Titel: | Erklärung des dem Joh. Thompson, ehemals zu Ley Hall, in der Grafschaft Salop, später Eisen-Meister und Kohlengräber zu Henley Castle in Worcestershire, gegenwärtig zu Charlotte-terrace in Lambeth, Surrey, dd. 20. Sept. 1819 ertheilten Patentes auf eine neue Methode das Eisen aus seinen Erzen zu ziehen. |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XLI., S. 297 |
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XLI.
Erklärung des dem Joh. Thompson, ehemals zu Ley Hall, in der Grafschaft Salop, später Eisen-Meister und Kohlengräber zu Henley Castle in Worcestershire,
gegenwärtig zu Charlotte-terrace in Lambeth, Surrey, dd. 20. Sept. 1819 ertheilten Patentes auf eine neue Methode das Eisen aus seinen Erzen zu ziehen.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Second Series. N. CCXXI. Octob. 1820. S. 267.
Joh. Thompsons Methode das Eisen aus seinen Erzen zu ziehen.
Meine Erfindung besteht in einer verbesserten Methode oder in mehreren Methoden das
Eisen aus seinem Erze oder aus dem Eisensteine so fuͤr verschiedene
Manufakturen brauchbar auszuziehen und herzustellen, daß die gewoͤhnlichen
Hoch- und Schmelzoͤfen (Blast or smelting
furnaces) beseitiget, und dadurch, nebst Ersparung anderer Ausgaben, ein
großes Ersparniß an Brennmaterialien bewirkt und hervorgebracht wird.
Das Eisenerz oder der Eisenstein muß entweder in seinem rohen oder geroͤsteten
(calcined) Zustande, (welchen lezteren ich vorziehe)
auf irgend eine schikliche Weise zerkleint (pulverized)
werden, sey es nun durch die gewoͤhnlichen Stampfmuͤhlen, oder durch
zwei oder mehrere Paare von Walzen aus gegossenem Eisen, welche horizontal arbeiten,
und parallel senkrecht uͤbereinander gestellt sind, so daß die Stuͤcke
Eisenstein oder Eisenerz, welche durch das erste Walzenpaar gelaufen sind, auf das
zweite Walzenpaar fallen, um auch zwischen diesen, oder zwischen noch mehreren
Walzen durchzulaufen, bis sie hinlaͤnglich zerkleint sind, was nach meiner
Ansicht erst dann Statt hat, wenn kein Stuͤckchen derselben mehr
groͤßer ist als eine Haselnuß. Der so zerkleinte oder zerstampfte Eisenstein
kann nun geschlaͤmmt (washing) oder einem anderen
Verfahren unterzogen werden, wodurch alle metallische Theile desselben, in sofern es
moͤglich ist, von den uͤbrigen Theilen, aus welchen er zusammengesezt
ist, getrennt und wieder gesammelt werden koͤnnen: diese Operation kann
vorgenommen werden, oder nicht, wie der Arbeiter es gut findet.
Nachdem nun der Eisenstein gehoͤrig zerkleint wurde, er mag roh oder
geroͤstet gewesen seyn, vermenge ich ihn entweder mit rohem ungebrannten oder
mit geloͤschtem Kalke, und zwar in folgendem Verhaͤltnisse: wenn ich
ungebrannten Kalk nehme, so nehme ich ein Viertel desselben, dem Gewichte nach, auf
drei Viertel zerkleinten Eisenerzes oder Eisensteines; wenn aber geloͤschter
Kalk gebraucht werden soll, dann ist nur ein Sechstel, dem Gewichte nach, auf
fuͤnf Sechstel Eisensteines oder Eisenerzes noͤthig.
Ich habe auch mit Erfolge, und rathe dieses einzufuͤhren,
Braunstein-Oxyd als ein großes Huͤlfsmittel zum Flusse angewendet,
indem dasselbe eine große Verwandtschaft zu den erdigen, kieselartigen und
kalkartigen Theilen des Eisenerzes besizt, sehr zur Verglasung geneigt und ganz besonders zur
Verbesserung der Beschaffenheit des Eisens dienlich ist, wie dieß auch auf den
Eisenwerken in Deutschland schon lange Zeit her durchaus erprobt ist: ich glaube
auch, daß dieser Zusaz bereits in den Hochoͤfen (Plast-furnace) Englands mit Vortheil
angewendet wurde: es wird aber noch kraͤftiger in den Windoͤfen (air-furnace) wirken. Ich menge den Braunstein
(das schwarze Oxyd desselben wird fuͤr das Beste gehalten) mit dem Eisenerze
entweder mit oder ohne Kalk, ziehe aber ersteres vor, ungefaͤhr zu einem
Zwanzigstel oder Fuͤnfundzwanzigstel, dem Gerichte nach, mit obiger Mischung
von Erz und Kalk. Nachdem diese Mischung von Eisenerz und Kalk, (oder von diesen
beiden und, Braunstein zugleich) gehoͤrig in obigem Verhaͤltnisse
hergerichtet wurde, trage ich sie in einen gewoͤhnlichen Wind- oder
Frischofen (air or puddling furnace) so ein, daß sie auf
eine Lage von abgeschwefelten Steinkohlen (coke) oder
Holzkohlen, welche beilaͤufig ein Zwoͤlftel oder, ein Vierzehntel des
Gewichtes der oben beschriebenen Mischung von Erz und Kalk betraͤgt, zu
liegen kommt: und so muß jede folgende Lage dieser Mischung auf eine
aͤhnliche und hinlaͤngliche Lage von abgeschwefelten Stein-
oder Holzkohlen gelegt, und mit desselben bedeckt werden, ausgenommen daß die lezte
Lage der Erz- und Kalkmischung nicht mehr mit einer solchen Kohlenlage
bedeckt seyn darf.
Es ist einleuchtend, daß, da der Kohlengehalt sowohl an den Stein- als an den
Holzkohlen wesentlich verschieden ist auch die anzuwendende Menge nach der
Beschaffenheit derselben verschieden seyn muß. Ich beschraͤnke mich nicht
lediglich auf den Gebrauch der Stein- oder Holzkohlen, weil alles andere, was
eben so vortheilhaft Kohlen zu erzeugen vermag, dem Hauptzwecke, zu welchem diese
Materialien angewendet werden, gleichfalls entspricht.
Ein Wind- oder Frischofen auf obige Weise mit den erwaͤhnten Lagen zum
Schmelzen gefuͤlltAn air or puddling furnace, so charged with the before
mentioned materials for the purpose of fusing or melting; –
es scheint also hier im Originale etwas ausgelassen zu seyn. A. d.
Uebers.Anmerkung des Uebersezers. Es
wird wohl uͤberfluͤssig seyn fuͤr jeden
Eisenhuͤtten-Mann, daß wir hier bemerken, wie nach diesem
Patente, einstweilen keiner unserer Hochoͤfen und Eisenherde
eingerissen werden darf: denn mit allem, was hier in dieser Erklaͤrung des Patentes erklaͤrt ist, ist eigentlich nichts
erklaͤrt, und es scheint dem Hrn. Patenttraͤger sogar an den
primis lineis der deutschen
Eisenhuͤttenkunde zu fehlen, die wir hier nicht noͤthig finden
in seinem Patente zu commentiren. Indessen duͤrfen wir, so hoch wir
es auch in der Kunst des Tubalkain gebracht haben, doch die kleinen
Kunstgriffe halb wilder, und auf einer sehr niedrigen Stufe der Cultur in
Asien, Afrika und Amerika stehenden Voͤlker, und selbst der Zigeuner
in Europa, nicht unbeachtet lassen, indem diese Leute mit einem geringen
Aufwande von Feuermateriale oft ganz artig ihr Eisen gewinnen, und das
gewonnene sehr gut verarbeiten. Wir sahen schon manche Kunst zu ihrer
urspruͤnglichen Einfalt zuruͤck sich neigen, ohne daß man
darob, wie es scheint, glauben duͤrfte, wir stuͤnden schon so
tief im Greisenalter, daß wir wieder zur Kindheit zuruͤckkehren. Die
hoͤchste Gottheit eines der groͤßten Voͤlker, das
jemals war, der Janus der Roͤmer, hatte zwei Gesichter, mit deren
einem vorwaͤrts, mit dem anderen eben so fleißig und unverwandt nach
ruͤckwaͤrts gesehen wurde. Damit sey aber nicht gesagt, daß in
Kuͤnsten und Wissenschaften und im politischen wie im
buͤrgerlichen Leben so, wie auf der Wallfahrt nach St. Jago de
Compostella, zwei Schritte ruͤckwaͤrts geschehen
muͤssen gegen einen den man vorwaͤrts thut. Der Uebersezer hat
den Ausdruck puddling furnace und to puddle in keinem Woͤrterbuche
gefunden, und uͤbersezt hier bloß aus Conjectur. Puddle heißt eigentlich ein Morast, und
to puddle mit Morast beschmuzen, Erde
und Wasser unter einander ruͤhren.; es wird raͤthlich seyn diese Lagen gelegentlich mit einer
Eisenstange oder mit einem anderen geeigneten Instrumente zu ruͤhren, nicht
bloß waͤhrend des Verlaufes des Schmelzprozesses, sondern auch nach
Vollendung desselben, damit das Ganze gehoͤrig geschmolzen und geschieden
wird. Nachdem das Eisen so geschmolzen ist, muß der Boden des Ofens angestochen (tapped) werden, damit das fluͤssige Eisen den
Ofen verlassen, und in die verlangten Formen oder Model laufen oder gegossen werden
kann: die Schlacken koͤnnen entweder dem fluͤssigen Eisen folgen, oder
sie koͤnnen vorlaͤufig durch eine unmittelbar uͤber der
Oberflaͤche desselben in dem Ofen angebrachte Oeffnung abgezogen und entfernt
werden. Wenn aber solches fluͤssige Eisen in dem Ofen bleiben soll, um
daselbst gefrischt (puddled) und fuͤr den Hammer
oder die Walzen vorbereitet zu werden, dann darf der Ofen nicht angestochen und die
Schlacken duͤrfen nur an der oberen Oeffnung abgezogen werden. Ich habe es
sehr vortheilhaft gefunden, die oben erwaͤhnte Mischung von Eisenerzen und
Kalk mit Wasser in Kuchen oder Kugeln zu formen, ehe man sie auf die Lagen von
Kohlen in den Wind- oder Garofen bringt, statt sie in losen und unverbundenen
Stuͤcken in solche Oefen zum Schmelzen einzutragen.
Es geht aus der Natur meiner Erfindung hervor, daß die Verhaͤltnisse der
Materialien lediglich durch die Erfahrung uͤber den besonderen Karakter und
die Eigenschaften der angewendeten Erze bestimmt werden koͤnnen: diese sind
aber so sehr
verschieden, daß kaum zwei einander gleichen. Eben dieß laͤßt sich vielleicht
auch in demselben Grade von den Kohlen behaupten, da sie in ihrer Guͤte ganz
ausserordentlich von einander abweichen, so daß der Eigenthuͤmer eines
Eisenwerkes, der die Methode dieses Patentes anwenden will, vorlaͤufig die
Verhaͤltnisse von Erz und Kohlen wird oft veraͤndern muͤssen,
bis er zu einem Resultate gelangt, das seinen Wuͤnschen entspricht.
Das Hauptsaͤchliche meiner Erfindung oder verbesserten Methode Eisen aus dem
Erze zu erzeugen, besteht also weder in den Materialien, welche ich anwende, noch in
den bestimmten Verhaͤltnissen derselben, die ich oben beschrieben habe,
sondern darin, daß ich die Anwendung der gewoͤhnlichen Hoch- und
Schmelzoͤfen gaͤnzlich umgehe, und dafuͤr den
Wind-Reverberir- und Frischofen gebrauche, um zum Gebrauche der
Manufakturen Eisen aus Eisenerz zu erzeugen.
Durch die Anwendung meiner verbesserten Methode oder Methoden ist eine wichtige
Ersparung an Brennmateriale, und eine sehr bedeutende Verminderung der verschiedenen
Auslagen (die bei der alten und gewoͤhnlichen Methode Eisen zu erzeugen und
zu schmelzen unvermeidlich sind) vollkommen erreicht.
Alle Briefe, welche man frankirt an den Patent-Traͤger an die Londoner
Stahl-Werke (London Steel Works) Thames Bank, Chelsea addressirt, werden, so wie
persoͤnliche Erkundigungen alle noͤthige Auskunft finden.