Titel: | Ueber eine neue Methode einfache Glas-Mikroskope zu verfertigen; vorgeschlagen und angewendet von Thom. Sivright, Esq. F. R. S. Edin. u. F. A. S. E. |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. LXII., S. 452 |
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LXII.
Ueber eine neue Methode einfache Glas-Mikroskope zu verfertigen; vorgeschlagen und angewendet von Thom. Sivright, Esq. F. R. S. Edin. u. F. A. S. E.
Aus dem Edinburgh Philosophical Journal. Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXII. November 1820. S. 359.
Sivright's neue Methode Glas-Mikroskope zu verfertigen.
Man hat zu verschiedenen Zeiten mancherlei Methoden an gegeben, nach welchen Personen
von gewoͤhnlicher Geschiklichkeit sich zu ihrem Gebrauche einfache Mikroskope
von hoher Vergroͤßerungskraft und von einem sehr bedeutenden Grade von
Deutlichkeit verfertigen koͤnnen.
Die gewoͤhnlichste Methode ist diese, daß man mit der Spize eines benezten
Drahtes mehrere kleine Bruchstuͤcke von Kronenglas faßt, und in die Flamme
einer Kerze so lang haͤlt, bis sie in Gestalt eines kleinen
Kuͤgelchens herabfallen. Eine andere Methode besteht darin, daß man einen
duͤnnen Streifen Glases in Faden zieht, und das Ende dieser Faden in die
Flamme einer Kerze haͤlt, bis sich runde Kuͤgelchen an denselben bilden. Diese
Kuͤgelchen werden sorgfaͤltig abgenommen, und zwischen zwei Platten
von Blei, Kupfer oder Messing gebracht, so daß der gebrochene Theil
sorgfaͤltig ausserhalb des Sehefeldes gehalten wird. Die von Hrn. Steph. Gray empfohlene Methode, Mikroskope aus
Wassertropfen zu verfertigen, kann in jedem Falle nur als ein unterhaltender Versuch
betrachtet werden, und die einfachen Mikroskope aus Tropfen von durchsichtigem
Firnisse auf einer oder auf beiden Seiten einer Glasplatte, wie Dr. Brewster sie vorschlug und versuchte, geben zwar ein
vortreffliches Bild, allein es fehlt ihnen an Tragbarkeit und an
Dauerhaftigkeit.
Der Fehler an den auf die gewoͤhnliche Weise gebildeten Glaskuͤgelchen
ist der, daß ihr Durchmesser nicht uͤber eine sehr unbedeutende Groͤße
ausgedehnt werden kann; daß es sehr schwer haͤlt, denselben eine vollkommne
Figur zu geben; und daß man, nachdem sie bereits verfertigt sind, bedeutende
Muͤhe hat, sie in Kupfer oder Messing zu befestigen.
Folgende Methode wurde neuerlich von Hrn. Sivright vorgeschlagen und
ausgefuͤhrt: sie ist groͤßtentheiles frei von allen oben
angefuͤhrten Maͤngeln, und wir zweifeln nicht, daß sie als bedeutender
Gewinn von denjenigen angesehen werden wird, die entweder keine kostbaren Mikroskope
sich beilegen, oder die von allen Glasschleifern so weit entfernt sind, daß sie sich
auf keine andere Weise mit solchen Glaͤsern versehen koͤnnen.
Man nehme ein Stuͤck Platin-Platte, ungefaͤhr von der Dike des
Staniols, und mache in dieselbe zwei oder drei kreisfoͤrmige Loͤcher
von ein zehntel bis ein zwanzigstel Zoll im Durchmesser, in der Entfernung von
ungefaͤhr einem halben Zoll von einander. In diese Loͤcher bringe man
Stuͤcke Glases, die dik genug sind dieselben auszufuͤllen, und die darin stecken bleiben
ohne durchzufallen. Wenn das Glas an der Flamme einer Kerze mittelst des
Loͤthrohres geschmolzen ist, bildet dasselbe eine Linse, welche dicht an dem
Metalle anhaͤngt, und dadurch zugleich gebildet und gefaßt wird. Das
Stuͤck Glas, welches man zu diesem Zwecke anwendet, darf keinen Riz vom
Demant oder von der Feile an sich haben, indem dieses Zeichen immer an dem Glase
zuruͤckbleibt, so stark man auch dasselbe mit dem Loͤthrohre erhizen
mag.
Linsen, die mehr als ein zehntel Zoll im Durchmesser hatten, fielen nicht so gut aus
als die uͤbrigen; die besten waren diejenigen, die kleiner waren als ein
zehntel Zoll. Da die auf diese Weise verfertigten Linsen zuweilen Luftblasen
enthalten, so ist es am besten, deren mehrere zu machen, und dann diejenigen
auszuwaͤhlen, die fehlerfrei sind. Eine Schleife oder ein Auge von
Platin-Draht, der an seinem Ende umgebogen ist, kann statt der
Platin-Platte gebraucht werden.
Der Grund, warum man Platin braucht, ist der, weil das Glas in diesem Metalle
leichter und vollkommener schmilzt als in irgend einem anderen, was vielleicht daher
ruͤhren mag, daß dieses Metall ein schlechterer Waͤrmeleiter ist, als
andere, und weil es seinen Glanz behaͤlt. Da Platin sich nicht oxydirt, so
haͤngt das Glas desto besser an den Kanten des Loches, und die
Platin-Platte kann sehr duͤnn seyn, da sie bei jenem Grade von Hize,
der zum Schmelzen des Glases noͤthig ist, noch nicht schmilzt.
Es gelang Hrn. Sivright auch Plan-Convexglaͤser durch Schmelzen zu
erzeugen, was man, soviel wir wissen, noch nie versuchte. Er nahm in dieser Hinsicht
eine Topas-Platte, die vollkommen flach und von der Natur selbst poliert war,
und die man leicht durch Bruch am Topase erhaͤlt. Auf diese legte er ein
Stuͤckchen Glas, und sezte beide einem sehr hohen Grade von Hize aus. Die Oberfläche
des Glases nahm, in Folge der wechselseitigen Anziehung der Theile desselben, eine
Kugelgestalt an, und die untere Flaͤche blieb vollkommen glatt und hoch
poliert, indem sie die vollkommen glatte Flaͤche des Topases
beruͤhrte.