Titel: | Erklärung des dem Jak. Jeffray, Prof. der Anatomie zu Glasgow in Schottland, ertheilten Patents auf gewisse Verbesserungen an Maschinen, welche durch Wind, Dampf, thierische Kraft, Wasser, oder auf irgend eine andere Weise bewegt werden, und wodurch Bothe, Barken, Schiffe und andere Fahrzeuge im Wasser bewegt oder fortgetrieben werden können. Dd. 4. März 1819. |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. IX., S. 45 |
Download: | XML |
IX.
Erklärung des dem Jak. Jeffray, Prof. der Anatomie zu Glasgow in Schottland, ertheilten Patents auf gewisse Verbesserungen an Maschinen, welche durch Wind, Dampf, thierische Kraft, Wasser,
oder auf irgend eine andere Weise bewegt werden, und wodurch Bothe, Barken, Schiffe und andere Fahrzeuge im Wasser bewegt
oder fortgetrieben werden können. Dd. 4. März 1819.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Commerce. Second Series. N. CCXIX. August 1820. S. 151.
Mit Abbildungen Tab. XVIII.
Jak. Jeffrays Verbesserungen an Maschinen, die durch Wind, Dampf, etc. getrieben werden.
Die Maschine zur Bewegung und zum Forttreiben der Bothe und anderer Fahrzeuge im
Wasser besteht in einer neuen Form von Pumpe, welche auf irgend eine der bisher gebraͤuchlichen
Weisen in Bewegung gesezt werden, und wodurch Wasser oder Luft unter der
Oberflaͤche des Wassers, auf welchem das Fahrzeug schwimmt, eingezogen oder
ausgestossen werden kann, und zwar in entgegengesezter Richtung des
gewuͤnschten Laufes des Fahrzeuges: in Hinsicht auf Menge, Staͤrke und
Richtung, sind solche Vorrichtungen angebracht, daß das Fahrzeug durch dieselben
nicht bloß verschiedene Grade von Schnelligkeit erhaͤlt, sondern zugleich
auch das Steuern, Wenden und Halten des Laufes des Schiffes erleichtert wird.
Fig. 1. Tab.
XVIII. stellt einen Laͤngen-Durchschnitt durch den Mittelpunct einer
meiner Pumpen von der einfachsten Form dar. a ist ein
wahrer Lauf (barrel) mit parallelen Seiten zur Aufnahme
eines Staͤmpels, welcher in demselben arbeiten muß; b ist anderer Lauf, welcher eben nicht so genau seyn darf, jedoch mit dem
vorigen in Verbindung stehen muß durch eine freie Durchgangs- oder
Verbindungs-Roͤhre C. Diese Laͤufe
und die Verbindungs-Roͤhre muͤssen durchaus von derselben
Groͤße oder von demselben Inhalte seyn, moͤgen uͤbrigens aber
rund, viereckig, dreieckig oder wie immer gebildet werden, wenn sie nur den
luftdichten Staͤmpel d gehoͤrig in sich
aufnehmen und arbeiten lassen. Dieser wird durch seine Stange e mit einer Dampfmaschine oder irgend einer anderen Maschine, die
denselben gehoͤrig zu bewegen vermag, so daß er abwechselnd von einem Ende
des Laufes bis zu dem anderen gelangt, in Verbindung gebracht. Diese Stange muß
durch eine luft- und wasserdicht geschlossene Buͤchse (stuffing-box) arbeiten, und die ganze Maschine
kann, sowohl in diesem als in den folgenden Beispielen, aus Metall, aus Holz, oder
aus irgend einem anderen schicklichen Materials verfertigt seyn: ich ziehe jedoch
starkes Kupferblech vor, indem Leichtigkeit im Baue dieser Maschine immer
beruͤcksichtiget werden muß. Es offenbart sich aus dem Baue dieser
Maschine, daß, wenn die offenen Enden g und h dieser Laͤufe a und
b in dem Wasser, in welchem das Fahrzeug, woran
diese Pumpe befestigt ist, schwimmt, eingetaucht sind, ein steter Ausfluß des
Wassers solang statt haben wird, als der Staͤmpel in einer oder der anderen
der beiden Oeffnungen gh arbeitet, indem,
waͤhrend g Wasser bekommt, h dasselbe ausstoͤßt, und umgekehrt. Wenn daher der Ausfluß des
Wassers in einer dem beabsichtigten Laufe des Fahrzeuges entgegen gesezten Richtung
geleitet wird, so muß dieses leztere hierdurch einen Grad von Bewegung mitgetheilt
erhalten, welcher der Kraft gleich ist, mit der das Wasser aus den Laͤufen
ausgeworfen wird. Die offenen Enden g und h muͤssen in jedem Falle unter Wasser seyn, und
in dem in der gegenwaͤrtigen Zeichnung dargestellten Baue der Maschine werden
die Laͤufe mit ihren offenen Enden g und h als horizontal oder beinahe horizontal liegend
angenommen, und als hervorstehend an dem Hintertheile des Schiffes: die ganze
Vorrichtung befindet sich so nahe am Kiele, daß sie stets unter Wasser seyn und
bleiben muß. Sollte man aber wuͤnschen, daß der Staͤmpel sich auf und
nieder, oder in verticaler Richtung bewegt, dann ist keine andere
Veraͤnderung noͤthig, als daß man die Laͤufe in verticaler
Richtung befestigt, und die offenen Enden g und h in horizontaler oder beinahe horizontaler, wie in dem
lezten Falle: dieß kann durch Elbogenfoͤrmig gekruͤmmte Roͤhren
geschehen, welche dieselbe Wirkung hervorbringen werden.Der Uebersezer kann nicht umhin hier zu bemerken, daß der Herr Professor der
Anatomie in einen garstigen Prozeß mit den ersten Erfindern dieser seiner
Vorrichtung gerathen wird, wenn sie anders jemahls einen Vertreter vor dem
Parliamente finden sollten. Diese neue Erfindung datirt sich
buchstaͤblich ab Anno Eins her, wo Myriaden von Millionen
Fahrzeugen
in allen Meeren mit einer aͤhnlichen Vorrichtung ausgeruͤstet
wurden. Der Herr Professor haͤtte doch seinen Lehrern und
Vorgaͤngern die Ehre erweisen sollen, sie zu nennen; denn es ist
keine Schande von Leuten ohne Kopf, den sogenannten Acephalis, etwas zu
lernen, da man heute zu Tage von so vielen Leuten, die da glauben
Kapital-Koͤpfe zu seyn, wenig oder nichts mehr zu lernen
vermag. Die Vorrichtungen, welche der Hr. Verfasser hier beschreibt, sind
lediglich von dem Baue vieler See-Gewuͤrme hergenommen, die
sich auf die hier angezeigte Weise bewegen. Wenn ein Schiff ein Wurm
waͤre, so wollten wir keinen Augenblick zweifeln, daß es sich auf
diese Weise bewegen koͤnne; da aber dieß nicht der Fall ist, so
erlauben wir uns an dem Gelingen der Ideen des Hrn. Verfassers so lang zu
zweifeln, bis wir dieselbe ausgefuͤhrt sehen. Der Hr. Verfasser
scheint einstweilen nur seine Ideen patentisiren gelassen zu haben. Daß man
uͤbrigens von derselben Gebrauch machen kann, zumahl bei Bergwerken,
wollen wir nicht zweifeln. A. d. U.
Um sich einer anhaltenderen und kraͤftigeren Wirkung auf das Fahrzeug zu
versichern, ist es rathsam, zwei Paare solcher Laͤufe, an jeder Seite des
Kieles naͤhmlich ein Paar, zu besizen. Wo es sich aber bloß um Schnelligkeit
handelt, kann man eine groͤßere Anzahl derselben paarweise, alle aber von
gleicher Staͤrke, laͤngst den Seiten des Fahrzeuges befestigen; man
muß sie aber immer so stellen, daß ihre entladenden Muͤndungen tiefer zu
stehen kommen, als die tiefste Wasser-Linie des Fahrzeuges, wenn dasselbe
ausgeladen ist.
Die 2. Figur
stellt zwei mit einander in Verbindung stehende Laͤufe dar, die sich in
derselben Lage, wie Fig. 1. befinden, wovon aber jeder einen Staͤmpel hat. Da die
Staͤmpel wechselweise wirken, und der Raum zwischen beiden entweder mit
Wasser, oder mit Luft, oder mit beiden zugleich gefuͤllt ist; da es zuweilen
nothwendig werden kann, die ausgesprizte Wassersaͤule zu theilen, und, unter
anderen Verhaͤltnissen, die Schnelligkeit derselben zu vermehren, ohne die
Geschwindigkeit des Staͤmpels zu aͤndern, so zeigt sich die
Muͤndung des Laufes a, in zwei engere Oeffnungen
sich endend, l und m, und
die Muͤndung des Laufes b endet sich in eine viel
schmaͤlere Roͤhre k: die Weiten aller
dieser Roͤhren koͤnnen nach Erforderniß veraͤndert werden.
In den obigen Figuren sind die Staͤmpel so dargestellt, als ob sie genau in
die Laͤufe paßten; wenn aber der Staͤmpel etwas kleiner ist, so daß er
sehr nahe an der inneren Flaͤche des Laufes hinlaͤuft, ohne denselben
jedoch zu beruͤhren, so daß also noch einiges Wasser zwischen demselben und
dem Laufe durch kann; dann nimmt diese Vorrichtung an den Grundsaͤzen des
Baues eines Ruders Theil. Wenn man die Klappen nn, Fig. 3, in dem
Staͤmpel anbringt, so wirkt die Vorrichtung wie ein Ruder, das
vorwaͤrts schlaͤgt: schließt man aber die Klappen, so wird es eine
vorwaͤrts treibende Pumpe, wie das Ruder, das ruͤckwaͤrts
schlaͤgt.
Der Grundsaz, auf welchem diese Erfindung beruht, erlaubt dieser Vorrichtung eine
Menge von Gestalten, und beinahe alle moͤgliche Lagen an dem Fahrzeuge
anzunehmen. So zeigt Fig. 1. ein Paar
Laͤufe, die man tief unten anbringen muß, und die sich
ruͤckwaͤrts am Hintertheile des Schiffes oͤffnen. Fig. 4. zeigt
aber einen einzelnen Lauf a, in welchem der
Staͤmpel oder Treiber sich horizontal vor und ruͤckwaͤrts
bewegt, das Wasser, wenn er sich vorwaͤrts bewegt, abwaͤrts und unten
bei g hinaustreibt, wo sich die Muͤndung
seitwaͤrts dicht am Kiele nach dem Steuerruder hin befindet; ist aber diese
nach der Seite hingerichtet, so stroͤmt das Wasser auswaͤrts. Wenn der
Staͤmpel sich ruͤckwaͤrts bewegt, so wird das Wasser bei der
Oeffnung h ausgetrieben.
Obschon diese Vorrichtung der Figur nach einzeln und einfach zu seyn scheint, so ist
sie doch in der That der doppelte Lauf von Fig. 1. nur in einer
anderen Gestalt. Da die Staͤrke der Kraft an beiden Seiten des Kieles gleich
seyn muß, so kann man, statt einzelne Laͤufe zu gebrauchen, diejenigen, die
einander gegenuͤber zu stehen kommen, mit einander verbinden, wie in Fig. 5., wo
aa einen weiten Cylinder oder einen Lauf darstellt,
der uͤber den Kiel hinliegt, und soweit an dem Fahrzeuge nach vorne
hinlaͤuft, als man es fuͤr nothwendig haͤlt.
Man wird an dieser Figur bemerken, daß die Staͤmpel-Stange e gegen das Hintertheil hinsieht, und der
Staͤmpel d gegen das Vordertheil: diese
Vorrichtung ist daher, so wie sie hier dargestellt ist, bestimmt, vor der bewegenden
Kraft angebracht zu werden. In den vorhergehenden Figuren ist keine andere Oeffnung
angezeigt, durch welche das Wasser eintreten kann, als diejenige, durch welche es
vorerst hinausgestoßen wurde. Sollte man jedoch indessen dem Wasser den Zutritt noch
mehr erleichtern wollen, was vorzuͤglich dann nothwendig ist, wo die
aussprizenden Muͤndungen verengt sind, wie in Fig. 2., so kann dieß
durch zwei oder vier Nebenoͤffnungen in dem großen Laufe oder Cylinder op und op geschehen. Diese
muͤssen ausser dem Bereiche des Staͤmpels gelegen und mit nach
einwaͤrts sich oͤffnenden Klappen versehen seyn, und die an der einen
Seite muͤssen mit einer Roͤhre oder mit mehreren Roͤhren
communicieren, welche sich durch den Boden des Schiffes an dieser Seite des Kieles
oͤffnen, die an der anderen Seite mit einer anderen Roͤhre oder mit
mehreren Roͤhren, die sich an der anderen Seite des Kieles oͤffnen,
und so als Saugroͤhren dienen, um Wasser herbeizuschaffen. Die Vorrichtung
ist in allen diesen Figuren als unten in dem Fahrzeuge befindlich angedeutet, und da
das Wasser an beiden Enden des Laufes freien Zutritt hat, so arbeitet der
Staͤmpel in dem Wasser. Bringt man aber die arbeitenden Cylinder oder
Laͤufe in die Hoͤhe, und verlaͤngert die Roͤhren gg und hh, bis ihr innerer
Raum groͤßer wird als der des arbeitenden Laufes oder Cylinders, so wird der
Staͤpel in der Luft spielen.
Die Laͤufe wurden bisher gleichfalls in allen Figuren als horizontal liegend
dargestellt; sie koͤnnen aber eben so gut vertical, oder unter irgend einem
Winkel angebracht werden. In Fig. 6. ist der Cylinder
oder der Lauf aa in aufrechter Stellung, so daß der
Staͤmpel mittelst seiner Stange e senkrecht
aufgezogen und niedergestoßen wird, indem er sich in der geschlossenen
Buͤchse f bewegt; und wenn, wie in dem
vorhergehenden Falle, der Cylinder hoch genug gehoben wird, um den niedersteigenden
Roͤhren gg und hh
Laͤnge genug zu schenken, damit der innere Raum derselben groͤßer wird
als jener des Cylinders, so wird der Staͤmpel trocken arbeiten, die
Roͤhren werden aber Wasser aufnehmen und ausstoßen. Es wird in einigen
Faͤllen noͤthig werden, die Schnelligkeit des Fahrzeuges zu
vermindern, und in anderen Faͤllen wird es von hoher Wichtigkeit seyn, Kraft
genug zu besizen, das Fahrzeug ploͤzlich umdrehen zu koͤnnen.
Wenn in Fig.
7. abb fehlt in der Figur des Originales. A. d.
U. die vordere Ausstroͤmungs-Roͤhre h in Fig.
6., oder in einer der vorhergehenden nach ruͤckwaͤrts
gekehrten Figuren ist, und c einen Zweig derselben
darstellt, der unter einem Winkel von neunzig Graden; oder, wie in Fig. 8., unter einem
Winkel von fuͤnf und vierzig Graden vorwaͤrts laͤuft, so ist es
klar, daß die Klappe d, wenn die Lage de ist, die Stroͤmung in die Richtung b bringen wird; wenn aber die Klappe in der punctirten
Linie f liegt, so wird sie eben so kraͤftig die
Stroͤmung in die Roͤhre oder in den Cylinder c treiben, und wenn c sich unter einer
Biegung, oder einem Winkel von fuͤnf und vierzig Graden oͤffnet, wird
das durch dasselbe ausgestoßene Wasser das Vordertheil des Schiffes kraͤftig auf die
entgegengesezte Seite kehren: wenn aber die Zweige oder Arme an beiden Biegungen
sich oͤffnen, so muß der Lauf des Schiffes vermindert werden. Die Klappe mag
sich in was immer fuͤr einer Lage befinden, so muß die Total-Summe des
Durchganges, den sie offen laͤßt, gleich seyn der Flaͤche der
Roͤhre a, und daher, sie mag offen oder
geschlossen seyn, die Maschine oder die treibende Kraft vor jeder Gefahr der
Verstopfung sicher seyn. Man wird auch finden daß, wenn sie, z.B. bei de, Fig. 7, geschlossen ist,
nur eine Kraft allein, naͤhmlich jene des Stromes in a, ein Streben haben kann bei d darauf zu
druͤcken, und sie zu zwingen, ihre Lage zu veraͤndern; daß aber
zugleich noch zwei andere Kraͤfte vorhanden sind, die derselben entgegen
wirken, naͤhmlich der Druck desselben Stromes auf seinem Wege bei b hinaus, und jener des Wassers in c, welches versucht herein zu dringen: die Klappe kann
indessen in jeder beliebigen Lage auf manche einfache und wohlbekannte Weise
erhalten werden.
Man wird leicht einsehen, daß der hier beschriebene Mechanismus sich nicht bloß auf
Bewegung und Forttreibung der Fahrzeuge im Wasser anwenden laͤßt, sondern daß
er gleichfalls zu anderen nuͤzlichen Zwecken am Borde des Schiffes dienen
kann, indem durch eine gehoͤrige Vorrichtung und Stellung von Haͤhnen
oder Klappen und Saugroͤhren, welche man mit den oben beschriebenen
Laͤufen auf irgend eine bei den Pumpenwerken bekannte Weise verbindet, das
Aussen-Wasser abgehalten, und das in dem Kielraume und untersten Theile des
Fahrzeuges befindliche Wasser durch diese Laͤufe kraͤftiger gepumpt
und gewaͤltiget werden kann, als durch irgend ein anderes Mittel. Selbst wo
ein Leck entsteht, kann das in das Schiff eindringende Wasser zur Bewegung desselben
gebraucht werden, und wenn man diese Vorrichtung noch fortspielen laͤßt,
nachdem alles eingedrungene Wasser (bilgewater) aus dem
Schiffsbrunnen (well) weggeschafft wurde, so wird sie
sogar noch die Luft, die sich zunaͤchst uͤber diesen Brunnen befindet,
und die die schlechteste im Schiffe ist, aufpumpen, und hinaustreiben, und da bei
jedem Zuge dieselbe Menge reiner Luft, welche durch die Roͤhren f und g ausgejagt wird,
durch die Luft und Schießloͤcher wieder hereinstroͤmen muß, so wird
man einsehen, wie auf diese Weise die Luft im ganzen Schiffe binnen wenigen Stunden
vollkommen erneuert werden muß, zumal da man dieses Laͤufe, sowohl einfacher
als doppelter, so viele anwenden kann, als deren noͤthig sind.
Urkunde dessen etc.