Titel: | Beschreibung und Abbildung eines sehr einfachen Apparates zum Beuchen der Kattune und Leinwande, mit beträchtlichem Gewinn an Zeit, Brennmaterial und Lauge. |
Autor: | Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND] |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. I., S. 1 |
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I.
Beschreibung und Abbildung eines sehr einfachen Apparates zum Beuchen der Kattune und Leinwande, mit beträchtlichem Gewinn
an Zeit, Brennmaterial und Lauge.
Vom Herausgeber.
Mit Abbildungen Tab. XVII.
Beschreibung eines neues Apparats zum Beuchen der Kattune und Leinwand.
Das Bleichen der Linnen und der Baumwolle machen einen der
wichtigsten Gegenstaͤnde im Haushalte, so wie in den mit jenen
beschaͤftigten Gewerben und Fabriken aus; denn von dem guten und
unschaͤdlichen Bleichen haͤngt hauptsaͤchlich der Absaz der
Leinwande und der verschiedenen Baumwollenerzeugnisse ab. Ich glaube daher den
Lesern dieses Journals durch Mittheilung eines sehr zweckmaͤssigen Apparates
um so mehr einen angenehmen Dienst zu erweisen, da sich dieser Apparat bereits durch
lange Erfahrung bewaͤhrt hat.
Die auf Tab. XVII. befindliche Abbildung dieses
Apparats ist fuͤr große Bleichanstalten bestimmt. (Eine Vorrichtung mit einer
Beuchkufe ist bereits im ersten Bande meines neuen Journals fuͤr die
Druck-, Faͤrbe- und Bleichkunde beschrieben und abgebildet.)
Ein solcher Apparat befindet sich seit zehen Jahren in der beruͤhmten
Cattun-Druckmanufaktur der H. H. Schoͤppler und Hartmann in Augsburg,
welche sich desselben bisher mit dem gluͤcklichsten Erfolge bedienen; auch
mehrere andere Etablissements machten bereits mit gleichem Vortheil Gebrauch von
einer solchen Einrichtung; und es ist zu hoffen, daß sie ihrer
Vorzuͤglichkeit wegen in allen Bleichanstalten, wo man Nuͤzliches mit
Zweckmaͤßigem zu vereinigen weiß, Eingang finden werde.
Beschreibung des Apparates.
Fig. 1. ist
die aͤußere Ansicht des Ofens, in welchem der Kessel Fig. 4. eingemauert ist,
durch dessen vier Roͤhren aabb die
Verbindung mit den Beuchbuͤtten Fig. 2. und 3. statt
hat.
c ist eine eiserne Thuͤre oberhalb des Kessels,
um den Kamin zu reinigen.
d ein Hahn zum Ablaufen der Fluͤssigkeit.
Fig. 2. und
3. stellt
die Beuchbuͤtten dar, welche gut in eiserne Reife gebunden sind.
ee sind Gestelle, oder hoͤlzerne Kreuze,
auf welchen die Beuchbuͤtten ruhen.
ff hoͤlzerne Zapfen zum Auslaufen der
Fluͤssigkeit aus den Beuchbuͤtten.
gg eiserne Schliessen, durch welche
hh der hoͤlzerne Riegel geschoben und
befestigt wird.
Fig. 4. ist
der Durchschnitt des zylinderfoͤrmigen Kessels welcher einen
halbkugelfoͤrmigen, aufgenieteten Deckel i
hat.
aa und bb sind
die vier Verbindungsroͤhren, durch deren obere sich die Lauge ergießt und auf
die Zeuge in der Beuchbuͤtte faͤllt; durch die untere aber der Abgang
wieder ersezt wird.
kkkk bedeutet die Brazen, auf denen der Kessel im
Gemaͤuer ruht.
Der Aschen- und der Feuerheerd sind in der Zeichnung nicht sichtbar. Die
Feuerung geschieht von hinten, durch eine besondere Zeichnung sie hier anschaulich
zu machen, waͤre uͤberfluͤssig.
Fig. 5. zeugt
den Durchschnitt der Beuchkufe und
Fig. 6. den
Rost xx, auf welchen die zu beuchende Waare zu
liegen kommt.
Das Ganze richtet sich nach dem beigefuͤgten Maaßstabe. Es faßt jede dieser
Beuchkufen 400 augsburger sogenannte Drittel oder 260 Stuͤck Calicos zu 37 Brabanter
Ellen. Man kann sie aber nach jedem erforderlichen Maaßstabe vergroͤßern.
Der Gebrauch dieses Apparates ist folgender:
In eine der hoͤlzernen Kufen Fig. 2. oder 3. werden auf
das hoͤlzerne Gitter die Kattune oder Leinwande bis unter die obere
Roͤhre a geschichtet, worauf man jene mit einer
schwachen kaustischen Lauge (Kali, dem durch Kalk die Kohlensaͤure entzogen
wurde, um es fuͤr den Beuch- und Bleichprozeß wirksamer zu machen) bis
nahe an die obere Verbindungsroͤhre a
anfuͤllt. Will man sich hierzu keiner Aezlauge bedienen, so kann man auch
blos Aschenlauge nehmen. Im ersten Fall ist eine kaustische Lauge von 1 1/2 Grad,
bei der Aschenlauge hingegen eine zweigraͤdige nach dem hunderttheiligen
Araͤometer anzuwenden. Bei feinen Musselinen u. d. g. feinen Geweben, wo man
sich der rein kalzinirten Pottasche bedient, fuͤllet man die Kufe blos mit
reinem Wasser an und giebt das noͤthige Quantum Pottasche hinzu. Die so
beschickte Kufe wird nun mit Brettern belegt, auf welche Querstuͤcke von Holz
kommen, und dann der Deckel gesezt wird, den ein starker hoͤlzerner, durch
die eiserne Schliessen gg gehender Riegel h fest haͤlt. Es ist nicht noͤthig, daß
der Deckel luftdicht verschlossen, und deßwegen noch ein Sicherheitsventil
angebracht werde. Man giebt nun Feuer unter den kupfernen Kessel, welcher nach einem
Zeitraum von zwei Stunden zum Kochen kommt. Durch das Kochen dehnt sich die
Fluͤssigkeit in dem Kessel aus, ergießt sich kochend durch die Roͤhre
a und faͤllt so auf die Zeuge; dagegen tritt
die Fluͤssigkeit unten aus der Beuchkufe durch die
Kommunikationsroͤhre b immerwaͤhrend in
den Kessel. So wird bei fortgesezter Operation innerhalb 4 bis 6 Stunden das Ganze,
naͤmlich das Fluͤssige, auch in der Beuchkufe zum Kochen gebracht. Man
unterhaͤlt das Kochen noch 6 bis 12 Stunden, je nachdem man die Zeuge mehr
oder weniger beuchen will, und oͤffnet sodann nach einigen Stunden den Deckel der Kufe, laͤßt
die Lauge ablaufen, fuͤllt die Kufe mit kaltem Wasser und nimmt die gebeuchte
oder gelaugte Waare zum Reinigen oder zum Auslegen auf den Bleichplan, aus der
Kufe.
Waͤhrend der Operation des Beuchens wird die andere Kufe beschickt, und wenn
die erste beendet ist und man in der andern die Operation gleich fortsezen will,
werden die Kommunikations-Hahnen der ersten Kufe verschlossen und die der
zweiten geoͤffnet, wodurch das Beuchen einen ununterbrochenen Fortgang
gewinnt.
Jeder denkende Fabrikant und Bleicher wird die Zweckmaͤssigkeit dieses
Apparats einsehen und sich uͤberzeugen, daß durch dessen Anwendung Zeit,
Feuer- und Laugenmaterial erspart werde, indem ein solches Beuchen weit
wirksamer ist als zwei gewoͤhnliche Beuchen.
Eine spezielle Abhandlung uͤber das Bleichen selbst, mit
Beruͤcksichtigung dieses Apparates, werde ich in einem der folgenden Hefte
mittheilen.