Titel: | Darstellung der Verfahrungsweise bei Bereitung von Steinkohlen-Gas zur Beleuchtung von Straßen, Häusern und öffentlichen Gebäuden, mit Aufrissen, Durchschnitt und Planzeichnungen der erprobtesten, gegenwärtig in London und in den ersten Provinzialstädten von Großbritannien bei den Gaswerken gebrauchten, Apparat-Arten, mit vergleichenden Ueberschlägen, über die wohlfeilste Methode dieser Lichtbereitung. |
Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. III., S. 17 |
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III.
Darstellung der Verfahrungsweise bei Bereitung von Steinkohlen-Gas zur Beleuchtung von Straßen, Häusern und öffentlichen Gebäuden,
mit Aufrissen, Durchschnitt und Planzeichnungen der erprobtesten, gegenwärtig in London und in den ersten Provinzialstädten
von Großbritannien bei den Gaswerken gebrauchten, Apparat-Arten, mit vergleichenden Ueberschlägen, über die wohlfeilste Methode
dieser Lichtbereitung.
Von Friedrich Accum, Chemiker in London. 1819Annals of Philosophy
etc. by Thomas Thomson, April, 1820. No. LXXXVIII. – Von
diesem interessanten Werke des Herrn Accum haben wir bereits im vorigen Hefte dieses Journals Seite 410 und
f. eine kurze Inhalts-Anzeige mitgetheilt. Durch die hier
folgende, umfassendere Wuͤrdigung desselben, welche zugleich mit dem
Prozesse und dem verbesserten Apparat zur Gasbereitung bekannt macht, hoffen wir
unsern Lesern einen Dienst zu erweisen. Dingler..
Accum über Gasbeleuchtung von Straßen, Häusern etc.
Dieses Werk hat den Zweck, eine fruͤhere Abhandlung des
naͤmlichen Verfassers uͤber den naͤmlichen Gegenstand durch
Mittheilung besonderer Detaile hinsichtlich der neuesten bei der
Kohlen-Gas-Bereitung eingefuͤhrten Verbesserungen, und durch
eine vollstaͤndige Darstellung aller auf diesen fuͤr das Publikum
interessanten Gegenstand moͤglichen Beziehungen, entbehrlich zu machen. Herr
Accum hat bei Errichtung von Gas-Werken bedeutende Erfahrungen gesammelt, und
durch die zu London und in andern Staͤdten angelegten Etablissements zur
Gaserzeugung selbst seine Kenntnisse hievon vervollstaͤndiget. Auf solche Art
wurde derselbe auch in den Stand gesezt, in dem gegenwaͤrtigen Werke wichtige
Aufschluͤsse zu geben. Ich kann wirklich nichts zweckmaͤßigeres
thun als dieses allen denjenigen zu empfehlen, welche hiebei Interesse haben. Die
Muͤhe des Durchlesens wird sich reichlich vergelten.
Er hat das Werk in 16 Abschnitte getheilt. Der Erste sucht zu entwickeln, welche
Vortheile diese neue Lichtbereitungsart gewaͤhre. Es mag seyn, daß
dieser Theil nicht der uninteressanteste ist; da er jedoch keine neuen
wissenschaftlichen Belehrungen giebt, so will ich uͤber denselben
hinweggehen.
Der zweite Abschnitt, nur aus wenigen Blaͤttern bestehend, ist geeignet, dem
Leser einen Begriff von der Bereitung des Steinkohlen-Gases mitzutheilen.
Dieses Gas wird gewoͤhnlich als Kohlenwasserstofgas angesehen. Nach meiner Meinung enthaͤlt er
allerdings immer einen Theil solchen Gases; doch habe ich selbst nie ein Kohlengas
gefunden, welches aus reinem Kohlenwasserstof bestanden haͤtte. Immer stellte
sich bei den von mir gemachten Beobachtungen eine Mischung von Kohlenwasserstoff Kohlenoxyd, und
Wasserstofgas, und zwar in einem der Natur der Kohle und des Prozesses angemessenen
Verhaͤltnisse, dar. Wendet man zur Gewinnung desselben gleich
anfaͤnglich eine starke Waͤrme an und laͤßt solche bis
zur Gluͤhhize steigen, dann ist die Proportion des Kohlenwasserstofgases
uͤberwiegend; bei einem geringen Waͤrmegrad hingegen das
Verhaͤltniß des reinen Wasserstofes. Oel erzeugendes- und
geschwefeltes Wasserstofgas sind wahrscheinlich ebenfalls, obgleich in geringer und
veraͤnderlicher Quantitaͤt, vorhanden. Noch ist ein anderer Umstand
mit diesem Gase verbunden, welcher bisher nicht beachtet wurde, und der doch einigen
Einfluß auf das von demselben ausgehende Licht, haben muß. Das
Steinkohlengas hat den naͤmlichen Geruch wie das Oel oder die Naphtha,
welchen die Kohle beim Destilliren von sich giebt; daher ohne Zweifel eine gewisse
Portion dieser Steinkohlen-Naphtha im dunstfoͤrmigen Zustande
gegenwaͤrtig ist. Bringt man diese Steinkohlen-Naphtha mit einer
Quantitaͤt gewoͤhnlicher Luft, oder auch mit jedem andern Gase, in
Beruͤhrung, so vermischt sich ein Theil davon mit dem Gase im
dunstfoͤrmigen Zustande, und theilt ihm seinen eigenthuͤmlichen Geruch
mit. Das mit diesem Naphthadunst vermischte Gas ist nicht leicht zu reinigen; mag
man es mit Wasser schuͤtteln oder durch dasselbe stroͤmen lassen, der
Naphtha-Geruch verliert sich nicht. Die Quantitaͤt dieses
Steinkohlen-Naphtha-Dunstes im Kohlen-Gase haͤngt von
der Temperatur der Naphtha und der des Gases, wenn die Beruͤhrung erfolgt,
ab. Bei einer Temperatur von 55° wird das Volumen der Luft um 3 Prozent
vermehrt, wenn Naphtha damit in Beruͤhrung gesezt wird. Ich finde, daß
die spezifische Schwere der dunstfoͤrmigen Naphtha 2 · 26 ist,
waͤhrend sich jene der gewoͤhnlichen Luft 1 · 00 zeigt. Hieraus
laͤßt sich leicht die gewoͤhnlich mit Kohlengas vermischte
Naphtha-Quantitaͤt bestimmen. Ein Volumen von dunstfoͤrmiger Naphtha
fordert zur vollkommnen Verbrennung eher mehr als 2 · 4, doch nicht ganz 2
· 5 Volumen Sauerstofgas.
Da Kohlenwasserstofgas, Kohlenoxyd, Wasserstof, und Oel erzeugende Gase durchaus
keinen Geruch haben, dagegen Steinkohlengas stets einen starken Naphthageruch
aͤußert, von welchem es nicht getrennt werden kann, oder wenigstens
noch nie getrennt worden ist, so ist, wie ich glaube, die Anwesenheit von
dunstfoͤrmiger Naphtha keinem Zweifel unterworfen. Im dritten Theile liefert
der Verfasser eine Klassifikation von Steinkohlen, insoferne naͤmlich die
Erzeugung des Kohlengases hiedurch beruͤhrt werden kann. Es bedarf wohl
keiner besondern Bemerkung, daß diese Einteilung sehr unvollstaͤndig
ist, und daß bei dem Mangel einer erschoͤpfenden Bezeichnung der
Verschiedenheiten, deren er erwaͤhnt, diese an sich unvollstaͤndige
Eintheilung wenig oder gar nichts nuͤzen koͤnne. Um den Leser in den
Stand zu sezen, sich eine richtige Vorstellung von der Zusammensezung zu machen,
beziehe ich mich auf meine Schriftuͤber die bei Glasgow gefundene Kohle,
welche in den Annals of PhilosophyXIV. 81. eingeruͤckt worden ist. Herr Accum theilt die Kohlen in
drei Klassen:
I. in solche Kohlen, welche viel Erdharz enthalten. Folgende Uebersicht kann das von
den zu dieser Klasse gehoͤrigen Kohlen erreichbare Gas-Maximum
deutlich machen.
Ein ChaldronChaldron ist in England ein trocknes Maaß fuͤr Kohlen,
welches 36 Schaͤffel gehaͤuft enthaͤlt. Anm. d. Uebers. Kohlen giebt
Kubikfuß-Gas
gute schottlaͤndischeCanal-coal bezeichnet eine
vorzuͤgliche Kohlengattung.Anm.
d. Uebers. Kohlen
19,890
Lancashire Wiggan-Kohle
19,608
gute Yorkschier-Kohle (Wakefield)
19,360
Staffordshire KohleDiese fordert eine viel hoͤhere Temperatur als zur
Dekomponirung der Newcastle-Kohle nothwendig ist. A. d. Uebers.
18,860
erste Art
9,743
zweite Art
10,223
dritte Art
10,866
vierte Art
9,796
Gloucestershire KohleDie meisten Arten geben eine poroͤse und leicht zerreibliche
Kohle.
erste Art (Dean Wald, High Delph)
16,584
zweite Art (Low Delph)
12,852
dritte Art (Mittel Delph)
12,096
Newcastle-Kohle,
erste Art (Hartley)
16,120
zweite Art (Cowper's High Main)
15,876
dritte Art (Tanfield Moor)
16,920
vierte Art (Pontops)
15,112
II. Die zweite Klasse umfaßt jene Kohlen, welche nicht so viel Erdharz, und
mehr Holzkohle haben, als die vorige. Nachstehende Tabelle giebt das von den dahin
gehoͤrigen Kohlen zu erlangende Gas-Maximum.
Ein Chaldron von Kohlen giebt
Kubikfuß-Gas
Newcastle-Kohle,
erste Art (Russels Walls End)
16,876
zweite Art (Bewick u. Craisters Wall's End)
16,897
dritte Art (Heaten Main)
15,876
vierte Art (Killingsworth Main)
15,312
fuͤnfte Art (Benton Main)
14,312
sechste Art (Browns Wall's End)
13,600
siebente Art (Mannor Main)
12,543
achte Art (Bleyth)
12,096
neunte Art (Burdou Main)
13,603
zehnte Art (Wears Wall's End)
14,112
eilfte Art (Eden Main)
9,600
zwoͤlfte Art (Primrose Main)
8,343
III. Die dritte Klasse begreift jene Kohlen, welche beim Destilliren wenig oder kein
Erdharz geben. Folgendes zeigt das von dieser Kohlenklasse erreichbare
Gas-Maximum.
Ein Chaldron Kohlen giebt
Kubikfuß Gas,
erste Art, von Tramsaren bei Kidwelly
2,116
zweite Art, ebendaher
1,656
dritte Art, von Blenew bei Blandillo
1,416
vierte Art, von Rhos bei Ponty Barren
1,272
fuͤnfte Art, vom Thale Gwendrath
1,292
sechste Art, ebendaher
1,486
In der IV. Abtheilung beschreibt der Verfasser die bei der Gasbereitung gebrauchten
Retorten. Sie sind von Gußeisen; die cylindrische Form wurde zulezt
vorgezogen. Ihre Laͤnge betraͤgt 6 1/2 Fuß, der Durchmesser
einen Fuß. Fuͤnf solche Retorten stehen in einer Art von Ofen und
koͤnnen mittelst dreier darunter angebrachter Feuer erwaͤrmt werden;
die Feuer sind so gerichtet, daß die Flamme gleichfoͤrmig um die
Retorten spielt. Die Vorrichtungen zur Ableitung des Gases, und zur Scheidung des
Theers, und des Ammonium betreffend, muß ich auf das Werk selbst verweisen.
– Das zur Feuerung erforderliche Kohlenquantum, um 100 Pf. Kohlen zu
dekomponiren, wechselt zwischen 20 bis 25 Pf. Das groͤßte Gasquantum
entwickelt sich am Anfange, waͤhrend des Verfahrens vermindert sich dasselbe
immer mehr.
Die V. Abtheilung lehrt in Folge einer Reihe oft wiederholter Versuche, daß es
oͤkonomischer ist, die Hize bei den Retorten acht Stunden fortdauern, als sie
nach sechs Stunden aufhoͤren zu lassen.
In der VII. Abtheilung macht der Verfasser darauf aufmerksam, daß es in London
besser sey, die Kohle durch eine starke Gluͤhhize, wenn auch die Retorten
dabei mehr leiden, zu dekomponiren, als einen mindern Waͤrmegrad anzuwenden,
bei welchem die Retorten laͤnger sich erhalten, aber weniger Gas erzeugt
wird. Die Retorten muͤßen aus hellgrauem Gußeisen bestehen, und
zwar nicht von einem der weichsten Art, welches der fortgesezten Hize nicht
Widerstand zu leisten vermag; auch muͤßen sie, so lange sie es
aushalten, in Gluͤhhize bleiben; denn wenn man sie abkuͤhlen
laͤßt, so sind sie der Gefahr einer schnellern Zerstoͤrung
ausgesezt. In London kann man 1000 Kubikfuß Gas fuͤr sieben Schill.
liefern. Vorzuͤgliche Kohlen geben, wie es scheint, dach Gas bei einer
mindern Temperatur, als andere, und sind daher auch zur Kohlen-Gasbereitung
vorzuͤglich geeignet.
Ein bei der Kohlengas-Maschinerie besonders wichtige Theil ist die sogenannte
horizontale Dreh-Retorte, welche Hr. Clegg
erfunden, und nach und nach zu einer hoͤhern Vollkommenheit
ausgefuͤhrt hat. Unser Verfasser hat die siebente Abtheilung seines Werkes
zur Beschreibung dieses Apparates benuzt. Es wird am besten seyn, dieselbe mit
einigen Abkuͤrzungen hier mitzutheilen.
Horizontale Dreh-Retorten, welche unlaͤngst
bei der Kohlengas-Bereitung in Anwendung kamen.
Die mannigfaltigen Nachtheile in Hinsicht des Zweckes, Kohlen in Massen von
fuͤnf zu zehen Zollen Dicke zu dekomponiren, hatten zur Folge, daß man
bei der Kohlengas-Bereitung an ein Prinzip kam, welches dann von der Anwendung
voͤllig bestaͤttiget wurde, naͤmlich, daß das
Dekomponiren der Kohle in duͤnnen Schichten von zwei bis vier Zoll Dicke, das
Mittel ist, um von einer gegebenen Quantitaͤt Kohlen, die moͤglichst
groͤßte Quantitaͤt Gas mit den geringsten Kosten zu gewinnen.
Herr Clegg war der Erste, der die Vortheile eines solchen Verfahrens
oͤffentlich bekannt machte, und ihm verdanken wir die Konstruktion einer
Apparates, dessen Sinnigkeit und Vortrefflichkeit unter der Benennung
»horizontale Dreh-Retorte« den vollsten Anspruch auf
das Verdienst und Lob einer wahrhaft zweckmaͤßigen und
nuͤzlichen Erfindung hat.
Die vielen und großen Vortheile dieses Destillir-Apparates, die
aͤusserst schnelle und verbreitete Einfuͤhrung desselbenSolche Retorten sind juͤngst bei den Gaswerken zu Bristol, Birmingham,
Chester, Kiddermuͤnster, und bei manchen aͤhnlichen
Provinzial-Etablissements angenommen worden., und die beinahe schon entschiedene Aussicht, dadurch alle fruͤhern
Methoden des Kohlendekomponirens ganz entbehren zu koͤnnen, werden von selbst
die Zweckmaͤßigkeit rechtfertigen, wenn dem Leser eine
moͤglichst vollstaͤndige Darstellung der Konstruktion und Operation
dieser Retorte, so wie der Anwendungsart ertheilt wird; dieß ist auch um so
mehr noͤthig, weil dieser Apparat bedeutende Verbesserungen seit der ersten
Annahme erhalten hatEine Beschreibung der urspruͤnglichen Konstruktion findet sich im
Repository of arts No. CLXXVI. 1816. p. 1. und im Journal of science, vol.
11., p. 133., von denen bisher dem Publikum keine Nachricht zugekommen ist. Folgendes
wird dem Leser befriedigenden Aufschluß uͤber die Konstruktion der
Retorte geben.
Beschreibung der Horizontal-Dreh-Retorte in
der koͤniglichen MuͤnzeDie vor Kurzem erst zu Birmingham, Chester, Bristol etc. bei den dortigen
Gaswerken angebrachten Retorten sind gleicher Art..
Die Horizontal-Dreh-Retorten in der koͤnigl. Muͤnze
stellen hohle Zylinder vor, welche acht Fuß sechs Zoll im Durchmesser halten,
fuͤnfzehn Zoll hoch und an der Spize etwas gewoͤlbt sind. Sie sind von
halbzoͤlligen getriebenen Eisen-Platten zusammen genietet, wie ein
Dampfmaschinen-Kessel.
A. A. A.Fig. 1. Tab.
XI. giebt den vertikalen Durchschnitt einer solchen Dreh-Retorte.
Fig. 2 ist die
Retorte im Backstein-Gemaͤure, a in Fig. 2 zeigt
die Muͤndung der Retorte, durch welche die Kohlen eingebracht werden, und wo
die ausgebrannte Kohle zuruͤckgenommen wird. Perspektivisch ist die
Darstellung B. B. B.
Fig. 6. Die
Muͤndung schließt ein Deckel von
Gußeisen, der durch Anreiben luftdicht angepaßt wird. Der
Schluß ist an den obern und untern Enden mit einer Vorrichtung und einem
Instrumente, B. B.
Fig. 2
verbunden, mittelst deren man denselben leicht unter die Muͤndung der Retorte
schieben kann, wenn man die Kohlen dahin bringen oder die ausgebrannten Kohlen
wegschaffen will. An den obern Enden der Vorrichtung B.
Fig. 2 ist ein
Hebel, mit einem Gegengewichte c befestiget, um den
Schluß im Gleichgewichte zu halten, und das Oeffnen und Schließen
leicht und bequem bewirken zu koͤnnen.
Das Mundstuͤck und sein Schluß hat drei Fuß Laͤnge, und
neun Zoll Weite; es ragt neun Zoll uͤber das Ziegelgemaͤnre oder den
Ofen, in welchem die Retorte befestigst ist, heraus, wie man in der Fig. 2 bei a sehen kann.
Der Feuerheerd, welcher sich auf der entgegengesezten Seite der
Retorten-Muͤndung befindet, erwaͤrmt nur ein Drittheil des
ganzen Raumes der Retorte bis zu dem Grade, welcher zur vollstaͤndigen und
schnellen Dekomponirung der Kohle erforderlich ist, waͤhrend die
uͤbrigen von diesem Punkte entfernten Theile, wohin die Feuerstroͤmung
nicht reicht, eine geringere Temperatur behalten.
Diese Feuerleitungen werden ungefaͤhr um ein Drittheil der Grundflaͤche
des Retorten-Bodens gerichtet, und ziehen sich, wenn sie uͤber ein
Drittheil der Grundflaͤche der Hoͤhe der Retorte gereicht haben, in
den Kamin. Fig.
5AA zeigt den Feuerheerd und die
Fortleitung der Hize an. Die Retorte selbst wird gegen die starke Einwirkung des
Feuers, wodurch dieselbe in Baͤlde zerstoͤret wuͤrde, durch
feuerfeste Ziegelsteine geschuͤzt; dessen ungeachtet wirkt das Feuer schnell
und ganz dahin, und die Retorte behaͤlt die Temperatur lange nach einmaliger
Erwaͤrmung. Fig. 2 stellt eine der in dem Ofen befestigten Retorte dar. Eine
perspektivische Darstellung von drei Retorten giebt Fig. 6.
Durch die Mitte der Retorte gehet ein Schaft von Eisen senkrecht hindurch, wie in dem
Durchschnitt der Retorte Fig. 1 und auch Fig. 2 zu sehen
ist. Das untere Ende dieses Schaftes rollt sich in einer schalenfoͤrmigen
Hoͤhlung auf dem Boden der Retorte, waͤhrend die obere
Extremitaͤt durch das Gewoͤlb der Retorte reicht, wo leztere luftdicht
gemacht ist mittelst einer Roͤhre, E. Fig. 1 u. 2, welche an der Spize
geschlossen ist, und den Schaft umgiebt; weßwegen sich dieser Schaft auch
immer in der Mitte erhaͤlt. An das untere Ende des Schaftes ist eine
Buͤchse angefuͤgt oder ein Mittelstuͤck (technisch ein
Rosenmittel) F. Fig. 1. Dieß zeigt
sich in der perpendikulaͤren Sektion der Retorte Fig. 2. Von diesem Schafte
gehen wie Raͤder zwoͤlf Aerme von getriebenem Eisen aus, G. G.
Fig. 1
In den horizontalen Dreh-Retorten bei den Gaswerken zu Chester,
Birmingham und Bristol, welche 12 Fuß 6 Zoll im Diameter haben, sind
15 Arme. Bei einigen Gaswerken bestehen sie aus Gußeisen., welche in den in der Buͤchse angebrachten Hoͤhlungen fest
stehen. Diese Aerme erheben sich drei Zoll uͤber den Boden der Retorte, und
verbreiten sich dicht im ganzen innern Umkreise. Sie sind keilfoͤrmig, und
ihr groͤßter Durchmesser findet sich bei den rechten Winkeln der Basis
der Retorte, so, daß das Gewicht der Aerme auf der Achse ruhet. Sie werden
von zwei konzentrischen Ringen durchschnitten, wie Fig. 3 wahrnehmen
laͤßt, wo der Plan der Retorte sammt den eisernen Aermen GG und den konzentrischen Ringen sichtbar ist. Das
Centrum der Fig.
3 zeigt auch den Plan des Rosen-Centrums, F
Fig. 1, in
welches die Aerme eingelassen sind.
Zwischen den Aermen befinden sich 12 seichte Mulden, oder Behaͤltnisse, welche
bestimmt sind, die Kohlen, von welchen man Gas gewinnen will, aufzunehmen. Sie haben
die Form eines Zirkel-Segments; daher die ganze Reihe derselben eine seichte
zirkelfoͤrmige Mulde bildet, welche sich, sobald der Schaft in Bewegung
gesezt wird, innerhalb der Retorte umher drehen muß. Fig. 4 zeigt eine von den
seichten Mulden oder Kohlen-Behaͤltnissen im Perspektiv.
Es ist begreiflich, daß durch die Bewegung des Schaftes eine Anzahl dieser
Mulden oder Kohlen-Behaͤltnisse schnell vom kaͤltesten zu den
waͤrmsten, und vom waͤrmsten zu dem kaͤltesten Theile der
Retorte gebracht werden koͤnne.
HFig. 2 und a
Fig. 1 ist ein
perpendikulaͤres Rohr an dem Rande der Retorte befindlich, hinter dem
Mundstuͤcke geschlossen, folglich im kaͤltesten Theile der Retorte. Es
dient, die von der Verkohlung entwickelte destillirte Produkte wegzuschaffen, und
veranlaßt einen Theil des dunstfoͤrmigen Theers, welcher sich daselbst
verdichtet, wieder auf die in der Retorte befindliche Kohle zuruͤck zu
traͤufeln, um in Gas umgewandelt zu werden, wenn die Kohle, auf die es
faͤllt, die Lage uͤber dem Feuer Plaze erhaͤlt.
Dieses Rohr ist am obern Ende mit einem hydraulischen
Ventili
Fig. 2
versehen. Es bestehet dasselbe lediglich aus einer umgekehrten Schale, welche
uͤber der obern offenen Ertremitaͤt des perpendikulaͤren Rohres
H angebracht ist, und in eine Schale
einfaͤllt, die von einem Theile des weiteren Rohres H, wo sich das Theer befindet, gebildet wird. – Die kleinere oder
innere Schale, X ist in der Zeichnung außerhalb
der in der aͤußern Schale I enthaltenen
Fluͤssigkeit dargestellt, um eine Oeffnung, Y, in
der kleinem oder innern Schale bemerkbar zu machen, deren Nuzen weiterhin besonders
wird angegeben werden. Die umgekehrte Schale X ist mit
einer Kette versehen, von welcher das eine Ende an der obern Ertremitaͤt der
Schale festsizt, das andere aber uͤber ein kleines Rad laͤuft, und
durch das Innere des Baues hinuntergehet, wie die Zeichnung weiset.
KFig. 2 ist ein
Seitenrohr, welches von dem perpendikulaͤren Rohr H seitwaͤrts hervorgehet; es hat Gemeinschaft mit dem hydraulischen
Kasten L, N ist ein Rohr,
welches von diesem herausgehet, und die Gasen und fluͤßigen Produkte
an ihren Bestimmnngsplaz zu fuͤhren hat.
MFig. 2, oder
Fig. 6 ist
eine eiserne Tafel, welche mit dem Boden der Retorten-Muͤndung gleich
stehet. Sie kann einige Kohlen-Mulden halten, welche mit Kohlen so
gefuͤllt sind, daß diese sogleich in die Retorte gebracht werden
koͤnnen.
Der Feuerheerd, die Leitungen des Ofens, worin die Retorte ist, laͤßt
das blose Ansehen der Fig. 2 erkennen. Der Aufriß der Retorte zeigt sich Fig. 6, wo drei
Horizontal-Retorten dargestellt sind; bei zweien derselben ist der Schluß des
Mundstuͤckes herunter gelassen, die dritte hat denselben an seinem Plaze oder
sie ist zu. Der Zirkelring an der Hoͤhe jeder Retorte (s. die Zeichnung),
welcher auf eisernen Tragbalken ruhet, und dessen Extremitaͤten in die
Endgemaͤuer des Ofens eingelassen sind, soll das Innere der Retorte
stuͤzen, mittelst Riegel, welche von der innern Seite der Deckung
hervorragen. Dieß sieht man Fig. 2. – Am
gebogenen Theile des perpendikulaͤren Rohres H
Fig. 2
erscheint ein Deckel, welcher die in dieses Rohr gehende Oefnung schließt,
durch welche mit einem eisernen Instrument das untere Ende des Rohres, H, von Zeit zu Zeit untersucht werden kann, um es gegen
Inkrustirung mit dekomponirten Theer oder kohlenartigen Stoffe, die sich in diesem
Theile des Rohres anhaͤufen koͤnnen, zu sichern. Der obere Theil des
Rohres H oberhalb des Deckels an der gebogenen Stelle,
erfordert keine Beschreibung.
bFig. 1 und b
Fig. 3 ist das
Seitenstuͤck der Retorte; c
Fig. 1
Seitenstuͤck des Mundstuͤckes; d der
Einschnitt oder Keil, welcher das Mundstuͤck festzieht, e eine Querstange, welcher gegenuͤber der
Einschnitt d geht, um das Mundstuͤck luftdicht zu
machen; f einer der Aerme, welche die Queerstange e stuͤzet; dieß findet sich auch so bei
e in der Darstellung der Retorte Fig. 3; in dieser Figur
ist b die Seite der Retorte, und c die Muͤndung.
Diese wenigen Details werden hinreichend seyn, um den Leser in den Stand zu sezen,
sich von dem Bau der Retorte einen richtigen Begriff zu machen. Die Art, wie die
Retorte wirkt, ist folgende:
Wirkung und Behandlung der
Horizontal-Dreh-Retorte.
Wenn die Retorte gehoͤrig erwaͤrmt ist, um die
Kohlen-Dekomponirung zu bewirken, dann wird der Schluß herabgelassen,
und man bringt die
Kohlen-Behaͤltnisse mit kleinen Kohlen gefuͤllt von der Tafel
M
Fig. 2 in die
Retorte, und zwar nacheinander, so, daß jedes Behaͤltniß fest
auf den konzentrischen Ringen zwischen den Retorten-Aermen bleibt; hierauf
wird der Schluß wieder an seinen Plaz gesezt, und durch Keile luftdicht
gemacht.
Ist auf diese Weise der ganze Zirkel, Fig. 3, mit den
Kohlen-Behaͤltnissen gefuͤllt (die Kohlen selbst
muͤßen in diesen in Schichten von zwei bis drei Zoll dick, auf
einander gelegt seyn), so kommen von allen zwoͤlf Abtheilungen nur vier
uͤber dem Feuerheerde gerade zu stehen, waͤhrend die uͤbrigen
acht rechte und linke gegen den Schluß der Retorte zu sich befinden. Die
Kohlen in erstem Behaͤltnissen empfinden die ganze Einwirkung der
Waͤrme (man vergleiche die Darstellung der Feuerleitung der Retorte Fig. 5)
waͤhrend die uͤbrigen acht, auf welche sich das Feuer nicht ausdehnt,
minder erwaͤrmt werden. Die Kohle in den erstem vier Behaͤltnissen,
die im waͤrmsten Theile der Retorte sind, wird ausserordentlich schnell
dekomponirt, indessen die Kohle in den uͤbrigen stufenweise erhizt und also
der Feuchtigkeit beraubt wird, was erfolgt, ehe sie den hoͤchsten Hizegrad
erleidet. Das Behaͤltniß, welches unter dem verdichtenden Rohre H
Fig. 2 nahe
bei der Mitte des Schlusses ist, empfaͤngt das verdichtete von dem Rohr H niedertraͤufelnde Theer.
Ist die Kohle halb in den vier Behaͤltnissen oberhalb des Feuerplazes ganz
dekomponirt, was in zwei Stunden geschiehet: wenn 32 1/2 Pf. Kohlen in jedem
Behaͤltnisse sind, so wendet ein Arbeiter den Schaft E
Fig. 2 um ein
Drittel der Zirkels-Cirkumferenz, indem er gegen denselben mittelst eines
eisernen Hackens den naͤchsten Eisenarm, dem Schlusse gegenuͤber,
stoßt, dadurch kommen die Behaͤltnisse, welche beim Beginn der
Operation uͤber dem Feuerplaze waren, gegen den kaͤltesten Theil der
Retorte, naͤmlich gegenuͤber dem Schlusse, welcher dem Feuerplaze entgegengesezt ist, und
eine zweite Reihe oder die vier naͤchsten Behaͤltnisse stellen sich
dadurch in den waͤrmsten Theil der Retorte oder uͤber den
Feuerungsheerd, von welchem jene entfernt worden sind.
Nachdem die Kohlen der zweiten Reihe zwei Stunden lang in dem erwaͤrmtesten
Theile der Retorte gewesen sind, ist auch diese Dekomposition vollendet; der
Arbeiter wendet den Schaft wieder um ein Drittheil des Zirkels, und so tritt denn
die dritte Reihe an den Plaz, waͤhrend die erste Reihe ganz der
Eingangsoͤffnung gegenuͤber zu stehen kommt, wo man sie herausnimmt
und gegen eine besondere Reihe von Behaͤltnissen, die schon mit Kohle
gefuͤllt, und zu diesem Zwecke auf der eisernen Tafel vorhanden sind,
auswechselt. So gehet das Verfahren fort. Ein Drittheil der ganzen in der Retorte
befindlichen Kohlenladung ist immer im Dekomponiren begriffen; ein zweites Drittheil
wird allmaͤhlich erwaͤrmt, und von der Feuchtigkeit befreiet, ehe man
dasselbe der zur Dekomponirung erforderlichen Hize aussezt, das lezte Drittheil
aber, welches im kaͤltesten Theile der Retorte ist, empfaͤngt die bei
der Dekomponirung weggehende und durch das Perpendikularrohr hinabtraͤufelnde
Portion Theer, um dann dekomponirt zu werden, wenn die Kohle, worauf dieses
faͤllt, uͤber den Feuerplaz zu stehen kommt. Es betraͤgt daher
die Quantitaͤt Theer von einem Chaldron Newkastler Kohlen selten mehr als 60
oder 70 Pf., waͤhrend dieselbe Quantitaͤt Kohlen bei der Dekomponirung
mittelst cylindrischen oder paralellopipendaler Retorten nie weniger als 150 bis 180
Pf. giebt. Eine horizontale Dreh-Retorte von 12 Fuß, 6 Zoll im
Durchmesser und 15 Zoll Hoͤhe gewaͤhrt bei ganz gewoͤhnlichem
Verfahren jedesmal innerhalb 24 Stunden 15000 Kubikfuß Gas, wenn fuͤnf
Mulden oder Behaͤltnisse der Retorte mit drei Schaͤffel Newcastler
Kohle gefuͤllt werden. Das Gewicht der Retorte ist drei Tonnen; ihr Inhaltsraum 150
Kubikfuß.
Das erwaͤhnte hydraulische Ventil dient eigentlich dazu, damit das Equilibrum
zwischen dem Gas in der Retorte und der aͤußern
atmosphaͤrischen Luft vor der Oeffnung des Schlusses der
Retortenmuͤndung hergestellt werde. Um dieß zu bewirken, hebt der
Arbeiter die Schale X mittelst der Kette, so daß
die kleine Hoͤhlung Y in der Schale X aus dem Theer in die Schale I kommt; er schließt dieß jedoch wieder, wenn die Retorte
gehoͤrig gefuͤllt ist. Diese Operation fordert zwei Minuten. Wir haben
schon angefuͤhrt, daß der Retorten-Schluß luftdicht
zugerieben ist; daher es auch keines Verschmierens oder Zukuͤttens
bedarf.
Vortheile der Methode, Kohlengas mittelst einer
horizontalen Dreh-Retorte zu bereiten.
Die Vortheile, welche die Bereitung des Kohlengases mittelst einer horizontalen
Dreh-Retorte gewaͤhrt, bestehen theils in Ersparung an
Brennmaterial-Feuerung, Zeit, Arbeit und Maschinerie, theils im
groͤßern Gewinn an Gas und in vermehrter Quantitaͤt der
ausgegluͤhten Steinkohle.
Ersparung bei der Feuerung. Die Kohlenmasse, welche
dekomponirt werden soll, ist von dem Umfange, welchen der alte Gebrauch
cylindrischer Retorten erfordert hatte, auf die nuͤzlichste
Beschraͤnkung zuruͤckgebracht; denn es muß nicht die
aͤußere Kruste der Brennkohle vier Stunden hindurch zwecklos in
Gluͤhhize erhalten werden, waͤhrend die Dekomponirung des innern
Kohlenstoffes anfaͤngt, und es wird die ausgebrannte Kohle selbst nach der
Bildung sogleich von der eigentlichen Quelle der Hize entfernt, und nach der
Kuͤhlung zur Erwaͤrmung gebraucht, eines frischen Vorrathes von
Kohlen, die zunaͤchst dekomponirt werden, angewendet, anstatt im Zustande der
Gluͤhhize in die freie Luft gebracht zu werden, wie bei der fruͤhern
Methode geschehen muß. – Die ganze Feuerung wird auf diese Weise
nuͤzlich verwendet, und mit Ersparung an den zur Feuerung gebrauchten Kohlen
vollkommen alles das gewonnen, was bei der Anwendung cylindrischer oder anderer
vorhin beschriebener Retorten verloren gehet. Ein Chaldron Kohle wird daher bei
Gas-Etablissements mit horizontalen Dreh-Retorten mit 20 pr. Ct.
Feuerung dekomponirt, in einigen Etablissements soll ein gewandter Heizer sogar mit
15 pr. Ct. die Retorten bearbeiten.
Ersparung an Zeit. Diese Ersparniß gilt nicht
bloß von der schnellern Dekomposition der Kohle und von dem Zeitgewinn beim
Erwaͤrmen, welches sonst laͤnger, als der Zweck nothwendig machte,
unterhalten werden mußte; es ist dahin auch zu rechnen, was durch die
Ringbewegung, welcher die Kohle unterliegt, erreicht wird, daß nemlich, wie
erwaͤhnt worden, die Notwendigkeit, die ausgebrannte Kohle im
Gluͤhzustande aus der Retorte zu entfernen, nicht mehr statt findet.
Wird diese Kohle in der Gluͤhhize von den
cylindrischen parallelopidalfoͤrmigen halbcylindrischen, oder elipsoidalen
Retorten hinweggenommen, so bringt die Fuͤllung des
Destillirgefaͤßes mit frischen Kohlen ein solches ploͤzliches
Fallen der Temperatur hervor, daß unvermeidlich drei bis vier Stunden
vergehen, ehe die Retorte wieder in volle Thaͤtigkeit kommen kann; diesem
Umstande schreiben auch die Arbeiter und vielleicht mit Recht die nicht selten
ploͤzlich erfolgende Verlezung zu, welche das von Gußeisen verfertigte
Destillirgefaͤß erleidet.
Ein anderer auffallender Vortheil dieser neuen Methode, Kohlen zu dekomponiren, ist
dieser, daß ausser der Ersparniß an Zeit, welche sonst verloren gehet,
um ohne Zweck die Temperatur zu unterhalten, dieser Dreh-Apparat dem
Verluste, welcher durch
dieses drei- oder vierstuͤndige Abkuͤhlen des
Destillirgefaͤßes entstehet, sogar zuvorkommt. Denn da jede Reihe der
Mulden- oder Kohlen-Behaͤltnisse bei der horizontalen
Dreh-Retorte die ausgebrannten Steinkohlen noch in dem Glutzustande
enthaͤlt, und diese innerhalb der Retorte abkuͤhlen koͤnnen,
bevor sie ausgebrannt herausgenommen werden, und da dieselben noch mit einem
frischen Kohlenvorrath in Beruͤhrung kommen, so bleibt auch die Temperatur
der Retorte vom Anfange bis zu Ende gleichfoͤrmig.
Ersparniß an Arbeit. In Folge
vergroͤßern Leichtigkeit, mit welcher diese Methode, Kohlen in
duͤnnen Schichten zu dekomponiren und die ausgebrannten Kohlen erst im ganz
festen Zustande wieder hinwegzubringen, angewendet wird, ist auch die Ersparung an
Arbeit sehr groß. Das Fuͤllen und Entleeren der Retorte ist in zwei
Minuten geschehen. Es wird ein Chaldron Kohlen mittelst dreier horizontalen
Dreh-Retorten, deren jede 12 Fuß 6 Zoll im Diameter hat, und durch
zwei Maͤnner bedient wird, innerhalb acht Stunden dekomponirt, und man
erhaͤlt 15,000 bis 18,000 Kubikfuß Gas, waͤhrend man in eben so
viel Zeit und bei eben so viel Arbeitern von einer gleichen Quantitaͤt Kohlen
mittelst 20 cylindrischen Retorten nur 10,000 Kubikfuß Gas gewinnen kann.
Ersparniß Hinsichtlich der Maschinerie. Vergleicht
man die Kosten der Anschaffung horizontaler Dreh-Retorten und die durch das
Abnuzen und Verderben derselben entstehenden Ausgaben mit dem Aufwande, den eine
Reihe cylindrischer, parallelopipedalfoͤrmiger oder elipsorischer oder
halbcylindrischer Retorten erfordert, welche eben das leisten, das heißt,
eine gleiche Quantitaͤt Gas in einer gegebenen Zeit erzeugen, so zeigt sich
eine nicht minder bedeutende Verschiedenheit zu Gunsten der
Horizontal-Retorten.
Wir haben schon angefuͤhrt, daß Retorten in Cylinder-,
Clips-, Parallelopipedal- oder Halbcylinder-Form, wenn sie
bestaͤndig in Thaͤtigkeit sind, und auf das vortheilhafteste
benuͤzt werden, nicht laͤnger als sechs Monate dauern
koͤnnen.
Da hingegen bei der Dreh-Retorte, ein Drittheil ihrer Deck- und
Boden-Platten der Einwirkung der Hize ausgesezt ist, so sind auch allein
diese dem Verderben unterworfen, und beduͤrfen der Wiederherstellung; die
uͤbrigen Theile erhalten sich Jahre lang in gutem Zustande. Werden die neuen
Deck- und Boden-Platten an den alten unbeschaͤdigten Theil fest
angenietet, so ist ohne allen zu besorgenden Nachtheil die Retorte wieder so
brauchbar, als wenn sie ganz neu waͤre.
Gewinn an Gasquantum. Es ist die natuͤrliche Folge
der Methode, die Kohlen-Dekomposition mittelst der horizontalen
Dreh-Retorte zu bewirken, daß man bedeutend mehr an Gas erlangt, da,
wie bekannt, Kohlen bei langsamem Dekomponiren ein groͤßeres Quantum
Theer und ammoniakalisches Liquidum, aber eine geringere Quantitaͤt Gas
geben, als wenn das Dekomponiren rasch vor sich gehet.
In jenem Falle erfolgt die Bildung der naͤchsten Produkte, welche die Kohle
geben kann, ganz rein; der harzige Kohlentheil wird unter guͤnstigen
Umstaͤnden entwickelt. Wenn dagegen die Kohle, nach vorgaͤngiger
Entziehung der Feuchtigkeit, ploͤzlich bei einer hohen Temperatur erhizt wird
und zwar gleichzeitig in allen Lagen und kleinen Portionen, so daß die
Dunst-Produkte, anstatt verdichtet zu werden, mit einer Substanz (welche bei
der bestehenden Voraussezung das Gewoͤlb der Retorte ist) in
Beruͤhrung kommen, die bestaͤndig eine hoͤhere Temperatur hat,
als diejenige, bei welcher Gold, Silber und Kupfer schmelzen (32° Wedgewood
oder 5237° Fahrenheit); dann findet ein ganz anderes und verschiedenes
Prinzip statt.
Die groͤßte Portion Theer, welches die Kohle geben kann, geraͤth
nicht mehr in Fluß, sondern wird in Kohlenwasserstoff und Oel erzeugendes Gas
dekomponirt. Der Theer-Theil, welcher dem Dekomponiren entgeht, wird in dem
perpendikulaͤren Rohre H
Fig. 2
verdichtet, und faͤllt in die Retorte zuruͤck, wo er gleichfalls
dekomponirt wird, wenn die Kohle, auf welche er faͤllt, in den
Dekomponirungs-Prozeß geraͤth. Daher ist auch die
Quantitaͤt Theer, welche man mittelst der horizontalen Dreh-Retorte
erhaͤlt, sehr gering; es uͤbersteigt, wenn man die Retorte auf das
vortheilhafteste behandelt, selten das vorerwaͤhnte
Verhaͤltniß. Diese Quantitaͤt vermindert sich noch ansehnlich,
wenn die Newcastle-Kohle, in Stuͤcke wie gespaltene Erbsen zerbrochen,
in einer nicht uͤber zwei Zoll dicken Schichte dekomponirt wird. Das
Theer-Quantum von einem Chaldron Kohlen betraͤgt dann etwa 30 Pf.,
waͤhrend zugleich die Qualitaͤt des Gas verbessert wird, weil
Kohlen-Theer ein Oel erzeugendes Gas liefert, welches die Kohle allein bei
der Destillirung mittelst cylindrischer oder anders geformter
Gußeisen-Retorten von gewoͤhnlicher Art, entweder gar nicht
oder nur in sehr geringer Menge hervorbringen kann. Eine Gallone Kohlen-Theer
giebt 15 Kubikfuß Oel erzeugendes Gas, welches die
Leuchtungsfaͤhigkeit des Kohlenwasserstoffes bedeutend verstaͤrkt. Aus
dem Gesagten wird klar werden, wie ein Chaldron Newcastler-Kohle, durch das
neue Verfahren dekomponirt, 15000 bis 18000 Kubikfuß Gas und noch mehr zu
liefern vermoͤge, indessen die naͤmliche Quantitaͤt Kohlen,
nach der alten Art dekomponirt, im Durchschnitte nicht mehr als 10,000
Kubikfuß Gas giebt.
Im erstgenannten Falle wird der groͤßere Theil des wesentlichen Oeles
und Theers, welches die Kohle geliefert haben wuͤrde, wie bereits bemerkt
worden, durch die Wirkung der großen Hize, welcher der dunstige Theer in der
horizontalen Dreh-Retorte ploͤzlich ausgesezt wird, dekomponirt; was nicht
geschieht, wenn die Kohle in den Retorten von alter Konstruktion dekomponirt
wird.
Gewinn an der Quantitaͤt der ausgegluͤhten
Kohle. Mit den cylinderfoͤrmigen oder
Gußeisenen-Retorten der alten Art bekommt man von einer gegebenen
Quantitaͤt Kohlen 25 pr. Cent, im Durchschnitt, etwas mehr noch von der
besten Newcastle- und Sunderland-Kohle. Berechnet man aber, was beim
Herausnehmen derselben aus der Gluͤhhize, wobei man Rechen und Hacken
gebrauchen muß, zerstoͤrt wird, so ergiebt sich von selbst, daß
eine bedeutende Portion in Staub und Luft zerfaͤllt; weswegen man selten auf
irgend ein verkaͤufliches Quantum ausgebrannter Kohle zaͤhlen
kann.
Bei der neuen Methode mittelst der horizontalen Dreh-Retorte die Verkohlung zu
bewirken, ist die Vermehrung an den gebrannten Kohlen 150 pr. Cent., so daß
ein Chaldron Newcastler-Kohle zwei und ein halb Chaldron gebrannter Kohle
giebt, was man im Durchschnitte als gewoͤhnliches Quantum annehmen kann. Wenn
aber die Retorte bei einer Temperatur behandelt wird, welche von einem Chaldron
Kohlen 18,000 Kubikfuß Gas hervorbringen kann, dann betraͤgt der
Zuwachs fuͤr die gebrannte Kohle 175 pr. Cent.; es duͤrfen jedoch
hiezu die Kohlenlagen in den Kohlen-Behaͤltnissen nicht uͤber
zwei Zoll dick seyn; so, daß das Volumen der gebrannten Kohlen in der
Proportion des produzirten Gases und der Schnelle und Erhoͤhung der
Temperatur, bei welcher die Kohlen-Dekomponirung bewirkt wird, steht.
Wird die gebrannte Kohle von dem Plaze weggenommen, wo sie durch bloßes
Umwenden der dieselbe enthaltenden Behaͤltnisse von oben nach unten, gebildet
wird, so tritt keine Zerstoͤrung ein. In Hinsicht der Qualitaͤt der
gebrannten Kohle ist zu
bemerken, daß, wenn die Kohle schnell in duͤnnen Lagen verkohlt wird
und ungehindert sich ausdehnen kann, was bei der horizontalen Dreh-Retorte
der Fall ist, dieselbe eine leichte und poroͤse Feuerungs-Kohle giebt,
waͤhrend in den uͤbrigen oben angefuͤhrten, anders geformten
Retorten die intensive Hize, welcher dieselbe so lange und
uͤberfluͤßig ausgesezt wird, sie verdichtet und steinhart
macht.
Die leztere Sorte solcher Brennkohle ist unstreitig fuͤr das Schmelzen und
jede Feuerarbeit vorzuziehen, da sie das Einwirken des Blasbalgs vollkommen
vertraͤgt. Dagegen ist die durch die neue Methode produzirte Kohle dieser Art
mehr zu den meisten haͤußlichen Arbeiten geeignet, weil sie schnell
zuͤndet, und ein angenehmes Feuer macht. Die Verbrennung der dichten Kohle,
jezt auch Cylinder-Kohle genannt, kann beim Gebrauche fuͤr
gewoͤhnliche Roste nur mittelst eines starken Luftzuges geschehen, und sie
leidet daher keine Anwendung fuͤr haͤusliche Zwecke, wo man kleines
Feuer bedarf, dagegen unterhaͤlt die Brennkohle, welche man durch die
horizontale Dreh-Retorte gewonnen hat, leicht die eigene Verbrennung, wenn
auch nur kleine Massen gewonnen werden; man kann sie ohne Bedenken auf dem
Feuerungsplaze des Huͤttenbewohners, wie des Fuͤrsten, gebrauchen,
weßwegen auch ihr Preiß auf dem Markte hoͤher ist.
Ich muß hier einer Bedenklichkeit erwaͤhnen; es ist die, daß das
durch diesen Apparat gewonnene Gas weniger Licht geben
moͤchte, als das auf dem gewoͤhnlichen Weg bereitete. Ich vermuthe
dieß wegen der Quantitaͤt des hiedurch dekomponirten Theers; auch
brannte bei allen von mir selbst angestellten Versuchen zur Dekomponirung des
Theeres, das gewonnene Gas sehr schlecht.
Die achte Abtheilung beschaͤftiget sich mit der Darstellung der zur Sonderung
des geschwefelten Wasserstoffgases von der Kohle ersonnenen Vorrichtungen. Diese
Sonderung wird naͤmlich bewirkt, wenn man das Gas durch ein Kalkwasser (Kalk-Milch)
leitet, es reichen ungefaͤhr zwei pr. Cent. Kalk im Verhaͤltnisse zu
dem produzirten Gase bei gehoͤriger Anwendung zur Reinigung hin. Die sehr
sinnreichen Vorrichtungen zur Sicherung der Gas-Reinigung betreffend,
muß ich den Leser auf das Buch selbst verweisen, da sie ohne die dazu
gehoͤrigen Kupfer nicht recht verstaͤndlich gemacht werden
koͤnnen.
Die neunte Abtheilung giebt eine Beschreibung der Behaͤltnisse fuͤr das
Gas, und zwar mit den vortreflichen Verbesserungen des Herrn Clegg dieses sehr
wesentlichen Theiles des Apparates. Der Regulator, die Sicherungs-Ventile und
die verschiedenen Modifikationen der Gas-Behaͤltnisse verdienen die
besondere Aufmerksamkeit eines Jeden, der einen Apparat zur Erzeugung eines
Beleuchtungsmittels durch Gas errichten will.
Die zehnte Abtheilung betrift den Gas-Messer, eine hoͤchst sinnreiche
Erfindung des Herrn Clegg, wodurch man die Quantitaͤt des gebildeten Gases
und die Quantitaͤt, welche an den Abnehmer abgegeben wird, ganz genau zu
bestimmen im Stande ist. Ich kann die hier behandelten Gegenstaͤnde blos
andeuten; denn es ist unmoͤglich, von der eigentlichen Beschaffenheit eines
jeden eine genaue Darstellung zu geben, ohne zugleich die Beschreibung desselben
nebst Abbildungen beizufuͤgen, das heißt, ohne fast das Ganze der
Buͤcher wieder zu geben.
Der uͤbrige Theil des Buches ertheilt die Beschreibung des regulirenden
Inhaltsmessers, der Gas-Haupt? und Seitenroͤhren, der Gaslampen und
Bremsvorrichtungen, der Leucht-Kraft, und der in einem bestimmten Zeitraum
erfolgenden Konsumtion. Von diesem wesentlichen Umstande mag dem Leser der
nachstehende ausgehobene Paragraph einen Begriff geben. »Folgendes stellt die Quantitaͤt Kohlengases dar, welche in einer bestimmten
Zeit von den verschiedenen Arten argantischer Lampen verzehrt wird. Eine
argantische Brennvorrichtung, welche am obern Rande einen halben Zoll im
Durchmesser hat, und zwischen den Hoͤhlungen, von welchen das Gas
ausstroͤmt, mit fuͤnf Oefnungen, jede zu einem fuͤnf und
zwanzigsten Theil eines Zolles im Durchmesser, versehen ist, verbraucht in einer
Stunde zwei Kubikfuß Gas, vorausgesezt, daß die Gas-Flamme
anderthalb Zoll hoch ist. Die Leucht-Kraft selbst ist drei Talglichtern
gleich, deren acht ein Pfund wiegen.
Eine argantische Vorrichtung von drei viertel Zoll im Durchmesser
zwischen den Hoͤhlungen am obern Rande, und mit Hoͤhlungen
durchloͤchert, die den ein und dreißigsten Theil eines Zolles im
Durchmesser halten, verzehrt bei seiner Flamme von 2 1/4 Zoll Hoͤhe, drei
Kubikfuß Gas in einer Stunde, und giebt ein Licht wie vier Talgkerzen,
acht zu einem Pfunde gerechnet.
Eine argantische Brennvorrichtung von 7/8 eines Zolles im
Diameter, mit 18 Hoͤhlungen, deren jede den zwei und dreißigsten
Theil eines Zolles im Durchmesser hat, verbraucht zu einer drei Zoll hohen
Flamme in einer Stunde vier Kubikfuß Gas; daß Licht derselben
kommt der Insensitaͤt nach, sechs Talgkerzen, acht zu einem Pfunde
gleich. Giebt man bei solchen Brennvorrichtungen der Flamme eine
groͤßere Hohe, als hier angegeben ist, so wird die Gasverbrennung
unvollkommen, das Intensive des Lichtes vermindert, und das Gas verdorben.
Ebenso verhaͤlt es sich mit der Reihe der Hoͤhlungen, von denen
das Gas ausstroͤmt. Sind diese weiter, als der fuͤnf und
zwanzigste Theil eines Zolls betraͤgt, so verbrennt das Gas nicht ganz,
und die Leuchtkraft nimmt ab.
Das Gas, welches die Flamme umgiebt, darf niemals niedriger als
fuͤnf Zoll seyn, und der Zwischenraum fuͤr die
Luftstroͤmung innerhalb und ausserhalb der Flamme muß dasselbe
Verhaͤltniß haben, welches man bei Verbrennung des Oels in den
gewoͤhnlichen argantischen Lampen von gleichen Durchmesser
annimmt.«
Zulezt erhalten wir noch Aufschluͤsse uͤber die Methode, Gas von
Kohlen, Theer, und Gas von Oel zu gewinnen; auch wird das Verfahren fuͤr
Destillirung des Kohlen-Oels, und fuͤr Bereitung von kohlensaurem und
salzsaurem Ammonium aus amoniakalischen Liquor, angegeben.