Titel: | Ueber Aufbewahrung thierischer Körper in einer Auflösung von Kochsalz. Nach W. Cooke's, Esqu. und Mitgliedes des k. Collegiums der Wundärzte, Abhandlung über die Erhaltung anatomischer Präparate in einer Auflösung von Kochsalz, in dem Transactions of the Society for Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce; auch mitgetheilt in dem Repertory of Arts, Manufactures et Commerce Second Series. N. CCXIX. August 1820. S. 166. |
Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XLVII., S. 474 |
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XLVII.
Ueber Aufbewahrung thierischer Körper in einer Auflösung von Kochsalz. Nach W. Cooke's, Esqu. und Mitgliedes des k. Collegiums der Wundärzte, Abhandlung über die Erhaltung anatomischer Präparate in einer Auflösung
von Kochsalz, in dem Transactions of the Society for Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce; auch mitgetheilt in dem Repertory of Arts, Manufactures et Commerce Second Series. N. CCXIX. August 1820. S. 166.
Hr. Cooke erhielt fuͤr diese Mittheilung die silberne Medaille.
Cooke über Erhaltung anatomischer Präparate in einer Auflösung von Kochsalz.
Wir wollen aus dieser Abhandlung des Hrn. Cooke, die fuͤr Anatomen von
Metier allein in ihrem ganzen Inhalte wichtig seyn kann,
da sie sehr interessante Bemerkungen fuͤr dieselben enthaͤlt, nur
dasjenige mittheilen, was von allgemeinem Gebrauche seyn
kann. Jene Anatomen, die allenfalls nicht der Meinung desjenigen ihrer Herren
Collegen sind, dem der Mitarbeiter an diesem Journale, und Verfasser dieses
Artikels, die schoͤne Entdeckung des Hrn. Esqu. Cooke mittheilte,„Branntwein bleibt immer das Beste zum Aufbewahren der anatomischen
Praͤparate“ sagte dieser Anatome: „er
conservirt den Professor der Anatomie zugleich mit seinen
Praͤparaten.“
Anm. d. Uebers. werden auch aus unserem hier gelieferten Auszuge geneigt werden, wenigstens
Versuche nach dem Befehle des Apostels anzustellen:
alles zu pruͤfen, und das Gute zu behalten.
Hr. Cooke sandte sechs seiner
Praͤparate der Gesellschaft zur Aufmunterung der
Kuͤnste, Manufakturen, und des Handels. Alle diese
Praͤparate hatte er bereits mehrere Monate in seiner Salzaufloͤsung
aufbewahrt. Er bemerkt: „daß diese Salzaufloͤsung eben so
klar und wasserhell ist, als Weingeist, wenn man sich die Muͤhe gibt,
dieselbe zu filtriren; daß sie, etwas unter dem Grade der vollkommenen
Saͤttigung angewandt, thierische Koͤrper unter jeder Temperatur
der Atmosphaͤre eine unbestimmte Zeit uͤber zu erhalten vermag;
daß, wenn thierische Substanzen gehoͤrig macerirt wurden, und in
diese Aufloͤsung kommen, die Aufloͤsung so lang klar bleibt, als
der aͤusseren atmosphaͤrischen Luft der Zutritt verwehrt ist, und
daß sie nur selten kaum soviel Bodensaz gibt, als der Weingeist;
daß man groͤßere Gefaͤße, als bei Weingeist
nicht leicht moͤglich ist, damit fuͤllen kann, und nicht so genau
schließen darf; und daß sogar mehrere Theile, die der Weingeist
zusammenzieht, sich besser darin erhalten.“ Er beruft sich
hieruͤber auch auf seine Abhandlung in dem Med.
et Phys. Journal, Maͤrz 1817. Hr. Bell, Zahnarzt und Lector im St.
Thomas-Spitale, der die Methode, anatomische Praͤparate in Salzwasser
aufzubewahren, bei dem Hrn. Verfasser kennen lernte, bediente sich derselben
vergleichungsweise mit dem Weingeiste, und fand, daß sie Vorzuͤge vor
der lezteren besaß. Die Hauptschwierigkeit bestand nur darin, einen
Koͤrper zu finden, welcher die Gefaͤße schließen kann,
ohne der chemischen Einwirkung der Salzaufloͤsung zu unterliegen. Endlich
fand Hr. Cooke, daß Glas mit Harz dem Zwecke vollkommen zu entsprechen
vermag. Alles kommt darauf an, daß die thierischen Theile durch Maceration
gehoͤrig vom Blute gereinigt, und die Aufloͤsung gehoͤrig mit
Salz gesaͤttigt und filtrirt werde. Hr. Cooke rechnet ungefaͤhr drei Pfund Salz
auf einen Gallon Brunnenwasser,Ein Gallon ist 3,264 Wiener Maaß. Anm. d.
Uebers. und macerirt die Praͤparate, um ihnen alles Blut zu nehmen, durch 3–4 Tage in oft
erneuertem Wasser; wenn die Stuͤcke groß sind, noch laͤnger. Um
die Salzaufloͤsung nicht durch das in das Praͤparat eingedrungene
Wasser zu schwaͤchen, steckt er dasselbe, nachdem es bereits in irgend einem
Behaͤlter in Salzwasser gelegen ist, in einen mit Salz gefuͤllten
Sack, und, nach einigen Tagen, aus diesem in das Glas, das zu seiner Aufbewahrung
bestimmt und mit einer nicht ganz bis zu dem Saͤttigungspunkte gebrachten
Aufloͤsung von Kochsalz gefuͤllt ist. Hr. Cooke rechnet ungefaͤhr eine Unze klaren
Wassers auf ein QuartEin Quart ist ein Viertelgallon = 0,816 Wiener Maaß.gesaͤttigter Aufloͤsung.
Nothwendig hat Verduͤnstung hier weniger statt, als beim Weingeiste, und wo
sie eintritt, entsteht Krystallisation. Um das Gefaͤß luftdicht zu
schließen, wird der Rand desselben vollkommen getrocknet, und mittelst eines
Spatels mit irgend einem Harze bestrichen. Der glaͤserne Deckel wird dann
darauf gelegt, das Harz durch den heißgemachten Spatel wieder erweicht, und
angedruͤckt. Es ist besser, wenn der Glasdeckel etwas kleiner ist. Wenn das
Gefaͤß sehr klein ist, ist es genug, wenn das Harz weich ist, und dann
gefirnißt wird. Bei groͤßeren Gefaͤßen
nuͤzen noch angeleimte Stuͤcke von Blasen. Bei sehr großen
Gefaͤßen bricht der glaͤserne Deckel oͤfters in
3–4 Wochen:Sollte sich vielleicht hier ein Vacuum bilden? wenn man aber den Glaskern (the eye of the
glass) braucht, so kann der Glasdeckel auch vier Zoll im Durchmesser haben,
ohne zu brechen: groͤßere hat Hr. Cooke nicht angewendet.
Hr. Cooke bemerkt, daß
mehrere anatomische Praͤparate sich besser in dieser Salzaufloͤsung
als in Weingeist erhalten, und der große Kenner, der nun sel. Sir Joseph Banks bestaͤtigte
dieß, so wie auch die Gesellschaft. In England kostet ein Gallon
Salzaufloͤsung 10 Penn.; Branntwein aber wenn er probehaͤltig ist,
18–20 Schillings. Bei uns zu Augsburg kosten 3 Pf. Kochsalz, die zu einem
Gallon Salzaufloͤsung noͤthig sind, 12 kr. 4 Maaß Weingeist
aber, (beinahe soviel als 3,264 Wienermaaß oder ein Gallon), 2 fl. 48 kr.
Dieß waͤre nun in Hinsicht auf die Erhaltung anatomischer
Praͤparate alles, was der brave Hr. Cooke uns lehrte. Allein, es will uns scheinen,
als ob diese fuͤr die lateinische Anatomie so brauchbare Methode des Hrn.
Cooke sich auch
fuͤr die deutsche Anatomie schicken wollte, und in
unserer Kuͤche nuͤzlich seyn koͤnnte, wo die Frau nicht selten,
wie der Herr am Arbeitstische, nach dem alten englischen Sprichworte, Zeit
verwuͤstet und Papier spart, so das Salz spart und das Fleisch
verwuͤstet. Das Auswaͤssern des Fleisches und das Einsalzen desselben
in einer gesaͤttigten Salzlauge scheinen nicht alle deutsche Haushaltungen zu
kennen, und daher ist es vielleicht nicht ohne Nuzen, manche derselben darauf
aufmerksam zu machen. Daß man alles Salz auß dem Fleische und aus Ms.
auswaschen kann, haben gute Koͤchinnen und gute Censoren laͤngst
gelehrt und erwiesen.