Titel: | Analyse des Grünspans. Von R. Philipps, F. R. S. E. etc. |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LXI., S. 377 |
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LXI.
Analyse des Grünspans. Von R. Philipps, F. R. S. E. etc.
Aus den Annals of Philosophy. Junius 1821. S. 417.
Philipps über Analyse des Grünspans.
Da ich neulich Gelegenheit hatte einige Untersuchungen
uͤber die verschiedenen Methoden die Essigsaͤure zu bereiten
anzustellen, so wurde nothwendig meine Aufmerksamkeit besonders auf das essigsaure
Kupfer gerichtet, indem dieses eine jener Substanzen ist, von welchen man dieselbe
so oft erhalten hat. Als ich in den neueren chemischen Autoren mich uͤber die
Bestandtheile desselben in sichere Kenntniß sezen wollte, fand ich, daß man seit Proust keine Analyse mehr uͤber den
Gruͤnspan angestellt hat. Nach Proust's Analyse
besteht krystallisirtes essigsaures Kupfer aus
61 Theilen Essigsaͤure und Wasser;
39 Theilen Kupfer-Peroxid.
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100
Aus dieser Angabe ist es nicht moͤglich die in dem Gruͤnspane wirklich
enthaltene Menge von Essigsaͤure kennen zu lernen; ich unternahm daher einige
Versuche dieselbe zu bestimmen. Essigsaͤure bildet mit keiner Substanz eine
hinlaͤnglich unaufloͤsbare Mischung, durch welche wir in den Stand
gesezt wuͤrden ihr Aequivalent mit Bestimmtheit anzugeben; auch kann sie
durch Destillation nicht ganz erhalten werden. Ich bediente mich zur
Aushuͤlfe folgender Methode: 100 Grane krystallisirtes essigsaures Kupfer
wurden in destillirtem Wasser aufgeloͤset; Kalkhydrat wurde der
Aufloͤsung im Uebermasse zugegossen, und die Mischung wurde gesotten. Das
hierdurch niedergeschlagene Kupfer und der unaufgeloͤste Kalk wurden durch
Filtriren ausgeschieden, und durch die helle Aufloͤsung, welche Kalk im
Uͤberschuͤsse enthielt, leitete ich einen Strom von
Kohlensaͤure solang durch, bis der Kalk niedergeschlagen war; hierauf erhizte
ich die Aufloͤsung um allen kohlensauren Kalk, der allenfalls durch die
Kohlensaͤure wieder aufgeloͤset worden seyn mochte, abzuscheiden. Nach
wiederholtem Filtriren der Aufloͤsung fand ich, daß sie neutraler essigsaurer Kalk war, und
zersezte sie hierauf mit kohlensaurer Soda, wodurch ich 48, 5 Gran kohlensauren Kalk
erhielt. Bei Wiederholung des Versuches erhielt ich 48,6 Gran: das Mittel also
48,55. Hundert Grane krystallisirten essigsauren Kupfers wurden in Wasser
aufgeloͤset, und mit Ueberschuß von Potasche gesotten. Das niedergeschlagene
Kupfer-Peroxid wog, nach dem Waschen und Troknen, 38,9 Grane. Bei
Wiederholung des Versuches erhielt ich 39,5 Gran, was im Mittel 39,2 Gran gibt.
Nach Dr. Thomson wiegt ein Atom Essigsaͤure 63,75,
und es freut mich, daß ich durch verschiedene Versuche gefunden habe, daß diese
Angabe der Wahrheit sehr nahe kommt. Betrachten wir diese Essigsaͤure als
zusammengesezt aus 3 Atomen Wasserstoff, 3 Atomen Sauerstoff, und 4 Kohlenstoff, wie
man allgemein annimmt, so wird sie auf Dr. Wollaston's
Scala durch 63,96 dargestellt, was mit Dr. Thomson's
Bestimmung beinahe genau zusammenpaßt. Wenn also 63 kohlensauren Kalkes, die Zahl an
der Scale, 63,96 fuͤr Essigsaͤure gibt, so wird 48,55 als kohlensaurer
Kalk, und als Resultat der oben beschriebenen Behandlung von 100 Grane essigsaurem
Kupfer 49,2 Essigsaͤure geben, so daß wir also krystallisirten
Gruͤnspan zusammengesezt betrachten koͤnnen aus
49,2 Essigsaͤure.
39,2 Kupferperoxid.
11,6 fuͤr Wasser.
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100,0.
Wenn, wie allgemein angenommen wird, Kupferperoxid aus zwei Atomen Sauerstoff 20, und
einem Atome Kupfer 80 besteht, so ist das atomistische Verhaͤltniß der
Bestandtheile des Gruͤnspans
nach der Theorie
nach Erfahrung
2 Atome Essigsaͤure
127, 92
128, 84
1 Atome Kupferperoxid
100, 00
102, 65
3 Atome Wasser
33, 96
30, 39
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261, 88
261, 88
Dr. Thomson hat neuerlich gezeigt, daß das Salz, welches
man blauen Vitriol nennt, ein Kupfer Bisulfat ist; als Zugabe zu den
Gruͤnden, mit welchen er seine Meinung unterstuͤzte, will ich noch
beifuͤgen daß, wenn man zu einer Auflosung desselben fein zertheilten
kohlensauren Kalk zusezt, unaufloͤsbares schwefelsaures Kupfer mit Aufbrausen
niedergeschlagen wird; und da dieselben Wirkungen an dem aufloͤsbaren
Salpeter- und Kochsalzsauren, sogar auch obschon langsam an dem Essigsauren
Kupfer hervorgebracht werden, so koͤnnen wir, glaube ich, annehmen, daß die
aufloͤslichen salpetersauren und kochsalzsauren sogut wie die schwefelsauren
und essigsauren Salze Doppelsalze (Bisalts) sind.