Titel: | Beschreibung der Verbesserungen an den Zähnen oder Zargen, welche an Rädern oder Triebstöken oder anderen mechanischen Vorrichtungen zur Mittheilung oder Hemmung der Bewegung angebracht oder aufgesezt sind, worauf Jos. Woollams, Land-Agent in der Stadt Wells in der Grafschaft Sommerset am 20. Juni 1820. ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XIV., S. 136 |
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XIV.
Beschreibung der Verbesserungen an den Zähnen oder Zargen, welche an Rädern oder Triebstöken oder anderen mechanischen Vorrichtungen
zur Mittheilung oder Hemmung der Bewegung angebracht oder aufgesezt sind, worauf Jos. Woollams, Land-Agent in der Stadt Wells in der Grafschaft Sommerset am 20. Juni 1820. ein Patent erhielt.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXV. Dezember 1821. S. 1.
Mit Abbildungen auf Tab. III.
Woollam's Beschreibung seiner Verbesserungen an den Zähnen der Räder.
Ich Jos. Woollams bekenne hiermit,
daß meine Erfindung in folgenden Zeichnungen und der denselben beigefuͤgten
Beschreibung deutlich erklaͤrt ist; naͤmlich: meine Erfindung besteht in
Zaͤhnen oder Zargen, welche so gebildet sind, daß sie an einem Cylinder,
Kegel, oder irgend einem anderen mechanischen Triebwerke angebracht oder aufgesezt
werden koͤnnen, und zwar in einer oder in mehreren Richtungen schief gegen
ihre respektiven Bewegungsflaͤchen oder, in einigen Fallen, gegen die
Halbmesser dieser Flaͤchen, oder gegen beide zugleich; oder, wenn sie an
einem feststehenden Theile einer Maschine angebracht sind, schief gegen die
Flaͤche der Bewegung oder gegen die Bahn des Koͤrpers, der sich daran
bewegen soll; und welche ferner noch auf dem Cylinder, Kegel, oder irgend einem
mechanischen Triebwerke, wodurch eine anhaltende
gleichfoͤrmige Bewegung hervorgebracht werden soll, so vorgerichtet
sind, daß die Zarge eines einfach gezaͤhnten Triebstokes mehr dann einen
Umfang dieses Triebstokes einnimmt, und daß an Raͤdern, Triebstoͤken
und anderen mechanischen Triebwerken mit mehr dann einer Zarge das untere Ende des
einen Zahnes unter das obere Ende des naͤchsten Zahnes unter demselben kommt
und das obere Ende desselben unter das untere Ende des naͤchsten Zahnes
uͤber demselben; und, wenn eine abwechselnde
Bewegung erfordert wird, so gestellt sind, daß sie entweder einzeln oder in ganzen
Reihen mit ihren oberen und unteren Enden auf obige Weise so zu stehen kommen, wie
es, in Hinsicht auf Entfernung von einander, einzeln oder in ganzen Reihen, der
Raum, durch welchen die Bewegung vor oder ruͤkwaͤrts geschehen soll,
erfordert. Diese Bestimmungen der Zaͤhne sind nach jener Eingriffslinie eines
jeden Zahnes genommen, welche auf derselben Seite sich befindet, auf welcher die
Zaͤhne liegen.
Beschreibung der Abbildungen.
Fig. 1. Taf.
III. stellt den Plan zweier Triebstoͤke dar, welche auf den inneren Umfang
zweier winkeligen Raͤder einwirken, und einen dritten Triebstok, welcher auf
einer Seite in den
aͤußeren Umfang eines Rades, auf der anderen Seite in eine Zahn- oder
Triebstange eingreift. AAAA zeigt die Mittelpunkte
dieser Triebstoke und der Raͤder B, B, B, B, B. B, B,
B, B, B stellt die Arme derselben dar. Alle mit a bezeichneten Theile sind Darstellungen meiner neuen Zaͤhne oder
Zargen, deren Eingriffslinie die punktirten braunen Linien ausdruͤken.
Fig. 2. ist
ein Plan einer Reihe von Zaͤhnen, welche aus dem Umfange eines Rades
aufsteigen, und einer zweiten Reihe von Zaͤhnen, welche sich aus dem Umfange
eines Triebstokes erheben. Die roth illuminirten TheileDie im
Originale roth illuminirten Theile sind im Kupferstiche durch schraͤge laufende Linien, die schwarz illuminirten durch kreuzweise schraffirte, die blauen
durch wellenfoͤrmige Linien
ausgedruͤkt. A. d. O. sind die Zaͤhne des
Triebstokes, die schwarzen jene des Rades. Der Umfang von beiden wird hier als
bestimmt durch die Eingriffslinie betrachtet, und beide werden als so gegeneinander
gestellt angenommen, daß sie den diesen Theilen der gegenuͤberstehenden
Zaͤhne nothwendigen Parallelismus, wenn sie anders in der Eingriffslinie sich
treffen sollen, hervorbringen.
Fig. 3. ist ein
Plan derselben Reihe von Zaͤhnen, welche Fig. 2. dargestellt ist,
wie sie von dem Umfange eines Rades in der Eingriffslinie entwikelt wird, und dort
schwarz dargestellt ist: hier ist sie aber als von den Basen derselben entwikelt
betrachtet.
Fig. 4. ist
ein Plan derselben Reihe von Zaͤhnen, wie sie durch die Spizen derselben
entwikelt wird.
Fig. 5. ist
ein Plan der in Fig.
2. dargestellten, daselbst roth illuminirten, und von dem Umfange eines
Triebstokes in der
Eingriffslinie entwikelten, Reihe von Zaͤhnen: hier wird sie als von der
Spize derselben gebildet gedacht. Fig. 6. ist ein Plan
derselben Reihe von Zaͤhnen, als von der Basis der lezteren am Triebstoke
entwikelt.
Fig. 7. ist
eine Figur, welche die verschiedenen Theile der Zaͤhne eines Rades von den
Kanten gesehen darstellt, so wie sie in Fig. 2, 3, und 4, als von der
Eingriffslinie, von der Basis und von der Spize entwikelt, betrachtet wurden. Die
punktirten Linien laufen von den Spizen gegen den Mittelpunkt A des besagten Rades. Die punktirte braune Linie gg stellt die Eingriffslinie dar. Die schattirten
Theile der Linien von f bis f bezeichnen die Basen C, die schattirten
Punkte x die Spizen.
Fig. 8, ist
eine der Fig.
7. aͤhnliche Figur des Triebstokes, welcher in Fig. 2, 5 und 6. dargestellt und roth
illuminirt ist.
Fig. 9. ist
ein Plan derjenigen Theile einer Reihe von Zaͤhnen, welche man sich in der
Eingriffslinie einer Zahn- oder Triebstange gelegen denkt, und welche
dieselbe Neigung zur Flaͤche der Bewegung wie die rothen Theile in Fig. 2.
besizen, folglich so berechnet sind, daß sie auf dieselben in der Eingriffslinie
eingreifen.
Fig. 10. ist
ein Plan der Spizen der in Fig. 9. beschriebenen
Reihe von Zaͤhnen.
Fig. 11. ist
ein Plan der Basen derselben.
Fig. 12.
zeigt eine Zahn- oder Triebstange, in welcher die von den Spizen gezogenen
punktirten Linien x parallel laufen.
Fig. 13. ist
ein Durchschnitt des Rades, Triebstokes und der Triebstange, in Fig. 1. schwarz, blau und
roth gezeichnet.
Fig. 14 und
15. sind
Theile zweier Schraubengaͤnge, welche dasjenige darstellen, was ich im
Allgemeinen fuͤr die beste Form meiner verbesserten Zaͤhne oder Zargen
halte: die Neigung der Seiten aa gegen die
Halbmesser von den Spizen hh hergezogen (in jeder
Figur) muß mit jener der Seiten dd korrespondiren,
so wie jene der Seiten bei bb mit jener der Seiten
bei cc.
Fig. 16 und
17.
stellen zwei Zaͤhne oder Zargen dar, deren ich mich bediene, wann es
vorteilhaft ist Zaͤhne aus Theilen einer Schraube zu bilden; denn, obschon
hier die Neigung der Seiten bei a'a' gegen die
Halbmesser hh von jener der Seiten bei d'd', und ferner noch die Neigung der Seiten bei b'b' von jener der Seiten bei c'c' abweicht, so hat doch die Neigung der korrespondirenden Seiten bei
a'd'
Fig. 15.,
welche auf a'd' in Fig. 17. treffen und
denselben gegenuͤber stehen muͤssen, einen gemeinschaftlichen
Neigungswinkel, so wie auch die Seiten bei b'c', Fig. 16.,
welche mit b'c' bei Fig. 17. zusammentreffen
muͤssen. In Fig. 14, 15, 16 und 17. werden die mit braunen (im Kupfer stark)
punktirten Linien und mit gleichnahmigen Buchstaben bezeichneten Flaͤchen als
gegen die Flaͤche der Bewegung gleich geneigt angenommen, und sind folglich
fuͤr die Eingriffslinien ihrer respektiven Zaͤhne am besten berechnet,
und jene Theile dieser Eingriffslinien, welche gleichfalls mit gleichnahmigen
Buchstaben bezeichnet sind, werden, sobald Bewegung in der Richtung der rothen (im
Kupferstiche stark schwarzen) oder blauen (im Kupferstiche lichtgehaltenen) Pfeile
statt hat, als in einander eingreifend betrachtet.
Fig. 18. ist
eine Perspektiv-Ansicht eines Zargenrades.
Fig. 19. ist
ein im Perspektive genommener Aufriß eines Rades und Triebstokes, deren jedes eine,
aber nur nach einer Richtung hingeneigte, Flaͤche hat, jedoch so, daß diese
Richtung in beiden entgegengesezt ist. Um gegen den Seitendruk zu wirken, und
demselben nachzuhelfen, ist die Neigung der Zaͤhne oder Zargen an dem
Triebstoke groͤßer als an den Zaͤhnen oder Zargen des Rades, da der Durchmesser
des ersteren geringer ist.
Fig. 20 und
21. sind
Perspektiv-Ansichten von Raͤdern, deren jedes seine Zaͤhne aus
zwei in entgegengesezter Richtung geneigten Flaͤchen gebildet hat. Die
Eingriffslinie wird in Fig. 20. an den Spizen
der Zaͤhne befindlich angenommen; in Fig. 21. an den Basen
derselben oder der Zargen. Bei Verfertigung meiner verbesserten Zaͤhne lasse
man dieselben, damit sie die moͤglich vollkommenste Wirkung hervorbringen, so
machen, daß jene Theile derselben, welche außer der Eingriffslinie ihres Rades oder
was immer fuͤr eines mechanischen Getriebes liegen, um so viel kleiner als
die Hoͤhlung innerhalb der Eingriffslinie des Rades, oder was immer
fuͤr eines mechanischen Getriebes sind, in welcher sie sich bewegen sollen,
als zu ihrem gehoͤrigen Ein- und Austritte noͤthig ist, damit
die Eingriffslinie der Zaͤhne eines jeden solchen mechanischen Triebwerkes
nicht gehindert werde auf der Eingriffslinie der Zaͤhne des anderen zu
laufen, und zwar mit solcher Gleichfoͤrmigkeit der Bewegung, daß jeder in
diesen Eingriffslinien gelegene Theil eines Zahnes nach und nach mit der
Central-Linie zusammentrifft. Um dieses zu bewerkstelligen, lasse man
fuͤr den Fall, wo zwei mechanische Triebwerke mit Zaͤhnen versehen
werden sollen, die Flaͤchen, die als ihre Eingriffslinien dienen sollen,
uͤbereinander laufen, und bestimme die krumme Linie, welche derjenige Theil,
der die Spize des Zahnes abgeben wird, innerhalb der Eingriffslinie des anderen
mechanischen Triebwerkes beschreibt. Dann muͤssen auch die Hoͤhlungen,
welche zwischen zwei benachbarten Zahnen dieses mechanischen Triebwerkes anzubringen
sind, und zwar innerhalb der Eingriffslinie, in Flaͤchen, welche mit jener,
worin die krumme Linie erzeugt wurde, parallel laufen, ein Theil einer
groͤßeren krummlinigen Figur seyn, als die oben erzeugte krumme. Ferner, wenn
die Eingriffslinien zwischen den Spizen und den Basen fallen sollen, lasse man die
besagten, fuͤr die Eingriffslinien bestimmten Flaͤchen uͤber
einander laufen, und bestimme die krumme, welche jener Theil, der die Spize dieses
Zahnes werden soll, nachdem die Hoͤhlung zwischen ihm und seinem Nachbarn
vorher ausgemacht wurde, innerhalb der Eingriffslinie des anderen mechanischen
Triebwerkes, auf welches derselbe einwirken soll, beschreibt. Im Durchschnitte Fig. 13. sieht
man, daß jene Theile der Zaͤhne, welche außer ihrer Eingriffslinie liegen,
kleiner als die Hoͤhlungen sind, in welchen sie sich bewegen. Man wird
bemerken, daß die mit af bezeichneten
Zaͤhne in dem rothen Triebstoke und in dem schwarzen Rade Fig. 1., wenn sie zu lang
sind, ganz auf die gewoͤhnliche Weise arbeiten, d.h. die erforderliche
Wirkung in der Linie der Mittelpunkte stoͤren. Fig. 1. zeigt eine kleine
Schulter an einer Seite einiger Zaͤhne. Um alles Stoßen zu vermeiden, sollte
der Zahn den ganzen Raum nach der Linie des Mittelpunktes ausfuͤllen; daher
ist diese Schulter eingeschnitten, um Reibung an der oberen Seite des treibenden
Zahnes zu vermeiden: sie ist indessen, obschon sie eine Verbesserung ist, nicht ein
wesentlicher Theil des Zahnes.
Meine verbesserten Zaͤhne oder Zargen, so wie sie oben beschrieben sind,
koͤnnen aus Holz, Metall oder aus irgend einer anderen tauglichen Materie
oder aus mehreren mit einander verbundenen Materien verfertigt, und an den
verschiedensten jezt gebraͤuchlichen mechanischen Triebwerken angebracht
werden. Wenn man sie bei Hammer- oder bei Stampfwerken anwendet, darf, in dem
einen Falle, nur ein Zahn an dem Schweife des Hammers, und in dem anderen nur ein
Zahn an dem Arme der Stampfe angebracht werden; auf diesen wirken dann meine
verbesserten Zaͤhne statt der gewoͤhnlich angebrachten Daumen. Da nun,
nach meinem besten Wissen und Gewissen solche Zaͤhne oder Zargen, die so wie oben bestimmt wurde,
geneigt sind, durchaus neu, und vorher niemals in unseren Koͤnigreichen
angewendet worden sind, außer bei Schrauben ohne Ende und den Verbindungen derselben
mit Raͤdern oder anderen mechanischen Triebwerken, und da ferner solche
Zaͤhne oder Zargen, die so, wie oben angegeben worden ist, gereihet sind,
nach meinem besten Wissen und Gewissen neu sind, und in unseren Koͤnigreichen
nie gebraucht wurden, so wuͤnsche ich hierauf mein ausschließliches Recht und
Privilegium zu behaupten in so fern sie auf alle mechanische Triebwerke zur
Mittheilung oder Hemmung der Bewegung, ohne obige Ausnahmen, angewendet werdenBekanntlich
ist bei uns ein Zimmermeister im Muͤhlenbaue geschikter als der
andere, und nicht selten haͤngt der gute Gang einer Muͤhle einzig
und allein, alles Uebrige gleich gesezt, von dem oft zufaͤllig
getroffenen Baue der Zaͤhne her: denn daß die beste Form der
Zaͤhne fuͤr jedes Rad noch immer eine Aufgabe fuͤr die
hoͤhere Mathematik ist, davon lassen unsere Muͤhlenzimmerer
sich nicht leicht etwas traͤumen. Wie wenn nun der geschiktere
Muͤhlenzimmerer bei uns jeden Muͤller zwingen wollte, seine
Muͤhle von ihm zimmern zu lassen, und ihm zu verbiethen, seine
Raͤder ja nicht so bezaͤhnen zu duͤrfen, wie sie sein
Bruder oder Schwager hat, der sie bei ihm fertigen ließ? Wann wird man das
crimen laesae humanitatis der Privilegien
wenn nicht bestrafen, doch wenigstens aus der Gesellschaft verbannen! A. d.
Ueb..