Titel: Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren.
Autor: Prof. Peter Ludwig Marechaux [GND]
Fundstelle: Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LXIIXLII., S. 223
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LXIIXLII. Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren. Von K. B. Professor Hr. Marechaux in Muͤnchen. Mit Abbildungen auf Tab. V. Marechaux über die verschiedenen Methoden, das Getreide mehrere Jahre ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren. 1. Einleitung. Meine Absicht ist nicht, in diesem Aufsaze, meinen deutschen Zeitgenossen neue Ideen vorzulegen, dahin deutet schon der Titel desselben. Ich sammle bloß, in moͤglichst gedraͤngter Kuͤrze, was uͤber den Gegenstand, den ich abhandle, in oͤkonomischen Schriften zerstreut liegt, trage die verschiedenen Methoden, die von erfahrnen Maͤnnern benuͤzt oder angegeben worden sind, vor, und pruͤfe ihre Zwekmaͤßigkeit, sowohl in Bezug auf den Landmann, als in Bezug auf die Getreidehaͤndler und die Staatsverwaltungen. Ich fuͤhle, daß dieser Gegenstand, von mir behandelt, mangelhaft ausfallen muß, und wuͤnsche, daß er einen theoretisch und praktisch gebildeten Oekonomen veranlasse, etwas vollstaͤndigeres zu bearbeiten. 2. Aufzuloͤsende Aufgabe. Die Aufgabe, die aufzuloͤsen ist, besteht darin, daß das Getreide, mehrere Jahre hindurch, unverdorben, aufbewahret werden koͤnne; die Hauptschwierigkeit, mit welcher man zu kaͤmpfen hat, besteht in der Feuchtigkeit, die alles Korn, und vorzuͤglich Roggen und Weizen, bei sich fuͤhrt, und die bald in groͤßerer, bald in geringerer Menge vorhanden ist, je nachdem die Sommer nasser oder trokner sind. Diese Feuchtigkeit, verbunden mit einer gewissen Temperatur der Atmosphaͤre, befoͤrdert die Entwikelung des Keimes, und bei diesem Processe wird jedesmal Waͤrme entbunden. Liegt das Getreide angehaͤuft, so theilt sich diese Waͤrme, mit der ausduͤnstenden Feuchtigkeit der Luft mit, die zwischen den Koͤrnern unbeweglich ist; wodurch die innere Zersezung beschleunigt, und nach und nach die gaͤnzliche Zerrottung des Korns herbeigefuͤhrt wird. Durch diese innere Gaͤhrung verliert das Mehl sehr bald seinen reinen Geschmak, der ganze Haufen bekommt einen dumpfigen Geruch, der sich dem daraus verfertigten Brode mittheilt. 3. Mittel gegen dieses Uebel. Es giebt nur zwei Mittel, diesem Uebel entgegen zu arbeiten. Entweder zerstoͤrt man den Keim selbst, und macht dadurch die Entwikelung desselben unmoͤglich, oder man verhindert bloß dessen Entwikelung. Dieses lezte laͤßt sich nur auf zweierleiweise bewerkstelligen. 1. Dadurch, daß man das Getreide in einer Temperatur haͤlt, welche zur Befoͤrderung des Vegetations-Processes zu niedrig ist. 2. Indem man dafuͤr sorgt, daß alle innere Waͤrme, die vom Vegetationstrieb herruͤhrt, und die weitere Entwikelung desselben befoͤrdern koͤnnte, mit der Feuchtigkeit, die ihn unterstuͤzt, nach und nach abgeleitet werde. Alle Conservations-Methoden, koͤnnen nur auf dem einen oder dem andern dieser Hauptmittel beruhen. 4. Ursachen des Verderbens von außen her. Jene Ursache des Verderbens liegt im Getreide selbst, andre sind zufaͤllig, und kommen von außen her. Das Getreide muß vor den Verwuͤstungen, welche die Ratten und Mause darin anrichten, geschuͤzt werden. Hundert Maͤuse verzehren jaͤhrlich uͤber 100 Pfund Getreide, und zerschroten wenigstens eben so viel; und die Ratten, nicht zufrieden sich daran an Ort und Stelle zu saͤttigen, gehen mit gestraͤubten Haaren ruͤkwaͤrts in den Getreide-Haufen ein, ziehen sie alsdann wieder an sich, und kehren mit ihrer Ladung in ihre Nester zuruͤk. Außerdem gibt es mehrere Insekten, die in unseren Getreide-Vorraͤthen einen betraͤchtlichen Schaden verursachen. Dahin gehoͤren der rothe Kornwurm, Curculio frumentarius longirostris sanguineus Linn; und der schwarze Kornwurm, Curculio granarius, longirostris, piceus, oblongus, longitudine Erytrorum. Beide gehoͤren zur Gattung der Kaͤfer, und sind selten groͤßer als ein Floh. Sie pflanzen ihr Geschlecht durch Eier fort, die sie in das Korn legen, nachdem sie die Schaale durchbohrten. Aus diesem Ey entsteht ein kleiner Wurm, der sich vom Mehle des Kornes naͤhrt, und in der leeren Huͤlse bloß seinen Unflath zuruͤklaͤßt. Dieser Wurm verwandelt sich in eine Puppe, aus welcher sich alsdann das kleine kaͤferartige Thierchen entwikelt, welches nicht fliegen kann, weil es bloß Fluͤgeldeken, aber keine Fluͤgel hatDer Leser findet eine genauere Beschreibung dieser Thierchen in dem 38. Bande der Kaͤstnerischen Uebers. der Abhandlungen der schwed. Akad. der Wissensch. S. 276.. Der weiße Kornwurm verrichtet nicht minder große Verwuͤstungen. Diese Benennung ist zwei sehr verschiedenen Wuͤrmern gegeben worden. Der in unserem Vaterlande am gewoͤhnlichsten vorkommt, entsteht aus den Eiern der Phalaena granella, Tinea alis albo nigroque maculatis, capite albo, Linn. Eine Nachtmotte, die ihre Fluͤgel in Form eines Daches zu tragen pflegt. Die Phalaena granella fliegt des Abends um die Kornboͤden herum, angezogen durch den saͤuerlichen Geruch, der sich vom Getreide erhebt. Sie haͤngt ihre Eier an die Getreidkoͤrner an, und legt bis 60 Eier, aus welchen, nach wenigen Tagen, blasgelbe Wuͤrmer kriechen, die sich in das Korn hinein fressen; wenn sie das darin befindliche Mehl verzehrt haben, spinnen sie mehrere Koͤrner zusammen, die sie saͤmmtlich zernagen. Nach voͤllig erlangtem Wachsthume sind diese Wuͤrmer 4 bis 5 Linien lang. Im Herbste kriechen sie an den Wanden hinauf, wo sie sich verpuppen; im Winter bleiben nur wenige im Getreide zuruͤk. In den Monaten Maͤrz, April oder Mai, wird die Puppe beweglich, und bald nachher erscheint die Motte. Eine genauere Beschreibung desselben findet man in Reomur; – ferner im ersten Bande der Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Zuͤrich, 1761. Die andere Art des weißen Kornwurms entsteht aus den Eiern der Phalaena tritici, welche, zum Gluͤke unserer Kornfelder, und unserer Magazine, in Deutschland, sehr selten zu seyn scheint; indeß sie koͤnnte auch einst hier zur Landplage werden. Dreißig Jahre hindurch, verheerte, im Angoumois ein dort unbekanter Wurm die zwei Drittel der jaͤhrlichen Erndte. Niemand wußte sich mehr zu helfen; der Landmann hatte schon seit einigen Jahren angefangen, den Getreidebau aufzugeben, saͤete Haber, Erbsen, Wiken, Mais, und machte aus diesen Fruͤchten Brod. Damals (1760) war Pajot de Marcheval Intendant der Generalitaͤt von Limoges, wovon das Angoumois ein Theil ist. Das Uebel, welches in diesem Bezirk den hoͤchsten Punkt erreicht hatte, fieng schon an, sich in den benachbarten Gegenden zu verbreiten, denn die Bewohner, die ihr Getreide um die niedrigsten Preise losschlugen, lokten die Kaͤufer aus den angrenzenden Provinzen. Da fand sich endlich dieser Intendant bewogen, an den General-Controlleur Bericht abzustatten, und ihm zu melden, daß wenn nicht Rath geschaft werden koͤnnte, alle Zahlung der Abgaben ohne weiters aufhoͤren muͤßte; er erbath sich, zur naͤheren Untersuchung des Nebels, und zur Auswahl der schiklichen Rettungsmittel, Commissarien der Akademie der Wissenschaften aus. Mehrere Intendanten der benachbarten Generalitaͤten machten mit ihm gemeinschaftliche Sache. Auf die eingegangenen dringenden Vorstellungen, wurden nun einige Mitglieder dieser gelehrten Gesellschaft, die Hrn. Duhamel du Monceau und Tillet, dahin beordert, mit der Weisung, sich, vor Anfang der Aernte, an Ort und Stelle zu begeben. Hier fanden sie wirklich das Uebel so groß, als man es vorgestellt hatte. Sie erkannten bald, daß der unbekannte Wurm, der so große Verheerungen anrichtete, aus den Eiern der Weizen-Motte (Phalaena tritici) entstand, die sich hier uͤber alle Maßen vermehrt hatte. Sie war zwar schon von Reaumur nach wenigen, aber richtigen, Beobachtungen beschrieben, und unsre Naturforscher fanden in dieser Provinz hinlaͤngliche Gelegenheit, mehrere neue Beobachtungen zu den bereits bekannten hinzuzufuͤgen. Sie sammelten sie in einer eigenen kleinen Schrift, die zu Paris im Jahre 1762 erschien. Sie fuͤhrt den Titel: Histoire d'un insecte qui dévore les grains de l'Angoumois, avec les moyens que l'on peut employer pour le détruire. Par Mess. Duhamel du Monceau et Tillet, de l'Academie royale des Sciences. Die Weizen-Motte ist, so wie die Korn-Motte (Phalaena granella), ein Nachtvogel; beide sind von derselben Groͤße, mit dem Unterschiede, daß die erste ihre Fluͤgel flach, und die andere dachfoͤrmig traͤgt. Beide legen ihre Eier an das Getreide, immer einige an jedes Korn, und ihre Fruchtbarkeit ist gleich groß, denn auch diese legt an 60 Eier; aber ihre Eier sind kleiner und so klein, daß ein jedes durch ein Loch durchgehen koͤnnte, welches man, mit der feinsten Naͤhnadel, in ein Stuͤk Papier gemacht haͤtte, und ihre Schale ist so duͤnn, daß man durch ein Vergroͤßerungsglas den Wurm darin deutlich wahrnehmen kann. Dieser Wurm der sich, so wie der Wurm der Korn-Motte, in das Koͤrnchen hineinfrißt, sobald er aus dem Eie kriecht, verlaͤßt dieses Koͤrnchen nicht mehr, er ernaͤhrt sich bloß von dem Mehle desselben, und verpuppet sich darin sobald es verzehrt ist: aus dieser Puppe entsteht nun die Phalaena tritici, die dem Getreide um so gefaͤhrlicher ist, da sie nicht, wie die Kornmotte bloß unsere Speicher besucht, sondern sie flattert auch des Nachts in den Kornfeldern herum, und legt ihre Eier an den noch in der Aehre befindlichen Weizen. Zur Zeit wo das Koͤrnchen sich in der Aehre bildet, verlassen diese Nachtvoͤgel gegen Sonnenuntergang schwarmweise die Soͤller, und ziehen nach den Getreidefeldern hin, so daß der Landmann, dessen Felder von dieser Plage heimgesucht sind, das schon wurmstichige Getreide in die Scheune fuͤhrt, einen bedeutenden Theil desselben in der Aehre selbst verliert, einen andern nicht minder bedeutenden, nach dem Ausdreschen, auf seinen Kornboͤden, in taube Huͤlsen verwandeln sieht, wo endlich der gesundgebliebene Theil wiederum bald von den Eiern dieser Motten inficirt wird, die sich dort nach und nach aus ihren Puppen entwikeln. Selbst in lokerer Erde bleibt dieser Wurm in dem Korns lebendig, er geht hier durch keine Umwandelungen durch, und die Motte arbeitet sich alsdann durch den Staub und stiegt davon. Bei Tage erblikt man diese Insekten nirgends im Freien, und unsere Naturforscher haben nicht entdeken koͤnnen, wo sie sich vor der Sonnenhize, die sie nicht vertragen, verkriechen, und da sie klein und grau sind, so haben sie viel Muͤhe gehabt, ihre Zuͤge aus den Soͤllern, nach den Kornfeldern hin, zu entdeken. Dieses Insekt haͤlt sich indessen bloß an den Weizen, den Roggen und die Gerste. Es laͤßt den Mais und die Huͤlsenfruͤchte unberuͤhrt, eben so auch den Haber in den Soͤllern; aber Haber, in einem Glase, mit Weizen und Gerste vermengt, blieb nicht verschont. Versuche haben auch gezeigt, daß, in Ermangelung ihrer Lieblingsfrucht, sie sich mit jeder mehligten Frucht begnuͤgen, Erbsen, Bohnen etc. ausgenommen. 5. Mittel gegen dieses Uebel. Die Erfahrung hat gelehrt, daß von den vielen, gegen diese verschiedenen Plagen, vorgeschlagenen Mitteln, kein einziges zureichend ist. Die Maͤuse und die Ratten lassen sich nicht auf die Dauer vertreiben, und nicht alle wegfangen: auch ist es unmoͤglich, unsere gewoͤhnlichen Kornboͤden so von allen Seiten zu verschließen, daß sie dahin keinen Zutritt finden sollten. Eine große Aufmerksamkeit kann eine Zeit lang die Speicher und die Kornhaͤuser von den Kornwuͤrmern unangestekt erhalten; wer aber kann versichert seyn, daß unter dem vielen aufgekauften Getreide sich nicht angestektes befindet, und fuͤr die Entfernung aller Umstaͤnde buͤrgen, welche die Vermehrung dieses Ungeziefers beguͤnstigen. Wenn bei Anwendung vielfacher Mittel, manche unbekannte und ungeahndete Ursachen die ploͤzliche Verminderung der Kornwuͤrmer, oder ihre gaͤnzliche Vertilgung herbeifuͤhrten, so schrieb man dem leztgebrauchten das Wunder zu, und posaunte seine Wirkung in den oͤffentlichen Blaͤttern. Die Wiederholung des Versuches unter andern Umstaͤnden, zeigte bald die fruͤhere Taͤuschung. Feuchtes Korn befoͤrdert ungemein die Erzeugung dieser Insekten. Die Erhizung desselben beschleunigt die Ausbruͤtung ihrer Eier. Kuͤhle Soͤller vermindern daher ihre Fortpflanzung, wie auch die fleißige Umstechung des Getreides, welche die Erhizung desselben verhindert. Man hat mannigfaltige Mittel vorgeschlagen, sie wegzufangen: manche moͤgen sinnreich seyn, aber sie lassen sich nur im Kleinen anwenden. So lassen sich z.B. die weißen Kornwuͤrmer auffangen, wenn man uͤber den Getreidehaufen ein duͤnngewebtes Laken ausbreitet, oder ein gewoͤhnliches aber angefeuchtetes. Im ersten Falle gehen sie durch das Gewebe durch, vermuthlich um frische Luft zu suchen, und werden so mit dem Laken fortgetragen, im andern Falle sezen sie sich an das feuchte Tuch an, daß man nur aufrollen darf, um sie fortzuschaffen: man kann sie indeß nur wegfangen, wenn sie erwachsen sind, und bereits einen großen Schaden verrichtet haben. Ein schlechter Rath ist es, daß man den Kornhaufen den Wuͤrmern ruhig uͤberlassen soll, da sie nur hoͤchstens 3 bis 4 Zoll tief hineindringen, und alles tiefer liegende Getreide unangeruͤhrt bleibt: die Thatsache ist wahr, aber bei einer Aufschuͤttung von 18 Zoll hoch, geht der fuͤnfte Theil des Getreides verloren, was gewiß keine Kleinigkeit ist; und Duhamel versichert, daß alles gesund gebliebene Korn gewoͤhnlich einen unangenehmen Geruch bekommt, der sich nicht verliert. Der Schwefeldampf, den man zur Vertilgung dieses Ungeziefers vorgeschlagen hat, toͤdtet bloß die Wuͤrmer, die an der Oberflaͤche des Haufens sich aufhalten. Besondere Vorkehrungen muͤßten getroffen werden, wenn er durch die Masse selbst durchgeleitet werden sollte; und wenn diese Vorkehrungen auch in groͤßern Magazinen ausfuͤhrbar waren, so toͤdtet oder zerstoͤret doch in keinem Falle der Schwefeldampf die Eier. Nur ein sicheres Mittel gibt es, Wuͤrmer und Eier zu vernichten, naͤmlich eine betraͤchtliche Waͤrme, die aber durch den ganzen Getreidehaufen, in dem dazu erforderlichen Grade, vertheilt seyn muß: ohne dieses, bleiben an den kuͤhler gebliebenen Stellen die Wuͤrmer lebendig, oder sie verkriechen sich dahin, um der Wirkung der zu großen Hize zu entgehen. Aber selbst auf stark geroͤstetem Korne haben sich nach zwei oder drei Jahren Wuͤrmer wieder gezeigt, obgleich in weit geringerer Menge. Das Roͤsten naͤmlich verhaͤrtet die Schale, und macht es den schwarzen Kornwuͤrmern fast unmoͤglich, sie durchzubohren, um das Ei in das Mehl zu legen, und dem weißen Kornwurm, der eben aus dem Ei kroch, sich durch die harte Huͤlse den Weg in das Innere zu bahnen: die ersten finden also dort keine Stelle fuͤr ihre Eier, die andern sterben ehe sie Nahrung finden. Aber vermuthlich mit der lange der Zeit erweicht die feuchtere Luft manche Huͤlse, so daß in dem der aͤußeren Luft ausgesehen Getreide manche Koͤrner durch eingesogene Feuchtigkeit weicher geworden, den Forderungen jener Insekten wiederum entsprechen. Es gibt daher kein anderes zuverlaͤßiges Mittel, als die vollkommene Verschließung des Getreides in Behaͤltern, die jenem Ungeziefer, von welcher Art es auch sei, ganz unzugaͤnglich sind. 6. Unzuverlaͤßigkeit unseres gewoͤhnlichen Verfahrens zu Vorbeugung beider Uebel. Alles was ich bisher gesagt habe, ist eine scharfe Kritik, des in Deutschland, seit undenklichen Zeiten eingefuͤhrten Verfahrens. Unsere Anhaͤnglichkeit an dasselbe zeugt bloß von der Macht der Gewohnheit, und von der Traͤgheit, mit welcher wir uns zu dem Besseren hin, selbst wenn wir es als solches anerkennen, bewegen. Guter Rath, das Beispiel angraͤnzender Laͤnder, entscheidende Versuche, mit dem besten Erfolge im Großen ausgefuͤhrt, nichts hat uns aus dem betretenen Geleise gerissen; selbst nicht große Nachtheile, schmerzliche Verluste, die doch sonst so geeignet sind, die Menschen zu besseren Ansichten zu fuͤhren. Wir gehen, wie unsere uraͤltesten Vaͤter, als sie vor Jahrtausenden ihre eben urbar gemachten Felder mit Getreide besaͤeten, denselben Gang, den sie damals aus Mangel an aller Erfahrung einschlugen, und leider! einschlagen mußten, weil sie nichts Besseres kannten, und von den Folgen ihres Verfahrens noch nicht unterrichtet seyn konnten. Wir maͤhen naͤmlich unsere reifgewordenen Saaten, troknen sie duͤrftig im Sonnenscheine, wenn wir davon begluͤkt werden, oder an der Luft, wenn kein Sonnenstrahl durchdringen will; haͤufen die Garben aufeinander, warten die erste Erhizung derselben ab, hauptsachlich um das Ausdreschen zu erleichtern; dreschen nun das Korn aus, reinigen es, und breiten es alsdann in unseren Speichern aus; luͤften es, damit es sich nicht erhize, und lassen es, wenn wir es fuͤr die Zukunft aufbewahren wollen, bei Fortsezung dieser Behandlungsart, mehrere Jahre liegen. Dieser Gang ist freilich der einfachste, der leichteste; aber alles was einfach und leicht ist, ist deshalb nicht zu empfehlen, wenigstens nicht allgemein einzufuͤhren. Eine Menge unerwarteter Umstaͤnde gebieten nicht selten Umwege, sie machen muͤhsame Vorkehrungen noͤthig, um das Ziel zu erreichen. Unsere Methode waͤre vortrefflich, wenn unsere Sommer alle maͤßig naß, und der Erntemonat anhaltend troken waͤre; wenn die Umstechung des aufgeschuͤtteten Getreides gewissenhaft vor sich ginge, wenn Ratten und Maͤuse nicht fraͤsen, Kornwuͤrmer unsere Vorraͤthe nicht heimsuchten, und wir nicht ungeheure Flaͤchenraume brauchten, um den Segen unserer Ernten mehrere Jahre aufzubewahren, oder wenigstens bis wir ihn mit Vortheil umsezen koͤnnen. Da es uns aber in unseren Oekonomie-Gebaͤuden an zwekmaͤßigen Vorrichtungen fehlt, um unser Getreide in nassen Jahren gehoͤrig zu troknen, koͤnnen wir es nach nassen Sommern nicht aufspeichern, weil es leicht dumpfig wird, und muͤssen es daher schnell verkaufen und verbrauchen, wo dann nach einigen solchen Jahren, wenn nunmehr ein Mißwachs folgt, eine Hungersnoth unvermeidlich ist, weil keine Vorraͤthe vorhanden sind, den eingetretenen Mangel zu ersezen. Noch aͤrger ist es, wenn die Erntezeit selbst anhaltend naß ist, und die Einfuhr dadurch aufgehalten wird. Aus Mangel an Vorkehrungen, das feuchte Getreide zu troknen, und da es unmoͤglich ist, es in solchem Zustande in der Scheune aufzuhaͤufen, muͤssen wir es nunmehr gelassen auf unseren Feldern auswachsen und zerrotten sehen: und dieser empfindliche Nachtheil, der manchen Landmann zum Bettelstab verhilft, macht uns nicht vorsichtiger. Bei der Anlage unserer Oekonomie-Gebaͤude denken wir nur an den Sonnensebein, den wir erwarten, als koͤnne er nicht ausbleiben, und nehmen keine Ruͤksicht auf das Regenwetter, das sich unerwartet oft einfindet, und dann mit einemmale, da wir auf die verderblichen Wirkungen desselben nicht vorbereitet sind, uͤber die Haͤlfte unserer suͤßesten Hoffnungen vernichtet. Bei unserer Methode unser Getreide langsam und gemaͤchlich auszubrechen, um die Kosten fremder Huͤlfe zu ersparen, lassen wir es von der Zeit der Ernte an, das Jahr hindurch, fast bis zur neuen Ernte hin, in der Scheune von den Mausen zernagen; nicht zufrieden sie hier so gut zu bewirthen, schuͤtten wir ihnen noch die Fruͤchte unseres Schweißes auf die Kornboͤden hin, und uͤberlassen ihnen großmuͤthig davon ein zweites Zehntel zu ihrem Verbrauch; und wer endlich sein Korn nicht um jeden Preis auf den Markt verkaufen will, und es aufspeichert, um bessere Preise abzuwarten, muß uͤberdieses noch vor der Gefahr zittern, neben allen Kosten und Veruntreuungen, die mit dem Umstechen verbunden sind, ein Fuͤnftel seines Vorrathes den Kornwuͤrmern Preis geben zu muͤssen. Die uralte Methode unserer Vater hat daher nur einen Werth fuͤr den kleinen Gutsbesizer, der bei seinen kleinen Aekern leicht nach einigen wenigen Sonnenbliken, sein Getreide vom Felde in die Scheune fordern kann; der mit dem Ausdreschen seiner kleinen Habe schnell fertig wird; der gerade so viel bauet, als zur Erhaltung seines Hauswesens und zur Zahlung seiner Steuern noͤthig ist, und sein Getreide unmittelbar von der Tenne auf den Markt bringt. So verhalt es sich aber nicht mit dem groͤßeren Eigenthuͤmer. Er hat die Zinsen eines weit groͤßeren Kapitals zu verwerthen, und muß auf Umstaͤnde warten, dieses ohne Nachtheil moͤglich zu machen. Wollten alle großen Eigenthuͤmer ihr Getreide, wie es ausgedroschen wird, sogleich, auf dem Markte, gegen baar Geld umsezen, so wuͤrde die Concurrenz die Preise so herunterdruͤken, daß weder die Zinsen des Kapitals, noch die Kosten des Anbaues gedekt wuͤrden, und das gaͤnzliche Verderben aller akerbauenden Classen unfehlbar erfolgen muͤßte. Der große Eigenthuͤmer muß daher, mit Hoffnung eines gluͤklichen Erfolges, sein Getreide auf mehrere Jahre aufspeichern koͤnnen: und der Vortheil des Landes ist hier mit dem Seinigen in Einklang. Kornvorraͤthe, von mehreren Jahren her, retten uns allein vor den schreklichen Folgen einer Hungersnoth, und wer kann solche Vorraͤthe anlegen, wenn der bemittelte Gutsbesizer es unterlaͤßt! Zu solchen Getreide-Vorraͤthen wird er besonders in Laͤndern aufgemuntert, in welchen die Versplitterung der Guͤter nicht gestattet wird, und wo die Zahl der kleinen Landeigenthuͤmer zu den groͤßeren in einem festen Verhaͤltniß steht. Er kann hier ruhig der Concurrenz entgegen sehn, welche der Geldmangel unter denselben veranlaßt; er weiß, daß sobald ihre Scheunen leer seyn werden, die Reihe an ihn kommen wird, er kann daher, durch hoͤhere Preise gelokt, mit dem Verkaufe seines Kornes zuruͤkhalten; er kann sogar, da er die Zinsen seines Kapitals nicht verzehrt, mehrere Jahre auf angemessenere Preise warten. Da es aus den eben angefuͤhrten, und von der Vermeidung eines in aller Hinsicht dem Staate so nachteiligen Getreidemangels hergenommenen Gruͤnden, den hohen Landesbehoͤrden nicht gleichguͤltig seyn kann, ob Getreide-Vorraͤthe auf mehrere Jahre im Lande sind oder nicht, so scheint das neue beliebgewordene System, nach welchem der Zersplitterung der Guͤter kein Gesez mehr entgegenwirkt, nicht auf den wahren Vortheil des Volkes berechnet zu seyn; und es duͤrfte als ein Hauptfehler in unseren neuen Constitutionen betrachtet werden, daß sie, aus individuellen Hinsichten, die Zersplitterung der Guͤter zuließen, ohne die Guͤter selbst zu classiren, ohne ein Verhaͤltnis zwischen den kleinen, den mittleren und den groͤßeren Besizungen festzusezen. Die Schwierigkeiten die solchen Normen entgegenarbeiten, sind kein Grund, der den Gesezgeber entschuldiget, daß er das allgemeine Wohl des Landes dem blinden Zufall uͤberließ, anstatt ihn nach weisen Ruͤksichten zu berechnen, und auf festen Grundlagen zu gruͤnden. Der große Gutsbesizer ist es nicht allein, der die Notwendigkeit fuͤhlt, Getreide mehrere Jahre hindurch, ohne Verlust, aufzubewahren, und der in der allgemein uͤblichen Methode seine Rechnung nicht findet; große Staͤdte, Militaͤrverwaltungen, Hospitaͤler, Armeninstitute, ganze Gemeinden, befinden sich in derselben Lage. Grundsaͤze einer gesunden Oekonomie erheischen den Ankauf des benoͤthigten Getreides, wenn es zu niedrigeren Preisen zu haben ist, und eine kluge Vorsicht gebietet, daß der Vorrath nicht allein von einer Erndte zur aͤndern berechnet sey. Wer aber kennt nicht die großen Boschwerden, uͤber die vielen Nachtheile, die mit der Aufbewahrung dieses Getreides verbunden sind. Selten behaͤlt das Getreide in solchen Magazinen seinen reinen Geruch. Das aus demselben verfertigte Brod ist selten gut. Es ist nicht moͤglich, die Mause abzuhalten, und in den misten dieser Magazine richten die Kornwuͤrmer große Verheerungen an. Die Gebaͤude, die zur Aufnahme dieses Getreides noͤthig sind, muͤssen sehr weitlaͤuftig seyn, weil das Korn, wenigstens das erste Jahr gewoͤhnlich unter 18 Zoll hoch aufgeschuͤttet werden muß: die Umstechung dieser großen Getreide-Massen geht unordentlich vor sich, die dazu verwendeten Tagloͤhner, die nicht immer bewacht werden koͤnnen, verrichten die Arbeit nur halb, der Wurmfraß, um den Verlust im Maaße zu vermindern, wird als gutes Getreide mit ausgemessen, gemahlen, und verbaten, und gewissenlose Inspektoren, die, bei solchen Umstaͤnden, keiner Kontrolle ausgesezt werden koͤnnen, bereichern sich, in solchen Instituten, auf Kosten des Publikums. Daher haben von jeher wahrhaft patriotisch gesinnte Maͤnner manches aufgeboten, um etwas Besseres an die Stelle jener mangelhaften Methode zu sezen, und wenn ihre wohlgemeinten Bemuͤhungen nicht Bestand hatten, so lag lediglich die Schuld an den niedrigen Leidenschaften jener gewissenlosen Menschen, die bei den neuen Instituten ihren Vortheil nicht fanden, und alles aufboten, um die Machthabenden gegen das offenbare Gute einzunehmen, sie fuͤr das vorige Verfahren wieder zu gewinnen, und die wohlthaͤtigen Fruͤchte des besseren Verfahrens zu vernichten. Waͤhrend den Drangsalen, die der lezte allgemeine Miswachs uns zufuͤgte, hoͤrte man oft gegen die Regierungen bittere Klagen, daß sie, ohne Fuͤrsorge fuͤr die Zukunft, den traurigen Folgen fehlgeschlagener Ernten durch die Anlage von Getreide-Magazinen, nicht vorbeugten. Diese Klagen koͤnnen bloß den schmerzhaften Gefuͤhlen des Augenblikes beziehen werden. Lassen sie uns erwaͤgen ob, bei der in Deutschland uͤblichen Methode, ob uͤberhaupt Magazine, die uns gegen eine allgemeine Hungersnoth schuͤzen sollen, raͤthlich und sogar moͤglich sind. Die Grundlage zu diesen Berechnungen kann freilich bestritten werden; ich gehe von Annaͤhmen aus, die gewiß nicht vollkommen richtig sind, aber die aͤußerste Genauigkeit kann hier ohne Nachtheil uͤbersehen werden; wenn von einem großen Staate die Rede ist, so kann man sich, ohne daß deshalb die Resultate truͤgen, um einige tausend Schaffet Korn verrechnen. Auch ziehe ich hier in keine Betrachtung die Verschiedenheit in der Menge des Verbrauches in den Staͤdten und auf dem Lande; auch mache ich keinen Unterschied zwischen Roggen und Weizen, und Uͤbersehe, daß auf dem Lands haͤufig Gerste mit dem Roggen zum Brod gemengt wird, und begnuͤge mich daher bloß mit einem approximativen Anschlag. Duhamel glaubt annehmen zu koͤnnen, daß ungefaͤhr die zwei Drittel einer guten Ernte in Frankreich zur Erhaltung der Bewohner dieses Reiches hinlaͤnglich sind, und daß bei sehr hohen Getreide-Preisen auch wohl die Haͤlfte einer solchen Ernte zureichen wuͤrde, weil man alsdann weniger verzehrt; daß aber ein Drittel oder ein Viertel einer guten Ernte eine Hungersnoth zur Folge hat, wenn sonst in den Speichern kein Vorrath vorhanden ist. Das Jahr 1740 war fuͤr Frankreich ein gesegnetes Getreidejahr. Die Speicher waren voll, und der Preis des Getreides war niedrig; allein in diesem Jahre hatten sich die Getreidewuͤrmer dermaßen vermehrt, daß man gezwungen wurde, die Kornboͤden zu leeren, und aͤußerst wohlfeil zu verkaufen. Das Jahr 1750 konnte zwar nicht, der Menge des Getreides nach zu urtheilen, ein schlechtes Jahr genannt werden, aber das Korn war durchgehends von schlechter Qualitaͤt, und mußte ebenfalls schnell verkauft werden. Alle Vorratskammern waren also leer, als im folgenden Jahre (1751) die Ernte schlecht ausfiel, und eine Hungersnoth sich uͤber ganz Frankreich verbreitete. – So nothwendig ist es, daß in einem Staate Getreide vorraͤthig und auf mehrere Jahre vorraͤthig sey. Ohne uns viel zu verrechnen, koͤnnen wir fuͤr Baiern gelten lassen, was Duhamel von Frankreich behauptet, daß naͤmlich auch hier zwei Drittel einer guten Ernte zur Erhaltung der Bewohner noͤthig sind. Da wir aber uͤber die Quantitaͤt des Getreides, das in Baiern ausgedroschen und zur Verfertigung des Brodes, oder zur Nahrung der Einwohner Verwender wird, keine Nachweisungen haben, so muͤssen wir versuchen, durch Umwege der Wahrheit nahe zu kommen. Wenn wir die Bevoͤlkerung in Baiern auf 3,500,000 Seelen in runder Zahl, festsezen, so wird wenigstens ein Drittel davon aus Kindern bestehn: folglich waͤren unter der gedachten Zahl Menschen 2,344,444 Erwachsene, und 1,166,666 Kinder. Auf jede erwachsene Person, sowohl maͤnnlichen als weiblichen Geschlechtes, rechne man im Durchschnitt 2 baiersche Schaffet, und 1 Schaffet fuͤr jedes Kind; dieses gibt zur Nahrung der Landesbewohner 5,855,554 baiersche Schaffet. Da nun eine gute Ernte ein Drittel mehr liefern soll, als zur gewoͤhnlichen Consumtion dient, so muͤßten in guten Jahren an 7,807,405 Schaͤffel ausgedroschen werden. Sind im Lande keine Vorraͤthe vorhanden, so wird eine Hungersnoth veranlaßt, wenn die Ernte nur den dritten Theil dieser Schaͤffel-Anzahl liefert, also 2,602,435 Schaͤffel. Da nach der sehr richtigen Duhamel'schen Bemerkung man weniger consumirt, wenn das Getreide theuer ist, so koͤnnte man bei solchen Drangsalen, anstatt mit zwei Drittel einer guten Ernte, mit der Haͤlfte derselben, folglich mit 3,903,702 Schaͤffel auskommen. Da aber, bei allgemeinem Mißwachse, eine ganze Ernte so fehlschlagen kann, daß man nur den vierten Theil einer guten bekommt, folglich nur 1,951,851 Schaͤffel, so muͤßten die Landes-Magazine auf diesen moͤglichen Fall eingerichtet seyn, und der fuͤr jedes Jahr im Staate befindliche Vorrath, muͤßte 1,951,851 Schaͤffel betragen, weil alsdann die Landesbeduͤrfnisse sich mit der Haͤlfte einer guten Ernte, oder mit 3,903,702 Schaͤffel Getreide gedekt finden wuͤrden. Vorausgesezt man koͤnnte den Ankauf dieser großen Getreidemasse so bewerkstelligen, daß der Schaffet nur zu 8 Gulden zu stehen kaͤme, so wuͤrde zu demselben ein baares Kapital von 15,614,808 Gulden noͤthig seyn. Was werden nun die Gebaͤude kosten, die zur Aufbewahrung einer solchen Menge Korn noͤthig sind? Es versteht sich, daß Institute dieser Art, die bleibend und folglich auf viele Jahrhunderte berechnet seyn sollen, so dauerhaft seyn muͤssen, daß sie nicht nach einigen Menschenaltern zusammenstuͤrzen, oder leicht ein Raub der Flammen werden koͤnnen. Unter allen zur Aufbewahrung des Getreides bestimmten Gebaͤuden, scheinet das Kornmagazin zu Lyon eines der vorzuͤglichsten zu seyn. Es wurde auf Kosten der Stadt errichtet. Dieses Gebaͤude ist drei Stok hoch, und bildet daher drei uͤbereinander liegende Soͤller. Jedes desselben ist nach einem, von Hrn. de Ville, Ingenieur des ponts et chaussées, aufgenommenen Plane (man findet ihn, Duhamel de la Conservation des grains, Seite 247), 354 Pariser Fuß lang, und 50 Fuß breit, im Lichten. Die Hoͤhe jeden Stoks betraͤgt, bis zum Schluße des Gewoͤlbes, 15 Fuß. Das ganze Gebaͤude, von dem Fuße an bis zum Gipfel, ist 63 Fuß hoch. Die Mauern sind 4 Fuß dik. Die zur Aufbewahrung des Getreides in jedem Stoke befindliche Flaͤche betraͤgt 17700 Quadrat Fuß. Hievon muß man abziehen 1. den Raum, den die 44 Pfeiler, die das Gewoͤlbe tragen, einnehmen, und deren jedem man 3 Quadrat Fuß gibt, folglich zusammen 132 Quadr. Fuß; 2. vier Fuß breit, fuͤr den Gang, der an der Mauer rings herum frei bleiben muß, theils fuͤr die Boͤschung des Korns, theils fuͤr den Raum, der zum Umstechen des Weizens noͤthig ist. Diese 4 Fuß, die kaum zureichen, machen 3168 Quadratfuß, die zu den vorigen 132 Fuß hinzugethan, 3300 Quadratf. Flaͤche geben. Wenn man nun diese von 17700 Quadr. F., naͤmlich von der ganzen Flaͤche des Kornbodens abrechnet, so bleiben fuͤr den Weizen 14400 Quadr. Fuß. Es findet sich nicht angezeigt, wie viel dieses zwekmaͤßig eingerichtete Gebaͤude der Stadt Lyon gekostet hat: allein nach einem fuͤr Paris angefertigten Anschlage, haͤtte daselbst zu dessen Erbauung ein Kapital von 500,000 Livres, und folglich 230,000 Gulden verwendet werden muͤssen. Wenn man das Getreide, wie es bei uns gewoͤhnlich ist, 18 Zoll hoch aufschuͤttet, so faßt jeder Kornboden 21600 Kubikfuß Korn, welches fuͤr alle 3 Stokwerke 64,800 Pariser Kubikfuß betraͤgt. Da nun der baiersche Schaͤffel gleich 6,4867 Pariser Kubikschuh ist, so enthalten die drei Stokwerke, bei 18 Zoll Getreide-Hoͤhe, 9989 baiersche Schaͤffel; und folglich muͤßten fuͤr 1,951,851 baiersche Schaͤffel wenigstens 195 solche Magazine aufgebauet werden. Auf jeden Kreis kaͤmen also 24 solche Kernhaͤuser, und in einigen sogar 25. Da jedes wenigstens 230,000 Gulden kostet, so kosten alle 195, 44 Millionen 850 tausend Gulden; und das Ganze, zur Dekung einer Hungersnoth noͤthige Institut, mit Inbegriff der zum Ankauf des Getreides noͤthigen Summe, wuͤrde zur ersten Einrichtung ein Kapital von 60 Millionen 464 tausend 86 Gulden erfordern; ein Kapital, welches zweimal groͤßer ist, als die ganze Einnahme des Koͤnigreiches. Man sieht daher, wie wenig Umsicht diejenigen zeigen, die von einer Staatsverwaltung allgemeine Maasregeln, gegen die Folgen eines Miswachses fordern. Wollte man auch verlangen, daß der Staat systematisch zu Werke ginge, und alle Jahre wenigstens ein solches Kornhaus aufbauen ließe, so wuͤrden 195 Jahre zur gaͤnzlichen Ausfuͤhrung eines solchen Planes erforderlich seyn. Vorausgesezt aber, der Staat haͤtte wirklich die Kraͤfte zur Anlage solcher Institute; vorausgesezt ferner, daß der jaͤhrliche Verkauf, bei etwas hoͤheren Preisen, die Verwaltungskosten, den Verlust, der von Wuͤrmern und Maͤusen entsteht, und den neuen Ankauf dekte, so daß jedes Magazin wenigstens alle 10 Jahr seinen Vorrath erneuern koͤnnte; vorausgesezt endlich, daß eine kraftvolle Administration die Mittel hatte, bei so großen Vorraͤthen eine genaue Controlle zu halten, die wenigstens große Veruntreuungen unmoͤglich machte, so wuͤrde dennoch der ganze Plan scheitern muͤssen, wenn man ihn von seiner politischen Seite betrachtet; denn wenn auch bei einem angehenden Kriege, ein Theil dieses Getreides zur Verproviantirung der Armeen und der festen Plaͤze benuzt werden koͤnnte, so wuͤrde doch so viel Getreide, bei einem feindlichen Einfall nicht all gerettet werden koͤnnen; es wuͤrde die Beute des Feindes werden, falls man es nicht vernichtete, oder es dem Volke preis gaͤbe; in jedem Falle waͤre das Kapital dahin, ehe eine eingetretene Hungersnoth, die alle Jahrhunderte hoͤchstens einmal eintrifft, die Wohlthat dieser Institute fuͤhlbar gemacht haͤtte. Das Mittel gegen eine Hungersnoth kann daher allein in den Vorratskammern der groͤßeren Landeigenthuͤmer gesucht und gefunden werden. Die Pflicht der hoͤheren Staatsverwaltungen ist, durch zwanglose Mittel, die ihnen hinlaͤnglich zu Gebote stehn, wenn sie diese nur benuzen wollen, dahin zu wirken, daß die wohlhabenderen Unterthanen solche wohlthaͤtige Spekulationen machen koͤnnen; es liegt besonders in dem Beruf der landwirtschaftlichen Vereine, die Regierungen dazu zu veranlassen, und alle Bemuͤhungen derselben, die auf diesen edlen Zwek gerichtet sind, kraͤftig zu unterstuͤzen, und vor allem sowohl durch Praͤmien, als durch unmittelbar angestellte Versuche, die Methoden zu verbessern, damit die Aufspeicherung erleichtert, und die Gutsbesizer nicht in ihren dem Lande so nuͤzlichen Spekulationen, anstatt eines belohnenden Vortheils, einen empfindlichen Schaden finden. Indessen zwekmaͤßige Verbesserungen unseres Verfahrens von dorther ausgehen, pruͤfen wir, der Reihe nach, das Verfahren fremder Voͤlker und die wohlgemeinten Vorschlaͤge einiger Sachverstaͤndigen. 7. Methode der Est- Lief- und Kurlaͤnder. Von uralten Zeiten her herrscht in Est- Lief- und Kurland die Sitte, alles Getreide vor dem Ausdreschen in stark erhizten Zimmern zu troknen. Die Scheunen sind daselbst zu diesem Zweke in drei Theile getheilt; in dem einem liegt das ungedroschene Getreide, der andere bildet die Dreschtenne, der dritte ist mit einem Ofen versehen, und dient zur Austroknung des noch in der Aehre befindlichen Kornes. Die besondere Bauart dieser Korn- und Trokenhaͤuser findet man umstaͤndlich beschrieben in Hupel's topographischen Nachrichten von Est- und Liefland, Riga 1777 S. 294 u. f. Auch beschreibt sie der Professor Bejeke in Mitau, im Leipziger Magazin zur Naturgeschichte und Oekonomie. 1786. 1stes Stuͤk. S. 30 u. f. und Hr. v. Fischer in den Zusaͤzen und Verbesserungen zu seinem lieflaͤndischen Landwirthschaftsbuch. Halle 1753. – Die Art und Weise wie in Kurland das Korn gedoͤrrt wird, kann man in dem Vorberichte nachschlagen, welchen Hr. Prof. Titius seiner Uebersezung der Duhamel'schen Abhandlung von der Erhaltung des Getreides vorangeschikt hat; – auch im 14. Bande der uͤbersezten Abhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften, S. 271 liefert Hr. Capit. Karl Winblad die Beschreibung einer solchen Troken-Anstalt. Diese Trokenhaͤuser nennt man in der Landessprache Rigen. Die Einrichtung derselben ist bei diesen verschiedenen Volksstaͤmmen verschieden, und selbst bei den groͤßeren Landeigenthuͤmern schlecht. Das zur Austroknung der Garben bestimmte Getreide wird in seinem Stroh, in der Trokenstube, laͤngs den Wanden, und auf Latten geordnet. Hundert gewoͤhnliche kleine Roggenbuͤnde, etwas mehr, etwas weniger, werden mit einemmale hereingebracht. Die Vorkehrungen werden daselbst, bei der schlechten Einrichtung der Oefen, und der Feurung, so gut wie moͤglich, zur Verhuͤtung der Entzuͤndungen, getroffen, die indeß doch oͤfters vorfallen. Jede Rige hat ihren Aufseher, der die Heizung besorgt, und die Garben durchstoͤßt, um der Hize den Durchgang zu erleichtern. Zweimal des Tages wird eingeheizt. Gegen Abend versammeln sich die Drescher. Sie dreschen die Nacht hindurch, und fuͤllen am Morgen mit neuen Garben das Trokenzimmer. Der Roggen wird mit leichten Dreschflegeln behandelt, wozu sogar vierzehnjaͤhrige Knaben gebraucht werden. Weizen, Gerste und Haber werden auf der Tenne durch Pferde ausgetreten. Das ist im Wesentlichen das Verfahren jener Voͤlker. Hr. v. Duͤsburg, ein Kurlaͤnder, wundert sich in seinem Schreiben an Hrn. Doctor Pauli in Hamburg (im 4. Stuͤke der Hamb. Addreßcomtoir-Nachrichten), daß diese, in einem so nahe an den deutschen Graͤnzen liegenden Lande, herrschende Gewohnheit, unter uns Deutschen keine Nachahmung gefunden habe, da doch deutsche Kaufleute oft in Kurland Korn aufkaufen, und auf die dortige Verfahrungsart durch die Preiscurranten aufmerksam gemacht werden, auf welchen stets getrokneter Roggen notirt wird. Was jene Voͤlker zu dieser Sitte bewogen hat, ist wahrscheinlich die Beschaffenheit ihres Klimas; da ihre Winter laͤnger dauern, als die unsrigen, sind ihre Sommer kuͤrzer, und die starken Regenguͤsse, oder die anhaltenden Nebel finden sich bei ihnen noch etwas fruͤher ein als bei uns, so daß der Erntemonat daselbst weit haͤufiger naß als troken ist. Ein solches Verfahren scheint also bei ihnen eine Folge der Notwendigkeit zu seyn: aus eben dieser Ursache hat es in Schweden Eingang bekommen; allzuoft zerrotteten da die Feldfruͤchte auf den Aekern, ehe sie troken genug zum Einfuhren werden konnten, oder sie wurden feucht eingebracht, und verdarben in den Scheunen. Bei uns ist freilich der Erntemonat oͤfter troken als naß; so daß wir fuͤr uns eine groͤßere Wahrscheinlichkeit haben, daß wir unser Getreide troken einfahren werden; allein traurige Erfahrungen haben uns gelehrt, daß zuweilen das Gegentheil eintrifft, und die Frage ist, ob es nicht rathsam sei, aus weiser Fuͤrsorge auch bei uns Vorkehrungen zu treffen, welche dort die Nothwendigkeit gebot. Es folgt indeß aus den in dem vorigen Abschnitt angefuͤhrten Gruͤnden, daß die kleinen Landeigenthuͤmer von dieser Fuͤrsorge befreiet seyn koͤnnen, weil sie weit leichter als die groͤßeren die guͤnstige Zeit abwarten und wahrnehmen, weil sie ihre geringe Habe sogleich gegen Geld umsezen, und nie aufgefordert sind, ihr Korn aufzuspeichern. Auf jedem groͤßerm Landgute sollte aber mit der Scheune eine Rige verbunden werden. Die Kosten dieser Einrichtung kommen in keinen Anschlag. Wenn das abgemaͤhte Getreide auf dem Felde liegt, und das Regenwetter anhaltend ist, so faͤllt hier, in vierzehn Tagen, mehr Getreide aus, und mehr Getreide keimt in der Aehre, als die Kosten betragen, welche der Bau der Rige verursachen wuͤrde. Wenn man auch nicht die gut ausgetrokneten Garben gleich ausdreschen wollte, so wuͤrde doch taͤglich eine ganze Menge noch feuchter Garben von dem Felde, durch die Rige, in die Scheune kommen. Indem ich auf diese Sitte jener Voͤlker aufmerksam mache, bin ich weit entfernt, die Bauart, und die innere Einrichtung ihrer Rigen, als Muster zur Nachahmung zu empfehlen. Die Maͤngel derselben sind groß; die Muͤndung des Ofens ist im Zimmer selbst; viele werden mit Schilf oder Stroh geheizt, die Flamme schlaͤgt oft Mann hoch aus dem Ofenloche heraus; der Rauch der durch keinen Rauchfang abgeleitet wird, verbreitet sich im Zimmer, und die nahe stehenden Garben koͤnnen leicht Feuer fangen. Der Verstand unserer Baumeister wird leicht bei Entwerfung aͤhnlicher Anlagen, die Maͤngel derselben beseitigen, und sie so einrichten, daß die Feuersgefahr vermieden, und der Zwek vollstaͤndig erreicht werde. Ein Oekonom der auf seinem Gute eine Rige anlegen, und das Ausdreschen seines Getreides darnach einrichten wollte, koͤnnte sich zunaͤchst von dieser Neuerung folgende wesentliche Vortheile versprechen. Er koͤnnte mit groͤßerer Ruhe den Wechsel der Witterung, waͤhrend der Erntezeit, ansehen. Er weiß, daß ihm Mittel zu Gebote stehn, sein Getreide dem verderblichen Einfluß der Witterung zu entziehen. Die Kosten des Holzes, die ihm die Heizung der Rige verursachen, werden ihm reichlich durch die Erhaltung seines Getreides, die bessere Qualitaͤt desselben, und das leichtere Ausfallen der Koͤrner auf der Tenne ersezt. Er hat es in seiner Gewalt, den Sonnenschein zu benuzen, wenn dieser seine Garben hinlaͤnglich troknet, und sein Getreide dennoch troken in die Scheune zu bringen, wenn er eine anhaltende Naͤsse befuͤrchten muß: denn es wuͤrde eine vergebliche Arbeit seyn, daß von der Sonne gehoͤrig ausgetroknete Getreide in der Rige troknen zu wollen. Welch ein trauriger Anblik, wenn man auf dem Felde die muͤhsam angebauten, und mit so vielen Kosten, bis zur Einfuhr gezeitigten Fruͤchte, auf den Stoppeln vermodern sieht, und Mist anstatt gesegnete Garben einerntet! wer wuͤrde bei solcher Witterung die Wohlchat einer Rige nicht hoch schaͤzen, und die Kosten bereuen, die auf die Anlage derselben, und auf die Rettung des Getreides verwendet werden mußten! Sollten auch, bei solcher traurigen Witterung, unter hundert Gutsbesitzern, zehn bis hieher immer das Gluͤk gehabt haben, ihre Garben troken einzufahren, so werden sie doch einst, fruͤh oder spaͤt, zu ihrem großen Nachtheil erfahren, daß Gluͤk, Witterung und Klugheit von einander unabhaͤngig sind, daß ihr Buͤndniß nur scheinbar und von keiner Dauer seyn kann, und daß eine in guͤnstiger Zeit aufgebaute Rige, eine sichere Zufluchtsstaͤtte gegen die Launen beider ersten sind. Was hilft es uns, daß wir auf Vermehrung unserer Aeker, auf bessere Benuzung unseres Bodens, auf gruͤndlichere Bearbeitung unserer Felder uͤberhaupt hinarbeiten, wenn wir auf die Mittel nicht denken, unsere reifgewordenen Fruͤchte zur Zeit des Einbringens, vor dem Unheil der Witterung zu schuͤzen, und ohne Scheu, dem Risiko entgegenwandeln, am Ende von der Laune des Zufalls dasjenige zu erhalten, was wir mit so vielem Fleiße, mit so vieler Um, ficht vorbereiteten, da wir es doch in unserer Gewalt haben, uns von jenen Launen weit unabhaͤngiger zu machen! nichts ist aber schwerer umzuwandeln, als die uralten Gewohnheiten der Volker, zumal wenn sie sich mit der fruͤheren Erziehung der aͤrmeren Classen fortpflanzen, und in der Bauart des Landes, die ganz umgeaͤndert werden muͤßte, mit ihren Grund haben. Lokende Praͤmien, von hohen Landesregierungen, von landwirtschaftlichen Vereinen ausgestellt, fuͤr die zehn ersten groͤßeren Gutsbesizer, die im Lande Rigen von hinlaͤnglichem Umfange, in Bezug auf ihre Kornfelder, nicht nur angelegt, sondern wenigstens fuͤnf Jahre hindurch, und zwar besonders waͤhrend nassen Jahren, und nassen Ernte-Monaten zwekmaͤßig benuzt hatten, wuͤrden gewiß die Einrichtung mehrerer veranlassen, und dem deutschen Vaterlande wesentliche und bleibende Vortheile sichern. Wenn man diese Landwirthe, in anhaltend feuchten Ernte-Tagen, ihre Habe retten saͤhe, so wuͤrden alle benachbarten Gemeinden um so bruͤtender den Mangel aͤhnlicher wohltaͤtiger Einrichtungen empfinden, und zur Nachahmung bereit werden, und uͤberdieses wuͤrde der Staat, durch solche gut angebrachte und gemeinnuͤzige Opfer, seinen großen Gutsbesizern die Moͤglichkeit erleichtern, uͤberfluͤßiges Getreide aufzuspeichern, und dadurch das Landes-Kapital zu vermehren; denn durch die Verschleuderung des Getreides um niedrige Preise, verliert nicht nur der Einzelne, sondern auch das Ganze. Zu niedrige Kornpreise sind nur ein scheinbarer Vortheil fuͤr einige Klassen, ein wahrer Verderb fuͤr alle. 8. Andere Vortheile, die mit der Benuzung der Rige verknuͤpft sind. Wenn indessen der Hauptnuzen einer Rige ist, das Getreide in der Aehre zu troknen, um das Erhizen und Auswachsen derselben zu verhindern, so empfiehlt sie sich noch von andern Seiten; wenn man sich nicht bloß begnuͤgt die Garben so auszutroknen, daß sie in der Scheune aufgeschichtet werden koͤnnen, sondern sie der Hize der Rige laͤnger aussezt, so wird das Getreide so duͤrre, wie es kaum am Ende des ersten Jahres, nach vielem Luͤften und Umstechen werden kann. Es laͤßt sich also hoͤher aufschuͤtten und erfordert weniger Wartung. Hr. v. Duͤsburg spricht in dem oben angefuͤhrten Schreiben, von einem in Kurland angelegten Magazine, wovon einige Speicher von 1747 an bis 1760 vollgeschuͤttet blieben. Das Getreide wurde nun an die Meistbietenden Buͤrger verkauft, und zum Brodbaken, zum Verschiffen, und zum Saͤen eben so gut befunden, als irgend frischer Roggen seyn kann. In den Soͤllern des dortigen Adels liegt oft das Getreide, unangeruͤhrt, 12 bis 15 Jahre. Ein solches stark ausgetroknetes Getreide ist dem Wurm fraß weit weniger ausgesezt: und wenn sich wirklich einige Wuͤrmer darauf sehen lassen, so ist der Schaden den sie an richten, weit geringer, weil es hoͤher aufgeschuͤttet, ihren Verwuͤstungen eine kleinere Oberflaͤche darbietet, und es befoͤrdert ihre Fortpflanzung nicht, weil es sich nicht mehr erhizet. Bei der maͤßigen Hize einer Rige verliert das Korn die Faͤhigkeit zu keimen nicht, und in den oben angefuͤhrten Laͤndern werden die Koͤrner, die schon von selbst in der Rige ausfallen, vorzugsweise zur Aussaat gebraucht. Wollte man indessen den Keim selbst in den Koͤrnern toͤdten, so muͤßte das ausgedroschene Getreide in der Rige auf Brettern oder Weidengeflechten duͤnn ausgebreitet einer groͤßeren Hize ausgesezt werden. Ein so bearbeitetes Getreide laͤßt sich in Kasten hoch aufschuͤtten, verdirbt nie, und wird von den Wuͤrmern verschont. In einer solchen Rige koͤnnte indessen nur wenig Getreide mit einmal behandelt werden, und sie wuͤrde daher bloß den Beduͤrfnissen kleinerer und mittlerer Eigenthuͤmer entsprechen. Große Magazine erfordern andre Vorkehrungen. 9. Bartholomeo Intieri's Verfahren. Die Nothwendigkeit, Korn, welches auf feuchtem Grunde wuchs, mehrere Jahre ohne Nachtheil aufzubewahren, hat wohl Niemanden zur Erfindung der dazu noͤthigen Mittel mehr angespornt als Bartholomeo Intieri. Dieser hatte zu Santa Maria di Capua, auf zwanzig Jahre die Kornzehnten des Hauses Corsini in Pacht genommen. Das Getreide wuchs durchgehends hier auf feuchtem Grunde, und bei der in Italien herrschenden Waͤrme gerieth es jedes Jahr schnell in Gaͤhrung, und verdarb ungeachtet allen darauf verwendeten Fleißes; so daß der Besizer an Aufbewahrung nicht denken durfte, und sich gezwungen sah, um die schlechtesten Preise zu verkaufen. Da er uͤberdieses sehr niedrig aufschuͤtten mußte, und folglich dazu große Flaͤchenraͤume noͤthig hatte, deren Miethe betraͤchtliche Summen verschlang, so wurde er, bei diesen widrigen Umstaͤnden, ein armer Mann. Die Nothwendigkeit große Ungluͤksfaͤlle zu vermeiden, macht erfinderisch. Intieri leuchtete es ein, daß die Hauptursache des Erhizens und des Verderbens seines Getreides in der Faͤhigkeit dieses zu feuchten Kornes laͤge, bei guͤnstiger Temperatur seinen Keim zu entwikeln; er glaubte, daß wenn er diesen Keim selbst zerstoͤren koͤnnte, so wuͤrden die durch den Vegetations-Proceß sich entwikelnde Waͤrme, und die Folgen derselben, nicht mehr zu befuͤrchten seyn. Das beste Mittel, diesen Zwek zu erreichen, glaubte er in hoher Temperatur zu finden. Mit dieser Idee trug er sich lange herum, ehe er sie auf eine zwekmaͤßige Art verwirklichen konnte. Zuerst mußte er sich von der Richtigkeit seiner Ansicht uͤberzeugen, und machte daher einige Versuche mit einem Kasten voll Getreide, den er in einen Bakofen schob. Wie groß war seine Freude, als er fand, daß in der Temperatur desselben das Korn durchgehends die Faͤhigkeit zu keimen verloren hatte: er saͤete 50 gedoͤrrte und 50 ungedoͤrrte Koͤrner. Nach acht Tagen waren diese alle aufgegangen; von den anderen aber kein einziges, selbst nicht, nachdem er sie einige Monate begossen und gewartet hatte. Da er sich, seiner Ansicht nach, durch die Vernichtung des Keimes gegen Erhizung vollkommen gesichert glaubte, mußte er nun das Verhalten dieses Getreides gegen die Wuͤrmer versuchen. Er schob also eine neue Quantitaͤt in den Bakofen, und wiederholte diese Operation so oft, bis er so viel hatte, daß er damit ein Faß fuͤllen konnte. Ein anderes Faß fuͤllte er mit ungedoͤrrtem Korne, und stellte beide neben einander. Nach acht Tagen waren die Wuͤrmer schon in diesem lezten, und die Erhizung hatte darin uͤber Hand genommen, wogegen das erste an keinem dieser Uebel litt. Nun mußte noch versucht werden, wie das Brod von gedoͤrrtem Korne ausfallen wuͤrde. Er ließ einen Theil davon mahlen; das Mehl war sehr schoͤn, das Brod gieng gut auf, und schmekte vortrefflich. Allein so gluͤklich er sich auch durch den erwuͤnschten Erfolg seiner Versuche fuͤhlte, so wurde doch seine Freude lange noch durch die Schwierigkeiten getruͤbt, die ihm von allen Seiten aufstießen, wenn er seine Erfindung auf groͤßere Getreide-Massen anwenden wollte. Anfangs schuͤttete er das Getreide in Kasten, worin er es duͤnn ausbreitete, und die er in einem stark geheizten Zimmer, auf zwekmaͤßigen Gestellen, neben und uͤber einander, ordnete: aber das duͤnne Ausbreiten, das Fuͤllen und Abnehmen der Kasten, war aͤußerst muͤhsam, und raubte viele Zeit. Endlich glaubte er in der Glatte und Beweglichkeit der Getreidekoͤrner ein Mittel zu finden, die Arbeit zu erleichtern und zu beschleunigen. Es gelang ihm auch wirklich, nach langem Hin- und Hersinnen, und nach manchen verungluͤkten Versuchen, eine Vorkehrung zu erfinden, die sich auf jener Eigenschaft gruͤndete, und den Zwek vollkommen erreichte. Von 1728 an hatte er auf Mittel gesonnen, das Getreide auf mehrere Jahre, in gutem Zustande, ohne großen Kostenaufwand zu erhalten, und nachdem er uͤber 20 Jahre von dem Erfolge seiner Erfindung, so wohl in seinen eigenen Magazinen, als an anderen Orten im Reiche sich uͤberzeugt, und Methode und Apparat so weit als moͤglich vervollkommnet hatte, entschloß er sich erst sein Verfahren oͤffentlich bekannt zu machen, und er that dieses in einer Schrift, die im Jahre 1754 unter dem Titel: Della persetta conservatione del grano, zu Neapel (gr. 4. 84 Seiten) erschien. 10. Beschreibung Intieri's Apparats. Ich werde mich bemuͤhen seinen Apparat so zu beschreiben, daß jeder Leser sich von demselben einen deutlichen Begriff machen, und der Sachverstaͤndige ihn, ohne Model, verfertigen lassen kann. Fig. 1. Tab. V. ist die aͤußere Form des Gebaͤudes. Fig. 2. ist ein horizontaler Durchschnitt, des Socles, oder der Grundplan desselben. Fig. 3. ist ein senkrechter Durchschnitt, nach der Linie AB und ab. Fig. 2. Fig. 4. ist die Zeichnung eines Fachbretts. Fig. 5. ist die Zeichnung der Deke. a. Fig. 1. 2. 5. die Thuͤre, die doppelt seyn muß, um die Hize im Inneren des Gebaͤudes zu erhalten. b. Fig. 1. ein rundes Fenster, welches zugleich die Dienste eines Ventilators thut, wenn die feuchten Duͤnste uͤberhand nehmen. c.Fig. 1. 2. 3. der Socle, oder Fuß des Gebaͤudes. Das Gebaͤude ist ein Vierek. Jede Seite desselben haͤlt 13 neapolitanische Palmi. (Ein Palmo 117, 1 Pariser-Linien). Das neapolitanische Maaß ist in den Zeichnungen beibehalten worden. Es ist zu erinnern, daß wenn ein anderer Maaßstab gewaͤhlt werden sollte, die Entfernung der Faͤcher von einander nicht veraͤndert wird. d. Fig. 1 und 3. eine Terrasse, mit ihrem Gelaͤnder. Das Gelaͤnder ist 4 Palmi hoch. Auf diese Terrasse wird das Getreide gebracht, welches zum doͤrren in das Innere des Gebaͤudes geschuͤttet werden soll. Wenn dieser Behaͤlter nicht in einem vor dem Regen geschuͤzten Gebaͤude aufgerichtet ist, so muß die um die Terrasse gefuͤhrte Umfassung eine Mauer seyn, die hinreichend hoch sey, ein Dach darauf zu sezen. Die Treppe die auf die Terrasse fuͤhrt, und die nicht zu zeichnen noͤthig war, muß außerhalb an einen schleichen Ort angebracht werden. e. Fig. 2 und 3. ist ein Mauerwerk, worauf die hoͤlzernen Geruͤste ruhen. Da wo es am niedrigsten ist, ist es 4 Palmi uͤber den Boden erhoben; theils damit das auf dem Geruͤste liegende Getreide Fall genug bekomme, um sich nach außen hin von selbst zu ergießen, theils auch um die Kohlenpfanne vom Holze entfernt genug zu halten. f. Fig. 2. Ist die Stelle wo die eiserne Kohlenpfanne steht. Die Kohlenpfanne steht auf vier Raͤdern. Sie faßt ungefaͤhr 50 Pfund Kohlen; wenn diese Quantitaͤt Kohlen verbraͤmet ist, hat das Zimmer seine noͤthige Waͤrme. Die Thuͤre wird nur geoͤffnet, wenn zu einer frischen Ladung Getreide eine neue Ladung Kohlen noͤthig ist. Man zieht alsdann den kleinen Rollwagen heraus, faͤllt und zuͤndet ihn an, und schiebt ihn wieder an seine Stelle. g. Fig. 3. das Gewoͤlbe. Mit der einen Seite ruhet es auf der Mauer an welcher die Thuͤre ist, mit der anderen auf der Gegenuͤberstehenden. Die Hoͤhe des Gebaͤudes, vom Boden bis an den Schluß des Gewoͤlbes betraͤgt 19 Palmi, die Seitenmauern bis an die Wurzel desselben, sind vom Boden gerechnet 14 1/2 Palmi. h. Fig. 3. und 5. ist eine von den sechs Oeffnungen die laͤngs dem Schlusse des Gewoͤlbes, in gleicher Entfernung von einander liegen. Sie halten 3 Zoll im Durchmesser. Durch diese Oeffnungen laͤuft das Getreide von der Terrasse d in das Innere, um sich auf die Fachbretter zu verbreiten. i. Fig. 2. 3. 4 und 5. rechtwinklichte hoͤlzerne Canaͤle, deren schmale Seite 4 Zoll, und deren breite Seite 4 Palmi mit Inbegriff der Holzdike, die 1 Zoll hoͤchstens betraͤgt, breit ist. Sie sind ungefaͤhr 5 Palmi lang, mit ihrer breiten Seite liegen sie an der Wand in welcher die Thuͤre ist, und mit ihrer schmalen an der Seitenwand rechts und links von der Thuͤre. Es sind ihrer 4, in jeder Eke des Zimmers einer. Das Getreide, welches durch die Oeffnungen im Gewoͤlbe auf die Deke des ganzen Geruͤstes faͤllt, ergießt sich, aus diesen Canaͤlen die sich damit fuͤllen, auf die, um den Seiten-Oeffnungen derselben in Verbindung gesezten Faͤcher. Sie haben jeder 9 solche Oeffnungen, und tragen folglich 9 Kasten oder Faͤcher. Jede Oeffnung ist ungefaͤhr 4 Palmi lang und 1 Zoll breit. Die breite Seite dieser Canaͤle, die an der Wand anliegt hat keine Oeffnungen. k. Fig. 2. 3. und 5. zwei rechtwinklichte, senkrechtstehende Canaͤle, wie die vorigen, 4 Palmi in ihrer breiten, und 4 Zoll in ihrer schmalen Seite haltend, die Dike des Holzes mitgerechnet. Ihre breite Seite laͤuft parallel mit der breiten Seite der Canaͤle i, und sie stehen auf jeder Seite des Zimmers zwischen beiden Canaͤlen i in der Mitte. Jeder liegt mit seiner schmalen Seite an seiner Wand an. Sie sind an 13 1/2 Palmi lang, und reichen fast bis an den Schluß der Deke hin. Jede ihrer breiten Seiten hat 18 Oeffnungen, die so lang und so breit sind, wie an den Canaͤlen i, und in diesen Oeffnungen muͤnden sich eben so viele Kasten. l. Fig. 2. und 5. ein rechtwinklichter, senkrechtstehender Canal, ebenfalls 4 Palmi in seiner breiten, und 4 Zoll in seiner schmalen Seite haltend. Die breiten Seiten laufen parallel mit den Seitenwaͤnden. Die eine schmale Seite stoßt nicht unmittelbar an die Wand der Thuͤre gegenuͤber, sondern an einen schmalen Canal n, der an dieser Wand mit seiner breiten Seite anliegt. Er reiche bloß bis an die Wurzel des Gewoͤlbes. Seine nach der Mitte des Gebaͤudes zugekehrte breite Seite ist mit 12, 4 Palmi langen, und 1 Zoll breiten Oeffnungen versehen, mit welchen eben so viele Kasten in Verbindung stehen. Dieser Canal empfaͤngt das Getreide, und es vertheilt sich aus demselben, in die damit in Verbindung gesezten Faͤcher. m. Fig. 2. und 5. ein rechtwinklichter, senkrechtstehender Canal, der das Getreide von den Kasten empfaͤngt, und es außerhalb hinfuͤhrt: er hat, wie der gegenuͤberstehende Canal l, 12 Oeffnungen, um das andere Ende der Kasten aufzunehmen. Diese beiden Canaͤle l und m sieben also in dem Raum, den die Seitengeruͤste uͤbrig lassen, und der ungefaͤhr 5 Palmi breit ist. Die Kasten sind also kuͤrzer, als zwischen den Canaͤlen i und k, und es koͤnnen daher einige Faͤcher mehr angebracht werden. n. Fig. 5. ein rechtwinklichter, senkrechtstehender Canal, der schmaͤler ist, als die vorigen, mit seiner breiten Seite an der Wand, der Thuͤre gegenuͤber, anliegt, und das Getreide empfaͤngt, welches laͤngs der schraͤgen Flaͤche des Daches des Geruͤstes zwischen den Canaͤlen l und m herunterrollet, und keinen Abfluß bekommen wuͤrde. Dieser Canal fuͤhrt es nach der Rinne zu, die es nach außen hin schuͤttet, wenn die Faͤcher geleert werden. o. Fig. 3. Raͤnder der Fachbretter auf welchen sich das Getreide ausbreitet. Sie machen mit dem Canal k einen Winkel von 51 Grad. Die andere Seite liegt an der Wand, und kann nicht gesehen werden. Der Boden ist in diese Seitenwaͤnde eingelassen, die ihrer Seits mit Schwalbenschwaͤnzen in die schmalen Seiten der Canaͤle i und k eingelassen sind, so weit diese Canaͤle reichen. Man sieht diese Schwalbenschwaͤnze auf der rechten Seite der Fig. 3, die nicht nach dem Maaßstabe gezeichnet worden ist, und weniger Faͤcher bekam, damit die Zusammenfuͤgung deutlicher ausfiele. Auf der linken Seite derselben Fig. 3. hat man diese Raͤnder weggelassen, damit man das Innere dieser Kasten sehen konnte, und zur groͤßeren Deutlichkeit den Laͤngendurchschnitt eines solchen Kastens nach einem groͤßeren Maaßstabe, Fig. 4, gezeichnet. p. Fig. 3 und 4, die Faͤcher auf welchen das Getreide sich von selbst ausbreitet. Sie muͤnden sich in die Canaͤle i und k. Vom Canal i empfangen sie das Getreide und da sie unter einen Winkel von 51 Grad gegen den Horizont geneigt sind, so ergießen sie es, sobald das Zimmer geleert werden soll, in den Canal k, der es zu einer abschuͤssig gehenden Rinne fuͤhrt, die sich nach außen hin oͤffnet. Der Rand dieser Kasten ist ungefaͤhr einen halben Palmo hoch. Die Boden aller laufen parallel: das untere Ende ist um 4 1/2 Palmi niedriger als das obere. Der lezte Kasten ruht unmittelbar mit seinem Boden auf dem Mauerwerk, das folglich auch abschuͤssig geht, wie die Kasten. Das unterste Ende der Canaͤle i und k hat also, der ganzen Breite nach, einen Ausschnitt durch welchen sich das Getreide ergießt. Das obere Ende des untersten Kastens steht 8 1/2 Palmi uͤber den Boden, das untere steht davon 4 Palmi ab. Die Kasten zwischen i und k sind 7 Zoll lang. Ueber den Canal i hinaus, muͤndet sich ihr oberes Ende in der Deke des ganzen Geruͤstes; da diese Deke dachfoͤrmig, und folglich, der Richtung des Gewoͤlbes nach, abschuͤssig geht, so werden diese Kasten immer kuͤrzer, je hoͤher sie sind. Die correspondirenden Oeffnungen in dieser Deke sind so lang und breit, wie die an den Canaͤlen. Vollkommen aͤhnliche Kasten sind zwischen den Canaͤlen l und m angebracht, mit dem Unterschiede, daß sie hier alle gleich lang sind. Ihre Laͤnge betraͤgt etwas uͤber 4 Palmi. q. Fig. 4. sind Querbretter, die von einer Seitenwand zur andern gehn, und sich auf einem an beiden Enden angebrachten Zapfen etwas drehen lassen. Sie stehen einen Zoll vom Boden ab; an jedem Kasten sind drei. – Ein sehr sinnreiches Mittel um zu verhindern, daß das Getreide sich nicht am untersten Ende des Kastens anhaͤufe, und uͤberlaufe. Ueberdieß wuͤrde eine zu große Anhaͤufung die Austroknung hindern. Ohne diese Querblaͤtter wuͤrde das Getreide sich nach der Linie rr ordnen. Die Punkte zeigen die Lage des Kornes in dem Kasten an. Durch die Beweglichkeit der Querleisten hat man es in seiner Gewalt, die Hohe des Getreides in den Faͤchern zu aͤndern. Man sieht diese Querleisten auf der linken Seite der Figur 3. s. Fig. 5. die Deke des Fachwerkes mit ihren Oeffnungen, sowohl fuͤr die Canaͤle, als fuͤr die Faͤcher. Sie ist wie die Canaͤle und die Kasten von Holz, und zwar von derselben Art. Sie neigt sich dachfoͤrmig, auf der einen Seite nach der Thuͤre, auf der andern Seite nach der der Thuͤre gegenuͤberstehenden Wand bin, und bildet einen stumpfen Winkel von ungefaͤhr 115 Grad. Diese Deke ist rund herum mit einem Rande umgeben. Die Umfassung muß etwas hoͤher seyn als an den Kasten, weil das Getreide, welches auf der Deke sich zulezt ausbreitet, hier eine staͤrkere Hize findet, und daher diker liegen kann, als in den Kasten. Wie die Kasten, und in derselben Absicht ist sie mit Querleisten versehn, die aber aus der eben angefuͤhrten Ursache etwas hoͤher vom Boden abstehn. t. Fig. 5. Ein Ausschnitt in der Deke, der der Hize einen Durchgang gestattet. Die, einen Dreiek bildende, Umfassung dieses Ausschnittes fuͤhrt das, nach dieser Seite der Deke herunterrollende, Getreide in die beiden an dieser Wand anliegenden Canaͤle. u. Fig. 1, 2 und 5. abhaͤngig nach außen hin gehende Rinnen, in der Mauer, sie sind unmittelbar unter den Muͤndungen der senkrecht stehenden Canaͤle km und n angebracht; durch diese ergießt sich von selbst alles, in allen 9 Canaͤlen, und auf allen Faͤchern enthaltene Getreide nach außen hin. v. Fig. 2. Nuten in der Mauer, worin Schieber laufen, vermittelst welcher, die in den Mauern befindlichen Ablaßrinnen geoͤffnet oder verschlossen werden. Soll das Getreide ablaufen, so schiebt man sie in die Hoͤhe, und haͤlt die Saͤke unter ihre Muͤndung, die man deutlich Fig. 1. sieht. Der ganze Mechanismus der Arbeit ist folgender: man traͤgt die Saͤke auf die Terrasse, oder bringt sie hinauf vermittelst eines Flaschenzuges oder einer andern Vorkehrung. Man leeret sie alsdann auf die Terrasse. Das Korn faͤllt von selbst durch die Oeffnungen l im Gewoͤlbe, auf die dachfoͤrmige Deke ssss Fig. 5. Hier findet es zunaͤchst die beiden mittleren Canaͤle k Fig. 3 und 5. die unmittelbar unter den Oeffnungen stehn; sind diese gefuͤllt, so rollt das Getreide auf beiden abhaͤngigen Seiten der Deke herunter, und stoͤßt rechts und links auf die naͤchstfolgende Oeffnung mit welcher der erste kuͤrzeste Kasten in Verbindung ist. Da der Canal k bereits voll ist, so ordnet es sich zur noͤthigen Hoͤhe in diesem Fache; solchergestalt werden auf beiden Seiten alle Faͤcher, die ihre Muͤndungen in der Deke haben, nach einander gefuͤllt. Nun kommt die Reihe an die Canaͤle i. Das Getreide faͤllt darin senkrecht hinunter bis auf den Boden derselben, und fuͤllt zuerst den lezten auf dem Mauerwerk ruhenden Kasten, steigt dann zum zweiten, und wenn dieser voll gelaufen ist, zum dritten, und so weiter bis er selbst bis zur Deke gefuͤllt ist: nun fuͤllt sich die Deke, bis das Getreide an die Oeffnungen im Gewoͤlbe stoͤßt. Man sieht daß sich die, der Thuͤre gegenuͤber stehenden, Kasten, ungefaͤhr auf dieselbe Weise fuͤllen werden; mit dem Unterschiede, daß, da ihre beiden Canaͤle l und m nicht mit ihren breiten Seiten laͤngs der Abdachung liegen, und der Ablaßungs Canal l nicht unmittelbar unter der Oeffnung im Gewoͤlbe steht, das Getreide im Herabrollen in beide zugleich faͤllt; und was laͤngs der Dachflaͤche zwischen diesen beiden Canaͤlen rollt, sammelt sich in den schmalen Canal n, durch welchen auch alles, in dieser Gegend, auf der Deke liegen de Getreide, sich nach der Rinne zu ergießt. Das Geruͤste kann, wenn man mit einiger Thaͤtigkeit arbeiten will, vier mal innerhalb 24 Stunden belegt und abgelassen werden, mit Bequemlichkeit aber drei mal in derselben Zeit. Wenn 50 Pfund Kohlen abgebrannt, und das Getreide 6 Stunden in der von dem Brande entstandenen Hize geblieben ist, sind die Keime zur weiteren Entwikelung unfaͤhig, und der Zwek ist erreicht. Man oͤffnet alsdann die Schieber, und empfangt das aus den mit Brettern belegten Rinnen in der Mauer, selbst herauslaufende Getreide in die Saͤke. Denn die Canaͤle i und l und alle nach den Canaͤlen k und m abschuͤssig gehenden Faͤcher ergießen ihre ganze Ladung in diese lezten Canaͤle, und vermittelst dieser in die unter denselben angebrachten Rinnen, die ebenfalls abschuͤssig nach außen zugehen. In diesem kleinen Raume lagern sich jedesmal 43 × Kubik Palmi Getreide. Wenn der neapolitanische Palmo genau, wie die neueste Geld- Muͤnz- Maaß- und Gewichtskunde, Nuͤrnberg 1819. Seite 123. es angiebt 117, 1 pariser Linien enthaͤlt, so faßt sie 235, 6 pariser Kubik Fuß Korn; folglich kann man bei fortdauernder Arbeit alle 24 Stunden, drei mal soviel, oder 705, 18, ungefaͤhr 100 baierische Scheffel foͤrdern. Ein kleiner, ummaurter und gewoͤlbter Raum von 13 Palmi im Quadrate, ist also hinreichend ein betraͤchtliches Magazin zu bilden. Die Magazine, zu Lyon, welche 64, 800 Kubikfuß enthielten, haͤtten daher, in einem einzigen Monate diese ganze Weizen Masse, uͤber die Geruͤste der Korndarre ablaufen lassen koͤnnen. Zu dieser Arbeit waͤren 6 Mann und ungefaͤhr 4500 Pfund Kohlen noͤthig gewesen. – Ein Kosten Aufwand, der wie jederman bei der bloßen Ansicht dieser Zahlen, und ohne weitere Berechnung sieht, ohne alle Bedeutung ist, und bei weitem die jaͤhrlichen Kosten des Umstechens und der Wartung nicht erreicht. Das Getreide, wie es aus der Korndarre koͤmmt, wird nicht zum Erkalten ausgebreitet, sondern ganz warm, wie es abgelassen wird, bringt man es in große, hoͤlzerne Kasten, wo es vor Maͤuse- und Wuͤrmerfraß voͤllig gesichert ist. So hatte Intieri das Produkt der Zehnten der Jahre 1731 und 1732 in einem einzigen großen, hoͤlzernen Kasten ohne Dekel, der 41 Palmi lang, 17 Palmi breit, und ungefaͤhr 30 Palmi tief war. In diesem Kasten fanden neapolitanische koͤnigl. Kommissarien dieses Getreide wirklich 20 Palmi hoch im bestem Zustande. Ein Kasten, von angezeigten Dimensionen, faßt 11, 248 pariser Kubikfuß Getreide, folglich waͤren 6 solche Raͤume hinreichend gewesen, allen Weizen zu enthalten, der nach der gewoͤhnlichen Behandlungsart, die ungeheuren Flaͤchenraͤume der Lyonschen Magazine erforderte. Eine solche Korndarre, ist daher ein nothwendiges Requisit bei jedem Getreidmagazin, und es sind mir bis jezt keine Gruͤnde aufgestossen, die auch nur einiger Massen die Sorglossigkeit der hohen Administrationen, die sich mit Anlegung großer Getreidevorraͤthe beschaͤftigen, beschoͤnigen, und sie entschuldigen koͤnnten, daß sie eine so nuͤzliche, so sinnreiche Vorkehrung entweder ganz außer acht, oder spaͤterhin in Verfall gerathen ließen. Eine Korndarre ist indeß nur ein unentbehrliches Beduͤrfniß in großen Getreidemagazinen, und ihre Einrichtung muß bei der Anlage derselben sogleich beruͤksichtigt werden, wie eine Kuͤche in einem Wohnhause. Sie dient bloß zur Behandlung des ausgedroschenen Getreides, und kann dem groͤßeren Landwirthe die Wohlthat einer Rige nicht ersezen, da der Hauptzwek der Rige auf die Behandlung des Getreides in der Aehre gerichtet ist, und wesentlich dazu dienen muß den Landmann vor den Folgen einer in der Erntezeit unguͤnstigen Witterung zu schuͤzen. Aber die Rige vertritt fuͤr den großen Landwirth die Stelle einer Korndarre: er kann sie, so wie es auch die Voͤlker thun, die solche besizen, zum weiteren Austroknen des bereits ausgedroschenen Getreides benuzen: es ist leicht mehrere Vorkehrungen zu ersinnen, welche die Arbeit erleichtern: so lassen sich von Weiden-Geflechte breite Koͤrbe, 2 bis 3 Zoll tief machen, denen man eine beliebige, der Hoͤhe der Rige angemessene Laͤnge giebt: man fuͤllt sie indem sie liegen, verschließt dann mit einem Dekel du eine schmale Seite, und stellt sie dann aufrecht. Solcher breiten, hohen Koͤrbe, die zur Befestigung eine hoͤlzerne, hinlaͤnglich starke Umfassung haben muͤssen, koͤnnen viele in einem kleinen Raͤume stehen, und ein Landwirth, wenn er auch nur alle 3 Stunden 10 Schaffe! zum Aufbewahren doͤrret, kann hier schon Stoff zu betraͤchtlichen Magazinen bereiten. 11. Einige Modifikationen, welche Duhamel an der Intieri'schen Korndarre angebracht hat. Der gluͤkliche Erfolg Intieris Methode hatte in Italien Aufsehen gemacht. Er, der fruͤher bei allem seinem Getreide arm geworden war, erholte sich nach wenigen Jahren, und wurde bald ein reicher Mann. Er konnte jezt bessere Preise abwarten, in einem kleinen Raͤume viel aufschuͤtten, und war von der Plage der Wuͤrmer befreit. Als die Kunde dieser Ereignisse zu Neapel ankam, schikte die koͤnigl. Kornkammer Kommissarien dahin ab, um uͤber den Grund dieser vorteilhaften Geruͤchte ihre Meinung abzulegen. Sie fanden sogar mehr als die oͤffentliche Stimme gemeldet hatte; sie wurden uͤberrascht, als sie 4000 Sake gedorrtes Korn, von den Jahren 1731 und 1732, von Mazoni, der schlechtesten Gegend des Koͤnigreiches 20 Palmi hoch, in einen ungeheuren, hohen, hoͤlzernen Kasten aufgehaͤuft sahen; es wurde nach ihrer Zuruͤkkunft beschlossen, fuͤr die Staatsmagazine eine aͤhnliche Vorkehrung zu treffen. Intieri bekam den Auftrag die Auffuͤhrung des Gebaͤudes und der dazu noͤthigen Vorkehrungen zu besorgen, und 13 Jahr hindurch wurden die Getreide-Vorraͤthe in diesen Magazinen auf diese Weist behandelt. Von Neapel kam durch Kaufleute ein Model der Intierischen Anstalt nach Marseille. Hier mußte der Professor der Mathematik, Pater Pezenas die Errichtung einer solchen Vorkehrung fuͤr die Stadt besorgen. Die in Gegenwart der Echevins angelegten Proben geriethen so gut, daß ein hieruͤber aufgeseztes Protokol nach Hofe geschikt wurde. Bald hernach wurden auf koͤnigl. Befehl zu Kolmar und Lille dergleichen Korndarren angelegt, uͤber deren Erfolg die Vorsteher derselben, die sich Anfangs dagegen ausgesprochen hatten, die guͤnstigsten Berichte erstatteten. Herr Du Pan, ein Mitglied der damaligen Genfer Spitalverwaltung, nachdem er von allen Seiten die bestimmtesten Erkundigungen uͤber den Erfolg des Intirischen Verfahrens eingezogen hatte, bewirkte auch die Einfuͤhrung desselben, und die vorzuͤglichsten Schweizer Kantone, Bern, Zuͤrch, Solothurn, die Stadt Basel, und andere Magazin-Verwaltungen nahmen dasselbe Prinzip an, und richteten in ihren Magazinen aͤhnliche Vorkehrungen ein, indem sie sich bald mehr bald weniger von dem Intieri'schen Model entfernten, und was sie nach dem Maaße ihrer Einsichten, Verbesserungen nannten, anzubringen suchten. Obgleich manches hieruͤber in unseren deutschen Zeitschriften vorkam, so fand doch das Intieri'sche Verfahren bei uns keinen Eingang. Im Jahre 1776 ließ der Hofkammerrath von Kohlbrenner in Muͤnchen ein Model aus der Schweiz kommen, und nach demselben wurde in Wien im Jahre 1782 ein Gebaͤude aufgerichtet, mit dessen Wirkung man damals sehr zufrieden zu seyn schien, und in der Anzeige der Leipziger Oekonomischen Societaͤt 1787, Seite 48 findet man die Beschreibung einer aͤhnlichen auf Burgscheidungen befindlichen Anstalt, mit angeblichen Verbesserungen. Dagegen zeugen die Abhandlungen der koͤnigl. schwedischen Akademie der Wissenschaften von der Thaͤtigkeit mit welcher man in diesem Lande die Einfuͤhrung des Intieri'schen Systemes durchzufuͤhren suchte, indem man die fast fortdauernden Feuer auf mehreren Hammerheerden zu benuzen, und Anstalten zur Troknung des Getreides damit in Verbindung zu sezen suchte, um den zahlreichen Arbeitern an diesen Werken, ein wohlfeileres und besseres Brodkorn zu sichern. Indeß unter allen denen, die sich mit dieser neuen Doͤrr-Anstalt beschaͤftigten, wurde niemand lebendiger von ihren Vorzuͤgen ergriffen, als Duhamel. Dieser wohlhabende Gutsbesizer hatte schoͤne Laͤndereyen in fruchtbarer Gegend an den Graͤnzen der Beauce und des Gatinois, und beschaͤftigte sich, ohne mit Intieris Bemuͤhungen und Erfolge bekannt zu seyn, und lange vor Erscheinung dessen Werkes mit schlichen Mitteln das Getreide zu erhalten; unter andern hatte er auch den Einfluß der Waͤrme versucht, und war noch mit Ideen beschaͤftigt sie zwekmaͤßig anzuwenden, als Herr Marechal, Direktor der Festungswerke im Languedoc aus Italien ein Mooel der italienischen Korndarre mitbrachte. Er verschmolz nun seine eigene Ideen mit den Intierischen, brachte beide Vorkehrungen um sie besser vergleichen zu koͤnnen, in demselben Raͤume, neben einander, und gab ebenfalls im Jahre 1754. die Resultate dieser Arbeiten in einer kleinen Schrift heraus, unter dem Titel: Traité de la conservation des grains et en particulier du froment, par Monsieur Duhamel du Monceau etc. avec figures en taille douce, Paris 1754. (Fortsezung folgt.)

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