Titel: | Ueber die Fortschritte in dem Verfahren, die Extractivstoffe der Vegetabilien vermischt oder abgesondert zu erhalten. (Realsche- und Rommershausensche Pressen). Vom Professor Marechaux in München. |
Autor: | Prof. Peter Ludwig Marechaux [GND] |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LXIV., S. 386 |
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LXIV.
Ueber die Fortschritte in dem Verfahren, die Extractivstoffe der Vegetabilien vermischt oder abgesondert zu erhalten. (Realsche-
und Rommershausensche Pressen). Vom Professor Marechaux in München.
Mit Abbildungen auf Tab. V. VI. VII. und VIII.
Ueber das Verfahren Extraktivstoffe zu erhalten, (Realsche- und Rommershausensche Pressen).
Die Kunst den Vegetabilien die Stoffe, welche die Organisation
darin bildet, abzugewinnen, hat sich wie jede andere, nur nach und nach entwikelt,
erweitert, vervollkommnet.
Dem Nachdenken und der Industrie kam die Natur zuvor, die unmittelbar, nach außen
hin, die Saͤfte verschiedener Pflanzen und Baͤume absondert. Von der
Rinde lasen die Menschen das Gummi und die Harze ab, die sich an derselben
verhaͤrteten.
Es war ein leichtes dem gegebenen Winke zu folgen, und durch absichtliche Verlezungen
dem Abfluß der Saͤfte den Weg zu bahnen. So gab mancher Baum ergiebiger, was
er sonst nur kaͤrglich abwarf; so entdekte man unter mancher Rinde, die
nichts zu versprechen schien, verborgene, ungeahndete Schaͤze. Wir gewinnen
heutiges Tages, noch, durch diesen einfachen Prozeß den Terpentin, verschiedene
Balsame, Pflanzenschleime, den Saft der Birke, des Ahorns, etc.
Auch war nur ein geringer Grad von Nachdenken noͤthig, um einzusehen, daß die
Pflanzenstoffe, welche die Natur freiwillig hergab, oder abzugeben genoͤthigt
wurde, nicht die einzigen waren, die sie im inneren Gewebe der Vegetabilien verschloß; der Geruch,
der Geschmak verschiedener Theile derselben verraͤth solches sogleich, und
selbst in dem rohesten Zustande der Menschen mußte die Lust wach werden, und sich
ein Mittel finden lassen, auf diesem Felde neue Entdekungen zu machen. Die
Zermalmung der Pflanzen war zu diesem Zweke unentbehrlich, und anfangs vertraten
zwei Steine die Stelle unserer Moͤrser, und das bloße Ausdruͤken mit
der Hand, ersezte unsere Pressen. So entziehen wir heutiges Tages noch mehreren
Fruͤchten und Pflanzentheilen ihren Saft, mehreren Saamenkoͤrnern und
Fruchtkernen ihr Oel, mit dem Unterschiede, daß wir in den Zermalmungs- und
Auspressungsmitteln sinnreicher geworden sind, und nur sehr selten und zu
unbedeutenden Processen die bloßen Haͤnde noch gebrauchen. Auch haben wir
jene Mittel nach und nach den verschiedenen Stoffen, deren Principien wir
beduͤrfen, besser angepaßt; so zerstampfen wir durch Muͤhlenwerke die
Baumrinden; so walzen wir, durch die Kraft der Pferde, des Wassers oder der
Daͤmpfe, große schwere Steine uͤber die oͤlenthaltenden Saamen.
Sehr wahrscheinlich hat die Mechanik in diesen Schoͤpfungen die
Graͤnzen der Moͤglichen erreicht. Von der Handmuͤhle, die durch
Sclavenhaͤnde in Bewegung gesezt wurde, bis zur Benuzung der Kraft der
Pferde, des Windes und des Wassers, ist der Schritt eben so groß, als es der lezte
war, der uns zur Errichtung der Dampfmaschinen fuͤhrte. Alles was die
Zermalmungsmittel der vegetabilischen Substanzen betrift, deren Bestandtheile wir
verlangen, scheint geleistet worden zu seyn. In Ansehung der Ausscheidung der darin
enthaltenen Stoffe blieb die Industrie auch nicht zuruͤk.
Die Erfahrung lehrte bald, wie leicht das Wasser die Pflanzenstoffe aufnimmt. Selbst
die harzigen, von den schleimigten fortgerissen, loͤsen sich gemeinschaftlich
mit diesen darin auf. Auch dieser Kunstgriff wurde uͤberall, wo es angieng,
neben den erst
genannten angewendet. Man macerirte die Pflanzen, oder ihre haͤrteren
Bestandtheile, bald in kaltem, bald im lauligen, bald im siedenden Wasser; man
benezte damit die Preßruͤkstaͤnde, um wo moͤglich alles darin
Zuruͤkgebliebene, durch wiederholte Auspressungen zu gewinnen. Dadurch bekam
man, in fluͤßiger Form, einen Pflanzenauszug, der alle Stoffe, die im Wasser
neben einander bestehen konnten, enthielt. Hier vereinigte sich das Suͤße und
das Bittere, das Salzige und das Saure, das Schleimige und das Mehligte, kurz alle
Produkte der Organisation, die sich nach Zerstoͤrung des organischen Lebens
nicht einander aufheben, oder wechselseitig zersezen.
Indessen waren die sogenannten Kraͤfte der Pflanzen in vielem Wasser
vertheilt, und wenn sie auch unter dieser Form nicht zu den meisten Zielen
unbrauchbar geblieben waren, so haͤtte man sie doch nicht fuͤr den
entfernteren Augenblik der Benuzung aufbewahren koͤnnen. Die meisten
Aufguͤsse haͤtten fruͤh wesentliche Veraͤnderungen
erlitten; hier haͤtte sich Schimmel gezeigt, dort waͤre die eine oder
die andere Gaͤhrung eingetreten. Die Erfahrung lehrte, daß die Concentration
dem einem und dem anderen Uebel vorbeugte. Man verwandelte also durch Abdunstung die
Auszuͤge in Extrakte, und gab ihnen nach Verschiedenheit der Zweke eine
groͤßere oder geringere Consistenz.
So weit war dieser Zweig der Industrie gediehen, als Dionysius
Papin gegen das Jahr 1681 (an new Digestor,
London 1681) seinen Digestor erfand. Nun erwachte bei manchem die Hoffnung
mit der Behandlung der Pflanzenstoffe ein neues Gluͤk zu machen. Der
Erfinder, ein franzoͤsischer Arzt, ein Schuͤler Huygens und Boyle's
trug sich selbst mit dem Gedanken herum auf diesem Wege, leichter und wohlfeiler,
die Saͤfte und die Extractivstoffe der Pflanzen und besonders der harten
Holzarten auszuziehen. Die Erfahrung lehrte fruͤh, daß man sich taͤuschte. Die
Pflanzenstoffe werden bei einer uͤber den Siedpunkt hinaus getriebenen Hize,
theils zersezt, theils verkohlt. Die sinnreiche Vorkehrung fand aber bei thierischen
Substanzen eine Anwendung, und erinnert noch unter veraͤnderter Form, und zu
nuͤzlichen Zweken des gemeinen Lebens angewendet, dankbar an den
Erfinder.
Die Kunst aus den miteinander gemischten Pflanzenstoffen den einen oder den anderen
abzusondern, blieb lange in ihrer Kindheit. Mehrere Jahrtausende hindurch
beschraͤnkte man sich auf die Gewinnung einiger Schleimtheile und Harze, wie
sie die Vegetation selbst absondert, auf einige Niederschlage, die sich von selbst,
und durch die Ruhe aus ausgepreßten Pflanzenstoffen oder verschiedenen
Auszuͤgen bildeten, auf welchem Wege man Salzmehl, einige Salze, und Pigmente
erhielt; aber viele dieser Stoffe, die selbst noch einer naͤheren Zerlegung
faͤhig waren, konnte man in ihren Bestandtheilen nicht aufloͤsen, und
noch eine weit groͤßere Anzahl fluͤchtiger Bestandtheile entgiengen
der aͤußerst beschraͤnkten Kunst.
Einen wesentlichen Schritt vorwaͤrts machte die Analyse der Pflanzenstoffe,
als die Destillation kunstgemaͤße Destillirapparate bekam. Ueber den Erfinder
derselben, und die Zeit der Erfindung schweigt die Geschichte. Nun erst lernte man
das Fluͤchtigere von dem Fluͤchtigen zu scheiden, und aus den
Pflanzen, Fruͤchten und Bluͤthen Stoffe zu gewinnen, deren Daseyn man
allenfalls ahnen moͤchte, die man aber nie einzeln darstellen, oder,
vermittelst anderer Substanzen, festhalten konnte. Von diesem Augenblike an
oͤffnete sich die Industrie ein neues Feld, die Pharmacie vermehrte nach und
nach das Verzeichniß ihrer aͤtherischen Medicamente, und die Parfumerie, die
sich bis dahin hoͤchstens auf unmittelbare Naturprodukte, und auf die
verschiedenartige Mischung der Blaͤtter der Blumen beschraͤnkt hatte,
bekam eine uͤberraschende Entwikelung. Dieses wichtige erste Schritt zur Annalyse
der Pflanzenstoffe scheint in Persien oder in Indien gemacht worden zu seyn. Im
Jahre 1569 kannte man schon im Hindostan das Rosenwasser. Nach Hrn. Langle's, wird
in den dasigen Schriften die Entdekung des Rosenoͤls gegen das Jahr 1612
gesezt.
Auch schweigt die Geschichte uͤber den Zeitpunkt, in welchem man zuerst
entdekte, daß in gewissen Pflanzenstoffen eine Gaͤhrung von selbst eintritt,
welche die Bildung eines besonderen entzuͤndlichen Stoffes veranlaßt, die
Bildung des Alkohols. Diese Erfindung wurde vermutlich nicht lange nach Benuzung der
Destillirapparate gemacht. Unser europaͤisches Vaterland scheint an der Ehre
derselben keinen Antheil gehabt zu haben. Sie scheint zu uns von den Arabern
uͤbergangen zu seyn. Auch blieb sehr lange unter uns die Erzeugung und
Gewinnung des Alkohols ein rein pharmaceutisches Geschaͤft. Indeß wenn dieses
geistige Wesen, nur nach und nach und sehr langsam als Getraͤnk allgemeines
Beduͤrfniß wurde, so beobachtete man doch gewiß bald das Verhaͤltniß
desselben zu den Pflanzenstoffen, und die Industrie fand darin ein leichtes Mittel
verschiedene in den Pflanzenextrakten enthaltene Stoffe, aus diesen abzusondern. Von
nun an verfertigte man Tincturen, wohlriechende geistige Wasser. Ein neuer großer
Schritt, bei welchem die Heilkunde gewann, die Toilette ihre Rechnung fand, und der
Scheidekuͤnstler das Mittel erhielt, Stoffe einzeln darzustellen, die ohne
dasselbe von den uͤbrigen Pflanzenstoffen nicht hatten abgeschieden werden
koͤnnen.
Auf dieser Stuft blieb die Kunst einige Jahrhunderte. In diesem langen
Zeitraͤume, mit dem, bis dahin in Anwendung gebuchten, beschaͤftigt,
wendete sich der Geist sogar ganz, von aller Speculation weg, die eine
naͤhere Untersuchung der inneren Bestandtheile der Pflanzen, und ihrer
Bearbeitung beabsichtigen konnte. Irregeleitete Forschungen, auf unerreichbaren Zweke
gerichtet, verzehrten die edelsten Kraͤfte. Die Umwandlung der unedlen
Metalle in die edlen, die Aufsuchung einer Universal-Medicin im Mineralreiche
wurde die Lieblings-Beschaͤftigung aller Eingeweihten. Wie viel
Nuͤtzliches, worauf der Zufall fuͤhrte, wurde verachtet,
vernachlaͤßigt, gieng ganz verlohren, indem man emsig nach Dingen haschte,
die außer dem Bezirk der damaligen, vielleicht der menschlichen Kraͤfte
uͤberhaupt, liegen!
Indeß singen einige hoͤhere Geister schon gegen das Ende dieser, der,
fuͤr die Wissenschaft fast ganz verlohrne Periode, das Nichtige der
bisherigen Speculationen einzusehen, und hatten sich in der Schule des Irrthums
uͤberzeugt, daß auf dem betretenen Wege kein heilbringender Lichtstrahl zu
finden ist. Diese Maͤnner singen an, die Naturstoffe in ihrem inneren Wesen
zu studieren; sie begriffen, was einige Jahrhunderte hindurch nicht begriffen worden
war, daß wenn man im Buche der Natur lesen will, man das ABC ihrer Sprache kennen
muß, und es fanden sich nach und nach wieder Maͤnner die neben den
uͤbrigen Zweigen der Chemie, welche damals die Hauptaufmerksamkeit an sich
zogen, auch den Pflanzenstoffen einen Plaz einraͤumten.
Gegen diese Zeit faͤllt die Entdekung der Modification die der Alkohol
vermittelst der Schwefelsaͤure enthaͤlt. Hoffmann der sie zuerst
machte, trat ohne sein Wissen, in die Reihe der Befoͤrderer der Analyse der
Pflanzenstoffe. Der Vitriolaͤther der nicht lange nachher aus dem Liquor
Anodinus abgeschieden wurde, erleichterte die Absonderung einiger Stoffe, und
vermehrte die Forschungsmittel.
Von jezt an diente das Mineralreich selbst, uͤber die inneren
Reichthuͤmer der Pflanzenwelt ein neues Licht zu werfen, und uns in den Besiz
mancher Stoffe zu sezen, die noch bis dahin, mit den uͤbrigen Saͤften
vermischt, ihrer Natur nach, unbekannt geblieben waren.
Diese neue Methode die Pflanzenstoffe zu behandeln, wurde in Schweden entdekt. Von
Europas Polargegenden stroͤhmen oft zu uns leuchtende Strahlen, die ein
großes Licht uͤber dem Felde der Wissenschaften verbreiten. Gegen das Jahr
1784, also ein Jahrhundert nach Papins fehlgeschlagenen Hoffnungen, machte der
unsterbliche Scheele die Methode bekannt, verschiedene Saͤuren, die in den
Vegetabilien ganz gebildet vorhanden sind, einzeln und vollkommen rein darzustellen,
und sein Scharfsinn, verbunden mit einer seltenen Fertigkeit im Zergliedern,
vergroͤßerte das Feld des Wissens, und der Industrie.
Von diesem Zeitpunkte an, ist die innere Pflanzenkunde mit ein Lieblingsstudium
unserer Chemiker geworden. Seit die Kunst der Analyse in vielen geuͤbten
Haͤnden, und eine tiefere Kenntniß der chemischen Kraͤfte allgemeiner
geworden ist, und die Forschungen leiten und beguͤnstigen, sind eine
betraͤchtliche Menge neuer Pflanzenstoffe entdekt worden, unter welchen
mehrere sich in unseren Pharmacien das Buͤrgerrecht bereits erworben haben,
und manche noch, in der Heilkunde, wesentliche Dienste leisten werden.
Indeß hatte man, bei allen Fortschritten in der Behandlung der Pflanzenstoffe noch
mit einem wesentlichen Hindernisse zu kaͤmpfen, das sowohl der bloßen
Extraktion, als der Analyse selbst nicht selten unuͤbersteigbare
Schwierigkeiten in den Weg sezte. Die Extraktion der Pflanzenstoffe muß
naͤmlich nothwendig der Analyse derselben vorangehen. Diese Extraktion kann
nur, wenn die unmittelbare Auspressung der Saͤfte nicht zureicht, durch
fluͤßige Mittel bewerkstelligt werden, und zu diesen fluͤßigen
Extraktionsmitteln ist oft ein groͤßerer oder geringerer Grad von
Waͤrme noͤthig: und man lernte nach und nach die zerstoͤrende
Wirkung der Waͤrme auf Stoffe kennen, die von der Lebenskraft nicht mehr unterstuͤzt, durch
die Organe nicht mehr abgesondert gehalten, dem Einfluß der Temperatur
uͤberlassen werden. Einige werden verfluͤchtigt, manche zersezt, es
bilden sich andere Mischungsverhaͤltnisse, und man irrt sich, wenn Man
glaubt, man besize im Auszuge die Stoffe, wie sie in der lebendigen Pflanze
beschaffen waren. Noch verderblicher wirkt die Waͤrme, wenn ihre
Thaͤtigkeit lange unterhalten werden muß, was besonders bei den Extrakten
unvermeidlich ist; und die Erfahrung lehrte taͤglich, daß solche
Praͤparate, in verschiedenen Officinen bereitet, den Geruchsorgan ganz anders
afficirten, und folglich unter einander unaͤhnlich geworden waren. Geringe
Modifikationen in der Temperatur, bei anhaltender Wirkung, haben einen nicht zu
berechnenden Einfluß, und konnten bei aller Sorgfalt, bei den bekannten Methoden,
nicht vermieden werden.
Das Zwekmaͤßigste was man in einigen großen Pharmacien, um jenem Uebel
vorzubeugen, angewendet hatte, war ein Verdunstungs-Apparat, der zu den
verschiedenen Zweken, bestaͤndige Waͤrmegrade lieferte. Ein solcher
war in einer großen Apotheke in London. Eine ungefaͤhrige Zeichnung desselben
findet man Fig.
17. Tab. VII. wie sie aus dem V. Bd. des Journal de
Pharmacie et des Sciences accessoires entlehnt ist. Er hat den Vortheil die
Infusionen und die macerirten Stoffe bei einer maͤßigen Hize zu concentriren,
folglich alle Nachtheile einer zu großen Hize zu vermeiden, waͤhrend der
Operation eine große Menge destillirten Wassers zu liefern, und
Destillir-Gefaͤße, und Vorkehrungen zur Filtrirung, wie auch zur
Austroknung der Pflanzen anbringen zu koͤnnen. Ein aͤhnliches, aber
nach einem kleineren Maasstabe, wurde in der Centralapothek zu Paris angebracht. Er
besteht in Folgendem.
aFig. 17. Tab.
VII. der Ofen.
b ein Rohr, das bis gegen den Boden des Kessels reicht,
und als Regulator dient.
c der Kessel mit seinem Dekel.
d Ansazrohr, oder Oeffnung, zur Fuͤllung des
Kessels.
eeee kupferne Roͤhre, mit Tuch
umfuttert.
ff Haͤhne, den Dampf zu dirigiren.
ggg Abdunstungs-Gefaͤße.
h gekruͤmmte glaͤserne Roͤhre, die
in ein mit Wasser gefuͤlltes Gefaͤß taucht.
i kupferne Blase, zum Dampfbade eingerichtet, mit
zinnernem Helme.
k Ableitungsrohr, um die uͤberfluͤßigen
Daͤmpfe abzuleiten.
l Haͤhne, zur Ausleerung der Gefaͤße.
m zinnerne Schlange, in einem kupfernen
Gefaͤße.
n Trichter, mit langer Roͤhre, um dem
Refrigerator m kaltes Wasser zuzufuͤhren.
o Abflußroͤhre fuͤr das warmgewordene
Wasser.
Man kann mehrere Abdunstungsgefaͤße gleichzeitig anbringen, und wenn man will
beide Roͤhren, welche den Dampf unmittelbar aus dem Kessel leiten, dazu
verwenden.
Der Apotheker kann in einem Tage den verlangten Extrakt bereiten.
Es versteht sich, daß man gegen das Ende der Operation den Extrakt umruͤhren
muß, um die Abdunstung zu beschleunigen.
Die Temperatur des Extrakts erhebt sich
im 1. Gefaͤß zu 92 Hundertg. 74 Reaumur.
im 2. Gefaͤß zu 91 Hundertg. 73 Reaumur.
im 3. Gefaͤß zu 90 Hundertg. 72 Reaumur.
im 4. Gefaͤß zu 57 Hundertg. 46 Reaumur.
Wenn es auch ein großer Vortheil ist, den Grad der Hize genau zu kennen, den man zu
diesem oder jenem Zweke
anwendet, so werden vermittelst dieses Apparats die Wirkungen einer anhaltenden
Waͤrme nicht vermieden.
Es gelang dem Grafen Real zu Paris, im Jahre 1816 dieses wesentliche Hinderniß zu
heben. (Journal de Pharmacie, N. IV. Avril 1816. p. 165). Eine Vorkehrung der Englaͤnder wekte
in ihm die Idee dazu, sie filtriren naͤmlich das Oel durch eine dike, in
einem Kasten von Gußeisen liegende, Schichte groͤblich verpulverter Kohlen,
und durch den Zusaz einer langen an dem Dekel befestigten Roͤhre, durch deren
oberen Muͤndung sie das Oel eingießen, geben sie diesem Apparate die Gestalt
und zugleich die Wirkung einer hydraulischen Presse.
Diese gluͤklich ausgedachte Vorkehrung glaubte Herr Graf Real mit gutem
Erfolge auf die Ausziehung aller im Wasser und anderen Fluͤßigkeiten
aufloͤsbaren Stoffe anwenden zu koͤnnen, und ließ sich zu diesem Ende
folgenden Apparat Fig. 36. Tab. VI. verfertigen.
a zinnerner Kasten, worin das Pulver oder der Stoff
gethan wird, dessen aufloͤsliche Theile verlangt werden. Die zum
Einschuͤtten dienende Oeffnung verschließt man mit einer Schraube.
b Form der zwei zinnernen fein durchloͤcherten
Siebe, sie liegen in dem zinnernen, an den durch b'b'' bezeichneten Stellen. Der eine in b' ist
im Drittel der Hoͤhe desselben angebracht, der andere in b'' bildet den Boden des Kastens.
c lange zinnerne Roͤhre, welche im Dekel des
Preßgefaͤßes eingeschroben ist. Man kann sie so lang machen als das
Gebaͤude worin man arbeitet es zulaͤßt. Je laͤnger sie ist,
desto groͤßer wird der Druk den das, in dem Kasten enthaltene, Wasser auf das
darin befindliche Pulver ausuͤbt. Dieses Pulver muß ein wenig
zusammengedruͤkt werden, damit es die Fluͤßigkeit nicht zu leicht und zu schnell
durchlasse.
d Hahn, der die Verbindung zwischen der Roͤhre
und dem Kasten verschließen kann.
e Hoͤlzernes Gestell, auf welchem der Preßkasten
ruht, und das in seiner Mitte eine Oeffnung haben muß, die der Groͤße des
Siebes entspricht, damit, die durchsinternde Fluͤßigkeit aufgefangen werden
koͤnne.
f Gefaͤß, worin der Extrakt aufgefangen wird.
Die mit dieser aͤußerst einfachen Einrichtung gemachten Versuche gaben
Resultate, wie sie nur gewuͤnscht werden konnten. Die meisten Aufguͤße
kamen schon in Extraktform zum Vorschein. Sie unterschieden sich durch Geruch und
Farbe von den, durch Huͤlfe der Waͤrme bewirkten, Concentrationen, und
oͤffneten mehreren Zweigen der Industrie neue Aussichten.
Jezt erst sehen wir ein, daß wenn wir auch nicht seit vielen Jahren die Wirkung des
hydraulischen Hebels gekannt haͤtten, wir mit unseren gewoͤhnlichen
Pressen dieselben Resultate haͤtten erhalten koͤnnen. Oft durchnezten
wir Preßruͤkstaͤnde mit Wasser, um die lezten darin noch befindlichen
Extraktivstoffe zu erhalten, und fielen dabei nicht auf den Gedanken, unsere
Pflanzenstoffe mit sehr wenigem Wasser zu behandeln, und dieses mit den
Pflanzenkraͤften gesaͤttigte Wasser auszupressen, oder es durch den
fest zusammengedruͤkten Stoff, vermittelst besonderer leicht einzurichtenden
Vorkehrungen durchzupressen. Anstatt der langen Roͤhre in Fig. 36. haͤtte
eine gewoͤhnliche Pumpen-Vorkehrung, ein Stiefel mit seinem Kolben
dasselbe geleistet, wobei die Kraft des Drukes auf mannigfaltige Art nach Belieben
vergroͤßert werden konnte, was hier um so leichter gewesen seyn
wuͤrde, da die Fluͤßigkeit nur langsam durch die Pflanzenstoffe
durchsintern muß.
Da die aufloͤslichen Theile der Substanzen bei dieser Vorkehrung sehr dicht an
einander liegen, und nur sehr wenig Wasser gleichzeitig durchdringen kann, so
koͤnnen sich hier wenige Wassertheile mit vielem Extraktivstoffe
saͤttigen; was nicht moͤglich ist, wenn das Wasser ohne angewendeten
Druk durchziehen muß. Ist in diesem Falle der Stoff dicht zusammengepreßt, so geht
ohne Druk die Fluͤßigkeit gar nicht, oder viel zu langsam durch. Ist dagegen
der Stoff loker, daß er das Wasser durchlaͤßt, so fließt dieses zu schnell,
und geht in zu großer Menge durch. Im ersten! Falle bleibt der meiste Extrakt im
Stoffe selbst zuruͤk, im andern wird der Auszug waͤßrig, weil nur die
Wassertheilchen die den Stoff unmittelbar beruͤhren, die gewuͤnschten
Aufloͤsungen Aufnehmen, und mit sich fortreissen. Im ersten Falle verhindern
die wechselseitigen anziehenden Kraͤfte das Abfließen, im andern vertheilt
sich unter vielem Wasser wenig Extraktivstoff. Unter diesen lezten Umstaͤnden
entweicht das Wasser durch eigene Schwere, in jenem durch einen Druk, der die
Verwandschaftskraͤfte die es zuruͤkhalten, uͤberwiegt.
Diese einfache Ansicht erklaͤrt befriedigend ein Phaͤnomen, dessen
Ursache Doͤbereiner in Bedingungen gesucht hat, die mir nicht klar werden
konntenEr meint, daß eine
vollkommene Trennung der fluͤßigen Verbindung von fester
unaufloͤßlicher Substanz, und somit die Extraktion, nur dann
moͤglich ist, wenn mit mechanischem Druke die Vernichtung der
Capillaritaͤtsaͤußerung der lezten gegen die ersten, durch
Verwandlung der zu extrahirenden Stoffe in Hydrate steigender Grade bedingt wird..
Zugleich ergiebt sich aus dem vorhergehenden, der wesentliche Dienst, den die neue
Methode leistet.
Wir stellen die Pharmacien an die Spize der Anstalten, fuͤr welche dieses neue
Verfahren unentbehrlich seyn muß. Abgesehen hier von der groͤßeren
Schnelligkeit mit welcher die Operation vor sich geht, was in Pharmacien von einigem
Werthe seyn kann, und von manchen Kosten-Ersparnissen, welche in diesen
Instituten, in keinen Anschlag gebracht werden muͤssen, kommt es, bei
Berechnung der Arzneymittel nothwendig darauf an, daß die zu verschreibenden
Substanzen, waͤhrend der Bearbeitung, im Wesentlichen das bleiben, was sie
sind: was bei der bisherigen Methode, sehr oft der Fall nicht war, indem nicht
selten Extrakte, von denselben Substanzen, aber in verschiedenen Officinen bereitet,
an Geruch und Geschmak große Unterschiede darboten.
Es ist freilich wahr, daß alle zum medicinischen Gebrauche dienende, vegetabilische
Stoffe sich nicht zur neuen Extraktionsmethode bequem einrichten lassen; es wird
indeß schon ein Gewinn seyn, wenn ein Theil derselben sich nach dieser leicht
behandeln laͤßt.
Die Methode ist um so vorzuͤglicher, daß sie die Extrakte vermittelst Alkohol,
und Oele nicht ausschließt. Man darf bloß die Pflanzenstoffe damit behandeln, und
die mit den Pflanzenkraͤften bereicherte fluͤßige Substanz weicht
unter dem Druke des Wassers, und kommt, ohne alle Beimischung mit diesem, zum
Vorschein.
Auch lassen sich mit diesem Apparat alle Auszuͤge bereiten, zu welchen Wasser
von hoͤherer Temperatur erforderlich ist, diejenigen ausgenommen, die den
Siedepunkt erfordern.
Die Heilkunde wird indeß zu entscheiden haben, ob die beabsichtigte Wirkung des
Extrakts, den unzersezten Pflanzenkraͤften, oͤder den neuen, durch den
Einfluß der anhaltenden Waͤrme herbeigefuͤhrten Modifikation
zugeschrieben werden
muß. Wo dieses lezte der Fall ist, muͤßte allerdings die aͤltere
Methode beibehalten werden.
Es laͤßt sich erwarten, daß die Extraktion verschiedener Farbstoffe auf diesem
Wege weit vortheilhafter vor sich gehn wird. Das lange Sieden der harten Holzarten
ist an sich schon zeitraubend, und das darauf verwendete Brennmaterial kostspielig.
Auch ist man zu erwarten berechtigt, daß bei Anwendung dieses kraͤftigen
Extraktionsmittels, verschiedene Pigmente, bei niedrigerer Temperatur behandelt,
schoͤner ausfallen werden.
In wie fern große Lohgerbereyen zur Extraktion der Lohe die neue Vorkehrung anwenden
koͤnnten, laͤßt sich nur von der Erfahrung selbst abnehmen. Man
muͤßte alsdann zu der Segurschen Methode zuruͤkkehren, die in den
meisten Sohlenleder-Fabriken wiederum verlassen worden ist, weil das dike
Leder, gegen die Mitte, nicht gahr wurde: vielleicht wuͤrden concentrirtere
Bruͤhen erfreulichere Resultate liefern.
In den Bierbrauereyen koͤnnte die Realsche Presse, zu Malz- und
Hopfen-Auszuͤgen mit Nuzen verwendet werden. Der Geruch der sich vom
siedenden Malze erhebt deutet auf die Verfluͤchtigung eines Aroms, welches
alsdann im Extrakt zuruͤkbleiben wuͤrde. Nach der Beschaffenheit der
uͤbrigen, vermittelst dieser Presse erhaltenen, Resultate zu urtheilen,
wuͤrde ein so bereitetes Bier einen anderen, wahrscheinlich einen besseren
Geschmak bekommen: muͤßte es, zur Erhaltung desselben, gesotten werden, so
wuͤrde alsdann das Sieden weniger Zeit und Holz kosten.
Auch der Liqueur-Fabrikant wird sich zur Bereitung einiger Extrakte, dieser
Presse mit Vortheil bedienen, besonders bei Behandlung einiger Pflanzenstoffe, in
welchen der Riechstoff nur sparsam vorhanden ist.
Vielleicht wuͤrde sie auch in unseren Branntweinbrennereyen nuͤzlich
seyn, um unsere Kessel von der Last der Treber zu befreien. In mehreren englischen
Brennereyen sondert man diese von der Fluͤßigkeit ab, die allein in die Blase
kommt. In einigen unserer Anstalten, wo ich zum Versuch dieser Methode anrieth,
brachte man, jedoch ohne den Versuch selbst anzustellen, manches dagegen vor, man
fand das Verfahren weitschichtig, zeitraubend, laͤstig. In einer kleinen
Brennerey, die ich vor 6 Jahren zum Behufe einiger Versuche angelegt hatte, und die
ich, da sie mir zu diesem Zweke zu kostspielig ausfiel, wieder aufgab, ließ ich
diese Operation vornehmen. Die Fluͤßigkeit wurde durch Flanel gegossen, der
Ruͤkstand unter eine gewoͤhnliche Hebelpresse gebracht, was freilich
mehr Zeit und Muͤhe erforderte, als wenn dazu eine Realsche Presse verwendet
worden waͤre. Mit dieser wird ohnstreitig die Operation erleichtert, und
beschleunigt. Die Blase koͤnnte mehr destillirbare Stoffe fassen und die
Gefahr des Anbrennens wuͤrde vermindert werden.
Auch duͤrfte sich nach und nach die Realsche Presse in unseren Haushaltungen
Eingang verschaffen, und zur Bereitung einiger Getraͤnke, besonders des
Kaffes gute Dienste leisten. Der Kasse-Extrakt auf diesem Wege bereitet, ist
concentrirter, und aromatischer, da alles fluͤchtige Wesen der Bohne darin
aufgenommen wird.
Das sind wichtige Vortheile welche die Realsche Presse verspricht, auch
saͤumte der Erfinder, so wie seine Freunde, nicht, auf Mittel zu sinnen, sie
fuͤr Kuͤnste und Gewerbe zwekmaͤßig einzurichten.
Man sahe sehr bald ein, daß der erste Entwurf derselben sie zu den meisten Zweken
nicht eignete: denn sie bekommt, nach ihrer ersten Einrichtung, eine
gehoͤrige Kraft, lediglich von der Laͤnge ihres senkrecht stehenden
Rohrs, und wo die wirkende Kraft groß seyn muß, wuͤßte dieses Rohr zu der ungeheuern Hoͤhe
von vierzig bis fuͤnfzig Schuh anwachsen, und den Giebel der meisten
Haͤuser uͤbersteigen. Welche Unbequemlichkeit!
Da Queksilber ungefaͤhr fuͤnfzehnmal schwerer ist als Wasser, so
gerieth der Graf Real auf den Gedanken, den Druk anstatt durch Wasser, durch
Queksilber zu bewirken, wodurch die Hoͤhe des etwa noͤthigen Drukrohrs
fuͤnfzehnmal geringer werden konnte.
Fig. 37. Tab.
VI. zeigt den dazu noͤthigen Apparat.
a ein Kasten von Gußeisen, der mit Queksilber
gefuͤllt wird.,
b ein, aus mehreren in einander geschrobenen
Flintenroͤhren bestehendes, oben trichterfoͤrmig auslaufendes Rohr,
welches durch den Dekel des Kastens, bis auf den Boden desselben reicht. Ein an
diesem Kasten angebrachter Hahn, dient das Queksilber abzulassen.
cc gebogene eiserne Roͤhre, die den
eisernen Kasten a, mit einem zinnernen Gefaͤße
e in Verbindung sezt.
d trichterfoͤrmiges, mit einem Hahn versehenes
Rohr, zum Eingießen des Wassers in das gebogene Rohr c,
c.
e zinnernes cylinderfoͤrmiges Gefaͤß,
worin die zu extrahirenden Pflanzenstoffe gebracht werden. Die innere und
aͤußere Construktion desselben, ist wie in Fig. 36. a.
f Gestell, worauf der Cylinder e ruht. Unter dem Boden des Gefaͤßes ist in diesem Gestelle eine
Oeffnung angebracht, die den Auszug durchlaͤßt.
g untergestelltes Gefaͤß, zum Auffangen der
ausgepreßten Fluͤßigkeit.
Das Verfahren mit diesem Apparate ist folgendes. Man ordnet wie im vorigen Apparate
die Pulver in e: fuͤllt alsdann den Kasten a ganz mit Queksilber, und gießt hierauf durch d Wasser in die Roͤhre cc, bis sie voll ist, und verschließt den Hahn.
Jezt gießt man durch b Queksilber in a; dieses treibt das Queksilber des Kastens a in den einen Schenkel der Roͤhre c, und noͤthigt folglich das Wasser sich einen
Ausgang durch die zwischen beiden Sieben liegenden Pulver zu verschaffen.
Wenn dieser Apparat nun auch wirklich ein uͤbersteigliches Hinderniß des
vorigen aus dem Wege raͤumt, so sind doch mit demselben andere nicht mindere
bedenkliche Umstaͤnde verbunden, die dessen Gebrauch sehr
beschraͤnken.
Wenn ich auch von den Kosten der erstern Einrichtung nicht sprechen wollte, die zum
pharmaceutischen Gebrauch von geringerem Gewicht sind, so sieht man doch, daß die
Anschaffung der Menge Queksilbers, die hier noͤthig seyn wuͤrde, bei
anderen Zweigen der Industrie, die Anwendung einer solchen Vorkehrung geradezu
unmoͤglich macht. Dieses Queksilber selbst, welches so leicht
verschuͤttet oder versprizt werden kann, macht zu pharmaceutischen
Praͤparaten den Gebrauch desselben durchaus nicht rathsam, und die leichte
Entwendung dieses theuern Materials, verbunden mit dem, beim taͤglichen
Gebrauche, unvermeidlichen Verluste, verschließt diesem Apparate, zu allen gemeinen
Zweken, den Eingang. Die elegantere Form, die ihm Doͤbereiner zu geben wußte,
hilft keines dieser Uebel ab, und verschaft keinen neuen Vortheil.
Er selbst mußte es fuͤhlen, da er in die Stelle des Queksilbers eine andere
wirkende Drukkraft zu sezen suchte, die comprimirte
atmospaͤrische Luft.
Die naͤhere Beschreibung dieses Apparats ist deshalb nicht noͤthig,
weil die dabei wirkende Compressions-Pumpe die gewoͤhnliche ist, und
hier anstatt des Wassers oder des Queksilbers die comprimirte Luft, auf die
uͤber das Pulver gegossene Extraktions-Fluͤßigkeit wirkt.
Herr Obermedicinal-Assessor Schrader zu Berlin, hat sich einer solchen Presse
zu den Versuchen bedient, die er zu machen den Auftrag erhielt; sie wich, durch einige
Modificationen, die sie zum Gebrauche bequemerer und sicherer machten, von der
Doͤbereiner'schen ab.
Diese Einrichtung koͤnnte schon eine wirkliche Verbesserung genannt werden,
weil sie, bei pharmaceutischen Praͤparanten, die Gefahr die vom Queksilber zu
besorgen ist, beseitigt uͤberdieses die Vortheile jener Presse besizt, ohne
das Kostspielige derselben zu haben.
Demungeachtet befriediget sie noch nicht ganz. Wenn man auch an den, mit einem Hahn
versehenen Pressen, den Grad der Verdichtung der Luft, an der Schnelligkeit mit
welcher der Kolben wieder zuruͤkgetrieben wird, einigermaßen schaͤzen
kann, so ist eine solche Schaͤzung viel zu unvollkommen, um vor der Gefahr
des Zerspringens der Gefaͤße zu schuͤzen. Zu pharmaceutischen
Arbeiten, und wenn die Masse, auf welche gewirkt werden soll, nur geringe ist,
koͤnnten minder geuͤbte Haͤnde vielleicht ohne Gefahr mit einem
solchen Apparat umgehn, zu großen Operationen aber, wo mechanische Kraͤfte,
benuzt und sogar Wind, Wasser oder Dampfmaschinen verwendet werden muͤßten,
duͤrfte man nie zur Anwendung derselben rathen.
Gewoͤhnlich gelangt der Geist auf Irrwege zum Ziel, das Einfachste findet er
zulezt. Wie leicht war es nicht, das lange Rohr der Realschen Presse zu
verkuͤrzen, und vermittelst eines Drukkolbens, was schon mit allen
hydraulischen Pressen geschah, denselben Zwek zu erreichen, den man vermittelst
Queksilber, oder Luftcompressions-Apparate zu bewerkstelligen suchte. Dem
Doktor Rommershausen blieb das Verdienst vorbehalten, die einzige Einrichtung
vorzuschlagen, welche geeignet seyn konnte, die Realsche Presse ins Leben
einzufuͤhren.
Indeß kaum hatte dieser siegreiche Mann diesen gluͤklichen Gedanken gefaßt, so
gab er ihn wieder, nach den ersten Versuchen, auf. Er fand es zu unbequem, daß man zu dem
Gefaͤße, worin die zu extrahirenden Stoffe waren, nicht von oben her kommen
konnte, weil der Raum, uͤber diesen Substanzen, mit Wasser angefuͤllt
war. Durch diese Unbequemlichkeit zuruͤkgeschrekt, wandte sich sein Geist von
der Realschen Presse weg, um die Anwendung anderer Drukkraͤfte zu
versuchen.
Indeß, da Hr. Doktor Rommershausen, die Ehre selbst Erfinder zu seyn vorzog, und die
Vervollkommnung der Realschen Presse aufgegeben hat, so wage ich es folgende
Construktion vorzuschlagen, die das lezte Hinderniß aus dem Wege zu raͤumen
scheint.
Fig. 17. Tab.
VII. stellt diese Einrichtung vor.
a das Beschikungsgefaͤß: ganz nach
Rommershausen's Einrichtung.
bb ein durchloͤcherter Stellboden, von Holz
zu Arbeiten im Großen, von Zinn zu Arbeiten im Kleinen.
c Raum fuͤr die zu extrahirenden Stoffe.
dd Seihe-Vorrichtung, wie sie in den
Rommershausischen Pressen, nach Beschaffenheit der zu extrahirenden Substanzen,
eingerichtet werden muß.
e Rohr durch welches die Extrakte abfließen.
f Gefaͤß zum Auffangen der Extrakte.
gg Rohr welches das
Beschikungs-Gefaͤß a mit dem Drukrohre in
Verbindung bringt.
h Hahn, welcher die Verbindung des
Beschikungsgefaͤßes mit dem Stiefel der Pumpe verschließt.
i Stiefel der Pumpe.
k Drukkolben, mit gezahnter Stange, Getriebe und Kurbel,
deren Verbindungs-Mittel leicht anzubringen sind.
l Hahn, welcher die Verbindung der Pumpe mit dem
Wasserbehaͤlter m in Verbindung sezt, der das zum
Beschikungs-Gefaͤße noͤthige Wasser hergibt.
m Wasser-Behaͤlter. Dieser ist hier ein
Kessel, worin das Wasser siedend erhalten werden kann, wenn siedendes Wasser zu den
Extrakten noͤthig ist. Auch kann man der darin enthaltenen Fluͤßigkeit
alle erforderlichen Grade der Waͤrme geben.
Wollte man mit Alkohol arbeiten, so koͤnnte eine Destillirgeraͤthschaft
die Stelle des Kessels vertreten, um die aufsteigenden Duͤnste zu
condensiren.
n Ofen zur Feuerung.
o Muͤndung des Ofens.
p Hahn, am Beschikungs-Gefaͤße a, um das darin gebliebene Wasser abzulassen, wenn es
gereinigt wird.
So gebildet, scheint mir die Realsche Presse alle Bequemlichkeiten zu vereinigen, die
zu den meisten Zweken der Pharmacie und der Gewerbe gewuͤnscht werden
koͤnnen.
Sie dient, wie man sieht, gleich gut, zur Anwendung des kalten, des warmen und des
siedenden Wassers.
Wenn man gleich Anfangs, anstatt eines Kessels, eine
Destillir-Geraͤthschaft mit Kuͤhlfaße, anbringt, so kann man
nach Beduͤrfniß mit Alkohol oder mit Wasser arbeiten, und in diesem lezten
Falle zugleich noch destillirtes Wasser auffangen, was in Liquer-Fabriken,
und in Apotheken von Nuzen ist.
Man irrt, wenn man sich einbildet, daß man zu diesen Extraktionen eine sehr große
Kraft noͤthig hat. Sie muß bloß hinreichend seyn, um die Schwere des in den
zu extrahirenden Stoffen befindlichen Wassers, und die Wirkungen der
Verwandtschafts-Kraͤfte zu uͤberwinden. Da sich hier die
wirkenden Kraͤfte wie die Quadrate der Durchmesser des
Beschikungs-Gefaͤßes und des Drukrohrs verhalten, so sieht man leicht,
wie man auf diese Weise, die Kraft nach Beduͤrfniß verstaͤrken kann,
erstlich durch das Verhaͤltniß zwischen diesen beiden Durchmessern, dann durch Anbringung
schiklicher Hebel-Vorrichtungen.
Da einfache Vorkehrungen, fruͤh oder spaͤt, uͤber die
kuͤnstlicheren den Sieg davon tragen, so laͤßt sich voraus sehen, daß
man sowohl in großen Pharmacien als in Fabrikanstalten, zu dieser Construktion
zuruͤkkehren wird, wenigstens uͤberall, wo Wasser das
Extraktions-Mittel seyn wird.
Indeß anstatt das eben vorgeschlagene Drukrohr, mit Anwendung einer
hinlaͤnglichen Kraft, zwekmaͤßig zu benuzen, zog Hr. Dr. Rommershausen
vor, die Kraͤfte der Daͤmpfe ins Spiel zu ziehen.
Es ist klar, daß es an sich gleich viel ist, ob man auf der Oberflaͤche des zu
hebenden Wassers einen Kolben oder Daͤmpfe druͤken laͤßt, wenn
in beiden Faͤllen die Kraft dazu nur groß genug ist.
Die Einrichtung dieser Dampfpresse findet man, in diesem polyt. Journal Bd. 4. Tab.
V. Fig. 4.
abgebildet und wie sie zur Ausziehung der Lohe, und folglich zu Arbeiten im Großen
brauchbar ist auf S. 420. ebds. beschrieben.
Der Arbeiter muß sich beim Gebrauche dieser Presse vor der Gefahr schuͤzen,
die so leicht mit der Wirkung der Daͤmpfe verbunden ist; er muß nicht
versaͤumen die Haͤhne bei Zeiten aufzumachen, und sich nie von dem
Kessel entfernen, wenn an diesem der Ausgang der Daͤmpfe verschlossen
ist.
Fig. 16. Tab.
VII, ist nach dieser Zeichnung abgebildet, nur ist der Dampfkessel weggelassen, und
das Pump- und Drukwerk an dessen Stelle gesezt.
Mit der Realschen Presse Fig. 36. Tab. VI. kann
man wo es noͤthig seyn sollte, kaltes Wasser anwenden. Mit der
Rommershausenschen Dampfpresse muß das Wasser einen gewissen Grad Waͤrme
erreicht haben, ehe die Drukkraft der Daͤmpfe wirksam werden kann. Was die Leichtigkeit
in der Behandlung betrift, so scheint die eine keinen Vorzug vor der andern zu
besizen. Die Rommershausensche laͤßt aber die Einwirkung der reinen
Daͤmpfe auf die aufzuloͤsende Stoffe zu, was unter besonderen
Umstaͤnden von groͤßerm Nuzen seyn kann; dagegen erfordert sie eine
groͤßere Aufmerksamkeit, indem, bei saumseligen Arbeitern, welche die
Kraͤfte der Daͤmpfe nicht beachten, das Zerspringen des Kessels
erfolgen koͤnnte.
Wenn inzwischen zu den meisten Operationen im Großen die Realsche- und die
Dampfpresse mit gleichem Vortheile angewendet werden duͤrfen, so ließe sich
dieses nicht eben so von verschiedenen Arbeiten im Kleinen behaupten, zu welchen die
leztere Vortheile darbietet.
Besonders gluͤklich ist der Einfall des Erfinders, sie zu haͤuslichen
Gebraͤuchen einzufuͤhren, wo sie besonders zur Bereitung des Kaffees
allgemeiner werden duͤrfte.
Fig. 14 und
15. Tab.
V. zeigen diese kleine Geraͤthschaft.
a ist der mit einem Hahne versehene Wasserkessel, und
seiner darunterstehenden Weingeistlampe.
b ist das Beschikungsgefaͤß. Der Boden desselben
ist fein durchloͤchert. Es paßt genau in die Muͤndung des Kessels. Die
Seitenroͤhre leitet den Kasse-Extrakt in ein untergestelltes
Gefaͤß.
c Gefaͤß worin der Kaffee-Extrakt
aufgefangen wird. Es ist hier zur Maschine besonders eingerichtet, und kann mit der
Seitenroͤhre des Beschikungs-Gefaͤßes in unmittelbare
Verbindung gesezt werden. Es kann aber auch durch jedes andere, unter der Oeffnung
der Abschlußroͤhre stehendes ersezt werden.
d Deksieb mit seinem Zapfen, zur Feststellung desselben.
Beide Figuren zeigen nur veraͤnderte Formen derselben
Geraͤthschaft.
Beim Gebrauche hat man folgendes zu beobachten.
Nach Oeffnung des Hahnes fuͤllt man den Wasserkessel a, bis etwa drei Viertel seiner Hoͤhe, mit siedendem Wasser, indem
man es in das Beschikungs-Gefaͤß b gießt.
Das Wasser fließt von hier, durch die feinen Loͤcher des Bodens in den
Kessel.
Ist dieses geschehen, so wird der fein gemahlne Kaffee, in das
Beschikungs-Gefaͤß b, so weit es die
Seitenroͤhre erlaubt, gethan.
Alsdann legt man eine Scheibe Fließpapier auf den Kaffee, mit der Vorsicht, daß der
Rand derselben, zur genauen Schließung der Zwischenraͤume, etwas umgeschlagen
sey.
Nun druͤkt man den Deksieb d etwas fest auf den,
mit der Fließpapier-Scheibe bedekten Kaffe, und befestigt ihn mit dem
Stifte.
Jezt wird der Hahn des Dampfkessels geschlossen; das Gefaͤß wird unter die
Ausflußroͤhre gestellt und die Lampe wird angezuͤndet.
Das Wasser faͤngt sehr bald zu sieden an. Die Daͤmpfe ziehen durch den
Kaffee, und in wenig Minuten ist der Extrakt fertig, und im unterstehenden Geschirr
abgelaufen.
Hat man die noͤthige Quantitaͤt, so muß der Hahn sogleich
geoͤffnet, die Lampe ausgeloͤscht, das Beschikungsgefaͤß
abgehoben, und durch Neigung desselben, der noch darin befindliche Extrakt
abgegossen werden.
Gleich nach dem Gebrauch reinigt man die Geraͤthschaft, die, wenn der Kaffee
immer gleich gut schmeken soll, taͤglich gebraucht werden muß.
Der Erfinder bemerkt, daß man bei Anwendung dieser Maschine 1/3 des zeither
gebrauchten Kaffees ersparen kann.
Schon hatte Trommsdorf (Journ. d. Pharmacie B. 21. St. 1.) in einem dazu
eingerichteten hoͤlzernen Apparat, Daͤmpfe durch die auszuziehenden
Substanzen durchstreichen lassen, um den Gebrauch der gefallenen Gefaͤße
entbehrlich zu machen und die verderbliche Wirkung einer zu starken Hize zu
vermeiden, aber diese Versuche hatten keine Nachahmer gefunden.
Dokter Dingler scheint mit mehr Gluͤk denselben Gegenstand wahrgenommen zu
haben.
Als Dokter Rommershausen seine Dampfpresse einzurichten suchte, beschaͤftigte
sich Dr. Dingler mit Dampfapparaten, die, neben anderen Zweken, auch zu Extrakten
dienen koͤnnten.
Er benuzte zwar nicht wie Dokter Rommershausen die Drukkraft der Daͤmpfe, um
wenig Fluͤßigkeit durch die zu extrahirenden Stoffe zu treiben, aber er ließ
die Waͤrme derselben, auf das wenige Wasser einwirken, womit diese Stoffe
mehr benezt, als uͤbergossen waren, und vereinigte bei dieser Methode den
doppelten Vortheil, einen hohen, sich immer gleich bleibenden und nicht
verderblichen Grad von Waͤrme, mit der groͤßtmoͤglichen
Concentration der Extrakte zu verbinden.
Herr von Kurrer, dessen chemisch-technische Einsichten aus mehreren
oͤffentlichen Schriften, hinlaͤnglich bekannt sind, hat die
Richtigkeit der Dinglerschen Angaben vollkommen bestaͤtigt, und die
Zwekmaͤßigkeit des Dinglerschen Dampf-Kochapparats, zur Extraktion der
Farbstoffe, außer Zweifel gesezt.
Es wuͤrde in dieser Abhandlung eine Luͤke zuruͤkbleiben, wenn
die Zeichnung des Apparats hier fehlte. Ich entlehne sie aus der besonderen Schrift,
die uͤber die Benuͤzung der Daͤmpfe zum Kochen und Heizen,
Augsburg 1818. herausgekommen ist.
Sie fuͤhrt den Titel: Beschreibung und Abbildung mehrerer Dampfapparate zur
Benuzung der Wasserdaͤmpfe zum Kochen und Heizen, in verschiedenen
oͤffentlichen Anstalten, in der Haus- und Landwirthschaft, in
Fabriken, Manufakturen und Gewerben etc. von Dr. Joh. Gottfr. Dingler, etc. Mit 4
Kupfertafeln, Augsburg 1818.
Fig. 12. Tab.
VIII. zeigt die Gestalt und das geschmuͤkte Aeußere des zu pharmaceutischen
Zweken bestimmten Apparats. Er ist mit 8 Toͤpfen und einer Vase, die das
Wasserreservoir ausmacht, versehen. Der Ofen wird aus starkem Eisenblech verfertigt.
Die Zierrache, wenn man welche anbringen will, sind von getriebenem Kupfer
verfertigt, vergoldet.
Fig. 11. Tab.
VIII. ist ein Laͤngen-Durchschnitt dieses Ofens.
a ist ein verzinnt kupferner Kessel, an dessen Boden
sich eine Roͤhre, mit einem Hahne zum Ablassen des Wassers befindet.
bb Brazen oder platte Heben (4 an der Zahl), an
den Seiten dieses Dampfkessels; sie werden an eben so viele andere angenietet,
welche an den Seitenwaͤnden des Ofens befestigt sind.
cc Dekel der auf dem Kessel mit Schrauben
befestigt ist.
d mittlere Oeffnung an diesem Dekel.
e senkrechtstehender Cylinder, der in die mittlere
Oeffnung d eingeschraubt ist. Das Gewinde muß mit Kitt
unterlegt werden, damit keine Daͤmpfe entweichen. In diesen Cylinder erheben
sich die Daͤmpfe, er hat oben einen weiteren Raum, in welchem sich
Roͤhre ff oͤffnen.
ff Roͤhren mit
Hahnen-Roͤhren, welche die Daͤmpfe in die Kochgefaͤße
leiten. Solche Roͤhren werden so viele angebracht, als Toͤpfe oder
Kochgeschirre vorhanden seyn sollen.
g Roͤhre, welche durch die zweite Oeffnung im
Dekel geht.
h Wasserbehaͤlter, er ist unten mit der
Roͤhre g verbunden. Das Wasser fließt aus diesem
in den Kessel, vermittelst einer Vorkehrung, die unten angegeben werden wird. Eine
der Seitenroͤhren f geht in diesen
Behaͤlter, und reicht bis auf den Boden desselben. Man laͤßt durch
diese die Daͤmpfe hinein, die nicht nuͤzlicher angewendet werden
koͤnnen.
i Hahn, der die Roͤhre e oͤffnet oder verschließt. Von der Axe dieses Hahnes gehen zwei
Arme aus, an welchen ein hohler luftdicht verschlossener Cylinder k angeloͤthet ist. Wie sich durch die
Veraͤnderung des Wasserstandes dieser Cylinder hebt oder senkt, schließt oder
oͤffnet sich die Roͤhre. Man sieht ihn nach einem groͤßeren
Maßstabe in l
Fig. 9.
l die Roͤhre e nach
einem groͤßeren Maßstabe.
m Ventil. Man sieht in l das
Gewicht, welches das Ventil beschwert. Es ist hier eine nach Beduͤrfniß
schwere metallene Kugel. Man kann an dessen Stelle jeden beliebigen Zierrath
verfertigen lassen.
Dieses Ventil weicht dadurch von den gewoͤhnlichen ab, daß es nicht konisch
gebildet ist; sondern genau flach geschliffen. Es ruht auf dem ebenfalls genau flach
geschliffenen Rande der Roͤhre e. Mehrere
Erfahrungen haben den Vortheil dieser Vorkehrung dargethanDieses Ventil wurde spaͤter dadurch
vervollkommnet, daß zwischen der obern Ventil-Platte und der
Beschwerungs-Kugel ein hohles Cylinderstuͤk, welches mehrere
Oeffnungen bei xx
Fig.
10. hat, angebracht wurde. In der Mitte der Ventil-Platte
ist eine, zu dem Verhaͤltniß des Durchmessers des Ventils passende
Oeffnung, in die wieder eine andere Platte als Ventil paßt, angebracht, und
innerhalb an einer spiralfoͤrmigen Drahtfeder befestigt. Dieses
Ventil oͤffnet sich, wenn in dem Kessel ein luftleerer Raum entsteht,
und verhindert so das Zuruͤktreten der Fluͤßigkeit, wenn das
Oeffnen des Hahnen uͤbersehen wurde. D..
n duͤnne metallene Stange, an dem unteren Ende
derselben ist eine Kette, welche diese Stange mit dem hohlen Schwimmer k verbindet. Die Fig. 11. war zu klein, um
daran diese Vorkehrung genau zeigen zu koͤnnen.
Sobald das Ventil sich hebt, kuͤhlt schon kaͤlteres Wasser die
Heftigkeit des Siedens, und vermindert die Gefahr.
o Quersteg, der die Bewegung der Stange n vertikal erhaͤlt.
pp Dekel, welcher den oberen Theil des Ofens
verschließt; er hat zwei Oeffnungen, durch welche die Roͤhre e, und die Roͤhre g
durchgehen, der Rand des Dekels ragt 1 1/2 Zoll vor. Auf diesem Dekel stehen die
Toͤpfe oder Haͤfen im Kreise.
qFig. 12. eine
blecherne Roͤhre, an der Seite, oberhalb des Ofens, die zur Ableitung des
Rauches dient.
Diejenigen, welche diesen Apparat, zur Extraktion der Farbestoffe im Großen zu
benuͤzen wuͤnschen, koͤnnen die obenangefuͤhrte Schrift
nicht unbenuzt lassen. Da diese Abhandlung bloß eine gedraͤngte Uebersicht
des bisher Geleisteten liefert, konnte sie, die Beschreibung der Vorkehrungen zu
großen Apparaten bloß andeuten.
Auf diese Weise wurde es unseren Technikern moͤglich, zwei hundert Jahre nach
Papins Tode eine Aufgabe zu loͤsen, an welcher der Scharfsinn des Erfinders
des Digestors scheiterte.
Papins Fehlgriff war, daß er die Drukkraft, und die hoͤhere Kraft der
Daͤmpfe gleichzeitig benuzen wollte. Ein Erfolg war nur moͤglich, als
man beides zu trennen wußte. Rommershausen wendete in seiner Dampfpresse die
Drukkraft der Daͤmpfe an, Dingler in konstante eindringende
Waͤrme.
Nach solchen wesentlichen Verbesserungen in der Kunst die Principien der Vegetabilien
zu extrahiren, haͤtte man glauben sollen, daß die lezten Graͤnzen
derselben, erreicht worden waͤren. Aber Rommershausens rastloses Streben nach neuen
Modifikationen des bereits erzielten, hat uns noch einen neuen, vielleicht einen
bequemeren Weg gebahnt.
Durch die Wirkung des Drukes der Daͤmpfe ermuthigt, versuchte er bald darauf
die Drukkraft der Luft, und gab, wie es in der Natur der Dinge zu liegen pflegt,
diesem juͤngsten, aus dem Schooße seiner Erfindungskraft entsproßenen Kinde,
den Vorzug vor den aͤlteren, besonders vor der Realschen Presse, deren
Vervollkommnung er ganz aufgegeben hat.
Von dieser Luftpresse sieht man Zeichnungen Fig. 12 und 13, auf Tab.
V.
Sie sind von seiner lezten lithographirten Anzeige, vom Dec. 1820. entnommen.
Diese Zeichnungen, wie man aus denselben sieht, geben keinen Aufschluß uͤber
den inneren Mechanismus der Pumpe und ihrer sonstigen Einrichtung: wir
koͤnnen bloß hier Folgendes angeben.
a ist das Infundir-Gefaͤß.
b das Beschikungs-Gefaͤß.
c der Pumpen-Kolben.
dFig. 12. die
Roͤhre, vermittelst welcher das Infundir-Gefaͤß, und das
Beschikungs-Gefaͤß mit einander verbunden werden.
e der Filtrirapparat.
Es waͤre unnuͤz, in einer Abhandlung, welche die Auffassung der
wesentlichsten Fortschritte der Extraktions-Kunst, zur Absicht hat, die
fruͤheren Einrichtungen der Luftpressen abzuzeichnen. Man findet sie, wiewohl
dunkel genug, im dritten Hefte, des 2ten Bandes der allgemeinen nordischen Annalen
der Chemie, nach Grindel, (siehe dessen medicinisch. pharm. Bl. Heft 3.) abgebildet,
und beschrieben. Da aber die, vor uns liegenden, und hier mitgetheilten, Zeichnungen
davon verschieden
sind, und der Erfinder in seiner oben erwaͤhnten Anzeige von wesentlichen
Verbesserungen spricht, die hier nicht angedeutet sind, so ist es unmoͤglich
zu errathen, worin sie bestehen.
Es wuͤrde uns ein Leichtes seyn, diese Luͤke durch die eigene Angabe
einer Luftpresse zu fuͤllen, die zur Erreichung des beabsichtigten Zwekes
gewiß geeignet seyn duͤrfte; da der Erfinder aber, durch fruͤhere
fehlgeschlagene Versuche gewizigt, das Ziel erreicht zu haben vorgibt, und er
nunmehr, unterstuͤzt durch ein Erfindungs-Patent, solche um jede
beliebige Groͤße fabriciren laͤßt, und vorraͤthig haͤlt,
so wollen wir, durch unsere Ideen, keiner seiner Verbesserungen, auf einem Felde, wo
er noch thaͤtig ist, vorgreifen. Auf jeden Fall ist es besser ein Modell vor
Augen zu haben, dessen Einrichtung einigermaßen bewaͤhrt befunden worden ist,
als eine bloße Zeichnung, die aus Mangel an gehoͤriger Ausfuͤhrung
ihren Zwek versagen koͤnnte.
Wenn inzwischen dem Dr. Rommershausen die Ehre der Ausfuͤhrung
gebuͤhrt, so darf nicht unerinnert bleiben, daß Kastner, in seinem
Gewerbsfreund, B. 3. S. 27. etc. bei Gelegenheit der Realschen Presse die erste Idee
dazu gegeben hat.
Es sey uns jezt gestattet diese Presse mit der von uns vorgeschlagenen Realschen
Presse, welche den Extrakt, so wie die Dampfpresse, die oben hin treibt, zu
vergleichen.
Dr. Rommershausen und seine Freunde behaupten, daß die Luftpresse aromatisirtere
Extrakte liefert. Angenommen dieses verhielte sich wirklich so, so laͤge die
Ursache darin, daß die aͤtherischen Substanzen, in aͤußerst kleinen
Kapseln die der Wirkung jeder, auch noch so kraͤftigen Presse, widerstehen,
eingeschlossen, durch Entziehung der aͤußeren, sie umgebenden Luft,
zerspraͤngen, oder in der Expansivkraft dieser Arome, die sich in einem
luftverduͤnnten Raume leichter ausbreiten, und sich solchergestalt leichter mit dem
Aufloͤsungsmittel vermischen. Es koͤnnte indeß wohl moͤglich
seyn, daß weder das Eine noch das Andere statt faͤnde, und daß diese
Vorzuͤglichkeit in der Qualitaͤt der Extrakte, auf bloßen Tauschungen
sich gruͤndete. Man muͤßte, um jenen Vorgang zu begruͤnden,
comparative Versuche, mit großer Genauigkeit, anstellen, und in allen, mit unter der
Hand liegenden Quellen, finden sich keine solche. Dazu sind Stoffe von derselben
Quantitaͤt und Qualitaͤt, vermittelst beiden Auspressungsmethoden
behandelt, durchaus noͤthig.
Doktor Rommershausen, um die Vorzuͤge der Luftpresse zu begruͤnden,
vergleicht sie mit der Realschen langroͤhrigen Presse. Hierin hat er recht.
Vergleichen wir sie aber mit der kurzroͤhrigen von uns angegebenen
mechanischen Presse Fig. 16. Tab. VII., so fallen die dagegen vorgebrachten Ein. Wendungen
weg. Erstlich, ist hier von keiner Unbequemlichkeit in der Behandlung eines so
langroͤhrigen Apparats die Rede mehr: dann faͤllt die Unbequemlichkeit
bei der Beschikung ebenfalls weg, denn bei unserer Presse verhindert nichts, daß
man, von oben her, die auszuziehenden Stoffe, leicht und nach Belieben in dem
Beschikungs-Gefaͤße behandle; endlich kann man durch diese, eben so
als durch die Luftpresse, Extrakte von beliebiger Staͤrke bekommen; denn man
hat es genau in seiner Gewalt, so viel Fluͤßigkeit durchzupressen als man
fuͤr gut befindet, und jede abgeflossene Extrakt-Quantitaͤt von
der kommenden abzusondern.
Von dieser Seite betrachtet steht die kuzroͤhrige Realsche Presse, der
Luftpresse nicht nach.
Da diese lezte durch ein Saug- oder Drukwerk wirket, so konnte man fuͤr
das Zerspringen der Gefaͤße, bei großer Kraftaͤußerung besorgt seyn,
aber wir haben schon fruͤher bemerkt, daß es hier auf Anwendung einer sehr
großen Kraft nicht ankommt; die Fluͤßigkeit muß durch das Material durch, und muß deßhalb
nicht zu fest und nicht zu loker seyn. In großen Gefaͤßen muß die zu
extrahirende Schichte nicht zu dik angelegt werden, und die Maͤchtigkeit
derselben lehrt bald die Erfahrung, es ist also hier eben so wenig an ein
Zerspringen der Gefaͤße zu denken, als beim Gebrauch der Luftpumpe.
Endlich ist auf die Leichtigkeit der Bearbeitung einer Luftpresse, gegen die Realsche
ein Gewicht gelegt worden. Wir geben zu, daß die Luftpresse in dieser Hinsicht einen
Vorzug hat, sie kann von Blech gemacht werden: die Realsche kurzroͤhrige,
mechanische Presse dagegen erfordert in ihren Verbindungen eine groͤßere
Festigkeit. Jeder Blechschlaͤger koͤnnte nothduͤrftig die erste
machen, die andere aber erfordert mechanische Fertigkeiten und Kenntnisse, die nicht
in jedem Arbeiter gefunden werden. Dieser Unterschied wird die erstere zu Arbeiten
im Kleinen empfehlen, dagegen aber wird die andere zu Arbeiten im Großen vorgezogen
werden, weil man hier Soliditaͤt und Dauer vorzieht, und keinen Kostenaufwand
scheuet, um diese zu erhalten; und wahrscheinlich liegt hierin die Ursache, die den
Dr. Rommershausen bewog von der Vervollkommnung der Realschen Presse abzugehen, und
dagegen zwei andere in die Stelle zu sezen, die Dampfpresse zu warmen, die
Luftpresse zu kalten Extrakten.
Wir behalten uns vor eine Beschreibung seiner neuen Infusions- und
Evacuations-Pressen zu geben, sobald wir mit seinen lezten Verbesserungen
bekannt seyn werden. Alsdann werden wir auch die Literatur dieses Gegenstandes, wenn
auch noch unvollstaͤndig, anhaͤngen.