Titel: | Neues Verfahren, Stoffe aus Wolle, Seide, Baumwolle und Hanf mit einer sehr schönen gelben Mineralfarbe dauerhaft zu färben. |
Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XXXIV., S. 343 |
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XXXIV.
Neues Verfahren, Stoffe aus Wolle, Seide, Baumwolle und Hanf mit einer sehr schönen gelben Mineralfarbe dauerhaft zu färben.
Von Herrn Braconnot zu Nancy. Aus dem franzoͤsischen uͤbersezt. S. Annales de chymie et de
physique. B. 12. S. 393.
Braconnots Verfahren, Stoffe aus Wolle mit gelber Mineralfarbe dauerhaft zu färben.
Ausser dem Berlinerblau, was nur auf einige Zeuge befestigt
werden kann, dem blausauren Kupfer und dem Eisenoxyd, welche vielmehr dauerhafte als
glaͤnzende Farben geben, werden alle uͤbrigen in der Faͤrberei
gebraͤuchlichen Pigmente aus dem organischen Reiche genommen, weil sie sich
leichter mit den Zeugen verbinden, als die Mineralfarben, sie erblassen aber auch
von der andern Seite viel schneller als jene. Die gelben Nuͤanzen sind
vorzuͤglich sehr wandelbar, und wenn der Wau mit
Huͤlfe der Beizmittel endlich eine gewisse Festigkeit erlangt, so geschieht
dieß nur auf Kosten seines ersten Glanzes. Dasselbe gilt von der lebhaften
Farbe, welche ich in der Datisca cannabina fand, deren
Anbau ich empfohlen habe, weil sie betraͤchtliche Vorzuͤge vor der des
Wau's darbietet.Ebendaselbst. B. 3. S. 277.
Die mineralische Substanz welche ich mit dem besten Erfolge auf Zeuge zu befestigen
versucht habe, welche ich den Faͤrbern als die glaͤnzendste gelbe
Farbe, die man sich denken kann, empfehle, und welche noch uͤberdem nicht
dieselben Nachtheile hat, als die weiter oben erwaͤhnten, ist der
SchwefelarsenikIch weiß, daß die Arsenikpraͤparate immer Schrecken
einfloͤssen; wenn nun gleich der natuͤrliche Arsenikschwefel,
welcher oft mit Arsenikoxyd vermengt ist, nicht ohne Gefahr ist, so scheint
mir doch der kuͤnstliche durch Praͤzipitation erhaltene und
gut gewaschene Arsenikschwefel keine zerstoͤrende Wirkung auf die
Gesundheit zu haben, wenigstens habe ich ihn Hunden und Kazen in ziemlich
großen Quantitaͤten gegeben, ohne daß er diesen Thieren
geschadet haͤtte. (In kleinen Gaben ist der Schwefelarsenik den
Thieren keineswegs schaͤdlich, es sind mir im Gegentheile mehrere
Faͤlle bekannt, wo man sich desselben zum Feistmachen alter magerer
Pferde mit gutem Erfolge bediente. Dingler.) (Rauschgelb, Auripigment), eine auch in der Mahlerei angewandte sehr
lebhafte solide Farbe, im Fall daß man sie nicht mit einigen anderen
Metalloxyden vermengt, wodurch ihr Glanz bald zerstoͤrt wird.
Ich erhielt eine zum Faͤrben geeignete Fluͤssigkeit, indem ich den
Schwefel-Arsenik in fluͤchtigem Salmiakgeist (kaustischem Ammonium)
aufloͤßte; damit aber die Aufloͤslichkeit desselben leicht von
Statten gehe, ist es noͤthig, ihn in einen sehr fein zertheilten Zustand zu
bringen.
Zu dem Ende laͤßt man in einem Tiegel, welcher beinahe bis zur
Rothgluͤhehize gebracht werden muß, ein Gemeng aus 1 Theil Schwefel, 2
Theilen heißen Arsenik und 5 Teilen gewoͤhnlicher Pottasche schmelzen.
Die dadurch erzeugte fluͤßige gelbe Masse muß in heissem Wasser
aufgeloͤßt und filtrirt werden; es bleibt auf dem Filter eine theils
glaͤnzende, theils Chocoladebraune Masse, welche aus metallischem Arsenik und aus braunem
Arsenikschwefel zu bestehen scheint. In die filtrirte mit Wasser vermengte
Fluͤssigkeit bringt man verduͤnnte Schwefelsaͤure, wodurch ein
sehr schoͤner gelber Niederschlag entsteht. Dieser auf ein Leintuch gebrachte
Niederschlag loͤßt sich sehr leicht in fluͤchtigem Salmiakgeist
auf und giebt eine gelbliche Fluͤssigkeit, welche durch einen
Ueberschuß von fluͤchtigem Salmiakgeist voͤllig
entfaͤrbt wird. In diese Fluͤssigkeit taucht man die zu
faͤrbenden Zeuge, nachdem man sie mit mehr oder weniger Wasser
verduͤnnt hat, je nachdem man ein helles oder dunkles Gelb erhalten
will.Es ist nicht rathsam, die Aufloͤsung des Schwefel-Arseniks in
Ammonium lange vorraͤthig zu halten, weil sie sich an der Luft
zersezt und den Arsenik zum Theil fallen laͤßt. Die Anwendung von metallenen Geraͤthen, muß hiebei
sorgfaͤltig vermieden werden. Wenn man die Zeuge aus der Fluͤssigkeit
nimmt, sind sie ganz ungefaͤrbt, werden aber nach und nach durch das
Verdampfen des Ammoniums gelb. Sie muͤssen in der freien Luft
aufgehaͤngt werden, damit sie von dieser gleichfoͤrmig auf der ganzen
Oberflaͤche beruͤhrt werden koͤnnen; wenn sie eine hinreichend
gelbe Farbe angenommen haben, kann man sie auswaschen und trocknen.
Die Wolle muß fleißig in der Ammoniumfluͤssigkeit
geschwaͤnkt werden, damit sie recht davon durchdrungen wird. Alsdann
druͤckt man sie leicht und gleichfoͤrmig aus, oder man
laͤßt sie von selbst abtraͤufen.
Der Schwefel-Arsenik ist geschickt, den Zeugen alle moͤgliche
Nuͤancen vom hellsten bis zum dunkelsten Gelb zu ertheilen. Diese
schoͤne Farbe hat den schaͤzbaren Vortheil, sich in ihrem vollkommenen
Glanze zu erhalten und von laͤngerer Dauer zu seyn als die Zeuge selbst; sie
widersteht allen Reagentien, ausgenommen den Alcalien. Diese Unbequemlichkeit ist
indessen hinreichend durch ihre uͤbrigen Portheile ersezt. Sie wird daher in der
Fabrikation feiner gewuͤrkter Tapeten und andrer Moͤbel-Zeuge,
welche nicht gelaugt oder mit Seife gewaschen werden, und bei welchen die
Soliditaͤt der Farben eine der vorzuͤglichsten Eigenschaften ist, ihre
Anwendung finden.
Ich hoffe, daß der nicht hohe Preis dieser Farbe, so wie die ausserordentliche
Einfachheit ihrer Applikation den Faͤrbern Veranlassung geben moͤge,
davon Gebrauch zu machen, damit dieß Pigment dadurch fuͤr die
Faͤrbekunst ein interessanter Zuwachs werde. Die ammoniakalische
Aufloͤsung des Schwefel-Arseniks koͤnnte auch in der
Fabrikation der gefaͤrbten Papiere angewendet werden.
Ich habe es auch versucht, das Scheelesche Gruͤn auf Zeuge zu befestigen, sie
nehmen davon eine wassergruͤne Farbe an.
Versuche uͤber das Braconnotische Verfahren verschiedene Stoffe mittelst Schwefel-Arsenik gelb zu faͤrben. Von Hofrath Dr.
Vogel in Muͤnchen. Kunst- und Gewerbblatt. Nro. 18. 1820.
Die Versuche des Hrn. Braconnot schienen mir fuͤr die Faͤrbekunst so
interessant zu seyn, daß ich es der Muͤhe werth hielt, sie zu
wiederholen.
Zu dem Ende wurde eine Unze Schwefel mit 2 Unzen weißen Arsenik in einem
steinernen Moͤrser zerrieben und mit 4 Unzen aus dem Calciniren des
Weinsteins erhaltener Pottasche vermengt. Das Pulver wurde in einem Tiegel
geschmolzen und die rothgluͤhende Masse auf einen Stein ausgegossen.
Nach dem Erkalten wurde sie in eine Schaale gebracht, mit 2 Maaß kochenden
Wassers uͤbergossen und bald darauf filtrirt. Die klare Aufloͤsung
versezte ich noch mit 2 Maaß Wasser und fuͤgte so lange
Schwefelsaͤure, welche zuvor mit 6 Theilen Wasser verduͤnnt war,
hinzu, bis kein Niederschlag mehr entstand. Der gelbe Bodensaz wurde zu wiederholten
Malen mit warmen Wasser gewaschen und auf ein Filtrum gebracht.
Als das Wasser abgelaufen war, wurde er noch feucht in kaustisches Ammonium getragen,
wo er sich beinahe ganz, bis auf eine Spur von Schwefel,
aufloͤßte.
In die abermals filtrirte Fluͤssigkeit Wenn die Aufloͤsung des Schwefel-Arseniks in Ammonium in
Flaschen, welche ganz damit angefuͤllt, und vor dem Zutritt der Luft
geschuͤzt sind, aufbewahrt wird, so haͤlt sie sich recht gut
ohne eine Zersezung zu erleiden. tauchte ich Zeuge von gut ausgewaschener noch feuchter Wolle, von Linnen und
Baumwolle, druͤckte sie nach einigen Minuten aus und hing sie im Zugwind
auf.
So wie sich das Ammonium allmaͤhlig verfluͤchtigte, nahmen die Zeuge
eine sehr schoͤne gelbe Farbe an. Ein Blatt weißes Papier, welches ich
in die Fluͤßigkeit getaucht hatte, wurde auch sehr schoͤn gelb
davon.
Die voͤllig trocknen Zeuge wurden so lange ausgewaschen bis das Wasser, ganz
klar ablief, und alsdann wieder getrocknet.
Sie hatten ein sehr glaͤnzendes Goldgelb angenommen und schienen,
waͤhrend 8 Tagen der Mittags-Sonne ausgesezt, von ihrer
Schoͤnheit nichts verlohren zu haben. Die Farbe hatte sich jedoch nicht ganz
gleichfoͤrmig befestigt und einige Stellen waren mehr, andere weniger gelb
gefaͤrbt.
Obgleich ich mich nun durch die Versuche uͤberzeugt hatte, daß es mit
Hrn. Braconnot's Angabe im Ganzen seine Richtigkeit habe, so muß ich doch
gestehen, daß mir die praktische Faͤrbekunst zu fremd ist, als
daß ich uͤber den reellen Werth der vorgeschriebenen Methode ein
entscheidendes Urtheil faͤllen moͤchte.
Um die Entdeckung in ihrem wahren Lichte darzustellen, und um zu sehen, ob sie
eingefuͤhrt zu werden verdient, wuͤßte ich Niemand, der
hieruͤber so gediegenen Aufschluß geben koͤnnte, als der
talentvolle Herr Heinrich von Kurrer in Augsburg, welcher die theoretischen und
praktischen Kenntnisse der gesammten Faͤrbekunst besizt. Es wird ihm leicht
seyn, die Anwendbarkeit des Verfahrens zu ergruͤnden, wenn er die Sache zum
Gegenstand seiner Pruͤfungen machen wollte, wozu wir ihn zum Besten der
vaterlaͤndischen Industrie freundlich einladen.
Beleuchtung des Braconnotischen Verfahrens, Wolle, Seide, Baumwolle und Leinen mittelst in kaustischem Ammonium aufgeloͤßten
Schwefel-Arsenik gelb zu faͤrben; nebst Versuchen dieses Mittel auf die Druckerei dieser Stoffe anzuwenden. Von Wilhelm Heinrich
v. Kurrer.
Braconnot in Nancy, dem die technische Chemie seit kurzer Zeit mehrere interessante
Entdeckungen verdankt, legte in den Annales de chymie et de
physique T. 2 P. 398. etc. ein Verfahren
nieder, vegetabiliche Fasern vermittelst in kaustischem Ammonium
aufgeloͤßten Schwefel-Arsenik, gelb in allen Nuͤancen zu
faͤrben; Hr. Doktor Vogel forderte mich oͤffentlich auf, den
industriellen Werth der braconnotischen Entdeckung fuͤr unsere
vaterlaͤndische Faͤrbereien durch entscheidende Versuche zu beurkunden, ob sie bei uns
und uͤberhaupt im allgemeinen denjenigen wesentlichen Vortheil in der
praktischen Ausuͤbung darbiete, welchen man sich nach der Angabe des
franzoͤsischen Chemikers davon zu versprechen habe.
Um dem Wunsche dieser ehrenvollen Aufforderung zu entsprechen, veranstaltete ich eine
zahlreiche Reihe von Versuchen auf Schafwolle, Seide, Baumwolle, Leitten, Haare und
Federn, sowohl durch den gewoͤhnlichen Weg des Faͤrbens, als auch
durch den des Aufdrucks vermittelst Formen, wovon ich die Resultate in diesem
polytechnischen Organe mittheile, und dabei die Tendenz verbinde, Andern
kostspielige und zeitzersplitternde Versuche zu ersparen. Wir gehen nun zur
praktischen Beleuchtung des Gegenstandes uͤber.
Bereitung des gelben
Schwefel-Arseniks.
16 Loth Schwefel, 1 Pfund weißer Arsenik und 2 Pf. 16 Loth gut calcinirte
Pottasche wurden fein gepuͤlvert wohl untereinander gebracht, und das Gemeng
in einen geraͤumigen Tiegel etwas eingedruͤckt. Der Tiegel wurde, mit
einer Ziegelplatte bedeckt, in ein eisernes Kasserol gesezt, von allen Seiten mit
Kohlen umgeben, und das Feuer so lange lebhaft unterhalten, bis die Masse
rothgluͤhend geschmolzen war. Die fließende Masse wurde auf eine
Steinplatte gegossen, nach dem Erkalten fein gepuͤlvert, und fuͤr den
folgenden Gebrauch in einem wohlverstopften Zuckerglase aufbewahrt; sie wog 2 Pfund
9 Loth, welche wie wir unten sehen werden, einen Gehalt von etwas uͤber 9
Loth reinem gelben Schwefel-Arsenik hat.
Es wurden nun 16 Loth der gestossenen Masse in eine geraͤumige steinerne
Schuͤssel gebracht, 8 Pfund kochendes Wasser daruͤber gegossen, und
oͤfters durcheinander geruͤhrt. Aus der Aufloͤsung entwickelte
sich eine so betraͤchtliche Menge geschwefeltes Wasserstoffgas
(Hydrothionsaͤure), daß sie die Geruchsorgane auffallend afficirte. Nach voͤlligem
Erkalten, wurde die klare Fluͤssigkeit sorgfaͤltig abgegossen, der
Ruͤckstand auf ein Filtrum von Druckpapier gebracht, und die filtrirte
Fluͤssigkeit zur ersten in ein großes Zuckerglas gegossen. Der auf dem
Filter zuruͤckgebliebene Ruͤckstand wurde getrocknet und betrug an
Gewicht 1 1/2 Loth, mithin hatte das Wasser (den in der abgehenden
Hydrothionsaͤure enthaltenen Schwefel nicht abgerechnet) 14 1/2 Loth
aufloͤsbare Theile aufgenommen.
Um den Schwefel-Arsenik niederzuschlagen, verfuhr ich folgender Gestalt: Ein
Theil franzoͤsische Schwefelsaͤure wurde in 6 Theile Wasser
getroͤpfelt, untereinandergeruͤhrt und zum Erkalten hingestellt. Davon
wurde nun so lange in geringen Portionen in die Schwefel-Arsenik
Aufloͤsung gebracht, bis eine von der Fluͤssigkeit herausgenommene
filtrirte Probe, mit verduͤnnter Schwefelsaͤure keinen gelben
Niederschlag mehr gab; als sich der Praͤcipitat gesezt hatte, goß ich
die obenstehende Fluͤssigkeit ab, laugte denselben so lange mit warmen Wasser
aus, bis das Auslaugungswasser geschmacklos war. Ein viermaliges Auslaugen war dazu
hinreichend.
Der ausgesuͤßte Niederschlag wurde nun auf ein Filtrum gebracht; er wog
getrocknet etwas uͤber 2 Loth. Nach dieser Methode bereitete ich mir zu
folgenden Versuchen den Schwefel-Arsenik.
Aufloͤsung im kaustischen
Ammonium.
Die Aufloͤsung des gelben Schwefel-Arseniks im kaustischen Ammonium
erfolgt sehr leicht, und zwar in betraͤchtlicher Menge, am leichtesten
loͤßt sich der Schwefel-Arsenik im feuchten Zustande auf. Trockener muß vorher fein zerrieben werden, wenn man eine concentrirte
Aufloͤsung erhalten will. Jemehr die Aufloͤsung von lezteren enthaͤlt, um so tiefer
erscheint nachher die Farbe auf der Faßer der Zeuge. Die filtrirte
Aufloͤsung hat die Farbe eines alten Malaggaweins, sie verliert aber in
offenen Gefaͤssen schon nach einigen Tagen ihre Klarheit, und nimmt die eines
truͤben braunen Biers an. Es sezt sich regenerirter Schwefel-Arsenik
ab, welcher sich durch Zusaz von Ammonium wieder aufloͤßt. In wohl
verschlossenen Flaschen laͤßt sich die Aufloͤsung
laͤngere Zeit aufbewahren. Aus einer einen Monat lang in einer offenen
Schaale gestandenen Aufloͤsung schlug sich beinahe aller
Schwefel-Arsenik wegen Verfluͤchtigung des Ammoniums nieder, zu dessen
Wiederaufloͤsung man ungefaͤhr die naͤmliche Quantitaͤt
Ammonium noͤthig hatte, welche zur ersten Aufloͤsung angewendet wurde.
In der Anwendung fuͤr die Druck- und Faͤrberei zeigte sich
diese Aufloͤsung wieder eben so brauchbar, als eine frisch bereitete.
Von dem Faͤrben der Schafwolle und
dem wollenen Gewebe.
Um Schafwolle, oder Gewebe vermittelst in Ammonium aufgeloͤßten
Schwefel-Arsenik gelb zu faͤrben, muß der Wollenstoff nach
vorhergegangener Reinigung, entweder in liquider schweflichter Saͤure
gebleicht, oder nach der aͤlteren Verfahrungsart mittelst
Schwefeldaͤmpfen entfaͤrbt werden. Die Wollenwaare wird nun
oͤfters in dem faͤrbenden Fluidum hin und her bewegt, wohl
ausgewunden, ausgeschlagen, geluͤftet und an einem schattigten Orte an der
Luft getrocknet. Nach einigen Tagen regenerirt sich der Schwefel-Arsenik, und
geht mit der Faser eine innige Verbindung ein. Wenn nun das Wollenzeug die
erwuͤnschte Farbe angenommen hat, waͤscht man es so lange am Bach oder
Flusse, bis das Wasser beim Auswinden ganz klar davon laͤuft. Man trocknet es
nun ab, und behandelt die gewobenen Zeuge auf den Rahmen und in der Appretur nach
gewoͤhnlicher Weise, wonach sie fertig sind.
Um ein hohes Goldgelb zu erhalten, ist es noͤthig, eine etwas concentrirte
Loͤsung des Schwefel-Arseniks in kaustischem Ammonium anzuwenden. Die
unteren Abstuffungen bis zur hellsten Nuͤance, werden durch
Verduͤnnung des geloͤsten Schwefel-Arseniks mit einer
verhaͤltnißmaͤssigen Portion Wasser erreicht. Zur
Hervorbringung gleicher Gruͤnde muß man bei dieser Faͤrberei in
den Handgriffen geuͤbt seyn, und strenge Aufmerksamkeit beobachten, weil das
Gelingen hauptsaͤchlich auf dem regelmaͤssigen Durchnehmen,
Luͤften, und Winden, so wie in dem Verfahren das Farbebad eher etwas zu
schwach als zu stark anzuwenden, beruht. Um eine hohe intensive Farbe zu bekommen,
hat man die Waare mehreremal, und zwar so lange in dem Bade durch zu nehmen, bis es
soviel aufgeloͤsten Schwefel-Arsenik an die Wollfaser abgegeben hat,
als diese zur beabsichtigten Farbe noͤthig hat. Durch einige Uebung wird man
in diesem Geschaͤfte bald den Takt erreichen, welcher zum Gelingen im
Großen erforderlich ist.
Ist nun die Waare, welche dunkel gefaͤrbt worden, aus dem Bade genommen, und
hat man auch hellere Nuͤancen zu faͤrben, so muß das schon
gebrauchte Bad, wenn es noch reichhaltig ist,Dieses wird daran erkannt, wenn eine herausgenommene Probe mit einigen
Tropfen verduͤnnter Schwefelsaͤure vermischt, noch einen
haͤufigen Niederschlag gibt; die Erschoͤpfung des Bades
erkennt man am geringen Niederschlag. mit Wasser verduͤnnt werden, ist es aber schon ziemlich
erschoͤpft, so kann es gerade zu, oder nach Umstaͤnden noch mit etwas
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung verstaͤrkt, angewendet
werden; die Behandlung der Zeuge ist der vorhergehenden gleich.
Es ist gut, wenn das Faͤrbebad gaͤnzlich benuͤzt wird, da es
sich nach dem Gebrauche, und im verduͤnnten Zustande nicht fuͤr die
Dauer aufbewahren laͤßt, weil der aufgeloͤßte Schwefel
durch Verduͤnstung seines Aufloͤsungsmittel des Ammoniums
ausgeschieden wird, und so die Faͤhigkeit verliert, mit der Faser eine innige
Verbindung einzugehen. Dieser Fehler kann aber durch Hinzuthun einer
gehoͤrigen Quantitaͤt Ammoniums gehoben werden. Die
Schwefel-Arsenikfarbe widersteht lange Zeit der Einwirkung des Lichts und der
Luft. Saͤuren veraͤndern sie nicht, dagegen wird die Farbe durch
Alkalien augenblicklich zerstoͤrt.
Diese leztere Erscheinung gruͤndet sich auf die große
Aufloͤslichkeit des Schwefel-Arseniks in Alkalien.
So angenehm diese Farbe unserem Auge, und so interessant der Prozeß in seiner
Darstellung ist, so glaube ich doch nicht, daß sie, vorzuͤglich ihres
hohen Preises wegen, eine allgemeine Anwendung in unsern Tuchmanufakturen und
Schoͤnfaͤrbereien finden wird; und zudem besizen wir ja mehrere
Methoden, um mit andern Pigmenten, eben so schoͤne, wo nicht schoͤnere
und solidere Farben, mit weit weniger Kosten und mit mehr
Verlaͤßlichkeit darzustellen. In wissenschaftlicher Hinsicht und als
Versuch bleibt aber der Gegenstand hoͤchst interessant.
Faͤrben der Seide, und seidener
Gewebe, in mit Ammonium geloͤßtem
Schwefel-Arsenik.
Das Verfahren, Seide und seidene Gewebe mittelst geloͤßtem
Schwefel-Arsenik in allen Nuͤancen gelb zu faͤrben, beruht auf
denselben Grundsaͤzen und Handgriffen, welche wir bei der
Wollenfaͤrberei kennen gelernt haben. Die Seide und seidene Gewebe nehmen in
gleichem Bade, etwas hellere Farben, als wie Schaafwolle, Baumwolle und selbst
Leinen an; eine Ausnahme macht jedoch der Seidensammt, welcher in den verschiedenen
Abstuffungen der Farbe, aͤusserst lebhafte Farbenerscheinungen darbietet, die
vom lichtesten Strohgelb, bis zum feurigsten Oraniengelb varirt werden
koͤnnen. Die mit Schwefel-Arsenik gefaͤrbte seidene Stoffe
nehmen am Gewichte zu, und erhalten ein etwas rauhes Anfuͤhlen. Aus den bei
der Wollenfaͤrberei bereits angefuͤhrten Gruͤnden
duͤrfte diese Methode zu faͤrben, in der gewoͤhnlichen
Seidenfaͤrberei nicht den Eingang finden, welchen man sich nach Braconnots
Abhandlung davon versprechen duͤrfte.
Baumwolle und baumwollene Gewebe.
Auch zum Faͤrben der Baumwolle, und der baumwollenen Gewebe bedient man sich
derselben Baͤder und Verfahrungsarten. Die Waare nimmt in dem concentrirten
Bade eine dem gelben Schwefel-Arsenik gleiche Farbe an. Hellere Farben bis zu
Strohgelb, werden durch Verduͤnnung der Aufloͤsung mit Wasser
erhalten. In den Kattunmanufakturen, und den Baumwollenfaͤrbereien ins
besondere, wird die gelbe Farbe des Schwefel-Arseniks zu Unigruͤnden,
als eine gangbare Farbe betrachtet, nie eine grosse Rolle spielen, weil man andere
Verfahrungsarten in Ausuͤbung hat, diese gelbe Farben, weit leichter und
weniger kostspielig eben so schoͤn und dauerhaft darzustellen. Um zu sehen,
welche Farben auf jenen gelben Schwefel-Arsenikgruͤnden als Gegenstand
der Kattundruckereien sich anwenden lassen, ließ ich ein Stuͤck
Baumwollentuch ausarbeiten, das mit folgenden Applicationsfarben zur Bildung eines
Desseins bedruckt wurde.
a) Malerblau (Indigoblau) mittelst Gummi in druckfoͤrmigen
Zustand versezt
b) mit Gummitragant verdikte saure Indigoaufloͤsung
c) mit Salpetersaͤure behandeltem blausauren Eisen
d) mit salpetersaurem Zinn entwickeltes Fernambukroth,
e) mit Gummitragant in druckfoͤrmigen Zustand versezte
alkalische Lauge,
f) mit Applikationsschwarz.
Nach Aufdruck saͤmmtlicher Farben, ließ ich das baumwollene Gewebe an
einem temperirten Orte zwei Tage lang liegen, alsdann nach gewoͤhnlicher
Weise, wie dieses in der Druckerei bei aͤhnlichen gelben Mustern der Fall
ist, im fliessenden Wasser von dem Verdickungsmittel reinigen und auswaschen.
Nach dem Trocknen zeigte
a) eine schoͤne lebhafte blaue Farbe im gelben Felde, eben
so rein, als auf einen weißen Grund getragenes und ausgewaschenes
Indigomalerblau; die alkalischen Theile, welche in dieser
Indigoaufloͤsung enthalten sind, loͤßten demnach den
Schwefel-Arsenik auf, welcher im Wasser hinweggespuͤlt, und an
dessen Stelle ein reines Blau zuruͤckblieb,
b) bildete auf dem gelben Grunde ein Gruͤn, welches vor
dem Auswaschen dem sogenannten Walzengruͤn gleich, beim Auswaschen aber
mit Zuruͤcklassung eines lichten ins gruͤnliche
nuͤancierenden Schimmers davon floß.
c) Nach dem Auswaschen ein schmuziges Lauchgruͤn.
d) Ein Hochorange ohne sonderlichen Luͤster.
e) Weiß. Hier loͤßte das Kali den gelben
Schwefel-Arsenik auf, wo die bedruckte Stellen nach dem Auswaschen
entfaͤrbt zum Vorschein kamen.
f) Schwarz von intensiver Farbe.
Aus diesen Resultaten geht hervor, daß die mit Schwefel-Arsenik
hochgelb gefaͤrbte Unigruͤnde nur fuͤr die Ausarbeitung eines
einzigen Artikels sich eignen; naͤmlich fuͤr Muster, mit schwarz, blau
und weiß, worinn indessen recht artige Sachen gemacht werden
koͤnnen.
Baumwollensammt mit
Schwefel-Arsenik.
Wir geben dem Baumwollensammt deßhalb eine eigene Rubrik, weil er sich in dem
Faͤrben vor den andern baumwollenen Geweben mit
Schwefel-Arsenikloͤsung behandelt sehr vortheilhaft auszeichnet.
Baumwollensammt mit dieser Aufloͤsung impregnirt, nimmt, je nachdem dieselbe
mehr oder weniger konzentrirt in Anwendung kommt, schoͤne gelbe Farben an,
welche von Strohgelb, bis in ein hohes Oraniengelb abgestuft sind, und sich
hinsichtlich ihres Luͤstres vor allen andern baumwollenen Stoffen sehr
vorteilhaft auszeichnen.
Will man uni gelb gefaͤrbten Baumwollensammt mit Schwarz, Blau und Weiß
ausarbeiten, so kann man sich derselben Zusammensezungen bedienen, die wir bei der
vorstehenden Baumwollendruckerei kennen gelernt haben. Die so gedruckte Waare
waͤscht man im Bache oder Flusse gut aus, ohne sie der Einwirkung kochender
Wasserdaͤmpfe auszusezen, weil die schwarze und blaue Farbe schon fuͤr
sich eine hohe Bestaͤndigkeit haben, und das Weiß als eine
Aufloͤsung und Wegschaffung des gelben Schwefel-Arseniks von dem Zeuge
zu betrachten ist. Auch bedarf die gelbe Schwefel-Arsenikfarbe zu ihrer
Befestigung ohnehin der kochenden Wasserdaͤmpfe nicht; sie verliert im
Gegentheil dadurch an ihrer intensiven Staͤrke.
Leinen und Leinengewebe mit
Schwefel-Arsenik gefaͤrbt.
Auch der gebleichte Flachs und die weißgebleichte Leinwand nehmen durch die
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung gelbe Farben an, welche unter
denselben Verhaͤltnissen der Darstellung ganz denen der baumwollenen Gewebe
gleich sind. Auf die nach dieser Methode unigelb gefaͤrbte Leinwand, lassen
sich wie bei dem Baumwollenzeuge, artige Dessins in Schwarz, Blau und Weiß
durch den Druck darstellen.
Haare und Federn mit
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung gefaͤrbt.
Die Haare und Federn mit aufgeloͤßten Schwefel-Arsenik
behandelt, nehmen lebhafte Abstufungen von Gelb an, welche nach Willkuͤhr von
der zartesten bis zur hoͤchsten Nuͤance disponirt werden
koͤnnen, je nachdem man eine konzentrirte mit mehr oder weniger Wasser
verschmaͤchte Aufloͤsung zur Faͤrbung in Anwendung bringt.
Aufgeloͤßter
Schwefel-Arsenik als Druckfarbe fuͤr den Applikationsdruck,
(Tafeldruck) auf Wollen-, Seiden-, Baumwollen- und
Leinen-Gewebe.
Um den aufgeloͤßten Schwefel-Arsenik in druckfoͤrmigen
Zustand zu sezen, eignet sich der Natur seines Loͤsungsmittels nach kein
Verdickungsmittel besser, als Gummi Tragant. Zu meinen Versuchen bereitete ich die
Druckfarbe folgenden Gestalt:
Fein gepulverter Tragant wurde nach und nach in kleinen Portionen unter
bestaͤndigem Umruͤhren, so viel in die
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung getragen, bis die Farbe die
Consistenz eines gewoͤhnlichen Syrups erhalten hatte. Sie stellte so eine
homogene Verbindung von truͤbem honigartigen Ansehen dar, und ließ
sich auf gewoͤhnlichem Wege leicht drucken.
Die konzentrirte Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung gab in verdicktem
Zustande durch den Druck, satte gelbe Farben auf verschiedenen Zeugen, die
Abstufungen von Hellgelb wurden mit Wasser verduͤnnter Auflosuͤng
erhalten.
Nach meinen Versuchen regenerirt sich der Schwefel-Arsenik in diesem
verdicktem Zustande viel langsamer, als in fluͤssigem, weil die dichte
Oberflaͤche das Verduͤnsten des Ammoniums sehr erschwert,
deßwegen wird die Zersezung einer solchen Masse durch oͤfters
Umruͤhren sehr beschleunigt. Ein zur Haͤlfte von dieser Mischung
gefuͤlltes weites Glas hatte zwei Monate bei oͤfterem Umruͤhren
zur Zersezung noͤthig. Nach Verfluß dieser Zeit brachte ich von dieser
Druckfarbe auf baumwollenes Zeug; nach dem Auswaschen ließ es aber nur eine
schwache Spur von Gelb zuruͤck; ein Beweis von geringer Gegenwart noch
enthaltener Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung, so wie von der
Unmoͤglichkeit einer Verbindung des unaufgeloͤßten
Schwefel-Arseniks mit der Faser. Durch Hinzusezung von Ammonium wurde die
Farbe wieder hergestellt, und kam einer frisch bereiteten wieder ganz gleich.
Es war mir interessant zu wissen, ob es ein Blau gebe welches mit der
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung ein solides Gruͤn bilde.
Das topische oder das sogenannte Indigo-Malerblau, wird durch die Vermischung
mit verdikter Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung so desoxydirt,
daß man nach dem Auswaschen der Waare nur ein schmuziges
Gaͤnsedreckgruͤn erhaͤlt. Blausaures Eisen laͤßt
sich wegen seinen Eigenschaften zum Schwefel-Arsenik nicht anwenden, Eben so
zersezt sich Kupfer-Ammonium mit
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung, und liefert eine schmuzig braune
Farbe. Es war mir daher unmoͤglich ein Gruͤn darzustellen.
Hieraus ersehen wir, daß die verdikte
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung nur fuͤr gelben
Applikationsdruck sich eignet, und jeder Versuch zusammengesezte Farben zu erhalten,
mir wenigstens nicht gelingen wollte.
Bei dem Druk dieser Applikationsfarbe habe ich noch zu erinnern: daß die
Arbeit in eigenen Zimmern geschehen muß, weil das sich entwickelnde Ammonium
mehrere Farben modificirt. In meiner Arbeitsstube, wo
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung verarbeitet wurde, nahmen z.B.
baumwollene Gewebe, mit blausaurem Eisenkaliblau gefaͤrbt, eine violette
Farbe an.
Schaafwollen-Druck.
Da die mit Schwefel-Arsenik dargestellte gelbe Applikationsfarbe durch die
Einwirkung kochender Wasserdaͤmpfe, eher verliert, als gewinnt, so
beschraͤnkt sich die Anwendung derselben, auf den Wollen-Druck nur
fuͤr einfache Muster, naͤmlich Gelb im weißen Grunde. Die
gedruckte Waare laͤßt man zwei Tage an einem temperirten Orte liegen,
bevor sie im Bach oder Fluß von dem Verdikungsmittel gereiniget wird.
Es ist leicht einzusehen, daß fuͤr diesen Fabrikationszweig das
Schwefel-Arsenik untauglich ist, indem wir durch andere Methoden, Farben
aller Art, mit weniger Kosten und doch eben so dauerhaft durch den Weg des
Daͤmpfens erhalten.
Seidendruck.
Die Seidendruckerei verhaͤlt sich in jeder Hinsicht, wie die der Wolle.
Baumwollen- und
Leinendruck.
In der Baumwollendruckerei kennen wir vortheilhaftere Verfahrungsarten, nicht allein
schoͤnere, sondern auch wohlfeilere Applikationsfarben mittelst anderer
Droguen darzustellen, daher in unseren Kattundruckereien der Schwefel-Arsenik
fuͤr gelbe Farben nie ins Leben treten wird. Derselbe Fall findet bei
Baumwollensammt statt, welcher durch andere Farben vermittelst kochender
Wasserdaͤmpfe geschmakvoll und manigfaltig in Farbe dargestellt werden
kann.
Der Leinendruck mit Schwefel-Arsenik verdient keine besondere Beachtung.
Schlußfolge.
Wir haben hier in einem Umrisse alle Verfahrungsarten dargestellt, durch welche mit
dem in Ammonium aufgeloͤßten Schwefel-Arsenik auf thierischen und
vegetabilischen Fasern farbige Erscheinungen hervorgebracht werden koͤnnen.
Es ergiebt sich hieraus: daß, wenn auch die technischen Kuͤnste durch
diese Entdeckung keinen großen wesentlichen Vortheil gewinnen bemungeachtet
das Streben des Herrn Braconnot die Wuͤrdigung verdienen, welche demselben
die technische Chemie ertheilen wird.
Zulezt bemerken wir noch, daß Herr Braconnots wassergruͤne Kupferfarbe,
bei uns in Deutschland schon vor 10 Jahren bekannt, und angewendet war. Ihre
Entdeckung und ihre Befestigung auf Baumwollen-Gewebe darf sich der Verfasser
dieser Abhandlung zueignen. Er nannte sie anfangs Metallgruͤn, spaͤter
Kurrersgruͤn oder auch Zwickauergruͤn vom Ort seines damaligen
Aufenthalts. Leztere Benennung geben dieser Farbe auch die Englaͤnder, welche
in unsern Tagen baumwollen gedruckte Streifen mit Krapproth, fayence-blau und
Eisengelb mit jenem Gruͤn als das Neueste ihrer Fabrikation dem Continent
zusandten.
Die Darstellung dieser Farbe findet man in der Abhandlung „uͤber
Kupferverbindungen und deren Anwendung in der Druck- und
Faͤrbekunst“ in Dingler's Magazin der Druck-,
Faͤrbe- und Bleichkunde im 3. Bande Gelte 80–88
beschrieben.
Versuche, um mittelst Schwefel-Arsenikalien auf verschiedenen Stoffen gelbe Farben hervorzubringen, nebst einer wohlfeilen
Bereitungsart der Schwefel-Arsenikloͤsung. Vom Herausgeber.
Die durch den franzoͤsischen Chemiker Braconnot bekannt gemachte Methode,
mittelst in Ammonium geloͤßten Schwefel-Arsenik gelb zu faͤrben,
veranlaßte auch mich zu einer naͤhern Untersuchung dieses
Gegenstandes.
Zu diesem Zwecke bereitete ich mir nach der Vorschrift Braconnots
Schwefel-Arsenik, indem ich Einen Theil Schwefel mit zwei Theilen Arsenik und
fuͤnf Theilen calcinirter Pottasche in einem Tiegel zusammenschmolz, diese
Masse in Wasser aufloͤßte, und aus der filtrirten Aufloͤsung
vermittelst verduͤnnter Schwefelsaͤure, den Schwefel-Arsenik
faͤllte, denselben aussuͤßte, auf einem Filtrum sammelte und
dann etwas abtrocknen ließ.
Von diesem Praͤparate verfertigte ich eine Aufloͤsung mit reinem
kaustischem Ammonium. Diese Aufloͤsung vertheilt sich eben so, wie die von
den genannten Chemikern beschriebene.
Meine damit angestellte zahlreiche Versuche auf Wolle, Seide, Baumwolle, Leinen,
Federn, so wie auf andere Stoffe gaben im Drucken sowohl als beim Faͤrben die
naͤmlichen Resultate, die Hr. v. Kurrer in der voranstehenden Abhandlung
beschrieben hat; es wuͤrde daher fuͤr die Leser nur ermuͤdend
seyn, sie hier zu wiederholen; aber folgende besondere Beobachtungen moͤgen
sich an sie anschliessen.
1. Um moͤglichst gleichfoͤrmige Unigruͤnde
darzustellen, ist es noͤthig, das Wasser, womit man den in Ammonium
geloͤßten Schwefel-Arsenik verduͤnnt, vorher mit
etwas Ammonium zu vermischen, damit sich die damit zu verduͤnnende
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung nicht verseze, was der
Hervorbringung gleichfoͤrmiger Gruͤnde hinderlich seyn
wuͤrde.
2. Die zum Druck bestimmten Vorbereitungen muͤssen
ebenfalls vorwaltendes Ammonium haben, weil durch dach Streichen im Drucksiebe
sehr viel Ammonium verduͤnstet, und dadurch der geloͤßte
Schwefel-Arsenik regenerirt wird.
Die vorzuͤglichste Anwendung des geloͤßten
Schwefel-Arseniks, als Druck- und Faͤrbegegenstandes, findet
ausser dem, was v. Kurrer bereits davon gesagt hat, statt
1. zum Walzendruck,
2. zum Faͤrben solcher Gegenstaͤnde, welche bereits
schon farbige Objekte haben; vorausgesezt, daß diese nachmalige
Behandlung derselben nicht zerstoͤrend auf die schon vorhandenen Farben
wirke.
3. Zum Gelbfaͤrben des weißen Schaafleders, wozu
sich diese Loͤsung vorzuͤglich eignet.
Da ich wahrnahm, daß sich waͤhrend des Schmelzens der oben
angefuͤhrten Mischung bei der Darstellung des Schwefel-Arseniks sehr
viel Arsenik und Schwefel, zum Nachtheil der Gesundheit des Arbeiters, und zur
Verminderung des Gewinns an Schwefel-Arsenik verfluͤchtige, und
daß dadurch das Verfahren, den Schwefel-Arsenik im Großen
darzustellen kostspielig werde, so war ich auf eine bessere Bereitungsart bedacht,
und glaubte diese gefunden zu haben, wenn ich im obigen Verhaͤltnisse
Schwefel und Arsenik in kaustischer Kalilauge aufloͤsen, und den hiedurch
gebildeten Schwefel-Arsenik mit verduͤnnter Schwefelsaͤure
niederschlagen wuͤrde; aber der Erfolg mehrerer gemachter Versuche entsprach
in so fern meiner Erwartung nicht, als ich immer, statt dunkel orangefarbener,
hellgelbe Niederschlaͤge erhielt, welche auch dadurch von dem auf trockenem
Wege bereiteten abwichen, daß sie sich, mit fluͤssigem kaustischen
Ammonium behandelt, sogleich entfaͤrbten, und sich nur sehr wenig
aufloͤßten.
Der zuruͤckgebliebene Saz war ganz entfaͤrbt, glich frisch bereiteter
Lac Sulphuris, und verhielt sich auch bei naͤherer Untersuchung wie Schwefel.
Ob nun gleich das auf nassem Weg bereitete Produkt den eigentlichen Zweck nicht
erreicht, so ist doch dieser Weg zur Darstellung einer schoͤnen gelben Malerfarbe
empfehlungswerth. Man hat es ganz in seiner Willkuͤhr, durch verschiedene
Verhaͤltnisse von Arsenik und Schwefel verschiedene helle Nuancen von Gelb
darzustellen, die dann in Farbe dem Koͤnigsgelb gleich kommen. Ein anderer
Versuch, das schwefelarsenikhaltige Ammonium als Faͤrbemittel auf direktem
Wege darzustellen, indem Schwefel, Arsenik, Salmiak und Kalch in dem
noͤthigen Verhaͤltnisse zusammen gemischt, und in einer Retorte einem
starken Feuer unterworfen wurde, leistete das Erwartete nicht. Zwar war das in dem
Recipienten vorgeschlagene Wasser mit etwas schwefelarsenikhaltigem auch
schweflichsauren Ammonium geschwaͤngert; aber bei weitem der
groͤßere Theil des Schwefels und Arseniks sezte sich als ein gelber
Sublimat an dem obern Theile der Retorte an, und verhielt sich mit Ammonium, wie
jenes auf nassem Wege bereitete Produkt.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß die dadurch erhaltenen
Schwefel-Arsenik-Produkte, wesentlich von dem verschieden sind, welche
man auf dem Wege der Schmelzung gewinnt; wahrscheinlich liegt der Unterschied des
leztern in der hoͤhern Oxidation seines Arseniks.
Der gelbe Arsenik loͤßt sich nur in sehr geringer Menge in kaustischem
Ammonium auf. Als ich eine groͤßere Menge gestossenen gelben Arsenik
zu dem Ammonium sezte, trat er mit demselben in Verbindung, und bildete eine
krystallinische Masse.
Das Aurumpigment loͤßt sich in ziemlicher Menge in Ammonium auf; aber
diese Loͤsung scheint mir nicht ganz fuͤr unsere Zwecke geeignet zu
seyn, weil die Farben ohne Luͤster waren.
Der rothe Arsenik (Realgar) loͤßt sich in Menge in fluͤssigem
kaustischen Ammonium auf, und die mit dieser Aufloͤsung erzeugten Farben
uͤbertreffen wesentlich diejenigen, welche man mit der Braconnotischen
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung erhaͤlt.
Will man von der Braconnotischen Entdekung, mittelst in kaustischem Ammonium
geloͤßten Schwefel-Arseniks verschiedene Stoffe gelb zu
faͤrben, Anwendung machen, so bietet der rothe Arsenik ein vortreffliches
Mittel dar, diese Farbe auf dem einfachsten und wohlfeilsten Wage darzustellen.
Darstellung der mittelst rothen Arseniks zu
bereitenden Faͤrbefluͤssigkeit.
Um eine koncentrirte oder farbenreiche
Schwefel-Arsenik-Aufloͤsung, als Gegenstand der
Faͤrbekunst darzustellen: lasse man auf einem Reibstein ein Pfund gestossenen
rothen Schwefel-Arsenik (Realgar) mit etwas Wasser recht fein zerreiben,
bringe hierauf denselben in eine Flasche, und uͤbergiesse ihn mit vier Pfund
aͤzendem Salmiakgeist (kaustischem Ammonium), verstopfe sodann die Flasche
recht gut, und schuͤttle oͤfters das Ganze; es wird sich nun der
Realgar groͤßtentheils aufloͤsen, und eine konzentrirte
Aufloͤsung geben, welche das verlangte Faͤrbematerial ist.
Da sich der Realgar reichlich in Ammonium loͤßt, so erscheinen die
dadurch hervorgebrachten Farben weit intensiver, als die, welche mit dem
Braconnotischen Schwefel-Arsenik bewirkt wurden.
Man muß daher, um hellere Nuancen darzustellen, die Farbefluͤssigkeit
mit weit mehr Wasser verduͤnnen.