Titel: | Ueber die Anwendung des gemeinen Salzes im Gartenbaue. Von Samuel Parkes, F. L. S. etc. in London. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. XXII., S. 181 |
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XXII.
Ueber die Anwendung des gemeinen Salzes im Gartenbaue. Von Samuel Parkes, F. L. S. etc. in London.
Aus den Transactions of the Caledonian Horticultural Society in dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture II Series. N. CCXXII. 1820. p. 362.
Sam. Parkes über die Anwendung des gemeinen Salzes im Gartenbaue.
Der Gegenstand, den ich hier zur Untersuchung und
Eroͤrterung waͤhlte, ist die Anwendung des
gemeinen
Salzes auf den Gartenbau, deren verschiedene Zweige ich in folgender
Ordnung betrachten werde:
1) Salz in gehoͤriger Menge angewandt foͤrdert
Gesundheit und Wachsthum der Pflanzen.
2) Salz hat die Eigenschaft, Obstbaͤume und eßbare
Pflanzen sowohl zur Wohnung als zur Nahrung der Insecten und Wuͤrmer
untauglich zu machen.
3) Salz ist eines der kraͤftigsten Mittel, welches man in
Gaͤrten zur Vertilgung der Insecten und Wuͤrmer anwenden
kann.
4) Salz kann ferner mit wesentlichem Vortheile zur Vertilgung des
Unkrautes und anderer schaͤdlichen Pflanzen angewendet werden.
Was den ersten Punkt betrifft, so muß man bemerken, daß der beruͤhmte Dr. Darwin, wo er vom gemeinen oder Kochsalze als
Duͤngungsmittel spricht, behauptet, daß diese Substanz »ein
Reizmittel ist, welches die einsaugenden Gefaͤße der Pflanzen zu mehr als
gewoͤhnlicher Thaͤtigkeit erregt, und daß es, in gewisser Menge
angewandt, das Wachsthum der Pflanzen foͤrdert, indem es dieselben in den
Stand sezt, waͤhrend einer gewissen Zeit mehr Nahrung zu sich zu nehmen,
und folglich ihren Umlauf und ihre Absonderungen mit erhoͤhter
Thaͤtigkeit zu verrichten.« Humphry Davy scheint nach seiner Aeußerung in seiner Agricultural Chemestry es gleichfalls wahrscheinlich zu finden
»daß Kuͤchensalz als Duͤnger wirkt, indem es in die
Mischung der Pflanzen eintritt ungefaͤhr auf dieselbe Weise wie Gyps,
phosphorsaurer Kalk und die Alkalien.«
Diese Meinungen scheinen allerdings von großem Gewichte; da aber
verhaͤltnißmaͤßig nur Wenige im Stande sind, dieselben durch ihre
eigene Erfahrung zu bestaͤtigen, indem man bisher seine Aufmerksamkeit nur
sehr wenig auf die Anwendung des Kochsalzes im Gartenbaue gerichtet hat, so wird es vielleicht bei
Behandlung dieses Gegenstandes nuͤzlicher seyn, wenn man der Gesellschaft die
unbezweifelten Resultate solcher praktischen Maͤnner vorgelegt, welche ihre
Erfahrungen bereits bekannt gemacht haben, und hieraus solche Schluͤsse
zieht, welche ihre Mittheilungen zu rechtfertigen scheinen.
Dr. Brownrigg, welcher im J. 1748 ein schaͤzbares
Werk uͤber Kochsalzbereitung (On the Art of making
common Salt) herausgegeben hat, macht folgende Bemerkung:
»Salz« sagt er »traͤgt sehr viel zur
Fruchtbarmachung der Erde bei, und wenn man dasselbe gehoͤrig als
Duͤnger gebraucht, so gewahrt es dem Korne und anderen Pflanzen
reichliche Nahrung, und macht ganze Koͤnigreiche reich und fruchtbar,
wenn es in dem Boden haͤufig vorkommt.« S. 158Sehr wahr. Daher die uͤberschwengliche
Fruchtbarkeit Ungerns, des noͤrdlichen Afrika, Aegyptens etc. A. d.
Uebers..
Hr. Hollingshead, ein Gentleman von bedeutendem Vermoͤgen, der in der
Naͤhe von Chorley in Lancashire wohnte, und viele Jahre mit Versuchen
uͤber die Anwendung des Kochsalzes als Duͤnger hinbrachte, der auch
gewaltige Anstrengungen machte, um die Widerrufung der Salzgeseze zu bewirken, gab
wenige Jahre vor seinem Tode eine sehr interessante kleine Schrift uͤber
diesen Gegenstand heraus. In diesem Werke, welchem ich sehr vielen nuͤzlichen
Unterricht verdanke, erzaͤhlt er, daß, als »unreines Salz den
Paͤchtern noch ohne Abgabe erlaubt war, ein Individuum bei Middlewich in
Chesire seinen Garten im Herbste rigolte, und die Erde mit einer gewissen Menge
unreinen Salzes mischte. Im folgenden Fruͤhlinge wurde der Garten wieder auf
die gewoͤhnliche Welse umgegraben und mit Erdaͤpfeln bepflanzt. Die
hierdurch erhaltene Ernte uͤberstieg bei weitem seine sanguinischsten Erwartungen. Zwanzig
Erdaͤpfel unter den erhaltenen wogen 60 Pfd.
Man koͤnnte noch mehrere andere Zeugnisse uͤber die wohlthaͤtige
Wirkung des gemeinen Salzes bei dem Baue der Erdaͤpfel anfuͤhren; ich erinnere mich aber keiner, die so
entscheidend ausgefallen waͤren, wie jene des hochw. Dr. Cartwright, welche
sich im IV. Bde der Communications tho the board of
Agriculture befindenSiehe den
VII. Bd. des Repertory, II. Series. S.
184..
Nachdem vorlaͤufig ein Stuͤck Grundes zu den Versuchen hergerichtet
ward, wurde am 14. April 1804 ein Theil davon im Beete getheilt, die einen Yard
breit, und vierzig YardsEin Yard ist 2' 10'
81/2''' Wien. M. A. d. Uebers. lang, und von welchen vier und
zwanzig auf verschiedene Weise geduͤngt waren; eines derselben blieb
ungeduͤngt, und auf fuͤnfzehn derselben wurde ein viertel PeckEin Yeck ist der vierte Theil eines Bushel, =
0,14225 Wien, Mezen, oder ungefaͤhr 2 1/2 Wiener Maßel. A. d.
Uebers. Salz uͤber jedes hingestreut. An einem und
demselben Tage wurden alle diese Beete mit Erdaͤpfeln bepflanzt, so daß auf
jedes Beet eine Reihe derselben zu stehen kam; und damit der Versuch mit aller
moͤglichen Genauigkeit durchgefuͤhrt werden moͤchte, wurde
dieselbe Sorte auf alle Beete gepflanzt. Am 21. September wurden die
Erdaͤpfel ausgenommen, und der Ertrag einer jeden Reihe mit Genauigkeit
bestimmt, woraus erhellte, daß, mit Ausnahme eines einzigen Beetes, auf jedem
anderen, auf welchem Salz angewendet wurde, die Ernte bei weitem ergiebiger war, so
daß unter zehn verschiedenen Dungarten, von welchen die meisten von bekannter und
anerkannter Wirksamkeit waren, Salz bei weitem als der beste Duͤnger sich
zeigte, die Seifensiederasche (Chandler's graves) allein
ausgenommen. Das Beet, in welchem Salz mit Ruß gemengt war, gab unter allen die reichste Ernte. Der sonderbarste Umstand aber, und derjenige, der mich
vorzuͤglich bestimmte der Gesellschaft von diesem Versuche Nachricht zu
geben, ist der, daß dort, wo Salz gebraucht wurde entweder fuͤr sich allein,
oder mit anderem Duͤnger gemengt, die Wurzeln von jener Schaͤbe,
welcher die Erdaͤpfel so oft unterworfen sind, vollkommen frei waren,
waͤhrend keines der uͤbrigen Beete, obschon deren, ausser denjenigen
Erdaͤpfel-Beeten, die bloß des Versuches wegen bepflanzt wurden, noch
an beinahe vierzig auf demselben Grunde lagen, vollkommen davon befreit war.
Auch bei dem Ruͤbenbaue (culture of turnip) zeigt
das Salz sich als sehr kraftiges Mittel. Im 27 Bande des Annals of Agriculture befindet sich ein von Davies
Giddy, Esq., Praͤsidenten der Penzance Agricultural
Society, mitgetheilter Aufsaz, welcher Nachricht von einigen sehr wichtigen
Versuchen uͤber diesen Gegenstand enthaͤlt. Herr Sickler, Mitglied
dieser Gesellschaft, trat um Michaelis ein Landgut an, welches durch den vorigen
Besizer so sehr erschoͤpft wurde, daß es kaum die Aussaat ertrug. Im
Fruͤhjahre 1791 richtete Hr. Sickler zwei Acres auf Ruͤben (turnips) zu auf demselben Grunde, der sieben Jahre lang
nach einander Hafer trug. Die lezte Ernte brachte nicht einmal neun Bushel auf einem
AcreEin Acre ist 1125
Wiener □ Klafter. Ein Bushel = 9/16 Wien. Mezen. A. d.
Uebers.. In der ersten Woche des April wurde die Erde aus den Graben
in das Feld gefuͤhrt, und auf vier Haufen geschlagen: jeder derselben erhielt
drei Fuhren Seemuschelsand, und fuͤnf Bushel Salz. Die Erde eines anderen
Grabens, die großen Theils aus ausgetragenem Grund bestand, der bei fruͤherer
Bearbeitung weggeschafft wurde, wurde auf drei andere Haufen geschlagen, und jeder
derselben erhielt wieder drei Fuhren Sand, aber ohne Salz, weil die Erde ziemlich
reich schien. Die Haͤlfte des Feldes wurde mit den ersten vier Haufen
geduͤngt; da aber die drei lezten fuͤr die uͤbrige
Haͤlfte nicht hinreichten, wurde der ungeduͤngte Ueberrest mit Salz
bestreut, so daß zehn Bushel Salz auf einen Acre gerechnet wurden.
Derjenige Theil des Feldes, auf welchem Salz gebraucht wurde, entweder allein, oder
gemengt mit Erde, gab ungefaͤhr eine halbe Ruͤbenernte, allein, wo
kein Salz hinkam, war auch durchaus keine Ernte.
Im Jahr 1792 wurden drei Acres, welche im J. 1791 eine Weizenernte trugen, die nicht
uͤber zwoͤlf Bushel auf den Acre stieg, vor Weihnachten
gepfluͤgt, und in der Mitte des folgenden Sommers in schoͤnes
Ackerland verwandelt. Auf jedem Acre wurden zwanzig Bushel Salz ausgesaͤet,
mit der Ausnahme jedoch, daß zwei Furchen gegen die Mitte des Feldes hin absichtlich
ohne alles Salz gelassen wurden: auf diesen zwei Furchen schlugen die Ruͤben
gaͤnzlich um, waͤhrend der uͤbrige Theil des Feldes eine
reichliche Ernte gab.
Im J. 1793 wurden vier Acres Landes, die durch vorausgegangenen Bau gaͤnzlich
erschoͤpft waren, vor Weihnachten umgepfluͤgt. Drei Acres davon wurden
mit Salz besaͤet im Verhaͤltnisse von fuͤnf und zwanzig Bushel,
und der andere Acre mit achtzehn Bushel ohne allen anderen Duͤnger. Die Ernte
war im Ganzen genommen, gut, aber sichtbarlich dort am besten, wo am meisten Salz
angewendet wurde. Seit dieser Zeit wurden mit gleich gutem Erfolge durch Anwendung
des Salzes mehrere Ruͤbenernten erzweckt, und in dem strengen Winter von
1794–95 bemerkte man, daß diese Ruͤben durch den Frost weit weniger
litten als andere, die auf aͤhnliche Weise gezogen und gepflegt wurden. Der
Verfasser dieses Berichtes bemerkt, daß, wenn Ruͤben welche mit Salz geduͤngt
wurden, weniger vom Forste litten, als solche, welche auf die gewoͤhnliche
Weise gezogen wurden, dieser Umstand von einem ausserordentlichen Grade von
Gesundheit und Staͤrke der Pflanze zeige: doch eine einzelne Beobachtung
reicht nicht zu, um eine solche Erscheinung als Grundsaz aufzustellen.
Reichlicher Gebrauch des Salzes wurde auch bei der Cultur der Moͤhren sehr
wirksam befunden. Daß bei allen eßbaren Pflanzen das Wachsthum, und folglich auch
der Ertrag der Ernte durch Salz sehr vermehrt wurde, haben alle Gaͤrtner in
Amerika laͤngst gewußt. Sir Joh. Sinclair belehrt uns gleichfalls, daß
gedrillte Moͤhren in einem gesalzenen Beete sehr gut gedeihen, wenn das Salz
mitten zwischen die Reihen so unter die Oberflaͤche gebracht wird, daß es in
einiger Entfernung von den Wurzeln zu liegen kommt, und eher aufgeloͤßet
wird, als die Wurzelfasern dasselbe beruͤhren koͤnnen. Man sehe dessen
Husbandry of Scotland, 2 edit. II. V. Append. p. 182Man findet auch in Sinclair's Code of Agriculture (in der trefflichen, allen
deutschen Landwirthen zu empfehlenden deutschen Uebersezung: „Grundgeseze des Ackerbaues, nebst Bemerkungen
uͤber Gartenbau, Obstbaumzucht, Forstkultur und Holzpflanzung
von Sir John Sinclair, a. d. Engl.
uͤbersezt von Jos. Ritter von Schreibers. 8. Wien 1819.
S. 695.“) mehrere interessante Notizen uͤber Salz als
Duͤngungsmittel. A. d. Uebers..
Vor einigen Jahren entdeckte Baron v. Humboldt, daß eine
schwache Aufloͤsung von irgend einem uͤberoxydirten kochsalzsauren
Salze die Eigenschaft besizt, das Wachsthum der Pflanzen zu beschleunigen und zu
vermehren. Diese Wirkung mag wahrscheinlich von dem Umstande herruͤhren, daß
uͤberoxydirte kochsalzsaure Salze, wenn sie der Luft ausgesezt werden, sich
in gemeine salzsaure Salze verwandeln.
Es wuͤrde vielleicht noch innerhab der Graͤnzen des Planes und der
Absichten ihrer Gesellschaft liegen, jenen Gaͤrtnern Preise anzubieten,
welche fernere Versuche mit den Ruͤckstaͤnden der Bleicher anstellen
wollten, mit einem Artikel, der wenig oder gar nichts kostet, und der, wenn er von
dem stets in ihm enthaltenen schwefelsauren und salzsauren Braunsteine gereinigt
ist, ohne Zweifel sich als kraͤftiger und wohlthaͤtiger Duͤnger
beweisen wuͤrdeNach mehreren
gemachten Erfahrungen geben diese Ruͤckstaͤnde allerdings ein
sehr wirksames Duͤngungsmittel, wenn die freie Saͤure vorhero
durch Kalk neutralisirt wird. D..
Ein Gaͤrtner von bedeutendem Rufe zu Chorley in Lancahshire, Nahmens Beck,
bediente sich in seinen ausgedehnten Gartenbesizungen durch mehr dann dreißig Jahre,
vorzuͤglich bei seinen Zwiebeln, des Kochsalzes, und er fand, daß das
angewendete Salz bei weitem jeden anderen Duͤnger uͤbertrafDieß ist durch die Kultur der Blumenzwiebel der
Hollaͤnder, die die ganze Welt damit versehen, nur zu sehr erwiesen,
als daß der Uebersezer es der Muͤhe werth faͤnde, seine eignen
diese Wahrheit bestaͤtigenden Versuche hier anzufuͤhren. A. d.
Uebers.. Er gab sich nie die Muͤhe, die Menge des
anzuwendenden Salzes mit Genauigkeit zu bestimmen; wenn er aber uͤber diesen
Punkt gefragt wurde, so sagte er, er glaube, daß der gewoͤhnlich sechzehn
Bushel Salz auf einem Acre Landes gerechnet habe. Sein Verfahren war. das Salz
jedesmal unmittelbar, nachdem er den Samen mir Erde bedeckt hatte, auszustreuen; ein
Umstand, der Beachtung verdient, indem man gefunden hat, daß wenn das Salz
aufgestreut wird, nachdem die Pflanzen sich einmal uͤber der Erde sehen,
ließen, der ganze Ertrag derselben unvermeidlich zerstoͤrt wirdDer Uebersezer hat daher sich des Begießens der
Beete mit Salzwasser unmittelbar nach dem Besaͤen derselben sehr oft
mit Vortheil bedient. A. d. Uebers.. Wenn hingegen eine kleine
Menge Salzes, sobald der Same der Zwiebeln unter die Erde gebracht ist, aufgestreut
wird, ungefaͤhr sechs Pfund auf ein Quadrat PerchEin Perch ist 5 1/2 Yard. A. d.
Uebers.
Landes, oder acht Lothe
auf ein Quadrat-Yard, so kann es nicht fehlen, daß der Erfolg hiervon
auffallend und hoͤchst vortheilhaft seyn muͤsse.
Man hat viel uͤber das allgemeine Mißrathen der Zwiebel im lezten Jahre
gesprochen; ich habe aber nicht von einem einzigen Gaͤrtner, der Salz
angewendet hat, gehoͤrt, daß die Erndte nicht sehr reichlich gewesen
waͤre. Zur Bestaͤttigung dieser Thatsache will ich nur auf den Brief
des Hrn. Wilh. Norton zu Biel verweisen, welcher in
unserer Gesellschaft am 8. Sept. lezthin vorgelesen wurde, und welcher von den
Vortheilen spricht, die er von einer Aufloͤsung des gemeinen Kochsalzes in
Wasser erhielt, womit er seine Zwiebel und Schalloten-Beete und andere
Wurzelpflanzen begoß. Ich werde indessen vor Beendigung dieses Aufsazes noch einmal
Gelegenheit finden auf Hrn. Morton's Brief zuruͤck zu kommen.
Da wir nun das gemeine Kochsalz so auffallende Wirkung in der Cultur der
Erdaͤpfel, der Ruͤben, der Moͤhren, der Zwiebeln und Schalloten
etc. hervorbringen sehen, so kann ich mich nicht genug wundern, daß es nicht schon
lang allgemein angewendet wurde, um so mehr, als unser Lordkanzler Bacon vor mehr
als 200 Jahren die Anwendung desselben bei dem Gartenbaue auf die unzweideutigste
Weise empfohlen hat. Er sagt: „Mehrere Kraͤuter, wie Rettige,
Mangold, Raute, Polei, befinden sich am besten, wenn sie mit Salzwasser begossen
werdenKein Wunder; denn
Mangold, Rauke, Poley etc. wachsen am Meere. A. d. Uebers.;
und ich rathe dieses Verfahren auch auf einige andere Kraͤuter,
vorzuͤglich auf solche, die scharf schmecken, wie Senf, Rauke und
dergleichen auszudehnen.“Bacon's Natural
History. Ich muß indessen fortfahren die Wirkung des Salzes in der
Obstbaumzucht zu betrachten.
Die Wirkung des Salzes auf Obstbaͤume, wenn
dasselbe vorsichtig angewendet wird, ist nicht minder wohlthaͤtig. In
Gegenden, wo man Obstmost macht, ist es auf einigen Hoͤfen, deren Besizer auf
schoͤne Obstgarten stolz sind, allgemeine Sitte, einen kleinen Graben in
einer Entfernung von einigen Yards um jeden Apfelbaum zu ziehen, und eine kleine
Menge Salz in denselben zu werfen, welches durch den Regen allmaͤhlig
aufgeloͤßet, und nach und nach den Wurzeln des Baumes zugefuͤhrt wird.
Durch dieses Verfahren wird, wie man sagt, die Menge des Obstes vermehrt, und die
Baͤume werden bei guter Gesundheit und in Kraft erhalten.
Hr. Hollingshead, dessen ich oben erwaͤhnte, und der diesen Gegenstand durch
mehrere Jahre studirte, bemerkt, daß „jene Paͤchter, welche nahe an
der Meereskuͤste sizen, sich dadurch bedeutenden Vortheil verschaffen
koͤnnten, wenn sie ihre Gruͤnde mir Seewasser waͤssern,
oder wenn sie dieselben mit Sand vom Strande unter dem Hochwasserstande
waͤhrend des Fruͤhlinges und des Herbstes bestreuen wollten, indem
die darin enthaltenen Salztheilchen von großem Vortheile seyn wuͤrden,
„Obstbaͤume“, sagt er, „und Hopfen
sollten auch mit Seewasser besprizt, oder mit See- oder Salzsand in
einiger Entfernung von ihren Staͤmmen umlegt werden. Die
Baumwollenstaude und das Zuckerrohr in West-Indien wuͤrde
gleichfalls durch aͤhnliche Behandlung bedeutenden Vortheil
gewinnen.“ S. 21.
Man erinnert sich noch eines hoͤchst auffallenden Versuches, welcher von dem
sel. Hrn. Gilbert, Hausmeister bei dem sel. Herzoge von Bridgewater uͤber die
Wirkung des Salzwassers auf Aepfelbaͤume gemacht wurde. Da ich diesen Herrn
selbst kannte, so nehme ich keinen Anstand zu sagen, daß ich glaube, man
koͤnne sich auf seine Angabe puͤnktlich verlassen. Dieser Herr, der
nicht bloß des Herzoges Hausmeister, sondern auch ein Salzmanufakturist im Großen war, besaß
indessen in der Nahe seiner Salzgruben zu Winchham in Cheshire einen Hof, auf
welchem er einen mit Aepfelbaͤumen bepflanzten Obstgarten hatte, der, da er
alt zu werden anfing, im Fruͤhjahre eine Menge von Bluͤthen trug, aber
nie mehr eine Frucht zur vollen Reife brachte. Um diesem Uebel abzuhelfen, streute
der Besizer um jeden Baum in einiger Entfernung von dem Stamme eine gewisse Menge
kleingestoßenes Steinsalz, und seit dieser Zeit fuhren alle Baͤume in diesem
Obstgarten fort sehr fruchtbar zu tragen, und eine Menge schoͤner, großer,
wohlschmeckender Aepfel zu bringen.
Ein Kaufmann zu Liverpool, mit welchem ich wohl bekannt bin, sandte mir einen Auszug
aus einem Schreiben eines sehr achtbaren Correspondenten uͤber den Zustand
der Obstgaͤrten zu Droitwich, einer Stadt in Worcestershire, und einem der
bedeutendsten Salzmanufaktur-Orte in Groß-Britannien. Er lautet
so:
„Ein merkwuͤrdiger und beachtenswerther Umstand ist, daß um den
15ten Julius, wo das kleine Obst wegen der großen Duͤrre anfing zu
fehlen, und auf dem Markte selten zu werden, das Obst in den Gaͤrten von
Droitwich nicht den mindesten Anschein hatte, sondern im Gegentheile in der
moͤglich groͤßten Ueppigkeit da stand: ich bin gewiß, nicht zu
viel zu behaupten, wenn ich sage, daß ich Hunderte von
Johannisbeeren-Traͤubchen haͤtte pfluͤcken
koͤnnen, deren jedes ein halbes Pfund schwer warDas englische Pfund ist etwas leichter als
das deutsche, und zu Wiener Gewicht wie 31:38. A. d.
Uebersez.. Der gemeinschaftliche Blumenstiel dieser
Traͤubchen war so lang, und die einzelnen Blumenstielchen waren so
zahlreich, und die Beeren so groß, daß ich meinen Kindern, die mit mir waren,
bemerkte, ich
koͤnne diese von allen anderen Vettern jezt so auffallend verschiedene
Groͤße des kleinen Obstes nur durch die Gegenwart des Salzes in der
Atmosphaͤre, welches durch das Kochen desselben in so vielen Pfannen der
hiesigen Salzwerke in die Luft getrieben wird, erklaͤren.“
Als Zugabe zu diesen Thatsachen muß ich noch bemerken, daß die Anwendung des
Kochsalzes im Acker- und Gartenbaue im Auslande viel haͤufiger ist,
als in unseren Koͤnigreichen; denn ich habe die unbestreitbarste
Auctoritaͤt, wenn ich behaupte, daß „Salz an den Ufern der Rhone in
Obst- und Weingaͤrten angewendet wird, und daß diese durch das
Salz verbessert werden.“
Die meisten, welche fuͤr die wohlthaͤtigen Wirkungen des Kochsalzes im
Gartenbaue zeugten, bemerkten, daß Salz die Eigenschaft besizt, Feuchtigkeit aus der
Atmosphaͤre anzuziehen, und davon koͤnnen moͤglicher Weise
viele der wichtigsten Resultate abgeleitet werden. Wahrscheinlich ist es dieser
Eigenschaft des Salzes, Feuchtigkeit anzuziehen, zuzuschreiben, daß man
gewoͤhnlich die fremden Weinfechser von besonderen Rebensorten in Salzwasser
eintaucht, ehe sie zu Schiffe gebracht und heimgefahren werden. Man hat mir in der
That versichert, daß Stecklinge von Myrten und anderen Straͤuchern weit
hergefuͤhrt werden koͤnnen, und daß man ihres Lebens sicherer seyn
kann, wenn sie vorlaͤufig in eine Aufloͤsung von Kochsalz getaucht
werden. Stecklinge von der Trauerweide (salix babylonica
Linn.) die im Oriente zu Hause ist, konnten nie lebendig zu uns gebracht
werden, bis man den Kunstgriff befolgte, und sie in Salzwasser eintauchte.
Indem ich wegen dieser Abschweifungen um Vergebung bitte, will ich diesen Theil
meiner Abhandlung mit den Worten eines achtbaren verstorbenen Schriftstellers
beschließen, der wahrscheinlich mehr Versuche uͤber die Wirkungen, des Kochsalzes im
Gartenbaue angestellt hat, als irgend ein anderes Individuum in
Groß-Brittannien. »Alles« sagt er, »was in
Gaͤrten oder Treibhaͤusern gesaͤet oder gepflanzt wird,
sollte eine bestimmte Menge Salzes auf der Oberflaͤche der Erde, in
welche es gebaut wird, um sich her gestreuet erhalten. Durch dieses
regelmaͤßige Treiben der Vegetation mittelst des Salzes wuͤrden
alle Feld- und Gartenproducte drei oder vier Wochen fruͤher als
auf die gewoͤhnliche Weise zur Reife gebracht werden, und die
verschiedenen Samen wuͤrden an Gewicht und Dichtigkeit eben so wie die
Fruͤchte an Reichthum und feinem Geschmacke gewinnenHints to Country
Gentleman etc. by John Hollingshead, Esqu. 3. Edit. p. 19..“ Sir
Joh. Sinclair, der diese Stelle anfuͤhrt, bemerkt
daß »der Vortheil, den man von Anwendung der hollaͤndischen Asche
(Dutch-Ashes), die so voll von
Salztheilchen ist, in den niederlaͤndischen Gaͤrten
erhaͤlt, eine vollguͤltige Bestaͤtigung dieser Lehre
ist.«
Die zweite Eigenschaft, welche ich dem Kochsalze, wenn
dasselbe im Gartenbaue angewendet wird, zuschrieb, ist diese, daß eßbare
Pflanzen- und Obstbaͤume dadurch sowohl zur Nahrung, als zur Wohnung
der Insekten und Waͤrmer untauglich werden. Hieruͤber sowohl, als
uͤber die uͤbrigen Punkte dieser Abhandlung muß ich mich sehr kurz
fassen; denn sonst wuͤrde dieser Aufsaz langer werden, als daß es
moͤglich waͤre, denselben in einer einzelnen Sizung vorzutragen.
Die Paͤchter in den Grafschaften, welche zunaͤchst an der Hauptstadt
liegen, und auch in mehreren anderen Gegenden Englands, werfen ihren Saatweizen
nicht ehe aus, bis sie denselben nicht vorher in einer sehr starken
Kochsalzaufloͤsung eingeweicht haben, indem sie dieses Verfahren als ein
specifisches Mittel gegen den Rost oder Brand im Weizen, und gegen die Verheerungen der
Insecten in den Koͤrnern desselben befunden haben. Da dieses Verfahren sich
bei Erhaltung des Saatkornes so kraͤftig erweiset, warum sollte es nicht auch
bei den Gartensamen, bei Zwiebeln, Mohren, Ruͤben, Rettigen, Sellerie,
Petersilie u.dgl. befolgt werden?
Der Honigthau, welcher jedes Jahr so große Verwuͤstungen an Obstbaͤumen
anrichtet, wird, wie ich glaube, von kleinen Insekten erzeugt; und diesem Unfalle
kann man dadurch vollkommen vorbeugen, daß man um den Baum herum Salz streut.
Ameisen kommen nie an jenen Stellen eines Gartens zum Vorscheine, wo Salz
gehoͤrig ausgestreut ist, und wie verderblich diese kleinen Thiere
fuͤr Baͤume sowohl als fuͤr die Fruͤchte sind, ist nur
zu bekanntIn manchen
Faͤllen nuͤzen jedoch selbst diese schaͤdlichen Ameisen
wieder; z.B. gegen Blatt- und Schildlaͤuse. A. d.
Uebers.. Ich zweifle nicht, daß auch die schaͤdliche
HopfenfliegeBei uns ist keine
Hopfen-Fliege (Fly in hops), wohl aber
eine Phalaͤne, Ph. lupuli,
hoͤchst verderblich. A. d. Uebers. durch den
gehoͤrigen Gebrauch des Salzes vertrieben werden kann.
Im vorigen Jahre schrieb mir ein Herr vom Vorgebirge der guten Hoffnung, um mich zu
fragen, ob ich kein Mittel ausfindig machen koͤnnte, ein Insekt zu
zerstoͤren, welches in dieser Kolonie die Reben angreift, und nicht zu
berechnenden Schaden hervorbringt. Er schrieb mir, daß dieß ein sonderbares Insekt,
und ungefaͤhr von der Form der Asseln waͤre (millepedes or common wood-louss), auf die Reben hinankrieche, und
an denselben solches Unheil anrichte, daß einige Pflanzungen durch dasselbe ganz
unbrauchbar geworden sind. Es wuͤrde in der That jede Weinlese
gaͤnzlich zu Grunde gerichtet werden, wenn die Eigenthuͤmer der
Weingaͤrten nicht eine große Menge von Weibern und Kindern haͤtten, um
dieses Ungeziefer aufzuklauben. Diese sonderbaren Insekten vergraben sich am Tage
ganz seicht unter die Oberflaͤche der Erde, ungefaͤhr einen Zoll tief,
und kommen am Abende auf die Baͤume hinauf. Die weiblichen Sklaven und ihre
Kinder kommen jede Nacht zu dem Eigenthuͤmer, und bringen das Produkt ihres
Fleißes in ihren Huͤten mit. Der Herr untersucht jedes besonders, und leert
die Huͤte dann in einen Wassereimer, der hierzu an seiner Seite bereit steht.
Sklaven und Kinder werden dann nach ihren Verdiensten, und nach der Menge der
Insekten, die jedes derselben eingebracht hat, belohnt, und die Faulen und
Nachlaͤssigen werden verhaͤltnißmaͤßig bestraft. Mein
Korrespondent versichert, daß die Verheerungen, welche diese Insekten anrichten, die
Menge von Haͤnden, die zu ihrer Vertilgung erfodert wird, und der hohe
Arbeitslohn am Cap den Weinbau daselbst, und das dadurch nothwendige Gedeihen der
Colonie mehr als alles andere hindern. Um diese Kreaturen auszurotten, rieth ich
Salz auf die Erde zu streuen, wo die Reben hineingepflanzt werden sollen, und man
versprach mir Nachricht uͤber den Erfolg dieses Versuches. Sobald ich
dieselbe erhalten werde, werde ich nicht ermangeln sie der Gesellschaft
mitzutheilen.
Es ist keine bloße Spekulation, daß Kochsalz den Verheerungen der Insekten und
Wuͤrmer in den Garten vorbeugt; denn Gaͤrtner von Erfahrung haben dieß
so oft versucht, daß kein Zweifel hieruͤber mehr uͤbrig ist. Vor mehr
dann fuͤnfzig Jahren hat Hr. Thomas Hitt, der bei Lord Robert Manners zu
Bloxholme in Lincolnshire, und spaͤter bei Lord Robert Bertie zu Chislehurst
in Kent Gaͤrtner war, ein sehr interessantes Werk uͤber die Behandlung
der Obstbaͤume mitgetheilt, in welchem er viele verschiedene Anleitungen zum
Gebrauche des Kochsalzes gibt, die er auf eine Erfahrung von vielen Jahren
gruͤndet.
Auf einer Reise im Sommer und Herbste des vorigen Jahres, die ich durch das
noͤrdliche England, und durch einen Theil von Schottland machte,
hoͤrte ich wiederholte Klagen uͤber das Mißlingen der Zwiebelernte,
die, wie man mir sagte, durch den Drathwurm (wire-worm)Der Uebersezer weiß
nicht, was dieß fuͤr ein Thier ist. Dem Nahmen nach scheint es ein
Gordius zu seyn. A. d. Uebers.,
zerstoͤrt wurden. Dieß war vorzuͤglich der Fall um Edinburgh, und in
der ganzen Grafschaft Fife. Briefe vom Hause meldeten mir auch, daß aus derselben
Ursache seit einem Monate oder zwei die Zwiebeln in der Nachbarschaft von London
sehr selten waren, bis man fremde Zwiebeln herbeibrachte, und daß man sie in
Covent-Garden auf dem Markte beinahe so theuer wie Pfirsiche verkaufte. Ich
hoͤrte daher mit vielem Vergnuͤgen waͤhrend meiner Anwesenheit
zu Edinburgh bei der jaͤhrlichen Zusammenkunft unserer Gesellschaft die
Mittheilung des Hrn. Morton, Gaͤrtners in der Nachbarschaft von Dunbar,
welcher in einem Briefe an den Secretaͤr uns versicherte, daß er seine Ernte
durch den Gebrauch des Salzwassers rettete, waͤhrend alle andere Zwiebeln in
den Garten um ihn her zu Grunde gingen.
Drittens ist Salz nicht nur allein ein Vorbeugungsmittel
gegen die Verheerungen der Raupen, Insekten und Wuͤrmer an Pflanzen und
Baͤumen, sondern auch eines der kraͤftigsten Mittel, dessen man in
einem Garten selbst zur Zerstoͤrung dieser Thiere
sich bedienen mag. Von der Wahrheit dieser Behauptung kann jeder sich in sehr kurzer
Zeit durch einen direkten Versuch uͤberzeugen. Wenn man eine kleine Menge
Salzes auf einen gemeinen Regenwurm (Earth worm) streut,
so wird man die zerstoͤrende Kraft des Salzes beinahe augenbliklich wirken
sehen. Die Wirkung desselben auf Wuͤrmer zeigt sich auch hoͤchst
auffallend an den
Blutegeln. Wenn man dieses Thier statt der Lancette gebraucht hat, so pflegt man
gewoͤhnlich ein wenig Salz in der Naͤhe seines Mundes auf dasselbe zu
streuen; hierdurch wird der Blutegel gezwungen, alles Blut, das er einsog,
augenbliklich auf den Teller, auf welchen man ihn gelegt hat, auszuspeien; nimmt man
aber etwas zu viel Salz, oder bleibt der Blutegel zu lang mit demselben in
Beruͤhrung, so wird dieses auch sehr leicht fuͤr ihn toͤdlich;
daher pflegen einige, die mit Egeln Blut laßen, denselben das Blut lieber
auszudruͤcken, als daß sie die Gefahr wagen, diese Thiere durch Anwendung des
Salzes gaͤnzlich zu verlieren. Der sehr achtbare Sir Joh. Sinclair
erklaͤrt die Wirkung des Salzes in einer schaͤzenswerthen, von ihm neu
herausgegebenen Schrift auf folgende Weise. »Salz« sagt er,
»zerstoͤrt das Ungeziefer in der Erde, indem es dasselbe
zwingt, seinen Koͤrper von demjenigen zu entleeren, was es zu sich nahm;
diese Ausleerungen wirken zu kraͤftig auf diese Thiere, als daß sie
denselben widerstehen koͤnnten. Es hat«, fuͤgt er
hinzu, »hierbei noch der Nebenvortheil statt, daß das Ungeziefer dadurch
Nahrung fuͤr diejenigen Pflanzen wird, welche es ohne dieses Gegenmittel
aufgerieben haben wuͤrde.«
Der ausgezeichnete Joh. Evelyn, der beruͤhmte Verfasser der Sylva, und anderer
interessanten Werke, der selbst ein sehr eifriger Vervollkommner der Gartenbaukunst
gewesen ist, scheint die Wirkung des Kochsalzes als Zerstoͤrungsmittel der
Erdschnecken (slugs), der Wuͤrmer und anderen
kriechenden Ungeziefers, wohl gekannt zu haben, wie es aus einem Aufsaze im ersten
Bande des praktischen Landwirthes und Pflanzers (the
Practical Husbandman et Planter, 8. 1733. S. 53.) erhellt; es scheint aber
nicht, daß er dasselbe regelmaͤßig zu diesem Zwecke angewendet hat.
Aus einem Versuche uͤber Anpflanzungen (Essay on
Plantership), welchen Hr. Samuel Martin auf der Insel Antigua herausgab, scheint es,
daß Kochsalz auf den westindischen Inseln zur Vertilgung der Engerlinge und Insekten
angewandt wurde. »Gruͤnde« sagt er, »die den
Engerlingen sehr ausgesezt sind, und vorzuͤglich mit dem
gewoͤhnlichen Duͤnger geduͤngt wurden, welcher das
eigentliche Nest fuͤr die Mutterkaͤfer ist, in welches sie ihre
Eier legen, sollte man gehoͤrig mit einer Salzaufloͤsung wassern,
nachdem der Duͤnger vorlaͤufig gehoͤrig zertheilt wurde:
zwei starke HogsheadsEin Hogshead ist
63 Gallonen; ein Gallon 3,264 Wien. Maß. A. d. Uebers. Salz
geben Salzwasser genug auf eine Dunggrube von fuͤnfzig Quadratfuß. Dieses
Mittel gegen die Engerlinge (grubs) ist eine neuere
Entdeckung, welche ich einem einsichtsvollen Pflanzer verdanke, und die ich mit
Erfolg versucht habe.«
»Ein Oekonomie-Inspektor von hohem Range in meiner Nachbarschaft,
sagt der sehr ehrenwerthe Lord Kenyon in seiner »Evidence delivered before the Board of
Trade,« betrachtet die Anwendung des Salzes als ein
hoͤchst schaͤzbares Mittel zur Vertilgung der Erdschneken,
Fadenwuͤrmer, Schneken etc., welche oͤfters ganze Ernten zu Grunde
richten. Er erinnert sich auch noch wohl, daß Salz in der Nachbarschaft von
Hoch- und Nieder-Wiches in Cheshire, ehe die Salzsteuer auf die
gegenwaͤrtige Hoͤhe getrieben wurde, in großer Menge angewendet
worden ist.«
Ein Schriftsteller in Dr. Rees'sCyclopedia bestaͤtigt dieß
unter dem Artikel Salz, indem er sagt, daß »in
Cheshire und anderen Grafschaften das Wasser der dortigen Salzquellen als
Duͤngungsmittel fuͤr die Felder haͤufig gebraucht wird. Sie
lassen«, sezt er hinzu, »das Wasser dieser Quellen, nachdem
es geregnet hat, eine Zeit uͤber auf ihre Gruͤnde, und dadurch
wird das Salz, welches dieses Quellwasser enthaͤlt, so sehr mit Regenwasser
verduͤnnt, daß es zu schwach wird, um dem Korne oder Grase zu schaden,
und jedoch stark genug bleibt, Wuͤrmer und anderes Ungeziefer zu
toͤdten, und das Wachsthum der Pflanzen zu
beguͤnstigen.“
Die vierte Eigenschaft, die ich dem Kochsalze zuschrieb,
wenn dasselbe im Gartenbaue angewendet wird, ist die Vertilgung der
Unkraͤuter und anderer schaͤdlicher Vegetabilien. In dieser Hinsicht
ist der Nuzen so augenscheinlich, als ich gewuͤnscht haͤtteDaß nicht alle Unkraͤuter durch
Salzwasser vertilgt, daß sogar eigene Arten dadurch erzeugt werden, ist
jedem Botaniker und Halurgen nur zu bekannt. Indessen muß man nicht
vergessen, daß jene Unkraͤuter, die in sehr gesalzenem Boden
gedeihen, kein Unkraut, sondern sehr nuͤzliche Pflanzen sind, und
Soda liefern. Siehe den Auszug aus Pallas in
diesem Journale. I. Jahrg. Bd. 2. S.
61 u. f. A. d. Uebers.; folgende Zeugnisse scheinen
indessen Aufmerksamkeit zu verdienen.
Der Verfasser eines Versuches uͤber die Wirkung des Salzes auf die Vegetation
(Essay on the effect of salt on vegetation), welcher
in dem ersten Bande der Practical Husbandry, die wir
oben anfuͤhrten, erschien, druͤkt sich hieruͤber auf folgende
Weise aus: »Ein schottischer Gentleman hat mich versichert, daß man lang
schon in diesem Theile von Großbritannien des Salzes sich bediente, und stets
zehn bis zwoͤlf Bushel des dortigen groben, unreinen Salzes mit der Hand
auf einem Acre jungen gruͤnen Weizens zuweilen im November, Dezember,
Jaͤner und Hornunge aussaͤete, indem dieses, verschiedenen
Nachrichten zu Folge, die ich hieruͤber erhielt, in Vertilgung des zarten
Unkrautes unter dem Getreide sich sehr kraͤftig bewies, zugleich aber dem
Getreide sehr wohl bekam, und viel zur Guͤte und Schwere der
Koͤrner beitrug.« S. 48.
Bischof Watson sagt in seinen chemischen Versuchen (Chemical Essays), daß »man in Cheshire, wo
immer der Boden voll Unkraut und Binsen ist, gewoͤhnlich ein Stil
Steinsalz hinlege, um das Unkraut dadurch zu zerstoͤren.« S.
73. Bd. II.
Gervas Markham, der wohlbekannte Schriftsteller uͤber landwirthschaftliche
Gegenstaͤnde aus der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, empfiehlt den
Gebrauch des Salzes als Duͤngungsmittels fuͤr die Felder
nachdruͤklich in seinem Werke: »a Farewell
to Husbandry«, und schließt seine Beobachtungen mit der
Bemerkung, daß »nichts so sehr, wie Salzigkeit, Unkraut und anderen
Schaden im Grunde so sicher ertoͤdte.«
Major Joh. Taubmann, Sprecher des Hauses Keys, auf der Insel Man, sagt in seiner Evidence before the Board of Trade i. J. 1817, daß
»er ausgeschossenes Salz als Duͤnger auf Wiesen mit Vortheil
angewendet hat, und dann mit der Hand aussaͤen ließ, ohne jedoch die
Menge angeben zu koͤnnen, die man angewendet hat; die Wiese war sehr mit
Moos bedeckt, welches durch Anwendung des Salzes gaͤnzlich
zerstoͤrt wurde.«
»Hr. Sickler laͤßt einen kleinen Haufen Erde in der Mitte eines
Feldes aufwerfen, auf dessen Gipfel er eine Fuhr Ausschußsalz schuͤtten
ließ; die Erde in dem Haufen sowohl als mehr als zwei Fuß tief unter demselben
bis auf das Thonlager (nachdem naͤmlich der Haufen abgetragen war) ward
dadurch so vollkommen untragbar, daß auch das gemeinste Unkraut nicht in
derselben wachsen konnte. Diese untragbare Erde ward jedoch der reichste
Duͤnger fuͤr den uͤbrigen Theil des Feldes.«
Case of the salt Duties, by Sir Thom. Bernard, Bart.
p. 275.
Ich habe jezt alles offenbar Erwiesene, was ich in Bezug auf den Gebrauch des
Koch- oder Seesalzes in dem Gartenbaue auffinden konnte, ihnen vor Augen
gelegt. Ich fuͤhle indessen noch sehr wohl, daß, obschon hierdurch
fuͤr uns bereits genug erwiesen seyn mag, um zu der Entscheidung zu gelangen,
daß die Anwendung des Salzes im Gartenbaue wesentlich ist, es wahrscheinlich noch
mehrere andere wohl erwiesene Thatsachen geben mag, welche noch nicht zu meiner
Kenntniß gelangten, und aus dem, was wir bisher hieruͤber erhalten haben,
laͤßt sich vermuthen, daß unser Wissen uͤber diesen Gegenstand noch
sehr beschraͤnkt ist.
Um dieses in der That kostbare Mineral auf dem moͤglich besten Wege zu
benuͤzen, muß durch praktische Kenntniß, durch direkte. Versuche, und durch
aufmerksame Beobachtung noch vieles geleistet werden. Jede einzelne Pflanze von dem
Kraute bis zum staͤrksten Obstbaͤume, mag wahrscheinlich sowohl im
Zustande des Samens, als in der Wurzel, und im reiferen Wuchse ihre Eigenheit und
besondere Gewohnheit besizen. Die eine mag mehr, die andere weniger Salz fordern;
die eine mag unmittelbare Anwendung des Salzes vertragen, waͤhrend die andere
fordern kann, daß das Salz in einiger Entfernung von ihr ausgebreitet werde. Es ist,
mit einem Worte, klar, daß, da nun einmal die wohlthaͤtige Wirkung des
Verfahrens, welches ich versuchte zu ihrer Kenntniß zu bringen, im Allgemeinen durch
Erfahrung begruͤndet ist, uns nichts anderes mehr zu thun uͤbrig
bleibt, als dieselbe auf dem Wege des Versuches weiter zu verfolgen.
Als Duͤnger fuͤr das Feld wurde das Seesalz von dem Buͤreau des
Akerbaues zu London (Board of Agriculture in London) und
von der Highland Society in Schottland so wichtig erachtet, daß beide diese
verbruͤderten Institute Preise auf Versuche hieruͤber ausgeschrieben
haben.
Bei dem Interesse, welches ich seit langer Zeit an diesem Gegenstande genommen habe,
bei dem Antheile, welchen ich an dem Erhalten der neueren Parlaments-Akte,
durch welche die Abgabe auf Steinsalz zu landwirthschaftlichen Zweken vermindert
wurde, besize, sah ich nicht ohne Vergnuͤgen und mit Zufriedenheit diese
Preist unter dem Publikum ausschreiben; ich bin geneigt, zu hoffen, daß diese
neuerlich ertheilte Nachsicht des gesezgebenden Koͤrpers der
Vorlaͤufer eines gaͤnzlichen Widerrufes aller bestehenden Salzgeseze
seyn wird, und daß die ausgeschriebenen Preise einen solchen Geist des Wetteifers
unter den Paͤchtern weken werden, der auf eine ausgezeichnete Weise dazu
beitragen muß, das Emporkommen des Akerbaues zu foͤrdern. Ich wuͤnsche
sehnlich, daß die Akerbaugesellschaften in London und Edinburgh einen
verhaͤltnißmaͤßigen Grad von Wichtigkeit auf die Anwendung des
Kochsalzes bei ihren Versuchen legen, und dadurch bestimmt werden mochten, solche
Preise auszuschreiben, die nicht fehlen koͤnnen, die Thaͤtigkeit und
Aufmerksamkeit aller unserer rationellen und wissenschaftlich gebildeten
Gaͤrtner anzuregen, und ihre Untersuchungen auf die Erforschung eines so
interessanten und wichtigen Gegenstandes zu leiten. Sollte die gegenwaͤrtige
Sammlung von Thatsachen auch nur im mindesten dazu beitragen koͤnnen, den
Rath der Caledonian Horticultural Society einzuladen,
einen solchen Preis auszuschreiben, so wuͤrde ich viele Genugthuung durch den
Umstand erhalten, eine Maasregel veranlaßt zu haben, welche in jeder Hinsicht
fuͤr den groͤßten Theil der Einwohner aller Klassen in den britischen
Besizungen so wichtig ist.Der Nuzen der
Anwendung des Kochsalzes im Land- und Gartenbaue ist auch bei uns in
Deutschland seit den aͤltesten Zeiten so allgemein bekannt, daß wir
eine noch weit groͤßere Menge deutscher Schriftsteller, die den
Gebrauch des Kochsalzes in dieser Hinsicht empfahlen, hier
anfuͤhren koͤnnten. Ist doch die Anwendung des Salzes als
Duͤngungsmittel auch bei uns, wie in Frankreich, sogar bis zur
schaͤndlichsten Charlatanerie und Geheimnißkraͤmerei
herabgesunken. Der Hr. Verfasser hat uns Deutschen hier nichts Neues gesagt;
er hat uns aber auf etwas aufmerksam gemacht, was wir bereits vergessen zu
haben scheinen, und es koͤnnte wohl moͤglich seyn, daß wir
jezt mehr auf den Gebrauch des Kochsalzes halten werden, weil ein
Englaͤnder uns denselben empfahl. Wir Baiern haben, verglichen mit
England, so maͤßige Salzabgaben, daß wohl kein gut konstitutioneller
Baier Verminderung der Salzsteuer wuͤnschen kann, wenn er anders
nicht vergessen hat, wie hart und grausam mit uns ehevor die
Bischoͤfe Salzburgs und Passaus verfuhren, ehe die Herzoge Baierns
uns das fuͤr einen Groschen gaben, was wir ehevor mit Gulden bezahlen
mußten, und nicht selten auch fuͤr diesen unmenschlichen Preis nicht
erhalten konnten. (Man vergleiche Gemeiner's
Gesch. d. Salzhandels in Baiern). Wehe uns, wenn wir den Chimaͤren
eines freien Salzhandels huldigend, wieder in die Haͤnde der
Salzwucherer fallen sollten. Allein das
laͤßt sich zum Wohle der baierschen Staatskasse wie des
Saͤkels des einzelnen baierschen Buͤrgers und Bauers
wuͤnschen, daß theils, zunaͤchst an den baierschen
Salinen, die fuͤr und wider nichts abgelassene Salzsohle dem
Landmanne fuͤr sein Vieh und fuͤr seine Felder auf eine solche
Weise zu guten kaͤme, daß er nur fuͤr diese, nicht fuͤr
sich selbst davon Gebrauch machen koͤnnte, theils fuͤr die von
den Salinen entferntesten Gegenden des Koͤnigreiches solche
Mischungen mit Stein- oder Sudsalz gemacht wuͤrden, welche
fuͤr Acker- und Gartenbau, wie fuͤr die Viehzucht
gleich wohlthaͤtig waͤren, ohne daß der Landmann das Salz aus
denselben auf eine wohlfeilere Weise ausziehen koͤnnte, als er
dasselbe durch die k. Salzaͤmter erhaͤlt. Dadurch
koͤnnte der Ertrag der Salinen jaͤhrlich um Tausende, der
Wohlstand des Landmannes aber um Hunderttausende, und der Reichthum des
Landes durch schnelleren Umlauf um Millionen erhoͤht werden. A. d.
Uebers.