Titel: | Nachricht über ein gegenwärtig am Ferth und Clyde Canal errichtetes Postboth aus geschlagenem Eisen. Von Joh. Robinson, Esq., F. R. S. E. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. LIII., S. 429 |
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LIII.
Nachricht über ein gegenwärtig am Ferth und Clyde Canal errichtetes Postboth aus geschlagenem Eisen. Von Joh. Robinson, Esq., F. R. S. E.
Aus dem Edinburgh Philosophical Journal.
Im Repertory of Arts, Manufactures, et Agriculture. II. Series. N. CCXXVI. Maͤrz 1821. S. 242.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Joh. Robinson's Beschreibung eines Postbothes aus geschlagenem Eisen.
Ich habe hier das Vergnuͤgen Ihnen die Notizen und
Skizzen uͤber das Postboth aus geschlagenem Eisen zu senden, welches im
lezten Winter und Fruͤhjahre von Herrn Wilson, Schiffbaumeister, nach dem
Risse und unter der Aufsicht eines sehr geschikten Ingenieurs, Hrn. Heinr.
Creighton, ehevor in Soho, jezt zu Glasgow, zum Dienste der Ferth- und Clyde
Canal Compagnie erbaut wurde.
Der Koͤrper des Fahrzeuges ist aus Eisen, um das so oft noͤthige und
kostspielige Ausbessern, welchem hoͤlzerne Fahrzeuge unterliegen, zu
ersparen. Die Leute, welche mit dem Fahren der Bothe beauftragt waren, machten zwar
gewaltige Einwendungen, und sagten, das Both wuͤrde zum Dienste unbequem und
unbrauchbar seyn; allein die Erfahrung lehrte das Gegentheil, und der Vulcan ward als das angenehmste und am leichtesten zu
behandelnde Postboth befunden, und zwar bei jedem Wetter. Obschon er mehr Reisende
aufzunehmen vermag, als irgend ein anderes nach dem alten Plane erbautes Both, so
laͤßt er sich doch eben so leicht ziehen, als das kleinste der vorigen Boche,
und da der Mittelpunkt der Schwere an demselben sehr tief faͤllt, so erlaubt
er eine groͤßere Kajuͤte und Wetterdecke oben am Verdecke, wo die
Reisenden sich bequemer befinden als ehevor unter demselben. Die Dimensionen
sind:
Volle Laͤnge
63 Fuß.
Breite (Beam)
13 Fuß.
Tiefe (nebst fuͤnf Zoll fuͤr den Kiel)
5 Fuß.
Vorne.
Ruͤckw.
Tiefe, in welcher der eiserne Koͤrper des
Schiffes beim Ablassen unter Wasser taucht
19 Zoll.
22 Zoll.
Ditto, wenn die Kajuͤte aufgesezt ist
25 Zoll.
37 Zoll.
Ditto mit 200 Reisenden und ihrem Gepaͤcke unter
48 Zoll
bei ebenem Kiele.
Gewicht des angewendeten EisensDas Eisen
war von sogenanntem Scrap-Eisen (scrap-iron), und auf den Eisen der Monkland
Stahl-Compagnie gewalzt und geschmiedet.:
Ton.Eine
Tonne ist nach Johnson; 2000 engl. Pf.; nach anderen 1200 Wiener
Pfund. A. d. Uebers.
Ztr.
Quart.
Kiel, Stamm- und Hintertheilpfosten
1
18
0
Rippen und Nieten
4
0
0
Platten fuͤr den Koͤrper
5
–
–
Ditto fuͤr den obersten Theil desselben (Gunwale plates)
1
2
–
Ruder u. Bauchplatten (bilge-plates) etc.
0
11
3
––––––––
––––––––––
––––––
12
11
3
zu 54 per Cent.
oder etwas mehr als zwoͤlf und eine halbe Tonne, was
weniger betraͤgt als das Gewicht eines hoͤlzernen Fahrzeuges von eben
denselben Dimensionen von aussen, und noch kleineren Dimensionen von innen.
Die beiliegenden Zeichnungen zeigen die Art, wie die Theile vereinigt und befestigt
werden, so deutlich, daß sie keiner weiteren Erklaͤrung beduͤrfen.
Fig. 7. Tab.
V. stellt das Both von der Seite oder Breite dar; Fig. 8. die Haͤlfte
des Inneren im Vogelperspektive (als sogenannter Halbbreite-Plan) in einem
kleinen Maßstabe.
Fig. 9.
Durchschnitt der Mitte des Schiffes. Fig. 10. ein Theil des
Inneren nach ruͤckwaͤrts. Fig. 11. ditto nach
vorwaͤrts gekehrt im groͤßeren Maßstabe. Fig. 12. ein kleiner
Theil einer Rippe und Platte (sehr vergroͤßert).
Diese Methode, die Plattenkante auf Kante ohne Ueberbug zu vereinigen, und die
Nietloͤcher aussen mit Gegensenkungen zu versehen, gewaͤhrt eine
vollkommen ebene Flache, welche, wenn sie angestrichen wird, von einem flachen
Brette nicht zu unterscheiden ist.
Die Zeichnungen sind nach dem Originalplane fuͤr ein Both von eilf Fuß Breite:
bei der Ausfuͤhrung wurde dasselbe auf dreizehn Fuß vergroͤßert.
Bei dem Gebrauche dieses Fahrzeuges lernte man zufaͤllig einen unerwarteten
Vortheil kennen, dessen Ursache eben nicht sehr klar ist. Wenn irgend eines der
anderen Bothe an der Seite des Canals der Laͤnge nach angelegt wurde, um
entweder Reisende aufzunehmen oder abzusezen, so rieb es sich, wenn es wieder in
Bewegung gesezt wurde, so lang an der Seite des Canales, bis es an der Vorderseite
Raum genug gewann, um wieder unter die Gewalt des Ruders zu treten: der Vulcan
hingegen springt alsogleich von der Seite oder vom Ufer
des Canales ab, und faͤhrt in die Mitte des Canales hin.
Man hat Pumpen in diesem Boche angebracht, um das Leck- und Kielraumwasser
damit aufzupumpen: allein ich glaube, daß sie wohl schwerlich jemals gebraucht
werden duͤrften.
Man hat in Erwaͤgung gezogen, ob es nicht moͤglich waͤre die
Pferde mittelst Dazwischenkunft einer Feder ziehen zu lassen, um ihre
Kraftanstrengung, die oft in sehr kurzen Zwischenraͤumen zwischen 100 und
1000 Pf. wechselt, waͤhrend der Durchschnitt des Zuges an der Leine zwischen
250 u. 300 Pf. ist, mehr gleichfoͤrmig zu machen. Man fand es indessen
unmoͤglich Federn zu erhalten, welche hinlaͤngliche Kraft mit
gehoͤriger DehnbarkeitMan wollte,
daß die Ausdehnung nicht weniger alt 3 Fuß betruͤge, und eine Kraft
von 1000 Pf. haͤtte. vereinigen, und ich glaube, wir
werden unsere Zuflucht zu einer Feder nehmen muͤssen, deren
Elastizitaͤt uns nie im Stiche laͤßt: ich meine die Luft, die in einem
Gefaͤße von gleichen Durchmessern mittelst eines Staͤmpels bearbeitet
wirdEiner unserer
Mitarbeiter hat schon fruͤher die Idee der Anwendung eines
Dampfapparates auf Bothen zur Ersparung der Zugpferde an denselben
geaͤußert. Am Ende wird man dann doch noch so klug werden, das mit
einem einzigen Fuße (einem Staͤmpel) treten zu lassen, was man jezt
kaum mit 24 (Roß-) Fuͤßen zu gewaltigen vermag. Fangt man nur
erst bei den Fuͤßen an, dann laͤßt sich hoffen, daß man es
noch bis zum Kopfe bringen wird, wenn man anders nicht – im Magen
stecken bleibt. A. d. Uebers.. Vielleicht, daß einer ihrer Leser
die Gefaͤlligkeit haben wird, eine bequeme Form hierzu mitzutheilen. Die
Ruͤcksichten, die man hierbei zu nehmen hat, sind, daß der Apparat weder den
Reisenden laͤstig fallen, noch uͤber die Geschiklichkeit derjenigen
gehen duͤrfe, die bei der Fuͤhrung dieser Fahrzeuge angestellt
sind.
N. B. Die Form des Untertheiles dieses Bothes ist nach einem Modelle, das Admiral
Shank geschikt hat. Sie ist besser als die uͤbrigen, die man versuchte, da
sie weniger Bewegung im Wasser verursacht, und daher den Ufern des Canales mehr
zutraͤglich istWir haben diesen
Artikel mit herzlichem Bedauern uͤbersezt, da er unserem Vaterlande,
Baiern, keinen unmittelbaren Nuzen gewaͤhren kann, indem wir, so sehr
dasselbe auch zu Canaͤlen in seinem inneren geeignet waͤre,
und mit leichter Muͤhe das deutsche Meer mit dem
mittellaͤndischen vereinigen koͤnnte, bisher noch keinen
anderen Canal besizen, als denjenigen, den unter Max Emanuel gefangene
Tuͤrken in der Naͤhe von Muͤnchen gruben, und den
anderen, den der wuͤrdigste Nachfolger dieses großen Wittelsbacher,
Max Joseph, bei Dillingen anlegen ließ, und dem er den Namen seiner
koͤniglichen Gattin, welcher Baiern so vieles Schoͤne und
Große verdankt, geschenkt hat, den Carolinen
Canal. Unsere Nachbarn im Osten koͤnnen, wenn auch nicht am
Neustaͤdter, wenigstens doch am Bacser Canale in Ungern, Gebrauch von
Schiffen aus geschlagenem Eisen machen, da nicht bloß Schiffbauholz im
suͤdlichen Ungern sehr theuer ist, und leichter zu Grunde geht in dem
lauen schlammigen Wasser, sondern da auch seine Eisenbergwerke und Hammerwerke in
Steyermark und Kaͤrnthen durch die Ereignisse der lezten Decennien im
Absaze bedeutend litten, und Eisen jezt nirgend wohlfeiler ist, als in
Oesterreich. Was man aber aus Eisen machen kann, soll man nicht aus Holz
fertigen lassen. Es waͤre bei dem Reichthume an Eisen in Steyermark
und Kaͤrnthen nicht unmoͤglich, ganz Ungern mit inwendig
glasieren eisernen Weinfaͤssern aus Gußeisen auf eine wohlfeilere
Weise zu versehen, als es jezt mit eichenen Faͤssern geschieht.
Haͤlt doch der Spanier seine feinen Weine bloß in irdenen
Faͤssern, oder gar in Bockshaͤuten, und wie sehr sind nicht
manche spanische Weine den ungrischen aͤhnlich. Wir sagen es noch ein
mal, was man aus Eisen haben kann, soll man nie aus Holz machen lassen. A.
d. Uebers..