Titel: | Erklärung des dem Wilh. Lewis von Brimscomb, Färber in der Grafschaft Gloucester, ertheilten Patentes auf eine neue Maschine zum Walken des Tuches oder anderer Stoffe, welche der Walke bedürfen. dd. 5. Aprill 1816. |
Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XXXV., S. 299 |
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XXXV.
Erklärung des dem Wilh. Lewis von Brimscomb, Färber in der Grafschaft Gloucester, ertheilten Patentes auf eine neue Maschine zum Walken des Tuches oder anderer Stoffe,
welche der Walke bedürfen. dd. 5. Aprill 1816.Unsere Leser werden bemerkt haben, daß sehr brauchbare
Patent-Erfindungen, die in das Große des Manufaktur-Wesens
eingreifen, immer erst nach 4–5 Jahren dem Publikum mitgetheilt werden.
Diese Staats-Maxime traͤgt ganz den
Charakter der einzelnen brittischen Fabrikanten.Anm. d. Uebers.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Second Series. N. CCXVIII. Julius 1820. S. 69–72.
Mit Abbildungen Tab. XV.
Lewis neue Maschine zum Walken des Tuches und anderer Stoffe.
Ich erklaͤre hiermit, daß meine Maschine in
Folgendem besteht: Sie arbeitet, ohne alle jene Unvollkommenheiten zu besizen,
welche den zu diesem Zwecke bisher gewoͤhnlich gebrauchten Maschinen eigen sind. Man kann
das Walken als in zwei Epochen eingetheilt sich vorstellen, naͤhmlich in jene
der Reinigung und in die der Filzung. Unter die Hauptunvollkommenheiten der
gewoͤhnlichen oder der Stockwalke gehoͤrt die ungleiche Reinigung des
Tuches, die Nothwendigkeit der Beihuͤlfe des faulen Harnes oder eines anderen
chemischen Surrogates waͤhrend der ersten Epoche; und in Hinsicht der
zweiten, der Umstand, daß das Tuch in einem gewissen Grade schon
waͤhrend der Reinigung gefilzt wird, so daß das Gewebe selbst dabei
leidet und das Puzen (burling, Ausziehen der Knoten und
Nippen) erschwert ist, in jedem Theile der ganzen Operation des Walkens dadurch
bedeutender Nachtheil entsteht. Auf der andern Seite hingegen wird in dieser neuen
Maschine das Tuch, indem es zwischen zwei Walzen durchlaͤuft, deren Druck man
auf jeden beliebigen Grad bringen kann, gereinigt ohne im Mindesten gefilzt oder auf
irgend eine Weise beschaͤdiget zu werden: hier ist, fuͤr die erste
Epoche, Walkererde und maͤssig durch Dampf oder auf irgend eine andere Weise
gehiztes Wasser hinreichend, ohne daß man alten Harn oder Beitze brauchte
(seg
Der Uebersezer findet in keinem der 5 ihm zu Gebothe stehenden
Woͤrterbuͤcher, auch nicht in dem großen des Johnson, das Wort seg. Er vermuthet daher bloß, daß es Beize (unser
oberdeutsches Sechtel) Schafmist u. dgl. heissen
koͤnne, womit in England die Tuͤcher gewalkt werden. Pizing findet sich gleichfalls in keinem
Woͤrterbuche.Anm. d. Uebers.or stale urine). Die Arbeit geschieht
uͤberdieß mehr gleichfoͤrmig, mit geringerem Aufwande von
mechanischer Kraft, und doch schneller als in der Stockwalke.
Diese neue Maschine reinigt in der Wolle gefaͤrbte Tuͤcher auf ein Mal,
waͤhrend in der Stockwalke zu eben dieser Arbeit zwei Operationen noͤthig
sind, naͤmlich zuerst das Beizen, oder Reinigen mit altem Harne, zweitens das
eigentliche Abfetten (pizing) oder Reinigen mit
Walkererde, nachdem das Tuch genippt (burled) ist. Was
den lezten Theil der Walkerarbeit betrifft, naͤmlich das Filzen, so wird in
der neuen Maschine das Tuch in eine Art von Faß (cask, weiter unten heißt es a kind of
cask) gelegt und von demselben getragen. Dieses Faß ist an beiden
Seiten offen, und dreht sich mit jeder verlangten Geschwindigkeit um seine
horizontale Achse, um dadurch das Tuch an den offenen Enden des Fasses in
verschiedenen Richtungen den Schlaͤgen darzubiethen, durch welche es gefilzt
wird. Durch eine Vorrichtung an dem Apparate, welche das Faß dreht, wird
zugleich eine Kraft erhalten, welche die Einwirkung auf das Tuch erhoͤht oder
vermindert. Auf diese Weise wird das Tuch weniger, als in der gemeinen Stockwalke
gerieben, und folglich hat weniger Substanzverlust an demselben statt: es ist
zugleich auch weniger der Gefahr ausgesezt Risse zu bekommen, die bei der gemeinen
Walke so haͤufig sich einfinden. Waͤhrend in entgegengesezter Richtung
die Schlaͤge auf das in dem Fasse enthaltene Tuch gefuͤhret werden,
bleibt das Faß selbst in Ruhe, und dreht sich waͤhrend zweier oder
drei oder mehrerer Schlaͤge nur um einen Theil seiner ganzen
Umwaͤlzung. Dieser Theil der Maschine kann auch sehr vortheilhaft zur
Reinigung der Leinwand- und Baumwollenzeuge angewendet werden. Statt dieses
Fasses, welches das Tuch waͤhrend der Schlaͤge der Klopfer halten und
drehen soll, ließ ich mir auch eine Maschine mit einem hinlaͤnglich
weiten Becher verfertigen, der von einer senkrecht stehenden Achse getragen wurde,
und sich um dieselbe drehte: allein ich halte das Faß fuͤr
dienlicher.
Erklaͤrung der Zeichnung.
ADer Uebersezer findet A so wenig als B in dieser Figur. Anm. d.
Uebers. (Diese zeigen sich in Fig. 2. In dieser
Beschreibung muß man die Bezeichnungen immer in beiden Figuren
aufsuchen. Dingler.) die Achse an welcher der Treibriemen vorne vor I
(Fig. 1.)
befestigt ist.
B ein Rad an der Treibachse, welches in die Zaͤhne
von C2 eingreift.
C1 und C2 sind zwei gleiche
Raͤder, welche an den Achsen DD befestigt
sind.
D in Fig. 2. ist die Achse des
Rades C1, welches den Bogenarm G fuͤhrt.
E sind hoͤlzerne an F befestigte Raͤder
oder Walzen, welche von G, wenn dieses sich dreht,
aufgehoben werden.
F sind zwei Arme, welche O
und E fuͤhren, und an der Stange H befestigt sind, welche sich auf I stuͤzt.
G sind zwei an D befestigte
Bogenarme, mit welchem sie sich zugleich drehen um EFO zu heben.
H ist eine Stange, welche die beiden Arme F, die Walzen E, und die
Klopfer O traͤgt.
I ist das Gestell der Maschine.
K sind die Achsen der beiden an den Armen F befestigten Rollenpaare E.
L ist eine Art von Faß zur Aufnahme und zum
Umdrehen des Tuches, es ist mit eisernen Reifen versehen.
M zwei Paare von metallnen Walzen, auf welchen das
Faß mit seinen Enden aufliegt, es mag ruhen, oder sich drehen.
N ist ein Reif um die Mitte des Fasses L, welcher mit Stellzaͤhnen versehen ist, um L durch V umzudrehen.
O zwei an F befestigte
Klopfer, mit etwas gefurchten schief abgestuzten Koͤpfen (beveled faces), 3 4 in Fig. 1., die in L beinahe zusammenstossen.
P zwei Buͤhnen, um das Tuch an den Enden von L zu halten, wenn es dem O
bei dem Aufsteigen folgt.
Q ist ein Rad mit drei oder mehreren concentrischen
Kreisen von Zaͤhnen, um die Einwirkung von V auf
N zu regeln.
R ist ein zum Theile walzenfoͤrmiger Block, der
durch die Achse von Q, an welcher er befestigt ist,
umgedreht wird.
S ist eine Stellschraube, welche das Stuͤck t festhaͤlt,Das t ist im Originale nicht zu finden. Anm. d. Uebers. das durch eine Feder c an den Umfang von R angedruͤckt wird.
T Verbindungen, um den Arm V
durch das Aufsteigen von F zu heben.
U zwei gleiche Raͤder, die durch ein Triebrad an
einem Ende von A bewegt werden, welches W, X treibt.
V eine senkrechte mit T
verbundene Stange, die aufsteigt, wenn F gehoben wird,
und von QRS so gefuͤhret wird, so
daß sie in die Zaͤhne von N eingreift oder
nicht, je nachdem R sich dreht.
W zwei gleiche Walzen, welche von einem Triebrade
zwischen UU getrieben werden, oder nicht, je
nachdem naͤmlich der Hebel d und die
Verbindungsbuͤchse (connecting-box) an dem
einen Ende von A zu liegen kommt.
X eine Walze, die auf den zwei Walzen W ruht: ihre Achse wird durch den Hebel Y mittelst der Kraft der Gewichte bei Z niedergedruͤckt.
Y zwei Hebel, welche die beiden Enden der Achse der
oberen Walze X mittelst der Gewichte bei Z, welche auf Y hin-
und hergeschoben werden koͤnnen um ihre Kraft nach Belieben zu
vergroͤßern oder zu vermindern, niederziehen.
Z ein Gewicht an jedem Hebel Y.
a eine Cisterne unter den Walzen wx zur Aufnahme einer Mischung von Wasser und von
Walkererde.
b kleine Stangen, durch welche die Cisterne
zusammengehalten wird.
c eine an I befestigte Feder,
welche S und den Schliefer (sliding piece) t gegen R und das untere Ende von V gegen N druͤckt.
d ein Hebel um die Verbindungsbuͤchse e so zu bewegen, daß fWU sich drehen, wenn A in entgegensezter
Richtung gedreht wird.
e eine durch d bewegbare
Verbindungsbuͤchse.
f ein Triebrad, Fig. 1., welches UU und die Walzen an den Achsen UU treibt.
g ein Hebel, welcher die Verbindungsbuͤchse,
wodurch B an A befestigt
wird, bewegt.
h durch Punkte angedeutete Kreise, welche die Lage der
Walzen E zeigen, wenn sie durch G so hoch als moͤglich gehoben werden.
i punktierte Linien, welche die Lage von G darstellen, wenn es von CD gedreht wird. Wenn i unter h durchgeht, fallen die Klopfer in L auf das daselbst befindliche Tuch ein.
k ist eine bewegliche Stange, welche durch die Feder C auf N angedruͤckt
wird.
lFig. 2. eine
mit der Spize von k verbundene Stange, welche die
Schraube S und das Stuͤck t fuͤhrt, welche durch die flache Seite von R bewegt werden.
m ein Traͤger fuͤr die Achse Q.
n das kleine Ende einer der Achsen D, welche das Triebrad o fuͤhrt um das
Rad Q und den Block R zu
drehen.
o ein Triebrad, das an irgend eine Stelle von n gebracht werden kann, um Q
durch irgend einen seiner concentrischen Zahnkreise zu drehen, und so die Weise, wie V auf N wirkt, zu
wechseln.
pFig. 2. ein
Hacken an dem unteren Ende von V, der in die
Zaͤhne von N eingreift, wenn die flache Seite von
R ihm erlaubt hinlaͤnglich nahe zu
kommen.
Fig. 1. ist
der senkrechte Durchschnitt.
Fig. 2. und
3. der
senkrechte Aufriß unter einem rechten Winkel mit dem vorigen
Durchschnitte.Es braucht wohl nicht erinnert zu werden, daß die Beschreibung wie die
Zeichnung, die nicht einmal einen Maaßstab hat, deutlicher seyn
koͤnnte. Anm. d. Uebers.