Titel: | Ueber Verschönerung eines Landes durch rationelle Landwirtschaft in Beziehung auf anzulegende Agrikulturschulen und Musterwirthschaften, wodurch wissenschaftliche Grundsäze allgemein verbreitet werden, dann durch Gartenkunst und Architektonik. |
Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. I., S. 1 |
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I.
Ueber Verschönerung eines Landes durch rationelle Landwirtschaft in Beziehung auf anzulegende Agrikulturschulen und Musterwirthschaften,
wodurch wissenschaftliche Grundsäze allgemein verbreitet werden, dann durch Gartenkunst und Architektonik.
Von dem k. b. Kreisbau-Inspektor Voit.
Voit über die Verschönerung eines Landes durch rationelle Landwirthschaft etc.
Was war unser Vaterland zu jener Zeit, in welcher sich der
Blik des Geschichtsforschers verliert, in jenem grauen Alterthume, von welchem wir
nur dunkle Ungewisse Nachrichten haben? das Land war großentheils mit
undurchdringlichen, von wilden Thieren bewohnten Waͤldern bedeckt, und mit
Moraͤsten und Suͤmpfen angefuͤllt; das Klima kalt und rauh, und
Jagd und Krieg die einzige Beschaͤftigung eines kraͤftigen
Voͤlkerstammes.
Hoͤhlenbewohner und herumziehende Hirten bleiben rohe Soͤhne der Natur;
sie folgen den Einwirkungen ihres Erdstriches und haͤngen von diesem ab.
Sobald aber der Mensch der Erde etwas abzugewinnen sucht, so hat er auch den ersten
Schritt zu seiner Bildung gethan. Indem er das Feld baut, muß er hervorbringen,
ordnen, zusammenstellen, vergleichen. Und dadurch entwikeln sich schlummernde
Faͤhigkeiten; dadurch werden die Kraͤfte des Geistes gewekt, die mit
der koͤrperlichen Starke sich verbinden, um gemeinschaftlich nach einem Ziele
zu ringen, welches noch dunkel und unerkannt in der Seele schwebt. Kultur des Bodens
hat unser Vaterland bewohnbar gemacht; sie hat Wunder gewirkt und ein mildes Klima
hervorgerufen.
So einfach die Uranfaͤnge der Agrikultur auch seyn mochten, so waren doch
gewisse Werkzeuge dazu nothwendig, welche erst ersonnen, verfertiget und angewendet
werden mußten; und obgleich dieß alles noch hoͤchst unvollkommen war, so lag
doch gewissermaßen der erste Keim des Gewerbsfleißes, der Embryo kuͤnftiger
Industrie darin. Die strengen, unbiegsamen Tugenden jenes kraͤftigen, tapfern
Volkes, bei dem sich Heroismus mit Gemaͤchlichkeit paarte, blieben noch
lange, als sich schon mildere Sitten zu entwikeln angefangen hatten, und zu
schoͤnerer Menschlichkeit bildete sich die rohe Menschheit heran. Der Mensch
schuf sich eine Heimat, eine bleibende Wohnstaͤtte, indem er den Boden
befruchtete, die Saat pflegte, und die Hoffnung einer Ernte hatte. So brach die
erste Morgendaͤmmerung aus der Nacht der Barbarei hervor, und die Bewohner
einer angebauten Gegend lebten nachbarlich beisammen. Dieses Beisammenleben erzeugte
wechselseitige Beduͤrfnisse und gab neue Anlaͤsse zu Erfindungen.
Wenn ein Volk nur nach eigener Urtheilskraft handelt, unabhaͤngig von fremden
Mustern und Vorbildern, so erhaͤlt es unfehlbar eine eigenthuͤmliche
Bildung; aber diese Bildung wird lange Zeit nicht weiter vorwaͤrts schreiten,
als die strengste Nothwendigkeit, das unvermeidlichste Beduͤrfniß gebietet.
Kommt hingegen ein Volk mit einem andern aus einem fernen Clima in
Beruͤhrung, so erfolgt desto schneller die Entwiklung aller
Geisteskraͤfte.
Ueber den fruͤhesten Anbau der Erde und den Besiz eines heimatlichen Bodens
daͤmmern die ersten Strahlen der Aufklaͤrung; aber Kriege stecken ihr
eine leuchtende Fackel auf. Wird das Eigenthum eines Volkes angegriffen, so
kaͤmpft es um seinen Heerd, um seine Freiheit, und wird entweder
gaͤnzlich unterdruͤckt, oder geht reicher an Erfahrungen aus dem
Kampfe hervor.
Ein lebhafter Verkehr mit den Bewohnern anderer Himmelsstriche, hat die Cultur der
Griechen befoͤrdert, und zu der bewunderten Hoͤhe gehoben.
Eroberungssucht fuͤhrte die Roͤmer nach Griechenland, und sie gewannen
dadurch die Bildung, deren sie faͤhig waren. Mit bewaffneter Hand drangen die
Legionen des stolzen Roms in Teutoniens Eichenwaͤlder, und auch hier wurde
der Saame kuͤnftiger Cultur ausgestreuet, und mit Blut begossen.
Cultur des Bodens heißt Verschoͤnerung eines Landes im
allgemeinen Sinn. Eine angebaute Landschaft, in welcher der Fleiß und das
Streben der Menschen sichtbar wird, ist erfreulicher als eine Steppe; jede
Verschoͤnerung auf dem Lande sollte daher mit der Cultur des Bodens
beginnen.
Bei einer wahrhaft aufgeklaͤrten Nation wird das Wahre, Nuͤzliche und
Schoͤne zugleich bezweckt, der Menge mitgetheilt und allgemeiner gemacht. Der
Buͤrger und der Landmann muͤssen nach Einem Ziele, nach dem Bessern
streben, und einer muß dem aͤndern die Hand dazu reichem Wenn der freie Mann
das Land baut, dann gruͤnt auch der Zweig, aus dem die Buͤrgerklone
geflochten wird; dann koͤnnen Kuͤnste und Wissenschaften
bluͤhen, und Regent und Volk umschlingt ein festes Band. –
Wenn es wahr ist, daß sich Nationalwohlstand auf Agrikultur gruͤndet, so wird
auch die Feldwirthschaft in ihrer hoͤchsten Bluͤthe das Land
begluͤcken; auf dieser Basis kann sich dann das ganze Gewerbsleben mit
Sicherheit regen, und die rohen Erzeugnisse des vaterlaͤndischen Bodens
bearbeiten, veredeln und verbreiten.
Man kann daher die Feldwirthschaft, wenn sie auf einer hoͤhern Stufe steht,
als eine Pflegerinn der allgemeinen Industrie ansehen, weil sie dem Fabrikanten die
meisten Stoffe zur Verarbeitung liefert. Und dieser erscheint als ein nuͤzlicher Consument,
welcher dem Landmann seine Producte abnimmt, und den Verkehr im Innern belebt.
Gegenwaͤrtig gewinnt der Landmann nicht so viel aus seinen Erzeugnissen, als
er zur Bestreitung der Abgaben und zu seinem eigenen Unterhalt gewinnen sollte.
Woher kommt diese Erscheinung mit ihren bedenklichen Folgen, mit der Stockung vieler
Gewerbe und mit dem Sinken des Werths des Grundeigenthums? –
Es wuͤrde hier zu weit fuͤhren, diese Frage befriedigend beantworten zu
wollen; ich bemerke daher nur, daß die Erzeugung der rohen Stoffe und der Bedarf
derselben in einem Mißverhaͤltnisse zu stehen scheinen; denn wir
muͤssen fuͤr viele Produkte eine große Summe ins Ausland senden,
welche dem Betriebs-Kapital des Ackerbaues haͤtte zuwachsen sollen und
koͤnnen. Ferner! die Beduͤrfnisse aller Art, und also auch die
Beduͤrfnisse des Landmanns sind im Preise gestiegen, wogegen sich der Werth
seiner erzeugten Producte vermindert hat. Die Ausgaben des Landmanns haben sich auch
dadurch vermehrt, daß die fuͤr ihn arbeitenden Handwerker groͤßere
Preiße auf ihre Arbeit sezen als sonst, daß mehr Taglohn bezahlt werden muß, daß der
Lohn fuͤr die Dienstboten erhoͤht ist u.s.w. Dazu kommt noch, daß
einige eingebildete Beduͤrfnisse, Luxus genannt, an den meisten Orten auch
bei dem Landmann Eingang gefunden haben. In manchen Gegenden sind daher die
Landwirthe so tief herabgekommen, daß es ihnen an den zweckmaͤßigen
Ackergeraͤthschaften, an den erforderlichen Haͤnden und an dem
noͤthigen Viehstand fehlt. Zu dieser schlimmen Lage kam noch eine
ungluͤckliche Ernte, die zwar dem reichen Landmanne nicht schaden konnte,
aber desto verderblicher dem Unbeguͤterten werden mußte.
Aus diesen Ursachen wird es zum Theil erklaͤrbar, warum das
Grundvermoͤgen gesunken ist; ich sage, zum Theil; denn ich weiß wohl, daß noch
viele andere Umstaͤnde dazu beigetragen haben, welche ich hier nicht
erwaͤhnen kann.
Aber es laͤßt sich der Erwerb des Landmannes verbessern und erhoͤhen;
man darf ihm nur die Mittel dazu zeigen, die er in seiner Gewalt hat. Noch liefert
unser vaterlaͤndischer Boden nicht so viel, als er seiner natuͤrlichen
Guͤte nach hervor bringen koͤnnte. Er hat bei weitem noch nicht die
moͤglichste Verbesserung erhalten; denn unsere Feldwirthe bauen noch immer
nicht so viel Hopfen, Oel, Flachs, Hanf und andere Handelsgewaͤchse, als
unsere Fabriken und Gewerbe beduͤrfen. Schafwolle wird weder in
hinlaͤnglicher Quantitaͤt noch in moͤglicher Qualitaͤt
bei uns erzeugt; uͤberhaupt befindet sich die Viehzucht noch auf einer
niedern Stufe. Jeder Sachverstaͤndige ist uͤberzeugt, daß alle eben
genannte Producte in unserer Gegend und bei unserm Klima bis zum Ueberfluß
hervorgebracht werden koͤnnen, wenn man die gehoͤrigen Mittel
anwendet, und auf Zeit und Ort dabei Ruͤcksicht nimmt. Ein wissenschaftlich
gebildeter und praktischer Oekonom weiß den Ertrag der Felder auf einen
hoͤhern Grad zu bringen, und er gewinnt der Erde nicht nur mehrere, sondern
auch mannigfaltigere Producte ab; er vergroͤßert und veredelt den Viehstand,
und vermehrt durch denselben die Production seiner Felder. Diese Behauptung
gruͤndet sich nicht bloß auf einzelne Versuche, sondern es bestaͤtigen
sie auch mehrere große Oekonomien.
Es kommt also nur darauf an, daß unsere Landwirthe gute Lehre, und reizendes Beispiel
erhalten, und daß die obere Leitung der Agrikultur kenntnißreichen und erfahrenen
Maͤnnern anvertraut werde; bald werden sich davon die gluͤcklichsten
Resultate ergeben. Einige Opfer wird freilich der Staat dabei bringen
muͤssen, aber gewiß ist ihm dafuͤr die Belohnung in der
Befoͤrderung der oͤffentlichen Wohlfahrt; auch wird sich das
aufgewendete Kapital bald reichlich verzinsen, und in kurzer Zeit wieder ersezen. Die
Landwirthschaft stand bei allen civilisirten Voͤlkern von je her in Ansehen;
und die Roͤmer sahen sie als eine Beschaͤftigung an, welche nicht bloß
fuͤr Sklaven gehoͤrte, sondern auch dem freigebohrnen Mann
anstaͤndig waͤre. Auch in neuen Zeiten wurde sie nicht unbeachtet
gelassen; aber nie hat man unmittelbar auf den Landmann gewirkt, nie unmittelbar an
seiner Bildung und Belehrung gearbeitet.
Fuͤr den nur mechanisch sein Feld bestellenden Bauern – und das ist
noch uͤberall unser Landmann – lassen sich keine allgemeinen Regeln
festsezen, welche zu allen Zeiten und an allen Orten angewendet werden
koͤnnten. Denn bald ist diese, halb jene Mischung der Erdarten
noͤthig; bald wird wegen des mannigfaltig abweichenden klimatischen
Einflusses eine Erdart, auf einer hizigen, bald auf einer kalten, oder auch auf
einer maͤßigen Grundlage vortheilhaft angewendet. Gegenwaͤrtig sind
unsere Landleute noch nicht vorbereitet, um Vorschlaͤge hoͤherer
Agrikultur zu fassen; sie sind noch zu viel von alten Vorurtheilen befangen, und
haͤngen zu fest an der Methode, die sie von ihren Patern geerbt haben. Bloßer
Unterricht in Schriften kann wenig oder nichts helfen, weil der Landmann selten
liest, und das was er liest, nicht gehoͤrig versieht, und verstehen kann.
Will er aber gelungene Versuche bewaͤhrter Oekonomen nachahmen, so thut er es
blindlings, ohne Klima und Erdart, oder andere Umstaͤnde und Einwirkungen zu
beruͤcksichtigen, wodurch nothwendig eine Menge Mißgriffe entstehen, und so
die Sache selbst mißlingen muß. Das Schlimmste ist dann, daß das
verungluͤckte Unternehmen den Landmann von allen weitern Proben abschreckt,
und ihn gegen alle oͤkonomische Neuerungen einnimmt.
Wir haben verschiedene technische Lehranstalten; z.B. fuͤr das Forstwesen,
– ein Studium, welches noch nicht lange in das Gebiet der Wissenschaften eingefuͤhrt
worden ist; – fuͤr den Bergbau u.s. w. Wir finden bei allen
Handwerkern eine Lehrzeit und das Wandern ihrer Ausgelernten in die Fremde, damit
diese das auswaͤrts gesehene Bessere ins Vaterland verpflanzen
koͤnnen. Aber wir haben dem Bauern noch keine Gelegenheit gegeben, als
solcher etwas mehr zu lernen, als er von seinem Vater lernen kann, und auf seiner
Flur sieht. Und doch ist die Landwirthschaft von so großem Umfange, und so wichtig
fuͤr den Staat. Mit Recht gilt sie fuͤr den Grundpfeiler desselben.
Soll nun dieser Pfeiler sich selbst uͤberlassen seyn? soll er sich selbst
formen und gestalten? – Es ist nicht genug, daß wir einzelne musterhafte
Oekonomien haben, die unter mancherlei Beguͤnstigungen gluͤcklich
gedeihen. Die Landwirthschaft im Ganzen muß sich heben, jeder Bauer soll
gehoͤrig unterrichtet werden. Und soll die Agrikultur aͤchter Art
seyn, so muß sie in sich und durch sich selbst, ohne fremde Beihilfe, ohne
Beguͤnstigung von aussen bestehen und weitere Fortschritte machen
koͤnnen.
Es thut Noth in unsern Zeiten, daß wir ein Mittel ergreifen, wodurch der Akerbau
wieder eine groͤßere Ausbeute giebt, und der Erloͤß aus
landwirthschaftlichen Producten die Kosten der Erzeugung bedeutend
uͤbersteigt, damit sich das Grundvermoͤgen vermehre und den
Staatsfinanzen sichere Quellen offen bleiben. – Zur Erreichung dieses
wichtigen Zweckes bietet sich uns ein sicheres, ausfuͤhrbares Mittel in der Verbreitung rationeller landwirthschaftlicher
Grundsaͤze an; das heißt: wir sollen der
ganzen Volksklasse des Bauernstandes den noͤthigen Unterricht zur
Bebauung der Felder angedeihen lassen.
Der Gedanke, zur Verbesserung der Landwirthschaft, Agrikultur-Schulen
anzulegen, hat sich schon oft aufgedrungen; man hat ihn nicht unbeachtet gelassen,
und es sind auch bereits
Anstalten vorhanden, in welchen die Landwirthschaft gelehrt wird. Aber die
Einrichtung dieser Anstalten ist eigentlich fuͤr hoͤhere
Staͤnde berechnet; man bildet dort nur große Guͤterbesizer oder
kuͤnftige Directoren und Verwalter großer Oekonomien. Sie eignen sich nicht
fuͤr die Bildung des gemeinen Landmannes, und sie greifen nicht tief genug
ins thaͤtige Agrikulturleben ein. Es sind demnach noch Institute nothwendig,
in welchen jungen Landleuten theoretischer und praktischer Unterricht ertheilt wird. Denn was
Stubengelehrte dem Landmanne rathen und vorschreiben, ist gewoͤhnlich umsonst
und verlohren, Unlaͤugbar ist es auch etwas Großes, die Aufklaͤrung
einer ganzen Volksklasse in Ansehung ihres Berufes bewirken zu wollen, indem man der
Menge richtige und deutliche Begriffe davon beizubringen, schaͤdliche, aber
durch Jahrhunderte fortgepflanzte Vorurtheile auszurotten, und so ein besseres, oder
vortheilhafteres Betreiben der Geschaͤfte zu befoͤrdern sucht.
Ich will hier die von einem rationellen und praktischen Oekonomen mir mitgetheilten
Gedanken uͤber eine Volksagrikultur-Schule
vorlegen.
Dem Landmann koͤnnen bessere Kenntnisse beigebracht werden:
1)Durch Beispiele. Eine Musterwirthschaft macht es dem
Landmann augenscheinlich, was die Natur hervorbringen kann, befreit ihn von
seinen Vorurtheilen und reizt ihn zur Nachahmung.
2) Durch muͤndlichen Unterricht in allen Theilen der
Haus- und Feldwirthschaft, in einer eigentlichen Agrikulturschule, worin
die Wissenschaft theoretisch und praktisch vorgetragen wird, und
3) dadurch, daß man der Feldwirthschaft uͤberhaupt eine
hoͤhere Aufsicht, und eine wissenschaftliche Leitung giebt.
Man wird einwenden, es sey unmoͤglich, dem gemeinen Volke rationelle
Kenntnisse zu verschaffen; dem gemeinen Bauer gestatte es weder Zeit noch
Vermoͤgen, seinen Sohn etwas lernen zu lassen; ein rationeller Landwirth
muͤsse eine hoͤhere Bildung besizen; der Bauer werde von der Arbeit
entwoͤhnt, wenn er sich wissenschaftlichen Kenntnissen widme, und man werde,
statt nuͤzlicher Ackerleute, nur Halbwisser bilden, welche mehr
schaͤdlich als nuͤzlich seyen. Aber diese und aͤhnliche
Einwendungen verschwinden, wenn man die Sache im rechten Gesichtspunkte
betrachtet.
Durch eine Agrikulturschule koͤnnen rationelle
Grundsaͤze der Landwirthschaft verbreitet werden, und daher soll
man, wie gesagt, die Feldwirthschaft uͤberhaupt einer hoͤheren
Aufsicht, einer wissenschaftlichen Leitung unters werfen. Der Bauer soll sich als
Bearbeiter des Feldes zu dem rationellen Landwirth verhalten, wie der Bauhandwerker
zu dem wissenschaftlichen Architekten. Man giebt dem Bauhandwerker Unterricht im
Rechnen, Zeichnen, in der Geometrie, auch wohl in der Mechanik, Hydraulik etc. und
wenn der junge Maurer oder Zimmermann Meister werden will, so wird er in diesen
Kenntnissen gepruͤft, und abgewiesen, wenn er nicht das Noͤthige davon
versteht. So sollte es auch bei dem Bauern seyn, der ein großes Gut
uͤbernimmt. Wer wird aber einen geschikten Bauwerkmeister einen Halbwisser
nennen, weil er, wenn gleich auf der hoͤhern Stufe seiner Profession stehend,
doch kein Architekt ist. Nur ein geschikter Werkmeister kann die Plane eines
Architekten vorschriftsmaͤßig ausfuͤhren, und dann entsteht ein
Kunstwerk. Und wenn der wohl unterrichtete Landmann sein Feld nach den Vorschriften
der hoͤhern Oekonomen bestellt, dann wird die Landwirthschaft rationell betrieben.
Entwoͤhnt von der Arbeit wird der Landmann dadurch, daß er uͤber sein
Geschaͤft nachdenkt und in der Jugend zum Nachdenken daruͤber
angeleitet wurde, so wenig, daß er vielmehr zu groͤßerer Thaͤtigkeit
sich angespornt fuͤhlen muß, wenn er sein Nachdenken und seine dadurch
geregelte Muͤhe und Arbeit durch erwuͤnschten Erfolg belohnt stehet.
Ich habe Landwirthe kennen gelernt, welche sich ohne besondern Unterricht
wissenschaftliche Kenntnisse aneigneten, und dabei ihre Felder mit Fleiß und
Anstrengung bearbeiteten. Warum soll denn Unterricht den Landmann erschlaffen?
– Man weiß aus Erfahrung, daß wohlhabende Landleute ihren Soͤhne gerne
etwas lernen lassen, wenn sie nur Gelegenheit dazu haben. Daß aber auch fuͤr
Minderbeguͤterte gesorgt werden koͤnne, wird weiter unten gezeigt
werden. Wenn alle faͤhige Koͤpfe dieses Standes in dem Institut
Aufnahme finden, so werden diese bei ihren natuͤrlichen Anlagen durch
Unterricht in den Hilfswissenschaften einen hohen Grad von zweckmaͤßiger
Bildung erlangen.
Es ist nicht eine gelehrte Bildung, die fuͤr den Landmann gefordert wird;
sondern er soll nur sein Geschaͤft verbessern, erweitern, und seinen
Nahrungszweig bluͤhend machen lernen. Dazu haben denn doch die meisten Lust,
und viele auch die Faͤhigkeiten.
Unser Wissen geht von Erfahrung aus. Durch Untersuchung der Ursachen und Wirkungen
der Dinge gelangen wir zu Theorien, und durch diese koͤnnen wir hinwieder die
Thatsachen uns erklaͤren. Es giebt aber treffliche Theoretiker in der
Landwirthschaft, die wenig oder nichts auf dem Felde erzeugen wuͤrden, weil
es ihnen an Erfahrung fehlt. Wird dagegen der praktische Landwirth durch
gruͤndliche Theorien unterstuͤzt, dann ist desto gluͤcklicheres
Gelingen zu hoffen. Es muͤssen daher in einer Volksagrikultur-Schule
alle Huͤlfswissenschaften gelehrt werden, welche denen, die sich zu Gutsadministratoren
bilden wollen, unentbehrlich sind, aber auch von den Soͤhnen wohlhabender
Gutsbesizer erlernt werden koͤnnen und sollen.
Diese Hilfswissenschaften sind: Arithmetik, Geometrie,
Mineralogie, Chemie, Botanik, landwirthschaftliche Baukunst, Mechanik.
Man lasse sich durch die Namen dieser hoͤhern Wissenschaften nicht schrecken,
und glaube nicht, daß der gemeine Landmann unfaͤhig sey, so viel davon zu
fassen, als er zu seinem Berufe bedarf. Bei einem faßlichen, mit bestaͤndiger
Hinweisung auf das Praktische verbundenen Unterricht, wird er sich in kurzer Zeit
alles ihm zu wissen Noͤthige aneignen, und durch diese Fortschritte zu regem
Eifer ermuntert werden.
Arithmetik kann uͤberhaupt das gemeine Leben nicht
entbehren. Was darinn die Volksschulen nicht leisteten, muß die Agrikulturschule
ersezen.
Geometrie hat der Oekonom nur in so weit noͤthig,
daß er im Stande ist eine Flaͤche aufzunehmen, und sie in gewisse Theile
abzutheilen.
Zur Eintheilung der Felder nach der Bewirthschaftungs-Methode, zur Absteckung
einer Flache bei oͤkonomischen Versuchen, und zur Berechnung des cubischen
Raums, den man oͤfters zu wissen braucht, ist Geometrie eine nothwendige
Hilfswissenschaft, welche den Zoͤglingen bei einem zweckmaͤßigen
Unterricht, leicht theoretisch und praktisch beigebracht werden kann.
Mineralogie muß den Oekonom mit den Erdarten, mit der
Anwendung der mineralogischen Duͤnger, als Steigerungsmittel der Vegetation
bekannt machen.
Chemie dient ihm, zur Kenntniß der Urstoffe, der
Verwandschaftslehre der Erdarten, ihrer Wechselwirkung etc.
Botanik zeigt ihm die in der Feldwirthschaft vorkommenden
Pflanzen, die er anbauen oder ausrotten soll, und sie lehrt ihn die
vorzuͤglichsten und besten Wiesen- und Futterkraͤuter, die
anwendbarsten Gestraͤuche und Baͤume, in Waͤldern und
Gaͤrten kennen.
Landwirthschaftliche Baukunst. Diese Wissenschaft ist von
vorzuͤglichem Nuzen zur Angabe und Berechnung der gesundesten und bequemsten
Stallungen, Scheuern und Wohnungen. Der Oekonom muß sie in so weit verstehen, daß er
kleinen Gebrechen an seinen Gebaͤuden sogleich abhelfen, und sie
bestaͤndig im baulichen Stande erhalten kann.
Der Landmann soll selbst die Uferbefestigung eines Baches vornehmen, einen Durchstich
an demselben machen, und einen Damm gegen Ueberschwemmungen anlegen koͤnnen;
und wie viele Stege, Bruͤcken, Waͤsserungs-Schleußen u.s.w.
kommen bei einem großen Oekonomie-Gut vor? in solchen Faͤllen soll er
sich uͤberall selbst zu helfen wissen.
Mechanik. In einer Oekonomie giebt es Manches, was in das
Gebiet dieser Wissenschaft gehoͤrt, und ein guter Landwirth soll auch darin
nicht unerfahren seyn.
Die Waͤlder, die sich bei dem Gute, welches zu einer Musterwirthschaft erhoben
wird, befinden, muͤssen forstmaͤßig behandelt werden, und daher
erhalten die Zoͤglinge auch in dieser Wissenschaft Unterricht. Es gibt
Bauernguͤter, zu denen bedeutende Waͤlder gehoͤren. Stehen
diese auch unter forstpolizeilicher Aufsicht, so wird es doch dem Besizer große
Vortheile gewaͤhren, wenn er selbst Kenntniß vom Forstwesen hat. Besizt ein
Dorf Gemeindewaldungen, so kann ein Ortsvorstand, der im Forstwesen unterrichtet
ist, viel Gutes leisten. Daß in einem solchen Institute die Forstwissenschaft, so
wenig, als eine der uͤbrigen Hilfswissenschaften in ihrem ganzen Anfange
gelehrt werden koͤnne, versteht sich von selbst. Bei dem Unterricht in der Botanik ist auch auf die
der Forstpflanzen Ruͤcksicht zu nehmen.
Einer der wichtigsten Lehrzweige des Instituts betrifft die Wartung und Pflege der
Hausthiere; und vorzuͤglich die Pferde-, Rindvieh-, und
Schafzucht. Man muß dazu alle moͤgliche Hilfsmittel benuzen. Die Behandlung
des Viehes, sowohl im Stall als bei der Arbeit, verdient in der Landwirthschaft
große Aufmerksamkeit. Bei einer richtigen Behandlung, Fuͤtterung und Pflege,
werden sich wenig Krankheiten bei dem Vieh zeigen; die Heilungsart
gewoͤhnlich vorkommender Krankheiten aber darf bei dem Unterricht nicht ganz
ausser Acht gelassen werden.
Der groͤßte Theil des Unterrichts ist praktischer Art, und bezieht sich auf
die Feld- und Hausoͤkonomie.
Die vortheilhafteste Bewirthschaftung der Felder, das Pfluͤgen, Saͤen
und Einheimsen; der Anbau und die Behandlung der Futter- und
Handelskraͤuter; die Erzeugung des Duͤngers und die Art zu
duͤngen nach Beschaffenheit der Felder; die Verbesserung der Felder durch
Mischung der Erdarten, der Wiesen durch Waͤssern und Entwaͤssern; die
Behandlung der Waldungen; die Obstcultur, Bienenzucht u.s.w. sollen praktisch
gelehrt werden, so wie das Aufspeichen des Getreides und des Viehfutters; die
Wartung und Zucht der Hausthiere, und die Mastung des Rindviehs und der Schweine;
die Anwendung der Milch zu Butter, Schmalz und Kaͤse; die Benuzung des
Flachses und der Wolle zum Verlauf oder im Hauswesen etc.
Bei der Musterwirthschaft sollen die besten und bewaͤhrtesten
Ackergeraͤthschaften und Maschinen angeschafft und gebraucht, auch um weitere
Fortschritte zu machen, neue Versuche angestellt werden. So hat das Institut den
doppelten Zweck: zu unterrichten und die Wissenschaft zu
bereichern, oder zu vervollkommnen. – Endlich soll ein landwirthschaftlicher Zoͤgling zur
Fuͤhrung von Gutsrechnungen und zur Fertigung der Aussaat- und
Erndetabellen angeleitet werden.
Bei einem Oekonomiegut, welches man zu einer Musterwirthschaft erheben will, muß sich
eine Bierbraͤuerei und Brandweinbrennerei befinden, um auch diesen Industriezweige rationell
behandeln und Unterricht darinn ertheilen zu koͤnnen.
Die Bierbraͤuerei und die Landwirthschaft koͤnnen einander
wechselsweise unterstuͤzen. Die Bierbraͤuerei verwendet aus der
Landwirthschaft Gerste und Hopfen, Holz und noch andere Dinge. Dagegen benuzt die
Landwirthschaft wieder die Abfaͤlle aus dem Brauhause. Einem Oekonomiegut ist
eine Braͤuerei in doppelter Ruͤcksicht nuͤzlich, indem dadurch
nicht nur die Viehmastung sehr gewinnt, sondern auch der Duͤnger vermehrt und
verbessert werden kann.
Wird ein Brauhaus von einem rationellen Braͤumeister betrieben, so
erhaͤlt das ganze Geschaͤft einen hoͤhern Schwung, und man kann
blos fuͤr dieses Fach Zoͤglinge aufnehmen. Es wird nicht selten der
Fall seyn, daß ein wohlhabender Bierbraͤuer seinem Sohne mehr Einsicht und
Geschiklichkeit verschaffen moͤchte, als derselbe in gewoͤhnlichen
Brauhaͤusern erlangen kann; wie willkommen wird ihm dann eine solche Anstalt
seyn! Besizer großer Brauereien koͤnnen ihre Braumeister eine Zeit lang dahin
schiken, um das Geschaͤft kennen zu lernen; und die Einrichtung eines solchen
Brauhauses wird ein Muster fuͤr die ganze Gegend werden. Junge
Bierbraͤuer, welche das Institut besuchen, werden wohl thun, wenn sie auch an
dem landwirthschaftlichen Unterricht Theil nehmen, denn nicht leicht ist ein
Braͤuhaus ohne Feldoͤkonomie, und ausserdem haben beide Faͤcher
beinahe einerlei Hilfswissenschaften. Wer sich zu einem rationellen Landwirth, zu
einem Oekonomieverwalter
bilden will, muß ohnehin beide Faͤcher studiren.
Ferner muß bei einer solchen Musterwirthschaft eine Ziegel- und Kalkbrennerei seyn. Die
Fabrikation unserer kuͤnstlichen Steine ist im Allgemeinen noch weit
zuruͤck. In Gegenden wo sich keine natuͤrlichen Steine finden, und
Backsteine das einzige Material zu massiven Gebaͤuden sind, werden oft so
schlechte Steine und Ziegel gemacht, daß sie nicht vermauert zu werden verdienen.
Die Schuld davon liegt sehr oft an der Unwissenheit der Ziegler, und an einer
fehlerhaften Behandlung der Ziegelerde. Man kann diese durch Mischen und Schlemmen
verbessern, und dann das Streichen und Trocknen nach der bewaͤhrtesten
Methode vornehmen. Ein gut eingerichteter Ziegelofen gewahrt große Vortheile. Wird
eine Ziegelei rationell behandelt, so ist der Nuzen fuͤr das Gut und
fuͤr die ganze Gegend unverkennbar. Eben dies gilt von einer
zweckmaͤsigen Kalkbrennerei, zumal da der Kalk
oͤfters auch als Duͤngersurrogat in der Feldwirthschaft angewendet
wird.
Gyps ist ein Duͤngersurrogat, und er leistet in der
Landwirthschaft, aber auch beim Bauwesen, großen Nuzen. Finden sich in einer Gegend
der Musterwirthschaft, oder in der Naͤhe derselben Gypssteine, so kann auch
eine Gypsbrennerei und eine Gypsstampf mit Vortheil
angelegt werden. In manchen Gegenden wird viel mit Gyps geduͤngt, wenn gleich
dieses Material oft weit herbei geholt werden muß. Die Landleute waͤhlen dazu
eine Zeit, in der ihr Anspann nicht sehr beschaͤftigt ist, und lassen sodann
die rohen Gypssteine in Pochwerken, welche das Wasser treibt, stampfen, worauf sie
dieselben als Duͤnger anwenden. Wo es thunlich ist, sollte man ein solches
Pochwerk anlegen.
Es waͤre sehr nuͤzlich, wenn zu der Musterwirthschaft auch eine
Mahlmuͤhle, eine Saͤgemuͤhle und eine Oehlmuͤhle gehoͤrte. Die
Mahlmuͤhle wuͤrde dem Gute den Mehlbedarf liefern, vornehmlich aber
das Malz fuͤr das Brauhaus brechen koͤnnen. Eine
Saͤgemuͤhle ist da, wo es nicht an Wasser fehlt, und wo Waͤlder
vorhanden sind, die starkes schlagbares Holz haben, sehr vortheilhaft, weil man bei
einem großen Gute zur Ausbesserung der Bauwerke viele Schnittwaaren bedarf, wovon
sich ein guter Oekonom einen Vorrath zulegen wird, um trockenes Material an
Brettern, Latten, Dielen etc., zum noͤthigen Gebrauch zu haben. Nichts ist
groͤßere Verschwendung, als wenn man frische Schnittwaaren verarbeiten
laͤßt. – Da die Musterwirthschaft viele Oelpflanzen,
vorzuͤglich Reps bauet, weil dadurch der Ertrag der Felder auffallend
erhoͤht wird, weswegen auch der Repsbau an einigen Orten schon ins Große
gehet, so wird der Gewinn noch groͤßer durch gut eingerichtete
Oelmuͤhlen. Um die Oele rein zu bekommen, ist eine eigene Repsmuͤhle
nothwendig.
Der Hopfenbau muß auf alle moͤgliche Art
beguͤnstiget werden, und bei einer Musterwirthschaft ist auf denselben um so
mehr Ruͤcksicht zu nehmen, da die Erfahrung gezeigt hat, daß in unserer
Gegend Hopfen von vorzuͤglicher Guͤte und Menge gebaut werden
koͤnne.
Um den Zoͤglingen Unterricht in der Gemuͤß- und
Baumgaͤrtnerei geben zu koͤnnen, ist ein hinlaͤnglich großer
Garten mit einer Baumschule noͤthig. In der Baumschule muͤssen
vornehmlich Obstbaͤume gezogen und veredelt werden, und zwar in solcher
Menge, daß die ganze umliegende Gegend ihren Bedarf von daher beziehen kann.
Nebenbei sorge man aber auch fuͤr solche Gestraͤuche und
Baͤume, welche zu Verschoͤnerungen gebraucht werden. Wie
eintraͤglich eine wohl angelegte Baumschule sey, lehrt die Erfahrung; sie
kann sogar einen eigenen Nahrungszweig bilden.
Ein Treibhaus und gut eingerichtete Fruͤhbeete sind Beduͤrfniß, wenn
man seine Pflanzen; vorzuͤglich Tobakpflanzen, welche reinen Boden und
besondere Duͤngung verlangen, selbst ziehen will.
Der Unterricht in der Bienenzucht, der nach bewaͤhrten Grundsaͤzen
ertheilt werden soll, erfordert besondere Bienenstaͤnde in den Garten.
– Alle diese Zweige oͤkonomischer Industrie werden dem Gut einen
bedeutenden und sichern Gewinn abwerfen.
Es ist hier der Ort nicht, die innere Einrichtung eines Institutes fuͤr die
Landwirthschaft weitlaͤuftig aus einander zu sezen; diesem wichtigen
Gegenstande gebuͤhrt die besondere Aufmerksamkeit eines gruͤndlich
theoretisch-praktischen Oekonomen. Nur einige allgemeine Erinnerungen
moͤgen hier noch folgen.
Eine Musterwirthschaft sollte in der Naͤhe einer großen Stadt, und an einer
besuchten Landstraße liegen, damit die erzeugten Produkte leichten Absaz finden. Die
Felder sollten moͤglichst arondirt seyn, und so, daß die Gebaͤude
ungefaͤhr in der Mitte stehen, oder daß doch eine Seite derselben an die
cultivirte Flache graͤnzt. Um die Landwirthschaft ins Große betreiben zu
koͤnnen, werden wenigstens 200 Morgen Aeker erfordert, die aber nicht von
gleicher Guͤte seyn muͤssen; es ist vielmehr besser, wenn sie
verschiedener Art sind, und sich darunter Felder von geringer Qualitaͤt
befinden, welche dem Oekonomen Gelegenheit zu Verbesserungen geben. Die Felder
sollten uͤberhaupt so beschaffen seyn, daß sich an ihnen jede Art von
Verbesserung anbringen laͤßt, und sie als Beispiele davon erscheinen
koͤnnen.
Zu einer Musterwirthschaft wird eine bedeutende Waldflaͤche mit verschiedenen
Holzgattungen erforderlich seyn; Gaͤrten und Wiesen aber mit der Morgenzahl
der Felder im Verhaͤltnis stehen muͤssen.
Zur Betreibung der Muͤhlen ist in der Naͤhe ein Fluß, oder ein starker
Bach noͤthig, welcher den zur Musterwirthschaft gehoͤrigen Wiesgrund
durchlaͤuft, und allenfalls auch zur Waͤsserung benuzt werden
darf.
Der Gebaͤude duͤrfen nicht weniger seyn, als die erste nothwendige
Einrichtung verlangt, naͤmlich Stallungen, Scheuern. Remisen und Wohnungen,
fuͤr das gewoͤhnliche Personale des Guts sowohl, als fuͤr die
Zoͤglinge des Instituts. Die Zoͤglinge muͤssen ausser dem
Unterricht und der Wohnung, auch die Kost im Institut finden. Sie theilen sich in
zwei Klassen. Zur ersten gehoͤren die, welche die Agrikultur als
kuͤnftige, große Guͤterbesizer, oder als Oekonomie-Verwalter
u.s.w. studiren; in der zweiten Klasse sind solche, welche nur Landleute,
eigentliche Bauern werden wollen. Diese Abtheilung ist nothwendig. Der Bauernsohn
darf sich an keinen bessern Tisch gewoͤhnen, folglich keine andere Speise
bekommen als zu Hause; dagegen Zoͤglinge aus den hoͤhern
Staͤnden mit einem solchen Tische nicht zufrieden seyn wuͤrden. Diese
koͤnnen mit dem Oekonomie-Director und den Lehrern essen; jene
erhalten an einer besondern Tafel eine einfache, aber gesunde und schmakhafte Kost,
und koͤnnen zugleich fuͤr ihre kuͤnftige Haushaltung lernen,
wie man sich einen nicht schlechten, und doch wohlfeilen Tisch bereiten
koͤnne. Diese Klasse, welche bloße Landleute zaͤhlt, und die bei
weitem die staͤrkste seyn wird, zerfallt wieder in zwei Abtheilungen, deren
eine Unterricht und Kost bezahlt, die andere hingegen dazu unvermoͤgend ist,
und daher die Dienste der Knechte im Institut verrichtet.
An dem theoretischen, so wie an dem praktischen Unterricht haben alle
Zoͤglinge gleichen Antheil; die Lehrer richten sich dabei allein nach den
Faͤhigkeiten und dem Fassungsvermoͤgen der Schuͤler. Alle ohne
Unterschied muͤssen Hand anlegen, und die Feldwirthschaft in allen ihren Zweigen praktisch
treiben.
Durch den Unterricht in den Hilfswissenschaften wird der Zoͤgling zum Denken
gewoͤhnt, und nun erst ist es Zeit, ihm nuͤzliche Buͤcher
uͤber den Akerbau, die Viehzucht u.s.w. in die Haͤnde zu geben. Das
Institut muß daher mit einer kleinen, aber ausgewaͤhlten Bibliothek versehen
werden.
Alle nuͤzliche Akergeraͤthschaften, Instrumente und Maschinen, welche
in der gesammten Landwirthschaft vorkommen, sind zum Gebrauch vorhanden. Um aber
auch den Schuͤlern einen Begriff von neu erfundenen Werkzeugen und Maschinen
zu geben, darf es eben so wenig an Modellen derselben fehlen. Auch muß das Institut
einen kleinen physikalischen und chemischen Apparat besizen, und sich nach und nach
mit mathematischen Instrumenten zum Feldmessen versehen.
Bei einem solchen Institute soll vorzuͤglich auf Reinheit der Sitten, und auf
anstaͤndiges Betragen der Schuͤler gesehen werden. Von jungen Leuten,
welche, indem sie sich zu ihrem kuͤnftigen Berufe vorbereiten, schon
taͤglich fuͤr denselben arbeiten, wird mit Recht ein gewisser Ernst
erwartet, der im Geschaͤftsleben nothwendig ist. Diesen und einen damit
verbundenen Anstand muͤssen die Lehrer hervorzubringen und zu erhalten
wissen, weil dadurch das Institut an innerm und aͤußerm Werth gewinnt.
–
Dieß ist der schwache Abriß einer Anstalt, welche durch die Zeit und das allgemeine
Beduͤrfniß einmal ins Daseyn treten, und ihre Ausbildung erhalten wird.
Moͤchte es bald-geschehen!
Eine Volksagrikultur-Schule ist eine Einrichtung, von der viel Gutes durch
Unterricht, Beispiel und Erfahrung ausgehen, und sich immer weiter fortpflanzen
wird.
Es entstehet hiebei die wichtige Frage, auf wessen Kosten soll sie errichet werden?
oder wie laͤßt sich der noͤthige Fond dazu ausmitteln? –
Ehe aber diese Frage beantwortet werden kann, muß ihr eine andere vorausgehen,
naͤmlich diese: wie hoch werden sich die Kosten belaufen? Sind bei einem
großen, zu einer Musterwirthschaft geeigneten Gut die nothwendigsten Gebaͤude
schon vorhanden, und ist weiter nichts erforderlich, als diese besser und
zwekmaͤßiger einzurichten, so kann der Aufwand nicht sehr groß seyn, und es
ersezt sich derselbe durch die Verbesserung, welche das Gut erhaͤlt. Um
hieruͤber eine gruͤndliche Berechnung anstellen zu koͤnnen,
stelle ich mir ein wirkliches mir bekanntes Oekonomie-Gut vor die Augen. Wenn
ich auf diese Weise die Kosten der ersten Einrichtung, und die auf die Verbesserung
der Gebaͤude zu verwendenden Ausgaben berechne, so ergiebt sich fuͤr
den ganzen Aufwand keine groͤßere Summe, als die von 10,000 Gulden. Dieses
Kapital traͤgt reichliche Zinsen, und zahlt sich in kurzer Zeit ganz ab. Der
Begruͤnder hat noch den Vortheil, daß der Ertrag seines Gutes wenigstens um
1/3 erhoͤht wird. In unserm Vaterlande wurden schon so viele
gemeinnuͤzige Unternehmungen befoͤrdert, daß ich hoffen darf, auch
eine Agrikulturschule gegruͤndet zu sehen; mehrere Lehranstalten sind ein
preiswuͤrdiges Werk des Staates; andere wohlthaͤtige Einrichtungen hat
das kraͤftige Zusammenwirken gesellschaftlicher Vereine geschaffen, und
selbst einzelne, von Vaterlandsliebe und Edelmuthe begeisterte Maͤnner, haben
nicht nur große Ideen gedacht, sondern auch ausgefuͤhrt. Der Gegenstand, von
dem hier die Rede ist, ist von solcher Bedeutung und Wichtigkeit, daß er allgemeine
Theilnahme verdient, und daher auch Theilnahme finden wird.
Und so wird sich die Frage, auf wessen Kosten, und durch welchen Fond das Institut zu
Stande kommen soll, von
selbst beantworten. So bald die Agrikulturschule ihre Arbeiten beginnt, und ihre
Zoͤglinge beschaͤftiget, so bald wird auch die Gegend um sie her
verschoͤnert.
Ich werde nun meine Ansichten von dieser Verschoͤnerung durch rationelle
Landwirthschaft mittheilen. Die aus dem Institute hervorgehende Verbesserungen und
Verschoͤnerungen moͤchte ich in die innern
und in die aͤußern unterscheiden. Die inneren
umfassen diejenigen, welche im Haus, Hof, und Garten vorgenommen werden; die
aͤußern erstreken sich uͤber Flur und Wald.
Eine Grundlage des Akerbaues macht der Duͤnger aus, und die Erzeugung
desselben verlangt große Sorgfalt des Oekonomen. Die Miststaͤtte ist ihm in
mehr als einer Hinsicht wichtig. Sie soll einen Theil des Hofraumes einnehmen, und
in der Naͤhe der Staͤlle liegen. Ist die Dunggrube so beschaffen, wie
sie seyn soll, und wird der Duͤnger recht behandelt, so verunstaltet sie den
Hof nicht, besonders wenn man uͤberhaupt auf Reinlichkeit und Ordnung
haͤlt. Aber wie sieht es in vielen Doͤrfern mit den Mistlagern aus? In
den Dorfgassen liegen die Misthaufen, unmittelbar an den Wegen, sogar an den
Hauptlandstraßen, ohne alle Ordnung umher. In den Chausseegraben sammelt sich die
Mistjauche, und wird durch Regenguͤsse in die Baͤche und
Fluͤsse gefuͤhrt. Nur selten benuzt man das trefflichste
Duͤngungsmittel, die Jauche, und richtet das Mistlager dazu ein. Welche
Unreinlichkeit und Nachlaͤßigkeit herrscht in einer solchen Haushaltung! und
wie nachtheilig ist es der Gesundheit, wenn faules Wasser in Pfuͤzen steht,
und die Luft verpestet. Es gehoͤrt keine große Einsicht dazu, um hierinn ein
bedeutendes Uebel zu finden. Der beobachtende Reisende kann sich beim Anblik einer
solchen Unflaͤtherei keinen vortheilhaften Begriff von den Einwohnern eines
Dorfes machen; er muß sie fuͤr faule, schmuzliebende, und unwissende Menschen
halten. Und solche gleichsam im Wust versunkene Leute sind aͤußerst schwer zu einer
bessern Haushaltung anzuleiten, und auf ihren Vortheil aufmerksam zu machen. Giebt
es auch verstaͤndige Landwirthe, welche bei ihrem Mistlager gute Ordnung
beobachten, und die Jauche zuweilen auf ihre Wiesen und Aeker fahren lassen, so ahmt
man ihnen doch nicht nach, weil es einige Muͤhe verursachen wuͤrde,
und weil der Umstand den Nuzen davon nicht einsehen kann. Liebe zur Bequemlichkeit
und zum alten Herkommen ist es, was den Landmann zu sehr fesselt. Er weiß daher
Ausfluͤchte genug, wenn von Verbesserung der Miststaͤtte die Rede ist;
bald fehlt es ihm an einem schiklichen Plaze dazu, bald hindert ihn die Einfahrt,
bald tritt ein anderer Umstand in den Weg. Und dock ist es meistens, mancher
Schwierigkeiten ungeachtet, wohl moͤglich, eine zwekmaͤßige Aenderung
mit so unschiklich angebrachten und schlecht eingerichteten Mistlagern vorzunehmen;
den Landmann aber dazu zu bewegen, gelingt vielleicht am besten seinem, in einer
Volksagrikulturschule gebildeten Nachbar, der ihm Lehre und Beispiel giebt. Es ist
schon viel fuͤr ein Dorf gewonnen, wenn dieser gering scheinende Gegenstand
verbessert wird.
Die Hofraͤume unserer gewoͤhnlichen Bauerguͤter sind
groͤßtentheils fehlerhaft angelegt Ihre Form und Lage laͤßt sich aber
nur dann verbessern und zwekmaͤßiger anordnen, wenn mit den Bauwerken eine
Veraͤnderung vorgenommen werden muß; reinlich koͤnnen jedoch diese
Raͤume immer gehalten werden, und der unterrichtete Bauer, welcher den Nuzen
einer solchen Ordnung und Sauberkeit kennt, wird auch in dieser Hinsicht weder Fleiß
noch Muͤhe sparen.
Die Einfassung der Hoͤfe und Gaͤrten sieht oft gar klaͤglich
aus. Es erfordert aber nur geringe Kosten, eine huͤbsche und dabei dauerhafte
Umzaͤunung herzustellen.
Eine solche Arbeit soll der Landmann selbst verrichten koͤnnen, und es ist
eine nichtige Ausrede, wenn er sagt, daß er keine Zeit dazu habe. Wenn alle Verrichtungen so
eingetheilt werden, wie es seyn soll, und jedem Monate, ja jedem Tage das Seinige
angewiesen ist, so kann es auch zu obiger Arbeit nicht an Zeit fehlen.
Wie vernachlaͤßiget und verwuͤstet sehen oft die naͤchsten
Umgebungen und Baumplaͤze der Bauernguͤter aus, welche man
Gaͤrten nennt! wieviel kann hier zum Nuzen und zur Verschoͤnerung
geschehen! Traͤgheit und Vorurtheile lassen oft die besten Stellen ganz
unbenuzt, oder benuzen sie nur so, daß sie kaum die Haͤlfte des
moͤglichen Vortheils geben. Nichts faͤllt in einem Dorfe widriger ins
Auge, als wenig benuzte Plaͤze und schlecht behandelte Grundstuͤke um
die Gebaͤude.
Wohl unterhaltene Wohnungen, Scheuern und Stalle zeugen von guter Haushaltung. Mit
geringen Kosten kann ein kleiner Schaden an denselben gut gemacht und ausgebessert
werden. Wer sparen will, verbessere seine Gebaͤude recht zeitig, um große
Ausgaben abzuwenden. Auch die Reinlichkeit im Innern ist sehr zu empfehlen;
Stallungen, Kuͤche, Keller und Wohnungen sollen ein Beweiß von der
Ordnungsliebe des Bewohners geben.
Die Stallungen auf dem Lande haben gewoͤhnlich nicht die beste Einrichtung.
Sie sind niedrig, dumpf, und ungesund. Sie sollten aber vorzuͤglich da, wo
die Stallfuͤtterung eingefuͤhrt ist, hell, luftig, und
geraͤumig seyn. Das Geschaͤft des Fuͤtterns wird durch
Futtergange, durch Heuluken, Futtergossen u. dgl. so sehr erleichtert, daß bei
großen Landwirthschaften mehrere Dienstbothen erspart werden koͤnnen; die
Futterboͤden muͤssen hierzu unmittelbar uͤber den Stallungen
sich befinden. Alle Stallungen sollen Abzugrinnen fuͤr die Mistjauche haben,
welche in das Mistlager gehen. Nur auf diese Art kann der Stall immer reinlich
gehalten werden.
Auch die Scheuern sollen nach richtigen, landwirthschaftlichen Grundsaͤzen
angefuͤhrt seyn, weil dadurch dem Landmann viele Bequemlichkeit und
Erleichterung verschafft wird.
Bisher habe ich noch keinen gemeinen Bauernhof kennen lernen, der nicht wesentlicher
Verbesserungen faͤhig gewesen waͤre. Der Oekonom hat demnach hier ein
großes Feld zu bearbeiten, und je mehr er nach dem Bessern strebt, desto mehr
befoͤrdert er seinen eigenen Vortheil. Ist es ihm unmoͤglich, seinem
Hofe auf einmal eine bessere Gestalt und Einrichtung zu geben, so kann er doch nach
und nach diesen Zwek erreichen.
Dieß ist eine kleine Skizze von den Verschoͤnerungen im Innern, durch
rationelle Landwirthschaft. Ich werde nun der Aeußern
noch in moͤglichster Kuͤrze gedenken. Jede fruchtreiche Gegend ist an
sich schon reizend. Aehrenreiche Felder, bluͤhende Wiesen, fruchttragende
Baͤume, machen auf den fuͤhlenden Beobachter einen
wohlthaͤtigen Eindruk. Der menschliche Fleiß wird uͤberall mit
Gefallen bemerkt, und ein reges Leben erwekt zur Heiterkeit, und indem der
rationelle Landwirth den Ertrag seiner Felder aufs hoͤchste und
mannichfaltigste steigert, verschoͤnert er dadurch die Landschaft noch
mehr.
Der gute Landwirth laͤßt keine Erdflaͤche unbenuzt; er sucht jede nach
Moͤglichkeit zu verbessern und zu veredeln. –
Den wenigsten Ertrag liefern versumpfte Streken und saure Wiesen. Je groͤßer
eine solche Streke ist, desto mehr Fleiß, Muͤhe, und Kunst wird er aufbieten,
um sie zu entwaͤssern und troken zu legen. Er wird Graben ziehen, Schleußen
und Schuͤzen anlegen, und wenn es nothwendig ist, Maschinen zur Hebung des
Wassers, und zur Fortschaffung desselben anwenden. In manchen Fallen werden auch
Daͤmme erfordert, um dem austretenden Wasser der Fluͤsse
Graͤnzen zu sezen. Wie viele Landstreken sind auf diese Art noch zu gewinnen, zu
verbessern und zu verschoͤnern? –
Eine versumpfte Gegend verwandelt sich auf diese Art unter den Haͤnden des
kenntnißreichen Landwirthes in futterreiche Wiesen und tragbare Felder; aber es
giebt auch unbezwingbare Stellen; diese wird er mit Erlen und Weiden bepflanzen, und
so dieselben nicht nur zu seinem Vortheile, sondern auch zur Verschoͤnerung
der Gegend gebrauchen. Entbehrliche Weiher, welche oft mehrere Tagwerke umfassen,
und dabei sehr wenig Nuzen gewaͤhren, koͤnnen ebenfalls in Wiesen und
Felder umgeschaffen werden. Ist aber ein Weiher als Wasserbehaͤlter
fuͤr eine Muͤhle unentbehrlich, so lassen sich die Ufer und
Daͤmme desselben mit Weiden, Erlen und andern Laubholzgattungen
schmuͤken, wodurch nicht selten eine malerische Partie, und ein sanfter
Ruhepunkt fuͤrs Ange entsteht.
Fluͤsse und Baͤche dienen zum Betrieb der Mahl-,
Saͤge-, und Oelmuͤhlen, zuweilen auch noch fuͤr andere
Maschinen, z.B. zum Betrieb einer Futterschneid-Maschine. Das Bett und die
Ufer derselben muͤssen stets rein gehalten werden. Wird ein Ufer
bruͤchig, so ist es sogleich, ehe sich der Schaden vergroͤßert,
auszubessern. Das Besezen derselben mit Erlen und Weiden ist sehr geeignet, das
Erdreich zusammen zu halten, ohne den Wiesen selbst schaͤdlich zu werden;
hoͤchstens koͤnnte man dagegen einwenden, daß durch das fallende Laub
das Wasser verunreiniget wird. Unlaͤugbar aber wird durch einen sanft sich
hinschlaͤngelnden Bach, dessen Ufer mit Baͤumen besezt sind, die
Anmuth eines Wiesengrundes sehr erhoͤht, und die ganze Landschaft gewinnt an
Mannichfaltigkeit.
In vielen Faͤllen kann man auch Fluͤsse und Baͤche zum
Waͤssern der Wiesen mit großem Vortheil anwenden. Zu diesem Behufe
muͤssen Stauschleußen angelegt werden, welche sich leicht durch eine
Vorrichtung heben lassen, oder noch besser solche, die sich von selbst heben, so bald das
Wasser durch einen Plazregen anschwillt.
Damit sich die Flußbette nicht zu fruͤhe verschlaͤmmen, was
vorzuͤglich dann zu geschehen pflegt, wenn Backe aus hoͤhern Gegenden
in solche einmuͤnden, so sollte man fuͤr sogenannte
Schlammfaͤnge sorgen. In diesen sezt sich der meiste Schlamm zu Boden, und
der Hauptbach oder Fluß bleibt lange Zeit rein. Ein solcher Schlammfang bildet ein
kleines Wasserbeken, und auch dieses kann mit Baͤumen bepflanzt werden. In
einigen Gegenden Baierns findet man noch hin und wieder mitten im Akerfeld unebene
Streken, von alten ausgerissenen Hohlwegen durchschnitten, und Truͤmmer
ehemaliger Helen, welche oft halbe und ganze Morgen Land einnehmen. Ein fleißiger
Landmann wird solche Streken kultiviren und verschoͤnern. Warum dergleichen
Plaͤze bisher unangebaut blieben, ist kaum zu begreifen; denn sie bringen
nicht nur keinen Nuzen, sondern sind auch schaͤdlich, weil im Winter hinter
dem Dorngestraͤuche Schneehuͤgel sich bilden, welche dem
angraͤnzenden Akerland nachtheilig werden. Nur in Gegenden, wo das Akerland
wenig gilt, laͤßt sich eine solche Vernachlaͤßigung daraus
erklaͤren, daß man die Kultur jener Stellen nicht der Muͤhe und Kosten
werth haͤlt. Auch mag zum Theil die Schuld daran liegen, daß der Landmann
seine vielen Feldgrundstuͤke nicht gehoͤrig duͤngen kann. Aber
um so dringender ist es, die Feldwirthschaft durch rationelle Grundsaͤze,
durch Vermehrung des Viehstandes, durch den Anbau nuͤzlicher
Futterkraͤuter u. dgl. hoͤher zu heben.
Feldwege und Vinzinalstraßen
muͤssen in einem guten Stande seyn, wenn man einen vortheilhaften Begriff von
den Bewohnern des Landes haben soll. Aber wie oft sind sie in der Anlage und
Ausfuͤhrung fehlerhaft.
Die Gemeinden haben sich zu bestreben, das ihre Wege gut erhalten seyn; denn durch
schlechte Wege geht Vieh und Geschirr zu Grunde, es wird Zeit versaͤumt, und wie
leicht koͤnnen sie ein Ungluͤk veranlassen.
Es ist wahr, der Landmann ist schon sonst sehr beschaͤftiget; und wenn eine
Gemeinde fuͤr mehrere Wege zu sorgen hat, so wird sie dadurch nicht wenig
belaͤstiget. Erwaͤgt man aber auch, wie nachtheilig schlechte Wege
sind, wie viel der Bauer und dessen Anspann leidet, wenn er auf solchen Wegen Holz
und Getreide auf den Markt bringen muß, so wird jeder Unbefangene gestehen, daß er
wohl thue, die Beschwerde nicht zu scheuen, die ihm die Herstellung seiner Wege in
fahrbaren Stande verursachet.
Hiezu gehoͤrt nun freilich auch einige Geschiklichkeit, und da diese den
meisten Landleuten fehlt, so sind sie um so weniger geneigt zu dieser Arbeit. Es
muͤssen daher in einer Volksagrikultur-Schule auch Grundsaͤze
des Wegbaues und die Handgriffe desselben gelehrt werden.
Manche Gegend macht die Anlegung guter Wege leicht; in einer andern hat man dagegen
mit unendlichen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen. Ein fetter, schwerer Boden ist
der schlechteste dazu, und es erfordert viele Arbeit, hier gute Wege herzustellen.
Das naͤmliche gilt von sumpfigen Gruͤnden. Muß man dann noch die
Materialien weit herschaffen, so wird der Bau um so schwieriger und kostbarer. Eine
solche Arbeit kann nicht auf einmal, sondern nur Theilweise ausgefuͤhrt
werden, und es ist dabei noͤthig, nach richtigen Grundsaͤzen und nach
einem sichern Plan mit Ausdauer zu arbeiten. Es giebt Laͤnder, welche
vorzuͤglich gute Wege und Straßen haben, und diesen wollen wir nachamen.
Zur Verschoͤnerung einer Gegend sollten alle Straßen und Wege mit
Baͤumen bepflanzt werden. Ich weiß wohl, daß dagegen verschiedene
Einwendungen gemacht werden; allein sie sind ungegruͤndet, und die Erfahrung
widerlegt sie. Wie viele schoͤne und nuͤzliche Alleen findet man in
manchen Gegenden, und wie eintraͤglich sind sie fuͤr den Landmann.
Einige mißlungene Versuche duͤrfen nicht abschreken; man forsche vielmehr den
Ursachen des Mißlingens nach, und vermeide dann die gemachten Fehler; so wird man am
Ende sein Bemuͤhen gekroͤnt sehen.
In der Naͤhe von Doͤrfern und Staͤdten koͤnnten
Baumreihen zu Spaziergaͤngen angepflanzt werden, so wie uͤberhaupt an
allen Wegen, welche die gehoͤrige Breite haben. Auch freie Plaͤze in
den Doͤrfern werden durch Baumanlagen verschoͤnert werden. Ueber
diesen Gegenstand soll weiter unten wehr gesagt werden, wenn von
oͤffentlichen Plaͤzen die Rede seyn wird.
Aus dieser Darstellung ergiebt sich ohne Zweifel, daß die rationelle Landwirthschaft
einen großen Antheil an der Verschoͤnerung eines Landes hat.
Wie herrlich ist eine Landschaft, wo reiche Korngefilde, geschmuͤkt mit den
Bluͤthen nuͤzlicher Pflanzen und Kraͤuter, mit buntem
Wiesgrunde wechseln, durch den sich ein sanfter Bach, von mannichfaltigen
Gestraͤuchen begrenzt hinwindet; wo gebahnte, mit fruchtbaren Baͤumen
besezte Wege die weite Flaͤche durchziehen; wo aus niedlichen Gaͤrten,
freundliche Wohnungen hervorbliken, und im Vorgrunde einzelne Gruppen
breitaͤstiger Linden kuͤhn emporstreben! –
Alle Anstrengung hat den Zwek, daß der Werth endlich anerkannt werde, und jede
nuͤzliche Unternehmung erwartet gerechte Wuͤrdigung. Der Nuzen, den
eine Volksagrikultur-Schule stiftet, kann zwar nicht unerkannt bleiben; aber
Lehrern und Zoͤglingen wird es ein Sporn zur Thaͤtigkeit seyn, wenn
die Schule, so wie die ganze Agrikultur, einer hoͤhern Leitung genießt, und
wenn von dieser die hervorgehenden Resultate besonders gewuͤrdiget werden.
Unsere Kunstausstellungen beweisen, daß Anerkennung des Werths guter Arbeiten, zur
Hervorbringung neuer vollkommener Produkte aneifert. Auf diese Art wird auch dem
Landmann mehr Muth und
Eifer mitgetheilt. Man hat aber nicht nur einzelne Erzeugnisse desselben zu
beachten, und zu beguͤnstigen, sondern es muß die ganze Haushaltung des
Landwirths gepruͤft und gewuͤrdiget werden. Der Erfolg wird auch
fuͤr den Staat erfreulich seyn; denn man kann bestimmt voraus sagen, daß,
wenn ein Drittel der ganzen kultivirten Akerflaͤche mit
Handelskraͤutern etc. besaͤmt, die beiden andern Drittheile aber mit
Getreid angebaut werden, diese leztern eine groͤßere Getreidernte geben, als
gegenwaͤrtig die ganze Flaͤche. Daß dieses nicht sogleich zu erwarten
sey, versteht sich von selbst. Es muß erst durch eine bessere Eintheilung der Felder
mehr Futter gebaut, und damit der Viehstand vermehrt werden. Mit diesem kann man
dann die Productionskraft des Bodens hoͤher steigern. Durch die Vermehrung
des Viehstandes, und durch Hervorbringung nuͤzlicher Handelskraͤuter
wird eine große Geldsumme im Land erhalten, in Umlauf gesezt, und großentheils der
Akerwirthschaft zugewendet. Es ist noͤthig, daß sich der Staat eines
Erwerbszweiges annehme, von dem der National-Wohlstand abhaͤngt, und
welcher auch auf die Bevoͤlkerung des Landes Einfluß hat; denn es ist
ausgemacht, daß die Bevoͤlkerung in dem Maase zunehmen koͤnne, in dem
die Erzeugnisse des Bodens vermehrt und
vervielfaͤltiget werden.
Was die wissenschaftliche Landwirthschaft zu den Verschoͤnerungen eines Landes
uͤberhaupt beitragen kann, haben wir bereits gesehen, nun wollen wir auch
untersuchen, was in dieser Hinsicht die
Gartenkunst
vermag.
Wenn sich die hoͤhere Gartenkunst nicht uͤber das ganze Land verbreiten
kann, so bleiben ihr doch die naͤchsten Umgebungen großer und kleiner
Staͤdte, manchmal auch einzelner Doͤrfer und Fleken, und diese sind dann die
Plaͤze, welche durch sie mit Geschmak und Einsicht hervorgehoben werden
sollen. –
Die Gartenkunst folgt den Winken der Natur, und ahmt sie in ihren schoͤnsten,
hervorstechendsten Parthien nach, um bald angenehme und sanfte, bald ernste und
schauerliche Empfindungen in der Seele zu weken.
Jede einzelne Naturscene traͤgt ihren individuellen Karakter, und spricht das
Gemuͤth an. Solche Scenen zu einer bestimmten Absicht zu benuzen, oder sie
nachzuahmen, die Schoͤnheiten der Natur aufzusuchen, und sie
unverkruͤppelt, ohne Zwang und Steifheit in einem Ganzen darzustellen, dieß
ist das Ziel des Gartenkuͤnstlers.
Wie weit ist daher die heutige Gartenkunst von jener des Mittelalters verschieden,
deren ganzes Streben dahin gieng, alles zu regeln und in systematische Steifheit zu
zwingen. –
Die Gartenkunst kann ihre großen Werke nie ohne Hilfe der Architektur vollenden. Eine
Anlage, welche sich uͤber Berge und Thaͤler erstrekt, Waͤlder
und Felder einschließt, Fluͤsse und Seen in ihr Gebiet zieht, muß nothwendig
verschiedene Bauwerke enthalten. Beide Kuͤnstler muͤssen dann in
gleichem Sinn und Geist arbeiten, und einer den andern unterstuͤzen. Ein
Geschmak darf in der ganzen Anlage herrschen, und alle die mannigfaltigen
Gegenstaͤnde muͤssen sich zu einem Ganzen verschmelzen, unbeschadet
des besonderen Karakters jeder einzelnen Partie. Wenn die Gartenkunst und die
Architektur vereint, eine Gegend zu ihren Darstellungen auswaͤhlen, so
gebuͤhrt der Gartenkunst dabei die erste Stimme. Jedes Bauwerk soll der
Gegend wegen, und nicht die Gegend des Bauwerks wegen da seyn, denn der Boden ist
aͤlter als das Gebaͤude, das auf demselben ruht. – Eine große Gartenanlage muß sich
durch eine ungesuchte und natuͤrliche Abwechslung auszeichnen; die
Uebergaͤnge von einer Partie zur andern koͤnnen sanft und in leichten
Abstufungen erfolgen, oder uͤberraschend seyn. Es gehoͤrt viel
Geschmak dazu, den vortheilhaftesten Punkt fuͤr jeden Theil der Anlage zu
waͤhlen, und ihn recht zu benuzen.
Durch Bauwerke gewinnt eine Gartenanlage an Abwechslung sowohl, als an Ruhepunkten
fuͤr das Auge. Zu viel Bauwerk stoͤrt aber im Genusse der Natur, und
sollte daher vermieden werden. Der Gartenkuͤnstler darf
nie das Schikliche aus dem Auge verlieren, und eben so wenig darf er ins
Kleinliche fallen.
Dadurch, daß die Gartenkunst die lange getragenen Fesseln von sich warf, und den
Winken der freien Natur folgte, wurde sie eine Bildnerin großer, herrlicher
Landschaften.
Die neue Gartenkunst waͤhlt mit Sorgfalt malerische Baumgrubben; sie pflanzt,
um Schattirungen im Baumschlag und Laub zu erhalten, auslaͤndische
Gewaͤchse, die unser Klima vertragen koͤnnen; sie sorgt fuͤr
freundliche Ansichten und fuͤr heitere Aussichten; und dadurch erwarb sie
sich allgemeinen Beifall. Man sah nun uͤberall Gaͤrten in diesem
Geschmak entstehen, und kleine Plaͤze wurden nach großen Mustern behandelt.
Jeder glaubte sich berufen, einen solchen Garten anzulegen, und man findet daher
selten Gaͤrten, welche den Forderungen des guten Geschmaks entsprechen. Auch
einige unserer großen Gaͤrten sind nicht von Fehlern frei, denn
gewoͤhnlich sind ihre Partien zu klein, und noch uͤberdieß mit
Bauwerken nberladenuͤberladen.
Man besezte sie mit Gebaͤuden aller Art, mit Ruinen, Tempeln fuͤr alle
Goͤtter des Olymps, Mooshuͤtten, Moscheen, und Pavillions, im
griechischen, chinesischen, japanischen, maurischen, und gothischen Geschmak, mit
Monumenten und
Denksteinen, und mehrere derselben konnte man aus einem einzigen Standpunkte auf
einmal uͤbersehen. Eine solche Behandlung kann nur Verwirrung
verursachen.
Jedem Gegenstande seine gehoͤrige Bestimmung zu
geben, das richtige Maas dafuͤr nie zu verlieren,
die Kunst zu verbergen und das freie Streben der Natur nie zu unterdruͤken, aber auch nicht auf
Kosten eines andern Gegenstandes zu beguͤnstigen,
nie uͤber die Grenzen des Schiklichen und des Wahren zu schweifen, alles Platte und Gemeine zu
vermeiden, und alle einzelne Theile zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, das ist das
Streben des wahren Gartenkuͤnstlers.
Unsere Gaͤrten und Landguͤter haben Erhohlung und Vergnuͤgen zum
Zwek. Entfernt vom Getuͤmmel und Gedraͤnge der Stadt, im Schooße der
reinen Natur, umgeben von heitern laͤndlichen Scenen will der Besizer eines
Gartens frohe Stunden verleben. Dergleichen Garten aber sollten mit Kunstsinn und in
großem Geschmak angelegt werden.
Geraͤumige freie Plaͤze mit einem richtig berechneten Perspektiv,
verschiedene Gruppen von Baͤumen und Gestraͤuchen, ausgewaͤhlte
Punkte fuͤr eine freie anmuthige Aussicht, schattige Plaͤze, welche
gegen die Sonnenhize schuͤzen, koͤnnen und sollen mit einander
abwechseln. Ist ein Bach, oder ein großer Wasserspiegel vorhanden, so kann dadurch
Mannichfaltigkeit und Abwechslung fuͤr jede Tags- und Jahrszeit
hervorgebracht werden. Ein solcher Bach giebt Gelegenheit zu schoͤnen
Bruͤken, Baͤdern, Fischerhuͤtten u.s.w. Gestraͤuche und
Baͤume muͤssen in großen malerischen Partien sich zeigen. Stehen dem
Gartenkuͤnstler zugleich Huͤgel und Thaͤler, große Felsenmassen
und Berge zu Gebot, so wird er um so mehr etwas Vortreffliches hervorbringen. Hat
ihm aber die Natur schon vorgearbeitet, so darf seine Kunst ihr nur mit leiser Hand nachhelfen.
Die Natur schafft Gegenden von verschiedenem Karakter, und wirkt durch sie
verschieden auf das Gemuͤth des Beschauers. Eine Ebene mit Baumgruppen
besezt, erregt ein Gefuͤhl der Ruhe. Blikt das Auge von einer Hoͤhe in
die unten liegende Gegend hinab, so erhebt sich die Seele. Gigante Felsenmassen, ein
brausender Waldbach, ein stuͤrzender Wasserfall, ein dunkler Wald mit
hochstaͤmmigen Eichen erfuͤllen das Gemuͤth mit
unbeschreiblichen Empfindungen. Alle diese Naturschoͤnheiten darf der
Gartenkuͤnstler hervorrufen oder anwenden, wo sich ihm die Gelegenheit
darbietet.
Aber es entstehet die Frage: darf er sein Zeitalter verlassen und Scenen der Vorzeit
darstellen? darf er Gegenstaͤnde, die einem andern Himmelsstrich oder
Erdtheil eigen sind, in seine Schoͤpfung aufnehmen?
Es sind Denkmale der grauen Vorzeit bis auf uns gekommen, und diese sprechen das
Gemuͤth noch in ihren Truͤmmern an:
Es trozen lang der Baukunst Werke,
Sie regen noch die Nachwelt an;
In Truͤmmern sieht man ihre Starke
Und was der Geist vermag und kann.
In einem großen Park kann ein altes gothisches Schloß, ein alter Wartthurm als eine
Gartenscene benuzt werden. Ich sage: benuzt; denn sie nachzubilden, oder erst
aufzufuͤhren, wuͤrde zu großen Aufwand kosten, wenn man nicht den
Maasstab verjuͤngen wollte, dieses aber zu thun, ist darum nicht rathsam,
weil dadurch die beabsichtigte Wirkung verloren gieng.
Will man ein altes, vorhandenes gothisches Schloß einer Gartenanlage einverleiben,
und zugleich zum Gebrauch einrichten, so fragt es sich: muß das Innere dem Aeußern
entsprechen? –
oder darf man die Zimmer im neuern Geschmack anordnen und einrichten? –
Die alte Burg, mit der die Umgebungen in Harmonie stehen muͤssen, versezt den
Beschauer in das fruͤhere Zeitalter, welches die Architektur des
Gebaͤudes ausspricht. Sie bringt ungefaͤhr dieselbe Wirkung bei uns
hervor, wie ein Ritterspiel auf dem Theater. Es wuͤrde also die
Taͤuschung auf einmal gaͤnzlich vernichtet, wenn das Innere des
Gebaͤudes einen ganz andern Charakter ausdruͤckte. Was koͤnnte
die Wirkung von einem Ritterspiel seyn, das sich mit einer modernen, neumodischen
Scene endigte? solche Contraste gleichen einem laͤppischen Spiele, das sich
mit ernsthaften Gegenstaͤnden durchaus nicht vertraͤgt. – Will
man die Wohnungen eines alten Schlosses zu seinem Vergnuͤgen benuzen, so
richte man sich bei der Verzierung und Einrichtung derselben nach der Bauart, und
dem Geschmack der Aussenseite; man wird dadurch weder an Zierlichkeit noch
Bequemlichkeit verlieren.
Darf der Gartenkuͤnstler chinesische Gebaͤude in seine Anlagen
aufnehmen? – Wenn es unlaͤugbar ist, daß ein Gebaͤude mit
seinen Umgebungen uͤbereinstimmen muͤsse, so darf er kein
Gebaͤude eines fremden Himmelsstriches nachahmen; denn wie koͤnnte er
dasselbe mit den damit harmonirenden Baͤumen, Gestraͤuchen und
Gewaͤchsen umgeben? – Ein solches Gebaͤude wuͤrde immer
fremd bleiben, und isolirt auf unrechtem Boden stehen. Was die Bauart der Chinesen
betrifft, so verdient sie auch an sich keine Nachahmung. Nur die Leichtigkeit der
sogenannten chinesischen Gartenhaͤuser, welche blos aus Staͤben
zusammengesezt scheinen, ihre Schlankheit, leichte Bedachung, und die an ihnen sich
befindlichen zwecklose Spielereien haben sie so beliebt gemacht.
Darf der Gartenkuͤnstler Gebaͤude im griechischen Styl
auffuͤhren? – In ganz Europa sind die Griechen als die Lehrer der bildenden
Kuͤnste anerkannt. Die Ueberbleibsel der Gebaͤude aus dem Zeitalter
und von der Hand dieses herrlichen Volkes werden als Muster aufgestellt, und bleiben
vielleicht der Typus fuͤr alle Zeiten. Wir rechnen es uns zur Ehre, dem
Genius des ehemaligen kunstreichen Griechenlandes das Buͤrgerrecht zu geben,
und unsere denkende Kuͤnstler versezen seine schoͤnen und erhabenen
Formen unter unfern Himmelsstrich. – Wir koͤnnen also Gebaͤude
so vorzuͤglicher Art in unsere Lieblingsplaͤze, die Gaͤrten,
aufnehmen. –
Die Gebaͤude eines großen Parks koͤnnen von mannigfaltiger Art und
Bestimmung seyn; Wohngebaͤude, Pavillons auf Hoͤhen und in schattigen
Partien, Baͤder, Bruͤcken, Huͤtten fuͤr Fischer und
Vogelsteller, Treib- und Gewaͤchshaͤuser, Bienenstaͤnde,
Brunnen, Monumente und Denkmaͤler; aber auch Meiereien, Schaͤfereien
u.s.w., jedoch alles und jedes an seinem gehoͤrigen und schiklichen Plaz.
Derjenige Kuͤnstler hat eine irrige Meinung, welcher behauptet, daß von einem
regelmaͤßigen Gebaͤude nur ein allmaͤhliger Uebergang zu der
freien Natur statt finden koͤnne. Dieß soll wohl vorzuͤglich von
Haupt- oder Wohngebaͤuden gesagt seyn, daß sie regelmaͤßige
Umgebungen haben sollen. Das Hauptgebaͤude und die dazu gehoͤrigen
Nebenbauwerke muͤssen allerdings regelmaͤßig und streng symetrisch
geordnet werden; ihre Umgebungen aber koͤnnen frei und ungezwungen seyn.
Jeder große Park wird einen besondern, regelmaͤßig angelegten
Gemuͤß- und Obstgarten haben, der aber nicht unmittelbar am
Hauptgebaͤude, sondern in einiger Entfernung daran liegen soll. Mit dem
Naturgarten kann er auf eine geschmackvolle Weise verbunden werden, ohne gesuchte
Abstufungen zu haben. Von der Freiheit der Natur zur Regelmaͤßigkeit der
Kunst ist nur ein Schritt; halbe Unregelmaͤßigkeiten giebt es nicht.
–
Eine Orangerie muß in regelmaͤßiger Form aufgestellt werden, und sie findet
den schiklichsten Plaz vor dem Treibhause.
Meiereien, Muͤhlen, und andere dergleichen Gebaͤude sollen eine
veredelte Form erhalten, ohne jedoch den laͤndlichen Karakter zu
verlaͤugnen. Ueber diesen Gegenstand wird bei der Betrachtung von
Verschoͤnerung durch Architektur mehr gesagt werden.
Nach diesen allgemeinen Bliken auf die Gartenkunst kehren wir wieder zu der
Verschoͤnerung eines Landes durch Hilfe derselben zuruͤck.
Zur Verschoͤnerung einer Gegend tragen Garten-Anlagen das Meiste bei.
Ich begreife hierunter nicht nur oͤffentliche Anlagen, sondern auch
Privatgaͤrten. Wenn der Reisende in der Naͤhe einer Stadt auf seinem
Wege niedliche Garten mit schoͤnen Umfassungen und Gebaͤuden erblikt,
so macht dieses nicht nur einen angenehmen Eindruck auf ihn, sondern erwekt es auch
bei ihm zum Voraus eine guͤnstige Meinung von der Stadt und ihren
Bewohnern.
Viele große und kleine Staͤdte haben Umgebungen, welche sich leicht in einen
Garten verwandeln lassen. Durch eine Anlage oͤffentlicher
Spaziergaͤnge vor den Thoren, durch Bepflanzung oͤder Plaͤze
kann eine Stadt sehr verschoͤnert werdenEinen
Beweis davon gibt Augsburg, welches seit einigen Jahren durch neue Anlagen
vor den Thoren sehr viel gewonnen hat., und diese Arbeit
waͤre das Werk des Gartenkuͤnstlers.
Dergleichen Anlagen aber sollten immer in großem Styl ausgefuͤhrt werden; denn
hier ist nichts widriger als Verkuͤnstlungen und Spielereien mit kleinen
Partien. Auch eine Ueberfuͤllung mit Gestraͤuchen ist nicht
schoͤn, so wie es unnatuͤrlich ist, wenn die Pflanzungen immer
parallel mit den Wegen laufen. –
Gewoͤhnlich ist man dabei in Ansehung des Plazes beschraͤnkt; um so
mehr Ueberlegung hat man dann noͤthig. Ich kenne große und kleine
Staͤdte, Flecken und Doͤrfer, welche leicht einer
Verschoͤnerung faͤhig waͤren, wenn sich ihrer jemand annehmen
wollte. Die oͤden Huͤgel, die haͤßlichen Schutthaufen, die
unbenuzte Wasenplaͤze und schlecht angelegte Wege, welche man dort antrifft,
koͤnnten in eine freundliche Anlage mit Buͤschen, Baͤumen und
Gestraͤuchen, mit Ruhesizen und schattigen Plaͤzen umgeschaffen
werden.
Es gibt Orte, in deren Nahe ein kleiner Wald oder ein Gehoͤlze sich findet;
diese lassen sich zu einem oͤffentlichen Erholungsplaz benuzen. Wird dieß mit
Geschmack ausgefuͤhrt, so gewinnt die ganze Gegend eine wahre Zierde. Da
solche Plaͤze zur Erlustigung des Volkes bestimmt sind, so koͤnnen
allerlei Spiele, als Schaukeln, u. dgl. angebracht werden. Dergleichen kleine
Waͤldchen und buschige Auen hat man schon hier und dort zu Anlagen
umgeschaffen, und es ist zu wuͤnschen, daß es uͤberall geschehe.
Die Gartenkunst findet noch verschiedene Gegenstaͤnde, durch die sie sich
geltend machen kann. Welch ein angenehmer Erhohlungsort entsteht bei einer
rieselnden Quelle, wenn sie gefaßt, mit Baͤumen und Buͤschen besezt,
und mit Ruhesizen versehen wird! An Landstraßen sind solche Stellen dem Wanderer ein
erwuͤnschtes Labsal. Die Plaͤze, wo Sommerkeller liegen, zumal wenn
diese von Gebuͤschen und Waͤldern umgeben sind, kann die Gartenkunst
nicht wenig verschoͤnern durch Huͤtten, Lauben und andere
Gebaͤude, sowie durch Pflanzungen aller Art.
Unter die oͤffentlichen Plaͤze gehoͤren vorzuͤglich die
Gottesaͤcker; auch an ihnen soll die Gartenkunst Antheil nehmen. Diese
stillen, friedlichen, und zu ernsten Betrachtungen einladenden Ruheplaͤze
werden unter der Pflege der bildenden Kunst noch anziehender werden, wenn hier die
heitere Gartenkunst in
stille Trauer uͤbergeht, und die Architektur sich mit Wuͤrde
ausspricht.
Auf solche Weise kann die Gartenkunst mittel- und unmittelbar zur
Verschoͤnerung eines Landes beitragen, indem sie reizende Anlagen,
Spaziergaͤnge, Erholungsplaͤze schafft, und die Wirkung plastischer
und architektonischer Werke erhoͤhet. Wir wollen nun sehen, was die
Architektur
zur Verschoͤnerung eines Landes vermag.
Hier wirkt diese vielseitige Kunst in einem großen Gebiet und auf mannigfaltige Art.
Sie verschoͤnert die Staͤdte durch Prachtgebaͤude,
Pallaͤste, Tempel und Wohnhaͤuser; durch Hallen,
Schauspielhaͤuser, Gallerien, und sie verziert und schmuͤckt die
oͤffentliche Plaͤze durch ihre Werke. Sie foͤrdert in
volkreichen Staͤdten wie in Doͤrfern das Gewerbsleben; denn sie baut
die Wohnung des Landmanns nach oͤkonomischen Grundsaͤzen, und ordnet
die Geschaͤfte; sie macht Wasserleitungen, fuͤhrt Daͤmme gegen
Ueberschwemmungen auf, befestiget die Ufer, bahnt Wege, und fuͤhrt
Bruͤcken uͤber Fluͤsse. Sie legt Ziegeleien, Muͤhlen und
andere Werke zum vortheilhaften und sichern Betrieb oͤkonomischer
Geschaͤfte an; und sie ist uͤberhaupt eine Beratherin des Landmanns in
vielen wichtigen Faͤllen. Sie hilft nicht nur viele physische
Beduͤrfnisse befriedigen, sondern sie erheitert und erhebt auch das
Gemuͤth, wenn sie vom Gemeinnuͤzigen zur Stufe der Schoͤnheit
und Erhabenheit aufsteigt, wo sie nun maͤchtig auf Geist und Herz wirkt. Sie
umfaßt das Leben, und arbeitet fuͤr die Nachwelt. –
So bald der Landmann seinen wahren Vortheil erkennt, und sich nicht mehr von
Vorurtheilen beherrschen laͤßt, so wird er auch die Huͤlfe, welche ihm
die Architektur anbietet, gerne annehmen. Worin diese Huͤlfe bestehe, soll
nun gezeigt werden.
Die meisten, ja beinahe alle unsere Doͤrfer sind durch Zufall entstanden, das
heißt, sie wurden nach und nach ohne allen Plan erbaut; Jeder waͤhlte nach
Belieben seinen Bauplatz, und benutzte denselben so gut es gehen mochte. Daher sind
Doͤrfer und Hoͤfe so unregelmaͤßig, und in
landwirthschaftlicher Ruͤcksicht so ungeschikt angelegt.
Da unsere Naturgaͤrten alle ihre Formen und Anordnungen aus der ungezwungenen
freien Natur entlehnen, so machen daraus Einige den Schluß, daß auch unsere
Doͤrfer, als laͤndliche Partien, keiner regelmaͤßigen Anlage
beduͤrfen, um schoͤn genannt zu werden. Zur Rechtfertigung dieses
Schlusses nannte man einige mahlerische Scenen, z.B. eine baufaͤllige
Strohhuͤtte mit einem halb eingefallenen Zaun unter einer großen Eiche. Aber
ich frage jeden Landschaftsmaler und jeden Kunstkenner, ob er wohl seine Wohnung in
einer solchen Huͤtte bei jeder Witterung und Jahreszeit aufschlagen
moͤchte? Es ist hier der Ort nicht, von dem Pitoresken einer Landschaft zu
reden; ich sage daher nur soviel, daß auch ein neues, regelmaͤßiges
Gebaͤude sich sehr gut in einer Landschaft ausnehmen koͤnne.
Die Dichtkunst malt uns in der Idylle friedliche Halmendaͤcher, unter denen
genuͤgsame unschuldsvolle Menschen wohnen; aber ein solches Arkadien giebt es
nicht. Jede Kunst schafft sich ein Ideal, das nicht in der Wirklichkeit zu finden
ist. Wir muͤssen uns an das wirkliche Leben halten, und demselben jeden
moͤglichen Vortheil zu geben suchen. Dahin gehoͤrt denn auch die
regelmaͤßige Form und Einrichtung unserer Doͤrfer, die sich zugleich
in aͤsthetischer Hinsicht empfiehlt. Wenn einmal ein Gegenstand einen
angenehmen Eindruck auf uns gemacht hat, so werden, vermoͤge der
Ideenverknuͤpfung, bei Erblikung eines aͤhnlichen Gegenstandes, aufs
neue angenehme Empfindungen in unserer Seele geweckt.
Reinlichkeit, Nettigkeit und Bequemlichkeit sind Eigenschaften eines
Gebaͤudes, wodurch es einen solchen Eindruck hervorbringt. Wer
hollaͤndische Doͤrfer gesehen hat, wird sich davon uͤberzeugen.
Die meisten dieser niedlichen Haͤuser haben Mansardendaͤcher, die
keineswegs schoͤn sind, aber die Reinlichkeit und Nettigkeit der
Gebaͤude und innern Wohnungen macht sie nichts desto weniger
gefaͤllig. Diese Form der laͤndlichen Gebaͤude ist nicht aller
Orten gleich, und sie richtet sich nach den Materialien, woraus sie bestehen. Der
Gebirgsbewohner, welcher viel Hol; zu seinen Wohnungen anwenden kann, hat eine
eigene Bauart, und seine Gebaͤude haben beinahe ein malerisches Ansehen. Auch
die innere Einrichtung dieser isolirt stehenden Gehoͤfte ist von den
unserigen verschieden, und gewoͤhnlich befinden sich Wohnung, Stall und
Scheuer unter einem Dach. Von aussen zeichnen sie sich durch flache Daͤcher
und hervorspringende Gaͤnge oder Gallerten aus. Die Vorzuͤge dieser
Bauart koͤnnte man auf unsere Landgebaͤude uͤbertragen; dadurch
wuͤrden sie in aͤsthetischer Hinsicht gewinnen. Indessen kann man auch
unfern regelmaͤßig- massiv gebauten Bauernhaͤusern und Scheuern
ein schoͤnes karakteristisches Aeußeres geben.
Man hat schon oft die zu strenge Regelmaͤßigkeit neuer Staͤdte
getadelt, und dieser Tadel ist gerecht, wenn die Regelmaͤßigkeit bis zur
Einfoͤrmigkeit getrieben ist. Man kann aber einer Stadt oder einem Dorfe
vollkommene Regelmaͤßigkeit, und doch dabei viele Abwechslung geben; man kann
einzelne Theile hervorheben, daß sie das Auge und die Aufmerksamkeit fesseln; man
kann auch die gerade Linie unterbrechen, daß sie nicht zu einfoͤrmig werde,
und man kann den Zauber der Perspektive benuzen, um den Beschauer anzuziehen, und zu
uͤberraschen.
Nach dieser kleinen Abschweifung kommen wir wieder auf die Verschoͤnerung
schon bestehender, oder neu anzulegender Doͤrfer zuruͤck.
Wer die Gebaͤude unserer Bauernguͤter untersucht, wird nur wenige
finden, welche eine strenge Kritik aushasten. Oft sind es nur Kleinigkeiten, welche
den Erbauer des Hofes abgehalten haben, die Stellung der Gebaͤude gegen
einander so zu waͤhlen, wie sie seyn sollte. Durch eine kleine Muͤhe
haͤtte mancher Hof eine bessere Einfahrt, und mit dieser eine bessere
Situation erhalten koͤnnen.
Unter gewissen Umstaͤnden lassen sich solche Fehler verbessern, aber es wird
dieß selten der Fall seyn. Bei schon bestehenden
Landwirthschafts-Gebaͤuden sind vorzuͤglich folgende
Verbesserungen moͤglich:
1) Eine Verbesserung der Dunggruben, ruͤcksichtlich ihrer
Situation und Construktion.
2) Abschaffung der Strohdaͤcher, Verminderung der
Fach- und Wellerwaͤnde u.s.w.
3) Verbesserung der Gebaͤude in Hinsicht der
Feuersicherheit.
4) Verbesserung der Hofraͤume, und
5) Verbesserung der Stallungen, so viel es sich thun
laͤßt.
Sehr selten sind die Dunggruben so gelegen und so eingerichtet, wie sie seyn sollten;
dadurch verliert die Agrikultur selbst, weil nur schlechter Duͤnger bereitet
wird. Eine Dunggrube soll weder zu trocken, noch zu feucht seyn; sie muß einige Fuß
Tiefe haben, und so angelegt werden, daß Abzuͤge aus allen Staͤllen in
solche gehen koͤnnen. Ihre Form soll muldenfoͤrmig seyn, damit man mit
dem Wagen in sie fahren kann; zu beiden Seiten ist sie mit Mauern, oder mit
hoͤlzernen Wandungen bis auf die Hoͤhe des aͤußern Bodens zu
versehen. Die Feuchtigkeit senkt sich gegen die Mitte, und an einer Seitenwand ist die groͤßte
Tiefe, in welcher ein Pumpenstock angebracht werden muß, um die Mistjauche heraus
heben zu koͤnnen. Diese wird dann auf die Felder gefahren, oder das Mistlager
damit begossen, wenn es noͤthig ist. Am zweckmaͤßigsten ist es, wenn
man das Dunglager vom Haupthofe entfernen, und hinter die Staͤlle in einen
eigenen Duͤngerhof verlegen kann. So kann der aͤußere Hof
bestaͤndig rein gehalten werden. Damit nicht zu viele Feuchtigkeit in das
Dunglager komme, sollten die anstoßende Gebaͤude mit Rinnen zum
Abfuͤhren des Regenwassers versehen werden. Wird das Mistlager durch die
Sonnenstralen zu sehr ausgetrocknet, so pflanze man Baͤume an die Mittagseite
der Grube. Die muldenfoͤrmige Aushoͤhlung der Dunggrube soll
ausgepflastert werden. Damit sich feine groben Theile in das Ventil des
Pumpenstockes ziehen, muß man denselben mit einer hoͤlzernen und
durchloͤcherten Einfassung verwahren.
Neue Gebaͤude duͤrfen, der Feuergefaͤhrlichkeit wegen, nicht
mehr mit Stroh bedeckt, und die alten muͤssen nach und nach abgeschafft
werden. Der Landmann liebt die Strohdaͤcher, und da nothduͤrftige
Ausbesserungen derselben ihm nicht verboten sind, so laͤßt er die alten unter
dem Vorwand einer Reparatur Theilweise neu herstellen; auf diese Weise wird nur
selten ein Strohdach wegkommen.
Strohdaͤcher haben ein weiteres Gespaͤrr als Ziegeldaͤcher; es
muß daher, wenn das Strohdach mit einem Ziegeldache vertauscht werden soll,
gewoͤhnlich ein neuer Dachstuhl errichtet werden. Dieß verursacht große
Kosten, und nicht jeder Bauer ist im Stande sie aufzuwenden. Nur in Gegenden, wo man
mit großem Ernst an Verminderung der Strohdaͤcher arbeitet, sieht man sie
auch allmaͤhlig verschwinden; an andern Orten werden sie noch lange bestehen.
– Viele
Landgebaͤude sind auch deshalb unter die fehlerhaften zu zaͤhlen, weil
ihre Kamine und Feuermauern nicht gut, und nach richtigen Grundsaͤzen
aufgefuͤhrt sind. Mit den Feuervisitationen sollte man es ebenfalls recht
ernstlich nehmen, und alle Maͤngel genau untersuchen. Man sollte den
Werkleuten, welchen die Besichtigung der Feuerstaͤtte obliegt,
gruͤndliche Instructionen ertheilen, und dann darauf bestehen, daß alle
bemerkten Nachtheile sogleich beseitiget werden. Auf dem Lande, wie in den
Staͤdten, haben schon haͤufig die Backoͤfen Anlaß zu Brand
gegeben. Wenn die Steine, woraus die Oefen gemauert sind, nicht gut sind, so brennen
sie sich bald aus, und es entsteht nun Feuersgefahr. Jeder Backofen sollte ein
doppeltes Gewoͤlbe, und zwischen beiden einen leeren Raum haben. Dadurch wird
der Ofen Feuer sicher, und man erspart zugleich viel Holz, weil die zwischen beiden
Gewoͤlben eingeschlossene Luft ein Nichtleiter des Waͤrmestoffes ist.
Dieser Umstand ist von groͤßerer Wichtigkeit als man glaubt, und man sollte
keinen Backofen ohne ein doppeltes Gewoͤlb in Haͤusern errichten
duͤrfen.
Durch Gemeinde-Backoͤfen waͤre freilich vieler Feuersgefahr in
den Haͤusern vorgebeugt. –
Ein Bauernhof wird durch eine zweckmaͤßige Umfassung sehr verschoͤnert.
Der Hofraum selbst soll so geebnet seyn, daß kein Regenwasser stehen bleibt, und daß
es schnell von den Gebaͤuden abstießt. Dadurch wird der Hof rein, und die
Gebaͤude trocken erhalten. Jeder Hof sollte gepflastert werden. Dieß kann
aber in Gegenden, wo Pflastersteine selten sind, nicht ohne große Kosten geschehen.
In diesem Falle sollte man wenigstens laͤngs der Gebaͤude 6' breite
Fußwege anlegen, um von einem Gebaͤude in das andere kommen zu
koͤnnen, und damit der Grund der Bauwerke nicht von Feuchtigkeit leide. Auch
von hart gebrannten Backsteinen kann man 6–8 Fuß breite Fußwege machen; nur bei den Einfahrten
muͤssen eigentliche Pflastersteine gebraucht werden. In manchen
Faͤllen kann auch durch die Mitte des Hofes ein gepflasterter Fußweg
nothwendig werden. Es werden dann die Mittlern Felder des Hofraums mit Kies, oder
wenn dieser mangelt, mit Sand ausgefuͤllt. Die ganze Flaͤche des
Hofraums muß eine Neigung gegen diejenige Seite haben, von welcher das Wasser
abgefuͤhrt werden kann.
Die Stallungen stuf dem Lande sind oft sehr feucht, dumpf, niedrig, und daher auch
ungesund. Zur Abziehung des Dampfes sollten Zugloͤcher unter der Decke
angebracht werden, welche sich, um die Staͤlle nicht zu erkaͤlten,
durch Schieber verschließen lassen. – Erlaubt es der Raum eines Stalles, daß
man einen Futtergang anlege, so sollte man dieß nicht unterlassen; denn dadurch
gewinnt der Stall an Reinlichkeit, und das Geschaͤft des Fuͤtterns
wird erleichtert.
Ich habe sehr oft bemerkt, daß die Dachboͤden zum Aufschuͤtten des
Getreides nur wenige Zugoͤffnungen haben; auf diese Weise ist das Getreide,
wenn es hier lange liegen bleiben muß, und insonderheit wenn es zu hoch liegt, dem
Verderben ausgesezt. Es ist nothwendig, viele Dachluken, und so tief herab, daß die
Luft unmittelbar uͤber die Flaͤche des Fruchthaufens streichen kann,
anzubringen.
Bei der Auffuͤhrung neuer Landgebaͤude, als Wohnhaͤuser,
Scheuern, Stallungen, Remisen, u. dgl. oder ganzer Gehoͤfte,
Bierbraͤuereien, Muͤhlen u.s.w. sollte Folgendes als Gesez beobachtet
werden.
1) Jedem Gebaͤude sollte ein nach landwirthschaftlichen Regeln entworfener
Plan zum Grunde liegen, und ein solcher von geschikten Werkleuten gemachte Plan der
Landesstelle zur Pruͤfung durch einen Architekten, vorgelegt werden. Der Riß
muß enthalten: einen Situations-Plan von allen Umgebungen des neuen
Gebaͤudes, auch die zunaͤchst anstoßenden Haͤuser, ferner Grund- und
Aufrisse, und noͤthigenfalls auch Durchschnitte.
2) Die Stellung der Gebaͤude ist das erste, was keineswegs der
Willkuͤhr und dem Eigensinne des Bauenden uͤberlassen bleiben darf;
man hat dabei auch auf das Allgemeine Ruͤcksicht zu nehmen, jedoch ohne
Eingriffe in das Recht des Nachbars.
3) Es darf durchaus nicht anders als massiv gebaut werden; nur im aͤußersten
Nothfall moͤgen Fachwaͤnde, niemals aber Strohdaͤcher erlaubt
seyn. Die Gesimse der Außenseite an Wohnhaͤusern, Staͤllen und
Scheuern muͤssen gemauert werden. Mit Brettern verschlagene Giebel und
Aussenseiten sind nicht zu dulden.
4) Es soll symmetrisch und regelmaͤßig gebaut werden; auch darf der Anstrich
des Gebaͤudes nicht von dem Belieben des Bauenden abhangen.
5) Bei allen Feuerwerken, Kaminen, Kesseln, Heerden u.dgl. ist darauf zu sehen, daß
sie wohl verwahrt seyen. Die Kuͤchen muͤssen entweder eine
Woͤlbung, oder doch der Kuͤchenkamin einen Schlothmantel bekommen.
Hoͤlzerne Schlothstangen zum Raͤuchern des Fleisches sind untersagt.
Rauchkammern sind nur nach vorhergegangener oͤrtlicher Besichtigung durch
einen verpflichteten Werkmeister zu bauen erlaubt. Ueberhaupt darf kein neues
Feuerwerk, ohne vorher eingeholte Erlaubniß, angelegt werden.
6) Fuͤr die Hoͤhe der Wohnungen und Staͤlle soll eine Norm
festgesezt seyn, unter welche jene Gebaͤude nicht herabsinken
duͤrfen.
7) Alle Rindviehstaͤlle muͤssen mit Futtergaͤngen versehen
werden.
8) Die Dunggrube soll schon im Plan ihre Stelle finden.
9) Die Umfassungen der Hoͤfe, und die Zaͤune der
Gaͤrten gegen die Dorfsgasse sind vorschriftsmaͤßig herzustellen.
Alle diese Punkte hat man bei der Entwerfung eines Plans, und bei der Revision
desselben nicht aus dem Auge zu lassen. Muͤssen an oͤffentlichen
Gebaͤuden eines Dorfes Hauptreparaturen vorgenommen, oder jene ganz neu
aufgefuͤhrt werden, so soll es nur unter der Leitung eines Architekten
geschehen. Durch zweckmaͤßige Reparaturen koͤnnen nicht selten ganz
neue Gebaͤude ersezt, und somit große Summen erspart werden. Ich
koͤnnte hier viele Beispiele aus meinem Geschaͤftsleben
anfuͤhren, wenn es der Raum dieses Journals erlaubte, und ich koͤnnte
zugleich hinlaͤnglich beweisen, daß auch bei Reparaturen eine hoͤhere
Leitung noͤthig sey.
Die Unterhaltung der Bauwerke erfordert eine mit Sachkenntniß verbundene Aufsicht.
Wenn die Gemeindevorsteher zunaͤchst uͤber ihr Eigenthum wachen, und
solches erhalten wollen, so vertrauen sie die wissenschaftliche Leitung ihrer
Bauwerke dem Architekten an. Reparaturen muͤssen recht zeitig vorgenommen
werden, damit sich der Schaden nicht vergroͤßere; dies gilt
vorzuͤglich von oͤffentlichen Gebaͤuden; bei diesen hat man
auch besonders darauf zu sehen, daß keine oberflaͤchliche Reparatur gemacht
werde. Unzeitige Sparsamkeit ist die Mutter solcher Halbreparaturen, durch welche
Geld verschwendet, und doch der Zweck nicht erreicht wird.
Werden neue oͤffentliche Gebaͤude aufgefuͤhrt, so hat der
Architekt dafuͤr zu sorgen, daß genau nach dem von ihm entworfenen, und von
der hoͤhern Behoͤrde genehmigten Plane gearbeitet werde. Nur so
koͤnnen jene eine Richtung, die mit dem Ganzen uͤbereinstimmt,
erhalten.
Unter die oͤffentlichen Gebaͤude eines Dorfes gehoͤren: Kirchen
und Kapellen, Pfarrhaͤuser, Schulhaͤuser,
Gemeinde-Versammlungs- oder Rathhaͤuser, Armenhaͤuser,
Krankenhaͤuser, Gemeindsdieners-Wohnungen, Brechhaͤuser,
Feuersprizenhaͤuser u.s.w., auch die Bruͤcken, Stege, und Brunnen, welche die Gemeinde zu
unterhalten hat.
Gebaͤude auf dem Lande erfordern Einfachheit in der Anordnung, ohne alle
Verzierung. Wenige Linien, aber ein richtiges Verhaͤltniß der einzelnen
Theile zu einander und zum Ganzen, bezeichnen den laͤndlichen Karakter.
Solche Werke werden dennoch unter der Hand des wissenschaftlichen Baumeisters
schoͤn, ohne mehr Kosten zu verursachen, als der Stuͤmper dazu fordern
wuͤrde. Dabei aber ist auch auf Haltbarkeit und innere Vollendung, so wie auf
nette und gruͤndliche Arbeit der Werkleute zu achten. Brunnen, Stege und
Bruͤcken eines Dorfes gewinnen durch den Architekten an Zierlichkeit, ohne
besondern Aufwand, selbst Feuersprizen- und Feuerleiterhaͤusern weiß
er ein gefaͤlliges Aeußere zu geben.
Der Baumeister, welcher zu der Verschoͤnerung eines Landes beitragen will,
sorgt nicht allein fuͤr schikliche Lage und schoͤne Form seiner
Bauwerke, sondern auch fuͤr Dauerhaftigkeit ruͤcksichtlich der
Construction und Materialien. An den Landgebaͤuden nimmt man haͤufig
die groͤbsten Constructionsfehler wahr, und manches Gebaͤude findet
deshalb seinen fruͤhern Untergang. Es wird gewoͤhnlich der Grundbau,
und das Gemaͤuer, so wie der Dachstuhl, vernachlaͤßiget, und selten
die gehoͤrige Sorgfalt darauf verwendet. Bei Bauwerken von viel
hoͤherm Range, bei Kirchen und Thuͤrmen, laͤßt man sich
aͤhnliche Nachlaͤssigkeit zu Schulden kommen. Noch nicht lange sahe
ich eine neue Kuppel auf einem Thurm sich erheben, welche ihre nahe
Vergaͤnglichkeit zugleich ankuͤndigte.
Ziegeleien, welche in den meisten Gegenden das Hauptmaterial zum Bauen liefern, so
wie Gyps- und Kalkbrennereien, sollen unter polizeilicher Aufsicht, und unter
der Leitung eines Architekten stehen. Die Behandlung der Erde durch Mischen und Schlemmen
traͤgt sehr viel zu einem guten Ziegelzeug bei, und dieses haͤngt dann
auch von einem gut eingerichteten Brennofen ab. Ich kenne Ziegeleien, welche in
ihren Formen das richtige Maas der Laͤnge zur Breite eines Backsteins nicht
beobachten; es ist daher, der Maurer nicht im Stande, einen richtigen Verband
herzustellen.
Ueber die Fabrikation des Ziegelzeuges muß in mehr als einer Hinsicht der Baumeister
selbst wachen; er wird dann auch die Steinbruͤche, und die Sand- und
Lehm-Gruben nicht aus den Augen lassen, uͤberhaupt aber die
Materialien zweckmaͤßig auswaͤhlen.
In der landwirthschaftlichen Baukunst gibt es sehr viele Gegenstaͤnde, um
welche sich der wissenschaftliche Baumeister bekuͤmmern sollte. Die
Viehbahren z.B. koͤnnen mit Vortheil von Dielen oder Bohlen zusammen gesezt
werden; denn sie sind alsdann wohlfeiler und dauerhafter, als wenn man sie von
ganzen Staͤmmen macht. Man kann sie aber auch aus Mauerwerk, oder aus
Toͤpferkacheln errichten. Ich kenne dergleichen Bahren, welche seit 20 Jahren
zur trocken und nassen Fuͤtterung des Rindviehs treffliche Dienste leisten.
Sie sehen dabei auch sehr gut aus.
In unserer Gegend sind auch wenige Staͤlle so eingerichtet, daß dem Vieh vom
Dachboden sein Futter gegeben werden kann. Durch eine solche Einrichtung wird Zeit
und Arbeit erspart. Bohlendaͤcher auf landwirthschaftlichen Gebaͤuden
sind oft vortheilhaft, und auch sie sollten bei uns mehr Anwendung finden.
Zur Umfassung der Hofraͤume koͤnnten auch wir den Lehmpozen und Pisebau
einfuͤhren. Diese Bauart ist blos fuͤr laͤndliche
Gebaͤude berechnet; solche Mauern sind noch nach ihrem Abbrechen in der
Landwirthschaft zu nuzen. Eben so koͤnnten wir uns in einigen Faͤllen
der Lehmschindeln mit Vortheil bedienen.
Es wuͤrde zu weitlaͤufig seyn, wenn ich hier alle die Verbesserungen
aufzaͤhlen wollte, welche unserer Landwirthschaft durch die Baukunst zu Theil
werden koͤnnen, ich komme daher wieder auf die allgemeine
Verschoͤnerungen zuruͤck. – Hat eine Feuersbrunst in einem
Dorfe Zerstoͤrung angerichtet, so soll ein Baumeister die Wiederbauung der
abgebrannten Gebaͤude leiten; er hat dann vielleicht auch Gelegenheit, der
Dorfsgasse selbst eine bessere Richtung, und den Gebaͤuden die rechte
Stellung zu geben.
Sehr viel zur allgemeinen Verschoͤnerung traͤgt die Verbesserung und
Regulirung der Straße und Wege in einem Dorfe bei. Ist die Fahrstraße so breit, daß
noch Fußwege angebracht werden koͤnnen, so soll man diese anbringen, und sie
so wie die Wasserrinne oder Gosse pflastern, die Fahrstraße aber, wenn sie kein
Steinpflaster bekommen kann, sollte wenigstens chaussirt werden.
In vielen Doͤrfern trifft man freie Plaͤze an, welche auch bei
unregelmaͤßiger Form nicht wenig gewinnen wuͤrden, wenn man einige
Sorgfalt auf sie verwenden wollte. Vor allem muͤssen dergleichen
Plaͤze ganz eben gemacht, und so hergerichtet werden, daß kein Wasser darauf
stehen bleibt. Das uͤbrige wird dann die Gartenkunst thun.
Wenn durch eine Dorfsgasse Wasser fließt, so gewaͤhrt es zwar einige
Annehmlichkeit; es verursacht aber auch Beschwerlichkeiten, insonderheit wenn das
Wasser bei Regenguͤssen anschwillt. Manichmal laͤßt sich ein solcher
Bach auf beiden Seiten mit steinern oder hoͤlzernen Wandungen einfassen, die
Fahrstraße erhoͤhen, und so dem Uebel abhelfen; aber die Arbeit ist
fuͤr die Gemeinde sehr groß; doch vermag auch hier der gute Wille alles.
Die Herstellung der Vizinalstraßen und Feldwege betreffend, welche zur
Verschoͤnerung eines Landes gerechnet werden muß, so behalte ich mir der
Wichtigkeit der Sachen wegen vor, uͤber diesen und noch uͤber einige andere
Gegenstaͤnde besondere Nachtraͤge in diesen Blaͤttern
mitzutheilen.
Hat es ein Baumeister in einem Dorfe so weit gebracht, daß die Hofraͤume
geebnet und geordnet sind, daß die Dunggruben ihre gehoͤrige Lage haben, daß
die Wege und Straßen hergerichtet, und mit Fußpfaden versehen sind, daß es den
Gaͤrten und Hoͤfen nicht an gefaͤlliger Umfassung fehlt, daß
die freien Plaͤze nicht vernachlaͤssiget bleiben, und daß die durch
das Dorf sich windenden Graͤben und Baͤche zweckmaͤßig geleitet
sind, so ist schon sehr viel gewonnen. –
Noch viel mehr aber kann in Staͤdten ein Baumeister zur Verschoͤnerung
mitwirken; und je schwieriger oft die ihm hier vorkommenden Faͤlle sind,
desto mehr kann er sein Talent und seine Kunstfertigkeit zeigen, vorzuͤglich
in großen Staͤdten, wo auch die Bauart ins Große gehen muß.
In den Staͤdten kommt es vor allem auf ein gutes Pflaster an. Hiezu sind gute
Materialien und gute Arbeitsleute noͤthig. Um das Regenwasser abzuleiten,
muͤssen Gossen und Rinnen angelegt werden. Wo viel Regenwasser
zusammenstroͤmt, ist es in unterirdische Kanaͤle zu fuͤhren. An
beiden Seiten der Fahrstraße muͤssen Fußwege hinlaufen, die uͤberall
eine gleiche Erhoͤhung haben. Flossen oder offene gepflasterte Graͤben
duͤrfen nicht quer uͤber die Straße sich ziehen, sondern man hat an
deren Stelle unterirdische Dohlen anzubringen, damit der Fahrdamm einen gleichen Zug
erhalte. Ein schnellwechselndes Steigen und Fallen der Pflaster ist
moͤglichst zu vermeiden.
Von den Straßen muß alles entfernt werden, was nicht dahin gehoͤrt. Wo
Gelaͤnder und Einfassungen nothwendig sind, da muͤssen sie zierlicher,
als auf dem Lande, gemacht, und mit Oehlfarbe, aber nur einfoͤrmig,
angestrichen werden.
Jedes neu aufzufuͤhrende oder zu erneuernde Gebaͤude soll mit Geschmack
herstellt, und alte Giebel, welche auf die Straße sehen, verkleidet werden.
Auch der Anstrich der Gebaͤude sollte nicht der Willkuͤhr
uͤberlassen bleiben.
Es giebt Kirchen im zierlichen gothischen Styl erbaut, deren Architektur einen
kuͤhnen Geist ausspricht, und die hoͤchst imposant sind. Diese
Denkmaͤler alter Kunst sollten moͤglichst erhalten werden. Es wurde
mit Recht schon getadelt, wenn sich der Pinsel des Anstreichers an solche
Gebaͤude wagte; werden aber Reparaturen in einem ganz andern Geschmack an
denselben vorgenommen, werden neumodische Verzierungen angebracht, so entstehen
dadurch noch groͤßere Flecken.
Es wurde mir einmal der Auftrag gegeben, an eine alte gothische Kirche einen neuen
kleinen Anbau aufzufuͤhren, welchen die innere Einrichtung der Kirche
nothwendig machte; ich hielt mich dabei an den gothischen Styl, um nicht in einen
niedrigen Kontrast zu verfallen.
Die groͤßte Aufmerksamkeit des Architekten verdienen die Hauptstraßen einer
Stadt und die freien Plaͤze, hier giebt es sehr oft Gelegenheit zu
zweckmaͤßigen Verschoͤnerungen.
Oeffentliche Plaͤze werden nicht selten mit Brunnen und Denkmaͤlern
geziert; wo aber dieß nicht der Fall ist, da wird der einsichtsvolle Architekt nicht
in der Mitte des Plazes die groͤßte Erhebung desselben statt finden, sondern
die ganze Flaͤche sich gegen eine der Seiten neigen lassen.
Oft werden noch Staͤdte durch alte, unbrauchbare Bauwerke verunstaltet, oder
eingeengt; man sollte sie also nicht laͤnger dulden. Ich zaͤhle unter
diese alte baufaͤllige Mauerthuͤrme, und hie und da die Stadtmauern
selbst.
Ich seze zum Voraus, daß jedes zum Abbruch bestimmte Bauwerk weder als Alterthum
einen Werth habe, noch sonst in irgend einer bedeutenden Hinsicht erhalten zu werden
verdien..
Die durch den Abbruch solcher Gebaͤude gewonnenen Materialien sind
gewoͤhnlich so viel werth, daß sie die Kosten des Abbrechens geben. Kommt auf
den abgeraͤumten Plaz kein anderes Gebaͤude, so erfordert die
Verschoͤnerung keinen großen Aufwand.
Schon einigemal hatte ich mich in einem Falle dieser Art befunden, und jedesmal hatte
ich Ursache mit dem Unternehmen zufrieden zu seyn. Ich fand dabei Gelegenheit die
Straße zu erweitern, und dadurch eine freie Aussicht, und eine heitere Ansicht zu
bewirken. Mit dem Schutt vom Abbruche konnte ich Seitenwege und Spaziergaͤnge
herstellen, auch einmal das Pflaster der Hauptstraße erhoͤhen, und sie dann
regelmaͤßig pflastern lassen.
Die an Straßen, und oft an oͤffentlichen Gebaͤuden; sogar an Kirchen
stehende Kramlaͤden haben meistens ein widriges Ansehen. Ob sie durchaus
nothwendig sind, oder ob sie dem Kommunal-Aerar so viel eintragen, daß man
nicht an ihren Abbruch denken darf, diese Fragen koͤnnen hier nicht in
Untersuchung kommen. Muͤssen solche Kramladen stehen bleiben, so sollte man
ihnen wenigstens eine bessere aͤußere Gestalt geben.
Auf eine hoͤchst unangenehme Weise treten manchmal Backen- und andere
Laden in die Fußwege der Stadt. Diese haͤßlichen Geruͤste mit ihren
bretternen Vorschußdaͤchern sollten ohne Schonung niedergerissen werden; denn
auch ohne sie kann der Baͤcker sein Brod feil haben. In gut gebauten
Staͤdten sahe man nie dergleichen; in manchen andern wurden sie
aufgehoben.
Alte oͤffentliche Gebaͤude koͤnnen dadurch, daß sie den
Forderungen und Beduͤrfnissen der Zeit gemaͤs umgeaͤndert
werden, zur Verschoͤnerung einer Stadt beitragen.
Nur solche Plaͤze und Straßen einer Stadt, die sehr groß und breit sind,
duͤrfen mit Baumreihen geziert werden. Ausser den Stadtthoren hat der
Gartenkuͤnstler groͤßern Spielraum, und hier kann sich der Architekt
mit ihm zu Einem Zwecke verbinden.
Die Stadtthore selbst sind ein Gegenstand der Verschoͤnerung, welcher nicht
ausser Acht gelassen werden darf.
Hat eine Stadt Festungswerke, welche abgetragen werden, so koͤnnen an ihrer
Stelle Gartenpartien und Spaziergaͤnge aller Art angelegt werden.
–
Die Hauptlandstraßen vor den Thoren muͤssen von großer Breite, und neben ihnen
noch besondere Fußwege angelegt seyn. Die Roͤmer sezten Grabmaler an die
Landstraßen; auch wir koͤnnen da verdienstvollen Maͤnnern Monumente
errichten.
Dieß erinnert mich an diejenigen oͤffentlichen Plaͤze, welche bei uns
eigentlich den Grabmaͤlern geweiht sind: ich meyne unsere Kirchhoͤfe
und Leichenaͤcker. Ueber diese durch Gefuͤhl und Religion geheiligte
Orte wurde schon sehr viel gesprochen und geschrieben, viele Ideen entwikelt, viele
getadelt und verworfen, viele gelobt und anerkannt.
Die Erde nimmt die Todten auf, in ihrem Schoose ruhen sie, und die Staͤtte,
die ihre Asche deckt, ist uns heilig; mit Ehrfurcht besuchen wir sie; fromme
Empfindungen erfuͤllen unsere Brust. Die Kunst, welche auch hier ihr Gebiet
hat, schmuͤckt manche Graͤber, um die Namen und Tugenden der
Hingeschiedenen – wenigstens eine laͤngere Zeit – unter den
Lebenden zu erhalten, und sie schafft Denk- und Grabmaͤler.
In den meisten Doͤrfern umgeben die Leichenaͤcker die Kirche, und
heisen deswegen Kirchhoͤfe. Der fromme Glaube will die Reste seiner Lieben
zunaͤchst am Hause der Andacht, am Tempel, wo er Gottes Gegenwart am
staͤrksten fuͤhlt, ruhen lassen. Es ist aber entschieden, daß die Nahe der
Begraͤbnißplaͤze den Lebenden nachtheilig ist; und darum sollten sie
uͤberall ausserhalb den menschlichen Wohnungen angelegt werden.
Moͤchte nur nicht besonders auf Doͤrfern, die Macht des Vorurtheils so
groß seyn! Am leichtesten ist diese freilich da zu uͤberwinden, wo der Raum
um die Kirche fuͤr die Todten zu klein wird, und keine Vergroͤßerung
desselben moͤglich ist. Auch die innere Einrichtung der meisten
Kirchhoͤfe, selbst in großen Staͤdten, bedarf einer großen
Verbesserung. Meine Gedanken hieruͤber sind Folgende:
Die Bemerkung, daß die Alten verdienstvollen Maͤnnern an den Landstraßen
Denkmale sezten, und daß die Graͤber in den Naturgaͤrten unter
ehrwuͤrd'gen Eichen und trauernden Weiden einen besondern Eindruck machen,
veranlaßt mich zu der Idee, große Haine in Begraͤbnißplaͤze
umzuwandeln, oder Leichengaͤrten anzulegen. Aber welche Hindernisse stellen
sich der Ausfuͤhrung entgegen! Vielleicht ist unter tausend Staͤdten
nicht eine, welche den Plaz dazu hat. – Wir muͤssen uns also auf
gewoͤhnliche Leichenaͤcker einschraͤnken, diese
verschoͤnern und zu heitern Ruhe-Plaͤzen machen.
Man waͤhle dazu an der nord-oͤstlichen Seite der Stadt einen
hinlaͤnglich geraͤumigen Plaz. Dieser darf zwar nicht versteckt seyn;
aber auch nicht unmittelbar an einer Landstraße liegen; denn der Ernst der Wohnung
des Todes vertraͤgt sich nicht mit dem Geraͤusch, und dem
Draͤngen und Treiben auf einer Heerstraße. Von dem Stadtthore fuͤhre
ein eigener Weg dahin, der sonst nicht befahren werden darf, und den Platonen
einfassen. Die Form des neu anzulegenden Gottesackers sey ein regulaͤr, ein
oblonges Viereck, ein Quadrat, ein Zirkel oder eine Ellipse. Gesezt, man gebe ihm
die Gestalt eines oblongen Viereckes, so bekommt er rechts und links am Eingange
zwei geraͤumige, mit Mauern umfaßte Vorhoͤfe, welche aber die innere viereckige Form
desselben nicht unterbrechen. In dem einen dieser Hoͤfe liegt ein Leichenhaus
mit allem was dazu gehoͤrt; in dem andern sind die Wohnungen fuͤr die
Todengraͤber. Von aussen sind beide Gebaͤude einander an Hoͤhe
gleich, und sie erscheinen da auch symmetrisch, wo sie mit einem Blik
uͤbersehen werden koͤnnen. Ihre innere Einrichtung ist
natuͤrlich verschieden.
Durch die Mitte des Plazes fuͤhrt ein breiter Weg zu einem dem Eingange
gegenuͤber sich erhebenden Tempel, welcher zu gottesdienstlichen
Verrichtungen bestimmt ist. Dieser Tempel macht einen Vorsprung in den
Begraͤbnißplaz, und hat an der Giebelseite einen Saͤulengang von
dorischen Saͤulen. An dieses Gebaͤude schließen sich rechts und links
Arkaden an, welche durch die ganze obere Seite hinlaufen. In diesen Arkaden
koͤnnen Monumente von großem Werth angebracht werden.
Mit den Mauern der beiden langen Seiten gehen schmale, etwa 40 Fuß breite Streifen
parallel, welche mit Gestraͤuchen und Baͤumen besezt sind. Zwischen
den Pflanzungen sind Begraͤbnißplaͤze angelegt, die mit
vorzuͤglichen Denkmalen geschmuͤckt seyn koͤnnen. Hier und da
zeigen sich steinerne Ruhesize. Die Mitte des Leichenackers durchschneidet quer ein
Hauptweg, wodurch vier Felder entstehen, welche in Graͤber so abgetheilt
sind, daß diese in einer Reihe an einem schmalen Wege liegen, der zu einem jeden
derselben fuͤhrt. Jedes Grab wird geebnet, und es kann mit Blumen und
wohlriechenden Kraͤutern besezt, auch mit einem Monument versehen werden. Auf
diese Art kann der ganze Gottesacker zu einem still-heitern Ruhegarten
gebildet werden, den die traurende Liebe und die fromme Betrachtung gerne
besucht.