatt und ein großer, ins ballige verlaufender,
                              									Abbringwinkel. Bei Kerbmessern, Taschenmessern usw., also bei allen
                              									Schneidwerkzeugen, die zum Zerschneiden härterer Gegenstände dienen, ist der
                              									Abbringwinkel kleiner und dabei wird die ballige Form auch fast vermieden. Ebenso
                              									ist die Höhe des Blattes viel kleiner gehalten. Und wie ist es nun beim
                              									Rasiermesser? Grundlegend wicht anders. Nur ist das Rasiermesser ja noch hohl
                              									geschliffen und deshalb soll derjenige, der durch die Weltweisheit mit einem harten
                              									Bart ausgezeichnet wurde, kein ganz hohl geschliffenes Messer kaufen. Feststellbar
                              									ist dies, indem man das Rasiermesser über den Daumennagel zieht und das Perlen (das
                              									ist das Durchdrücken) des Messers verfolgt. Auch darf das Blatt nicht zu hoch
                              									sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 187
                              
                           Neben dieser Schneidart hat der scherende Schnitt aber auch ein weites
                              									Verwendungsgebiet. Dieser Schnitt kann nur durch zwei, sich am Schnittpunkt
                              									berührende und sich dann übereinander schiebende Stücke ausgeführt werden.
                           Um dies bei der Schere zu ermöglichen, ist jeder Scherenbock in der Längsrichtung,
                              									wie auch von der Schneide zum Rücken hohl geschliffen, und weiter hat jeder
                              									Scherenbock Drall. Wenn es sich um eine gute Schere handelt, dann ist es unbedingt
                              									erforderlich. Nicht ganz gleich, aber auch nicht sehr verschieden, ist der
                              									eigentliche Schnittwinkel. Er liegt zwischen 50° und 65° und spielt im
                              									Verwendungszweck der in Solingen hergestellten Scheren eine untergeordnete Rolle.
                              									Viel mehr Wert muß bei der Schere darauf gelegt werden, daß ein gleichbleibendes,
                              									sanftes Vorbeigleiten der Scherenbacken durch die oben geschilderte Schleifart und
                              									durch das Einziehen der Schraube erzielt wird. Eine Schere darf nicht stocken, sie
                              									darf nicht hacken, sie darf nicht schlottern. Ein schmeichelndes Zischen muß, hält
                              									man sie ans Ohr, und macht sie auf und zu, hörbar sein. Nur diese Schere ist
                              									gut.
                           Weiter wird aber der scherende Schnitt auch noch bei einem anderen Artikel, der in
                              									Solingen in Massen hergestellt wird, angewandt, und darum soll auch dieser noch
                              									einer kurzen Untersuchung unterzogen werden; zumal hier der scherende Schnitt in
                              									einer ganz anderen Weise, als der oben besprochenen, zur Anwendung kommt. Es handelt
                              									sich um die Haarschneidemaschine. Zwei vollständig plan geschliffene, eingezahnte
                              									Messer schieben sich scherend übereinander. Der Schnittwinkel ist 90°. Was bei der
                              									Haarmaschine das wichtige und zugleich schwierige ist, ist nun, daß bei einem
                              									Schnitt all die vielen Zähne, d.h. also alle Scheren, gleichmäßig schneiden. Nur
                              									eine äußerst
                              									genaue, polierte, plangeschliffene Ebene der beiden Messer bietet dafür Gewähr.
                           Beachtet man dieses, und paßt die Schneidware dem Verwendungszweck an, so wird die
                              									Qualitätsware auch zufriedenstellend ausfallen.
                           E. Feuerstein.
                           Abgenutzte Schutzmarkenmotive. Auf der Suche nach
                              									wirksamen Warenzeichen (Schutzmarken) verfallen viele Gewerbetreibende, aber auch
                              									deren Mitarbeiter und Berater, Werbefachleute und Graphiker, immer wieder auf
                              									Bildzeichen und Wortmarken, die schon vielfach für die gleichen oder für
                              									gleichartige Waren eingetragen oder gar schon als nichtschutzfähige Freizeichen
                              									festgestellt worden sind. Die Folge ist dann, daß derartigen Warenzeichenanmeldungen
                              									von den Prüfungsstellen des Reichspatentamts entweder diese älteren Eintragungen
                              									gleicher oder ähnlicher Zeichen entgegengehalten werden und daß auf Grund der
                              									eingehenden Widersprüche der älteren Zeicheninhaber oder wegen der
                              									Freizeicheneigenschaft des angemeldeten Zeichens die Eintragung versagt wird.
                           Wird aber im günstigsten Falle wegen gewisser Abweichungen von den eingetragenen
                              									Zeichen oder auf Grund von Einigungsverhandlungen mit den älteren Zeicheninhabern
                              									die Eintragung derartiger Schutzmarken dennoch erreicht, so ist damit nur die Zahl
                              									der sogenannten schwachen eingetragenen Warenzeichen wiederum um ein weiteres
                              									vermehrt worden. Ein Warenzeichen ist um so schwächer, je häufiger dasselbe
                              									Grundmotiv bereits im Verkehr als Warenbezeichnung für die betreffenden oder
                              									gleichartige Waren benutzt worden ist.
                           Zu derartigen abgenutzten Warenzeichenmotiven gehören z.B. Wort- und Bildmarken wie
                              										„Krone,“
                              									„Juwel,“
                              									„Diamant,“
                              									„Löwe,“
                              									„Adler,“
                              									„Tiger,“
                              									„Pferd,“
                              									„Hirsch,“
                              									„Hund,“
                              									„Hufeisen,“
                              									„Stern,“
                              									„Hammer,“
                              									„Beil,“
                              									„Pfeil,“
                              									„Anker,“
                              									„Kreuz,“
                              									„Kleeblatt,“
                              									„Baum“, „Ring,“
                              									„Neger“ oder „Mohr,“
                              									„Turm,“
                              									„Schiff,“
                              									„Engel,“
                              									„Füllhorn“ usw.
                           Es ist daher im allgemeinen davon abzuraten solche oder ähnliche abgenutzte
                              									Warenzeichenmotive für neu zu wählende Bild- oder Wortzeichen zu benutzen und zur
                              									Eintragung beim Reichspatentamt anzumelden. Nur in besonderen Fällen können
                              									zwingende Gründe dafür vorliegen, und dann ist mindestens dringend zu
                              									empfehlen, daß eine Darstellung für Bildzeichen gewählt wird, die ihrer
                              									augenfälligen Eigenart wegen sich von all den übrigen bisher benutzten Zeichen
                              									desselben Grundmotivs stark unterscheidet und dadurch eintragungsfähig und
                              									unterscheidungskräftig wird. Der erfahrene Werbefachmann und denkende
                              									Gebrauchs-Graphiker wird es aber in der Regel unbedingt vorziehen, möglichst nicht
                              									nur verbrauchte Motive umzugestalten, sondern neue oder mindestens wenig benutzte
                              									Motive zu verwenden und damit ohne weiteres eintragungsfähige und starke Bild- und
                              									Wortmarken zu schaffen.
                           Patentanwalt Dr. Oskar Arendt.
                           Hauptversammlung des Deutschen Verbandes für die
                                 										Materialprüfungen der Technik. Der Deutsche und der Oesterreichische
                              									Verband für die Materialprüfungen der Technik halten in diesem Jahre ihre
                              									Hauptversammlungen gemeinsam in Wien in der Zeit vom 8. bis 11. Oktober ab.
                           In den wissenschaftlichen Vorträgen werden die Verfahren der Dauerprüfung, der
                              									Röntgenprüfung und der Mikrochemie behandelt werden. Auf diesen Gebieten sind in der
                              									letzten Zeit bedeutende Fortschritte erzielt worden, die es gestatten, die
                              									Ergebnisse der Forschung der Praxis dienstbar zu machen.
                           Eine Ausstellung zu den Fragen der Dauerprüfung und der Mikrochemie wird Gelegenheit
                              									geben, die Berichte durch Anschauungsmaterial und durch Vorführungen zu
                              									ergänzen.
                           Der Zeitplan für die Versammlungen ist:
                           Dienstag, den 8. Oktober, nachm.: Eröffnung der
                              									Hauptversammlung und der Ausstellung. Empfang in Schönbrunn.
                           Mittwoch, den 9. Oktober, vorm.: Verhandlungen über
                              									Dauerprüfung. – Nachm.: Verhandlungen über Röntgenprüfung. Empfang durch die Stadt
                              									Wien.
                           Donnerstag, den 10. Oktober, vorm.: Verhandlungen über
                              									Mikrochemie. – Nachm.: Mitglieder-Versammlung.
                           Freitag, den 11. Oktober: Besichtigungen, Ausflüge.
                           Der ausführliche Zeitplan wird der Einladung beigefügt.