Titel: | Beschreibung der verschiedenen Abarten von Broccoli, nebst einigen Winken über die Methode dieselben zu pflanzen. |
Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XXV., S. 200 |
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XXV.
Beschreibung der verschiedenen Abarten von Broccoli, nebst einigen Winken über die Methode dieselben zu pflanzen.
Von Hrn. Hugo Ronalds, von Brentford, F. H. S.
Aus den Transactions of the London Horticulture Society in dem Repository of Arts, Manufactures et Agriculture. Second Series. CCXIV. März 1820. S. 235.
Ronalds über das Pflanzen der verschiedenen Abarten von Broccoli.
Miller nimmt in seinem
Garten-Lexikon unter dem Artikel Brassica
Die Broccolis hat weder Linne noch Willdenow der Muͤhe werth gefunden, in den
Species Plantarum aufzunehmen. Der
unsterbliche, bisher unuͤbertroffene Miller, kannte sie besser, und nahm sie in seinem
Garten-Lexikon als Brassica italica
Broccoli dicta auf, und diese Abart des gemeinen Kohles steht jezt
als Brassica oleracea mit Miller's kurzer Diagnose im
Hort. Rewensis 2. Ausg. Th. IV. S.
125. Der vortreffliche Lamark hat in der Encyclopedie
methodique, in welcher er den Artikel, Botanique, bearbeitete, der Broccolis nicht vergessen, und T. I.
S. 745. mehrere der hier angefuͤhrten Arten aufgezaͤhlt; er
betrachtete sie aber großen Theils als Unterabarten des Carfioles.
Reichart hat in seinem Land- und
Gartenschaze, von welchem wir jezt die neue
Ausgabe von Hrn. Prof. Dr. Voͤlker besizen, die Kultur der Broccoli (in dieser neuen
Voͤlker'schen Auflage Th. II. S. 157.) leider zu kurz beschrieben
unter dem Namen Spargelkohl. Wir behalten den
Namen Broccoli, da dieses Kohlgewaͤchs bei
uns in Suͤddeutschland unter dem Namen Brockerln allgemein bekannt ist, so wie den Namen Carfiol, (das verdorbene roͤmische Cauliflora) statt Blumenkohl, und auch noch aus dem Grunde, weil jeder Kohl Blumen
bringt, also Blumenkohl ist, und weil kein Kohl
zu Spargel wird, auch wenn er noch so schmackhaft wuͤrde. Anm. d. Uebers. an, daß die wenigen Broccoli, die man damahls kannte, von dem
Carfiole (Cauliflower) abstammten, welcher, wie er sagt, aus der
Insel Cyprus zu uns gebracht wurde; er erwaͤhnt der weißen und rothen
Broccoli als aus Italien zu uns gekommen. Aus diesen beiden Abarten sind, wie es
sich aller Wahrscheinlichkeit nach vermuthen laͤßt, alle folgenden
Abarten entsprungen, und zwar entweder durch zufaͤllige Abweichungen aus dem
Samen, oder durch absichtliche Vermischung des Blumenstaubes der verschiedenen
Abarten. Dieß vorausgesezt gebe ich nun eine so vollstaͤndige
Nachricht, als mir nur immer moͤglich ist, uͤber diejenigen Sorten,
welche gegenwaͤrtig in allgemeiner Achtung stehen, und fuͤhre sie in
derselben Ordnung auf, in welcher sie zum Tischgebrauche heranreifen.
1. Rother Cap oder Herbst-Broccoli (Purple Cape
Der Uebersezer weiß nicht, woher dieser Name Cape, der sonst bloß Pflanzen vom Vorgebirge der guten
Hoffnung beigelegt wird, kommen soll. Sollte diese und folgende Art erst vom
Vorgebirge der guten Hoffnung gekommen seyn? Denn das, was die
Englaͤnder gleichfalls Cape nennen, the nek-piece of a cloke, kann man
an diesen Gewaͤchsen doch nimmermehr finden. Anm. d. Uebers. or Autumnal Brocoli). Dieser bildet einen
gedraͤngten dichten Kopf von schoͤn purpurrother Farbe. In nassen
Sommern und in gutem Grunde wird er so groß wie Carfiol. Wenn man ihn in der
Mitte May's, Anfangs oder Ende Junius saͤet, so traͤgt er in
regelmaͤssiger Aufeinanderfolge von August bis Dezember, oder bis der Frost
seine Koͤpfe zerstoͤrt, die zaͤrtlich sind; wenn man ihn in
Julius oder August
saͤet, und der Winter mild ist, so bringt er im Fruͤhlinge gute
Koͤpfe, wie die schoͤnen Exemplare bezeugten, welche Hr. Maher bei der zweiten Zusammenkunft
der Gartenbau-Gesellschaft im vorigen April vorlegte; wenn man ihn Anfangs
September anbauet, und die Pflanzen im Fruͤhebette, wie den Carfiol,
uͤberwintert, so kann man im Junius und Julius schoͤne Koͤpfe
erwarten. Auf diese Weise kann man, bei zweckmaͤssigem Verfahren, diese Abart
waͤhrend des groͤßten Theiles des Jahres in Ertrag erhalten;
allein sie ist nicht abgehaͤrtet genug, um auch fuͤr den Winter auf
sich rechnen zu lassen. Die Pflanzen muͤssen im Garten ungefaͤhr zwei
Fuß weit in jeder Richtung von einander entfernt stehen, und werden einen bis
anderthalb Fuß hoch. Die Blaͤtter sind beinahe ganzrandig, aufrecht,
concav, am Grunde lappig und sehr wellenfoͤrmig, kurz und umgeben den Kopf
regelmaͤssig; die Adern und die Mittelrippen sind mit Purpur gefaͤrbt,
woran man die Aechtheit dieser Abart erkennt. Waͤhrend des Wachsthumes wird
der Kopf sichtbar, ist aber im Ganzen genommen nicht sehr groß; so wie er
sich allmaͤhlich entwickelt, zeigen die hervortretenden Theile der
Bluͤthe ein gruͤnliches Weiß mit Purpur gemengt.
Waͤhrend des Siedens wird die ganze Bluͤthe gruͤn. Die
groͤßten und schoͤnsten Koͤpfe dieser Sorte, die ich
gesehen habe, standen bei Hrn Padley in den koͤnigl. Gaͤrten zu
Hampton-Court, wo uͤberhaupt die meisten Abarten dieser Pflanze sehr
schoͤn und sehr aͤcht sind.
2. Gruͤner Cap oder Herbst-Broccoli (Green Cape or
Autumnal Brocoli). Diese Sorte ist, außer der
Farbe, nur wenig von der vorhergehenden unterschieden, und sowohl in Hinsicht der
Koͤpfe als im Ganzen genommen groͤßer. Die Blaͤtter sind
lang und schmal, jenen des Carfioles sehr aͤhnlich, nur wenig
wellenfoͤrmig, und sehen daher im Allgemeinen ziemlich flach aus, die Adern
und die Mittelrippen
sind gruͤn. Der Kopf, der einige Aehnlichkeit mit dem Carfiol hat, ist von
gruͤnlich weißer Farbe, und gewoͤhnlich etwas mit
Blaͤttern bedeckt. Diese beiden Sorten sind sehr neckisch, und laufen
haͤufig in einander uͤber; sie haben einen starken Hang auszuarten,
sind jedoch deutlich verschieden, und, als solche, sehr schoͤn. Man
muß die groͤßte Sorgfalt anwenden, die Samen von denjenigen
Pflanzen zu erhalten, die vollkommen aͤcht sind. Diese Bemerkung gilt auch
fuͤr alle folgende Arten.
3. Grange's fruͤhe Carfiol-Broccoli (Grange's early Cauliflower Brocoli). Wenn diese Sorte zu drei
verschiedenen Mahlen gesaͤet wird, vom Anfange des Mai bis Ende Junius, so
wird sie nach und nach von Michaelis bis Weihnachten, wenn die Witterung nicht zu
rauh war, ihre Koͤpfe bringen. Da die Blaͤtter den Kopf bedecken, so
schuͤzen sie denselben vor leichteren Anfaͤllen des Frostes. Diese
Blaͤtter haben lange nackte Blattstiele, und sind breiter und kuͤrzer
als an der vorhergehenden Art, am Grunde lappig, aber nicht sehr
wellenfoͤrmig; die Adern und die Mittelrippen sind weißlich
gruͤn, die Koͤpfe groß, und beinahe ganz weiß. Diese
Abart muß ungefaͤhr zwei Fuß weit gepflanzt werden.
4. Gruͤner Winter-Broccoli mit geschlossenem
Kopfe (Green Close headed Winter
Brocoli). Dieß ist eine neue und gute Sorte. Ich halte ihn fuͤr
einen Saͤmling des gruͤnen Herbst-Broccoli, auf welchen er in Hinsicht seiner Reife zum
Gebrauche unmittelbar folgt. Er hat das Eigene, daß er den ganzen Winter
durch traͤgt, wenn die Witterung mild ist. Von einem Gartenstuͤcke,
das ich auf ein Mal mit Pflaͤnzchen dieser Sorte bepflanzte, welche ich Ende
Mai's saͤete, konnte ich Koͤpfe zum Tischgebrauche waͤhrend der
Monate November, Dezember, Jaͤnner und Hornung schneiden. Wenn man die
Pflanzen aussezt, so
muͤssen sie in einer Entfernung von anderthalb bis zwei Fuß zu stehen
kommen. Diese Sorte ist zwergartig; die Blaͤtter sind ausgebreitet, etwas
gezaͤhnt, zahlreich, sehr wellenfoͤrmig und groß; die Adern
weiß, die Blumen treten hervor, sind dem Ansehen nach dem gruͤnen Herbst Broccoli aͤhnlich, erhalten aber nie eine
bedeutende Groͤße.
5. Fruͤher Purpur-Broccoli (Early Purple Brocoli). Eine ganz vortreffliche
Abart von tief purpurrother Farbe. Wo sie aͤcht ist, sind die Koͤpfe
anfangs dicht geschlossen, spaͤter zeraͤstelt sie sich, und wird auch,
besonders in zu fettem Boden, leicht gruͤn und zu aͤstig. Wenn man sie
im Aprill saͤet, faͤngt sie an im November zu tragen, und
faͤhrt so fort den ganzen Winter uͤber, wenn die Witterung nicht zu
rauh ist, Koͤpfe und Sprossen zu bringen. Wenn man sie im Junius anbaut,
bringt sie im Maͤrz und Aprill eine Menge von Sprossen. Sie wird zwischen
zwei und drei Fuß hoch, und waͤchst stark und lang. Die
Blaͤtter sind sehr gezaͤhnt, purpurfarbig gruͤn, breiten sich
weit aus, sind aber nicht lang, obschon ihre Blattstiele lang sind; der Kopf ist
beinahe unbedeckt von den Blaͤttern, indessen sind zuweilen kleine
Blaͤtter in dem Kopfe eingemengt. Die Pflanzen bringen
Bluͤthensprossen aus den Blattwinkeln. Auf gutem Boden muͤssen sie
drei Fuß weit von einander gepflanzt werden.
6. Fruͤher weißer Broccoli. (Early white Brocoli). Die Koͤpfe dieser
Sorte sind dicht geschlossen und von rein weißer Farbe. Um sie schoͤn
und fruͤhe zu erhalten, muͤssen sie im Hornung oder Anfangs
Maͤrz auf ein leichtes Treibbett gesaͤet werden. Wenn die
Pflaͤnzchen ungefaͤhr drei bis vier Zoll hoch geworden sind,
muͤssen sie in leichten guten Boden drei bis vier Zoll weit von einander
gepflanzt, und mit einer Matte gegen Reif und Nachtfrost gedeckt werden. Bis Ende
Aprills werden sie stark genug seyn um zwei bis drei Fuß weit von einander versezt werden zu
koͤnnen. So behandelt werden sie im November sehr schoͤne
Koͤpfe bringen, und wenn das Wetter etwas gelinde ist, bis Weihnachten damit
fortfahren. Diese Sorte sowohl als einige andere werden zuweilen von den
Markt-Gaͤrtnern, aus Furcht vor einem nahen Froste, in großer
Menge abgeschnitten, und in Kellern gehalten oder eingeschlagen, um zu Markte
gebracht werden zu koͤnnen. Sie wird ungefaͤhr drei Fuß hoch,
und hat aufrechte, concave, lichtgruͤne, beinahe ganzrandige
Blaͤtter.
7. Brauner Zwerg-Broccoli mit geschlossenem Kopfe.
(Dwarf Brown Close-headed Brocoli). Dem
Anscheine nach halte ich ihn fuͤr einen Abkoͤmmling des schwefelgelben Broccoli, von welchem er indessen durch
seinen fruͤheren Ertrag sowohl als durch die Gestalt und Form seines Kopfes
verschieden ist, auch sind die Blaͤtter kuͤrzer und breiter als an dem
schwefelgelben Broccoli, sie sind klein, nicht sehr
wellenfoͤrmig, dunkelgruͤn mit weißen Adern, wachsen aufrecht,
und bedecken den Kopf durchaus nicht. Die meisten Kronen sind bei ihrem ersten
Erscheinen gruͤn, entwickeln sich aber bald zu großen artigen braunen
Koͤpfen. Wenn man sie in Mitte Aprills saͤet, so hat man sie im
Maͤrz und Aprill des naͤchsten Jahres zum Gebrauche. Zwei Fuß
Abstand ist beim Versezen der Pflanzen hinreichend.
8. Langer großkoͤpfiger
Purpur-Broccoli. (Fall
large-headed Purple Brocoli). Diese Sorte bringt große lange
Purpurkoͤpfe von zwei bis drei Fuß Hoͤhe. Wenn man sie gegen
Ende Maͤrz baut, so wird sie im folgenden Maͤrz und Aprill sehr
ertraͤglich. In gutem Grunde muͤssen die Pflanzen drei Fuß weit
von einander ausgesezt werden.
9. Rahmfarbiger oder Portsmouth-Broccoli. (Cream coloured or Portsmouth Brocoli.) Eine sehr
edle Sorte, die an Groͤße alle uͤbrigen uͤbertrift. Sie
ist rahmfarben oder lichtbraͤunlichweiß und traͤgt einen sehr
dichten festen Kopf; die Blaͤtter sind groß und breit mit weissen
Adern; sie breiten sich weit aus, aber die kleinen im Mittelpunkte stehenden
Blaͤtter bedecken die Bluͤthe. Ein von Hrn. Oldaker bei Sir Joseph Banks am fuͤnften Mai vorigen
Jahres der Gartenbau-Gesellschaft gesandter Kopf maß mehr als zwei
Fuß im Umfange, obschon er ganz geschlossen war. Wenn man diese Sorte in der
Mitte Aprills saͤet, so ist sie waͤhrend des folgenden Hornungs,
Maͤrz's und Aprills in ihrer hoͤchsten Vollkommenheit. Sie
traͤgt nahe am Boden. Die Pflanzen muͤssen drei Fuß weit von
einander versezt werden.
10. Schwefelgelber Broccoli. (Sulphur coloured Brocoli.) Eine dauerhafte und schaͤzbare Abart.
Wenn sie im Aprill angebauet wird, so traͤgt sie im folgenden Aprill und im
Anfange Mai's schoͤne dichte, kegelfoͤrmige, schwefelgelbe
Koͤpfe, von welchen einige etwas mit Purpur leicht angesprengt sind. Die
Blaͤtter haben lange Blattstiele, sind sehr gezaͤhnt, und
blaͤulich grau. Zwei Fuß Abstand ist hinlaͤnglich um die
Pflanzen gehoͤrig wachsen zu lassen.
11. Weißer Fruͤhlings oder
Carfiol-Broccoli. (Spring White or
Cauliflower Brocoli.) Diese Sorte muß im Maͤrz gesaͤet
und in einer Entfernung von drei Fuß versezt werden. Wenn der Grund gut ist,
so bringt sie waͤhrend der Monate Aprill und Mai schoͤne vollkommen
weiße Koͤpfe. Sie wird sehr stark, bekommt große flache schmale
Blaͤtter mit dicken Adern; die Blaͤtter umschließen und
druͤcken den Kopf so, daß er zur Schnittzeit beinahe unsichtbar ist.
Dadurch wird er zugleich gegen die im Fruͤhjahre so haͤufigen frostigen Morgen
am sichersten geschuͤzt. Diese Sorte war in diesem Fruͤhjahre ungemein
schoͤn zu Spring Grove.
12. Spaͤter Zwerg-Purpur-Broccoli mit
geschlossenem Kopfe. (Late Dwarf
close-headed Purple Brocoli.) Dieser ist der spaͤteste
Purpur-Broccoli, der durch den ganzen Aprill und dem groͤßten
Theil des Maien uͤber in Vollkommenheit da steht. Die Pflanzen werden selten
uͤber einen Fuß hoch; die Bluͤthe zeigt sich zuerst klein und
gruͤn, wird aber bald groͤßer und entwickelt einen
geschlossenen, kegelfoͤrmigen, purpurfarbenen Kopf; die Blaͤtter sind
kurz und klein, dunkelgruͤn mit weißen Adern, sehr buchtig und tief
gezaͤhnt, und bilden einen regelmaͤssigen Strahl um die Blume, wodurch
die Pflanze ein sonderbares und zugleich schoͤnes Ansehen erhaͤlt. Der
Same muß im Aprill gesaͤet und die Pflanzen muͤssen anderthalb
bis zwei Fuß ausgesezt werden.
13. Spaͤtester gruͤner oder sibirischer
Broccoli. (Latest green or Siberian
Brocoli.) Dieß ist der spaͤteste und dauerhafteste unter
allen Broccolis, die ich kennen lernte, selbst der haͤrteste Winter vermag es
nicht, ihn zu Grunde zu richten. Wenn man denselben gegen Ende Aprills anbaut, so
bringt er den ganzen folgenden Mai uͤber große dichte gruͤne
Koͤpfe. Die Blaͤtter sind sehr wellenfoͤrmig und
gezaͤhnt, schmal und lang, und zeigen an dem Staͤngel ein leichtes
Purpurroth. Zwei Fuß Abstand ist fuͤr die Pflanzen hinreichend. Diese
Sorte heißt, wie ich glaube, bei einigen auch daͤnischer Broccoli (Danish Brocoli).
Da diese hoͤchst ertraͤglichen und kostbaren Gewaͤchse schon so
lang mit dem guͤnstigsten Erfolge gepflanzt worden sind, so bleibt mir
uͤber die Behandlung derselben nur wenig mehr zu sagen uͤbrig. Da man
indessen von mir einiges hieruͤber zu vernehmen wuͤnschte, so lege ich
hier eine kurze Uebersicht desjenigen Verfahrens dar, nach welchem mir die Kultur dieser
Gewaͤchse am besten zu gelingen schien; sie ist dieselbe fuͤr alle
diese verschiedenen Sorten.
Die Samenbetten muͤssen aus leichter guter Gartenerde bereitet, wohl
umgegraben, und wenn sie trocken sind, am Abende vor der Aussaat begossen werden.
Die Samen muͤssen duͤnn gesaͤet, und die Betten selbst bis zum
Aufgehen der Pflaͤnzchen mit Matten oder Streu bedeckt werden. Wenn die
Pflaͤnzchen einmahl aufgegangen sind, kann man die Decke wegnehmen, und je
nachdem es die Witterung erfordert, die Pflaͤnzchen begiessen. Sollte diese
sehr trocken seyn, so ist es am besten die Pflaͤnzchen dann erst zu versezen,
wann sie ungefaͤhr zwei oder drei Zoll hoch geworden sind, auf dem neuen
Bette, auf welches sie verpflanzt wurden, muͤssen sie ungefaͤhr vier
Zoll weit von einander zu stehen kommen. Wenn man sie mehrere Mahle durch Ansprizen
mit Wasser erfrischt hat, werden sie in vierzehen Tagen bis drei Wochen
hinlaͤnglich stark seyn, um ein nochmahliges Versezen zu ertragen. Diese
Verfahrungsweise gewaͤhrt auch noch den Vortheil, daß man Zeit zu
irgend einer anderen kleinen Ernte z.B. von Erbsen u. dgl. gewinnt, indem man
hierdurch im Garten Plaz erhaͤlt, den man sonst zur Zeit des ersten Versezens
nicht so leicht finden wuͤrde. Die vier ersten Sorten in obigem
Verzeichnisse, welche ich als Verwandte betrachte, sollten nur ein Mal versezt
werden, indem die Unterbrechung in der Vegetation, welche durch dieses Versezen
veranlaßt wird, leicht zu fruͤhe Entwickelung der Koͤpfe
veranlaßt, welche, in diesem Falle, nur sehr klein bleiben und nie die
gehoͤrige Eigenschaft erhalten. Ist die Witterung naß, so
muͤssen die Betten alsogleich nach der Besaͤmung bedeckt und mit Nezen
gegen die Voͤgel geschuͤzt werden; auch wird es noͤthig seyn,
die Pflaͤnzchen bei ihrem Aufgehen mit Kalkwasser zu besprizen, oder mit
frisch abgeloͤschtem Kalke zu bestreuen, um die Schnecken zu
vertreiben.Dadurch koͤnnen aber auch die lieben Schneckchen von jungen Broccoli
Pflaͤnzchen eben so sehr leiden, als die garstigen Erdschnecken. Anm. d. Uebers. Wenn die Pflanzen hierauf sechs bis acht Zoll hoch geworden sind,
koͤnnen sie mit einem Male in der fuͤr jede Sorte empfohlenen
Entfernung verpflanzt werden.
In alten Gaͤrten, die, wie es so oft der Fall ist, von einem Insekte
heimgesucht werden, welches im Sommer sich in die Wurzeln aller Kohlgewaͤchse
einnistet, und an denselben eine Krankheit erzeugt, die unter dem Namen Club bei uns bekannt ist, wird es noͤthig die Erde
so umzuharken, daß vier bis fuͤnf Zoll hoch neue frische unangesteckte
Erde aus der Tiefe heraufkommt, wodurch die Insekten wahrscheinlich tief genug
begraben werden, um kein Unheil weiter anrichten zu koͤnnen, und die Pflanzen
selbst zu ihrem Vortheile frisches Erdreich erhalten. In Gaͤrten, welche
durch wiederhohlten Anbau sehr erschoͤpft sind, wird, wenn obige Methode
nicht angewendet werden kann, eine hinreichende Menge frischer Erde von einem Felde
oder Weidplaze hereingefahren und eingegraben, von wesentlichem Vortheile
fuͤr die Broccolis und auch fuͤr kuͤnftige Ernten derselben von
andauerndem Nuzen seyn.Der Uebersezer weiß nicht, was der Hr. Verfasser hier unter Club versteht. Er haͤtte das Insekt,
welches diese Krankheit bei ihm verursacht, mit dem systematischen Namen
bezeichnen sollen. Bei uns auf dem festen Lande sind vielleicht keine
Gartengewaͤchse mehr, als die Kohlarten, den Verheerungen der
Insekten aller Ordnungen ausgesezt. Man koͤnnte ein ganzes Buch
hieruͤber schreiben. Anm. d. Uebers.
Die Broccolis gedeihen am besten in einem frischen etwas lehmigen Boden, erhalten
sich in demselben in ihrer Abart, wie es mir scheint, aͤchter, und werden
dauerhafter, als wenn
man sie duͤngt; wenn man indessen keinen solchen Boden fuͤr sie hat,
so ist tiefes umgraben und reichlicher Duͤnger das einzige Mittel, das noch
uͤbrig bleibt, sich guten Ertrag von denselben zu verschaffen.
Ich glaube, daß Seifensieder-Asche in bedeutender Menge in den Grund
eingegraben, ein gutes Praͤservatif gegen den Club, und wenn man die Wurzeln
der Pflanzen in dem Augenblicke vor dem Versezen in einen Brei aus
Seifensieder-Asche mit Wasser eintaucht und gut in demselben
herumruͤhrt, so wird derselbe, insofern er an den Wuͤrzelchen kleben
bleibt, großen Theils dieselben vor den Anfaͤllen der Insekten
schuͤzen; vielleicht waͤre eine Mischung von noch staͤrkeren
Ingredienzien, wie Ruß, Schwefel, Toback etc. noch besser.Dem Uebersezer haben diese Mittel nie dienen wollen, und die
Seifensiederasche hat sogar oͤfters geschadet. Was Thiere
toͤdtet, toͤdtet nur zu oft auch Pflanzen. Anm. d. Uebers.
Obschon man gestehen muß, daß die Broccolis an der Stelle, wo sie
hingepflanzt wurden, groͤßer und schoͤner werden, so
raͤth es doch die Klugheit wenigstens von allen den lezteren neun
aufgefuͤhrten Sorten im Anfange Novembers einen Theil aus dem Grunde zu
nehmen, die Wurzeln jedoch hierbei so wenig als moͤglich zu stoͤren,
und die Pflanzen mit ihrem Kopfe gegen Norden schief, nur einige Zolle uͤber
dem Boden und ungefaͤhr achtzehn Zoll von einander, zu legen. Auf diese Weise
wird die nun niedrig liegende Krone der Pflanze bald von dem Schnee, welcher
gewoͤhnlich vor lang anhaltenden und starken Froͤsten faͤllt,
bedeckt und geschuͤzt werden; die Pflanze wird auch hierdurch in ihrer Faser
zaͤher und haͤrter, indem die Vegetation durch dieses lezte Versezen
wieder unterbrochen wird.Unsere Gaͤrtner wissen ihre zaͤrtlicheren Gemuͤse auf
eine unserem rauhen Klima angemessenere Weise zu schuͤzen. Wir haben nicht
das milde englische Klima bei uns, unter welchem die Wiesen auch im Winter
gruͤnen, und der Schnee hoͤchstens wenige Tage liegen bleibt,
die Fluͤsse nur selten frieren.Anm. d. Uebers.