Titel: | Beschreibung einer Chocoladen-Mühle. Vom Grafen Lasteyrie. |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XX., S. 175 |
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XX.
Beschreibung einer Chocoladen-Mühle. Vom Grafen Lasteyrie.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. Dix-neuvième annèe.
Mit Abbildungen Tab. XIX.
Grafen Lasteyries Beschreibung einer Chocoladen-Mühle.
Ich entnahm die Zeichnung dieser Muͤhle in einer großen
Chocolade-Fabrik zu Barcelona, wo sechs aͤhnliche waren. Ein einziger
Maul-Esel brachte drei Muͤhlen in Bewegung; jede lieferte
fuͤnfmal des Tages, jedesmal 22 bis 25 Pfund Cacao-Teig, der in
dritthalb Stunden zubereitet wurde: so daß diese drei Muͤhlen taͤglich
an 345 Pfund Cacao in Teig verwandelten. – Ein guter Arbeiter kann es
hoͤchstens, in derselben Zeit, auf 20 bis 25 Pfund bringen.
Das Treibwerk ist im Erdgeschoͤß zur ebenen Erde, und die Muͤhle selbst
im ersten Stock. Der senkrecht stehende Wellbaum (S. Fig. 1. Taf. XIX.) geht
durch die Decke des Zimmers, durch das Mauerwerk BC, und BCDE
Fig. 2, und
die Mitte des ruhenden Muͤhlensteins, auf welchem die Chocolade zerrieben
wird; er bringt den Reiber, eine runde hoͤlzerne, mit einem Steine beschwerte
Scheibe in Bewegung; diese Scheibe dreht sich in einem hoͤlzernen Reif GH, und mit ihr sechs eiserne Walzen, die auf dem
ruhenden Steine liegen, dessen Oberflaͤche nach dem Mittelpunkt etwas
vertieft zugeht. Hier folgen die verschiedenen Theile dieser Muͤhle.
BCDE, ist ein Mauerwerk; es erhebt sich um 0m 73 (2 Fuß 3 Zoll Par.) uͤber den
Fußboden, und bildet ein vollkommenes Viereck von 1m, 55 (4 1/2 Fuß.). Die Ziegel dazu werden
glasirt. Hoͤlzerne Pfosten an den vier Ecken halten dieses Gemaͤuer
zusammen, und um dasselbe laͤuft eine vier Zoll hohe Umfassung, die den Teig
des zermalmeten Cacaos zuruͤckhaͤlt. Dieses Mauerwerk, auf welchem der
Stein ruht, ist hohl, und folglich gewoͤlbt.
P. Oeffnung zu diesem Gewoͤlbe. Durch diese
Oeffnung bringt man das Kohlenfeuer unter den Stein, zur Erwaͤrmung
desselben.
F. Der ruhende Muͤhlen-Stein. Er ruht auf
dem Rand des Gewoͤlbes; sein Centrum ist durchbohrt, um den Wellbaum A durchzulassen. Er haͤlt im Durchmesser 0m 86 (2 Fuß 7 Zoll); in der Dicke, gegen
den Mittelpunkt, 24 Centimetres (9 Zoll), und gegen den Umfang 20 Centimetres (7
Zoll 6 Linien.).
GH. Fig. 1. Ist eine runde
hoͤlzerne, mit einem Steine beschwerte Scheibe. Dieser Stein, eine Art
Muͤhlenstein, ist 8 Centimetres (3 Zoll) dick, und haͤlt 30
Centimetres im Durchmesser. Er hat in der Mitte ein viereckiges Loch, worin der
Wellbaum genau paßt, und mit welchem er sich folglich dreht. Die Scheibe
haͤlt im Durchmesser 1 Metre, und ist mit allem was dazu gehoͤrt 23
Centimetres hoch. Sie laͤuft in hoͤlzernen Reifen.
KK. Hoͤlzerne Staͤbe, die in den
Rand der Scheibe eingelassen sind, und gleich weit von einander stehn.
III. Eiserne Walzen; sie sind 36 Centimetres lang
(1 Fuß 2 Zoll), die Axen nicht mit begriffen. Ihr Durchmesser am Vordertheil
haͤlt 5 Zoll, sie laufen gegen das andre Ende etwas verjuͤngt zu.
L. Ein beweglicher eiserner Ring, der den Wellbaum
umfaßt.
Das eine Ende der Aren der Walzen III ist in das
unterste Ende der Stuͤbchen KK, und das
andere in den beweglichen Ring eingelassen. Auf diesem Ringe ruht die
hoͤlzerne Scheibe mit ihrem Stein. Die ganze Last derselben druͤckt folglich auf die
Axen der Cylinder, die sie in ihrer Bewegung mit sich fortreißt, und auf den
ruhenden Stein fortwalzet.
M. Ein Trichter. Er steht uͤber dem Mittelpunkte
der hoͤlzernen Tafel; er empfaͤngt den Cacao, und fuͤhrt ihn
zum ruhenden Muͤhlenstein, und unter die Cylinder, die ihn zermalmen.
N. Der Rumpf. Hierin wird der Cacao geschuͤttet,
den der Trichter M nach und nach empfaͤngt.
Q. Oeffnung des Rumpfes, durch welche der Cacao heraus
faͤllt.
O. Hoͤlzerne Vorkehrung, mit drei hervorragenden
Zapfen, vermittelst welcher ein an dem Wellbaum, oder an der hoͤlzernen
Scheibe befestigter Stab, dem Rumpfe eine zitternde Bewegung mittheilt.
Der zermalmte Cacao wird noch einmal, nachdem man den noͤthigen Mehlzucker
zugesezt hat, unter die Walzen gebracht. Den fertigen Teig sammelt man in einen
Trog; man bringt ihn nun Theilweise auf eine Tafel, wo er dem Gewichte nach in
gleiche Theile getheilt wird, dann wird er in Formen gethan; die Formen werden
inwendig mit Papier belegt, und man erschuͤttert den darin gebrachten Teig
ein wenig, indem man an den Rand derselben anschlagt, so breitet sich der Teig
regelmaͤßig aus. Manche Formen haben sechs Faͤcher, andere zehn. Man
theilt in diesen Formen die Masse Tassenweise, vermittelst eines Messers von
Eisenblech, das man naß macht, und schnell weghebt, sobald die Theilung
eingedruͤckt ist. Die Formen mit der Chocolade werden in ein stark
gewaͤrmtes Zimmer gebracht, wo man sie laͤßt, bis die Waare vollkommen
trocken ist.