Titel: | Beschreibung der Romershausen'schen Dampfpresse, und deren Anwendung in Färbereien, Gärbereien, Bierbräuereien etc. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. LI., S. 420 |
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LI.
Beschreibung der Romershausen'schen Dampfpresse, und deren Anwendung in Färbereien, Gärbereien, Bierbräuereien etc.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Dr. Romershausensche Dampfpresse, und deren Anwendung in Färbereien etc.
Es war eine gluͤckliche, durch den guͤnstigsten
Erfolg bewaͤhrte Idee des Erfinders, die bereits zu vielen andern technischen
Zwecken huͤlfreich wirkenden maͤchtigen Kraͤfte der Dampfmaschine zur Extraktion organischer Substanzen
anzuwendenUeber diesen
hoͤchst wichtigen Gegenstand vergleiche man die Abhandlung
„Von der Benuzung der Wasserdaͤmpfe in der
Wollen-, Seiden-, Baumwollen- und
Leinenfaͤrberei und Druckerei, und der
Tuͤrkischrothfaͤrberei S. 90“ in der Schrift
„Beschreibung und Abbildung mehrerer Dampfapparate zur
Benuͤzung der Wasserdaͤmpfe zum Kochen und Heizen
etc.“ Von Dr. J. G. Dingler. Augsburg 1818. D..
Das Wesentliche der Vorrichtung besteht in folgendem:
Wenn man ein zum Theil mit einer Fluͤssigkeit gefuͤlltes, rings
verschlossenes Gefaͤß erhizt, so druͤcken die sich bildenden
Daͤmpfe in Verbindung mit der eingeschlossenen, und durch die Waͤrme
expandirten Luft auf die darunter befindliche Fluͤssigkeit, und dieser Druck
steigert sich in Verhaͤltniß der zunehmenden Erhizung bis zu den
hoͤchsten Graden. Gestattet man nun der auf diese Weise heftig comprimirten
Fluͤssigkeit den Uebertritt in ein zweites Gefaͤß, worin auszuziehende
Substanzen verschlossen sind, so durchdringt sie dieselben ploͤzlich so
maͤchtig, daß sie alle loͤslichen Bestandtheile derselben in sich
aufnimmt, und mit sich entfuͤhrt.
Es ist einleuchtend und durch vielfache Erfahrungen bestaͤtigt, daß man auf
diese Weise in der kuͤrzesten Zeit die konzentrirtesten und vollkommensten
Auszuͤge gewinnt. Wenn man die auszuziehende Substanz zuvor kalt infundirt,
ehe man die heiße Fluͤssigkeit hindurchstroͤmen laͤßt,
erhaͤlt man auf diesem Wege sowohl alle kalt- als
warmloͤslichen Bestandtheile. Da das abfließende Extrakt nie die Siedhize
erreicht, und bei aromatischen Substanzen zuvor durch
eine verschlossene Kuͤhlvorrichtung geleitet wird,
so wird dabei auch jede Verfluͤchtigung der feinsten Theile voͤllig
beseitigt. – Dieses Verfahren ist daher in jeder Hinsicht allen Auskochungen
und andern Ausziehungsmethoden weit vorzuziehen, indem es zugleich bei seiner
schnellen und muͤhelosen Wirkungsweise nach sichern Erfahrungen, im
Durchschnitt ein Drittheil der auszuziehenden Substanzen, und noch mehr an Zeit, Arbeit und
Feuermaterial erspart. – Die Dampfpresse
laͤßt sich leicht in jeder Dimension darstellen, und der Erfinder liefert
dieselbe bereits zu den verschiedenen haͤuslichen, gewerblichen und
pharmazeutischen Zwecken in sehr vielen verschiedenen Formen und EinrichtungenDer Erfinder Dr. Elard
Romershausen zu Acken an der Elbe hat nach dem ihm, auf seine neuen
Extraktions-Apparate ertheilte koͤnigl. Patente eine eigene
Fabrick seiner Luftpressen, wie auch dieser Vorrichtungen etablirt, und erbietet sich
zur Befoͤrderung dieses gemeinnuͤzigen Gegenstandes auf
portofreie Briefe uͤber die fuͤr das Hauswesen, die Pharmazie und verschiedenen Gewerbe zweckmaͤßigsten
Ausziehungsgeraͤthe naͤhere Nachrichten zu ertheilen. Vergl.
Der Regierungsbezirk Magdeburg. Geogr. statist. und topograph. Handbuch. Auf Anordnung der
koͤnigl. Regierung zu Magdeburg.
Magdeburg 1820. S. 43. Die Abbildungen und
Beschreibungen dieser Extraktions-Apparate werden wir in einem der
folgenden Hefte in diesem Journale mittheilen. D.. – Die
kleinern Apparate, z.B. die hoͤchst bequemen und zweckmaͤßigen Dampfpressen zur Kaffeebereitung werden durch eine
angebrachte Spirituslampe in Wirksamkeit gesezt – und die groͤßern
durch passende Oefen. Da sich indessen das Interesse der Fabricken und Gewerbe
zunaͤchst auf die groͤßern Apparate dieser
Art beziehet, so soll im Folgenden die Einrichtung eines solchen naͤher
dargestellt werden.
Die groͤßere Dampfpresse besteht nach Ansicht der
beigefuͤgten Durchschnittszeichnung Fig. 4. Tab. V. aus
folgenden verbundenen Vorrichtungen:
1. Das Kompressionsgefaͤß. Eine rings verschlossene
starke kupferne Blase die oben einen Hahn B
traͤgt.
2. Ein gewoͤhnlicher Wasserkessel, welcher
ohngefaͤhr zwei Drittheile der Fluͤssigkeit enthaͤlt, welche
das Kompressionsgefaͤß faßt, mit welchem er durch eine Roͤhre h verbunden ist, deren Kommunikation durch den Hahn A geschlossen werden kann.
3. Das Extraktionsgefaͤß von starkem Eichenholz, in
dessen unterm Boden eine kupferne Roͤhre k
luftdicht eingesezt ist; diese Roͤhre stehet durch eine mit einem Hahn C versehene Querroͤhre mit dem
Compressionsgefaͤß in Verbindung. Bei nn
uͤber dem Boden ist ein gewoͤhnlicher durchloͤcherter
Stellboden angebracht, welcher mit etwas reinem Stroh belegt wird, worauf in den
Raum M die groͤblich zerstoßenen auszuziehenden
Substanzen eingebracht werden. Daruͤber wird ein grobes wollenes Tuch
ausgebreitet, und mit der Seihevorrichtung PP von
oben geschlossen, welche durch eine hier nicht sichtbare Einrichtung vor dem
Entweichen nach Oben gesichert ist. Ueber dieser Seihevorrichtung befindet sich eine
Seitenroͤhre E, welche entweder wie hier
herabgeneigt zum unmittelbaren Abfließen des Extraktes in ein Sammlungsgefaͤß
bestimmt ist, oder auch bei aromatischen Substanzen mit einem Kuͤhlapparate
zur vorhergehenden Abkuͤhlung des Extraktes verbunden werden kann. Die
Bodenroͤhre k ist sodann noch mit einem Hahn D versehen, um den Rest der Fluͤssigkeit bei
Reinigung der Maschine abfließen zu lassen.
4. Der Ofen zur Feuerung worin das
Kompressionsgefaͤß und der Wasserkessel so eingemauert sind, daß beide von
der Flamme vermittelst des Kanals FFF
bespuͤhlt werden, ehe der Rauch durch die Roͤhre R entweicht.
Das Verfahren bei der Extraktion ist nun Folgendes:
Saͤmmtliche Haͤhne sind geschlossen; der Wasserkessel wird voll Wasser gefuͤllt; die Haͤhne
B und A geoͤffnet,
worauf durch h das Wasser in das Kompressionsgefaͤß abfließt; jezt wird der HahnA geschlossen, der Wasserkessel nochmals angefuͤllt, und das Feuer angezuͤndet.
Waͤhrend sich nun das Wasser erhizt, wird das Extraktionsgefaͤß mit den auszuziehenden Substanzen auf die oben
angegebene Art beschickt; – sobald als das Wasser zu sieden beginnt, und die
Daͤmpfe aus B entweichen, wird dieser HahnB geschlossen und dagegen
nach Verlauf von einigen Minuten C geoͤffnet. Da
jezt die im obern Raume des Kompressionsgefaͤßes verdichteten Daͤmpfe
mit maͤchtiger Kraft auf die Fluͤssigkeit druͤcken, so wird
dieselbe durch die Roͤhre ik in das
Extraktionsgefaͤß hinuͤbergepreßt; sie durchdringt die daselbst
eingeschlossenen Substanzen von Unten nach Oben, entreißt ihnen alle extraktiven
Bestandtheile, und das Extrakt stießt oben durch E in
das Sammlungsgefaͤß ab.
Dieser Prozeß dauert fort bis alle Fluͤssigkeit aus dem
Kompressionsgefaͤß entwichen ist, welches man daran wahrnimmt, daß bei PP Daͤmpfe erscheinen. Jezt wird der Hahn
B geoͤffnet, C
geschlossen und durch Oeffnung des Hahnes A das bereits
siedende Wasser des Wasserkessels wieder in das Kompressionsgefaͤß
eingelassen, und dieser Kessel nach Schließung des Hahnes A abermals mit Wasser gefuͤllt. Wird nun B geschlossen, und C geoͤffnet, so
erfolgt eine zweite Ausziehung, welche so lange fortgesezt wird, bis alle
extraktiven Bestandtheile in M erschoͤpft sind,
und klares Wasser aus E abfließt.
Bei den meisten Substanzen ist es vortheilhaft dieselben zuvor einige Stunden mit
kaltem Wasser anzufeuchten, wodurch die Loͤsung des Extraktes beschleunigt
wird. Noch wirksamer ist es aber, wenn man alsdann auch bei dem Anfang der
Extraktion nur soviel Wasser in das Kompressionsgefaͤß einlaͤßt, daß
der Boden einige Zoll hoch davon bedeckt ist; dieses Wasser welches sich schnell zu
Daͤmpfen expandirt, laͤßt man alsdann bei Oeffnung des Hahnes C durch die gefeuchteten Substanzen in M entweichen. Es ist auffallend, wie ungemein
aufloͤsend diese durchstroͤmenden heißen Daͤmpfe auf die Substanz wirken, und wie
sehr dadurch die nachfolgende Extraktion beschleunigt wird.
Diese Dampfpresse bietet also den Faͤrbereien, Gerbereien, Pottaschensiedereien, Bierbrauereien (zur vollkommensten Ausziehung des aromatischen Theils des
Hopfens) wie uͤberhaupt allen Gewerben, welche durch Ausziehung organischer Substanzen operiren
die bedeutendsten und wesentlichsten Vortheile dar.