Titel: | Erklärung des dem Joh. Pontifex, Kupferschmiede in Shoe-lane zu London, ertheilten Patentes auf Verbesserungen in den Mitteln Wasser in die Höhe zu heben, um Maschinen mittelst desselben zu bewegen, und auch zu anderen Zwecken. Dd. 7. Jänner 1819. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. LV., S. 436 |
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LV.
Erklärung des dem Joh. Pontifex, Kupferschmiede in Shoe-lane zu London, ertheilten Patentes auf Verbesserungen in den Mitteln Wasser in die Höhe zu heben,
um Maschinen mittelst desselben zu bewegen, und auch zu anderen Zwecken. Dd. 7. Jänner 1819.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXII. Jaͤnner 1820. S. 65.Nicht aus unserer Schuld, sondern durch ein
Versehen der Frankfurter Post haben wir dieses Heft erst im Maͤrz 1821
erhalten. D..
Mit Abbildungen auf Tab. IV.
Joh. Pontifex Verbesserungen in den Mitteln Wasser in die Höhe zu heben.
Meine Erfindung ist in folgender Beschreibung und
beigefuͤgter Zeichnung deutlich erklaͤrt:
AAFig. 17. Tab.
IV. sind zwei Cylinder, in deren jedem durch Verdichtung von Dampf ein Vacuum
erzeugt wird.
BB sind zwei Haͤhne, gewoͤhnlich
Dreiarm-Haͤhne (three way cocks) genannt,
deren jeder mit einem Cylinder verbunden ist. Diese Haͤhne haben jeder zwei
Arme, deren einer den Dampf, der andere das Wasser durchlaͤßt. Sie sind an
den Cylindern so befestigt, und so unter einander verbunden, daß durch die
Einwirkung der Hebel oder der Stange OO ein Hahn
dem Daͤmpfe den Zugang versperrt, dem Wasser aber denselben oͤffnet,
so daß dieses durch eine der Roͤhren EE
frei in den einen Cylinder gelangen kann, waͤhrend der andere Hahn dem Wasser
den Zugang versperrt, den Dampf hingegen in den anderen Cylinder durch die andere
Roͤhre E gelangen laͤßt.
C ist die Roͤhre, durch welche der Dampf aus einem
Dampfkessel geleitet, und durch die Arme cc in die
Roͤhren EE gefuͤhrt wird. Diese
Roͤhre ist mit einem Arme eines jeden dieser Haͤhne verbunden.
DDD ist die Roͤhre, durch welche das Wasser
aus der Cisterne H, welche sich unter den Schnauzen kk befindet, durch die Arme dd in die Roͤhren EE geleitet wird.
EE die Roͤhren, durch welche abwechselnd der
Dampf und das Wasser durchgeleitet wird. Sie sind so nahe als moͤglich in dem
Mittelpunkte eines jeden Cylinders befestigt, und steigen von jedem Hahne bis an die
Spize eines jeden benachbarten Cylinders herab, in dessen Hoͤhlung sie sich
bis ungefaͤhr zu einem Drittel oder Viertel der Tiefe desselben fortsezen.
Die Roͤhren sind mit kleinen Loͤchern durchbohrt, und spizen sich
allmaͤhlig nach unten zu; jede Roͤhre hat an ihrem unteren Ende eine
kleine Oeffnung mit einer horizontalen Platte e, welche
in einer kleinen Entfernung mittelst zweier Riemen befestigt ist.
Das Wasser, welches man gewoͤhnlich das Verdichtungs-Wasser (condensing-water) nennt, wird, wo es in eine oder
die andere der Roͤhren EE eingelassen wird,
vorzuͤglich durch die kleinen Oeffnungen uͤberall uͤber die
innere Oberflaͤche der Cylinder ausgesprizt und vertheilt, und was vom Wasser
noch uͤbrig bleibt, fließt aus der unteren Oeffnung hervor, und wird durch
sein Auffallen auf die Platte e uͤberall umher
versprizt. Dieses auf diese Weise vertheilte Wasser erzeugt eine Verdichtung in dem
Daͤmpfe, und die Folge davon ist, daß das Wasser oder die
Fluͤssigkeit, welche man in die Hoͤhe heben will, alsogleich in der
Saugroͤhre aufsteigt, abwechselnd in die Cylinder dringt, und dieselben
fuͤllt, und dann durch die Schnauzen kk
entleert wird.
FF sind zwei an der Spize der Saugroͤhre M befestigte Ventile, welche sich gerade unter dem
unteren Ende eines jeden
Cylinders befinden. Diese Ventile werden durch die Gewalt des in die Cylinder
einschießenden Wassers abwechselnd geoͤffnet und wieder geschlossen,
waͤhrend dasjenige, was in den Cylindern enthalten ist, aus denselben
ausgestoßen wird.
GG sind zwei Ventile, welche genau unter den
Schnauzen der Cylinder angebracht sind: auch diese Ventile werden abwechselnd durch
die Gewalt des aus den respectiven Cylindern ausstroͤmenden Wassers
geoͤffnet, und wieder geschlossen, waͤhrend die respectiven Cylinder
sich fuͤllen.
H ist eine Cisterne unter den Schnauzen des Cylinders
(die aber auch anderswo angebracht seyn kann) in welche das, was in den Cylindern
enthalten ist, zuerst sich entleert, und aus dieser Cisterne wird die Roͤhre
D mit dem Wasser oder der (in derselben enthaltenen)
Fluͤssigkeit versehen: innerhalb dieser Cisterne ist ein Seiher angebracht,
um das Wasser klar und rein von aller Unreinigkeit zu halten.
I ist ein in der Roͤhre D angebrachtes Ventil, um das Wasser in derselben zuruͤckzuhalten,
wenn der hydraulische Apparat nicht in Thaͤtigkeit ist.
KK sind die Schnauzen der Cylinder, welche
uͤber den Ventilen GG an
Luftgefaͤßen befestigt sind, und durch welche das Wasser oder vielmehr die
Fluͤssigkeit sich entleert.
L ist die Schnauze, durch welche das Wasser oder die in
der Cisterne enthaltene Fluͤssigkeit abfließt.
M ist die Saugroͤhre, durch welche das Wasser oder
die Fluͤssigkeit aufgezogen wird: der Fuß derselben befindet sich in oder
unter der Oberflaͤche des Wassers oder der zu hebenden
Fluͤssigkeit.
NN sind zwei Buͤchsen, welche mit Fett oder
irgend einer andern, die Reibung vermindernden Fluͤssigkeit gefuͤllt
werden muͤssen: auf jedem Hahne BB befindet
sich eine derselben.
OO sind die Hebel oder Stange, durch welche die
Haͤhne gedreht werden.
An diesem verbesserten hydraulischen Apparate nehme ich als meine Erfindung in
Anspruch: 1. die Roͤhren EE, um den Dampf
oder das Wasser in dem Inneren der Cylinder zu vertheilen; 2. die Roͤhre D, durch welche das Wasser geleitet, und nicht wie
gewoͤhnlich durch Pumpen in den Cylinder getrieben wird, oder durch seine
Schwere aus irgend einer Roͤhre, Cisterne oder einem Behaͤlter, der
uͤber den Cylindern oder gleich hoch mit denselben steht, herabfaͤllt;
3. aus zwei oder mehreren Cylindern, welche nach obigen Grundsaͤzen unter
einander verbunden und in Thaͤtigkeit gesezt werden. Wenn man diesen Apparat
spielen laͤßt, so ist es nothwendig vor allem die Cisterne mit Wasser oder
mit der zu bearbeitenden Fluͤssigkeit zu fuͤllen, dann die Hebel oder
die Stange OO in Thaͤtigkeit zu sezen, um
die Haͤhne zu drehen, so daß eine derselben Dampf (in einer den Durchmessern
der Cylinder passenden Menge) aus einem Dampfkessel durch die Roͤhre C in eine der Roͤhren EE leitet, aus welcher derselbe in dem Inneren des
Cylinders vertheilt wird. Hierdurch wird die in demselben enthaltene Luft
ausgetrieben, und der Dampf tritt an ihre Stelle. Wenn dann die Haͤhne nach
der entgegengesezten Seite gedrehet werden, kommt Wasser aus der Cisterne H durch die Roͤhre D,
um den Dampf zu verdichten; zu gleicher Zeit tritt aber auch Dampf in den anderen
Cylinder, und so wird, wenn der Hebel oder die Stange erst nach einer und dann nach
der anderen Seite gedreht wird, wechselweise in jedem Cylinder Verdichtung des
Dampfes hervorgebracht, und eine mit dem Durchmesser der Cylinder in
Verhaͤltniß stehende Menge Wassers oder anderer Fluͤssigkeit in die
Hoͤhe gehoben. Dieser Apparat kann aus Kupfer, Eisen, oder aus irgend einem
anderen tauglichen Materials verfertigt werden. Urkunde dessen etc.
Anmerkung des Patent-Traͤgers.
Dieser Apparat ist so eingerichtet, daß er, wenn er einmal in Thaͤtigkeit
gesezt ist, nicht die geringste Aufmerksamkeit fordert. Mit Einem Bushel Steinkohlen
wird er 26,000 GallonenEin Bushel ist
0,5734 Wiener Metzen, und ein Gallon 3,264 Wiener Maß. A. d.
Uebers. Wasser 30 Fuß hoch, und in demselben Verhaͤltnisse zu
noch groͤßerer Hoͤhe emporheben. Er nimmt nur wenig Raum ein, und hat
nicht leicht Ausbesserung noͤthig. Allen denjenigen, welchen es darum zu thun
ist, große Mengen Wassers mit Leichtigkeit in kurzer Zeit in die Hoͤhe zu
treiben, 100–500 Gallonen in Einer Minute, mehr oder weniger, wird diese
Vorrichtung sehr wichtig seyn muͤssen. Der Patent-Traͤger hat
diesen Apparat zum Heben großer Mengen Wassers mit weit geringeren Kosten als die
jezt gewoͤhnlichen Pumpen errichtet. Man erhaͤlt Auskunft und die
Erlaubniß den Apparat in mehreren angesehenen Haͤusern in Thaͤtigkeit
zu sehen, wenn man sich an den Patent-Traͤger wendet, bei welchem
derselbe gleichfalls jeden Freitag von 11 bis 2 Uhr in Augenschein genommen werden
kann.