Titel: | Auszug einer Abhandlung über Kohlenbrennerey. Von Hrn. Chevalier de la Chabeaussiére, ancien-inspecteur der Bergwerke. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XL., S. 265 |
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XL.
Auszug einer Abhandlung über Kohlenbrennerey. Von Hrn. Chevalier de la Chabeaussiére, ancien-inspecteur der Bergwerke.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. Oktober 1821. S. 294.
Mit Abbildungen auf Tab. VII.
de la Chabeaussiére über Kohlenbrennerey.
Der Herr Verfasser handelt in dem I. Theile seines Aufsazes
uͤber die verschiedenen Methoden der Kohlenbrennerey und uͤber die
respektiven Vortheile derselben. Er beschreibt deren fuͤnf; zuerst die
gewoͤhnliche seit undenklichen Zeiten in den Waͤldern uͤbliche; zweitens die im
Walde von Benou bei Rochelle gebraͤuchliche, nach welcher das Holz auf die
erstere Weise verkohlt wird, nur mit dem Unterschiede, daß die Verkohlung in
vierekigen Huͤtten geschieht, deren Waͤnde gemauert sind, und deren
Dach aus Brettern besteht, die weit genug von einander entfernt liegen, um den Rauch
durch zu lassenDiese Methode
ist im 11 und 14 Band des Journal des Mines
beschrieben. A. d. O.; drittens die Methode, deren sich
gegenwaͤrtig Herr Foucaud bedient, die auch noch die erstere ist, da er nur eine
tragbare Wand gegen den Wind dabei anwendet; viertens die Verkohlung in
geschlossenem Raume, die man zu Chvisy anwendet; fuͤnftens endlich eine, wie
es scheint, von Hrn. Foucaud
erfundene, aber wieder aufgegebene Methode, welche Hr. de la Chabeaussiére im Großen anwendete und vervollkommnete, und die ihm,
nach den Verbesserungen, welche er an derselben anbrachte, die vorzuͤglichste
unter allen zu seyn scheint.
Im II. Theile beschreibt der Hr. Verfasser die angewendeten Oefen und
Geraͤthe, und im III. das Detail des Verfahrens bei seiner Methode.
Diese Methode besteht darin, daß man entweder in die Erde oder auf derselben Cylinder
von geschlagener Erde oder von Rasen auffuͤhrt, und Zugloͤcher an
denselben anbringt, welche, bei den unterirdischen Oefen von oben bis auf den Boden,
bei den anderen aber bloß von außen nach innen durch die Dike der Waͤnde
gegen die Basis der Oefen hinlaufen.
1. Unterirdische Oefen. Man faͤngt damit an, daß
man auf der Erde einen Kreis von 10 Fuß im Durchmesser zieht, und denselben 9 Fuß
tief ausgrabt, jedoch so die Grube verschmaͤlernd, daß der Durchmesser am
Boden nur mehr 9 Fuß
hat. Hierauf graͤbt man in die Wand dieser Grube 8 senkrechte Rinnen, die in
der Folge als Luftloͤcher dienen, jede 6 Zoll breit und eben so tief, und
gleichweit von einander entfernt. Am Boden dieser Rinnen bringt man Roͤhren
von gebranntem Thone und 2 Zoll im Durchmesser an, und befestigt sie mit
Toͤpfererde. Sechs Zoll uͤber der Sohle des Ofens, und dort wo diese
Roͤhren sich enden, bringt man einen kleinen vierekigen leeren Raum an, den
man mit Ziegeln umlegt, auf welche man das Ende der Roͤhren aufstellt. Dieser
leere, vorne am Ofen offene, Raum muß weit genug seyn, daß man mit der Hand
hineinfahren, und die Roͤhren, wenn sie verstopft sind, reinigen und dadurch
den Luftzug wiederherstellen kann.
Die auf diese Weise angebrachten Roͤhren steigen nicht bis an die Deke empor;
eine kleine Kappe von Ziegelsteinen, deren Oeffnung drei Zoll im Gevierte hat, und
oben auf dem Boden der Erde auslaͤuft, ist auf dieselben aufgesezt. Diese
Kappe verlaͤngert sich horizontal in einen offenen Canal; theils damit nichts
in die Canaͤle einfaͤllt; theils damit ihre Oeffnung nicht durch den
Dekel leidet, wenn derselbe aufgesezt wird; theils auch um sie mittelst eines
vorgelegten Ziegelstuͤkes, das man mit nasser oder trokener Erde
stuͤzt, leicht verstopfen zu koͤnnen. Indessen muß man sich doch immer
uͤber den senkrechten Kanaͤlen eine Oeffnung offen halten, durch
welche man, wenn sie durch den verkalkten Theer verstopft wuͤrden, welcher
sich nachdem er erkaltet ist, leicht bricht und hinabfaͤllt, eine eiserne
Stange einfuͤhren, und sie oͤffnen kann. Diese Oeffnung wird stets
durch ein Stuͤk Ziegel geschlossen.
Die Sohle des Ofens wird mit etwas nassem und gut geschlagenem Toͤpferthone
ausgelegt bis zur Hoͤhe der Zugloͤcher, d.h., 6 Zoll hoch, und etwas
convex angetragen. Der Rand der Oeffnung des Ofens wird mit einer Einfassung flach niedergelegter
Ziegel umgeben, um den Hut zu tragen, welcher den Ofen dekt.
Neun Zoll unter dieser Einfassung ist ein Loch, welches von einer gebrannten
Roͤhre ausgefuͤllt wird, die 9 Zoll im Durchmesser hat, etwas gegen
das Innere des Ofens geneigt ist, und sich bis auf zwei Fuß gegen den Rand
verlaͤngert. Durch einen Bug verbindet sich diese Roͤhre auf einer
Seite mit der ersten Roͤhre, und auf der anderen mit einem vierekigen Kasten
von 18 Zoll Laͤnge, einem Fuß Weite, und 15 Zoll Hoͤhe, welcher aus
Ziegeln auf der Erde erbaut, und oben offen ist. Dieser Kasten hat eine Kehle, in
welche ein Eisenblech paßt, das ihn deken soll, und das waͤhrend des
Verkohlens befestigt wird. Die Saͤure und der Theer, welche die Oeffnung
verstopfen koͤnnten, fließen durch eine 2–3 Zoll uͤber dem
Boden des Kastens angebrachte Oeffnung ab, die man nach Belieben mit einer
Ziegelplatte schließen kann.
Dieser Kasten ist vorzuͤglich dort noͤthig, wo man denselben
Verdichtungs-Apparat bei zwei Oefen dienen laͤßt, wodurch Raum und
Kosten der Erbauung erspart werden: denn selten arbeiten zwei benachbarte Oefen
zugleich.
In diesem Falle ist es genug, wenn man den Kasten, waͤhrend der Ofen sich
abkuͤhlt, mit Erde fuͤllt; der Rauch des benachbarten Ofens wird dann
nicht durchdringen koͤnnen.
Aus diesem Kasten steigen senkrechte Roͤhren aus Eisenblech oder aus
gebrannter Erde auf, erheben sich auf ungefaͤhr 4 und einen halben Fuß, und
verlaͤngern sich horizontal oder leicht gebogen bis auf 15 Fuß von dem Ofen.
Bei dieser Entfernung hat man kein Feuerfangen mehr zu besorgen. Der uͤbrige
Theil der Vorrichtung kann also aus Holz, und der Verdichtungs-Apparat darf,
wenn die Ortsverhaͤltnisse es erlauben, in dieser Entfernung angebracht
werden.
Der eiserne Dekel oder Hut ist der wesentlichste, zugleich aber auch der theuerste
Theil dieses Apparates. Er besteht aus Platten von Eisenblech, welche durch einen
flachen eisernen Reif und an der oberen Flaͤche reihenweise aufgelegte
Baͤnder fest verbunden sind. Dieser Hut, der etwas leicht gewoͤlbt
seyn muß, und der 250 bis 275 Kilogramme wiegt, hat 10 Fuß 6 Zoll im Durchmesser,
damit er 3 Zoll uͤber den Rand des Ofens hervorragt: er muß fest genug seyn,
um sich nicht einzubiegen, wenn man darauf geht. In der Mitte hat man ein Loch von 9
Zoll im Durchmesser angebracht, das mit einem Halse versehen ist, und durch einen
eisernen Stoͤpsel sich schließen laͤßt. Vier andere Oeffnungen von 4
Zoll im Durchmesser, in der Entfernung eines Fußes vom Rande des Dekels, sind
gleichfalls mit einem Halse umgeben, und werden mit kegelfoͤrmigen eisernen
Zapfen geschlossen, die einen Querbalken zu ihrer Befestigung haben.
Dieser Dekel laͤßt sich mittelst zweier eiserner Hebel und einiger
hoͤlzernen Walzen leicht regieren. Sie haben 12 Fuß Laͤnge, und
koͤnnen so leicht uͤber den Ofen reichen, und auf die Erde
gestuͤzt werden.
So viel von dem Baue des Ofens. Um die Kohlen herauszuziehen, braucht man aber noch
einige Geraͤthe, und vorzuͤglich einen tragbaren Kranich oder an
dessen Stelle ein schief geneigtes Stuͤk Holz, das an seiner Basis stark
befestigt ist, und auf einem in geringer Entfernung von der Oeffnung des Ofens
angebrachten Lager ruht. Das obere Ende dieses Stuͤkes Holzes, welches bis in
die Mitte des Ofens reicht, hat auf eine Hoͤhe von ungefaͤhr 8 Fuß,
eine Rolle, uͤber welche ein Strik laͤuft, der zum Ausheben der mit
Kohle gefuͤllten Koͤrbe dient.
Diese wannenfoͤrmigen Koͤrbe von 3 Fuß 4 Zoll Laͤnge und 2 Fuß
Breite koͤnnen mit Leichtigkeit von dem Arbeiter gefaßt werden, der sie dann in
groͤßere Koͤrbe oder in Karren leert, auf welchen sie in das
Kohlen-Magazin gelangen.
Man braucht ferner noch 2 oder 3 Leitern von 9 Fuß Laͤnge, Schubkarren,
Schaufeln, Eimer, Boͤken, eiserne und hoͤlzerne Rechen mit langen
Zaͤhnen, Saͤke, Saͤgen, Karsten, Aexte und ein sehr starkes
Hakmesser, mit welchem man auf einem Hiebe einen runden Pruͤgel von 2 1/2
Zoll im Durchmesser abzuhauen im Stande ist, und Kloͤze, zu demselben Zweke.
Man braucht auch zwei eiserne Krampen mit fuͤnf zuruͤkgebogenen
Zaͤhnen und einem kurzen Stiele, deren man sich dann bedient, wann die Kohlen
bei dem Ausziehen derselben aus dem Ofen noch zu heiß sind, um mit der Hand
ergriffen werden zu koͤnnen.
Herr de la Chabeaussiére hat ein Werkzeug
ausgedacht, mit welchem er nicht bloß sondiren, sondern auch Stuͤke des
verkohlten Holzes aus dem Ofen nehmen kann, um den Grad der Verkohlung darnach zu
beurtheilen. Dieses Werkzeug, welches man durch eines der Luftloͤcher des
Dekels einfuͤhrt, besteht aus zwei eisernen Baͤndern von 18 Zoll
Laͤnge, welche an einer gleichfalls eisernen Dille befestigt, und an dem Ende
eines Stieles angebracht sind. Wenn man dieses Werkzeug in die Kohlen stoͤßt,
so weichen die beiden eisernen Baͤnder mit ihren Enden aus einander, und
lassen ein Stuͤk Holz oder Kohle zwischen denselben eintreten, welches man
dann durch das Luftloch herauszieht.
Wenn man die Holzsaͤure und den Theer sammeln will, so muß man einen
Verdichtungs-Apparat anbringen, der aus einigen 20 Faͤßchen, jedes zu
45–60 Veltes1 Velte = 6
Pinten. A. d. Ueb. Inhalt, besteht, welche alle aufrecht hinter
einander hingestellt sind, und mittelst gekruͤmmter Roͤhren aus
gebranntem Thone oder aus Holz unter einander in Verbindung stehen. Diese Faͤßchen
muͤssen mit starken hoͤlzernen Reifen versehen (eiserne wuͤrden
zu bald von der Saͤure angegriffen und zerstoͤrt werdenWogegen man
sie aber auch durch einen Ueberzug von Theer schuͤzen kann.
D.) und aͤußerlich betheert seyn. Der obere Boden wird
abgehobelt, und vier Zoll tief in das Innere des Fasses hinabgelassen, wo er auf
einem Reifen liegt, der auf Leisten ruht. Dieser Boden ist von zwei 9 Zoll im
Durchmesser haltenden, Loͤchern zur Aufnahme der
Communications-Roͤhren durchbohrt. Das erste Faß hat 3 Loͤcher,
weil es die Roͤhren zweier benachbarten Oefen ausnimmt, wovon die eine leer
geht, waͤhrend der eine Ofen auskuͤhlt, die andere aber den Rauch des
Ofens, der im Gange ist, heruͤber leitet, und umgekehrt. Das dritte Loch
nimmt die Verbindungs-Roͤhre zwischen dem ersten und zweiten Fasse
auf, und das lezte Faß hat einen Rauchfang von 9–10 Fuß Hoͤhe, welcher
aus gebrannten irdenen oder hoͤlzernen Roͤhren besteht.
Jedes dieser Faͤsser hat, zwei Zoll uͤber seinem Boden, einen
hervorstehenden Spund, welcher mit einem 6–8 Linien weiten Loche durchbohrt
ist, durch welches die Saͤure ausfließt, und welches mit einem Zwiker
verstopft werden kann. Man zieht den Theer durch Ausziehen des Spundes ab, der desto
leichter fließt, je naͤher er am Ofen steht, weil die Waͤrme seine
Fluͤssigkeit unterhaͤlt. Es ist offenbar, daß diese Faͤsser auf
ziemlich hohen Kantern ruhen muͤssen, damit man Zoͤber darunter
stellen kann, in welchen die Produkte aufgenommen werdenZu Port à l'Anglais, wo man eine
aͤhnliche Anstalt, wie jene des Hrn. de la Chabeaussiére errichtete, hat man die Art der Verbindung
zwischen den Faͤssern vervollkommnet, und statt der beweglichen
Boͤden und den gekruͤmmten Roͤhren sich mit einer
geraden Roͤhre begnuͤgt, die unter dem gewoͤhnlichen
Boden in den oberen Theil des ersten Fasses tritt (dieses Faß hat aber ihrer
zwei, um} bei zwei Oefen zugleich zu dienen); eine
andere gerade Roͤhre ist einen Fuß uͤber dem unteren Boden
angebracht, und steht gleichfalls mit einem unten durchbohrten Fasse in
Verbindung. Jedes Faß hat also zwei Oeffnungen, eine oben, die andere unten,
und die Daͤmpfe muͤssen durch alle Faͤsser. Diese
Vorrichtung ist besser, hindert weniger, und ist leichter
ausfuͤhrbar, als die oben beschriebene. Die Faͤsser haben
unten keine Spuͤnde; man bringt ein Loch von zwei Zoll an denselben
an, und paßt eine kleine gekruͤmmte Roͤhre von gebrannter Erde
ein, durch welche die Saͤure und der Theer abfließen. In dem
Verhaͤltnisse, als diese sich bilden, fallen sie in eine
hoͤlzerne bedekte Rinne um in einen Zober abzufließen, aus welchem
man sie nach Belieben schoͤpfen und in Gefaͤße, welche zu
ihrer Aufnahme bereitet sind, bringen kann. Zwei oder drei Zober sind also
zu ihrer Aufnahme hinreichend, und die Faͤsser verstopfen sich nicht
so leicht mit dem Theere. Es sieht auch reinlicher um den Apparat umher aus.
(A. d. Verf.) Besser noch eignen sich hierzu lange, hoͤlzerne,
bedekte Bahren (ausgehoͤlte Baumstaͤmme, auf die
hoͤlzerne Dekel gekittet werden). In jeden Dekel werden zwei
vierekige, 4 Zoll weite Oeffnungen gemacht, welche durch einen konischen
Spund verschlossen werden. Die Roͤhre von dem Verkohlungsofen geht in
das eine Ende des ersten Bahren, welcher am entgegengesezten Ende durch eine
Roͤhre mit dem zweiten, neben dem erstenliegenden Bahren, in
Communikazion gebracht wird. An dem entgegengesezten Ende des zweiten Bahren
befindet sich eine Ausgangsroͤhre, welche der Roͤhre die aus
dem Ofen in die erste Bahre geht, gerade gegenuͤber zu stehen kommt.
Wird in dem nebenstehenden Ofen verkohlt, dann werden die Roͤhren
verwechselt. Da diese Bahren nebeneinander zu liegen kommen, so nehmen sie
wenig Raum ein. Zwei solche Bahren von 1 1/2 Schuh innerem Durchmesser und
20 bis 24 Schuh laͤnge sind fuͤr einen Verkohlungsofen groß
genug, weil man von Zeit zu Zeit die Fluͤßigkeit ablassen kann. Um
diese Bahren vor der abwechselnden Witterung zu schuͤzen, streicht
man sie mit warmen Theer, der mit ausgelaugter Asche vermischt ist, recht
stark an. D..
Der Verfasser raͤth die irdenen Roͤhren mit einem Gemenge von Kalk und
Ochsenblut zu verkitten, was fester haͤlt als Toͤpferthon; der Kitt
fuͤr die Vorbindungsroͤhren der Faͤsser besteht bloß aus etwas
Heu oder Gras an den Seiten des falschen Bodens, das man mit Erde oder Sand bestreut, und
hinreicht um das Entweichen der Daͤmpfe zu hindern.
Herr de la Chabeaussiére bemerkt hinsichtlich der
unterirdischen Oefen, daß man dieselben vorzuͤglich in Waͤldern und
auf einem etwas erhabenen, gegen Ueberschwemmungen vollkommen geschuͤzten,
Ort errichten muͤsse. Wenn es die Umstaͤnde erlauben, kann man sie an
dem Abhange solcher Lagen von oben nach unten (en
contrebas) anlegen, wodurch das Fuͤllen und Ausleeren derselben sehr
erleichtert wird, der Bau viel leichter und schneller und fester gefuͤhrt
werden kann, der Unterhalt weniger kostet und die Maschinen zum Aufheben des
eisernen Dekels entbehrlich werden.
Er fuͤgt noch hinzu, daß diese unterirdischen Oefen nicht laͤnger zum
Abkuͤhlen brauchen, als jene, die man uͤber der Erde erbaut, und daß
ihre ausgeschweifte Form, waͤhrend sie zur Festigkeit derselben
beitraͤgt, die Hize gegen den Umfang hin verbreiten hilft: denn wenn diese zu
lang in der Mitte der Masse concentrirt bleibt, so wird sie zu stark, und erzeugt
ungleiche und unvollkommene Verkohlung.
2. Oefen uͤber der Erde. Das was von den
unterirdischen Oefen gesagt wurde, ist, in vieler Hinsicht, auch auf die Oefen
uͤber der Erde anwendbar, jedoch mit einigen Abweichungen.
Man beschreibt zuvoͤrderst auf der Erde zwei concentrische Kreise, den einen
von 9, den andern von 17 Fuß im Durchmesser. Der zwischen beiden eingeschlossene
Raum von 8 Fuß dient als Basis fuͤr die von Rasen aufzufuͤhrende
Mauer. Diese Mauer wird bankweise mir der Vorsicht aufgefuͤhrt, daß jedes
Rasenlager gehoͤrig geschlagen und in allen Theilen seiner ganzen Dike nach,
gehoͤrig verbunden wird. Auf diese Weise fuͤhrt man sie 9 Fuß hoch mit
einem Abfalle von 6 Zoll nach außen auf, und schweift den Ofen selbst 6 Zoll weit
aus, so daß er 10 Fuß an seiner Oeffnung haͤlt. An ihrem obersten Ende haͤlt diese
Mauer 3 Fuß in der Dike. Der untere Rand dieses Ofens wird in seinem ganzen Umfange
mit einer Reihe flach gelegter Ziegel eingefaßt.
Je weniger die Rasenerde thonig ist, desto besser taugt sie zu diesem Baue. Die
Rasenlager muͤssen, so wie sie uͤbereinander aufgesezt werden,
begossen, und jede Lage muß gehoͤrig aufgedaͤmmt werden.
Wenn es an Rasen fehlt, so kann man ein Gemenge aus Thon und Sand mit grob gehaktem
Heue zusammenknaͤten, und in hoͤlzerne Moͤdel schlagen, um eine
Art vierekiger Ziegel daraus zu erhalten von der Groͤße der
gewoͤhnlichen Rasenziegel: man muß dieselben verbauen, ehe sie noch ganz
troken geworden sind.
Herr de la Chabeaussiére bediente sich mit gleichem
Vortheile des Pisè oder der Stampferde; damit sich aber diese gehoͤrig
verbinde, muß man kreisfoͤrmige Model von gehoͤrigem
Verhaͤltnisse nehmen, und man muß bankweise nach Vollendung einer Lage
auffahren.
Die Luftloͤcher dieses Rasenofens, 8 an der Zahl, kommen 6 Zoll uͤber
dem Grunde von außen und gleich hoch mit der inneren ausgelegten Sohle des Ofens zu
stehen, und sind mit Roͤhren von gebrannter Toͤpfererde oder mit
Ziegeln ausgelegt.
Der eiserne Hut ist so, wie bei den unterirdischen Oefen; nur ist er mit drei Ringen
zur Aufnahme einer dreifachen Kette versehen, welche an dem Ende eines sich
drehenden und mit einer Schnellstange vorgerichteten Kraniches befestiget wird,
durch welchen er ab- und aufgehoben werden kann. Mittelst dieses Kraniches
kann man auch die mit Kohlen gefuͤllten Koͤrbe aus dem Ofen heben,
wenn man statt der dreifachen Kette eine Rolle waͤhlt, nach dem man den Hebel
vorlaͤufig stellte, so daß das Spiel der Schnellstange dadurch gehindert
wird.
Wenn die Oefen einzeln stehen, muß ein Geruͤste angebracht werden, welches den
Dekel traͤgt; denn, ohne diese Vorsicht wuͤrde die Schwere desselben
denjenigen Theil der Mauer, auf welchem er aufliegt, nachgeben machen. Wenn aber
mehrere Oefen bei einander stehen und belegt sind, so ist dieß, da die Oefen durch
dieses Belege ohnedieß fester geworden sind, uͤberfluͤssig.
Die Roͤhren an diesen Oefen sind, so wie bei den unterirdischen gestaltet, nur
mit dem Unterschiede, daß sie bis zu dem ersten Kasten hinabsteigen, welcher nicht
so groß seyn darf, und von diesem Kasten, immer nach abwaͤrts, bis zu dem
ersten Fasse fortlaufen: man stellt sie auf leichte, aber feste,
Geruͤste.
Verfahren bei dem Verkohlen des Holzes.
Ehe der Ofen in Gang gesezt wird, muß er vollkommen ausgetroknet seyn, was mittelst
eines Feuers aus Reisern und Gestraͤuche geschieht. Nachdem dieß geschehen
ist, fuͤllt man ihn auf folgende Weise.
Man stekt in den Mittelpunkt der Sohle des Ofens eine rundliche Stange (Quendel) von
4 Zoll im Durchmesser und von gleicher Hoͤhe mit dem Ofen etwas leicht in die
Erde, und haͤlt sie mittelst ungefaͤhr eines halben Hektolitres
kleiner Kohlen aufrecht, die man am Fuße derselben anhaͤuft.
Man waͤhlt unter dem zu verkohlenden HolzeDas
angewendete Holz mag von was immer fuͤr einer Beschaffenheit seyn,
man erhaͤlt stets Kohlen von derselben Guͤte, welche, bei
gleichem Gewichte, immer dieselbe Wirkung hervorbringen.
vorzuͤglich die staͤrkeren Scheiter, und bildet zwischen den
Zugloͤchern horizontale Strahlen, welche indessen weder an dem Quendel noch an den
Waͤnden des Ofens anstoßen duͤrfen. Der Zwischenraum zwischen diesen
Strahlen, der 4–5 Zoll im Mittelpunkte, und 16 bis 18 am Umfange
betraͤgt, bildet eben so viele Luftzuͤge von den Luftloͤchern
gegen den Mittelpunkt des Ofens hin.
Auf diese Strahlen legt man quer die erste Lage Holzes, welche sich an dem Quendel
anschließt, so dicht geschlossen als moͤglich, und auf diese Lage kommen
andere Lagen fortan nach aufwaͤrts, bis der Ofen endlich vollkommen voll
wird. Man fuͤllt die leeren Raͤume, vorzuͤglich am Umfange,
genau aus, was durch Abwechslung der Laͤnge im Holze von 36 bis zu 42 Zoll
geschieht. Gewoͤhnlich nimmt man in dieser Hinsicht Pruͤgel von
3–6 Zoll im Umfange. Herr de la Chabeaussiére bemerkt, daß man in seinem Ofen, welcher je nachdem
er gefuͤllt wird, ungefaͤhr etwas mehr oder weniger als 2 Dekastere
erhaͤlt, Holz von jeder Staͤrke, ja sogar Wurzelstoͤke,
verkohlen kann.
Man kann das Holz auf jede andere Weise aufschichten, obschon die horizontalen Lagen,
als die leichteste und schnellste Methode, allen uͤbrigen vorzuziehen sind.
In diesem Falle wird aber der Haufe groͤßer seyn, weil das Holz
verhaͤltnißmaͤßig mehr in seiner Dike als in seiner Laͤnge
eingeht. Der Ertrag wird indessen immer derselbe seyn.
Nachdem der Ofen gefuͤllt ist, zieht man den Quendel aus der Mitte aus,
welcher, auf diese Weise, eine Roͤhre oder einen Kamin durch die ganze
Hoͤhe der Masse des Holzes bildet. Hierauf sezt man den Dekel auf, dessen 5
Luftloͤcher man oͤffnet, und den man 2 Zoll hoch mit Erde oder mit
trokenem Sande, mit Schutt etc. bedekt, damit die Daͤmpfe sich so wenig, wie
moͤglich, in dem Inneren des Ofens verdichten: zugleich oͤffnet man
alle Luftloͤcher auf den Seiten.
Indessen hat man neben dem Ofen Kohlen angezuͤndet, und schuͤttet
dieselben, ganz gluͤhend, mittelst eines großen Trichters, durch das mittlere
Loch des Hutes in die Art von Kamin, welche man mittelst des Quendels in der Mitte
der Masse offen ließ. Sie fallen auf den Boden des Ofens, entzuͤnden die
kleinen Kohlen und das trokene Holz, das um den Fuß des Quendels bei Anfange des
Fuͤllens angehaͤuft wurde. Damit die Flamme sich gegen den Rand des
Ofens ausbreite, verstopft man das mittlere Loch des Hutes hermetisch, und kittet
den Stoͤpsel mit befeuchteter Toͤpfererde ein. Man laͤßt die
Entzuͤndung einige Zeit uͤber fortwaͤhren; sobald man aber
gewahrt, daß die blaue Flamme weißlich wird, und Wolken bildet, schließt man die
Luftloͤcher des Dekels leicht zu und vermindert die Oeffnung der
Zugloͤcher, damit die Luft nur sehr wenig freyen Durchgang hat. Hierauf
leitet man die Operation nach der Natur des entwikelten Rauches, und schließt
endlich die Luftloͤcher gaͤnzlich.
Wenn die Daͤmpfe so haͤufig waͤren, daß sie durch das
aͤußere Kamin, welches sich am Ende des Verdichters befindet, nicht
fuͤglich abgeleitet werden koͤnnten, so waͤre es besser, etwas
Saͤure zu verlieren, und einige Daͤmpfe durch die Luftloͤcher
des Hutes abgehen zu lassen, statt daß man die Operation langsamer vor sich gehen
und das Feuer vielleicht gar verloͤschen ließe. Dieses Uebermaß von
Daͤmpfen gibt sich durch das Zuruͤkfallen derselben in die
Luftloͤcher, aus welchen sie ausstroͤmen, zu erkennenEs ist nicht
uͤberfluͤssig zu bemerken, daß die Daͤmpfe, welche den
durch das Aufschichten des Holzes entstandenen leeren Raum ausfuͤllen
das vollkommene Verbrennen des Holzes verhindern, welches, ohne diesen
Umstand, sicher statt haben wuͤrde. A. d. V.. Um dem
Verluste vorzubeugen, der dadurch entsteht, schlaͤgt der Hr. Verfasser vor,
oben auf der Hoͤhe des Ofens zwei Oeffnungen statt einer anzubringen; die zweite, von
welcher man nur selten Gebrauch machen duͤrfte, koͤnnte so angebracht
werden, daß man sie nach Belieben schließen koͤnnte, und muͤßte mit
Leitungsroͤhren versehen seyn, die nach einem zweiten Verdichter
hinfuͤhren. Dieser Bau macht allerdings das Verfahren zusammengesezter; es
ist aber oͤfters sehr vortheilhaft, wenn man die Verkohlung so viel
moͤglich beschleunigt, nur nicht so sehr, daß die Guͤte der Produkte
dadurch leidet.
Wenn man die Saͤure nicht sammeln willDer Hr.
Verfasser hat sich vorgenommen naͤchstens das zur Behandlung der
Saͤuren noͤthige Verfahren zu beschreiben. A. d.
O., so laͤßt man die Daͤmpfe durch die Zugloͤcher
entweichen.
Die Operation muß 60–80 Stunden lang dauern um Kohlen von gehoͤriger
Guͤte zu erhalten.
Der Sucher, von welchem oben die Rede war, dient den Zustand der Verkohlung zu
zeigen, theils dadurch, daß hie verkohlten Stuͤke Holzes oder die Kohlen
mittelst desselben herausgezogen werden koͤnnen, theils dadurch, daß man sich
mittelst desselben uͤberzeugen kann, ob das Holz in allen Theilen des Ofens
gleich hoch geschlichtet ist. Wenn dieß nicht der Fall waͤre, so
oͤffnet man das Zugloch auf jener Seite, wo das Holz am wenigsten
niedergesessen ist, und das gegenuͤberstehende Luftloch; dann wird das
Gleichgewicht bald hergestellt seyn.
Wenn die Operation vollendet ist, wird man das Holz beinahe um die Haͤlfte
seiner Hoͤhe niedergesunken finden, wenn es horizontal aufgeschlichtet war;
nicht weil die Dike eines jeden Stuͤkes Holzes sich um die Haͤlfte
vermindert, sondern weil alle leeren Raͤume sich ausfuͤllen.
Nachdem man sich von der Vollendung der Verkohlung sowohl durch den Sucher als durch
die Natur und Farbe des wenigen noch aufsteigenden Rauches uͤberzeugt hat,
gibt man den lezten
Schwall (le coup de force),
d.h. man oͤffnet mit Ausnahme der mittleren Oeffnung am Hute alle
uͤbrigen und alle Zugloͤcher, worauf ein freyes Entweichen des
Wasserstoffgases, welches nicht gaͤnzlich entfernt werden konnte, entsteht.
Die Ursache der Entwikelung dieses Gases mag worin immer gelegen seyn, so ist soviel
gewiß, daß, wo dieselbe nicht statt hat, die Kohle eine roͤthliche Farbe
behaͤlt, die dem Absaze derselben nachtheilig seyn koͤnnte, da die
Kohle, wie man sagt, kohlschwarz und sehr rein seyn muß.
Man sieht durch die Luftloͤcher, wie die Oberflaͤche des Kohlenhaufens
von Gluth ergriffen wird, und sobald man dieses sieht, schreitet man zur
Daͤmpfung derselben, indem man alle Oeffnungen mit der groͤßten
Sorgfalt und hermetisch schließt. Man nimmt die Erde von dem Dekel weg, und
uͤberstreicht denselben mittelst eines Pinsels mit Erde, die im Wasser
verduͤnnt ist. Die beste Weise, die Luftloͤcher dieses Dekels zu
schließen, ist, wenn man dieselben, nachdem man die Stoͤpsel aus Eisenblech
eingeschoben hat, mit den Aufsazen aus Eisenblech oder aus gebranntem Thone bedekt,
welche etwas weiter und hoͤher als die Haͤlse sind, und diese mit der
Erde fuͤllt, welche man von dem Dekel abgenommen hat.
Der Ofen braucht zum Erkalten ungefaͤhr 72–80 Stunden, wenn er niemals
feiert.
Sobald der Ofen erkaltet ist, dekt man ihn ab, um zu sehen ob die Kohle, außer der
unvermeidlichen Schwindung, die Form des Holzes behalten hat, und von aller
beigemischten Erde und anderer Unreinigkeit, frey ist.
Um sie herauszuschaffen, steigt ein Arbeiter mittelst einer Leiter in den Ofen, und
bringt die in seinem Bereiche laͤngst der Mauer liegenden Kohlen in
Koͤrbe; er raͤumt hier auf jener Stelle, auf welcher er sich befindet,
so lang aus, bis er auf die Sohle des Ofens gelangt, wo er alle Kohlen, die vor ihm liegen, mit der
Hand, und ohne sie zu zerbrechen aufleset. Diese Arbeit dauert 3 Stunden. Dann
sammelt er mit einer hoͤlzernen Schaufel die wenigen Kleinkohlen und das
Gestuͤbe, welches sich auf der Sohle finden mag. Faͤnde er einige
Rohkohlen, was aber selten geschehen wird, so legt er sie in einem besonderen Korbe
bei Seite. Wann die Abkuͤhlung noch nicht vollkommen geschehen waͤre,
so bedient der Arbeiter sich der eisernen Krampen, von welchen oben die Rede war;
waͤre, wegen unvollkommener Schließung der Luftloͤcher, noch Feuer im
Ofen zuruͤkgeblieben, so muͤßte derselbe dessen ungeachtet ausgenommen
werden. Die noch brennenden oder schlecht geloͤschten Kohlen kommen auf einen
benachbarten Plaz, und werden mit Rechen ausgebreitet und geruͤhrt, was
hinreicht, um sie von selbst verloͤschen zu machen, ohne daß man dabei
noͤthig haͤtte Wasser darauf zu schuͤtten, wodurch sie in Staub
verwandelt werden wuͤrden. Es ist indessen gut, wenn man Wasser bei der Hand
hat, um die Stuͤke, auf welchen sich weiße Fleke zeigen, eines nach dem
anderen in demselben zu loͤschen; denn diese weißen Fleken zeugen von innerem
concentrirten Feuer.
Man koͤnnte fuͤrchten, daß der Arbeiter, der in den Ofen, also gleich
nach der Abraͤumung hinabsteigt, nicht in Gefahr der Erstikung
geraͤth. Herr de la Chabeaussiére
versichert, daß, waͤhrend zwei Jahren, in welchen ununterbrochen gearbeitet
wird, nicht ein einziges Beispiel dieser Art sich ereignete.
Nachdem der Ofen ausgeraͤumt wurde, wird er neuerdings gefuͤllt, und
waͤhrend dieser Zeit ein anderer wieder geleert.
Der Hr. Verfasser versichert, daß fuͤnf Arbeiter stets hinreichten die acht
Oefen zu fuͤllen und zu leeren, die er an seiner Anstalt unterhielt, das
Feuer zu leiten, die Saͤuren zu sammeln, die Recipienten zu reinigen, die
gewoͤhnlichen Ausbesserungen zu machen, die Kohlen zu messen und in Sake zu paken etc.
Die jaͤhrliche Erzeugung dieser 8 Oefen war, aus 500 DekasterenDekastere
oder zehn Stere ist so viel als 316,6 Kubikfuß Wiener Maaß, oder 1,46576
Wiener Kub. Kl. A. d. Ueb. verkohlten Eichenholzes, 16,000
Hektolitre1 Hektolitre
ist 5470,847 Wiener Kubikzoll. A. d. Ueb. Kohlen, oder 8000
Pariser-Karren (voies de Paris), jeden zu 80
Pfund. Dieß gewaͤhrt ungefaͤhr 25 per Cent. Ueberdieß gewann man noch
eine gewisse Menge Theer und 1000 Stuͤke, jedes zu 30 Veltes, brenzelige
Holzsaͤure von 2–5° Staͤrke am Areometer. Diese
Saͤure gab, in einer benachbarten Anstalt rectificirt, fuͤr jedes
Stuͤk 13–14 Kilograme1 Kilogram
ist 13713,89 Wiener Apotheker Grane. A. d. Ueb. geruch-
und farbeloser Essigsaͤure, welche am Baume'schen Areometer 8 Grade zeigte,
und mit 6 Theilen Wassers verduͤnnt, noch sehr guten Essig gab. Jedes
Stuͤk dieser Saͤure gab, nachdem es gehoͤrig bis zu dem bei
Anwendung in den Kuͤnsten noͤthigen Grade rectificirt wurde, wenn man
Bleyoxid in demselben aufloͤste, 19 Kilograme hoͤchst weißes,
nadelfoͤrmig krystallisirtes, essigsaures BleyBei der
Gelegenheit, wo der Herr Verfasser, nach dem in der Anmerkung 98. S. 277.
gemachten Versprechen zu Folge, das Verfahren zur Behandlung der
Holzsaͤure beschreiben wird, werden wir diese Abhandlung in dem
polyt. Journal mit unseren Erfahrungen ergaͤnzen, und die
nuͤzliche Verwendung der Holzsaͤure in den Kuͤnsten,
Manufakturen, Fabriken und Gewerben uͤberhaupt naͤher
beschreiben. D..
Die Auslagen bei dem Baue eines solchen Ofens betragen ungefaͤhr 450 Franken,
wovon 400 fuͤr den Hut allein, und nur das uͤbrige fuͤr den
Ofen. Muß der Plaz gewechselt werden, so entsteht dadurch kein anderer wesentlicher
Verlust, als der des Ofens, dessen Unterhaltung eigentlich nichts kostet, indem die
Arbeiter denselben selbst jedesmal, wo etwas daran fehlt, ausbessern koͤnnen.
Die Kosten des
Verdichtungs-Apparates fuͤr die Saͤuren wurden hier nicht in
Anschlag gebracht, indem diese, wo sie einmal beigeschafft sind, ohne große Kosten
von einem Orte auf den anderen sich uͤbertragen lassen.
Herr de la Chabeaussiére versichert, daß das hier
beschriebene Verfahren bei der Verkohlung, dessen er sich lange Zeit mit Vortheile
bediente, vor den gewoͤhnlichen Methoden folgende Vorzuͤge voraus hat:
1) erhaͤlt man mehr und bessere Kohlen. 2) ist die Arbeit leichter zu leiten
und zu uͤbersehen. 3) wird bei dem Fuͤllen und Ausnehmen der Oefen
Zeit erspart. 4) koͤnnen die Kohlen leicht eingesammelt werden; sie sind
weder mit Erde noch mit anderen Unreinigkeiten vermengt und es zeigen sich sehr
wenig Rohkohlen. 5) ist der Apparat einfach, wenig kostbar bei seiner Errichtung,
und fordert wenig Unterhaltungskosten. 6) kann man die von den Daͤmpfen und
von dem Rauche erzeugten Produkte sammeln oder nicht, und die Kohlen werden immer
von vorzuͤglicher Guͤte seynIch habe mir
noch einen weit einfachem Ofen erdacht, und in einem
verhaͤltnißmaͤßig großen Modell mit bestem Erfolg
ausgefuͤhrt. So wie ich Gelegenheit finde, denselben im Großen
aufzustellen, und sich damit dieselben guten Resultate ergeben, dann werde
ich die Construktion dieses Verkohlungsofen in diesem Journal mittheilen.
Bei dieser Methode zu Verkohlen erhaͤlt man außer vorzuͤglich
guter Kohle, sehr gute Saͤure, bessern Theer und noch eine
Quantitaͤt feinen Ruß. D..
Erklaͤrung der Figuren.
Fig. 1. Tab.
VII. unterirdischer Ofen, halb im Grundrisse und halb im Aufrisse im
Vogelperspektive.
Fig. 2.
Durchschnitt desselben Ofens nach zwei Halbmessern.
A Haͤlfte des Grundrisses in der Hoͤhe der
belegten Sohle. B Haͤlfte des Aufrisses im
Vogelperspektive. C halber Durchschnitt am Kamine. D halber Durchschnitt an den Luftzuͤgen. E Belege an der Sohle des Ofens aus
Toͤpfer-Erde. F Untertheil der
Luftzuͤge aus Ziegelsteinen. G Luftloͤcher
oben an der Erde zur Bildung der Luftzuͤge. H
Kasten aus Ziegeln, und Leitungsroͤhre des Rauches. I Ziegeleinfassung, auf welche der Dekel zu ruhen kommt. K Platte von Eisenblech, um die senkrechte Roͤhre
zu tragenK ist im Originale nicht gezeichnet. A. d.
Ueb..
Fig. 3. Ofen
uͤber der Erde, zur Haͤlfte im Grundrisse, zur Haͤlfte im
Aufrisse im Vogelperspektive.
Fig. 4. Aufriß
und Fig. 5.
Durchschnitt desselben Ofens von der Hoͤhe des Kamines und der
Luftzuͤge an.
L Haͤlfte des Grundrisses dieses Ofens von der
Hoͤhe der belegten Sohle desselben. M
Haͤlfte des Aufrisses im Vogelperspektive. N
Stange, die in die Erde eingesezt ist, um jenen Theil des Kastens zu stuͤzen,
der uͤber dem Ofen hervorragt. Es muͤssen deren zwei parallel neben
einander gestellt und durch eine Querstange verbunden werden. O tragbare Leiter, oben mit einer Walze zur Aufnahme des Seiles versehen,
mit welchem die Kohlenkoͤrbe aufgezogen werden, und zur Vermeidung der
Reibung an den Waͤnden des Ofens, wodurch dieselben leiden mußten. Diese
Leiter ist etwas gegen den Ofen geneigt.
Fig. 6 und
7. Hut
oder Dekel aus Eisenblech. a Luftloch zum
Anzuͤnden. bb Luftloͤcher
fuͤr den gleich anfangs sich entwikelnden Rauch und zur Regulirung des
Feuers. c Aufsaz von Eisenblech, den man um das Luftloch
a anbringt, und mit Erde umlegt, damit er hermetisch
schließt. d ein anderer aͤhnlicher Aufsaz
fuͤr die Luftloͤcher b.e Dekel mit einer
Handhabe und einem Rande fuͤr das Luftloch a.f
einer der Kegel oder Zapfen von Eisenblech, die man in die Luftloͤcher b einfuhrt. g derselbe Kegel
von oben, mit dem kleinen eisernen Balken, der durch denselben laͤuft, und bei welchem man ihn
ergreift.
Fig. 8.
Werkzeug zum Ausnehmen der Kohlen aus dem Ofen, auch zum Nachsehen, um wieviel das
Holz sich gesezt hat, und ob es sich gleichfoͤrmig sezte.
Fig. 9.
Eiserne Krampe, von vorne und von der Seite gesehen. Man bedient sich derselben, um
die Kohlen in dem Ofen damit zu fassen, wenn sie noch zu heiß sind, als daß man sie
mit der Hand angreifen koͤnnte, und sie in die Koͤrbe zu
fuͤllen. Man muß deren wenigstens zwei haben.
Fig. 10.
Kranich neben dem Ofen uͤber der Erde errichtet, um den Hut auf- und
abzuheben. Er dreht sich um einen Pfosten, und kann, unter gewissen
UmstaͤndenWenn die
Achse, statt sich im Mittelpunkte der Schnellstange zu befinden, etwas mehr
von dem rechten Fuße des Kraniches als von dem Mittelpunkte des Ofens
entfernt waͤre, so wuͤrde der Dekel leichter und mit weniger
Kraft gehoben werden koͤnnen. A. d. O., bei drei und vier
Oefen zugleich dienen. In dieser Hinsicht ist der Hut mit 3 Ringen versehen, in
welche eben so viele Haken eingreifen, die an 3 eisernen Ketten befestigt sind,
welche sich in einem starken Ringe vereinigen, der von dem Haken h getragen wird. i, eine
lange hoͤlzerne Schnellstange, welche durch den Haspel k in Bewegung gesezt wird. l eine lange starke
eiserne Schraubenspindel zur Befestigung des Pfeilers. Sie steht in Verbindung mit
einer Schraubenmutter in dem Vorderstuͤke, und wird von derselben
aufgenommen. m zeigt die Weise, wie der Kranich unter
der Erde festgestellt ist. Seine Basis ruht auf einem Kreuze von breiten und diken
Brettern, um das Einsizen der Erde zu hindern und den Kranich selbst aufrecht zu
erhalten. Wenn der Boden nicht fest waͤre, so muͤßten unter dem Kreuze
gegen den Ofen hin
Buͤrsten eingeschlagen werden. n Korb in Form
einer Mulde, zum Ausnehmen der Kohlen aus den Oefen.
Im Falle wo, wie in der Zeichnung, der Kranich zum Ausnehmen der Kohlen mittelst des
Korbes n dienen soll, stellt man den Haspel k mittelst eines Balkens in Ruhe, so daß die
Schnellstange i nicht mehr wirken kann, und befestigt an
dem Haken h eine Rolle, welche ein Seil aufnimmt, das
ein Arbeiter von unten zieht, und das uͤber die Walze an der Leiter o, Fig. 4. laͤuft.
Diese Rolle ist nicht in der Zeichnung dargestellt.