Titel: | Beschreibung einer tragbaren lithographischen Presse von der Erfindung des Herrn Aloys Senefelder, rue Servandoni, Nr. 13. Paris. |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XLV., S. 257 |
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XLV.
Beschreibung einer tragbaren lithographischen Presse von der Erfindung des Herrn Aloys Senefelder,Wer sich mit der Geschichte der Erfindung der
Steindrukerei, so wie mit den nothwendigen technischen Kenntnissen zu ihrer
Ausfuͤhrung bekannt machen will, dem empfehlen wir das sehr lehrreiche
Werk: „Vollstaͤndiges Lehrbuch der Steindrukerei, enthaltend
eine richtige und deutliche Anweisung zu den verschiedenen
Manipulations-Arten derselben in allen ihren Zweigen und Manieren,
belegt mit den noͤthigen Musterblaͤttern, nebst einer
vorangehenden ausfuͤhrlichen Geschichte dieser Kunst von ihrem
Entstehen bis auf gegenwaͤrtige Zeit. Verfaßt und herausgegeben von
dem Erfinder der Lithographie und chemischen Drukerei Alois Senefelder. Mit einer
Vorrede des Gen. Secret. der k. Akad. der Wissenschaften zu Muͤnchen,
des Direktors Fr. v. Schlichtegroll. Muͤnchen, bei Karl Thienemann.
Wien, bei Karl Gerold 1818“ Unter mehreren anderen uͤber
die Steindrukerei erschienenen Schriften verdient auch die fruͤher schon
erschienene, unter dem Titel: „das Geheimniß des Steindruks in seinem
ganzen Umfange praktisch und ohne Ruͤksicht nach eigenen Erfahrungen
beschrieben von einem Liebhaber“ im Verlage der J. G. Cottaschen
Buchhandlung 1810. die Aufmerksamkeit der sich fuͤr diese Kunst
interessirenden, welche zur Verallgemeinung derselben wesentlich beigetragen
hat. D. rue Servandoni, Nr. 13. Paris.
Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement pour l'Industrie nationale. N. CC. Februar 1821. S. 47.
Mit Abbildungen auf Tab. VI.
Senefelder's Beschreibung einer tragbaren lithographischen Presse.
Diese tragbare Presse, deren Gebrauch eben so leicht als ihre
Erfindung sinnreich ist, ist 16 Zoll lang, 8 Zoll breit und eben so hoch. Sie
besteht aus einer hoͤlzernen Lade a, Fig. 1. Tab.
VI. die den ganzen Mechanismus enthaͤlt und auf einem Tische b mittelst eines mit einer Ohrschraube versehenen
Zapfens c befestigt wird. Der Dekel d laͤßt sich, da er mittelst einer Scharniere
befestigt ist, zuruͤkschlagen, und ruht dann auf einer hakenfoͤrmig
gekruͤmmten Stuͤze. Die untere Flaͤche dieses Dekels ist mit
einem vollkommen ebenen
Stuͤke Brettes belegt, auf welchem eine Metallplatte e befestigt ist, die das lithographirte Steinpapier aufnimmt, welches
mittelst eines dazu bereiteten Kleisters auf dieselbe aufgeklebt wird: dieses
Steinpapier laͤßt sich sehr leicht abloͤsen und durch ein neues
ersezen. Das Blatt Papier, welches bedrukt werden soll, kommt auf ein Stuͤk
starken Leders g zu liegen, welches in einem Rahmen f, der der Laͤnge nach uͤber die Lade a hinlaͤuft, kraͤftig eingespannt ist.
Eine Kurbel h an einer eisernen Achse i macht mittelst dreier Riemen oder Gurten lll, wovon die beiden aͤußersten an dem
Wagen oder Streicher befestigt sind, diesen, indem sich die Riemen oder Gurten auf
der Achse i aufwinden, von der Linken zur Rechten
ziehen; der Riemen oder die Gurte l', die sich in
entgegensezter Richtung aufwindet und im Boden der Lade uͤber die eisernen
Stangen m und n, Fig. 2.
laͤuft, ist an der Sohle des Wagens oder Streichers, bei o, befestigt, und fuͤhrt denselben zuruͤk,
wenn man die Kurbel zuruͤkdreht.
Der Druk geschieht mittelst des Hebels p, dessen beide
Arme, beweglich auf ihren Stuͤzen tt, auf
der eisernen Querstange q ruhen; das Ende dieses Hebels
greift unter dem Haken r, Fig. 2 und 6, ein. Ein
hakenfoͤrmiger Griff s dient den Dekel der Lade d zu heben, und, wenn er zuruͤkgeschlagen ist,
denselben zu stuͤzen.
Man bedient sich zum Auftragen der Schwaͤrze auf das lithographirte
Steinpapier entweder einer Walze, wie Fig. 7. deren Achse mit
zwei ledernen Aermeln uu versehen ist; oder einer
kleinen Handwalze, wie Fig. 8, oder eines
Drukerballens, wie Fig. 9.
Um diese Presse zu gebrauchen, faͤngt man damit an, daß man den Hebel p und den Dekel c
zuruͤkschlaͤgt, den man von seiner Stuͤze s tragen laͤßt. Nachdem man das lithographirte
Steinpapier auf die Metallplatte e aufgeklebt hat,
traͤgt man die Schwaͤrze mittelst der Walze oder des Drukerballens
auf, breitet das zu bedrukende Papier auf dem Leder g
aus, schlaͤgt den Deckel und den Hebel p wieder
zu, und befestigt lezteren mittelst des Hakens r, und
dreht die Kurbel. Der Streicher k, der nun von einem
Ende der Lade nach dem anderen gezogen wird, drukt nach und nach das Leder und das
Papier an das lithographirte Steinpapier, und erzeugt auf diese Weise einen netten
Abdruk. Wenn der Zug vollendet ist, hebt man den Dekel auf und nimmt den Abdruk weg,
fuͤhrt dann den Streicher auf die entgegengesezte Seite zuruͤk, indem
man die Kurbel zuruͤkdreht, welche dann die Gurte l' auf der Mitte der Achse aufrollt, und beginnt nun die Operation wieder
von vorne.
Die tragbare Presse des Herrn Senefelder besizt Kraft
genug um Geschriebenes, Zeichnungen mit der Feder oder mit der Kreide, und selbst
hohl gravirte Zeichnungen in dem Steinpapiere abzudruken; Abdruͤke von
Zeichnungen und Kupferstichen auf gewoͤhnlichem Papiere etc. zu machen. Sie
kann auch zum Copieren der Briefe gebraucht werden. Da sie nur 30 Pfund wiegt, so
laͤßt sie sich leicht von einem Orte zum anderen bringen. Sie kostet 300
Franken, und man erhaͤlt mit ihr zugleich 1) eine gewisse Anzahl
Steinpapierblaͤtter von verschiedener Groͤße; 2) Papier zu den
Abdruͤken; 3) lithographische Zeichenstifte und Tinte, und das Recept diese
Tinte selbst zu bereiten; 4) das uͤbrige Zugehoͤr, Walzen,
Drukerballen etc.; 5) auf englische Art bereitete Tinte zum Copieren der Briefe.
In Hinsicht der Vorzuͤge des lithographischen Steinpapieres verweisen wir
unsere Leser auf den Bericht des Herrn de Lasteyrie in
unserem Bulletin Nr. 193. 19ter Jahrg. S. 212.
Erklaͤrung der Figuren. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde.
Fig. 1. Tab.
VI. Die lithographische Presse offen, um das Innere des Mechanismus derselben zu
zeigen.
Fig. 2.
Durchschnitt der geschlossenen Presse.
Fig. 3.
Ansicht von oben uͤber den Wagen oder Streicher und uͤber die Riemen
oder Gurten.
Fig. 4. Der
Wagen oder Streicher von vorne, auf seiner Sohle aufgesezt, die unten ausgeschweift
ist um den Riemen l' durchzulassen.
Fig. 5.
Durchschnitt des Dekels und des Rahmens von der Buͤchse abgehoben.
Fig. 6. Die
Presse von oben gesehen,
Fig. 7. Die
große Walze zum Auftragen der Schwaͤrze.
Fig. 8. Kleine
Handrolle zu demselben Zweke.
Fig. 9.
Drukerballen, dessen man sich statt der Walze bedienen kann.
a, die Lade; b, der Tisch
auf welchem sie befestigt ist; c, der Zapfen mit einer
Ohrschraube um die Presse zu befestigen; d, der Dekel;
e, die Metallplatte; f,
der Rahmen; g, das in diesem Rahmen eingespannte Leder;
h, die Kurbel; i, die
Achse der Kurbel; k, der Streicher von Holz mit
zugerundetem Grahte, um das Papier nicht zu spießen;
l' die beiden aͤußeren Gurten; ll, die mittlere; mn, Eisenstangen unter welchen die Gurte durchlaͤuft; o, die Sohle des Streichers; p, der Hebel; q, Querstange, auf welche der
Hebel drukt; r, Haken, um ihn zu halten; s, Hakenbraze, die dem Dekel als Stuͤze dient;
tt, Stuͤze des Hebels; uu, lederne Aermel der großen Walze.