Titel: | Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren. |
Autor: | Prof. Peter Ludwig Marechaux [GND] |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LX., S. 334 |
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LX.
Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe,
aufzubewahren.
Von K. B. Professor Hr. Marechaux in Muͤnchen.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Marechaux über die verschiedenen Methoden, das Getreide, mehrere Jahre ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren.
(Beschluß.) 12. Beschreibung einer Korndarre nach Duhamel'scher Einrichtung.
Folgende Kupfer werden einen Begriff von der Einrichtung
geben, welche der Verfasser dieser Schrift in die Stelle der Italienischen
sezte.
Fig. 6. Tab.
V. zeigt die aͤußere Form des Gebaͤudes.
Fig. 7. ist
der horizontale Durchschnitt derselben nach der Linie ABFig. 6.
fuͤr das Mauerwerk, und nach der Linie CD
Fig. 6''.
fuͤr die senkrecht stehenden Canaͤle.
Fig. 8. ist
ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie MNFig. 7.
Fig. 9. ist
ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie GHFig. 7.
Das Gebaͤude Fig. 6. ist ein Vierek, dessen jede Seite im Lichten 9 Pariserfuß
haͤlt. Die Mauern sind 3 Fuß dik.
a. Fig. 7. ist der Ofen.
b. Fig. 7. dessen
Rauchfang.
c. Fig. 7. ein Canal, der die
Waͤrme in das Gebaͤude leitet.
d. Fig. 7. senkrechte
Traͤger fuͤr das Geruͤste. Sie sind etwas uͤber 11 Schuh
lang, und reichen fast bis an den Schluß des Gewoͤlbes. Sie ruhen auf einem
erhoͤheten Mauerwerke; sie sind zwei zu zwei aneinander mit Schrauben
befestigt, und alle 4 Paare stehen unmittelbar unter dem Schlusse des
Gewoͤlbes.
eeee. Fig. 7. kuͤrzere
Traͤger, die an der vorderen Mauer und an der gegenuͤberstehenden
anliegen, sie sind nahe an 8 Fuß hoch, und reichen bis an die Wurzel des
Gewoͤlbes.
ff. Fig. 8. Seitenriegel,
welche die senkrechtstehende Traͤger oder Pfeiler d und e, oben mit einander verbinden.
gg. Fig. 8. Seitenriegel,
welche die unteren Enden derselben Pfeiler oder Traͤger verbinden.
Da die kuͤrzeren Traͤger nur bis an die Wurzel des Gebaͤudes
reichen, die laͤngeren dagegen bis an den Schluß desselben, so gehen die
oberen Querriegel abschuͤssig, von den mittleren hoͤheren Pfeilern,
nach den kuͤrzeren hinunter. Dagegen gehen die unteren Querriegel
abschuͤssig von den kuͤrzeren hoher stehenden Seitenpfosten e, nach den tiefer stehenden mittleren d hin, wie es aus der Fig. 8. deutlich
abzunehmen ist.
h. Fig. 8. solides Mauerwerk,
worauf das ganze Geruͤste ruht. Es geht abschuͤssig nach der Mitte der
Seitenwaͤnde zu. Auf der hoͤchsten Stelle desselben stehen die
kuͤrzeren Traͤger oder Pfeiler e und auf
der niedrigsten die laͤngeren d.
Man sieht an den Original-Zeichnungen die Baͤnder nicht, welche die
senkrecht stehenden Traͤger d und d und e und e miteinander verbinden. Vermuthlich geschieht dieses
durch die Bretter, die den Boden und die Deke des Geruͤstes bilden. Der
Boden, abschuͤssig wie das Mauerwerk, welches die ganze hoͤlzerne
Vorkehrung traͤgt, ruht unmittelbar auf demselben.
i. Fig. 8. die Roͤhren
oder Canaͤle, die das zu doͤrrende Getreide aufnehmen. Sie bilden
rechtwinklichte, senkrechtstehende Canaͤle. Die breite Seite derselben,
haͤlt, die Holzdike mitgerechnet, 2 Fuß 9 bis 10 Zoll, die schmale 7 Zoll.
Die breite Seite eines solchen Canals zeigt Fig. 9, und Fig. 8. die
schmale. Nach der rechten Hand zu, ist die schmale Seitenwand abgenommen, und man
sieht das Getreide in den Roͤhren.
Die breite Seite dieser Canaͤle, Fig. 9. war ein Gatter von
Eisendrath, in den ersten Konstruktionen. Spaͤterhin zeigte sich, daß ein Weidengeflechte
bessere Dienste leistete, weil es wohlfeiler war, und mehr Raum fuͤr das
Getreide ließ. Das eine oder das andere ist noͤthig, damit die Hize in die
Canaͤle dringe.
k. Fig. 9. Querriegel, welche
in die schmalen Seitenwaͤnde der Canaͤle, mit
Schwalbenschwaͤnzen eingelassen sind, und dazu dienen, das Eisendrathgatter
zu unterstuͤzen, wenn man sich der Weidengeflechte nicht bedienen will.
Die Stellen, wo diese Querriegel eingelassen werden, erkennt man Fig. 9. linker Hand, wo
die vordere Seitenwand der Canaͤle abgenommen worden ist.
l. Fig. 7. ist ein
Stuͤk der Deke. Sie erstrekt sich abschuͤssig von dem hoͤchsten
Ende der mittleren senkrechten Traͤger d zu dem
oberen Ende der senkrechten Traͤger e hin, die
nur bis an die Wurzel des Gewoͤlbes reichen, und ist daher
Dachfoͤrmig.
In dieser Deke sind so viele laͤnglichte rechtwinklichte Oeffnungen, als in
dem gegebenen Raume senkrechte Canaͤle angebracht werden koͤnnen.
Die Muͤndung eines jeden Canals steht unmittelbar unter einer solchen Oeffnung
in der Deke, und ist eben so lang und breit.
Die schmalen Seitenwaͤnde aller dieser Canaͤle sind in die untersten
Querriegel eingelassen. Der Boden des ganzen Geruͤstes bildet vermittelst der
untersten Querriegel eine Art von Kasten, in welchem das Getreide sich aus den
untersten Muͤndungen verbreitet.
mmm. Fig. 3. Querleisten, die
von einem Seitenriegel zum andern oben uͤber der Deke, und unten uͤber
der Grundflaͤche angebracht sind. Sie verhindern, so wie an den Intierischen
Faͤchern, die zu große Anhaͤufung des Getreides, und das Ueberlaufen
desselben uͤber die Raͤnder.
n. Fig. 6 und 8. Trichter, durch welche
das Getreide in das Innere des Gebaͤudes faͤllt.
Wenn die Geruͤste ihre Ladung bekommen sollen, so schuͤttet man das
Getreide in diese Trichter. Die Oeffnung derselben steht unmittelbar uͤber
der oberen Muͤndung der mittelsten Canaͤle. Diese fuͤllen sich
also zuerst; dann ergießt sich das Getreide von beiden Seiten des Daches, und
fuͤllt zuerst die Canaͤle, die unmittelbar auf den Mittelsten folgen,
und wenn diese voll sind, nach und nach die uͤbrigen, bis der lezte ebenfalls
voll ist; dann lagert es sich auf der Deke, bis es die untere Oeffnung des Trichters
erreicht. Jezt haben die Geruͤste ihre Ladung.
Sobald die Hize hinlaͤnglich auf das Getreide gewirkt hat, oͤffnet
man
o. Fig. 9. den Schieber, der
die Rinne
p. Fig. 9. schließt, die in
der Dike der Mauer und abschuͤssig, das getroknete Getreide nach außen hin
fuͤhrt, wo es durch
q. Fig. 6 und 9. in die Saͤke
faͤllt.
13. Duhamelsche Behandlung des Getreides, und Vergleichung derselben mit der Intierischen.
Man sieht aus dieser Beschreibung, daß dem wesentlichen nach die Duhamel'sche
Vorkehrung eine Nachahmung der Intierischen ist; nur sind in die Stelle der
abschuͤssig gehenden Tafeln, senkrechtstehende Canaͤle angebracht, und
in der Stelle der auf Raͤder stehenden Kohlenpfanne ist ein Ofen der mit Holz
geheizt werden kann, und der folglich mit einem Rauchfange versehen ist.
Duhamel behauptet, daß seine Geruͤste, in demselben Raͤume mehr Weizen
fassen, als die Intierischen. Wenn das Getreide auf den Intierischen Tafeln 3 bis 4
Zoll dik liegt, so faßt ein Zimmer von 9 Fuß im Quadrat ungefaͤhr 228
Kubikfuß, und ein eben so großer Raum mit senkrechtstehenden Canaͤlen,
enthaͤlt dagegen 372 Kubikfuß. Dieser Unterschied verdiente freilich
Aufmerksamkeit, wenn sonst keine andre Nachtheile daraus entstuͤnden.
Duhamel schreibt vor, das Feuer um 6 Uhr des Morgens anzuzuͤnden, und die Hize
bis 50 oder 60 Grad Reaumur zu steigern. Zu dem Ende haͤngt ein Thermometer
durch eine Oeffnung im Gewoͤlbe, bis gegen die Mitte der Hoͤhe des
Zimmers; sobald sich diese Temperatur einfindet, haͤlt man mit der Feuerung
ein: man schließt die Ofenthuͤre und die Register, wenn alles Holz bis zur
bloßen Gluth abgebrannt ist. Den folgenden Morgen, um 6 Uhr oͤffnet man die
Luftloͤcher im Gewoͤlbe, um die Duͤnste herauszulassen. Des
Abends oder den folgenden Morgen leert man die Geruͤste. Man schuͤttet
nun den Weizen auf einen besondern Soͤller, laͤßt ihn erkalten, siebet
ihn, um ihn von allem Staube zu reinigen, und hebt ihn dann in verschlossenen Kasten
auf, um ihn vor dem Zutritte der Feuchtigkeit zu schuͤzen.
Es muß hierzu bemerkt werden;
1. Daß die Thermometrische Angabe zur Erreichung des Zwekes nicht sicherer ist, als
die von Intieri angegebene Kohlenmenge. Der Zwek der ganzen Behandlung ist die
Vernichtung des Keimes. Die dazu noͤthige Waͤrme haͤngt von Umstaͤnden ab,
die bei verschiedenen Gattungen des Getreides verschieden sind. Jeder
Magazin-Verwalter muß aber bei Anwendung dieser Methode von einem festen
Punkt ausgehn, und dazu sind solche Angaben, die schon in mehreren Faͤllen
zweckdienlich waren, brauchbar. Etwas von dem, unter diesen
Waͤrmeverhaͤltnissen behandelten Getreide, muß nun gepflanzt, und
gehoͤrig gewartet werden. Keimet von einigen hundert Koͤrnern kein
einziges, so hat man die wahre Waͤrme getroffen, und man muß diese
festzuhalten suchen, keimen noch einige, so war entweder die Waͤrme zu geringe oder das Getreide lag zu
dik. Es ist leicht beides auszumitteln.
2. Es faͤllt ferner zum Nachtheil der Duhamelschen Methode auf, daß er 36 bis
48 Stunden braucht, um eine Quantitaͤt Getreide zu behandeln, welche Intieri
in 6 bis 8 Stunden zum Ziele fuͤhrt. Angenommen daß Duhamel in 36 Stunden mit
228 Kubikfuß Weizen das Ziel erreicht, so fertiget Intieri, in derselben Zeit, 913
Kubikfuß.
3. Die Heizung der Zimmer mit einer Kohlenmasse die, nur einmal angezuͤndet,
ruhig und ohne weitere Wartung ab brennt, hat offenbar Vorzuͤge vor der
Duhamel'schen, wo der Ofen anfaͤnglich, bis die Waͤrme zu 50 Grad
gestiegen ist, eine fortdaurende Wartung erfordert; – die Behandlung des
Thermometers nicht einmal gerechnet, die selten die Sache eines gemeinen Arbeiters
ist.
4. Duhamel bemerkt daß eine Hize zwischen 50 und 60 Grad zwar die weißen
Kornwuͤrmer toͤdtet, aber nicht alle schwarzen, und daß, unter dem, in
dieser Temperatur, behandelten Weizen, sich immer einige Koͤrner, und zwar
gegen den 4ten Theil derselben, befinden, die wiewohl spaͤt, aber am Ende
doch noch aufgehn.
Alle Intierischen Versuche zeigen, daß so oft dieses der Fall war, irgend ein Versehn
bei der Behandlung vorgieng, oder ein Fehler im Verfahren lag.
Dieser Umstand verdient alle Aufmerksamkeit und eine besondere Erwaͤgung.
Mit vieler praktischer Einsicht hat Intieri folgende entscheidende Versuche
angestellt.
In eine kleine hoͤlzerne aus duͤnnen Brettern bestehende Kiste brachte
er 8 Zoll hoch, (6 1/2 Pariser Zoll) bereits gedoͤrrten Weizen. In die Mitte
dieser Hoͤhe legte er eine Schichte frisches Korn, und in dieselbe Gegend ein
Ey. Das frische Korn lag zwischen duͤnnem Flor, um alle Vermischung zu
verhindern. Diese kleine Kiste wurde in einen Bakofen gestellt, waͤhrend man
das Brod darin bakte, und wurde noch eine Stunde nachher darin gelassen; die Hize
wurde zwar nicht mit
einem Thermometer versucht, sie war aber so stark, daß die Waͤnde der Kiste
anfiengen zu verkohlen, und die oberste Schichte des Getreides zu roͤsten.
Als man nun Ey und Getreide untersuchte, war das Ey noch frisch, und von 97
Koͤrnern, die man saͤete, gieng nur ein einziges nicht auf, alle
uͤbrigen waren nach 8 Tagen aufgegangen. – Eine
Getreide-Schichte, die 3 1/2 Zoll hoch ist, verhindert das
gleichmaͤßige tiefere Eindringen der Waͤrme, und den
erwuͤnschten Effekt.
Zweiter Versuch. Unter denselben Umstaͤnden wurde das Ey mit einem Zoll hoch
Getreide bedekt, und nicht so lange im Ofen gelassen. Jezt wurde es hart gesotten.
– Ein Beweis, daß die Hize im vorigen Versuch nicht gehoͤrig
eingedrungen war.
Dritter Versuch. Er befeuchtete bereits gedoͤrrtes Getreide mit wenigem Wasser
– und brachte es 3 Zoll hoch in dieselbe Kiste. Wie im ersten Versuch lag das
frische Getreide, mit dem Ey, in der Mitte dieser Hoͤhe. Der Ofen aber war
minder warm, und er ließ die Kiste bloß drei Stunden darin. Jezt war das Ey
vollkommen hart, und von dem frischen Getreide, welches in derselbe Kiste, worin das
erste gesaͤet worden war, ebenfalls gesaͤet und gewartet wurde, gieng
kein einziges Korn auf. – Ein wichtiger Versuch, welcher einen Beweis
abzieht, daß die Feuchtigkeit des Getreides die Toͤdtung des Keimes
befoͤrdert, indem sie, in dem Getreidehaufen, die Hize zu vermehren hilft,
und deutlich darthut, wie wenig diejenigen verbesserten, welche an dem
Gewoͤlbe der Doͤrranstalt Ventilators anbrachten, um die, sich aus dem
Getreide entwikelnde, Feuchtigkeit zu entfernen.
Diese Versuche moͤgen jezt zur Controllirung der Duhamel'schen, und zur
naͤheren Wuͤrdigung seiner Einrichtung dienen.
Wenn die Feuchtigkeit im Getreide zur Zerstoͤrung des Keimes wesentlich
beitraͤgt, so muß man schließen, daß eine Temperatur die niedrig
anfaͤngt, und langsam nur den Grad erreicht, der zwekmaͤßig ist, ihren
Effekt zum Theil verfehlen muß. Sie befoͤrdert ein langsames
Ausduͤnsten, und unterhalt die dem Getreide beiwohnende Feuchtigkeit in einer
Temperatur die auf den Keim nur dann einen nachtheiligen Einfluß haben kann, wenn
sie unter Beguͤnstigung einer troknen warmen Luft, nach anhaltender
Einwirkung derselben, dem organischen Gewebe ganz entzogen worden ist.
Dieses erklaͤrt, warum Getreide, welches Duhamel auf einem Teller, in der
Naͤhe seines Thermometers gehaͤngt hatte, nur zum Theil die
Faͤhigkeit zu keimen verlor. Die Feuchtigkeit wurde den Koͤrnern
entzogen, ehe sie im innern, den Grad der Hize annehmen konnte, der sie fuͤr
den zarten Keim zerstoͤrend macht, und sie hatten viel laͤnger diesem
Grade der Hize ausgesezt bleiben muͤssen, wenn der Keim in allen hatte
absterben sollen. So verlieren auch nicht alle Getreidekoͤrner mit einmal die
Faͤhigkeit zu keimen, wenn sie mehrere Jahre einer troknen Luft ausgesezt
sind.
Es folgt ferner aus jenen Versuchen, daß die Construction der Duhamel'schen Apparate
fehlerhaft ist.
Duhamel lagert auf den Faͤchern seinen Weizen 3 bis 4 Zoll hoch: 1 Zoll
hoͤher als Intieri: und da man so eben gesehn hat, daß die Hize eines
Bakofens nicht durch eine 3 1/2 Par. Zoll dike Getreidelage hinlaͤnglich
durchdringen kann, um die Keime des in dieser Tiefe liegenden Getreides zu
zerstoͤren, so wird man sich nicht wundern, daß bei der langsam anwachsenden
Hize, im Duhamel'schen Apparate, ungefaͤhr der vierte Theil dieser
Koͤrner unbeschaͤdigt bleibt.
Noch groͤßer ist dieser Fehler, indem Apparate, den Duhamel seine Erfindung
nennt: seine Canaͤle sind 7 Zoll tief. Hier sezt nach und nach die mittelste
Schichte ihre Feuchtigkeit an die benachbarten ab, und wenn die Hize endlich bis
dahin durchdringt, so findet sie nicht mehr Wasser genug, um durch dessen
erhoͤhte Temperatur, den Keim vernichten zu koͤnnen. Innen dagegen
giebt seinen Canaͤlen die Bretter mit inbegriffen eine Dike von 4 Neapol.
Zollen, und da die Dike des Brettes i Zoll betraͤgt, so bleiben 2 Neap.
Zolle, oder 19,5 Par. Linien, fuͤr das Getreide.
Die Duhamel'schen Fehlgriffe entstanden, weil dieser sonst so scharfsinnige Mann die
Wirkungen der erhizten Feuchtigkeit im Korne selbst nicht kannte, und er bloß die
Austroknung desselben vor Augen hatte, auf welche allein er seinen Ofen, und sein
ganzes Verfahren berechnete. Selbst Intieri leitete Anfangs nur ein
gluͤklicher Zufall, bis bestimmte Versuche ihm mit der Ursache seines
Gelingens naͤher vertraut machten.
5. Duhamel will, daß das Getreide an einem troknen Orte erkalte, und durchgesiebt
werde, ehe man es in die Kasten bringt, und daß es dahin gebracht werde, so bald es
abgekuͤhlt ist, um es vor der Feuchtigkeit zu schuͤzen.
Er hat sich viele Muͤhe gegeben, um den Verlust an Maaß und Gewicht zu
bestimmen, den das, auf den Geruͤsten behandelte, Getreide erleidet, und die
Eigenthuͤmer damit getroͤstet, daß der erhoͤhete Preis dieses
Korns fuͤr diesen Verlust reichlich entschaͤdigte. Er hat dabei nicht
bedacht, daß das
Getreide durch diese Behandlung seine hygroscopische Beschaffenheit nicht verliert,
und deshalb, vermuthlich, hat er unterlassen, nach einiger Zeit, mit demselben
Weizen die Probe zu wiederholen: und dort giebt er den Rath ihn schnell vor Annahme
der Feuchtigkeit zu schuͤzen. Intieri ist jenes nicht entgangen, und durch
mehrere sorgfaͤltig angestellte Versuche zeigt er, daß nach wenigen Wochen
das der Hize ausgesezte, und zum keimen unfaͤhig gemachte Getreide nicht nur
sein voriges Volumen wieder einnimmt, sondern, nach Beschaffenheit der Luft, auch
wohl noch ein groͤßeres. Allein diese Feuchtigkeit ist ohne nachtheilige
Folgen.
Die verkehrte Ansicht die man sich von der eigentlichen Wirkungsart einer Korndarre
machte, hat zu falschen Manipulationen verleitet.
Franzoͤsische Intendanten haben die Vollkommenheit ihrer Arbeit in einer Art
von Rostung des Getreides gesucht. Herr Maréchal
zu Lille trieb sogar die Waͤrme bis zu 120 Grad R. Bei solcher Temperatur
aber konnte der Weizen kaum 4 Stunden auf den Geruͤsten bleiben, in den
oberen Theilen fieng er wirklich zu roͤsten an, und wenn man ihn von den
Geruͤsten ablaufen ließ, so war er noch so warm, daß, innerhalb 1/4 Stunde,
Eyer darin hart wurden und selbst bei dieser Behandlung giengen von 100
Koͤrnern noch 4 auf; folglich lag auch in diesen Apparaten der Weizen zu
dik.
Selbst Duhamel giebt als Kennzeichen der fertigen Arbeit, daß das Koͤrnchen
unter dem Zahn rein zerspringen muß, wie ein Reiskorn. Freilich hatte Intieri
Anfangs auch ein solches Kennzeichen der vollendeten Arbeit gegeben, allein er hatte
es bloß aus Besorgniß gethan, daß seine Landleute zu schwaches Feuer geben
moͤchten. Das Getreide auf seinen Geruͤsten bleibt weich, wird aber,
wie es in den Kasten erkaltet, hart.
Dieses weichere Wesen bleibt ihm, weil die stark erhizten feuchten Daͤmpfe in
dem kleinen verschlossenen Raͤume eine gaͤnzliche Austroknung nicht
gestatten. Gerade diese stark erhizten Daͤmpfe sind es, die zum Ziele
schneller und sicherer fuͤhren, als eine trokne Waͤrme. Man hatte also
sehr unrecht, in den koͤnigl. Magazinen zu Lille, durch mehrere im
Gewoͤlbe angebrachte Ventilatore, die Duͤnste aus dem Zimmer
abzuleiten, um eine gaͤnzliche Austroknung der Luft und des Getreides zu
bewirken. Die Korndarre muß hauptsaͤchlich als Dampfbad wirken, wenigstens
erhoͤhen die erhizten Daͤmpfe ihre Wirkung.
Die koͤnigl. Verwaltung zu Lille, bei einer Waͤrme von 120 Grad, konnte
mit hoͤlzernen Geruͤsten nicht ausreichen; sie warfen sich, sie bekamen
Risse, sie mußten alle Augenblike reparirt werden, und diese Reparaturen
unterbrachen die Arbeit: man machte sie daher von Eisen. Indessen empfiehlt Intieri
die Entfernung alles Eisens, selbst der eisernen Naͤgel. Das Eisen, sagt er,
nimmt eine so große Waͤrme an, daß die Getreidekoͤrner, die damit in
Beruͤhrung kommen, zu roͤsten anfangen. Er will daß die
Geruͤste von weichem Holze, nur nicht von den Harzenthaltenden, seyn sollen,
und verwirft das Eichenholz und andre hatte Holzarten, die sich in der Hize nicht
gut halten. Duhamel dagegen hat seine Geruͤste aus Eichenholz verfertigen
lassen. Mir fehlen aus der Erfahrung geschoͤpfte Thatsachen, ohne welche sich
uͤber eine solche Verschiedenheit in den Meinungen nicht entscheiden
laͤßt. Mir wuͤrde Intieris dreisigjaͤhrige Erfahrung zum
Leitfaden dienen.
Hier draͤngen sich nun einige Fragen auf, die beantwortet werden
muͤßen.
Die erste duͤrfte wohl diese seyn; warum blieben wir Deutschen, gegen die
Italiaͤner, die Schweizer und die Franzosen zuruͤk, und so lange
Zuschauer des bewaͤhrten Guten, ohne die wohlthaͤtigen Fruͤchte
desselben, in unseren eigenen Magazinen einzufuͤhren. Die Unwissenheit des
Besseren war daran nicht Schuld, denn die Zeitschriften der damaligen Zeit
kuͤndigten von mehreren Seiten her, was an mehreren Orten geschah: allein es
ist ein National-Charakterzug, daß wir uns langsam bewegen. Oft durch das
Neue irrgeleitet, glauben wir in Annahme, selbst des vielfach geruͤhmten,
behutsam seyn zu muͤssen; und als man endlich anfieng eine dreisig Jahr
hindurch, in vielen großen Staͤdten, mit unleugbarem Nuzen,
eingefuͤhrte Erfindung, benuzen zu wollen, da trat die franzoͤsische
Revolution ein, die theils auf ganz andere Gegenstande hin, unsere Aufmerksamkeit
lenkte, theils alle unsere Magazine leerte, und uns sogar die Moͤglichkeit
raubte, an deren Stelle andere anzulegen. Nach den mannigfaltigen Ereignissen,
welche diese Revolution herbeifuͤhrte, hat man an andere Dinge zu denken
gehabt, und den guten Intieri mit seiner sinnreichen Erfindung laͤngst
vergessen. Unser Kruͤniz hat, so gut es ihm moͤglich war, auf die
Vorzuͤge dieser Einrichtung aufmerksam gemacht, aber wie wenig
Administratoren durchblaͤttern sein Werk.
Man wird ferner fragen, wie es zugieng, daß eine Erfindung, die in allen
koͤnigl. Magazinen in Frankreich, nach und nach eingefuͤhrt werden
sollte, jezt in diesem großen Reiche nirgends mehr anzutreffen ist? Auch auf diese
Frage ist die Antwort nicht schwer.
In jener Revolution liegt der Grund warum die bestehenden Anstalten, die uns bekannt
geworden sind, eingiengen. Die koͤnigl. Zehnten, und Zehnten
uͤberhaupt, wurden nicht mehr entrichtet; an Kriegsvorraͤthe
fuͤr große Festungen wurde nicht mehr gedacht; die Marine, die in den
Handels- und Kriegeshafen des Reiches starke Getreide-Vorraͤthe
erforderte, theils zum Behufe der Schiffart, theils fuͤr die Colonien, die
kein Getreide bauten, wurde auf 25 Jahre vernichtet. Die nunmehr unnuͤz
gewordenen, zu jenen Vorraͤthen bestimmten Gebaͤude, wurden theils zu
andern Zweken verwendet, theils wurden sie in den Stuͤrmen der Revolution
zerstoͤrt. Alle, vor diesem langen Zeitraͤume als nuͤzlich
anerkannte Einrichtungen, geriethen in Vergessenheit, und machten neuen
Speculationen Plaz.
Die Schweiz, abwechselnd der Tummelplaz der Deutschen, der Russen, der Italiener, der
Franzosen, will, heißt es, die Sorgfalt fuͤr die Unterhaltung ihrer Bewohner,
den Speculationen der Getreidehaͤndler uͤberlassen, bei welchen, so
sagt man, sie sich besser befindet, als bei ihren fruͤheren, mit großem
Aufwande, und mit vielem Fleiße angelegten Magazinen, und hat diese schon vor Anfang
der franzoͤsischen Revolution eingehen lassen.
Endlich kann man noch nach der Ursache fragen, welche die koͤnigl.
Neapolitanische Regierung bewog, die zum Behufe ihres großen Magazins errichtete
Korndarre, 13 Jahre nach Anlegung derselben, wieder aufzugeben, da doch der Prinz
von Corsini, eben derselbe, von welchem Intieri den Zehnten gepachtet hatte, gerade
zur selbigen Zeit, mehrere auf seinen Guͤtern, auf eigene Rechnung erbaute
Korndarren, nicht nur beibehielt, sondern auch die wohlthaͤtigen Wirkungen
derselben besonders ruͤhmte, wie wir es aus einem Briefe des Herrn Marechal
an den Cardinal Valenti, Staatssekretairs seiner Heiligkeit ersehen.
Auch hiervon ist der Grund nachzuweisen. Die Korndarre beschaͤftigt nur wenig
Menschen; das in derselben behandelte Getreide erfordert keine weitere Wartung. Ein
zahlreiches Personal, welches hier Nahrung, Wohlstand, große Emolumente fand, verlor
ploͤzlich die Gelegenheit, sich auf Kosten des Staates, auf leichten und
sicheren Wegen, zu bereichern. Eine Methode, welche jenen ehemals Angestellten die
Existenz theils raubte, theils verkuͤmmerte, konnte ihnen nicht willkommen
seyn. Sobald die Maͤchtigen am Ruder, die eine Kommission zur Besichtigung
der Intierischen Magazine veranlaßt hatten, nicht mehr durch ihren unmittelbaren
Einfluß, die niedrigen Leidenschaften der Administratoren und ihrer jezigen und vorigen
Verwandten und Gehuͤlfen in Schreken und im Zaume hielten, wurde man von
allen Seiten Segen das neue Verfahren laut. Die Angestellten waren
natuͤrlicher Weise die ersten, die von den Maͤngeln der neuen Methode
sprachen; sie fanden in den Zuruͤkgesezten, und in ihren Freunden treue
Gehuͤlfen. Unwissende ergriffen ihre abgeschmakten Maͤhrchen, ihre
bodenlose Gruͤnde, und suchten sich damit vor dem unwissenden Publikum
wichtig zu machen; kurz es gieng damals dem Intieri, wie es in unseren Zeiten
unserem Achard gieng. Man fand sogar, daß das, aus dem durch die Korndarre
gegangenen Getreide, versezte Brod, brandig schmekte, wie man bei uns an dem
feinsten, aus der Runkelruͤbe verfertigten Zuker, den Geschmak der
Runkelruͤbe schlechterdings wiederfinden wollte. Man trieb den Unsinn so
weit, daß man behauptete, seine Methode sey kostspieliger als die
gewoͤhnliche. Es gelang am Ende auch, daß man den Uͤbeln Geschmak
mehrerer tausend Sake Weizen, die zur See angekommen waren, und ohne Wartung in dem
Magazin Monate gelegen hatten, der Behandlung in der Korndarre zuschrieb.
Unwissende, sorglose, ihre Ruhe liebende Minister, muͤde des vielen Geredes,
opferten endlich dem niedrigsten Eigennuze das Wohl des Ganzen.
Das ist leider! das Schiksal vieler Erfindungen, vieler wohlthaͤtiger
Vorschlaͤge, wenn sie mit kleinlichen Ansichten, oder schmuzigen
Leidenschaften in Conflikt kommen. Ehre jedem Biedern, der mit Muth, Umsicht und
Ausdauer mit diesen in den Kampf tritt, und dem wahrhaft Guten den Sieg
verschaft.
Intieri machte dieses Misgeschik nicht irre. Er beschaͤmte durch den
fortdauernden Flor seines Instituts die hohe Staatsverwaltung; er beschaͤmte
sie, und alle niedrigen Feinde des Guten, aber er besserte sie nicht. Man
beschoͤnigte die Ruͤkkehr zum Alten, durch die unter anderen
Umstaͤnden richtige Bemerkung, daß einem Particulier manches gelingt, was
eine Staatsverwaltung nicht zum Ziele fuͤhren kann.
Der Beifall der Schweizer und der Franzosen, die sorgfaͤltig nach der Ursache
jenes Misgeschikes sich erkundigt hatten, ehe sie sich zu der neuen
Getreide-Behandlung entschlossen, troͤstete den Erfinder. Oft
verschmaͤht das Vaterland das, in seinem Schooße entsprossene. Gute, indem im
Auslande, leidenschaftlose Maͤnner es zu wuͤrdigen wissen.
In den Schriften der damaligen Zeit findet man nirgend Spuren von Unzufriedenheit,
uͤber den Erfolg der neuen Manipulationen: aber die Administratoren der
Schweizer-Getreide-Magazine waren rechtschaffene Maͤnner, von
Pflichtgefuͤhl durchdrungen, durch Vaterlandsliebe geleitet; Herr Marechal in Frankreich, dessen
hoͤherer Aufsicht die koͤnigl. Magazine anvertraut waren, war ein Mann
von Charakter, bei den neuen Manipulationen selbst thaͤtig, und reich an
Kenntnissen.
Eine Begebenheit ereignete sich indessen in seinen nach der neuen Methode behandelten
Magazinen. Auf dem Weizen, der darin 2 Jahr hindurch, an 5 Fuß hoch, ohne weitere
Wartung, gelegen hatte, zeigten sich ploͤzlich einige Wuͤrmer. Dieser
unerwartete Vorfall beunruhigte ihn, er erkundigte sich in Italien, ob sich auch
dort etwas aͤhnliches gezeigt haͤtte: allein, wenn ein solcher Zufall
in den dortigen koͤniglichen Magazinen statt gefunden haͤtte, wie
begierig hatte man ihn nicht gegen die neue Erfindung benuzt!
Il a résulté, sagt Herr Maréschal
in seinem Schreiben vom 2. Oktober 1753 an den Staatssekretaͤr zu Rom,
Cardinal Valenti; il a résulté de toutes les
opérations qui ont été faites, que les grains ainsi
desséchés, se sont conservés pendant deux
étés de suite sans la moindre altération d'aucune
espèce, et qú à la fin du second été il a
paru des vers sur la superficie des couches. On ne sait a quoi attribuer cet
incident, les grains ayant été trouvés extrêmement frais et beaux.
Es ist moͤglich, daß einige Eyer in einigen Koͤrnern der Wirkung der
Hize entgiengen; auch ist es moͤglich daß einige zu weich gebliebene
Huͤlsen dem Stachel des schwarzen Kornwurms nicht wiederstanden; aber noch
weit wahrscheinlicher ist es, daß diese Wuͤrmer absichtlich dahin gebracht
worden sind, als ein erster Versuch, die oͤffentliche Meinung, uͤber
den Nuzen der neuen Methode, schwankend zu machen.
14. Das siedende Wasserbad.
Ehe wir den wakeren Intieri verlassen, um uns mit den Bemuͤhungen anderer
verdienstvoller Maͤnner zu beschaͤftigen, wollen wir noch einen seiner
lezten Versuche erwaͤhnen.
Die auffallende Wirkung des Wassers, auf den befeuchteten, bereits schon in der
Korndarre behandelten Weizen, (3ter Versuch §. 12.) fuͤhrte ihn auf
den Gedanken, das Verhalten des siedenden Wassers zum Korne zu untersuchen.
Er ließ hoͤchstens eine Minute lang eine Quantitaͤt Weizen in siedendem
Wasser, und troknete ihn nun an der Luft. Dieser Weizen hatte weder an Ansehen noch
an seinem Geschmake das Geringste verloren. Von allen Koͤrnern, die er davon
pflanzte, gieng kein einziges auf.
Dieser Versuch bekraͤftigt die Meinung, daß in der Korns darre, die stark
erhizten Daͤmpfe zur Beschleunigung der Operation vieles beitragen.
Intieri glaubt, daß man die Kosten jenes Instituts ersparen, und mit einem einzigen
Kessel von gewoͤhnlichem Ums fange, in einem einzigen Tage eine große Menge
Getreide wegarbeiten koͤnnte. Dieser Meinung kann ich nicht beipflichten. Ich
glaube wohl, daß eine Haushaltung, die, auf einige Jahre, ihr Brodkorn
vorraͤthig halten wollte, mit diesem Mittel ausreichen wuͤrde, weil
sie diese kleine Quantitaͤt Korn, nach und nach behandeln, und ohne großen
Raum zu beduͤrfen, leicht troknen koͤnnte: allein wenn alle 12 Stunden
einige 800 Kubikfuß Getreide verarbeitet werden muͤßten, so wuͤrde
diese Quantitaͤt schwerlich von einem Tage zum andern troken seyn. Diese
Methode, so einfach sie auch scheint, wuͤrde daher zur Abtroknung des
Getreides zu große Flaͤchenraͤume erfordern, und ein Hauptvortheil der
Korndarre besteht gerade darin, daß man vermittelst derselben, diese großen
Raͤume nicht braucht.
Das erste Erhaltungsmittel des Getreides, – die Toͤdtung des Keimes
scheint in chemischer Hinsicht erschoͤpft zu seyn. Es laͤßt sich außer
der Waͤrme kein anderer, dazu paffender. Agens denken. Zur Leitung derselben,
hat sich Duhamel der Luft bedient, die er stark erwaͤrmte: diese Luft in den
Duhamel'schen Apparaten ist freilich unbeweglich; es sind indeß Vorkehrungen
denkbar, vermoͤge welcher stark erwaͤrmte
Luft durch große Getreidemaßen in Bewegung gesezt
wuͤrde. Ein solches Mittel haͤtte den Vorzug, jedes
Getreidekoͤrnchen dem ganzen Einfluß der stark erhizten Luft auszusezen. Die
Wirkung derselben muͤßte um so energischer seyn, da der fortdauernde Strom
der Luft, diese, um jedes Koͤrnchen, so lange erneuert, als frischer Zufluß
statt findet, wir werden bald sehen, daß Duhamel an diesem Gedanken sehr nahe
voruͤber gieng. Er trieb durch Blasebalge die atmosphaͤrische Luft
durch Kasten, mit Getreide angefuͤllt. Wie geschaͤhe es, daß er nicht
auf den Einfall gerieth, die Austroknung des Getreides durch eine kuͤnstlich
bewirkte Durchstroͤmung der stark erhizten Luft zu bewirken? Es ließen sich
mehrere Mittel vorschlagen, diesen Zwek zu erreichen. Bis jezt habe ich nicht
erfahren, ob dergleichen schon versucht worden sind. Dieser Vorschlag scheint mir
aber der Aufmerksamkeit des Landwirthes nicht unwuͤrdig.
Intieri, außer der stark erwaͤrmten Luft, benuzte die Wirkung der in
Wasserdampf verwandelten Feuchtigkeit der Luft und des Getreides.
Endlich die Waͤrme des bis zum Siedepunkte erhizten Wassers.
Auch ist, bei Anwendung dieses Mittels fuͤr alle Klassen gesorgt: der kleine
Gutsbesizer, der einiges Getreide fuͤr den jaͤhrlichen Gebrauch
vorraͤthig halten will, wird sich mit Erfolg des siedenden Wassers bedienen. Der groͤßere Landwirth benuzt dazu die Rige; wer große Magazine anlegen und auf mehrere
Jahre in guten Zeiten viel Getreide austaufen will, fuͤr den ist die
Intierische Korndarre.
Geben wir daher zum zweiten Erhaltungsmittel – Zuruͤkhaltung des Vegetations-Prozesses.
15. Erhaltungs-Methoden, durch Zuruͤkhaltung des Vegetations-Prozesses.
Zur Erwekung der Triebkraft ist Feuchtigkeit, und ein gewisser Grad von Temperatur
noͤthig: man wird daher jene Erhizung, die eine Folge der Entwikelung des
Keimes ist, vermeiden, wenn man an dem Orte, wo das Getreide liegt, die Temperatur
so niedrig halten kann, daß der Vegetationstrieb nicht aufgereizt werde.
In den Kellern, die vor der aͤußeren Luft gehoͤrig geschuͤzt
sind, haͤlt sich die Temperatur auf 10 Grad ungefaͤhr. Diese
Temperatur ist fuͤr den Vegetationstrieb zu niedrig. Ein trokner Keller
wuͤrde daher unserem Getreide eine desto sicherere Lagerstelle darbieten, da
auch bei dieser niedrigen Waͤrme, die Eyer der Insekten, die unsere
Vorraͤthe gern heimsuchen, nicht ausbruͤten.
Der Zufall, dem wir viel Nuͤzliches verdanken, hatte einem Einwohner in
Cormery, einer Stadt in der Landschaft Touraine, die Ehre dieser Erfindung
verschaft, wenn wir dieselbe, nicht laͤngst schon, von andern Seiten her
gewußt haͤtten.
Nach einigen reichen Erndten fehlte ihm Plaz seinen Weizen zu lassen. In Ermanglung
eines besseren Ortes, saͤhe er sich genoͤthigt, das frisch
ausgedroschene Korn in einen Keller zu schuͤtten. Der Haufen wurde ziemlich
groß. Er zitterte nicht wenig uͤber das Schiksal dieses Theils seines
Vermoͤgens, und besuchte es daher fleissig. Bald aber faßte er Muth, als er
diesen Weizen jedesmal in demselben frischen Zustande antraf. Tief im Sommer war er
noch eben so schoͤn als im ersten Augenblike. Die fortdauernde Kuͤhle
des Ortes schuͤzte ihn vor jeder Veraͤnderung. Kein uͤbler
Geruch! Ein wohlschmeckendes Brod! dies uͤbertraf alle seine Erwartungen. Da
ließ er einen anderen Keller bauen, den er mit einer Bretterwand bekleidete, und
gegen die aͤußere Luft gut verwahrte. Hierein schuͤttete er in den folgenden Jahren
seinen Weizen, und sorgte bloß, daß er troken herein kam. Die Beschreibung desselben
machte er in den Affiches de Tour vom 23. Julius
1774. bekanntSiehe auch Gazette Litteraire de Berlin.
1775..
Aber was dieser gute Buͤrger durch einen Zufall so spaͤt erst entdekte,
war schon seit undenklichen Zeiten der Gebrauch vieler Voͤlker, und selbst
mehrerer seiner Landsleute. Menschen die anfaͤnglich in der Erde wohnten,
brachten als sie Akerbau zu treiben, und sich Haͤuser zu bauen anfiengen, ihr
Getreide in die verlassenen unterirdischen Wohnungen. Sie fanden sich dabei wohl,
und machten daher, als der Akerbau sich ausdehnte, neue Gruben, zur Aufbewahrung der
Feldfruͤchte. So wurden unterirdische Behaͤlter ihre Speicher.
Kein Wunder also, daß man diese Erhaltungsart bei den uraͤltesten
Voͤlkern, den Morgenlaͤndern, den Arabern, den Hebraͤern
antrift. Sie hat sich laͤngst der Afrikanischen Kuͤste erhalten, und
ist wahrscheinlich von dort nach Malta, Spanien, Sicilien, Italien
uͤbergegangen; man findet sie auch bei den Moscowiten, in Lithauen, in der
Ukraine, in Ungarn, und in den suͤdlichen Theilen Frankreichs.
Kruͤniz hat in seiner Encyclopaͤdie vieles hieruͤber gesammelt,
(unter dem Worte Korn) und seine Landesgenossen auf die
Vorzuͤge dieser Conservationsart aufmerksam gemacht.
Dasselbe that der Graf Lasteyrie in einer kleinen Schrift, die im Jahre 1719 zu Paris
unter dem Titel: des fosses propres à la
conservation des Graines, et de la maniere de les construire, erschienen
ist.
Die Form dieser Getreidekeller ist gleichguͤltig. Um Algier und Tunis sind sie
vierekig; um Moscow herum Kegelfoͤrmig, in Spanien und Italien
Cylinderfoͤrmig. Alle schließen sich oben mit einem Gewoͤlbe, das sich
in der Form des Halses einer Flasche oͤffnet. Fig. 10. zeigt deutlich
die Gestalt einer solchen Grube. Fig. 11. ist die
Vorkehrung vermittelst welcher man den Stein aufhebt, der das Gewoͤlbe
verschließt, und das darin enthaltene Getreide hinaufwindet.
Eine Hauptbedingung zu diesen Kellern ist, daß der Grund, in welchem sie angelegt
werden sollen, so troken sey, wie es ein unterirdisches Behaͤltniß nur immer
zulaͤßt. Sie muͤssen tief genug unter der Erde liegen, um kuͤhl
zu bleiben; eine Erdschichte, 3 bis 4 Fuß dik, reicht hin. Am vortheilhaftesten ist es, wenn
sie in dichte Felsenmassen eingehalten werden koͤnnen. In einem guten troknen
Lehmboden, kann man Mauern, zur Unterstuͤzung der Erde entbehren. Man
zuͤnder Feuer in der Grube an, und brennt die Erde hart. Wo dieses nicht
angeht, sind Mauern und zu diesen gut gebrannte Steine noͤthig, welche die
Feuchtigkeit abhalten. Auch muß der Moͤrtel so seyn, wie er zu wasserdichten
Werken gebraucht wird. Sehr gut ist es, in einem Boden, der Feuchtigkeit besorgen
laͤßt, eine doppelte Mauer zu ziehen, und den Raum zwischen beiden entweder
leer zu lassen, oder ihn mit troknem Sande, oder besser noch mit zerflossenen
Holzkohlen, oder Asche zu fuͤllen. Es wuͤrde am zutraͤglichsten
seyn, zur inneren Mauer an statt gebakener Steine, gut ausgetroknete Lehmsteine zu
waͤhlen, sie beschlagen sich nie, und halten den inneren Raum sehr troken.
Auch muß der Boden dieser Keller ausgemauert werden. Lasteyrie will daß diese Mauern
aus einem bloßen Moͤrtelguß, mit Feld- oder anderen Steinen,
aufgerichtet werden. – So macht man sie in Toscana, – und daß man
uͤber dieses zwischen dieser Mauer und dem Erdreich, eine 13 Zoll dike
Sandschichte anbringe, um durch diese die Feuchtigkeit in dem Grund und von den
Mauern abzuleiten.
Vor dem Gebrauch der neu angelegten Keller, ist es gut sie auszubrennen. Die
Kohlensaͤure, die sich entwikelt, verwandelt schnell den zum Moͤrtel
verbrauchten Kalk, in kohlensauren Kalk, und giebt ihm, in kurzer Zeit, eine Harte,
die er ohne das, nur langsam erhalten wuͤrde.
Herr Lasteyrie, der mit Recht glaubte, daß man hier nicht zu vorsichtig seyn kann,
will sogar, daß man die innere Seite der Mauer mit einem Kitt bestreiche. Mehrere
Erfahrungen haben den Nuzen des folgenden bewaͤhrt.
Erdharz 1 Pfund.
Leinoͤl 1/2 Pfund.
Leinoͤl Firniß 1/4 Pfund.
Silberglaͤtte 1/4 Pfund.
Terpentinoͤl 1/4 Pfund.
Schwarzes Pech oder Harz (arcançon) 1/4 Pfund.
Man bringt diese Mischung zum sieden, und streicht damit zwei mal die Mauer an. Sie
muß sehr troken seyn, und der zweite Anstrich wird 7 oder 8 Tage spaͤter
gegeben.
Man kann dieser Mischung etwas Sand zusezen, um die Festigkeit und das Volumen
desselben zu vermehren.
Es darf kein Getreide in den Keller geschuͤttet werden, bevor er nicht gut
ausgetroknet ist. Ist der Keller neu angelegt worden, so schlaͤgt Herr
Lasteyrie folgendes Mittel vor, um sich zu versichern, daß das Getreide von zu großer
Feuchtigkeit nicht leider. Man laͤßt eine, in eine Spize auslaufende,
cylindrische Roͤhre von Eisenblech verfertigen, die mit einem Dekel
verschlossen ist. Die Buͤchse selbst ist an eine Stange befestigt, und an dem
Dekel ist ein starker Bindfaden angebunden. Man senkt dieses Instrument
laͤngs der Mauer in das Getreide ein, und zieht, vermittelst der Schnur, wenn
man tief genug gekommen zu seyn glaubt, den Dekel ab. Der Cylinder fuͤllt
sich hier mit Getreide, dessen Qualitaͤt man nun erkennen kann.
Will man einen Keller mit Getreide fuͤllen, so legt man auf den Boden
desselben eine hinreichend starke Schichte Stroh, und so fuͤttert man auch
die Waͤnde damit. Das Stroh muß wenigstens 3 bis 4 Finger dik gelegt werden.
Man kann es, an den Seitenwaͤnden, vermittelst darin eingeschlagener
Naͤgel, und Bindfaͤden befestigen, oder wo dieses nicht angeht, es von
dem Getreide selbst unterstuͤzen lassen, wie es fast durchgehends in den
Gruben geschieht, die von keinem Mauerwerk umringt sind.
Den Keller fuͤllt man bis an die Oeffnung; unmittelbar auf das Getreide legt
man eine Schichte Stroh, auf diese einen hoͤlzernen Dekel, auf diesen
wiederum Stroh, und zulezt den Stein, der die Oeffnung verschließt. Einige
haͤufen uͤber diese Oeffnung noch Erde an, damit das Wasser besser
davon ablaufe. Indeß pflegt man nach 14 Tagen oder drei Wochen die Grube noch einmal
zu oͤffnen, weil sich das Getreide darin etwas saket, man fuͤllt den
leer gewordenen Raum mit frischem Getreide, und verschließt nun vollkommen die
Grube, bis zur Zeit wo man sie leeren wird. Der Stein wird mit etwas Moͤrtel
in sein Lager eingelegt.
16. Einige Betrachtungen uͤber dieses Verfahren.
Es laͤßt sich nicht leugnen, daß wenn der Keller gehoͤrig troken ist,
und die ganze Zeit hindurch auch troken bleibt, das darin niedergelegte, nicht zu
feuchte Getreide sich eine lange Reihe von Jahren erhaͤlt. Man hat zu
verschiedenen Zeiten solche Magazine entdekt, deren Eingang nur die Besizer selbst
kannten, die wahrscheinlich durch gewaltsame Mittel ihrer Heimath entrissen wurden.
Es kann also von ihrer Brauchbarkeit im allgemeinen nicht die Rede seyn.
So nuͤzlich aber auch die guten, troknen Getreidekeller sind, so verderblich
werden die feuchten. Selbst in den trokensten, ist die, das Getreide umgebende,
Strohschichte feucht; Lasteyrie fand es so in den Kellern, die er ausleeren sah. Ist die
Feuchtigkeit etwas groͤßer, so dringt sie bis zum Getreide hin, und verdirbt
die, dem Stroh naͤher liegenden Koͤrner, die sie einsaugen. Ein
hoͤherer Grad von Feuchtigkeit erzeugt in den Mehltheilen eine Fermentation,
die vermittelst der Waͤrme, welche sie entwikelt, den Vegetationstrieb wekt
und unterstuͤzt, und dieselben Resultate hervorbringt, welche die Folge einer
hoͤheren Temperatur, bei geringerer Feuchtigkeit, sind. In solchen Gruben
findet man nicht selten eine 3 bis 4 Zoll dike Getreide-Schichte, um die
Seitenwaͤnde herum, verdorben und dicht zusammengewachsen. Ueber diese
Schichte hinaus, bleibt das Getreide gut: allein man sieht, daß bei groͤßerer
Naͤße der Erde, der Schaden groͤßer ausfallen muß, und daß es manche
Umstaͤnde geben wird, die den Verderb ganzer Gruben nach sich ziehen
muͤssen. So z.B. geschieht es oft in Ungarn, daß in solchen unterirdischen
Lagerstatten Wasser eindringt, und sich darin sammelt. Wenn die Eigentuͤmer
solches gewahr werden, und bei Zeiten noch das Korn herausnehmen, so koͤnnen
sie es zum Theil retten, aber die Qualitaͤt leidet davon.
Es folgt hieraus, daß der Gebrauch der Getreidekeller, schon in Bezug auf
Localitaͤt betrachtet; nicht allgemein werden kann. Sie lassen sich z.B. in
Schweden nicht anbringen. Das Grundwasser liegt dort zu hoch, der Boden ist zu
feucht. So werden sie in Ungarn, wo der gemeine Mann, sie bis jezt aus Mangel an
Mitteln gebraucht, und weil er nichts besseres haben kann, durch den Verlust, den
sie ihrem Besizer zufuͤgen, aus der Mode kommen, wie die Kultur des
Landmannes dort zunehmen, und der Wohlstand wachsen wird.
Beurtheilt man diese Methode in Beziehung auf die Beschaffenheit des Getreides, so
erheben sich andere Bedenk-Weiten. Alles Getreide saugt Feuchtigkeit ein, nur
nicht im gleichen Grade. Dieses haͤngt von seiner eigenthuͤmlichen
Beschaffenheit ab, die selbst von der Witterung, oder vom Boden abhaͤngt.
Ist die Beschaffenheit des Getreides von der Art, daß es, durch sein hygroscopisches
Vermoͤgen, so viel Feuchtigkeit in sich zieht, als noͤthig ist, um in
den Mehltheilen eine Fermentation entstehen zu lassen, so wird ein solches Getreide
in den Gruben leicht verderben. Die Kuͤhle des Ortes wird diese
Gaͤhrung, die eine Folge zu großer Feuchtigkeit ist, nicht
unterdruͤken. Dieses duͤrfte der Fall seyn, wenn die Sommer naß sind,
oder wenn der Boden auf welchem die Frucht wuchs, an sich feuchte ist. Ein solches
Korn hat mehr Feuchtigkeit in sich als anderes, und wenn er sie unter Umstaͤnden
an andere Koͤrper absezt so nimmt er sie sogleich wieder, wenn diese
Umstaͤnde sich aͤndern.
Intieri, der, so gut wie jeder andere, die Getreide-Keller kannte, hatte gewiß
nicht auf die Erfindung seiner Korndarre so viel Aufwand an Kraft und Zeit
verwendet, wenn das Getreide, welches er aufzubewahren wuͤnschte, sich in
unterirdischen Gewoͤlben erhalten haͤtte. Er wußte daß die schlechte
Beschaffenheit dieses Korns, sowohl unter als uͤber der Erde, das Verderben
desselben herbeigefuͤhrt haͤtte.
Von dieser Seite aus betrachtet, findet, in unseren Gegenden, der Gebrauch dieser
Keller eine neue Beschraͤnkung. Nach nassen Sommern, wird man denselben das
Getreide nicht anvertrauen koͤnnen; eben so wenig werden sie in Gegenden Glut
machen, deren Boden feucht ist. Daher haben sie sich nur unter Himmelstrichen
erhalten, unter welchen eine brennende Sonne die Feldfruͤchte zeitiget,
haͤrtet, und dadurch die Capacitaͤt derselben zur Feuchtigkeit
aͤndert: selbst in den Gegenden des Russischen Reiches, wo man sie noch
antrifft, sind die Sommer zwar kurz aber gewoͤhnlich troken, und sehr
heiß.
Duhamel, der die Getreidegruben ebenfalls gut kannte, erzaͤhlt, in seinen Elements d'Agriculture (1. Band. 5. B. 3. K. §.
2.) er habe im Gatinois einen Versuch damit gemacht. Das frische Getreide, welches
er darein schuͤttete, verdarb bald. Diese Gegend ist sehr naß.
Herr Lasteyrie, der wahrscheinlich Unfaͤlle dieser Art befuͤrchtete,
giebt folgenden Rath:
„Wenn das Getreide, sagt er, in einer nassen Jahreszeit eingeerndtet
worden ist, so wird es nothwendig seyn, es vorher, eine geraume Zeit hindurch,
in luftigen Soͤllern (Boͤden) umzustechen; oder es in einen Ofen,
oder in eine Korndarre zu bringen. Dieses Mittel wird sogar zu den
betraͤchtlicheren Magazinen der Paͤchter oder der
Kornhaͤndler angewendet werden muͤssen, so oft der Zustand des
Getreides, oder der Zustand der Atmosphaͤre es erfordern
wird.“
Was die Benuzung der Korndarre anbetrift, so scheint dieser Vorschlag nicht reiflich
uͤberlegt: denn es ist aus dem Vorhergehenden klar, daß man auf diesem Wege,
in einem sehr kleinen Raͤume eine sehr große Menge Getreide, auf das
vollkommenste, lange Jahre hindurch erhalten kann, und es wuͤrde eine Art von
Verwegenheit seyn, dem dunklen Schoͤße der Erde anzuvertrauen, was sich weit
sicherer auf der Oberflaͤche derselben erhalten ließe; es sey denn, man
wollte diese Habe vor feindlichen Armeen verbergen. Also eine Korndarre und keine
Gruben, oder Gruben und keine Korndarre.
Da indessen die Voͤlker, die sich der Korngruben bedienen, ihr Getreide einige
Tage an die Sonne legen, und Herr Lasteyrie, um denselben Zwek zu erreichen, in
begeben angefuͤhrten Stelle, ein langes Luͤften desselben empfiehlt,
so wird es nicht undienlich seyn den Werth dieses Verfahrens naͤher zu
beleuchten.
Folgende Versuche sind belehrend. Intieri nahm absichtlich zu denselben Weizen von
schlechter Qualitaͤt.
1. Versuch. Er brachte, den 30. August 1752, 25 Maas Weizen in einen Bakofen, und
ließ ihn darin 2 Stunden 50 Minuten. Das vorige Volumen fand sich bis zu 23 1/3 Maas
vermindert. Aber es nahm nach und nach wieder zu, so daß er den 1. Jaͤnner
des folgenden Jahres sogar 25 1/3 Maas fand.
2. Versuch. Im Jahre 1753, den 18. August, brachte er wiederum 25 Maas Weizen in
einen Bakofen. Nach 3 1/4 Stunden, fanden sich nur 24 Maas. Auch hier vermehrte sich
nach und nach wieder das Volumen, und den 20. Febr. bei trokener Witterung fanden
sich 25 1/2 Maas.
3. Versuch. Den 26. September 1753. erhielt er nach 3 1/4 Stunden, von 25 Maas, 24
1/2; und den 20. Februar, bei trokner Witterung waren diese zu 252/3 Maas
angewachsen.
Auch Duhamel wußte, daß gedoͤrrtes Getreide Wasser aus der Luft aufnimmt: Er
will daher, daß man es bloß auf dem Lager erkalten lasse, es siebe, und sofort in
die Getreidebehaͤlter, die er verschließt bringe. Allein er gerieth nicht auf
den Einfall, die Zunahme des Volumens von Zeit zu Zeit zu pruͤfen.
Jene Versuche strenge genommen, gelten indeß nur fuͤr Korn von schlechter
Qualitaͤt, das heißt von feuchten Jahren, oder auf feuchtem Boden gewachsen.
Da nun aber ein solches Korn, durch das Doͤrren, noch hygroscopischer wird,
so folgt daß die vorgeschriebene Manipulation, zum Behuf der Korngruben, nicht
allein unnuͤz, sondern sogar schaͤdlich ist, weil sie das
Vermoͤgen des Getreides, Wasser einzusaugen, vermehrt.
Aber es hilft auch nicht, Getreide von guter Qualitaͤt, in der Sonne oder
durch das Luͤften, besonders noch auszutroknen, bevor man es in die Grube
schuͤttet.
Herr Graf Lasteyrie meldet selbst, daß im Koͤnigreiche beider Sicilien es in
die Felsen gehauene Keller giebt, in welche die Regierung das Getreide der
Particuliers aufnimmt, und daß die Kosten fuͤr die Niederlage und die
Verwaltung allein von dem Ueberschusse bestritten werden, welchen dieses Getreide, durch Vermehrung
seines Volumens abwirft. Die Zunahme betraͤgt ungefaͤhr zwei
Procent.
Ein Getreide auf feuchtem Boden gewachsen, oder in nassen Sommern gezeitiget, wird
sich also weder in den Sonnenstrahlen, noch durch das Luͤften, zu einem
langen Aufenthalt in einem Keller vorbereiten lasten. Es wird sehr bald in der
trokensten Grube nicht nur seine verlorene Feuchtigkeit wieder annehmen, sondern
noch mehrere Procente dazu.
Bevor man in unseren nordischen Gegenden Kornkeller anlegt, muß man durch genaue
Versuche die Quantitaͤt Feuchtigkeit ausmitteln, welche das Getreide der
warmen Laͤnder, wo man sich der Gruben mit Erfolg bedient, besizt, um daran
einen Vergleichungspunkt fuͤr unser Getreide zu haben. Bis jezt ist hierin
gar nichts gethan. Dasjenige was wir uͤber diesen Gegenstand wissen
beschrankt sich ungefaͤhr auf Folgendes.
Aus Duhamel'schen Versuchen erfahren wir daß gedoͤrrter Weizen im Gatinois 3
1/2 Procent seines Volumens verlor. Aus den Intierischen, daß Weizen von schlechter
Qualitaͤt sich um 62/3 Procent vermindert hatte; aus Versuchen in Paris
angestellt, daß ein Durchschnitt von 5 Versuchen, bei verschiedenen
Waͤrmegraden, mit Weizen angestellt, nach voͤlliger Erkaltung, einen
Verlust von 422/57 im Maase gab, und aus Versuchen mit Hannoͤvrischem Roggen,
vom Jahre 1754, daß beinahe 5 Proc. und von Roggen vom Jahre 1755, sogar 8 1/3
Procente, Verlust, dem Volumen nach, erfolgte. Es ist kaum denkbar, daß Weizen mit 6
1/2 Procent Wasser, und noch viel weniger Roggen mit 8 1/3 Prozent sich, selbst in
der besten Grube erhalten wird, indem es hoͤchst wahrscheinlich ist, daß der
Weizen wenigstens um 3 Procent und der Roggen wenigstens um 4 Procent zunehmen wird,
und daß daher eine innere, durch diese große Feuchtigkeit bewirkte, Zersezung der
Mehltheilchen, das Verderben dieses Getreides zur Folge haben wird.
Da solche Getreide-Keller mit einem male gefuͤllt werden
muͤssen, so ist es auch sehr wahrscheinlich, daß man sie, im allgemeinen
genommen, nicht nach und nach wird ausleeren koͤnnen.
„Man hat mir zu Barcelona gesagt, schreibt Herr Lasteyrie, daß man diese
Gruben innerhalb drei Tagen leeren muß, weil sich sonst das Getreide erhizt, und
einen Geruch verbreitet, der fuͤr die Arbeiter toͤdlich ist. Ich
verbuͤrge nicht die Wahrheit dieser Behauptung, weil ich vielmehr in
Toskana, aus diesen Behaͤltern, zu verschiedenen malen, Getreide ohne
Nachtheil fuͤr dasselbe herausholen sahe, so oft man welches, fuͤr den
eigenen Gebrauch, oder fuͤr den Handel noͤthig hatte.“
Er gesteht indeß doch, daß wenn er die Hand in das eben herausgeholte Getreide
stekte, er eine gewisse Waͤrme empfand. Die Keller von welchen er spricht
waren nicht groß, mit Quadersteinen gemauert, sehr troken unter dem Hause, und doch
spuͤrte er in der Frucht etwas Waͤrme. Wie werden sich bei solcher
Behandlung, große Getreidemaßen verhalten, in minder troknen Behaͤltern, beim
oͤfteren Zutritt der aͤußeren warmen Luft! Was Graf Lasteyrie in
Toscana sah, widerlegt nicht was man ihm in Barcelona sagte.
Kruͤniz berichtet. Band 44, S. 655. folgendes: „In Lithauen und in
der Ukraine verwahren die Leute ihr Getreide fast eben so in Gruben oder
Loͤcher, die sie an troknen Orten machen. Allein bei Eroͤffnung
dieser Vorrathsplaͤze, muͤssen sie sehr sorgfaͤltig
verfahren; denn wenn Personen hineingestiegen sind, ehe genug frische Luft dazu
kommen konnte, sind sie von dem Dampfe erstikt.“
In Schrebers Sammlung verschiedener Schriften, 10ter Th.
Halle 1763. Nachricht von der Art wie die Kosaken in der
Ukraine das Getreide aufbewahren, heißt es: daß wenn man einmal
anfaͤngt dergleichen Korngruben zu offnen, so muß man auch mit einem male den
ganzen Haufen heraus nehmen, denn sonst entzuͤndet er sich und verdirbt.
Diese uͤbereinstimmenden Behauptungen, zumal da sie in Gegenden gemacht
werden, die von einander so entfernt sind, verdienen gewiß große Aufmerksamkeit.
Man sieht hieraus, daß in gewissen Gegenden, unter gewissen Umstaͤnden, man,
ohne Nachtheil fuͤr die Fruͤchte, die Gruben oft oͤffnen und
nach und nach leeren kann; daß in anderen Gegenden, sich in diesen unterirdischen
Behaͤltern ein Dunst einfindet, der toͤdtlich ist, wenn man nicht
fuͤr frische Luft sorgt; dieser Dunst, oder wie es in Barcelona heißt, dieser
Geruch, deutet offenbar auf eine anfaͤngliche Zersezung des Getreides, die
sich in dem Toscanischen durch eine gewisse Waͤrme verkuͤndet, und in
Barcelona, wo der Grund vielleicht minder guͤnstig, oder das Getreide von
anderer Beschaffenheit ist, in foͤrmliche Erhizung uͤbergeht.
Dieser unangenehme Umstand beschraͤnkt wiederum den Gebrauch der Fruchtkeller.
Sie scheinen daher besonders fuͤr den Fall brauchbar, wo das Getreide Jahre
lang liegen bleibt, ehe sich ein vorteilhafter Handel schließen laͤßt; oder
in Gegenden, in welchen große Getreide-Vorraͤthe der Raubsucht des
Feindes zu entziehen sind; in Festungen, wo die Kornvorraͤthe, vor Bomben
und Brand geschuͤzt werden muͤssen; sie schiken sich fuͤr
oͤffentliche Magazine die erst nach mehreren Jahren benuzt werden sollen.
Aber in Gegenden, wo der oͤffentliche Verkehr, der woͤchentliche
Markt, eine große Bewegung im Kornhandel, die Oeffnung dieser Keller zu oft
noͤthig macht, scheinen sie entweder fuͤr den Eigenthuͤmer
unbequem und laͤstig, oder fuͤr die Frucht selbst nachtheilig zu seyn,
und wenn man sie mit einem male leeren muͤßte, zur Zeit wo man nur wenig Korn
braucht, wohin mit dem Uebrigen!
Eben so wenig sind Fruchtkeller zu Magazinen in Seehaͤfen brauchbar. Die
großen Magazine des Koͤnigs in Neapel wurden, ungeachtet des großen
Nachtheils, nach der gewoͤhnlichen Methode behandelt, obgleich die Regierung
selbst an vielen Orten Fruchtkeller besaß. Wiederum ein Beweis, daß ihre Benuzung
nur beschraͤnkt ist. Und in der That wie wuͤrde sich wohl, auf den
Schiffen, ein Getreide verhalten, das anstatt trokner zu werden, in der Grube um
zwei Procent Feuchtigkeit mehr eingezogen haͤtte. Laͤngs der
Afrikanischen Kuͤste kann solches Getreide leicht, in der brennenden
Afrikanischen Sonnenhize, zum Transport brauchbar werden, aber in unseren nordischen
Haͤfen ließe sich dieser Ueberschuß an Feuchtigkeit nicht so schnell
entziehn. Selbst unser nordisches gut ausgetroknetes Getreide koͤnnen die
Hollaͤnder nicht, so wie sie es kaufen, einschiffen; sondern sie
doͤrren in starker Hize einen Theil desselben, mischen es mit dem andern, und
schiffen es so ein. Das ungedoͤrrte Korn sezt nun einen Theil seiner
Feuchtigkeit an das gedoͤrrte ab, und beide koͤnnen, eine Zeitlang,
der Naͤsse der Seeluft ausgesezt werden, und an Ort und Stelle gelangen, ehe
sie wieder so viel Feuchtigkeit einsaugen, daß eine Erhizung erfolgen kann.
Was endlich Herr d'Artigues von der Qualitaͤt des Mehls aus einem in Gruben
aufbewahrten Getreide sagt, wird gewiß jedem Sachverstaͤndigen
einleuchten.
L'expérience prouve, sagt er, que dans les pays méridionaux, où ce moyen est
appliqué avec succés, son usage entraine cependant encore une
grande détérioration dans la quantité et la qualité
des farines provenans des bles enfermés.
Man bekoͤmmt davon weniger Mehl, weil es zu feuchte ist, um es von der Kleie
hinlaͤnglich zu scheiden: und ein schlechteres Mehl vermuthlich weil eine
anfaͤngliche, durch die groͤßere Feuchtigkeit hervorgebrachte
Zersezung im Inneren, die gute Beschaffenheit des Mehls schon etwas modificirte.
17. Luftdichte uͤber der Erde aufgerichtete Kornbehaͤlter.
Der Uebergang der unterirdischen Fruchtbehaͤlter zu aͤhnlichen
Einrichtungen uͤber der Erde, war leicht.
Horlemann, ein Schwede, machte seine Landsleute auf diese Konstruktionen aufmerksam,
weil in seinem Vaterlande der fast durchgaͤngig feuchte Boden, Getreidekeller
nicht gestattet.
Seine Ansichten uͤber diesen Gegenstand, findet man im siebenten Bande der
Abhandlungen, der koͤnigl. schwedischen Akademie der Wissenschaften, Jahrgang
1745. Er benuzte eine Idee des Herrn von Buttler, der im Jahre 1739 auf 2 Bogen in
Folio, und 3 Bogen dazu gehoͤrigen Zeichnungen, diesen Vorschlag gemacht
hatte. Spaͤter beschaͤftigte sich J. Fagot mit demselben Gegenstande,
und brachte verschiedene Modifikationen an, die zu Stokholm, in einer Schrift
erschienen, unter dem Titel: J. Fagot,
Foͤrbaͤtting paͤ Kornhus byggnad. Stokholm 1758, von
welcher man eine Uebersezung in Schrebers Sammlung etc. 9ter Theil. Halle 1762.
findet.
Es ist leicht begreiflich, daß wenn uͤber der Erde, dieselben Ursachen
zusammentreffen, die unter der Erde zur Erhaltung des Getreides zusammenwirken,
naͤmlich: Trokniß, Kuͤhle, Entfernung der aͤußeren Luft, so
werden die Resultate dieselben seyn. Nun kann man durch die Dike der Mauern, und
Abwesenheit aller Fenster, eine große Kuͤhle in einem solchen
Behaͤlter erkalten, und es ist sehr wahrscheinlich daß die Temperatur darin
selbst in heißen Sommern, nicht uͤber 10 Grad steigen wuͤrde. Es giebt
keinen Grund warum solche Behaͤlter feuchter seyn sollten als die trokensten
Keller, man muß vielmehr erwarten, daß sie noch trokener seyn werden, weil die Luft
die sie umgiebt die Feuchtigkeit, die bei feuchtem Wetter eindringen will, bald
wieder an sich zieht.
Alles Getreide was sich in trokenen Kellern erhalten laͤßt, wird also auch
hier eine eben so zwekmaͤßige Lagerstaͤtte finden, und was zu feuchte
ist, in Kellern gut zu bleiben, wird auch hier verderben.
Da die Feuchtigkeit in die Mauern eindringt, und alle mit denselben in
Beruͤhrung stehenden Koͤrper nach
Capacitaͤts-Verhaͤltnissen sie einsaugen, bis das
hygroscopische Gleichgewicht hergestellt ist, so ist sehr wahrscheinlich, daß die
Frucht hier, wie in den Gruben, einen Zuwachs von Feuchtigkeit bekommen wird, der
auf die Qualitaͤt und die Quantitaͤt des Mehls einen Einfluß haben
muß.
Vor den Gruben, haben diese Thuͤrme den Vorzug, daß das Getreide von oben
hineingeworfen, und unten wieder abgelassen werden kann. Das Korn leide also nie in denselben, wenn
man etwas davon heraus nimmt, vom Zutritt der aͤußeren warmen Luft, und sind
zugleich bequemer als die Gruben.
Konstruktionen dieser Art beduͤrfen keine Zeichnungen. Man denkt sich sehr
leicht, einen runden oder vierekigten Behaͤlter, mit einer 3 bis 4 Fuß diken
Mauer umgeben, unten gewoͤlbt, um die Feuchtigkeit der Erde abzuhalten, auch
oben gewoͤlbt, mit einer Oeffnung im Gewoͤlbe, um das Getreide
hineinzuschuͤtten, unten mit einer Rinne versehen, zu welcher eine
abschuͤssig gehende Grundflaͤche das Getreide hinfuͤhrt.
Will man der Feuchtigkeit das Eindringen erschweren, so machet man in diesem
Behaͤlter, einen Fuß von der Mauer, eine zweite ringsherum auf, die zuerst
mir ihrem Gewoͤlbe versehen werden muß, ehe das aͤußere
heruͤbergeschlagen wird. Die obere Oeffnung mit ihrer cylindrischen
Seitenmauer verbindet alsdann beide Gewoͤlbe.
Die innere Mauer kann aus bloßen Lehmsteinen versezt werden, die wohlfeiler sind;
sich nie beschlagen, und den inneren Raum trokner erhalten als die gebrannten
Steine.
Der Raum zwischen beiden Mauern kann leer bleiben, oder mit Sand, mit Kohlen, oder
mit Asche gefuͤllt werden.
Zu großen Magazinen muͤßte man unter einem einzigen Dache mehr solcher
Thuͤrme neben einander aufbauen. Die inneren wuͤrden gewiß sehr
kuͤhl und troken seyn.
Nach Graf Lasteyrie findet man diese Idee im Kleinen in Italien, in mehreren
Haͤusern ausgefuͤhrt. Er glaubt daß solche Magazine fuͤr kleine
Gutsbesizer ganz passend sind, zu großen Magazinen findet er sie zu kostspielig.
Aus Herr d'Artigues bereits angefuͤhrten Abhandelung erfahren wir, daß die
Pariser Regierung auch Versuche mit solchen uͤberirdischen
Getreide-Behaͤltern befohlen hat. Die Resultate sind noch nicht
bekannt.
Es wurde mir versichert, daß man auch in Ungern anfaͤngt sich dieser
Thuͤrme zu bedienen. Das Wasser, welches daselbst oft in die Gruben kommt,
sollte wenigstens in diesem Lande, den ersten den Vorzug sichern.
Uebrigens ist diese Idee nicht neu. Schon die Alten waren darauf gekommen. Plinius, Historia Nat. Buch XVIII. Kap. 73. sagt: Horrea operose tripedali crassitudine, pariete lateritio
exaedificari jubent aliqui, praeterea superne impleri nec afflatus admittere,
aut fenestras habere ullas.
Die Methode, das Getreide vermittelst einer Temperatur zu erhalten, die zur
Entwikelung des Vegetationsprocesses zu niedrig ist, scheint in allem Wesentlichen
erschoͤpft zu seyn.
Sie hat das Unangenehme, daß der Erfolg derselben von der Natur des Bodens, und von
der Beschaffenheit des Getreides abhaͤngt, daß sie also nicht allgemein
werden kann, uͤberdieß auf die Qualitaͤt und die Quantitaͤt des
Mehls einen nachtheiligen Einfluß hat.
Da man nun nicht uͤber Localitaͤten gebieten, und eben so wenig die
Beschaffenheit des Getreides andern kann, so bleibt nichts uͤbrig, als sich
nach einem anderen Wege umzusehn, indem es uͤberdies unter mehreren
Umstaͤnden noͤthig ist, in dem aufzubeWaͤhrendem Getreide, die
Vegetationskraft zu erhalten, und die gewoͤhnliche Methode, das Ziel zwar
erreicht, aber mit zu großen Hindernissen verknuͤpft ist.
18. Hales und Duhamels Blasebaͤlge.
Das einzige Mittel, das zu diesem Zweke uͤbrig bleibt, ist dem Getreide die
Feuchtigkeit die es besizt, durch Einwirkung der Luft, auf eine Art abzunehmen,
welche die Entstehung der Wuͤrmer nicht zulaͤßt, die Erhizung
verhindert, die Anhaͤufung einer groͤßeren Maße in demselben
Raͤume gestattet, und die sonst auf die Erhaltung der Frucht angewendete
Arbeit und Kosten bedeutend vermindert.
Im Jahr 1742 schlug Stephanus HalesTransact. Philos. 1742. n. 462. Description du
Ventilateur, á Paris 1744. 12. traduit de l'Anglois par Mr. Demours. in der koͤnigl. Gesellschaft in London, vierekige
Blasebaͤlge von Holz vor, die an die unteren Theile der Kornboͤden
angebracht werden sollten. Sie sollten durch ihr kaltes Blasen, die Entstehung der
Wuͤrmer verhindern, die Gaͤhrung hemmen, die Feuchtigkeit vertreiben,
und Schwefel- oder Tabaksdaͤmpfe durch das Getreide jagen um damit die
schon entstandenen Wuͤrmer zu toͤdten.
Auch diesen Vorschlag ergriff Duhamel, Den 13. November 1745 verlas er in der
koͤnigl. Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung uͤber die Art,
auf diese Weise den Weizen zu erhalten.
Er verschließt naͤmlich das Getreide in hoͤlzerne Kasten, mit doppeltem
Boden. Beide Boden sind 4 1/2 Zoll von einander. Der obere besteht aus einem engen
Drathgeflechte, oder auch aus einem duͤnngewebten Tuche, und liegt auf
hoͤlzernen Leisten, damit er die Last des Getreides tragen koͤnne. Diese Kasten sind
mit einem Dekel versehen, und haben einige Oeffnungen, die mit Klappen geschlossen
werden. Zwischen beiden Boden oͤffnen sich die Roͤhren zweier
Blasebaͤlge. Im Dekel sind Windloͤcher angebracht, welche aufgemacht
werden, wenn jene in Bewegung sind.
Diese Methode hat schon einigen Vortheil vor der gewoͤhnlichen. In den
verschlossenen Kasten ist naͤmlich der Weizen vor dem Maͤusefraße und
groͤßtentheils auch vor dem Wurmfraß gesichert. Sie schuͤzt ferner
das, in dem verschlossenen Kasten befindliche Getreide, vor der Raubsucht der
Arbeiter. Im Großen erspart sie Arbeitslohn, weil die Blasebalge alsdann vermittelst
Windfluͤgel in Bewegung gesezt werden muͤssen: im Kleinen aber muß man
diese Arbeit durch Tageloͤhner verrichten lassen. Wobei die Kosten des
Umstechens, auf die Bewegung der Ventilatore verwendet werden.
Herr Stromayer in Hannover erhielt Befehl von seiner Regierung diese Methode zu
pruͤfen. Er nahm absichtlich dazu noch feuchtes Getreide, und behandelte es
in einem Kasten, der 6 Fuß im Quadrat hielt, und 5 1/2 Fuß hoch war. Er ließ mit
Fleiß diesen Roggen in Saͤken stehen, bis er einen mulstrigen Geruch
angenommen hatte. Dann erst wurde er in den Kasten gebracht. Man ventilirte ihn den
28ten und 29ten Dezember 1754, den 4ten und 11ten Jaͤnner 1755; und nun war
der mulstrige Geruch ganz verloren. Man fuhr jezt mit dem Ventiliren alle 4 Wochen
fort, aber im Monat Mai wurde der Roggen ganz warm; man ließ daher die
Blasebaͤlge den 10, 12, 14, und 22ten dieses Monats in Bewegung sezen,
wodurch sich Geruch und Waͤrme wieder verloren. Im Juni fieng er aufs neue
an, warm zu werden, daher den 7, 12, 16, 18ten dieses Monats mit dem Luͤften
fortgefahren, und der vorige Zustand wieder hergestellt wurde, so daß man ihn
nunmehr alle 4 Wochen ventilirte, bis endlich im Monat September, nachdem er 9
Monate in dem Behaͤltniß gewesen war, man ihn gesund und von allem
Geruͤche befreit, herausnahm und verbakte.
Dieser unzweideutige und belehrende Versuch zeigt zwar die Zwekmaͤßigkeit
dieser Methode, wenn sie zur rechten Zeit angewendet wird, zugleich aber macht er
auf die Gefahr der geringsten Versaͤumniß aufmerksam. In den verschlossenen
Kasten wird es nicht leicht seyn, zumal wenn sie groß sind, die anfaͤngliche
Erhizung wahrzunehmen, und die noͤthigen Visitationen werden oft geschehen,
wenn es mit dem Uebel zu weit gekommen seyn wird. Erwagt man ferner, daß die
Tagloͤhner die Arbeit sehr oft nachlaͤssig oder halb verrichten, daß
in großen Magazinen gerade Windstille eintreten kann, wenn der Wind am nothwendigsten
seyn wuͤrde, so sieht man deutlich das Unzuverlaͤssige dieser, sonst
an sich guten Methode, ein. Sie loͤset also die Aufgabe auf keine
befriedigende Art.
Schon Duhamel bemerkt, daß, zur Aufbewahrung, nur gutes, trokenes, in trokenen Jahren
gewonnenes Getreide, welches vollkommen von allem Staube gesaͤubert werden
muß, in die Kasten gethan werden darf. Er fuͤhlte also selbst die
Unzuverlaͤssigkeit seiner Methode.
Dieses innere Gefuͤhl, welches er indeß nirgend bestimmt ausspricht, bewog ihn
spaͤter, die fruͤhere Vorschriften zu modificieren, und fuͤr
seine Kasten gedoͤrrtes Getreide zu verlangen. Er
hatte indeß zu seinen Blasebalgen, und seinen Windfluͤgeln eine solche
Vorliebe gefaßt, daß er diese, dem ohngeachtet, beibehielt, obgleich er aus dem
Erfolge der Intierischen Bemuͤhungen sehr gut wußte, daß sie bei
gedoͤrrtem Getreide vollends unnuͤz sind.
Sobald aber zu dieser Methode eine Fruchtdarre erfordert werden sollte, so wird in
dieser der Keim groͤßtentheils vernichtet, und Duhamel hat folglich die
Aufgabe die uns jezt beschaͤftigt, nicht geloͤset.
19. Herr Bildts Verfahren.
Knut Bildt, ein großer Landwirth in Schweden, berichtete
im Jahr 1793 an die koͤnigl. Academie der Wissenschaften zu Stokholm, daß er
durch ein besonderes Mittel, seit mehreren Jahren, und mit vielem Nuzen, sein
Getreide aufbewahrte. Bei seiner Methode sey weder Umstechung, noch irgend eine
andere Art von Pflege noͤthig. Sie bestuͤnde darin, daß er das
ausgedroschene Getreide von seiner Spreu nicht reiniget, sondern den ganzen
Ausdrusch, in einen Kasten wirft; daß sein Getreide sich darin, unangeruͤhrt,
mehrere Jahre, ohne dumpfig zu werden, ohne irgend einen Schaden zu leiden,
erhaͤlt; daß nach 3 bis 4 Jahren er jedesmal seinen Roggen zur Aussaat gleich
gut fand, und von demselben die reichesten Erndten erhielt.
Was dieser Methode zuspricht ist die hinlaͤnglich bewaͤhrte Erfahrung,
daß alles Getreide in der Aehre, sich ohne zu verderben eine lange Reihe von Jahren
erhalten laͤßt.
Herr Lasteyrie erzaͤhlt uns uͤber diesen Umstand eine auffallende
Anekdote. Ihm wurde auf seinen Reisen in Schweden versichert (certifié) daß man, im Norden des Reiches, mitten in den
Waͤldern, große Kornhaufen entdekt habe, worin das Korn noch vollkommen
erhalten war, obgleich diese Haufen zu einer Zeit mußten gemacht worden seyn, in
welcher hier Felder und noch keine Waldungen waren.
Dieselbe Methode, naͤmlich die Garben zu großen Haufen aufzuthuͤrmen,
wird von einigen großen Gutsbesizern in Frankreich angewendet: man findet sie auch
bei andern Voͤlkern, und ich fuͤhre sie hier an, nicht um dieses
Verfahren zur Nachahmung zu empfehlen, sondern bloß um den Einfluß der Huͤlse
und der Umgebungen der Koͤrner in der Aehre, auf die Erhaltung der Frucht
begreiflich zu machen.
Ueber die Bildtsche Methode spricht sich Herr Lasteyrie folgendermaaßen aus:
Il ne faut pas oublier, sagt er, deux procédés, dont l'un est usité par quelques
cultivateurs en France, et l'autre l'est en Pologne. Le premier consiste
à conserver dans des Greniers ordinaires le grain avec la balle qui reste
après le battage..... Nous ne pensons pas qù un pareil moyen,
qù on ne sauroit employer dans les réserves un peu
considérable, puisse garantir le grain des insectes et des souris, ni le
soustraire aux influences de l'Atmosphère, et aux autres dégats,
aux quels il se trouve exposé dans les greniers ordinaires.
Herr Lasteyrie sagt also zuerst, daß einige franzoͤsische Landwirthe ihr
Getreide wirklich auf diese Art aufbewahren, – daß er aber nicht glaube, daß
dieses Mittel zureiche das Getreide vor Wuͤrmern und Maͤusen, vor dem
Einfluß der Atmosphaͤre, und vor den anderen Zerstoͤrungsmitteln zu
schaͤtzen, die es auf gewoͤhnlichen Soͤllern verderben.
Es kann dem Herrn Grafen zugegeben werden, daß diese Methode nicht fuͤr große
Magazine tauglich ist, weil sie einen großen Raum einnimmt, und zur Bildung einer
Getreide-Niederlage große Unbequemlichkeiten nach sich ziehen wuͤrde.
Aber diese Hindernisse verschwinden ganz, oder vermindern sich wenigstens sehr, wenn
der Landeigenthuͤmer selbst Getreide zuruͤklegen will. Er braucht
nicht genau zu wissen, wie viel er ausgedroschen hat, eine ungefaͤhrige
Schaͤzung kann ihm genuͤgen; wenn er auch wirklich dadurch zwei
drittel mehr aufzubewahren haͤtte, so kann er es um so viel hoͤher
aufschuͤtten, und wenn er endlich etwas mehr Zeit oder Arbeiter gebraucht um
dieses noch nicht gereinigte Getreide von der Tenne in die Kasten zu bringen, so
erspart er spaͤter hin das Zehnfache, an Wartung und Umstechungskosten, und
er reiniget es nach und nach, wie die Umstaͤnde es erfordern.
Aber die Unzulaͤnglichkeit dieser Methode kann ich dem Herrn Grafen so
geradezu nicht einraͤumen. Wir haben das Zeugniß eines Herrn Bildts in
Schweden, welches keiner seiner Landsleute widersprochen hat, wiewohl Niemand in diesem Lande, so weit ich
es erfahren konnte, sich bewogen fand sein Beispiel nachzuahmen: allein die Rigen
waren damals fast allgemein eingefuͤhrt worden. Wir haben ferner das Beispiel
der franzoͤsischen Eigenthuͤmer, die sich bei dieser Methode wohl
befinden, und sie nicht beibehalten wurden, wenn sie die Nachtheile der
gewoͤhnlichen Methode haͤtte. Ich glaube daher nicht, daß ein bloßes
Nous ne pensons pas des Herrn Grafen
Lasteyrie, so schaͤzbar sonst auch das Unheil dieses thaͤtigen Mannes
ist, das Resultat jener positiven Thatsachen uͤberwiegen kann.
Es leuchtet mir vielmehr ein, aus theoretischen Ansichten, daß diese Methode die
Erhaltung der Frucht befoͤrdern muß: Erstlich werden durch die Spreu die
Koͤrner mehr von einander entfernt: dann entzieht ihnen diese Spreu die
Waͤrme die sich im Inneren entwikelt, allmaͤhlig wie sie sich
entwikelt, und leitet sie, zur aͤußeren Luft hin. Sie verbreitet sich
uͤberdieses in einer ungefaͤhr dreimal groͤßeren Masse, und
wuͤrde schon in diesem Verhaͤltnisse unschaͤdlicher werden,
wenn sie auch nicht nach und nach an die aͤußere Luft abgesezt wuͤrde.
Endlich haͤlt die Spreu die Feuchtigkeit lange nicht so fest, als das Korn.
Nach den hygroscopischen Gesezen vertheilt sie sich in dem Kasten, jedesmal zwischen
dem Getreide und der Spreu, und wie diese einen Theil davon an die Luft absezt,
geschieht eine neue Vertheilung, bis sich ein hygroscopisches Gleichgewicht zwischen
den anziehenden Kraͤften des Getreides, der Spreu und der Luft einfindet,
dessen Oscillationen alsdann bloß noch von dem jedesmaligen Zustande der
Atmosphaͤre abhaͤngen. – Theoretische Ansichten die einen Werth
bekommen, weil sie mit Resultaten der Erfahrung uͤbereinstimmen.
Wenn nun die franzoͤsischen Gutsbesizer ihren Austrusch aufschuͤtten,
ohne ihn wie Herr Bildt in Kasten aufzubewahren, so hat Herr Lasteyrie Recht, wenn
er das Verfahren seiner Landsleute in dieser Beziehung tadelt; sie schuͤzen
so ihr Getreide nicht vor den Verwuͤstungen der Maͤuse. Dieser Vorwurf
trift aber nicht das Hauptverfahren, sondern bloß die Nachlaͤssigkeit jener
Gutsbesizer, die den Vorschlag des Herrn Bildts unvollstaͤndig nachahmen.
Was die Wuͤrmer anbetrifft, so erwaͤhnt sie Hr. Bildt gar nicht, auch
Herr Lasteyrie hat fuͤr seine Meinung keine Thatsache. Ich will indeß nicht
leugnen, daß sich nicht einige auf der Oberflaͤche der Kasten, bei
guͤnstigen Gelegenheiten, einfinden koͤnnten; allein man wird die
Phalaͤnen leicht abhalten, wenn die Oberflaͤche des Getreides im
Kasten, mit bloßer
Spreu, einige Finger hoch, bedekt ist, und es ist nicht wahrscheinlich, daß der
schwarze Wurm, in die hohen Kasten kriechen, und sich durch diese Spreu den Weg nach
den Koͤrnern hin bahnen wird. Man weiß uͤberdieses, daß dieses
Ungeziefer sich nur einige Zoll tief unter der Oberflaͤche aufhielt. Da nun
hier weniger Koͤrner liegen, wird der Nachtheil, den er anrichtet, falls er
dahin dringen sollte, nur geringe ausfallen, und da die Kasten sehr tief seyn
koͤnnen, so laͤßt sie ohne großen Verlust die beschaͤdigte
Oberflaͤche wegheben.
Endlich empfiehlt sich diese Methode noch durch ihre Allgemeinheit. Denn feuchtes
schwedisches Getreide, und trokneres franzoͤsisches lassen sich auf diese
Weise sehr gut aufbewahren, woraus man schließen muß, daß die Beschaffenheit der
Frucht bei diesem Verfahren gleichguͤltig ist. Und so zeigt sich diese
Methode, unter allen Gesichtspunkten, als die brauchbarste unter allen bisher
gewuͤrdigten, fuͤr den Landmann.
Die zur Aufbewahrung dieses Getreides noͤthigen Kasten, sind nicht
kostspielig. Sie koͤnnen aus mehreren Stuͤken bestehen; die
uͤber einander gelegt, und so hoch aufgeschichtet werden, als man will. Der
unterste allein hat einen Boden, die uͤbrigen sind bloße Rahmen, die mit
hoͤlzernen Klammern und Keilen an einander gezogen und befestigt, oder auf
irgend eine andere Art zusammen gefuͤgt werden koͤnnen, will man sie
verschließen, so laͤßt sich ein, mit einem Drathgitter versehener, Dekel
anbringen.
In dieser Methode findet der Gutsbesizer ein sicheres Mittel sich in guten und
wohlfeilen Jahren etwas Getreide fuͤr die Zukunft zuruͤkzulegen. Wenn
er alle Jahre nur etwas aufschuͤttet, so wird es ihn nicht schwer fallen sich
einen Vorrath auf drei Jahre zu bereiten, und in schlechten Jahren hat er wohlfeiles
Brod- und gutes Saatkorn. Alle drei Jahre koͤnnte der alte Vorrath
gegen frisches Getreide umgetauscht werden.
20. Anwendung dieser Methode zu Krieges-Vorraͤthen.
Dieses Aufbewahrungsmittel scheint mir das einzige zu seyn, welches der Staat ohne
den Landmann zu druͤken, benuzen koͤnnte, um sich auf die
unvermeidlichen Zeiten des Krieges mit wohlfeilerem Getreide zu versehen. Ich wage
es meine Gedanken, uͤber diese hoͤchst wichtige Sache, hier
niederzulegen.
Jeder Soldat erhaͤlt taͤglich eine Portion Brod, wenigstens zu 1 1/2
Pfund Brod. Ein Zentner Roggenmehl gibt 92 bis 93 solche Portionen, und demnach 139
bis 140 Pfd. Brod.
Zu einem Zentner Roggenmehl sind ungefaͤhr 108 Pfd. Roggen noͤthig.
Eine Armee von 50,000 Mann bedarf taͤglich 75,000 Pfund Brod; wozu
taͤglich 57,857 Pfund Roggen erforderlich sind, und folglich sind 21,118,170
Pfund Roggen, fuͤr 365 Tag oder fuͤr das ganze Jahr, und wenn nichts
zu Grunde geht, 63,354,510 Pfund Roggen fuͤr 3 Jahr noͤthig.
Ein baierischer Scheffel, guter Roggen, (oder 6,4867 Pariser Kubikschuh) wiegt
ungefaͤhr 308 Pfund. Folglich wuͤrde eine Armee von 50,000 Mann,
jaͤhrlich 65,406 Scheffel und auf drei Jahr, 206,216 Scheffel Roggen
verbrauchen.
Da der baierische Scheffel 64,867 Pariser Kubikfuß enthaͤlt, so wuͤrden
206,216 Scheffel Roggen, oder der Vorrath fuͤr 3 Jahre, 1,272,807 Kubikschuh
betragen.
Nehmen wir an, daß, bei einer Bevoͤlkerung von vierthalb Millionen Menschen,
die Zahl der Familien sich auf 90,000 belaufe; rechnen wir, daß nach Abzug der
Stadtbewohner, der Handwerkstreibenden, der Tageloͤhner, der kleinen
Eigenthuͤmer 30,000 Familien zur Aufbewahrung dieses Getreides in Anspruch
genommen werden koͤnnen, so wuͤrde im Durchschnitt eine jede dieser
Familien 42 Kubikschuh Getreide aufzubewahren bekommen, sollte ich mich nun bei
dieser Annahme verrechnet, und diese Zahl zu groß genommen haben, so wuͤrde
doch die Zahl dieser Kubikschuh Getreide, nicht wesentlich anwachsen; denn, wenn es
nur 15,000 solche Familien geben sollte, wuͤrden auf jede, anstatt 42, 84
Kubikschuh fallen.
42 Kubikschuh sind ungefaͤhr 63/4 Scheffel.
Angenommen man zahlte den Scheffel, in guten Zeiten, zu 9 Gulden so wuͤrde
dieser Roggen 1,855,944 Gulden kosten.
Wenn man erwagt, daß bei jedem angehenden Kriege, oder wenigstens bald nachher, der
Preis des Roggens betraͤchtlich, und oft doppelt so hoch steigt, und daß man
in diesem lezten Falle zum Ankauf desselben, ein Kapital von 3,711,888 Millionen
Gulden verwenden muͤßte; erwaͤgt man ferner daß man im Durchschnitt
kaum 10 Jahr vor sich hat, ohne in einen Krieg verwikelt zu werden, so verdient
gewiß eine Ersparniß, wie diese, beherzigt zu werden.
Es ist freilich wahr, daß der Staat, der zu seinen laufenden Beduͤrfnissen,
seine regelmaͤßige Einkuͤnfte verwendet, von diesen nichts abbrechen
kann, um eine so bedeutende Summe mit einemmale zu bezahlen. Auch eben so wahr ist
es, daß man diese Summe durch keine neue ausserordentliche Auflage herbeischaffen
duͤrfte; indeß kann man eben so wenig leugnen, daß saͤmmtliche
Gemeinden des Staates sie doch einst, fruͤher oder spaͤter, werden
zahlen muͤssen: denn die ausserordentlichen
Krieges-Beduͤrfnisse werden am Ende auf alle Klassen repartirt.
Aber die große Schuldenlast, die sich seit Jahrhunderten angehaͤuft hat, und
die abbezahlt werden muß, erschoͤpft, auf lange Zeit, die zu solchen
wohlthaͤtigen Einrichtungen sonst vorhandenen Kraͤfte: daher
muͤssen die Eigentuͤmer des zu liefernden Getreides, anstatt baares
Geld, mit Billets au porteur bezahlt werden.
– Zwar ein Papiergeld, aber doch ein Papiergeld von besonderer Art, welches
mit den gewoͤhnlichen Staatspapieren nicht verglichen werden kann.
Die gewoͤhnlichen Staatspapiere haben zur Hypothek entweder
Staatsdomaͤnen, oder bestimmte indirekte Einkuͤnfte. Die ersten
koͤnnen nach den konstitutionellen Gesezen der Staaten nicht
veraͤußert werden, und haben also nur als Hypothek einen imaginairen Werth.
Die anderen leisten eben so wenig eine hinreichende Garantie, weil es immer von der
Allgewalt der hoͤchsten Staatsbehoͤrde abhaͤngt, sie, gegen den
Willen der Creditoren, zu anderen Zweken zu verwenden.
Im gegenwaͤrtigen Falle aber, werden die Billets
au porteur durch ein reelles Unterpfand repraͤsentirt; – ein
Unterpfand, welches in den Haͤnden der Particuliers bleibt; welches nicht dem
Staate, sondern den einzeln Gemeinden gehoͤrt, die es zahlen, und die ein
besonderes Interesse haben, fuͤr die Unterhaltung desselben zu sorgen.
– Ein Unterpfand welches von saͤmmtlichen Gemeinden des Staats
augenbliklich wieder in seinen vollen Werth hergestellt werden muß, sobald ein Theil
desselben, zu dem bestimmten Zwek verwendet worden ist. – Ein Unterpfand
fuͤr welches nicht die Finanzbehoͤrde, sondern die Administration des
Inneren, und unter ihrer Oberaufsicht die Kreisregierungen besonders zu wachen
haben.
Dieser Getreide-Vorrath muß daher unter der unmittelbaren Aufsicht der
Vorsteher einer jeden Gemeinde stehen. Dem Kriegesdepartement wuͤrde in Bezug
auf denselben keine andere Befugniß obliegen, als sich durch angemessene Mittel die Versicherung zu
verschaffen, daß die noͤthigen Vorraͤthe auch wirklich, und in der
erforderlichen Guͤte, vorhanden sind.
Die Emission der zur Zahlung des anzukaufenden Getreides noͤthigen Papiere
liegt in den Attributen des Krieges-Ministers, weil er in Kriegeszeiten, der
Regel nach, die Kontrakte schließt. Er unterzeichnet die Papiere. Damit aber jedem
Misbrauch vorgebeugt und der willkuͤhrlichen Vervielfaͤltigung
derselben, ein unuͤbersteigbarer Damm entgegenstellt werde, muͤssen
sie, unter die Garantie beider Kammern gestellt von den beiden Praͤsidenten
und Secretairen contrasignirt, und mit den noͤthigen Cautelen, gegen
moͤglichen Betrug, verfertigt werden.
Da diese Papiere an und fuͤr sich keine Zinsen tragen, sondern ein reelles
deponirtes Kapital repraͤsentiren, so gibt es keinen Grund, warum sie unter
ihren Nominalwerth sinken sollten, sie circuliren daher im Handel und Wandel als
baar Geld, und werden, als solches, bei allen Rentaͤmtern, und in allen
koͤnigl. Kassen angenommen.
Es laͤßt sich sogar mit Gewißheit voraussehen, daß sie sehr gesucht seyn
werden, besonders zu Zahlungen in die Ferne, und in dieser Hinsicht selbst
uͤber ihren Nominalwerth steigen wuͤrden: denn es ist nicht immer
leicht auf Plaͤze hm, die außerhalb der Handelsstrassen liegen, Wechsel zu
bekommen.
Um die Circulation derselben zu erleichtern, muͤßten sie nur kleine Summen
repraͤsentiren; die niedrigsten, nicht unter zehn Gulden, die
hoͤchsten nicht uͤber 50.
Tritt ein Krieg ein, so werden aus diesen Vorraͤthen die Feldmagazine und die
Festungen verproviantirt, saͤmmtliche Distrikte, welche ihren Vorrath
abgegeben haben, ersezen sogleich das Deficit, um die zur Zeit gangbaren Preise, und
schiken den Etat der Ablieferung und des neuen Ankaufs an die Kreise.
Diese besorgen sogleich die Reparation und Einkassirung des auf ihren Kreis fallenden
Kostenbetrages, und senden ihn an die betreffenden Kreisregierungen, damit er durch
diese, sogleich den Gemeinden zugestellt werde, welche die Vorschuͤße
besorgten. Auf diese Weise, wird der Ankauf niemals druͤkend, die
Vorraͤthe werden nur immer theilweise ersezt, auf drei Jahr hinaus leidet die
Armee keinen Mangel. Es haͤuft sich keine neue Staatsschuld an, es kann kein
Unterschleif mit den zu zahlenden Summen statt finden, keine Lieferanten
koͤnnen sich beim Ankauf des Getreides auf Kosten des Staates bereichern, und
die Papiere behalten ihr Unterpfand.
Was die Aufbewahrung dieses Getreides anbetrifft, so macht sie dem
Eigenthuͤmer keine Kosten, außer denen des Kastens; kein Risiko, als
derjenige, der durch einen Brands schaden entstehen koͤnnte; keine
Muͤhe als die des Einschuͤttens, und der Reinigung zur Zeit der
Ablieferung.
Ein Kasten, 5 Pariser Fuß ins Gevierte, und 5 bis 6 Fuß hoch, wuͤrde
hinreichen, wenn wir anstatt 42 Kubikfuß reines Getreide, 126 mit der Spreu annehmen
wollen. Da der Dekel mit einem starken Eisengitter versehen, verschlossen seyn
wuͤrde, so hatte man gegen Veruntreuungen nichts zu besorgen. Niemand
wuͤrde Ursache haben, sich zu beschweren, weil jeder Landwirth sein Getreide
augenbliklich baar, das heißt hier in Billets au
porteur, bezahlt bekommen wuͤrde. Die einzige Belaͤstigung,
die er haben koͤnnte, wuͤrde seyn, daß er sich zuweilen, die Besuche
des Gemeindevorstandes gefallen lassen muͤßte. Der Schluͤssel zu dem
Kasten koͤnnte sogar in den Haͤnden dieses Vorstehers seyn.
Sollte durch Vernachlaͤssigung einiger Gemeindevorsteher, durch Veruntreuung
einiger Eigenthuͤmer hier und da dem Unterpfands Abbruch geschehen, so haben
die Behoͤrden hinlaͤngliche Mittel in der Hand, das Deficit sogleich
ersezen zu lassen.
Solche Magazine koͤnnen nicht leicht vom Feinde zerstoͤrt werden.
Werden ganze Doͤrfer abgebrannt, so kennen die Vorsteher derselben die Zahl
der verbrannten Kasten; und in solchem Falle sind saͤmmtliche Gemeinden des
Reiches zum Ersaz verpflichtet. Es wird immer ein geringes seyn, mit der
Zerstoͤrung großer Kornniederlagen verglichen.
Durch diese wohlthaͤtige Einrichtung wuͤrden die großen Magazine nicht
einmal mehr noͤthig seyn, und, die Festungen ausgenommen, wuͤrde man
nach und nach, auf die noͤthigen Punkte hin, das Getreide hinfuͤhren
lassen.
Getreide-Requisitionen des Feindes wuͤrden aus eben diesen
Vorraͤthen bestritten, und der Ersaz auf demselben Wege wieder erstattet
werden. Koͤnnte die Reparation nicht sogleich geschehen, so wuͤrden
die betreffenden Gemeinden, die Vorschuͤsse, zum noͤthigen Ankauf,
machen.
Sollte zur Zeit, wo die Kriegeskasten ausgeleert werden, kein ungedroschenes Getreide
mehr vorhanden seyn, so muͤßte man freilich bis zur neuen Erndte mit der
Fuͤllung warten.
21. Methode des Herrn Marcet von Meziéres.
So gut auch dieses Verfahren ist, so hat es doch das Unangenehme, daß ein Gutsbesizer
nie einen genauen Ueberschlag seines Getreides machen kann.
Herr Marcet de Meziéres, ein reicher Eigenthuͤmer in Frankreich, hat
sich einer Methode bedient, welche diesen Nachtheil nicht hat, vielmehr die
Uebersicht des Fruchtbestandes außerordentlich erleichtert. Er hat sie seinen
Mitbuͤrgern in einer kleinen Schrift bekannt gemacht.
Sobald die Erndte eingebracht worden, laͤßt er, der dazu besonders
eingerichteten Scheune so viel Luft geben, als moͤglich, um die Austroknung
der Garben zu beschleunigen. Gegen die Mitte des August, also unmittelbar nach der
Erndte, laͤßt er dreschen. Das ausgedroschene Korn wird sogleich in einen
großen Saal getragen, dessen Fenster gegen Morgen und Mittag offen stehen, und er
bedekt damit den Boden, zwei Finger hoch. Wenn das Korn troken ist, welches man an
dem Ton erkennt, indem man es von der einen Hand in die andere fallen laͤßt,
so laͤßt er es durch das lange Siebzehn, wodurch die kleinen Koͤrner,
das Unkraut und der Sand vom guten Getreide abgesondert werden.
Zum aufbewahren dieses Getreides bedient er sich diker Saͤke, die er vorher
durch eine starke Lauge in der man ein paar Haͤnde voll gruͤner
Weidenblaͤtter gelocht hat, ziehen laͤßt. Ein wohl
angefuͤllter, und fest zusammengebundener Sak wiegt 185 Pfund. Wenn sein
saͤmmtliches Getreide sich in den Saͤken befindet, stellt er 2
Boͤke (chevalets) 3 Fuß hoch, hin, deren obere
Querbalken 8 Zoll in der Breite halten, und die an den Eken abgerundet worden. Auf
diese zwei Boͤke legt er in die Queer 6 Saͤke, 1/2 Fuß weit von
einander. Auf die Zwischenraͤume fuͤnf; dann vier, auf diese nachher
zwei, und endlich einen, so daß sie eine durchloͤcherte Pyramide bilden; und
so faͤhrt er mit dem uͤbrigen Getreide fort.
Ist dieses geschehen, so macht er die Windladen und die zwei Vorhaͤnge des
Saales zu, und ein Gleiches geschieht mit den doppelten Thuͤren, zu welchen
er selbst die Schluͤssel verwahrt. Diese Pyramiden beruͤhrt er nicht
anders, als zum Gebrauch des Hauses und zum Verkaufe.
Da indeß eine zu lange Ruhe eine Gaͤhrung befoͤrdern koͤnnte, so
unterlaͤßt er nicht, im nachfolgenden Maͤrz, sein saͤmmtliches
Getreide noch einmal durch den langen Sieb zu treiben, und die Saͤke wieder
fuͤllen zu lassen, damit ihr Gewicht bestaͤndig sey. Er laͤßt
sie hierauf wieder, wie zuvor, auf einander legen. Zu Ende Junius begnuͤgt er
sich einen Sak in den anderen auszuschuͤtten, und sie wieder an ihren Ort zu
thun. Wenn er seinen Saal fuͤr das neue Getreide noͤthig hat,
laͤßt er die uͤbrigen Saͤke nach der Stadt bringen, und eben so wie
auf dem Lande auf einander legen.
Im Weinmonat, laͤßt er das Getreide in der Stadt durch das runde Sieb laufen;
damit ist es fertig gemahlen zu werden, und zum Gebrauche des kuͤnftigen
Jahres bestimmt; so daß das Getreide von 1761 erst zum Gebrauche vom Jahre 1763
dient.
Da er jeder Zeit mehr als den benoͤthigten Vorrath nach der Stadt bringen
laͤßt, besonders wenn das Getreide von guter Eigenschaft, und in einem
niederen Preise ist, so hat er dessen oft 5 Jahr und laͤnger aufbehalten,
ohne daß das Auge einen Unterschied zwischen diesem und demjenigen, das nur ein Jahr
alt war, erkennen konnte, und das Brod, mit Brod von neuem Getreide verglichen, war
eben so gut befunden.
Indeß aus Furcht die allzugroße Duͤrre moͤchte beim mahlen
schaͤdlich seyn, laͤßt er es so lange waschen, bis das Wasser ganz
helle davon abfließt, nachdem das erste unrein und braun gewesen war, wird das Korn
genugsam wieder getroknet, so laͤßt es sich sehr gut mahlen. Das Brod wird
viel weisser und schmakhafter. Er glaubte also hinzusezen zu koͤnnen, daß das
Getreide noch weit laͤnger, ohne Nachtheil seiner Guͤte, aufbewahrt
werden kann, um so viel wehr, da alle Gefahr von der Feuchtigkeit des Getreides
entsteht.
So weit der Auszug aus Hrn. Mezieres Schrift, den ich aus Kruͤniz entlehne,
weil ich die erwaͤhnte Schrift hier nicht erhalten konnte.
An der Richtigkeit der obigen Angaben laͤßt sich um so weniger zweifeln, da
Parmentier, der uͤber unseren Gegenstand viel nachgedacht hat, dieser Methode
vor allen uͤbrigen den Vorzug giebt.
Und in der That ist ein so aufgeschichtetes Getreide vor den Mausen sicher, die an
den steilen Fuͤßen der Boͤke, nicht zu den Saͤken kommen
koͤnnen. – Die Kornwuͤrmer, die sich etwa nicht aus den
Koͤrnern, in den Saͤken, entwikeln, haben dazu keinen Zutritt.
– Die Arbeit des Umschuͤttens wird nur nach großen
Zwischenraͤumen vorgenommen; – die Veruntreuungen werden nicht leicht
moͤglich; – die Luft, welche jeden Sak fast rundherum beruͤhrt,
leitet Waͤrme und Feuchtigkeit ab, und die Uebersicht des in einem Magazine
enthaltenen Quantums Getreide findet leicht und zu jeder Zeit statt.
Der Ausfuͤhrbarkeit, selbst im Großen, stehen keine wesentliche Hindernisse in
dem Wege, es sey denn die Menge der dazu noͤthigen Saͤke, und die
Muͤhe das Getreide zu troknen, ehe es eingesakt wird. Diese Austroknung
geschieht aber schnell, weil das Getreide nur einige Finger hoch liegt, und was die
Saͤke anbetrift, so ist die Auslage, wenn das Magazin groß ist, freilich
ansehnlich, fuͤr kleine Niederlagen ist sie nicht bedeutend. Kostet jeder Sak
24 kr., so sind zu allem Getreide, welches die Lyonschen oͤfters
erwaͤhnten Magazine, nach der gewoͤhnlichen Methode, fassen, 6652
Saͤke noͤthig. Wenn jeder Sak 185 Pfund enthaͤlt. Dagegen aber
wuͤrde das Gebaͤude 1/3 kleiner seyn koͤnnen, und haͤtte
ungefaͤhr 76,000 fl. weniger gekostet. Die Zinsen dieser Summe, zu 5 p. C., betragen 3800 fl. – und haͤtten
nach 2 Jahren die Saͤke bezahlt. Einmal angeschaft, dauern sie lange, indem
sie wenig angegriffen werden, und bei dieser Methode haͤtte dieses Institut
guten, vor Wuͤrmern und Mausefraß gesicherten Weizen gehabt, dessen Umsakung
nach langen Zwischenraͤumen vorgenommen, eine nicht große und leicht zu
uͤbersehende Arbeit, verursachet, und wobei der Abfall, unbedeutend, leicht
zu berechnen ist, indem die Sake, welche gleich voll gehalten werden, ihr
anfaͤngliches Gewicht behalten, und die Verwaltung, an der Zahl derselben,
ohne schwieriges Verfahren, sich zu jeder Stunde, mit dem jedesmaligen Betrag des
Vorrathes bekannt machen kann.
Wenn indeß zu dergleichen Magazinen sich das Intierische Verfahren empfielt, so
scheint das Meziéresche fuͤr jene Staatsmagazine brauchbar, die der
Aufsicht der Rentaͤmter anvertraut sind, und die zuck Empfang der Zehnten und
des Dominical-Getreides bestimmt sind. Es ist notorisch, daß der Staat nach
der jezigen Methode, von diesem bedeuteten Zweige seiner Einkuͤnfte, wenig
Nuzen hat. Die Verrechnungen des Abganges, durch Mause und Wuͤrmer, die
Veruntreuungen der Arbeiter und der Aufseher, die Procente welche die Rentbeamten
einziehen, schmaͤlern uͤber alle Maaßen den jaͤhrlichen Ertrag:
da diese Einkuͤnfte mit in das Budjet des Staates, unter die Rubrik der
ordentlichen Einkuͤnfte, aufgenommen werden, so sieht sich die
Finanzbehoͤrde genoͤthigt, wenn sie dem Staate etwas davon retten
will, um jeden Preis loszuschlagen.
Der Administrator eines Getreide-Magazins, macht im 1 Theil der Sammlungen von
landwirtschaftlichen Dingen, herausgegeben von der schweitzerischen Gesellschaft in
Bern, Zuͤrich 1760, folgende Berechnung des Verlustes, den man nach 20
Jahren, bei Anwendung der gewoͤhnlichen Methode erfaͤhrt. Ich bediene
mich hier seiner eigenen Worte.
„Wann man gleich viel Kernen wie Duͤnkel wuͤrde aufbehalten,
so wuͤrde solches (in dem Vorrathshause zu Bern) betragen 144,000
Maͤs. Diese wuͤrden nicht viel hoͤher als 2 Schuh hoch
gelegt werden; und dennoch ist der Abgang im ersten Jahr, wenn der Kernen nicht
sauber, noch recht troken, 4 bis 5, nachwaͤrts 2, 1 1/2 endlich noch 1
vom Hundert, so daß zu Zuͤrich in 20 Jahren wenigstens 20 oder 25 von
Hundert, daß ist 1/5 oder 1/4 Abgang gerechnet wird.
Dieser wuͤrde sich also belaufen auf Maͤs
28,800
und das Maͤs nur zu 12 1/2 Btz. gerechnet, an Geld. – Kronen oder Rthl.
14,400
Das Werfen und Sieben rechne ich in den ersten 5 Jahren zu 1/2 kr. das Maͤs in 5 Jahren 2 1/2 kr. wuͤrde von 144,000 Maͤßen
betragen
2,600
In uͤbrigen Jahren zusammen rechne nur 1/4 so viel, also in 15 Jahren 3/4 von obigem
1,950
Das Maͤssen nicht gerechnet, wuͤrde also Abgang und Kosten sich belaufen in 20 Jahren
18,950“
Rechnen wir dazu, die 2 Procent welche unsere Regierung den Rentaͤmtern
bewilligt, die Besoldung des Aufsehers, die Verschlechterung mancher Getreidemaßen,
die unter dem Werthe verkauft werden muͤssen, die Reparaturkosten der
Gebaͤude, so wird man unsere Finanzbehoͤrden zwar nicht tadeln, daß
sie diese Art von Gefallen verpachteten, man wird aber das Bedauern nicht
unterdruͤken koͤnnen, daß sie die Bemuͤhungen so vieler wakerer
Maͤnner unberuͤksichtiget ließen, oder die Energie nicht hatten das
Bessere, wenn sie es kannten, einzufuͤhren und durchzusezen.
Durch die schon eingetroffene Nothwendigkeit das Staatsgetreide unter dem Normalwerth
zu verkaufen, entsteht in dieser Rubrik unseres Budjets ein Deficit, welches sich
nur augenbliklich durch ein Anlehen deken, und durch hoͤhere Preise, in
kuͤnftigen besseren Jahren, ersezen laͤßt. Diese Operation kostet dem
Staate die Zinsen dieses Kapitals, und den Verlust der kuͤnftigen
hoͤheren Preise, die nicht allein auf die Zahlung der Zinsen, sondern auch
auf Ersaz des entstandenen Deficits verwendet werden muͤssen.
Koͤnnte man dagegen, ohne Verlust am Normalwerth des Getreides und ohne
weitere Kosten, mit dem Verkaufe, auf bessere Zeiten warten, so wuͤrden zwar
die Zinsen des nach dem Normalpreise des Getreides aufgenommenen Kapitals von der
kuͤnftigen Erndte bezahlt werden; das Kapital selbst aber, laͤge in
dem aufgespeicherten Getreide, zur Abzahlung bereit, und wenn man auch auf diese
Weise mehrere Jahre hintereinander Geld aufnehmen muͤßte, um bessere Preise
abzuwarten, so
wuͤrde dem Staat nie dadurch ein Nachtheil erwachsen, denn dieses Geld hat
sein Unterpfand, und wenn der Scheffel Roggen nur 11 fl. anstatt 10 kostet, so
bezahlt dieser hoͤhere Preis die Zinsen des Kapitals, und diese Rubrik
unseres Budjets bliebe nicht einem fortdauernden Schwanken ausgesezt. Nach dem
gegenwaͤrtigen Systeme aber wird das Getreide unter seinem Normalwerthe
veraͤußert, und eine Anleihe, die keine Hypothek hat, und die
Glaͤubiger auf den Ertrag kommender Erndten hinweiset, muß ein Deficit deken,
welches, ohne ein besonderes, nicht zu erwartendes Gluͤk, auf eine furchtbare
Art, von Jahr zu Jahr zunehmen wird, und den Tilgungsfond mit einer neuen Rubrik zu
bedrohen scheint. Wer sieht nicht das Verderbliche solcher financieller Operationen
ein!
22. Methode des Herrn d' Artigues.
Es ist in der Natur des Menschen Schwierigkeiten zu sehen, wo keine sind, und auch
hier wird es nicht fehlen, daß die bloße Zahl der, zu jener Methode erforderlichen
Sake vielen ein unuͤberwindliches Hinderniß erscheine: es koͤnnte auch
zu laͤstig scheinen Saͤke in Saͤke, waͤre es auch nur
ein mal des Jahres umzuschuͤtten. Beide Unbequemlichkeiten beseitiget Herr
d'Artigues, ein wohlhabender und edeldenkender Mann, der in seiner großen Manufactur
viele Arbeiter beschaͤftigt, und die Wohlfeilheit des Getreides benuzen
wollte, um Weizen fuͤr theuere Zeiten aufzuschuͤtten, den er seinen
Arbeitern alsdann um billige Preise uͤberlassen wird.
Sein Verfahren hat er kuͤrzlich der Aufmunterungs-Gesellschaft zu Paris
vorgelegt. (Jahrgang 1820). Es besteht in folgendem.
Man verbindet auf eine schikliche Art 4 Pfeiler von 4 Zoll ins Gevierte, und die so
lang sind, als die Hoͤhe der Scheune, des Soͤllers, oder des Raumes,
worin dieser Apparat angelegt werden soll. Je hoͤher dieser Raum ist, desto
mehr wird er fassen.
Die Queerriegel, zwischen den 4 Pfeilern, sind 3 bis 3 1/2 Fuß lang, und sind um 3
Fuß von einander entfernt: ihre Zahl haͤngt also von der Laͤnge der
Pfeiler ab.
Auf diesen Queerriegeln, ruhen zwischen den vier Pfeilern, die
Getreide-Kasten. Sie stehen daher einer uͤber dem anderen, und werden
folgendermaßen gebildet.
In die senkrecht stehenden Pfeiler werden naͤmlich große Tafeln von
Weidengeflechte eingelassen, und an den Pfeilern mit Zapfen befestiget; diese bilden
die Seitenwaͤnde der Kasten, deren Boden, die Form eines Muͤhlentrichters
bekommt.
Fig. 12. Tab.
XXI. im 3 Bde. ist der senkrechte Durchschnitt einer ganzen Reihe
uͤbereinander stehender Kasten.
Fig. 13. ist
der horizontale Durchschnitt eines solchen Kastens.
Fig. 14. ist
ein abgerissenes Stuͤk von einer doppelten Reihe Kasten, die neben einander
aufgerichtet werden.
Es ist klar, daß die Kasten hier die Stelle der Sake der vorigen Methode vertreten.
Das Getreide in denselben ist den Maͤusen unzugaͤnglich. Es ist nicht
wahrscheinlich, daß der schwarze Wurm sich in die Kasten einniste und da sie bedekt
seyn koͤnnen, so sind sie vor der Kornmotte gesichert. Die Luft umgiebt von
allen Seiten die Kasten, und kuͤhlet das Getreide, und anstatt daß, nach der
vorigen Methode, ein Sak in den anderen geschuͤttet wird, darf hier nur das
Getreide des oberen Kastens in den unmittelbar unterstehenden gelassen werden. Man
faͤngt mit dem untersten an, den man in einen auf Raͤder stehenden
Kasten ausleeret: ist alles Getreide aus demselben herausgelaufen, so verschließt
man, vermittelst eines Schiebers, die Oeffnung, und oͤffnet nun die
Muͤndung des unmittelbar daruͤber stehenden, und faͤhrt so fort
bis der oberste Kasten ebenfalls ausgelaufen ist. Dann bleibt nichts uͤbrig
als den obersten Kasten, mit dem Getreide zu fuͤllen, welches man aus dem
untersten in den Rollkasten abließ. Diese Operation vermindert ungemein die Arbeit,
denn alle Behaͤlter, den obersten ausgenommen, fuͤllen sich von
selbst. Die Luͤftung des Getreides geschieht, indem es durch den Trichter in
den Kasten faͤllt, und man kann sie dadurch befoͤrdern, daß man unter
der Muͤndung des Trichters ein kleines Rost von Holz anbringt, durch welches
die Koͤrner im fallen mehr zerstreut, noch besser geluͤftet werden.
Auf diese Weise kann ein einziger Mann in sehr kurzer Zeit einige 50 Scheffel
luͤften, und hat bloß 3 oder 4 hinauf zu tragen oder zu winden.
Ein Kasten der 3 1/2 Pariser Fuß ins Gevierte hat, und 3 Fuß hoch ist, faßt gut 5
baierische Scheffel Getreide. Eine Reihe solcher Behaͤlter, wenn sie 21 Fuß
hoch ist, wird nahe an 35 Scheffel enthalten.
Bringt man 2 Kastenreihen neben einander so erspart man eine Reihe Pfeiler; alsdann
aber muͤssen die mittelsten auf der einen Flaͤche breiter seyn, damit
Luft zwischen den Kasten circulire, und 6 Zoll anstatt 4 haben. Dasselbe gilt auch
fuͤr zwei neben einander parallel laufende Reihen.
In großen Magazinen, muß zwischen zwei solchen Systemen von Kasten, ein
hinlaͤnglicher Raum zu den noͤthigen Operationen gelassen werden.
Herr d' Artigues hat jezt ein besonderes Local zu einem groͤßeren Vorrath,
nach dieser Methode, einrichten lassen. Es ist im Lichten, 20 Fuß breit, 56 Fuß
lang, und 30 Fuß hoch. Er will darin 4000 Hectolitres Weizen (ungefaͤhr 1709
baierische Scheffel) aufschuͤtten. Die Kosten der Einrichtung werden sich auf
4 bis 5000 Francs belaufen. Auf der Nordseite hat er Ventilatoren anbringen lassen,
um in diesen Raum, frische Luft einzulassen.
Wollte man die Kosten der Bretter, fuͤr den Boden der Kasten ersparen, so
koͤnnten diese auch durch ein Weidengeflechte, oder durch Leinwand ersezt
werden. In diesem lezten Falle schneidet man die Stuͤke dreiekig heraus, und
naͤhet sie zusammen; sie bilden alsdann eine trichterfoͤrmige
Oeffnung, die man vermittelst einer Schnur zusammenzieht. Will man nicht dazu
Leinwand anwenden, so kann man auch, aus Weidengesiechte, die vier
Seitenwaͤnde des Trichters verfertigen lassen, alsdann aber muͤssen
sie durch ein hoͤlzernes Gerippe unterstuͤzt werden.
23. Schluß.
Das sind die vorzuͤglichsten Methoden, die zu meiner Kenntniß gekommen sind.
Der Kreis, was das Wesentliche betrifft, scheint durchlaufen. Da der Keim die
Hauptquelle des Verderbens ist, so drehen sich alle Methoden um diesen; man muß ihn
entweder ganz vernichten, oder die Umstaͤnde entfernen die seine Triebkraft
erregen. Ein drittes findet nicht statt. Wer in dem Getreide den Keim nicht mehr
bedarf, der folge Intieri; wer den Keim erhalten will, dem steht zwischen zwei
Verfahrungsarten die Wahl offen. Entweder muß er eine Temperatur zu erhalten suchen,
in welcher die Triebkraft, selbst bei groͤßerer Feuchtigkeit nicht rege wird,
oder er muß durch allmaͤhlige Entziehung der Feuchtigkeit, und der inneren
sich entwikelnden Waͤrme, einer aͤußeren hoͤheren Temperatur
die Mittel nehmen, auf den Vegetationstrieb zu wirken: fuͤr beides ist
gesorgt worden; fuͤr den ersten Fall dienen die Fruchtkeller, wo sie sich
anlegen oder benuzen lassen und die Getreide-Thuͤrme; fuͤr den
anderen Fall, haben Bildt, Meziéres und d'Artigues gesorgt. Die Waͤrme, die durch die
Aktion der Triebkraft rege wird, und die innere Feuchtigkeit, welche sie
unterstuͤzt, koͤnnen entweder unmittelbar an die Luft, oder an diese durch
Huͤlfe anderer ableitender Stoffe abgesezt werden. Ein solches
Ableitungsmittel hat Bildt in der Spreu gefunden; Meziéres und Lasteyrie
erreichen auf dem anderen Wege denselben Zwek.
Man wuͤrde gegen die wakeren Maͤnner, die auf Erfindung dieser Methoden
so viel Nachdenken, Fleiß und Beharrlichkeit verwendet haben, undankbar seyn, wenn
man so viel Gutes, und wahrhaft Brauchbares in Erwartung etwas Besseren unbenuzt
lassen wollte. Was zu leisten moͤglich ist, scheint in der Hauptsache
geleistet: an Nebendingen wird noch gekuͤnstelt werden.
Es ist fuͤr die Staatsverwaltungen, fuͤr die Kornhaͤndler,
fuͤr den großen Eigenthuͤmer, fuͤr den kleinen Landwirth
hinlaͤnglich gesorgt worden. Wenn sie bei der Benuzung der einen oder der
anderen Methode ihre Rechnung nicht fanden, so lag die Schuld nicht an der Methode,
sondern an einer mangelhaften Anwendung derselben. Den Regierungen fehlte entweder
Sinn fuͤr das Bessere, oder Energie es durchzufuͤhren. Der
gewoͤhnliche Kornhaͤndler hat selten die großen Kapitalien, die auf
weit ausgehende Speculationen noͤthig sind, er suchet schnelleren Umsaz, und
wendet daher nichts auf die Anlagen, die nur brauchbar sind, wenn ein Kapital,
mehrere Jahre hindurch, auf hoͤhere Zinsen warten soll. Der Gutsbesizer
scheuet sich vor Neuerungen, und wenn er auch wirklich Vortheile von denselben
erwarten zu koͤnnen glaubt, so fesselt ihn zugleich ein
unuͤberwindlicher Hang zum Alten; und gewoͤhnt denselben Verlust mit
jedem Jahre zu erfahren, faͤllt es ihm weniger auf.
N. S. Beim Schlusse dieser Schrift wird mir versichert, daß in einigen Gegenden des
Russischen Reiches, und namentlich in Odessa, man den zu Versendung bestimmten
Weizen, durch Stroͤme einer stark erhizten Luft, austroknet. Sobald etwas
naͤheres hieruͤber bekannt seyn wird, werde ich es nachtragen.