Titel: | Schreiben des Hrn. J. M. Hausmann an die Redaktoren der Annalen der Chemie und Physik, über die Auftragung von Mineralfarben auf Stoffe. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. XII., S. 108 |
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XII.
Schreiben des Hrn. J. M. Hausmann an die Redaktoren der Annalen der Chemie und Physik, über die Auftragung von Mineralfarben auf Stoffe.
Aus den Annales de Chemie et de Physique. Tome XV. November 1820. S. 323.
J. M. Hausmann über die Auftragung von Mineralfarben auf Stoffe.
Als Kattun-Manufakturant, und mit einigen chemischen
Kenntnissen ausgeruͤstet, ist es mir schon vor 46 Jahren gelungen, das
Preußischblau auf Baumwollenstoffe zu befestigen, und die Olivenfarben, welche
Thonerde und oxydirtes Eisen zur Grundlage haben, in sehr schoͤnes
Gruͤn zu verwandeln, indem ich sie in eine Kufe Wasser tauchte, das mit blausaurem Kali
geschwaͤngert und leicht gesaͤuert war. Diese Gattung Stoffe, die
zuerst Preußischblau, dann olivenfoͤrmig, und endlich gruͤn
gefaͤrbt worden, und wovon ich uͤbrigens in mehreren meiner
Abhandlungen Erwaͤhnung gethan, waren im Handel sehr gesucht.
Durch ein Verfahren, dem bei Baumwollstoffen befolgten aͤhnlich, erhielt ich
dieselben Schattirungen und Farben auch auf Seidemustern, und seit zehn Jahren
beilaͤufig ist es mir auch gelungen, das Preußischblau auf Schaafwolle zu
befestigen, und auf Tuch dieselben Nuͤancen, wie auf Baumwolle und Seide,
hervorzubringen. Ich bewahre noch immer Muster auf, welche das Gesagte beweisen.
»Wenn Hr. I. L. Lassaigne Gelegenheit gehabt haͤtte, jene meiner
Abhandlungen zu lesen, welche fruͤher in die Annalen der Chemie und in
das Journal der Physik von Delamétherie aufgenommen wurden, so
wuͤrde er sich uͤberzeugt haben, daß es mehr als bloß
»einige Jahre« sind, seitdem man angefangen,
Mineral-Erzeugnisse in der Faͤrberkunst anzuwendenDieses bezieht sich auf Hrn. Lassaigne
Abhandlung „Ueber die Anwendung des chromsauren Blei auf
Seiden, Baumwollen, Leinwand und Kattun,“ welche sich im
3. Bd. S. 354 in diesem Journal befindet. D., und daß ich,
von dem Augenblike an, wo ich mich der Manufaktur widmete, mich darauf verlegt
habe, metallische Oxyde auf Stoffe zu befestigen. Ich habe selbst oft sehr
genugthuende Resultate erhalten. Die salpetersaure Aufloͤsung des rochen
Oxyds von Quecksilber praͤzipitirt hat mir auf einem Fleckchen
Baumwollenzeug ein sehr schoͤnes Gelb gegeben; und die
Goldaufloͤsung hat, durch Niederschlagung mit Ammonium auf dem Stoffe,
ein aͤhnliches Gelb erzeugt; nur hat es sich im Liegen gebraͤunt,
was vermuthlich eine Folge des Verlustes eines Theils seines Sauerstoffes
war. In dem Glauben, daß dieses Goldgelb fulminirend seyn koͤnnte,
brauchte ich bei Troknung des Musters, auf welches ich es befestigt hatte, alle
moͤgliche Vorsicht; aber ich beobachtete auch nicht das geringste
Verknallen. Das Silberoxyd, auf dem Stoffe fixirt, schwaͤrzte sich auch
immer mehr, und gab aus diesem Grunde keine schoͤne Farbe.
Diese selbstthaͤtigen Desoxydirungen mußten mir nothwendig die Idee
einfloͤßen, Gold und Silber mit ihrem ganzen metallischen Glanze auf die
Stoffe zu fixiren, und zwar mittelst einer vollstaͤndigen Desoxydirung, die
mit Huͤlfe der bekannten desoxydirenden Mittel, als des schwefelsauren
Eisenoxyduls, und des salzsauren Zinnoxyduls, hervorgebracht wurde; es scheint aber,
daß die Reduktion dieser beiden Metalle auf nassem Wege nicht anders vor sich gehen
kann, als wenn sie sich in Aufloͤsung befinden. Wenn es moͤglich
waͤre, auf nassem Wege geschwefeltes Zinn oder Mussiv-Gold mit dem
Glanz des wahren Goldes zu erhalten, wie man es wirklich auf trocknem Wege
erhaͤlt, so ist es wahrscheinlich, daß man endlich dahin kaͤme, auf
die Stoffe eine Vergoldung zu fixiren, die ganz dem aͤchten Golde gleich
kaͤmeDie
Moͤglichkeit der Erzeugung des Mussiv-Goldes auf nassem Wege
ist nicht mehr sehr ferne. D..
Der Goldpurpur des Cassius verschaffte mir sonderbare Resultate, wie man in meinen
Abhandlungen sehen kann; denn da ich das Mittel gefunden hatte, ihn in
Aufloͤsung von einer sehr schoͤnen Purpur-Farbe zu erhalten, so
verschaffte ich mir niedliche Muster von Seide und Baumwolle, auf welchen die Farben
Karmoisin, Violett, Lila, und Grau aufgetragen waren, die nicht anders als durch das
Verbrennen zerstoͤrt werden konnten, und die das Silber kalt vergoldeten.
Ich hatte auch versucht, auf den Stoffen Schwefelarsenik, Spießglanzschwefel und
schwefelsaures basisches Quecksilberoxyd (mineralischen Turpeth), hervorzubringen
und zu fixiren. Da aber diese Versuche kein befriedigendes Resultat gaben, besonders
beim Druck auf Kattun nicht, so gab ich sie um so lieber auf, als ich mit
Huͤlfe von Wau und Quercitron, in Verbindung mit Krapp und Cochenille, mir
beinahe dieselben Farben, die ich beabsichtigte, verschaffen konnte. Mehrere
darunter geben selbst dem schoͤnsten Chromgelb nichts nach, dessen
Uebertragung auf die Stoffe durch den Druck zwar noch einige Schwierigkeit
darbietet, die indessen nicht unuͤbersteiglich seyn duͤrften. In
Hoffnung gefaͤlliger Aufnahme meiner Bemerkungen in Ihr Journal bin ich
etc.