Titel: | Subscriptions-Anzeige. |
Autor: | Honorar-Prof. Dr. Joseph Baader [GND] |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LXXVI., S. 499 |
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LXXVI.
Subscriptions-Anzeige.
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Neues Sistem der fortschaffenden Mechanik, zur Erleichterung des Transportes aller Waaren und Produkte, zur Belebung des Handels
und Gewerbfleißes, zur Befoͤrderung des Akerbaues, des innern Verkehrs und des National-Wohlstandes aller Laͤnder.
Dieses Werk, von welchem die saͤmmtlichen Kupfertafeln
bereits gestochen sind, um das Manuskript zum Druke bereit liegt. erscheint
unvorzuͤglich, sobald, ausser den bereits erhaltenen Praͤnumerationen,
noch Unterzeichnungen auf wenigstens 150 Exemplare eingegangen seyn werden. Der
Subscriptionspreis der wohlfeilern Auflage mit schwarzen Kupfern auf Schreibpapier
ist fuͤnf Louisd'ors franzoͤsisch, 55 Gulden rheinlaͤndisch,
oder 30 Thaler saͤchsisch. (Die Prachtausgabe mit 14 illuminirten
Kupfertafeln auf Velinpapier kostet 10 Louisd'or Vorausbezahlung). Wer auf
fuͤnf Exemplare unterzeichnet, erhaͤlt das sechste frey.
Das Werk erscheint in klein Folio mit 16 großen Kupfertafeln, auf welchen alle
Vorrichtungen mit allen ihren einzelnen Theilen nach einem hinlaͤnglich
großen Maasstabe so deutlich dargestellt sind, daß jeder verstaͤndige
Werkmeister ohne alle Schwierigkeit darnach zu arbeiten im Stande ist.
Saͤmmtliche Praͤnumeranten und Subscribenten werden dem Werke
vorgedrukt. Man unterzeichnet zu Muͤnchen bei dem Verfasser, zu Wien bei
Moͤrschner und Jasper, zu Stuttgart bei der Cottasch'en Buchhandlung, zu
Frankfurt a. M. bei Streng, zu Koͤnigsberg bei Unzer, zu Leipzig in der
Rein'schen Buchhandlung, zu Berlin in der Nikolai'schen Buchhandl., zu Hamburg bei
Perthes u. Besser.
Der Inhalt des Werkes ist folgender: Allgemeine Betrachtungen uͤber den
gegenwaͤrtigen Zustand der fortschaffenden Mechanik, die verschiedenen bis
jezt bekannten und gebraͤuchlichen Mittel und Vorrichtungen zum Transporte
von Lasten, Waaren und Produkten aller Art. – Vorzuͤge der Eisenbahnen
vor den gewoͤhnlichen Strassen und vor den schiffbaren Kanaͤlen.
– Geschichte und Beschreibung der in England erfundenen und
eingefuͤhrten Eisenbahnen von zweierley Art; der erhabenen (Railroads) und
der platten (Tram-roads) und der darauf gehenden Wagen. – Ihre Wirkung und
Vortheile – Kosten ihrer Anlage – ihre Maͤngel und
Unbequemlichkeiten. – Hindernisse, welche der allgemeinen Einfuͤhrung
dieser Eisenbahnen, auf betraͤchtliche Entfernungen in den bergigen Gegenden
entgegenstehen. – Beschreibung einer neuerfundenen Construktion von
Eisenbahnen und dazu gehoͤrigen Wagen, deren Anlage weniger kostet, und deren
Wirkung, nach entscheidenden, bereits im Großen angestellten Versuchen, jene der
englischen mehr als zweimal uͤbertrift, indem ein Pferd von mittlerer
Staͤrke auf ganz wagerechtem Grunde eine Ladung von 240 Centner so leicht
zieht, als es auf der besten gewoͤhnlichen Strasse 12 Centner fortschaft.
– Vorrichtungen zum ungehinderten Fuhrwerke auf Querstrassen, welche diese
Eisenbahnen durchschneiden, – zum Ausweichen der sich begegnenden oder
einholenden Wagenzuͤge zum Wenden auf gekruͤmmten Bahnen – zum
Hemmen beim abwaͤrts fahren. – Anwendung desselben neuen Princips von
Eisenbahnen und Wagen auf eine andere, noch bequemere Vorrichtung. – Neue
Construktion von Wagen, welche sowohl auf den Eisenbahnen als auf
gewoͤhnlichen Strassen gehen, und daher auch uͤber solche Stellen, wo
die eisernen Geleise unvermeidlich aufhoͤren oder unterbrochen werden
muͤssen, wie ein gewoͤhnliches Fuhrwerk, fortgezogen werden
koͤnnen. – Vorrichtungen zum Wenden und Ausweichen auf diesen
Eisenbahnen. – Neue Vorrichtung, mittelst welcher jeder gewoͤhnliche
Wagen von weiterer oder engerer Raͤderspur, ohne umgeladen oder im geringsten
veraͤndert zu werden, auf einer Eisenbahn fortgeschaft werden kann. –
Eine andere sehr einfache Vorrichtung zu demselben Zweke, welche an jedem
gewoͤhnlichen Wagen oder Karren leicht anzudringen ist. – Vortheile
der drei leztern Erfindungen, durch welche der Gebrauch der Eisenbahnen, welcher bis
jezt nur auf kurze, durch Querstrassen, Doͤrfer, Staͤdte u. d. gl.
nicht unterbrochene Streken beschraͤnkt war, auf jede beliebige Laͤnge
ohne alle Schwierigkeit ausgedehnt werden kann. – Allgemeine Betrachtungen
uͤber das groͤßte und beschwerlichste aller Hindernisse bei jedem
Transporte zu Lande: Die Berge und Anhoͤhen. – Unvollkommenheit der
gewoͤhnlichen fortschaffenden Mechanik, welche hier kein anders Mittel kennt
als die ausserordentlichste Anstrengung des Zugviehes, oder die Vermehrung desselben
durch Vorspann. – Maͤngel der englischen Eisenbahnen in dieser
Hinsicht. – Unbequemlichkeiten ihrer schiefen Flaͤchen (inclined planes). – Allgemeine Idee von neuen
mechanischen Mitteln, das Fuhrwerk Bergan zu erleichtern: a) durch Theilung der Last, welche aber nur auf Eisenbahnen, die unter
einem kleinen Neigungswinkel steigen, anwendbar ist; b)
durch Vergroͤßerung des statischen Momentes der bewegenden Kraft –
eine fuͤr diesen Fall bis jezt fuͤr unmoͤglich gehaltene
Aufgabe; c) durch Benuͤzung der abgehenden Lasten
als Gegengewicht fuͤr die aufwaͤrts zu ziehenden, und zwar nicht in simultaner
Wirkung, wie bei den englischen schiefen Flaͤchen, sondern so, daß durch eine
Last von z.B. hundert Centnern, welche heute herabgeht, eine ohngefaͤhr
gleiche Last nach mehreren Tagen oder Wochen uͤber dieselbe Anhoͤhe
hinauf geschaft wird; – (das in meinem Programm zuerst angedeutete
Compensations-Princip); d) durch
zwekmaͤßige Benuͤzung anderer bewegenden Kraͤfte, als Wasser,
Wind, Dampf u.a., nach Beschaffenheit der oͤrtlichen Umstaͤnde; e) durch c und d in Verbindung. – Beschreibung einer neu
erfundenen, einfachen, wohlfeilen und leichten Vorrichtung, durch welche die
schwersten Fuhren ohne Vorspann, mit denselben Pferden, und mit nicht
groͤßerer Anstrengung als auf der Ebene, nur mit einem
verhaͤltnißmaͤßig groͤßerer Zeitaufwande, wiewohl auch nicht
viel langsamer, als auf die gewoͤhnliche Art, und dabei mit der
vollkommensten Sicherheit die hoͤchsten, steilsten und laͤngsten Berge
hinan geschaft werden koͤnnen. (Diese neue Maschine, welche ich die Bergwinde
nenne, und welche jeder Fuhrwagen oder jeder Train von Wagen mit sich fuͤhren
kann, ist auch auf gewoͤhnlichen Landstrassen, und fuͤr
gewoͤhnliches Fuhrwerk uͤberall anwendbar. – Beschreibung der
in meinem Programm angekuͤndigten Compensations-Maschinen und Kraft-Magazine nach zweierley verschiedenen Anordnungen.
Beschreibung verschiedener Vorrichtungen zur Benuͤzung der Wasserkraft
fuͤr denselben Zwek, wo auf den Theilungspunkten der Anhoͤhen, oder in
ihrer Naͤhe kleine Quellen gesammelt werden koͤnnen. –
Vergleichung dieses Mittels und des damit verbundenen Wasseraufwandes mit den
Schleusten an Kanaͤlen; und dem zum Steigen und Sinken der beladenen Barken
erforderlichen Wasser-Aufwande. – Benuͤzung der Wasserkraft in
Verbindung mit dem Compensations-Princip – mit thierischen
Kraͤften. – Beschreibung einer neuen Vorrichtung, mittelst welcher
beladene Wagen auf Eisenbahnen ohne bestaͤndige, das Fuhrwerk begleitende,
Zugkraͤfte mittelst fixirter Maschinen fortgeschaft werden koͤnnen,
welche in betraͤchtlichen Zwischenraͤumen von einander angebracht
sind, und zwar ohne Seile, Ketten oder andere Verbindungsmittel. –
Vortheilhafte Anwendung dieses neuen Prinzips zur Surrogirung der beschwerlichen und
langsamen Schiffart gegen den Strom, wobei dieser selbst als bewegende Kraft
benuͤzt wird. – Andeutung verschiedener anderer neuer Ideen, und
Aussichten zur kuͤnftigen weitern Verbesserung der fortschaffenden Mechanik.
– Schluß.
Muͤnchen den 20. Juli 1821.
Joseph Ritter
von Baader,
k. baier. Oberst-Bergrath und Maschinen-Direktor
der k. Akademie der Wissenschaften zu Muͤnchen,
und verschiedener anderer gelehrten
Gesellschaften Mitglied.