Titel: | Erklärung des dem Aeneas Morrison, Schreiber zu Glasgow, ertheilten Patentes auf gewisse Verfahrungsarten und Bereitungen, wodurch thierische und vegetabilische Nahrungsmittel eine lange Zeit über erhalten werden können. Dd. 23. März 1819. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. V., S. 65 |
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V.
Erklärung des dem Aeneas Morrison, Schreiber zu Glasgow, ertheilten Patentes auf gewisse Verfahrungsarten und Bereitungen, wodurch thierische und vegetabilische
Nahrungsmittel eine lange Zeit über erhalten werden können. Dd. 23. März 1819.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Second Series. N. CCXXIII. December 1820. S. 20.
Mit Abbildungen auf Tab. I.
Morrison's Verfahrungsart, thierische und vegetabilische Nahrungsmittel lange Zeit über zu erhalten.
Ich Aeneas Morrison erklaͤre hiermit, daß meine
Erfindungen in Folgendem bestehen; und zwar die erste darin, daß ich das
Nahrungsmittel in Gefaͤßen einschließe und koche, aus welchen waͤhrend
des Kochens die atmosphaͤrische Luft ausgetrieben wird, und daß ich diese
Gefaͤße fuͤr immer Luftdicht mache, so daß jeder neue Zutritt der
atmosphaͤrischen Luft verhindert wird, was auf folgende Weise geschieht: man
bereite einen Koch-Ofen aus mehreren hohlen Eisenbloͤcken, die so
eingesezt werden, daß waͤhrend man von außen in ihre Muͤndungen
gelangen kann, die Hize an ihre Koͤrper von innen vertheilt, und jeder Block
ein besonderer Ofen wird. An jedem Blocke bringe man einen Schieber an, der mit
Traͤgern versehen ist, um die angewendeten Gefaͤße mittelst derselben
zu stuͤzen, und durch den Mittelpunckt eines jeden Schiebers leite man eine
eiserne Roͤhre, die als Schraube wirkt, und an ihrem unteren Ende einen
Behaͤlter, an dem oberen einen Trichter hat, der unten mit einem und zwischen
dem Behaͤlter und dem Fuͤll mit einem zweiten Sperrhahne versehen ist:
das untere Ende der Roͤhre muß in die Muͤndung der unten zu beschreibenden
Zinnroͤhre passen, und mit dieser luftdicht verbunden werden. Man nehme
Kruͤge oder Flaschen, bei welchen vorzuͤglich darauf zu sehen ist, daß
sie vollkommen luftdicht sind, sich gleichfoͤrmig ausdehnen, wenn sie erhizt
werden, daß ihre Muͤndungen sich so verengen, daß sie einen Pfropf fest
halten, wenn von außen auf denselben gedruͤckt wird, und daß sie
uͤberhaupt so gestaltet sind um den Druck der Atmosphaͤre ertragen zu
koͤnnen. Gefaͤße von Steingut (salted
ware) sind am besten hierzu zu gebrauchen. Man schneide Pfropfe oder
Spuͤnde von Pantoffelholz auf die gewoͤhnliche Weise, und durchbohre
sie in der Mitte zur Aufnahme der Roͤhre, von welcher wir unten sprechen. Der
untere Theil und die Seiten muͤssen mit nasser Blase bekleidet werden. Wenn
die Blase vollkommen trocken geworden ist, mache man eine Oeffnung an der
entgegengesezten Seite des Loches im Korke, und fuͤhre durch dieselbe eine
Roͤhre von Blockzinn oder anderem Metalle mit einem Knopfe, um an dem einen
Ende auf die Blase zu druͤcken, und mit einer Schraube an dem anderen. Man
lege Kitt rings um den oberen Theil der Roͤhre, und auf den Pfropf ein
kreisfoͤrmiges Stuͤck Blase, das groß genug ist, um die
Muͤndung des Gefaͤßes ganz zu bedecken, und waͤhrend man die
Roͤhre durch eine Oeffnung in der Blase fuͤhrt, bindet man mittelst
eines Waͤschers und einer Nuß an der Schraube am Ende der Roͤhre
Pfropf und Blase fest zusammen. Man schneidet jenen Theil, der uͤber die Nuß
hervorragt, ab, und versieht die Roͤhre mit einem
Mittel-Mundstuͤcke (centre-bit)
oder mit einem anderen tauglichen Instrumente, bringt den Pfropf in die
Muͤndung des Gefaͤßes, welches das aufzubewahrende Nahrungsmittel
enthaͤlt, und stellt dieses auf einen Block mit einer Oeffnung im
Mittelpunckte, welche groß genug ist um die Nuß der Schraube durchzulassen. Mittelst
einer Schraubenpresse druͤckt man den Pfropf unter das Niveau der Lippe des Topfes, und legt
zwischen das kreisfoͤrmige Stuͤck der Blase und den Pfropf soviel Kitt
als noͤthig ist um eine Rinde oder einen Kuchen zu bilden, bindet die Blase
fest um den Hals des Gefaͤßes, und sezt oben eine Kappe darauf mit einer
Oeffnung in der Mitte, um der zinnernen Roͤhre freien Durchgang zu gestatten.
Man bringe das Gefaͤß in eine bewegliche Presse, und schraube die Kappe fest
auf den Pfropf nieder. Mittelst eines Trichters lasse man soviel taugliche
Fluͤssigkeit in das Gefaͤß, als noͤthig ist dasselbe vollkommen
zu fuͤllen. Man stelle das Gefaͤß auf den an dem Schieber des Ofens
befindlichen Traͤger, fuͤlle die Behaͤlter, die an der eisernen
Roͤhre befestigt sind, mit einer dem Inhalte der Gefaͤße
correspondirenden Fluͤssigkeit; schraube das untere Ende der eisernen
Roͤhre in die Muͤndung der zinnernen, drehe den unteren Sperrhahn so,
daß der Inhalt in dem Behaͤlter mit dem Inhalte in dem Topfe in Verbindung
kommt; bringe das so vorgerichtete Gefaͤß in den Ofen, und wenn das, was
darin enthalten ist, gekocht ist, drehe man den oberen Sperrhahn, und nehme das
Ganze aus dem Ofen.
Nachdem das Sieden aufgehoͤrt hat, und hinlaͤngliche Zeit verflossen
ist um aus dem Behaͤlter soviel in das Gefaͤß eindringen zu lassen,
als noͤthig ist das leztere vollkommen zu fuͤllen, stecke man in die
eiserne Roͤhre, so wie sie uͤber dem oberen Sperrhahne steht, einen
metallnen Stift, der lang genug ist um die Haͤlfte der zinnernen
Roͤhre auszufuͤllen und sich an dem unteren Ende derselben zu
befestigen und sie dadurch luftdicht zu machen. Man drehe nun den Sperrhahn und
bringe alsogleich, indem man eine Stange durch die eiserne Roͤhre
einfuͤhrt, den Stift durch einen Stoß zuruͤck. Man drehe beide
Sperrhaͤhne um zu hindern, daß die in dem Behaͤlter enthaltene
Fluͤssigkeit nicht entweiche, schraube die eiserne Roͤhre ab, wische
die Muͤndung der zinnernen Roͤhre sorgfaͤltig ab, und
fuͤlle sie mit Kitt oder Schlagloth. Wenn alles vollkommen erkaltet ist, nehme man
das Gefaͤß aus der Presse, und die Bereitung ist vollendet. Wenn man
Korkpfropfe braucht, bilde man dieselbe auf die gewoͤhnliche Weise, und mache
eine Oeffnung in der Mitte derselben um die unten zu beschreibende Roͤhre
aufzunehmen, bekleide sie mit einer Blase und drucke sie durch eine Schraubenpresse
nieder bis zum Niveau der Lippe des Gefaͤßes; man richte eine
kegelfoͤrmige Roͤhre von Zinn oder anderem Metalle vor, die an dem
einen Ende mit einem Knopfe und mit einem kegelfoͤrmigen Griffel versehen
ist, der die Roͤhre ausfuͤllt, gleichfalls einen Knopf hat, und so
lang ist, daß er mit seiner Spize uͤber die Spize der Roͤhre
hervorragt; man bringe den Griffel in die Roͤhre, und fuͤhre die Spize
derselben und des Griffels durch ein kreisfoͤrmiges Stuͤck Blase,
welches groß genug ist, um den Hals des Gefaͤßes zu bedecken. Man befestige
die Spize des Griffels in dem Loche des Korkes, kitte den Kork, und binde die Blase
fest um den Hals des Gefaͤßes, fuͤhre den Griffel und die
Roͤhre mittelst einer Schraubenpresse zuruͤck, nehme den Griffel
zuruͤck, und verfahre mit dem Gefaͤße, wie oben angegeben wurde.
Eben dieses Verfahren kann auch durch Anwendung eines heißen Wasserbades statt der
Oefen vollbracht werden, mit dem Unterschiede, daß dann eine Querstange statt des
Schiebers an dem Ofen gebraucht wird, durch welche die Schraube der eisernen
Roͤhre gefuͤhrt werden kann, und daß der Zwischenraum zwischen dem
Trichter und dem Behaͤlter groͤßer werden muß, so daß, wenn das
Gefaͤß und der Behaͤlter aus dem siedenden Wasser emporragt, man zu
dem oberen Sperrhahne frei gelangen kann.
Wenn die Nahrungsmittel, die man aufbewahren will, nicht eine hinlaͤngliche
Menge von Fluͤssigkeit gewaͤhren um das Gefaͤß zu
fuͤllen, so ziehe man den Stift zuruͤck ehe das Gefaͤß aus dem Ofen oder
aus dem Bade kommt, und waͤhrend das Gefaͤß noch hinlaͤnglich
mit Dampf versehen ist. Zinn oder andere metallne Gefaͤße koͤnnen
statt der Toͤpfe oder Flaschen gebraucht werden; und in diesem Falle
laͤßt man die zinnerne Roͤhre in eine tonische Hervorragung oben an
dem Gefaͤße zuloͤthen, und das Gefaͤß in einer beweglichen
Presse befestigen, und verfaͤhrt uͤbrigens so, wie vorher bei
Anwendung der Toͤpfe oder Flaschen angezeigt wurde. Man hat Muͤhe
Korkholz zu bekommen, welches stark genug waͤre dem Drucke der
Atmosphaͤre zu widerstehen, wenn der Durchmesser der Muͤndung (des
Spundes, bung) uͤber vier Zoll betraͤgt,
und es ist daher noͤthig, wenn diese Muͤndung sehr groß ist, sie durch
Vermehrung der Breite des Waͤschers zu verstaͤrken.
Der Kitt kann aus irgend einer Materie bestehen, welche eine luftdichte Paste gibt;
Eiweiß mit Reißschrot, oder eine Mischung aus einem Drittel Talg und zwei Drittel
Harz dienen in dieser Hinsicht sehr wohl.
Wenn man den Spund und Kork bildet, ist es vortheilhaft, die Blase mit Eiweiß an
jener Stelle zu befeuchten, wo der Knopf der Roͤhre mit ihr in
Beruͤhrung kommt, und bei dem Verpfropfen die Kante des Spundes oder Korkes
und die Muͤndung des Gefaͤßes mit derselben Substanz zu
befeuchten.
Die Kappe der Gefaͤße kann von gegossenem Eisen, und unten mit einem Kissen
von Filz oder einem anderen weichen Koͤrper versehen seyn. Man lasse unten in
der Seite der eisernen Roͤhre in gleicher Hoͤhe mit dem oberen und
unteren Ende des Trichters Oeffnungen, damit die Luft entweichen und die
Fluͤssigkeit durchlaufen kann, und die Roͤhre selbst lasse man
uͤber die Spize des Trichters emporragen, um die Nadel aufzunehmen. Die
Blase, ehe sie auf den Kork oder das Gefaͤß angewendet wird, muß auf 24
Stunden in eine Mischung
von Sumach, thierischer Kohle und Wasser getaucht werden.
Ich erklaͤre, daß meine zweite Erfindung darin besteht: daß ich die
Nahrungsmittel in Gefaͤße einschließe, welche vor und waͤhrend des
Prozesses des Kochens vollkommen luftdicht gemacht wurden und zwar mittelst eines
Spundes oder Korkes, der auf folgende Weise bereitet ist: man schneide Spunde oder
Korke auf die gewoͤhnliche Weise, und bekleide sie unten und an den Seiten
mit Blasen auf die oben beschriebene Weise; man bringe den Kork in die
Muͤndung des Gefaͤßes, und druͤcke ihn mittelst einer
Schraubenpresse auf ein Viertel Zoll unter die Lippe des Gefaͤßes; man
bedecke den Kork mit einem solchen Kitte, der, wenn er trocken ist, an demselben als
feste Masse anklebt, bedecke die Muͤndung des Gefaͤßes mit einer
Blase, und binde diese fest um den Hals desselben; hierauf seze man eine Kappe auf
die Muͤndung des Gefaͤßes, welche unten mit einem Kissen von weichem
Hanfe oder irgend etwas anderem versehen ist, wodurch ein dampfdichter Schluß
entsteht; man bringe das Gefaͤß in eine Presse, und schraube die Kappe so
fest nieder, daß alle Gemeinschaft von Dampf oder Wasser mit der Blase verhindert
wird; man stelle das Ganze in ein Dampf oder Wasserbad, bis das, was in dem Topfe
enthalten ist, vollkommen gar gekocht ist, und wenn es aus dem Bade genommen und
vollkommen kalt ist, nehme man das Gefaͤß aus der Presse, und die Arbeit ist
vollendet. Kitt aus einem Drittel Talg und zwei Theilen Harz dient sehr gut.
Eine erklaͤrende Zeichnung der hierin enthaltenen Beschreibungen begleitet
diese Erklaͤrung.
Fig. 18. Tab.
I. stellt einen Ofen mit drei Bloͤcken dar.
A, ist ein Block mit einem
Schieber.
B, ist ein Block ohne
Schieber.
C, das Innere des Blockes.
Fig. 19.
stellt den Schieber eines Blockes dar.
A, den, auf die Muͤndung des
Schiebers angepaßten Deckel.
B, die Traͤger, die eiserne
Roͤhre, den Trichter, den Behaͤlter.
C, den an den Traͤgern
befestigten Boden.
Fig. 20.
zeigt die bewegliche Presse.
A, die Querstange, die auf die Kappe
niedergeschraubt ist.
B, den Koͤrper der
Presse.
C, den Boden der Presse.
Fig. 21.
stellt einen Spund dar.
A, das Obertheil desselben.
B, das Mittelstuͤck oder den
Koͤrper.
C, den Boden, mit drei Fangstiften,
1, 2, 3, um die Roͤhre fest zu halten, waͤhrend man die Nuß heim
schraubt.
Fig. 22.
zeigt einen Griffel mit der konischen Roͤhre.
Ich erklaͤre endlich noch, daß ich die Erhaltung der Nahrungsmittel in
luftdichten Gefaͤßen nicht als meine Erfindung in Anspruch nehme, sondern die
Combination der hier oben beschriebenen Verfahrungsarten, durch welche, auf die
verschiedenen Weisen, die ich oben anfuͤhrte, dieser Zweck erreicht werden
kann.
Urkunde dessen etc.Der Uebersezer
zweifelt sehr, daß, so treu er auch uͤbersezte, irgend ein deutscher
Leser die Verfahrungsweise des Hrn. Patenttraͤgers aus diesem Aufsaze
und der beigefuͤgten Zeichnung leicht verstehen und begreifen wird.
Indessen wird mancher derselben einige der hier gegebenen Ideen
benuͤzen, erweitern, und vervollkommnen koͤnnen. Und diese
Ideen sind allerdings einer Erweiterung und Vervollkommnung werth, freilich
mehr fuͤr ein seefahrendes Volk, als fuͤr uns Continentalen;
indessen haben auch wir Continentalen schon Hunderte von Festungen,
Tausende und Tausende von tapferen Vaterlands-Vertheidigern, und
Millionen von Ducaten dadurch verloren, daß wir die ersten
Beduͤrfnisse des Lebens nicht gehoͤrig aufzubewahren
verstehen. Es scheint, daß wir bisher mehr dasjenige, was dem Tode als dem
Leben angehoͤrt, zu erhalten suchten und zu erhalten wußten; denn
schon vor Jahrtausenden hat man es in der Kunst der Bereitung der Mumien
weiter gebracht, als man es seit Jahrtausenden in manchem Lande in der
Bereitung der Schinken bis zur Stunde noch nicht gebracht hat. Den Wein
durch Jahrhunderte aufzubewahren haben uns die Moͤnche gelehrt; nicht
aber das, was der Krieger zur Vertheidigung seines Vaterlandes bedarf, auch
nur durch ein halbes Jahr zu erhalten. Es ist leider bekannt, daß starke
Trinker schlechte Esser sind; aber eben so bekannt ist es auch, daß starke Trinker
schwache Hinker sind, wenn ihr Bauch auch noch drei mal dicker waͤre
als der des olim feistesten Praͤlaten. Nicht die Kunst des Apicius,
nicht die Forderungen der Akademie des Gourmands, sondern Sicherung und
Befriedigung der ersten Beduͤrfnisse des Lebens in den wichtigsten
Augenblicken desselben, wo das Vaterland in Gefahr ist, wo es nicht blos
gegen die Schwerdter auswaͤrtiger Feinde sondern auch gegen die
Raubsucht der inneren, der Liferanten,
Verpflegungs-Kommissaͤre etc. zu kaͤmpfen hat,
Erhaltung der Nahrungsmittel, nicht der Leckerbissen, durch welche allein
Leben und Gesundheit von Tausenden erhalten werden kann, dies ist ein auf
dem festen Lande noch zu wenig beachteter, und der Aufmerksamkeit unserer
ersten Chemiker und Techniker wuͤrdiger Gegenstand.