Titel: | Erklärung des dem Wilh. Moult in Bedford-square in der Grafschaft Middlesex unterm 14. August 1816 ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen seines früheren Patentes dd. 23. Mai 1814 auf eine verbesserte Methode Maschinen zu treiben. |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XXXIX., S. 282 |
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XXXIX.
Erklärung des dem Wilh. Moult in Bedford-square in der Grafschaft Middlesex unterm 14. August 1816 ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen seines früheren Patentes dd. 23. Mai 1814 auf eine verbesserte Methode Maschinen zu treiben.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Second Series. N. CCXXII. November 1820. S. 333.
Mit Abbildungen auf Tab. XXII.
Wilh. Moults verbesserte Methode Maschinen zu treiben.
Meine Verbesserungen sind auf jenen Theil meiner fruͤheren Erfindung
anwendbar, welchen ich in meiner Erklaͤrung des fruͤheren
PatentesIm Repertory XXVI. B. S. 223., mit folgenden Worten erklaͤrte: »Eine andere Form dieser
Erfindung ist, wenn, statt eines Cylinders um die Maschine zu treiben, ich zwei
Gefaͤße an den entgegengesezten Enden des Werk-Balkens anbringe,
welche unter sich in Verbindung stehen, und eine hinreichende Menge Wassers oder
anderer schwerer Fluͤssigkeit in solcher Menge anwende, daß eines
derselben davon voll wird, dann durch Dampf die Fluͤssigkeit in dem
Gefaͤße, welches sich an dem herabgedruͤckten Ende des Balkens
befindet, wieder austreibe, so daß sie durch den Verbindungs-Kanal in das
andere Gefaͤß an dem erhoͤhten Ende des Balkens uͤbergeht.
Durch dieses abwechselnde Uebertragen der schweren Fluͤssigkeit von dem
herabgedruͤckten Ende des Balkens auf das erhoͤhte erhaͤlt
man eine Kraft die stark genug ist, die Maschine in Thaͤtigkeit zu sezen.
Der Dampf wirkt in der Maschine auf folgende Weise: aus dem Kessel ist eine
Roͤhre geleitet, welche durch die Achse des Balkens mit einem Drehegelenke
laͤuft, und dann in ein Gefaͤß am Ende des Balkens gelangt, das
geschlossen ist, und welches ich das Dampfgefaͤß nenne; dieses
Gefaͤß steht mittelst einer Roͤhre, die laͤngs dem Balken
hingefuͤhrt ist, in unmittelbarer Verbindung mit einem anderen
Gefaͤße, welches oben offen ist. Das Drehgelenk der Dampfroͤhre in
der Achse des Balkens kann in Gestalt eines Hahnes gebildet sey, so daß
derselbe, wie der Balken um seinen Mittelpunkt schwankt, geoͤffnet und
geschlossen wird; es ist so eingerichtet, daß es freien Durchgang
eroͤffnet, so oft dasjenige Ende des Balkens, welches das
Dampfgefaͤß fuͤhrt, unter der horizontalen Lage zu stehen kommt;
in jeder anderen Lage aber wird es den Durchgang schließen.«
Meine gegenwaͤrtigen Verbesserungen an der so eben besprochenen Methode
Maschinen zu treiben, bestehen darin, daß statt eines der besagten Gefaͤße an
den Enden des Balkens frei in die atmosphaͤrische Luft offen zu lassen, ich
diese beiden Gefaͤße schließe, dem sogenannten Dampfgefaͤße
aͤhnlich mache, und die Kraft des Dampfes so anwende, daß dieser immer an dem
oberen Theile jenes Dampfgefaͤßes eintritt, welches sich an dem
herabgedruͤckten Ende des Balkens befindet, und durch seinen Druck oder durch
seine Ausdehnungskraft zwischen dem Deckel des Gefaͤßes und der
Oberflaͤche der schweren Fluͤssigkeit, welche darin einhalten ist,
wirkt, so daß dieselbe herausgedruͤckt und gezwungen wird durch die
Kommunikationsroͤhre zu gehen, und in dem anderen Gefaͤße
aufzusteigen, welches sich an dem entgegengesezten oder erhobenen Ende des Balkens
befindet, und zugleich die schwere Fluͤssigkeit frei aus einem Gefaͤße
in das andere uͤbergehen laͤßt. Ich bringe ferner eine Verbindung
zwischen dem an dem erhoͤhten Ende des Balkens befindlichen Gefaͤße
und der freien Luft an, so daß jener Dampf heraustreten kann, welcher bei dem lezten
Streiche in das besagte Gefaͤß, waͤhrend es herabgedruͤckt war,
hineingetrieben wurde, und solang in demselben bleiben und den Raum desselben
ausfuͤllen wird, bis es ihm gestattet ist durch die besprochene Verbindung in
die freie Luft zu entweichen, und der aus dem Dampfgefaͤße der
entgegengesezten Seite hereingedruͤckten schweren Fluͤssigkeit Plaz zu
machen. Wenn die Maschine auf diese Art eingerichtet ist, so muß sie so beschaffen
seyn, daß sie nur durch die ausdehnende Kraft des Dampfes allein wirkt, so wie eine
Hochdruck-Maschine (highpressure-engines),
und der Dampf wird in die freie Luft hinausgelassen, nachdem er seine Wirkung
hervorgebracht hat; ich kann aber die Verdichtung des Dampfes zur Erzeugung eines
leeren Raumes in dem in die Hohe gehobenen Dampfgefaͤße benuͤzen, und
dann wird die ausdehnende Kraft des in das niedergedruͤckte
Dampf-Gefaͤß eingelassenen Dampfes desto leichter die schwere
Fluͤssigkeit aus demselben austreiben und in das erhoͤhte
Dampfgefaͤß aufsteigen machen. Um den leeren Raum zu erzeugen, bediene ich
mich des wohlbekannten Apparates der Luftpumpe und des Verdichters mit einer
Injection, wie an den Dampf-Maschinen nach Watt's
Grundsaze; ich fuͤhre die Ausleitungs- oder
Entleerungs-Roͤhre von dem erwaͤhnten Verdichter zu dem
Drehe-Gelenke im Mittelpunkte der Bewegung des Balkens, und mittelst eines
Hahnes oder einer Klappe eroͤffne ich eine Verbindung zwischen der besagten
Ausleitungs-Roͤhre und dem in der Hoͤhe stehenden
Dampfgefaͤße, wodurch der Dampf abgeleitet und folglich ein leerer Raum in
dem erhoͤhten Gefaͤße gebildet wird. Die zweite der
gegenwaͤrtigen Verbesserungen besteht in dem Baue des Hahnes oder des
Drehe-Gelenkes, welcher den Dampf aus dem Kessel den Dampfgefaͤßen
mittheilt. Die dritte ist eine Verbesserung der Methode aus den Gefaͤßen jede
auch noch so kleine Menge Wassers auszuleeren, welche durch Verdichtung des Dampfes darin erzeugt worden
seyn mag.
Um die Erklaͤrung meiner Verbesserungen noch deutlicher zu machen, und die
Weise zu zeigen, nach welcher sie sich auf meine fruͤhere Erfindung anwenden
lassen, habe ich hier eine Zeichnung einer meiner Methoden Maschinen zu treiben, auf
welche die gegenwaͤrtigen Verbesserungen angewendet wurden,
beigefuͤgt. Ich bemerke, daß ich hiermit nicht Anspruch auf ein
ausschließliches Privilegium machen alles, was hier in dieser Zeichnung dargestellt
ist, zu fertigen, zu gebrauchen und zu verkaufen; sondern nur jene Theile desselben,
die hier mit kleinen Buchstaben bezeichnet sind; die mit Capital-Lettern
bezeichneten sind mir schon in meinem fruͤheren Patente dd. 23. Mai 1814 zugestanden. Die mit Ziffern
bezeichneten Theile sind nicht meine Erfindung, sondern auch andern Maschinen eigen,
und hier bloß angefuͤhrt, um zu zeigen, wie sie bei meiner Verbesserung zu
benuͤzen sind.
Die Zeichnung Fig.
1. Tab. XXII. (im Original Tafel XVIII.) ist ein Aufriß oder senkrechter
Durchschnitt, und Fig. 2. ein Horizontalplan der oben beschriebenen Maschine, in welcher
jedoch Quecksilber oder ein schmelzbares Metall als schwere Fluͤssigkeit
angewendet ist.
Aa sind die beiden Dampfgefaͤße.
BC die Verbindungsroͤhre zwischen beiden
aus gegossenem Eisen, auf ihrem Mittelpuncte der Bewegung in Gleichgewicht gesezt,
so daß sie wie ein Wagebalken schwanken kann, oder wie der Werkbalken einer
Dampf-Maschine; 1–1 ist das Gestell, welches den besagten Mittelpunkt
der Bewegung stuͤzt; 2–3 die Verbindungs-Stange mit der Kurbel,
4 u. 5. Rad und Triebstock, und 6 das Schwungrad: diese Theile sind dieselben, wie
in der Dampf-Maschine, und koͤnnen auf mehrere gewoͤhnliche
Weisen vorgerichtet werden.
Ee sind die Roͤhren, welche den Dampf von
den beiden gegenuͤberstehenden Seiten des Hahnes h, wie auch Fig. 2 zeigt, oben nach
dem Dampfgefaͤße Aa hinleiten. Der Wirbel des
besagten Hahnes (the core or plug) ist unbeweglich in
derselben Linie mit jener der Achse D oder des
Mittelpunktes der Bewegung befestigt; dieser Zapfen ist innenwendig hohl, und die
Dampf-Roͤhre G ist mit dem einen Ende
desselben verbunden, so daß der Dampf aus dem Kessel in den hohlen Zapfen des Hahnes
geleitet werden kann.
g ist die Ausleitungs-Roͤhre, welche mit
dem entgegengesezten Ende des Wirbels des Hahnes verbunden ist, (wie man in Fig. 2 u. 3 sieht) und
nach dem Verdichter 7 hinabsteigt, welcher, so wie die Verdichtungs-Cisterne
9 9, und die Luftpumpe 8 eben so, wie an den uͤbrigen Dampf-Maschinen,
vorgerichtet, und entweder durch eine Stange 1, 1, die von dem Balken BC herabhaͤngt, oder auf irgend eine andere
schickliche Weise bewegt werden.
fh ist die Huͤlse des Hahnes, in welche der
befestigte Wirbel desselben F genau paßt, und welche mit
den Dampfroͤhren eE genau verbunden
ist.
Die schwankende Bewegung des Balkens mit seinen Gefaͤßen Aa auf seinem Mittelpunkte D wird eine aͤhnliche Bewegung der Huͤlse des Hahnes fh um den befestigten Wirbel F erzeugen. Auf diese Weise wird der Dampf, der durch
die Roͤhre G aus dem Suͤdekessel
aufsteigt, auf folgende Weise vertheilt werden: Die Hoͤhlung oder Oeffnung in
dem Zapfen F, in welche der Dampf eingeleitet wird,
oͤffnet sich an der untern Seite des Wirbels bei l
Fig. 3,
waͤhrend die uͤbrige Hoͤhlung, die mit der
Ausleitungsroͤhre g in Verbindung steht, an dem
oberen Theile des Zapfens bey k, wie in Fig. 2 und 3 sich
oͤffnet, indem beyde diese Hoͤhlungen innerhalb des Wirbels des Hahnes
in keiner unmittelbaren Verbindung stehen.
Wenn der Balken in horizontaler Lage ist, so ist aller Durchgang durch den Hahn
abgeschlossen, und kein Dampf vermag durch denselben zu streichen; wenn hingegen der
Balken bewegt wird, wie in Fig. 1, daß ein
Gefaͤß A hoͤher oben, das andere a tiefer unten steht, wird beynahe die ganze schwere
Fluͤßigkeit das Gefaͤß a einnehmen;
zugleich wird aber auch, durch diese Neigung des Balkens, die Hoͤhlung f des Hahnes in Verbindung mit der Oeffnung lF 3 gebracht, welche sich an der untern Seite des
festen Zapfens F befindet, und auf diese Weise Dampf aus
dem Siedekessel in das Gefaͤß a bringen, in
welchem dieser Dampf durch seine ausdehnende Kraft die schwere Fluͤßigkeit
austreiben, und durch die Roͤhre CB in das
Gefaͤß A fuͤhren wird, in welchem dieselbe
aufsteigen muß, da sich ein leerer Raum daselbst erzeugt hat, weil, sobald die
Hoͤhlung k mit der Oeffnung k oben an dem Zapfen E in
Verbindung gesetzt wurde, eine Verbindung aus dem Gefaͤße A durch E, h, k und g mit dem Verdichter 7 Statt hat. Nachdem auf diese
Weise die schwere Fluͤßigkeit in das erhoͤhte Gefaͤß
uͤbertragen wurde, wird das Ende B des Balkens
herabsteigen, und so die Kurbel bewegen muͤssen. Wenn das Gefaͤß A herab gesunken, und a
hinauf gestiegen ist, wird neuer Dampf aus dem Kessel in A eingelassen, waͤhrend der in a
enthaltene Dampf in den Verdichter abgeleitet, und so die schwere Fluͤßigkeit
wieder nach a uͤbertragen wird, sobald dieses
Gefaͤß in der Hoͤhe steht. Auf diese Weise muß die Maschine ohne
Unterlaß auf die Vorrichtungen 4, 5, 6, oder sonst auf Pumpen oder andere Maschinen
einwirken, welche an dem Balken BC befestigt sind,
so wie an Dampfmaschinen.
Meine dritte Verbesserung zeigt sich bei m
Fig. 1; sie
besteht in zwey Tellern, mn, die in kleiner
Entfernung von einander angebracht sind, so, daß sie zwischen ihren Raͤndern
rings umher eine kleine Oeffnung lassen. Aus dem inneren Raume dieser Teller sizt
sich eine Roͤhrs r fort welche durch die Seite
des Dampfgefaͤßes geleitet, und mit der Dampfroͤhre eE verbunden wird. Auf die Weise wird, wenn irgend
ein Wasser in den Dampfgefaͤßen durch Verdichtung der Daͤmpfe erzeugt
werden sollte, dasselbe auf der Oberflaͤche der schweren Fluͤßigkeit
schwimmen, und wenn dieselbe in dem Dampfgefaͤße in die Hohe steigt, wird das
Wasser durch die Oeffnung zwischen den beiden Tellern in dieselben einfließen, und
in dem unteren m zuruͤckgehalten werden, bis es
durch die Roͤhre r in die Roͤhre E oder e abfließen, und so
durch den Hahn in den Verdichter entweichen kann. Zugleich wird auch, wenn die
schwere Fluͤßigkeit zu hoch in dem Dampfgefaͤße aufschlagen, oder
sogar an dem Deckel desselben anschlagen sollte, diese Fluͤßigkeit nicht so
leicht Zutritt zwischen die zwey Teller mn
erhalten.
Eine kleine hangende Klappe s befindet sich in der
Roͤhre r, welche dem Wasser freyen Ausfluß von
m nach E gestattet, dem
Dampfe aber nicht erlaubt, durch den Teller in das Dampfgefaͤß einzutreten,
wodurch sonst das Wasser aus lezterem entfernt wuͤrde. In einigen
Faͤllen moͤgen die Roͤhren rr, statt in die Roͤhre e oder E eingefuͤgt zu seyn, besonders zu dem Hahne
geleitet werden, von welchem aus das Wasser auf ein Mal in die
Ableitungsroͤhre g gefuͤhrt werden kann,
so daß alle Gefahr, daß das Wasser dem Dampfe den Durchgang durch die besagten
Pfeifen verlege, beseitiget wird. Da auf diese Weise beyde Gefaͤße die
Einwirkung des Dampfes empfangen, und die schwere Fluͤßigkeit aus dem
herabgesunkenen in das emporgehobene uͤbertragen wird, bringt die Maschine
unausgesezt Thaͤtigkeit in die damit verbundene Vorrichtung, welches in
meinem fruͤheren Patente nicht so vollkommen bewirkt wurde.
Form und Bau des Apparates koͤnnen von der gegebenen Zeichnung bedeutend
abweichen, ohne deßwegen die wesentlichen Eigenschaften jener Verbesserungen zu
verlieren, die ich hier erklaͤrte. Urkunde dessen etc.