Titel: | Erklärung des dem Thom. Dobbs, Platirer in Smallbrookstreet zu Birmingham in der Grafschaft Warwick, ertheilten Patentes auf eine neue Methode Blei mit Zinn zu verbinden oder damit zu platiren. Dd. 9. Decemb. 1820. |
Fundstelle: | Band 4, Jahrgang 1821, Nr. LVII., S. 461 |
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LVII.
Erklärung des dem Thom. Dobbs, Platirer in Smallbrookstreet zu Birmingham in der Grafschaft Warwick, ertheilten Patentes auf eine neue Methode Blei mit
Zinn zu verbinden oder damit zu platiren. Dd. 9. Decemb. 1820.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXVI. Maͤrz 1821. S. 207.
Mit einem Zusaze des Herausgebers.
Thom. Dobbs neue Methode das Blei mit Zinn zu verbinden und zu platiren.
Ich erklaͤre hiermit, daß meine Methode, Blei mit Zinn
zu verbinden, oder mit lezterem zu platiren in Folgendem hinlaͤnglich
beschrieben und erklaͤrt ist:
1. Um Zinn mit bleiernen Roͤhren zu verbinden, zu uͤberziehen,
bekleiden oder zu platiren, nehme ich die bleierne Roͤhre heiß aus dem Model,
in welchem sie gegossen wurde, und lege sie horizontal auf ein Bett von Werk, Hanf
oder Lumpen, welche vorlaͤufig mit Terpenthin oder irgend einer anderen
harzigen Substanz zubereitet oder impraͤgnirt wurden, und auf ein
aͤhnlich zubereitetes Bett lege ich eine kleine Portion geschmolzenen Zinnes.
Mit diesem mit Terpenthin oder irgend einem anderen Harze zubereiteten Werke, Hanfe
oder Lumpen reibe ich die aͤußere Oberflaͤche der Roͤhre, bis
dieselbe hinlaͤnglich verzinnt istOffenbar ist hier im Originale nach Terpenthin „und mit etwas
Zinn“ weggeblieben. A. d. Uebers.. Dann befestige
ich an dem Ende eines Staͤbchens oder Drahtes einen Ballen von dem auf obige
Weise mit Terpenthin zubereiteten Werke oder Lumpen, fuͤhre denselben in die
Hoͤhlung der
Roͤhre zugleich mit etwas geschmolzenem Zinne ein, und fahre damit, wie mit
einem Staͤmpel in einer Pumpe, solang auf und nieder, bis die innere
Oberflaͤche gleichfalls verzinnt ist. Hierauf bringe oder befestige ich die
Rohre in einem weiteren Model so, daß ein Zwischenraum zwischen derselben und dem
Model uͤbrig bleibt, und auf aͤhnliche Weise bringe oder befestige ich
eine Patrone in dem Mittelpunkte der Roͤhre so, daß ein leerer Raum zwischen
dieser Patrone und der inneren Flaͤche der Roͤhre entsteht. Dann nehme
ich geschmolzenes Zinn aus dem Ofen, und gieße mit einem Gießloͤffel das Zinn
in die oben erwaͤhnten Hoͤhlungen, wodurch dann Zinn und Blei auf eine
vollkommene und haltbare Weise vereinigt, und die bleierne Roͤhre innenwendig
und auswendig mit einem dicken Ueberzuge von Zinn platirt ist. In diesem Zustande
ist die Roͤhre dann zum Ziehen oder zum Walzen, je nachdem das eine oder das
andere zweckmaͤßiger scheinen mag, vollkommen fertig. Es ist nicht
noͤthig, daß das Zinn bei dieser Platir-Methode vollkommen rein sei;
es kann auch mit anderen Metallen legirt seyn. Die Model und Patronen, deren ich
mich bediene, sind dieselben, welche die Bleiroͤhren-Macher
gewoͤhnlich anwenden, nur daß ich sie lieber aus Kupfer oder Messing, dann
aus geschlagenem oder gegossenen Eisen habe, woraus sie gewoͤhnlich gemacht
sind.
2. Um Bleibloͤcke mit Zinn zu vereinigen oder auf einer Seite zu platiren,
nehme ich den Bleiblock noch heiß aus dem Model, in welchem er gegossen wurde, und
reibe ihn mit ein wenig Zinn und Terpenthin, oder anderen harzigen Substanzen an
jener Seite, welche platirt werden soll, mit Werk, Hanf oder Lumpen oder anderen
aͤhnlichen Materialien ein. Dann bringe ich diesen Block in einen anderen
Model aus Kupfer oder Messing, oder aus irgend einem anderen schicklichen Materiale,
der weit genug ist, um einen leeren Raum zwischen dem Model und der vorhin uͤberzinnten
Flache des Bleiblockes zu lassen. In diesen leeren Raum gieße ich geschmolzenes Zinn
bis derselbe voll wird, und so ist dann der Bleiblock, wenn er erkaltet ist, zum
Gebrauche fertig.
3. Um Bleibloͤcke auf beiden Seiten mit Zinn zu verbinden oder zu platiren,
reibe ich etwas Zinn und Terpenthin oder Harz auf den Bleiblock, wie er heiß aus dem
Model kommt in welchem er gegossen wurde, mit Hanf, Werk oder Lumpen an den Seiten,
welche man platiren will. Dann bringe ich diesen Block in einen groͤßeren
Model als derjenige war, in welchem er gegossen wurde, so daß ein leerer Raum
zwischen den beiden zu platirenden Seiten und dem Model entsteht. Hierauf gieße ich
auf oben beschriebene Weise geschmolzenes Zinn in diesen leeren Raum, wodurch diese
beiden Metalle mit einander verbunden werden, und der neue Model dem Blocke die
verlangte Form und Groͤße gibt. Auf diese Weise ist der Block zur ferneren
Bearbeitung fertig. Der Grund, warum ich die Roͤhren und Bloͤcke vor
dem neuen Ueberguße mit Zinn in den Modeln verzinne, ist um Blei und Zinn auf eine
kraͤftige Weise mit einander zu verbinden. Man kann auch platiren, wann das
Blei kalt ist, und ohne vorausgegangenes Verzinnen: ich ziehe aber das oben
beschriebene Verfahren vor.
4. Um Bleiplatten mit Zinn zu platiren, lege ich dieselben auf einen heißen Ofen, um
sie daselbst so warm werden zu lassen, daß das Zinn, welches ich auf sie gieße, an
ihrer Oberflaͤche fluͤssig bleibt. Dann werfe ich etwas Harz,
Terpenthin oder irgend eine harzige Substanz auf dieselben, und wenn dieses
geschmolzen ist, reibe ich mit einem fetten Lappen oder Werke oder aͤhnlichem
weichen Materiale das Zinn und Harz oder Terpenthin oder aͤhnliche Substanz
uͤber die Bleiplatte, bis dieselbe hinlaͤnglich verzinnt ist. Das
Zinn, welches nicht haͤngen blieb, wische ich ab. Das Zinn kann auch sehr
duͤnn und kalt auf die Bleiplatte aufgelegt, und durch die Hize des Bleies
und mit Huͤlfe des Harzes geschmolzen werden.
Urkunde dessen etc.
Zusaz des Herausgebers.
Die Kunst das Blei zu verzinnen ist in Deutschland keinesweges neu; sie scheint
vielmehr aus Deutschland nach England gekommen zu seyn. In den beruͤhmten
Schnupftaback-Fabricken der Frhrn. v. Lozbeck in Augsburg und Lahr wird der
Schnupftaback schon seit mehreren Jahren in so verzinnten Bleibuͤchsen
verpackt. Leichter noch als der Patentinhaber Dobbs angibt, lassen sich Bleiplatten
sehr gut verzinnen, wenn man die zu verzinnende Bleiplatte maͤßig
erwaͤrmt, eine duͤnn gewalzte Zinnplatte von gleicher Groͤße
darauf legt, und sie durch die Streck-Walzen laufen laͤßt. Durch
dieses einfache Verfahren legt sich die duͤnne Zinnplatte so fest auf das
Blei, daß weder beim darauf folgenden duͤnnern Auswalzen, noch bei der
verschiedenartigsten Verarbeitung eine Abloͤsung statt findet.