Titel: | Ueber die Bienenzucht. |
Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XXIV., S. 169 |
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XXIV.
Ueber die Bienenzucht.
Von Isak Espinasse Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures
and Commerce. Uebersezt aus Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture Second Series CCXIV. March. 1820. p. 210. N. CCXV.
April 1820. p. 288., Esq. von Chancery Lane.
Fuͤr diese Mittheilung wurde dem Herrn Espinasse die silberne Ceres-Medaille zuerkannt.
Espinaße über die Bienenzucht.
Da die Betreibung und Ausbildung der Bienenzucht zu den
Gegenstaͤnden der Landwirthschaft gehoͤrt, welche die Gesellschaft
ihrer Aufmerksamkeit gewuͤrdiget, und fuͤr deren Foͤrderung
dieselbe Praͤmien ausgesezt hat, da die Gesellschaft ferner zugleich
erklaͤrt, daß sie erwarte, jeder Preiswerber werde seine gesammelten
Erfahrungen vorlegen, so wage ich es (obschon ich mit ganz andern Arbeiten
beschaͤftigt bin), gegenwaͤrtigen Versuch zur naͤhern
Wuͤrdigung zu bringen. Er ist das Resultat der Erfahrung, und
vieljaͤhriger wirklicher Beobachtung, nicht die Spekulation eines
Theoretikers, nicht eine Compilation aus Werken anderer Schriftsteller uͤber
denselben Gegenstand.
Ich uͤberreiche der Gesellschaft diese Schrift ohne irgend einen Anspruch auf
die von ihr ausgesezten Geldpreise: denn sollte sie mir entweder einen solchen
Anspruch oder das Recht auf diese Beifallsbezeugung verschaffen, so wuͤrde
ich dieselben zuruͤckerstatten, da ich mich aus keiner andern Absicht um dieselbe bewarb, als
daß ich die Ehre ansprechen duͤrfte, unter die Mitglieder der
Gesellschaft zu gehoͤren.
In der Ueberzeugung, daß die Arbeiten der Gesellschaft nicht bloß
spekulativ, sondern vorzuͤglich auf Gegenstaͤnde von praktischem Nuzen
gerichtet sind, kann ich fuͤr meine Person die vielen Schriften uͤber
die Fortpflanzung der Bienen, uͤber die Fruchtbarkeit der
Bienenkoͤnigung, uͤber den Bau ihrer Zellen, uͤber die
Verwaltung ihres Bienenstaates nur als sinnige und unterhaltende Theorien
betrachten, die aber durchaus nicht zur Belehrung derjenigen dienen koͤnnen,
welche diese hoͤchst nuͤzlichen Insekten in der Absicht ziehen wollen,
um den moͤglich hoͤchsten Ertrag von ihnen zu erhalten, oder sie
uͤberhaupt eintraͤglicher zu machen. Mehrere dieser Schriften habe ich
gelesen, und das darin beschriebene Verfahren mit glaͤsernen
Bienenkoͤrben, mit Schubladen etc., wodurch man die Bienen erhalten, und das
Ausnehmen des Honigs erleichtern will, so unterliegt dem Einwurfe, daß die
Beschreibungen zu verworren sind, um leicht verstanden zu werden, daß die
dazu nothwendigen Apparate zu theuer zu stehen kommen, daß nur wenige sich
dieselben beischaffen koͤnnen; daß man endlich bedenken
muͤße, daß nicht diese wenigen es sind, welche uns das
erforderliche Honig und Wachs liefern, indem die Zahl derjenigen, welche diese
unterhaltenden Versuche anstellen, unbedeutend ist; die Landwirthe, die
Paͤchter, die Gaͤrtner, die Huͤttenbewohner sind es, welche in
kleinen Beitraͤgen den eigentlichen Vorrath an Wachs und Honig
herbeischaffen.
Indem ich meine Beobachtungen der Gesellschaft uͤberreiche, finde ich jedoch
eine bedeutende Schwierigkeit darin, daß meine Ansicht uͤber den
Gegenstand ihrer Preisevertheilung gar sehr von jener der Gesellschaft abweicht,
denn wenn man die Bienen sich ins Unendliche vermehren ließe, so hieße
dies geradezu dieselben selbst vernichten, indem die Hungersnoth nur zubald diejenigen vollends
aufreiben wuͤrde, welche falsches Mitleid gerettet hatEine Beobachtung, die ich seit einigen Jahren selbst gemacht habe,
fuͤhrte mich zu dieser Behauptung. In dem Dorfe, wo mein Haus liegt,
haben viele, durch mein Beispiel angelockt, Bienenpflege versucht, die
Bienen wurden bald mehr als das Futter; uͤber die Haͤlfte
starb in dem darauf folgenden Winter, und fast ein Drittel der Meinigen
wurde blos durch das Futter gerettet..
Der Ueberfluß und die Mannigfaltigkeit von Blumen, deren sie so sehr
beduͤrfen, findet sich nur in wenigen Theilen des Koͤnigreiches, wo
ich gewesen bin. Daß man selbst noch außer den Weiden, welche den
Bienenstand beim Beginnen der besseren Jahreszeit umgeben, und ehe noch neue
Schwaͤrme die Anzahl der Gaͤste vermehren, andere Weideplaͤze
aufsuchen muͤßen, ist von mehrern Schriftstellern in dieser Beziehung
hinlaͤnglich erwiesen worden: in Piemont und Savoyen bringen die
Bienenmeister ihre Bienenkoͤrbe auf Floͤße und legen dann auf
den Stroͤmen an verschiedenen Punkten des Ufers an, wo sie Blumen genug zum
Futter fuͤr ihre Bienen finden. Sollte dieß einen andern Grund haben
als den Futtermangel in der Heimath?Auch in Oesterreich fuͤhrt man nach der Erndte im August die
Bienenstoͤcke meilenweit auf der Achse in jene Gegenden, wo nach dem
Umreisen der Stoppeln, Haidekorn (Polygonum
Fagopyrum) gebaut wird. Man zahlt sogar bedeutendes Standgeld
fuͤr die Erlaubniß, die Bienenstoͤcke auf die Haidekorn
Felder hinstellen zu duͤrfen. In England wo die Wiesen sehr rein
gehalten werden, und wie es sich gebuͤhrt nur Gras, nicht aber
Wiesenunkraut, d.h. Blumen aller Art auf denselben geduldet werden, mag
allerdings Mangel an Bienenfutter statt haben, den wir auf unseren deutschen
Wiesen, so lang dieselben noch mehr bunt als gruͤn sind, wohl nie
besorgen duͤrfen. Es giebt eine Menge sogenannter Unkraͤuter,
die der Landmann mit hohem Vortheile fuͤr seine Bienenwirthschaft an Stellen,
wo keine andere Pflanze gedeiht, sich vermehren lassen koͤnnte, z.B.
alle sogenannten Lippenblumen (Labiatae), die an
Hecken, Zaͤunen, Graͤben sehr leicht fortkommen. Unter den
Baͤumen verdienen vorzuͤglich die Linden die Aufmerksamkeit
des Bienen-Wirthes; diese Linden, die der heilige Baum der Sklaven
sind, wie die Eiche der Arbor Sacra der Celten,
diese Linden sind es vorzuͤglich, die die Slaven jenseits der
Weichsel, die Polen und die Rußen, zu den Großhaͤndlern
mit Honig und Wachs fuͤr ganz Europa erhoben haben. Wenn man um die
Doͤrfer Aleen oder kleine Haine von Linden haͤlt, wenn man
dabei noch die Sorgfalt braucht, die drei verschiedenen Arten von Linden,
die großblaͤttrige, die kleinblaͤttrige und die
ungerische Linde abwechseln zu lassen, in der Anlage, so hat man, da die
Bluͤthezeit jeder dieser Lindenarten um beinahe 14 Tage abweicht,
sechs Wochen lang wenigstens das herrlichste und reichlichste Futter
fuͤr die Bienen. Dieses ist eine Anmerkung von einem deutschen Leser, der uͤberzeugt ist, daß man
die Bienen eben nicht toͤdten duͤrfe, um Honig von ihnen zu
erhalten, wie es Kaiser Joseph II. der Menschenfreund, deutlich genug in
seinen weisen Gesezen erwiesen hat.
In einer Abhandlung, welche blos zur Lekture und zum Unterrichte der gemeineren
Klasse von Menschen, die weder Faͤhigkeit Versuche anzustellen, noch Mittel
die Wirkungen derselben zu pruͤfen besizt, die mit dem Thiere so wie sie es
findet, naͤmlich ihrer Sorge und Aufmerksamkeit werth, weil seine Produkte
als der Gesundheit zutraͤglich, und zu manchen Zwecken nuͤzlich auch
zugleich eintraͤglich sind, zufrieden ist. In einer solchen Schrift
uͤbergehe ich alle jenen Systeme welche die Spekulation erbauet, und alle
Theorien, in welcher die Phantasie sich selbst gefallen hat. Seit meiner Kindheit um
und bei den Bienen, und seit den lezteren achtzehn Jahren der Eigenthuͤmer
eines großen Bienenstandes, welchen ich selbst besorge, beobachte und
studire, stets und immer befliessen, denselben so sehr es nur immer moͤglich ist zu
vergroͤßern, keine Muͤhe und Sorge sparend um alles Unangenehme
von meinen Bienen abzuwenden, theile ich die hier enthaltenen Beobachtungen
vorzuͤglich fuͤr diejenigen mit, welche noch keine Bienen besizen,
jedoch gern welche halten moͤchten, damit sie sich meiner Erfahrungen zu
ihrem Vortheile bedienen moͤgen: jene hingegen welche bereits Bienen ziehen,
moͤgen dadurch den Ertrag derselben vermehren lernen. Dieß ist es, was
ich durch die verehrliche Gesellschaft gegenwaͤrtig zu erzwecken
wuͤnsche.
Ich weiß sehr wohl, daß man viele meiner Beobachtungen nicht ganz neu
finden wird, und eben so weiß ich auch, daß ich manche angenommene
Meinung zu bekaͤmpfen habe; allein ich will nichts behaupten, was ich nicht
selbst versucht habe, fuͤr deßen Erfolg und Gelingen ich nicht
vollkommen buͤrgen kann.
Es bedarf keines Beweises, daß die beste Gegend fuͤr Bienenzucht,
diejenige ist, in welcher die meisten Blumen sich finden, und es giebt nur wenige,
wo die Natur nicht Ueberfluß an denselben gewaͤhrte. Mein Haus liegt
im Dorfe Bexley in Kent, im Thale von Cray; die Heide von Dartford liegt eine
(englische) Meile davon entfernt, gegen Osten, und Bexley's Heide zwei und eine
halbe Meile gegen Nordwesten. Ich fuͤhre dieß in Beziehung auf die
Lage an, weil man glaubt, daß die Heiden vorzuͤglich reich an
Bienenfutter sind, indem sie die Heideblumen, HecksamenUlex europeus. Anmerk. eines Lesers. und wilden Thymian in Fuͤlle darbiethen. Die Lage ist daher in dieser
Hinsicht ein vorzuͤglich beachtenswerther Umstand. Wer dieses Thierchen nicht naͤher
kennt, waͤhnt, er besize das Freilehen jeder Blume, und ganze Gegenden
muͤßten ihm zu Gebrauche dienen. Allein die Sache verhaͤlt sich
ganz anders. Wenn die Dichter unsere Bienen auf Rosen ruhen und sie die
Suͤßigkeiten derselben einathmen laßen, so ist das Wahre an der
Sache dieses, daß die Biene aus der Rose so wenig Honig saugt, als aus vielen
anderen Blumen, und aus keiner Blume, deren Honigbehaͤlter so tief liegen,
daß sie mit ihrem Saugwerkzeuge den Grund des Theiles der Blume in welchem
der Honig sich befindet nicht zu erreichen vermoͤgen. Wer daher Bienen halten
will, darf nicht glauben, daß jede Blume fuͤr seine Bienen Nahrung
gebe; nur auf seichte und kleine Blumen muß er sehen, auf Blumen deren
Blaͤtter offen stehen, damit die Biene mit ihren Sauger auf den Grund
derselben reichen kann. Er darf sich nicht einzig und allein auf die Blumen der
Felder, der Wiesen, der Weiden und Heiden verlassen, er muß sich in seinen
Gaͤrten an seinen Hecken eigene Pflanzungen von Kraͤutern oder Blumen
anlegen, die seinen Bienen nuͤzlich werden koͤnnen. In dieser
Beziehung habe ich fuͤr die Bienen nichts Angenehmeres, nichts was leichter
fortzupflanzen waͤre, nichts bluͤthenreicher und nichts schmackhafter
gefunden als Citronen-Thymian.Thymus Serpyllum varietas ß, citriodorum.
Anmerk. e. Lesers. Dieser ziert bei mir jede Gartenanlage. Da derselbe anfangs August
bluͤht, und der davon eingesammelte Honig zulezt in die Cellen gebracht wird,
so erhaͤlt dadurch aller uͤbrige Honig, welcher vorher eingebracht
wurde, und die Zellen zum Theil schon ausfuͤllte, seinen Wohlgeruch.
Redolentque thymo fragrantia mella. Virgil Georgic. 4.
Auch der gewoͤhnliche Thymian,Thymus vulgaris. Anmerk. e. Lesers. Bergpfefferkraut,Im Originale heißt es Winter-Savoury
(eigentlich sollte es heißen Savory).
Diese Pflanze ist die zu wenig gekannte und benuͤzte Satureja montana. A. e. L. die Resede,Reseda odorata, engl. Mignonette A. e. L. werden wie ich weiß, sehr gierig gesucht, und sind wegen ihrer
spaͤten Bluͤthe schaͤzbar.
In Gaͤrten, welche den Bienen Futter gewaͤhren sollen, rathe ich
vorzuͤglich starke Pflanzungen von Stachelbeeren, Johannisbeeren und
Himbeeren.
Wenige Gartenzierblumen, wie die Ranunkel, Anemone, Nelke, biethen der Biene irgend
eine Speise dar, die Tulpe scheint mir sogar eine den Bienen schaͤdliche
Eigenschaft zu besizen. Folgende Wahrnehmung fuͤhrte mich auf diese
Vermuthung. Als ich im Monathe Mai des Jahres 1817 in meinem Garten, da eben die
Tulpen bluͤthen, die schoͤnsten unter denselben etwas genauer besah,
fand ich fast in jeder Tulpe eine tode Biene, in mancher auch zwei. Aufmerksam
musterte ich nun alle diese Blumenbeete durch, und fand auch kaum eine Tulpe, die
mir nicht die naͤmliche Erscheinung dargebothen haͤtte.Die eigentliche Veranlaßung hievon konnte ich nicht ergruͤnden;
vielleicht kam es von einer schaͤdlichen Substanz her, welche die
Biene aus der Blume eingesogen hat. Ich glaubte einst es koͤnnte
vielleicht daher kommen, daß die Biene sich nicht aus der Tiefe der
Blume aufzuschwingen vermag, nahm daher einige Bienen aus dem Korbe, und
that sie in einige sehr tiefe Blumen; allein sie machten sich alle heraus,
und flogen ohne Beschwerde davon. Anm. d. Verf. (Sollte nicht der eigenthuͤmliche
Riechstoff der Tulpe es seyn, der diese Wirkung hervorbringt. Anm. d. Uebers.)Die Tulpe ist, wie viele andere Zwiebelgewaͤchse, eine wahre
Giftpflanze, und ihre Zwiebel kann toͤdliches Erbrechen erregen, wenigstens
in sensibeln Magen. Ein rußischer Soldat bereitete sich einst in
Holland eine Tulpenzwiebel zum Fruͤhstuͤcke, die der
Eigenthuͤmer auf 1000 Franken schaͤzte, und verzehrte sie ohne
Nachtheil.
Die fruͤhen Bluͤthen der oben erwaͤhnten Straͤuche geben
besonders an den Stachelbeeren die am fruͤhzeitigsten bluͤhen,
angenehme Nahrung; die Begierde mit welcher die Bienen daran saugen, gewaͤhrt
ganz das Bild eines Seemannes bei seiner Heimkehr, der, nachdem er, waͤhrend
der langen Fahrt nur eingesalzene Schiffskost genoß, nun wieder einmahl
frische Speisen und Gemuͤse zu kosten bekommt. Die Bluͤthen der
TurnipsBrassica rapa. Anm. eines Lesers. sind zu dieser Jahreszeit ebenfalls zutraͤglich, da sie Wachs und
Honig in Fuͤlle geben.
Ich will keineswegs alle Blumen aufzaͤhlen, welche den Bienen Nahrung geben;
ich habe sie im Allgemeinen schon bezeichnet; meine Bienen haben ihren Unterhalt
vorzuͤglich vom weißen Klee und von Lindenbluͤthen und sammeln
Wachs von den Blumen des Hecksaamens und vom Heidekraute. Mit dem Blumenstaube
welchen sie aus denselben ziehen bessern sie die Zellen aus, welche den Winter
uͤber angegangen wurden, um Futter daraus zu erhalten. Wenn man daher einen
guten Bienenstand gruͤnden will, so ist die Naͤhe einer solchen
Nahrungsquelle hoͤchst wuͤnschenswerth, wie ich mich durch eigene
Erfahrung im Laufe des Sommers von 1816 davon uͤberzeugte. Damals brachen die
Bluͤthen der Linde, welche sonst regelmaͤßig um die Sommermonde
zu bluͤhen pflegen, erst spaͤth im Monate Julius auf; um die
Sommermonde sind aber die alten Bienenkoͤrbe eben auf dem Punkte zu
schwaͤrmen oder hatten eben zu schwaͤrmen angefangen, und die Scheiben
in den neuen Koͤrben sind noch nicht geeignet, den Honig aufzunehmen, allein
im Spaͤtsommer des Jahres 1816 waren zur Zeit wo diese Baͤume in Bluͤthe traten, die
Scheiben uͤberall schon gebildet, und im Stande den Honig aus den Blumen
aufzunehmen. Die schoͤne und reiche Bogen-Alee von Monut-Mascal
nahe bei Bexley, welche durchaus aus Lindenbaͤumen bestehet, lieferte
fuͤr Millionen Bienen Honig, und alle Bienen, welche damals ihr Haus
verließen, nahmen, wie ich sah, zu Tausenden ihre Richtung nach
Suͤden, wo diese Alee von Bexley aus gelegen ist. Die Folge davon war,
daß alle meine Koͤrbe, die wegen der schlechten Witterung bis dahin
ganz leicht geblieben sind, binnen 14 Tagen reichlich mit Honig gefuͤllt
waren.
Der naͤchste Gegenstand, welcher bei Erweiterung und Verbesserung des
Bienenstandes beachtet werden muß, ist der Bienenkorb, und die Methode junge
Schwaͤrme in den Korb zu bringen. Kein Vorurtheil hatte ich mehr zu
bekaͤmpfen, als die Gewohnheit, große Bienenkoͤrbe zu halten,
d.h. den Gebrauch von Bienenkoͤrben ohne Ruͤcksicht auf ihr
Verhaͤltniß zu den darin aufzunehmenden Schwaͤrmen. In Kent
liebt man Koͤrbe, die beinahe 2 Fuß hoch, und im Durchmesser eben so
weit sind. Man ist dort der Meinung, daß die Bienenkoͤrbe nicht weit
genug seyn koͤnnen, und daß es ganz gleichguͤltig sey, ob das
belastete und muͤde Thierchen seine Last noch zwei Fuß an der Wand des
Korbes aufwaͤrts zu tragen habe, oder nur Einen, ob der Korb ganz oder nur
zum Theil mit Scheiben versehen ist; und doch ist beides von hoͤchster
Wichtigkeit.
Ich habe stets und immer beobachtet, daß die Bienen nicht gut arbeiteten, wenn
der Korb nicht voll ist, (man muß daher beim Einfangen der Schwaͤrme
sehr darauf bedacht seyn, daß der Korb dem Schwarme selbst anpaße; ist
er zu klein, so liegen sie in Haufen aussen am Eingange und arbeiten nicht, weil sie
keinen Plaz haben, um das, was sie ein sammelten unterzubringen, ist aber der Korb
zu weit, und folglich
nur zum Theile gefuͤllt, so finden sie denselben bei ihrer
Zuruͤckkunft leer und kalt, und arbeiten daher nicht laͤnger mit
Fleiß und Lebhaftigkeit,) daß ferner, wenn der Korb nach aller Arbeit
doch leer bleibt, kalt und traurig aussieht, die Biene nicht mehr thaͤtig
ist.
Ich bemuͤhe mich daher immer einen solchen Schwarm zu erhalten, welcher den
Korb alsogleich bis auf zwei oder drei Reifen uͤber dem Boden
ausfuͤllen kann; ich erachtete es so nothwendig, daß der Korb vor dem
Anfange der eigentlichen Bienenarbeit mit Bienen hinlaͤnglich versehen sey,
daß ich zu einem kleinen Schwarme entweder einen Anderen, oder einen Ableger,
noͤthigen Falls auch deren zwei oder drei zusammen bringe, bis der Korb die
gehoͤrige Menge von Bienen erhalten hat. Dieß laͤßt sich
auf folgende Weise leicht ausfuͤhren. Man breitet naͤmlich ein Tuch
auf den Boden aus, und stuͤrzt den Korb, aus welchem man die
Verstaͤrkung nehmen will, schnell und stark auf dasselbe. Der Schwarm wird
nun in einem Klumpen auf das Tuch fallen, und muß sodann schnell mit dem
Korbe, welchen man verstaͤrken will, bedeckt werden. Ohne Verzug werden die
auf dem Tuche befindlichen Bienen in diesen neuen Korb hinaufsteigen, und sich mit
den uͤbrigen verbruͤdern. Auf diese Weise bildet man tuͤchtige
Bienenkoͤrbe, die mit Bienen gut gefuͤllt sind, und in welchen
fleißig gearbeitet wird. Das Summen von vielen Bienen am Flugloche scheint
die uͤbrigen aufzuregen und aufzumuntern, waͤhrend bei schwachen
Bienenkoͤrben der Mangel an Leben und Thaͤtigkeit auffallend sichtbar
ist. Dieß hat mich eigentlich dahin gebracht, meine Beobachtung
ruͤcksichtlich der Menge der Bienenkoͤrbe mitzutheilen, da nun dieser
Umstand sehr bedeutend scheint; denn wenn man jeden Schwarm oder Ableger einzeln
einfaͤngt, so bekommt man zwar eine wohl besezte Bienenstelle, allein ich war
nie so gluͤcklich eine Unze Honig von einem im Julius dem
gewoͤhnlichen Monate fuͤr solche Schwaͤrme gemachten Ableger zu
erhalten; daher ich deren mehrere, oft drei, in einen Korb zusammenthat, wo sie dann
mit Lust gearbeitet haben.
Es ist jedoch nicht genug auf den Bau und auf die Form der Bienenkoͤrbe allein
Ruͤcksicht zu nehmen; die Waͤrme, welche von der Dicke des bei
Verfertigung des Korbes gebrauchten Strohes abhaͤngt, und die Milde desselben
verdienen viele Aufmerksamkeit. Bei allen Bienenkoͤrben, die ich in Kent
gehabt habe, war das Geflechte duͤnn und hart, und man sah uͤberhaupt
weder auf die Farbe noch auf die Milde des Strohes. Die nothwendige Folge davon ist,
daß solche Koͤrbe im Winter kalt sind. Ich verschafte mir meine
gegenwaͤrtigen Bienenkoͤrbe von Chelmsford und Hertford. Bei diesen
ist das Geflechte dick, und nicht so hart, auch die Form gut berechnet und artig.
Die Form welche ich vorziehe, ist niedrig, weit, und oben spizig. Die Bienen fangen
ihre Arbeit nahe an der oberen Woͤlbung des Korbes an, und sezen dieselbe
nach abwaͤrts fort, so wie sich ihr Bau dem Boden naͤhert, vermindert
sich die Arbeit. Das Standbrett, worauf man den Korb sezt, soll von gutem Ulmenholze
und wenigstens einen Zoll dick seyn, indem es sich sonst bei großer
Sonnenhize wirft. Wenn nicht jeder Theil des Bodenrandes des Korbes genau auf dem
Brette aufsizt, so draͤngt sich Ungeziefer aller Art, wie Wuͤrmer,
Schnecken u. d. gl. in denselben, und sobald diese unwillkommnen Gaͤste sich
darin sehen laßen, werden die Bienen unzufrieden und ihre Lust und Liebe zur
Arbeit verschwindet.
Das Bienenhaus ist der naͤchste Gegenstand unserer Sorge. Ich sehe das meinige
als die schoͤnste Zierde meines Gartens an. Auf einem nahe daran befindlichen
Size bringe ich den groͤßten Theil des Tages damit zu, die
Thaͤtigkeit und geschaͤftige Industrie dieser schaͤzbaren
Thierchen zu betrachten, und wirklich haͤngt ein großer Theil des
Erfolges davon ab, daß der Herr des Bienenhauses selbst Liebe fuͤr die Sache hat.Allerdings, jedoch ist es unnoͤthig und unmoͤglich den
groͤßten Theil des Tages vor der Bienenstelle zu sizen. Anm. e. L. Die Bienen muͤßen waͤhrend der Schwaͤrmezeit
bewacht, nicht minder muͤßen die Angriffe ihrer Feinde, deren sie
nicht wenig haben, sorgfaͤltig abgewehrt werden. Nur zwei Weltgegenden sind
es, gegen welche das Bienenhaus mit seiner Vorderseite hingerichtet werden darf; der
Suͤd, oder wenigstens doch eine einigermassen suͤdliche Gegend, und
der Ost.
In meinem großen Apiarium habe ich zwei Abtheilungen, davon jede acht
Koͤrbe enthaͤlt, die eine ist mit ihrer Vorderseite gegen Osten, die
andere gegen Suͤden gekehrt. Ich habe versucht zu erforschen, auf welcher von
beiden die Bienen am besten gedeihen, ich konnte indeßen in dieser Hinsicht
keinen Unterschied wahrnehmen. Doch ziehe ich, fuͤr meine Person, die
Suͤdseite vor, weil diese auch noch von der Wintersonne erfreut wird, deren
Waͤrme und Einwirkung auf die Trockenhaltung des Bienenhauses von unendlicher
Wichtigkeit ist. Dieß fuͤhrt mich auf die entschiedenste Wahrheit in
der Bienenwirthschaft: daß es naͤmlich zum Gedeihen der Bienen
wesentlich nothwendig ist, dieselben im Sommer wie im Winter vor aller Naͤsse
und vor allen Daͤmpfen zu bewahren. Wo es an Trockenheit und Waͤrme
gebricht, arbeiten die Bienen nicht. Man wende nur mitten im Sommer einen
unbeschirmten Bienenkorb an einem regnerischen Tage um, ein muͤrrisches
Summen kuͤndigt die Schlafsucht der Bienen an, wenn aber der Korb unter einem
Schirmdache steht, so daß der Regenfrost nicht in das Innere derselben
einzudringen vermag, so wird man sich uͤberzeugen, daß in dem
Augenblicke, wo die Atmosphaͤre wieder klar wird, beim ersten Sonnenblicke
die Bienen von ihren Koͤrben so munter zur Arbeit ziehen, als wenn kein
Tropfen Regen gefallen waͤre.
Die absolute Nothwendigkeit der Waͤrme im Winter, wenn man anders die Bienen
erhalten will, ist abgesehen von dem, was bereits hieruͤber gesagt wurde, die
beste Antwort, welche man hinsichtlich der Moͤglichkeit, den Honig ohne
Toͤdtung der Bienen auszunehmen, geben kann. Wenn man den Honig ausnimmt,
muß man auch die Wabe mit ausnehmen. Was ist aber der Erfolg hievon? Der Korb
wird leer; man kann die Kaͤlte nun nicht mehr von ihm abhalten, weil er nicht
mehr mit Scheiben ausgefuͤllt ist; die Bienen, welche in den
Zwischenraͤumen geschuͤzt wurden, haben keinen Ruheplaz mehr; das
Futter, das sie von dem Bienenkorbe und Wachse erhielten, ist jezt weg. Die Bienen
leben waͤhrend des Winters nicht vereint in einem Schwarme, sondern sind
zwischen die Scheiben zerstreut, und naͤhren sich entweder von den eigenen
Zellen oder von dem, was die Scheiben enthalten. Wie also ein Schwarm ohne diese
Scheiben in dem kalten, unthaͤtigen, unbeschuͤzten Zustande leben
solle, kann ich nicht begreifen. Ohne Futter koͤnnen sie nicht existiren; es
laͤßt sich aber nicht so leicht bestimmen, wie viel man ihnen Futter
geben soll, damit sie genug haben, und uͤberdieß hat bei dem
Fuͤttern noch uͤberhaupt manche Schwierigkeit statt. Die sinnreich
angebrachten Glasvorrichtungen, die man mit Waben fuͤllt, und bei Herrn
Wildmann finden kann, sind uns wohl bekannt; allein wie soll der arme Landmann
diesen kostbaren Apparat sich anschaffen, und wie soll er denselben gebrauchen?
Außer solchen Huͤlfsmitteln hat weder Erfindung eine andere
entsprechende Methode an die Hand gegeben, noch Spekulation ihr Augenmerk auf die
Ausfuͤhrbarkeit derselben gerichtet. Will man die Stoͤcke den Winter
durch erhalten, so darf man ihnen ihre natuͤrliche Huͤlfe und
Unterstuͤzung nicht entziehen; man muß den Bienen ihre Waben und ihre
Koͤrbe laßen, und ihnen die Freiheit goͤnnen, ihre von der
Natur bezeichnete Lebensweise zu verfolgen.
Jedes Bienenhaus soll die hinlaͤngliche Tiefe besizen, damit man so wie es die
Witterung erfordert, die Koͤrbe vorwaͤrts schieben, oder
zuruͤckruͤcken kann. – Im Sommer kann man sie nicht genug in
das Licht und in die Hize bringen, weil Licht und Waͤrme die Bienen ins Leben
ruft, und sie zum Fleiße spornt; und eben so wenig kann man sie im Winter
genug gegen aͤußere Naͤße und Kaͤlte
verwahren.
Meine beiden Bienenhaͤuser sind auf jeder Seite, mit Ausnahme der
Mittags- und Morgenseite, durch Hecken geschuͤzt. Diese Hecken selbst
sind gegen Norden und gegen Nordosten von Buchen gebildet, welche stark unter der
Scheere gehalten werden. An der Vorderseite darf man keine Baͤume sezen, weil
sie die Sonne abhalten, deren Licht und Waͤrme die Bienen so maͤchtig
zur Arbeit anzureizen pflegt. Sechs Stoͤcke oder Koͤrbe sind, nach
meiner Meinung, fuͤr jedes Haus hinreichend; die Haͤuser selbst sollen
in einiger Entfernung von einander stehen, damit naͤmlich beim
Schwaͤrmen das Summen derjenigen, welche sich zuerst erheben, nicht auch die
anderen Stoͤcke zum Schwaͤrmen anlocke, und so zuweilen zwei gute
Schwaͤrme mit einander vereinigen; sollte dieß wirklich geschehen, so
muß man Sorge haben, daß die vereinigten Schwaͤrme in einen
hinlaͤnglich geraͤumigen Korb gelangen. Das Bienenhaus soll
ruͤckwaͤrts mittelst einzelner Thuͤren sich oͤffnen,
damit man jedem Bienenstocke nach Bedarf beikommen koͤnne, indem der Raum an
der Vorderseite zu enge ist, um dort einen Korb herausnehmen zu koͤnnen.
Uebrigens mag die Ruͤckseit waͤhrend des Winters gegen Diebe durch
Schließen oder Vernageln der Thuͤren geschuͤzt werden. Die Flur
muß genau horizontal seyn, um die Bienen nach Umstaͤnden futtern zu
koͤnnen.
Ruͤcksichtlich der Construktion des Bienenhauses muß es
unabaͤnderliche Regel bleiben, daß der Zugang zu den Koͤrben
jedesmal frei offen stehe, um dieselben, wenn es noͤthig ist, heraus nehmen zu koͤnnen.
Deswegen muͤßen auch die Thuͤren an der Ruͤckseite des
Bienenhauses offen seyn, wenn man im Herbste die Stoͤcke herausnimmt, um sie
zu waͤgen, und sich hierdurch zu uͤberzeugen ob die Bienen im Stande
sind sich im Winter selbst zu erhalten, um sie am Brette gehoͤrig gegen
Kaͤlte und Naͤße zu sichern, wie man zu sagen pflegt, zu
pflastern, um das Ungeziefer zu vernichten, welches sich im Hause oder unter den
Brettern eingeschlichen hat, denn auf alle diese Sachen muß genau gesehen
werden. Ehe das Bienenhaus vor dem Eintritte des Winters verschloßen wird,
muß man die Bienenstoͤcke heraus heben, und das ganze Innere desselben
mit aller Sorgfalt saͤubern, indem man zuverlaͤssig eine Menge
Insekten finden wird, die der Winter in ihre Schlupfwinkel jagt; und die in jeder
Spalte des Bienenhauses Schuz suchen, wie z.B. Ohrwuͤrmer, Spinnen und auch
Schnecken. Daß auch Maͤuse sich vor dem Winter in Bienenhaͤuser
fluͤchten, ja sogar in den Bienenkorb selbst dringen, davon habe ich nur zu
sichere Beweise.Es moͤchte daher nicht ohne Interesse fuͤr landwirthschaftliche
Gesellschaften seyn, bei kuͤnftigen Preisbestimmungen fuͤr
emsige Bienenfreunde, die Erringung des Preises nicht mehr, wie
haͤufig geschehen, von der bloßen
Mehrzahl der Bienenstoͤcke abhaͤngig zu machen. Anm.
d. Uebers.
Denn die Gesellschaft scheint von dem Grundsaze auszugehen, daß derjenige,
welcher die Methode angiebt, nach welcher die Zahl der Bienenkoͤrbe vermehrt
und die Bienen selbst erhalten werden kann, sich um das Publikum sehr verdient
machen wird. Wenn es die Absicht der Gesellschaft ist, die fuͤr den Bedarf
der Consumtion noͤthige Quantitaͤt Wachs und Honig zu vermehren so
muß ich bemerken, daß man sich nicht leichter taͤuschen kann,
als wenn man annimmt, dieser Zweck muͤßte nothwendig durch Preise auf die groͤßte Anzahl von Bienenkoͤrben
ohne Ruͤcksicht auf die Schwere derselben erreicht werden, so sehr auch
uͤbrigens die Behauptung, daß der Zuwachs an Koͤrben keineswegs
mit dem Zuwachse an Honig in nothwendiger Verbindung steht, paradox klingen mag. Es
ist leicht die ganze Bienenstelle mit Koͤrben zu bedecken, man darf ja nur
jedem Schwarme, der verdraͤngt wird oder abzieht, einen Plaz auf der Stelle
einraͤumen, allein die Menge von Wachs und Honig wird dabei vielmehr
vermindert, wie ich der Gesellschaft im Verlaufe meiner Beobachtungen beweisen
werde.
Wohl bekannt ist mir die Klage, welche diejenigen, welche mit der Sache nicht
gehoͤrig bekannt sind, immerdar uͤber die Grausamkeit, das Honig
auszunehmen, und die Bienen dabei zu toͤdten, im Munde fuͤhren. Man
bejammert ihr Schicksal mit Pathos gerade als ob die Bienen die einzigen
Geschoͤpfe waͤren, welche von der Nothwendigkeit zur Versorgung des
Menschen das Ihrige beizutragen, ausgenommen waͤren.
Waͤhrend man uͤber den Marktplaz spaziert und ohne alles Gefuͤhl
von Mitleid in die Schlachthaͤuser schaut, weint man uͤber die
Bienenstelle im Monate September. Niemand kann die kleinen Bienchen mehr lieben, als
ich, und mehr als ich, alles aufbiethen, um sie zu schirmen, zu schuͤzen und
zu pflegen, indessen muß ich mit gebuͤhrender Achtung fuͤr die
Ansichten der Gesellschaft, welche die Erhaltung des Lebens der Biene als einen des
Preises wuͤrdigen Gegenstand angesehen hat, frei bekennen, daß, nach
meiner Ansicht, es weder nothwendig noch thunlich ist, das Leben der Bienen bei der
Ausnahme des Honigs erhalten zu wollen. Es ist nicht nothwendig, weil kein Insekt so
schnell sich vermehrt, als die Biene, denn eigne Erfahrung hat mich belehrt,
daß schon in den ersten drei Wochen, nachdem ein Schwarm den neuen Korb
bezogen hat, nicht nur alle Scheiben fertig, sondern auch voll Brut waren, und
daß saͤmmtliche Scheiben vom Maͤrz bis zum Oktober stets mit
neuem Nachwuchse angefuͤllt getroffen werden.
Daß es ferner auch nicht wohl thunlich ist, wird folgende Bemerkung beweisen.
Es besteht in der Natur, immerdar ein gewisses Verhaͤltniß zwischen
dem zu ernaͤhrenden Thiere und dem zu seiner Erhaltung nothwendigen Futter.
Die Erde laͤßt nur eine gewisse Menge Bluͤthen hervorsprossen,
und nicht alle Bluͤthen gewaͤhren Honig fuͤr die Bienen. Die
Anzahl der Bienen muß demnach nach Verhaͤltniß des zu ihrer
Erhaltung erforderlichen Futters beschraͤnkt werden.
Als ich im Oktober d. J. 1809 das Land verließ, hatte ich unter andern, meinen
aͤltesten Bienenstock in bedeutend staͤrkerm Zustande
zuruͤckgelassen. Beim Eintritte des Fruͤhlings nahm ich wahr,
daß nur wenige Bienen an der Arbeit waren; eine dumpfe Unthaͤtigkeit
schien sich desselben bemaͤchtigt zu haben. Als ich den Stock umkehrte, (ich
hatte denselben vorher schon ein oder zwei Mal gehoben) fand ich, daß die
eine Haͤlfte desselben mit Buchenlaub (es befindet sich eine Buchenhecke von
der Ruͤckseite meines Bienenhauses) ganz angefuͤllt war. Bei
naͤherer Untersuchung zeigte es sich, daß der hintere Theil des Korbes
etwas uͤber das Brett hinausragte, und eine Maus sich bei der hierdurch
entstandenen Oeffnung eingeschlichen hatte. Die Bienen zogen sich auf eine Seite des
Korbes, und die Maus nahm ihr Winterquartier auf der andern Seite. Sie bildete ihr
Nest, mit dem abgefallenen Laube, und Maus und Bienen wohnten, wie
Mitpaͤchter, waͤhrend dieser ganzen Jahreszeit im Korbe beieinander.
Ich entfernte die zerbrochenen Scheiben, und alle Reste des Mausnestes; die Bienen
gewannen sogleich wieder neues Leben, und der Stock wurde wieder hergestellt: er
schwaͤrmte zwar im naͤchsten Jahre nicht, allein er wurde Einer der
Besten, und blieb dieses noch viele Jahre hindurch.
Fast in jeder Abhandlung uͤber die Bienen werden die Voͤgel unter den
Feinden derselben aufgefuͤhrt, mich hat Erfahrung belehrt, daß es nur
wenige Voͤgel giebt, welche dem Bienenhause gefaͤhrlich sind, und
daß die meisten die man unter diese zaͤhlte, nur solche Voͤgel
sind, welche die todten Bienen oder die Maden speisen, die aus den Koͤrben
geworfen werden. Obschon man die Schwalbe,
»Procne manibus signata cruentis.
Virgil.«
vorzuͤglich unter die ersten Bienenwuͤrger rechnet, so ist doch, nach
meiner Beobachtung, die sogenannte Hauslerche (House-lark, ein kleiner aschgrauer Vogel von der
Groͤße der Wiesenlerche (titlark) und nach
diesem die Meise (tomtit) den
Bienen am gefaͤhrlichsten. Diese Voͤgel soll man daher ohne weiters
da, wo man Bienen haͤlt, toͤdten.Wie wenn aber diese Voͤgel auch andere Insekten wegfressen, die den
Bienen noch weit gefaͤhrlicher sind, als sie selbst? das: du sollst nicht toͤdten! ist auch
fuͤr manches Thier geschrieben. Es ist zu bedauern, daß der
Hr. Verfasser nicht die systematischen Namen angab. Der einzige Name titlark ist rein englisch und bezeichnet unsere
Wiesenlerche, (alauda
pratensis). Was fuͤr eine Meise, Blau- oder
Kohlmeise, der tomtit ist, wissen wir
nicht, da dieser Name eben so wenig in Catham's Ornithology vorkommt, als
der der houselark. Wann wird man es
endlich einsehen lernen, daß man naturhistorische Kenntnisse besizen
muͤße, wenn man uͤber naturhistorische
Gegenstaͤnde schreibt. A. e. L.
Unter den Insekten giebt es hingegen viele, welche fuͤr die Bienen verderblich
sind; die verheerendsten sind die Motten. Diese gehoͤren unter die kleinsten
Arten der Gattung Phalaͤne, sind lichtweißlich braun und in ihren
Bewegungen aͤußerst rasch, man sieht sie mit außerordentlicher
Schnelligkeit um den Korb umherlaufen; sie belauern jede Gelegenheit, um in
denselben zu gelangen. Gelingt dieses mehreren zugleich, dann werden die Scheiben zu
Behaͤltnissen fuͤr ihre Eier; der Giebel derselben wird mit einem
seidenartigen Gespinste uͤberzogen, die Bienen werden verdraͤngt, und
die Scheiben gleichen beim zerreisen, dem Papiere. Darauf muß sehr gesehen
und dieses Insekt muß ohne Verzug zerstoͤrt werden; denn wenn es
einmahl im Stocke Brut erzeugt hat, so ist der Verlust desselben unvermeidlich.Hr. Mills sagt in
seinem auf Befehl der Gesellschaft bekannt gemachten Traktate „die
Motten zerbrechen die Scheiben zu Stuͤcken“ er kann
nie einen von Motten angegriffenen Stock gesehen haben, denn diese Motten
sind das schwaͤchste aller Insekten, unfaͤhig die Scheiben zu
zerbrechen; die Wirkung des Mottenangriffes ist lediglich so, wie ich
dieselbe beschrieben habe. Ich hatte nie einen Stock der mir auf diese Weise
zu Grunde ging, allein ich halte die Motte in den Koͤrben fuͤr
so verderblich, und bin ihres Schadens so gewiß, daß es
fuͤr mich hinreicht einen Stock zu verdammen und im naͤchsten
Herbste einzuziehen, aus welchem ich zufaͤllig eine Motte
herauskommen, oder in welchen ich ein solches Insekt hineinkriechen sah. Anm. d. Verf. (Der Hr.
Verfasser scheint nicht zu wißen, daß es zweierlei den Bienen
verderbliche Motten giebt. Diejenige von welchen er spricht, die die Zellen
umspinnt, ist Phalaena Tinea mellonella
L., die andere die das Wachs frißt, u.s.w., nach Mill's Ausdrucke, die
Scheiben zerbricht, ist Phalaena Tinea cerena
L. (cerella Fabr.) Erstere hat der
unsterbliche Reaumur in f. 3. t. 19. f. 7–9, leztere f. 14–15
abgebildet, bei welchem der Hr. Verfaßer und unsere Leser den
noͤthigen Unterricht uͤber diese boͤsen Gaͤste
finden werden. Wann wird man einmal einsehen, daß gruͤndliches
Studium der Naturgeschichte in jeden Zweig des menschlichen Lebens
eingreift, und mehr Aufmerksamkeit verdient, als man denselben heute zu
Tage, wo die Koͤpfe der jungen Leute auf den Universitaͤten
mit dem abgeschmacktesten Zeuge vollgekrammt werden, zu goͤnnen
scheint. Anm. e. Lesers.) Die Spinnen sind, obschon in einem geringern Grade nachtheilig; sie sind zumal den
ausgeflogenen Bienen durch das Umspinnen des Einganges des Bienenhauses hinderlich,
was jedoch nur im Sommer und im Herbste geschieht. Man kann sie sehr leicht
beseitigen, wenn man zur Nachtzeit, wo sie in der Mitte ihres Gewebes getroffen, und
leicht mit der Hand gefangen und zerstoͤrt werden koͤnnen, mit einem
Lichte nachsieht. Dieß sind die von Virgil angedeuteten Insekten:
Dirum tineae genus, aut ivisa Minervae laxos in foribus
suspendit aranea casses. Virg. Georg. 4.Ist es moͤglich, daß dem Hrn. Verfasser die Verheerungen der
Aranea calycina, die in den Kelchen
und Tiefen der Blumen, auf die in denselben Honig suchenden Bienen lauert,
unbekannt geblieben seyn sollte? Anm. e.
Lesers.
Allein der kuͤhnste und fuͤrchterlichste unter den zahlreichen
Bienenfeinden ist die Wespe. Raubsuͤchtig stark
und verwegen greift diese den Stock an, dringt ohne Scheue ein und pluͤndert
schonungslos. In jeder Jahreszeit fallen viele Bienenstoͤcke als Opfer dieser
Raͤuberin. Die Zerstoͤrung ihrer in der Naͤhe des Bienenhauses
befindlichen Nester ist das einzige wirksame Gegenmittel gegen dieselben. Man findet
sie sehr leicht wenn man an der Seite eines Grabens, oder nahe beim Wasser, wo die
Wurzeln alter Erlen Hoͤhlungen haben, nachsieht; denn an solchen
Plaͤzen bruͤten sie gern. Nachts, wann sie alle in ihr Nest
zuruͤckgezogen sind, stecke man Zuͤndruthen in die Hoͤhlungen
oder brenne Stroh uͤber denselben. Indessen werden diese Nester nicht eher
wahrgenommen, bis sie nicht zahlreich geworden sind, und die haͤufige
Richtung ihres Fluges nach einem Punkte die Aufmerksamkeit des Beobachters rege
machen. Die Wespen richten gewoͤhnlich große und hoͤchst
verderbliche Verwuͤstungen in den Bienenstoͤcken an, ehe sie entdeckt
werden. Ich habe auf
gleichfoͤrmige Weise den Eingang zu meinen Bienenkoͤrben, wie folgende
Zeichnung ausweiset, so geschlossen, daß die Bienen durch zwei kleine
Oeffnungen in denselben gelangen, welche jedoch nur so weit sind, daß sie
einer Biene allein den Eingang gestatten.
Als ich den gewoͤhnlichen Versuch machte, Flaschen mit Honig oder
suͤsser Fluͤssigkeit nahe an dem Korbe aufzuhaͤngen,
uͤberzeugte ich mich bald, daß ich eben so viel Bienen verlor, als ich
Wespen vernichtete. Ich fand das beste Sicherungsmittel gegen Wespen fuͤr die
Bienenstoͤcke darin, das Flugloch, waͤhrend die Wespen heraus oder auf
dem Fluge sind, durch eine Vorrichtung so zu verengen, daß die Bienen zu
jeder Zeit ungestoͤrt aus- und eingehen koͤnnen.
Meine Erfindung deren Erfolg bis zur Bewunderung entsprach, und zwar nicht blos in
der Hinsicht, daß dadurch die Bienen in den Stand gesezt wurden, sich gegen
die Wespen zu vertheidigen, sondern daß sie auch waͤhrend des Herbstes
und Winters gehoͤrig geschuͤzt wurden; waͤhrend des Herbstes
gegen das Ungeziefer, und waͤhrend des Winters gegen die Kaͤlte, ohne
daß sie dabei die noͤthige Luft verlohren haͤtten, besteht in
Folgendem.
Textabbildung Bd. 2, S. 189
Textabbildung Bd. 2, S. 189
Das Fallbrettchen aa stellt zwei kleine
Stuͤcke Holz dar, welche 1 1/2 Zoll lang, 1/6 Zoll breit und eben so dick
sind. An diesem befindet sich ein Fals um ein ungefaͤhr 1 1/4 Zoll breites
Fallbrett aufzunehmen, in welches zwei kleine Flugloͤcher eingeschnitten
werden, die nur so weit sind, daß sie einer Biene allein den Zutritt
gestatten. Die Holzstuͤcke a sind auf jeder Seite
der in dem Korbe selbst angebrachten Oeffnung befestiget, und haften mittelst zwei
großer Stifte an dem Korbe; das Holzstuͤck b wird in die zwei Falzen eingesezt und nach Gefallen aufgezogen oder
niedergelassen.
Diese Vorrichtung bringe ich fruͤhzeitig im Augustmonate an den
Bienenstoͤcken an; indem ich dadurch im Stande bin, den Bienen mehr oder
minder Raum zur Arbeit zu geben, waͤhrend ich gleichzeitig jedem Insekte den
Eingang verwehre. Diesem fruͤhzeitigen Schließen der Oeffnungen, und
dem zugleich durch Ziehung des Schubes moͤglichen Gewaͤhren eines
vollkommen freien Ausfluges verdanke ich die Erhaltung der Bienenstoͤcke,
indem der eigentliche Vorrath der Bienen unberuͤhrt bleibt, die
Stoͤcke selbst trocken erhalten, und alle schaͤdliche Insekten, als
SchneckenSind, Gott sey Dank, keine Insekten auf dem festen Lande.Anm. e. Lesers., Motten etc. dadurch ausgeschlossen werden.
Vier Perioden oder Jahresabschnitte muͤßen bei der Bienenzucht
vorzuͤglich beachtet werden.
Nach meinem Dafuͤrhalten beginnt die erste mit der fruͤhesten
Weide- und Stachelbeerbluͤthe. Man empfiehlt zu dieser Zeit den Korb
zu heben, und das Brett zu reinigen; indem man naͤmlich den Boden mit
Abfaͤllen von Wachs bedeckt findet, womit die Schuͤber beim Eintritte
des Winters verschloßen wurden, da dieses zu Boden faͤllt, wenn die
Zellen zum Gebrauche
angegriffen wurden. Dieses Verfahren habe ich jedoch nie gewaͤhlt, weil auf
solche Art die Bienenkoͤrbe, welche waͤhrend des Winters dicht an das
Brett angekittet sind, nothwendig von dem Kitte losgerissen werden
muͤßen, und auf solche Weise dann die Kaͤlte eindringen
laßen, welche, meinem Urtheile nach in dieser Jahreszeit den Bienen mehr
schadet, als es Nuzen stiftet, wenn man das los gewordene Wachs von dem Brette
abraumet. Wenn die Bienen zu dieser Zeit feurig sind, und zahlreich aus dem Korbe
ziehen, dann soll man sie durchaus nicht fuͤttern lassen, dieß
wuͤrde nur ihre fruͤhe Thaͤtigkeit und Arbeitslust
schwaͤchen, indem sie zu Hause das zur Genuͤge finden, was sie sonst
auswaͤrts suchen muͤßten. Ueberdieß belebt sie der aus
der Blume gezogene Honig mehr, und ist ihnen heilsamer, als jedes andere Futter.
Bemerkt man hingegen, daß beim Beruͤhren des Stockes ein dumpfes
mattes Summen aus demselben hervordringt, und die Bienen nur einzeln aus dem Korbe
gehen, dann mag Futterung gerathen seyn; doch darf diese nur maͤßig
und blos und nur so gereicht werden, daß sie Kraft zum Ausfliegen erhalten.
Von diesem Zeitpunkte bis zum Schwaͤrmen fordern sie nur etwas Aufmerksamkeit
und wenn die Witterung heiter trocken und mild ist, eigentlich gar keine; wenn aber
der Mai feucht und kalt ist, so daß die Bienen nach dem ersten
Schwaͤrmen nicht arbeiten koͤnnen, dann muß man sie warten und
fuͤttern, indem sie sonst zu Grunde gehen, weil sie in ihrem Stocke keine
Unterstuͤzung finden.Im lezten Jahre hatte ich einen Schwarm am 17. Mai, bald darauf wurde das
Wetter sehr unguͤnstig, fast fortwaͤhrend naß. Ich
mußte sie 14 Tage fuͤttern; viele kamen um, allein die
Erhaltenen vergalten meine Bemuͤhung, und arbeiteten sobald sich der
Himmel aufgehellt hatte. Am Ende gaben sie mir einen Stock, der fast
dreißig Pfunde wog.
Waͤhrend des Sommers muß die Aufmerksamkeit nur dahin gerichtet seyn,
daß man jene Stoͤcke nie aus den Augen laße, an welchen sich
Anzeigen zum Schwaͤrmen finden, damit kein Schwarm davon abziehe.
Ich mache keineswegs Anspruch, hier eine vollstaͤndige und
erschoͤpfende Anleitung uͤber jeden Gegenstand zu geben, welcher
ruͤcksichtlich des Fassens der Bienen (des Einbringens in Stoͤcke)
vorkommen kann; und deswegen begnuͤge ich mich als wesentliches
Erforderniß eines guten Erfolges bei diesem Fassen zu Empfehlen, daß
der Schwarm den neuen Stock so viel als moͤglich fuͤllen soll, oder,
wenn dieß nicht der Fall waͤre, daß wenigstens ein anderer
Schwarm oder Ableger hinzugebracht werde, um diese Fuͤllung zu bewirken; die
Gruͤnde dafuͤr habe ich schon fruͤher angegeben. Ich komme nun
auf die Zeit, wo der Honig ausgenommen werden soll, ein Geschaͤft, was nie
ohne Widerwillen unternommen, nie ohne Bedauern ausgefuͤhrt wird. Wenn wegen
Mangels an Bluͤthen wenig oder gar kein Zuwachs an Wachs oder Honig in dem
Stocke zu hoffen ist, und ich rechne, indem wiederholte Beobachtung mich hievon
uͤberzeugte, nach der Mitte Augusts niemals mehr auf einen solchen, so glaube
ich, daß dieses der eigentliche Zeitpunkt sey, jene Bienenstoͤcke zu
raͤumen, welche zu schwach sind um den Winter uͤber durchzukommen.
Dieß allein vermag uns mit dem Ausnehmen wieder auszusoͤhnen, indem
ein langsamer allmaͤhliger Hungertod jene Bienen erwartet, wenn
Thaͤtigkeit nicht vermoͤgend war die Wintervoraͤthe
aufzubringen.Unsere deutschen
Leser werden das aͤcht englische dieses Grundsazes nicht verkennen. Was
nicht fuͤr den Winter zu freßen hat, soll – aus
Barmherzigkeit todgeschlagen werden. Es ist ja dann auch nur „aus Schickung Gottes“, wie alle
diejenigen, gestorben, die englische Großmuth den Hungertod sterben ließ.
Wir erwarten in den naͤchsten Sizungen des Parlaments den Durchgang
einer Bill, die Armen aus Barmherzigkeit todt zu schlagen, damit sie nicht
aus Schickung Gottes sterben, d.h.
verhungern, duͤrfen. Um wie vieles menschlicher ist nicht das
Verfahren deutscher Bienen – und der deutschen Armenvaͤter!
Anm. eines Lesers. Ich
raͤume meine
Stoͤcke aus diesen Gruͤnden um die Mitte Augusts, wo zugleich auch der
Honig noch schneller aus den Scheiben fließt. Der Ueberrest giebt den noch
uͤbrigbleibenden Bienen Nahrung, und der Bewerber um das Futter, welches die
Herbstblumen allenfalls noch gewaͤhren moͤgen, werden weniger.
Der Honig muß bei dem Ausnehmen um rein wohlduftend und schmackhaft erhalten
zu werden, blos so wie er von selbst aus der Wabe, die man quer in ein Haarsieb
einsezt, ablaͤuft, genommen werden. Aus dem Siebe laͤßt man ihn
in ein unter dasselbe gestelltes Gefaͤß abfließen, ohne die
Waben zu preßen oder das Ablaufen durch Anwendung von Hize zu erzwingen. Wenn
nun der Honig so durch das Haarsieb abgelaufen ist, so soll er noch einmal durch ein
feineres Sieb durch getrieben werden, damit auf diese Weise jeder Wachstheil
weggeschafft wird, indem sonst eine Gaͤhrung entsteht, und der Honig
verdirbt.
So bereiteter selbst aus der Wabe ausfließender Honig wird immer
Zuckerstoffhaltig, wenn man aber den Stock selbst erhaͤlt und nur die
Scheiben wie man sie braucht, ausnimmt, so behaͤlt der schoͤne
durchsichtige Honig seine Klarheit, Reine und Frische wenigstens ein Jahr hindurch.
Ich habe immer bis zu dem lezten so ungewoͤhnlich spaͤthen Sommer
gesehen, daß die Bienen nach der ersten oder zweiten Woche im August wenig
mehr zu ihren gesammelten Vorraͤthen eintragen; daher ist es zu dieser Zeit
und vor dem folgenden Monate hoͤchst noͤthig, ihnen dasjenige, was sie
sich errungen haben, sorgfaͤltig aufzubewahren, und sowohl gegen die Raͤubereien der
Wespen, diesen verderblichen Pluͤnderern der Bienenvorraͤthe, als
gegen jeden andern Angriff zu schuͤzen. Wenn ein alter Stock den
unverbrauchten Honig fruͤherer Jahre in irgend einer bedeutenden Menge als
Zuschuß zu den Erzeugnißen des laufenden Jahres enthaͤlt, und
die Zahl der Bienen in demselben zu gering ist, so ist es auffallend, zu sehen, wie
bald diese Schwaͤche ausgespaͤhet, und ein solcher Stock als gute
Beute von seinen Nachbarn erklaͤrt wird. Das bestaͤndige Summen um
denselben, welches die an seinem Flugloche umherschwaͤrmenden Bienen
hoͤren laßen, die Versuche dieser Freibeuter in denselben
hinaufzusteigen, und die Ausfaͤlle derjenigen, die ihre Vorraͤthe
bewachen, ist ein untruͤgliches Kennzeichen, daß dieser Stock zum
Raube bestimmt ist. In diesem Falle habe ich die Oeffnung des Flugloches so viel
moͤglich verengt, und die Vorderseite des Stockes mit einem Tuche behangen,
und dadurch fuͤr einige Zeit die vollkommene Pluͤnderung verschoben;
denn Rettung ist keine moͤglich, da die angreiffenden Bienen sich durch
nichts abschrecken laßen. Der Stock wird immer von groͤßeren
Haufen angefallen, uͤberwaͤltiget, aller Honig wird ausgenommen und
weggebracht. Da ich mich uͤberzeugte, daß es durchaus
unmoͤglich ist, einen Stock vor der Pluͤnderung der Nachbarn zu
sichern, welcher reich an Honig, aber arm an Bienen, und daß derselbe sobald
seine Schwaͤche bekannt wird, nimmermehr im Stande ist, sich zu vertheidigen,
so nehme ich denselben aus, indem ich glaube, daß dieses vortheilhafter ist,
und andere Stoͤcke, in welchen die Anzahl der Bienen bedeutend
groͤßer ist, und die ich ihrer Schwere zum ausnehmen bestimmte,
dadurch gerettet werden koͤnnen.
Nun komme ich auf die lezte Abtheilung meiner Abhandlung, welche jedoch an
Wichtigkeit den uͤbrigen nicht nachsteht. Es soll naͤmlich das Urtheil
uͤber die Stoͤcke gesprochen werden, welche von ihnen als Stammkoͤrbe behalten
werden sollen; entweder in Hinsicht auf ihren gesammelten Honigvorrath, oder bei
denjenigen, welche nur mittelst Futterung den Winter uͤber erhalten werden
koͤnnen, in Hinsicht dessen, was sie zum gluͤcklichen Durchdringen des
Winters beduͤrfen, denn davon haͤngt sehr vieles ab. Es mag
indeßen die Wahl was immer fuͤr Stoͤcke getroffen haben, so
muͤßen die Koͤrbe am Stande gut mit Kalk angekittet
(gepflastert) werden. Dieß befoͤrdert Waͤrme, haͤlt
Wuͤrmer und Insekten ab, und laͤßt auch das Wasser, wenn
welches auf das Brett fallen sollte, nicht an den Korb gelangen, welcher sonst
dadurch am Rande faul und morsch wuͤrde. Wenn aber alles in der Runde umher
bis zum Flugloche gehoͤrig verkittet ist, so kann außer durch die
beiden Einschnitte am Fallbrettchen, nichts in den Korb gelangen.
Die Vorderseite des Bienenhauses muß mit Holztafeln oder mit Wachsleinwand
gedeckt, die Koͤrbe muͤßen zuruͤckgeschoben werden:
dadurch wird es zugleich dunkeler vor denselben, was die Bienen im Winter vom
Ausfluge abhaͤlt. Wenn die Anzahl der Stoͤcke so groß ist,
daß man eine beliebige Zahl derselben auswaͤhlen kann, dann
entscheidet die Schwere des Stockes; den schwersten soll man zum Stammstocke
waͤhlen, ohne daß man sich jedoch hierbei durch die Schwere allein
bestimmen laßen duͤrfte, indem man sich vorher auch von der
Staͤrke des Bienenstandes uͤberzeugen muß. Dieß
laͤßt sich mit Sicherheit berechnen, wenn man die Bienen im Herbste
außer dem Stocke an der Arbeit beobachtet, oder wenn man die Scheiben der
ausgenommenen Stoͤcke, aus welchen der Honig abgeflossen ist, auf das Gras
vor dem Bienenhause hinlegt, die Bienen kommen dann in großer Zahl heraus, um
den noch in den Scheiben zuruͤckgebliebenen Honig auszusaugen; beobachtet man
sie sodann bei ihrem Ruͤckfluge, so kann man ihre Anzahl leicht berechnen.
Diese Aufmerksamkeit auf
die Zahl der Bienen verbunden mit dem Gewichte der Stoͤcke ist ein Gegenstand
unerlaͤßlich nothwendiger Beobachtung, von welchem alles
abhaͤngt. Es ereignet sich oft, daß ein an Honig schwerer Stock sich
uͤberschwaͤrmt hat, und die im Korbe zuruͤckbleibende Zahl zu
gering ist, als daß er im naͤchsten Winter mit Vortheile durchgebracht
werden koͤnnte. Ich habe meine Stoͤcke immer Ende Herbst gewogen, und
zwar nicht nach dem Gesichte, sondern genau mit der Wage; ich waͤge sie
naͤmlich mit dem Standbrette, dessen Gewicht ich vorher schon ziemlich genau
bestimmt habe. Wenn der Stock fuͤnf und zwanzig Pfunde wiegt, so wird er im
Winter ohne Fuͤtterung gut durchkommen; ich hatte einige Stoͤcke die
nur zwei und zwanzig und drei und zwanzig Pfunde wogen, und die mit diesem Gewichte
gleichfalls durchgekommen sind, allein ich konnte bei solchen nicht mit
Gewißheit entscheiden, ob sie den Winter und die erstere Zeit des
Fruͤhjahres ohne Futter aushalten werden. Mit Futter hingegen kann man jeden
Stock uͤber Winter erhalten. Es sey wir hier erlaubt, jeden Schriftsteller,
welcher die Fuͤtterung fuͤr ein eitles, unnuͤzes, ja
unmoͤgliches Mittel erklaͤrt, einen Stock, waͤhrend des Winters
zu erhalten, auf das Feierlichste zu widersprechen. Viele haben dieß geglaubt
und gethan, viele solche Behauptungen habe ich selbst gehoͤrt; allein ich
stimme durchaus nicht mit ihnen uͤberein, und mein Widerspruch
gruͤndet sich auf wiederholte Erfahrungen. Viele Stoͤcke habe ich auf
solche Art beinahe den ganzen Winter durch erhalten; die Bienen haben in der Folge
uͤber die Maßen zugenommen, und sind im kommenden Jahre meine besten
Stoͤcke geworden.
Bei spaͤtem oder naßem Sommer treiben die Schwaͤrme oft erst in
der lezteren Zeit des Monates Julius ab, auch ist die Brut gleich zahlreich,
kraͤftig und stark: sie haben allerdings nicht mehr Zeit um ihre
Vorraͤthe an Scheiben und Honig zu ergaͤnzen; allein ihre Anzahl, und die
dann aufzugruͤndenden Erwartungen fuͤr die Zukunft machen sie
schaͤzenswerth, obschon ihr Fleiß ihnen nur erlaubt, die
Stoͤcke halb zu fuͤllen, und nur fuͤr einige Wintermonate
Nahrung zu sammeln. Nichts ist leichter als solche Stoͤcke mittelst der
Fuͤtterung den Winter uͤber durchzubringen, geschieht dieß, so
fuͤllt sich die uͤbrige Haͤlfte des Stockes im kommenden Jahre
sehr zeitig, und ob sie gleich wahrscheinlich nicht schwaͤrmen, weil sie ihre
Stoͤcke mit Scheiben und Honig zu versehen haben, so habe ich doch lezteren
immer in reichlicher Menge vorhanden getroffen, und auch den Bienenstand in
gehoͤrigem Verhaͤltniße gefunden, ihr Eifer wird nicht durch
das Bilden neuer Schwaͤrme gestoͤrt; ihre Brut wird zu Hause zu eben
der Arbeit verwendet, welche sie in eine neue Wohnung gebracht, dort eben so
verrichten mußten, da auch diese wieder mit Scheiben und Honig zu
fuͤllen ist.
Ich kann fuͤr diesen Erfolg buͤrgen. Mehrere Jahre schon habe ich
dieß wiederholt gethan, besonders beim Beginnen dieses meines
Lieblingsunternehmens. Ich bin so sehr entfernt, das Futtern der Bienen fuͤr
ein unnuͤzes und uͤberfluͤßiges Bemuͤhen
anzusehen, daß ich dasselbe Jahr fuͤr Jahr ohne Abweichung fortseze,
und fruͤher oder spaͤther nach dem Gewichte oder der Staͤrke
beim Aufstellen der Stoͤcke im Oktober damit angefangen habe. Nach
Ausmittelung des Gewichtes der einzelnen Stoͤcke berechne ich hiernach, wie
lange der Honigvorrath dauern koͤnne, und bestimme auf diese Weise den Anfang
des Fuͤtterns. Meine Stoͤcke sind mit Nummern bezeichnet 1. 2. 3. 4.
etc.; wenn ich in die Stadt ziehe, laße ich meinem Aufseher folgende Weisung
zuruͤck; z.B. Nro. 1, soll um Weihnachten gefuͤttert werden; Nro. 2.
nur Mitte Jaͤnners; Nro. 3. gegen den Schluß des Februars; Nro. 4.
braucht keine Fuͤtterung, weil ich ihn fuͤr stark genug halte, auch
ohne solche Huͤlfe den Winter uͤber durchzubringen. Als erklaͤrter
Vertheidiger des Fuͤtterns der Bienen waͤhrend des Winters, und
uͤberzeugt von der Nuͤzlichkeit und von den Vortheilen desselben, so
wie von jenen der Methode selbst, nach welcher sie zu geschehen hat, theile ich
nunmehr die von mir mit Erfolge gebrauchte Verfahrungsweise mit. Die Mischung welche
meine Bienen erhalten, ist nasser Zucker und suͤßes Bier zur
Theriaksdicke eingekocht. Diese Mischung wird in einem kleinen Troge von Holz,
welcher hohl und von der hier vorgezeichneten Gestalt ist, in den Bienenstock
gebracht.
Textabbildung Bd. 2, S. 198
Dieser kleine Trog muß taͤglich gefuͤllt werden. Wollte man ihn
durch die vordere Oeffnung in den Korb einlaßen, so wuͤrden schnell
die Bienen aller benachbarten Bienenstoͤcke daran Antheil nehmen wollen, und
Streit und Todschlag wuͤrde erfolgen. Da mein Bienenhaus sich
ruͤckwaͤrts ganz oͤffnet, so mache ich einen Einschnitt in
erforderlicher Breite an der Ruͤckseite des Stockes um durch denselben den
Trog einzuschieben. Wenn dieß geschehen ist, so schließe ich die
aͤußere Thuͤre schnell, dadurch werden die Bienen der daran
stehenden Stoͤcke nicht beunruhiget, und der Stock, dem die Fuͤtterung
bestimmt ist, erhaͤlt sie auch ganz, nur muß darauf gesehen werden,
daß das Brett oder der Stand des Stockes vollkommen wagrecht sey, damit das
Futter nicht verschuͤttet werde, was allerdings geschehen wuͤrde, wenn
das Brett an der vorderen oder hinteren Seite des Korbes hoͤher
waͤre.
Es ist eine allgemein angenommene Meinung des großen Haufens, daß kein
Korb laͤnger als drei Jahre dauern koͤnne, da er im vierten Jahre
gewiß aussterben oder unnuͤz werden muͤßte. Nichts ist
irriger als eine solche Meinung: ich nahm im lezten Jahre einen Stock aus, der vierzehn Jahre lang
gestanden hat, und den ich versuchsweise behielt, er gab mir im lezten Sommer einen
Schwarm; da er jedoch erst im vorigen Jahre geschwaͤrmt hatte, so fand ich
die Bienenzahl so sehr herabgekommen, und den Stock so leicht, daß die
Ueberwinterung desselben unmoͤglich war, und ich ihn folglich gegen meinen
Willen ausnehmen mußte.
Ich schließe nun den Vortrag, welchen ich der Societaͤt zu
uͤberreichen die Ehre habe, mit der Bemerkung, daß die von derselben
angebothene Ehren- oder Geldbelohnung demjenigen aufbehalten bleiben
moͤge, welcher einen Bienenstock von bestimmter Groͤße, im
groͤßten Gewichte und folglich groͤßten Gehalte an Honig
und Wachs vorzuzeigen vermag. Die Zuerkennung des Preises an denjenigen, dessen
Anspruͤche sich blos auf die Zahl, nicht auf das Gewicht der Stoͤcke
gruͤnden, hieße jeden ermaͤchtigen die Gesellschaft zu
taͤuschen, deren Absicht keine andere ist, als Ermunterung zur Erzeugung der
groͤßten Menge von Wachs und Honig, indem jeder dadurch angereizt
wird, jeden kleinen Spaͤthschwarm als einen bestimmten Stamm in einen Korb zu
faßen, da ich niemals einen solchen Spaͤthling gefunden habe, der auch
nur die geringste Menge von irgend einem brauchbaren Honig geliefert
haͤtte.
Ich erklaͤre der Gesellschaft, daß ich sechs und fuͤnfzig
Bienenstoͤcke besaß, ehe ich im August des Jahres 1817 auszunehmen
begann; alle waren von meinem alten Vorrathe des vorangegangenen Jahres, und von dem
Schwaͤrmen derselben vom J. 1817. Mein Bienenstand vom Jahre 1816 bestund aus
52 Bienenstoͤcken, wovon ich 24 ohne Verlust uͤberwinterte, nachdem
ich die Uebrigen ausgenommen hatte. Von den 24 Stoͤcken hatte ich mehr als 40
Schwaͤrme und Ableger, welche ich in 32 Koͤrbe faßte.