Titel: | Ueber Zersezung metallischer Mittelsalze durch den Magnet. Von Hrn. J. Murray. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LI., S. 352 |
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LI.
Ueber Zersezung metallischer Mittelsalze durch den Magnet. Von Hrn. J. Murray.
Aus Dr. Tilloch's Philosophical Magazine et Journal. Novemb. 1821. S. 380.Diese
interessanten Versuche des Hrn. J. Murray haben zwar bisher keinen technischen
Werth; wer weiß jedoch, ob sie ihn nicht in der Folge in dieser oder jener
Hinsicht erhalten koͤnnen.
Murray über Zersezung metallischer Mittelsalze durch den Magnet.
In meinem Aufsaze „uͤber Zersezung
metallischer Mittelsalze durch den Magnet“, welchen ich der K.
Gesellschaft zu Edinburgh einschikte, bezog ich mich auf Versuche, welche mir ganz
offenbar den Einfluß des Magnetes auf die Zersezung metallischer Mittelsalze zu
erweisen schienen. Ich habe neuerdings augenscheinliche Beweise der Richtigkeit
meines Schlusses
erhalten, und will mir hier die Freiheit nehmen, einige meiner zahlreichen und in
dem Verlaufe meiner Untersuchungen oft wiederholten Versuche vorzulegen, gegen
welche, wie ich glaube, sich schwerlich einige Einwuͤrfe werden machen
lassen; ich gestehe, daß sie mir wenigstens genuͤgend scheinen.
In einer Aufloͤsung von uͤbersaurem salzsauren Queksilber wurde,
mittelst des Magnetes, das Queksilber bald in seiner gediegenen oder
fluͤssigen Gestalt dargestellt, und die uͤber demselben stehende
Fluͤssigkeit wurde von Eiweiß nicht afficirt. Feine magnetisch gemachte
Eisenfeile wuͤrde daher, in einem Sirupe, ein treffliches Gegengift gegen
Sublimat seynIn der
Voraussezung naͤmlich, daß der Sublimat die Waͤnde des Magens
noch nicht ergriffen, noch nicht entzuͤndet hat. A. d.
Ueb..
Platin-Aufloͤsung in Koͤnigswasser wurde mit lebhaftem, deutlich
hoͤrbaren Aufbrausen und mit sichtbarem Schaume zwischen dem Auge und Lichte
zersezt.
Man nahm feinen hollaͤndischen Stahldraht, und uͤberzeugte sich, daß er
nicht magnetisch war. Man brachte denselben in eine Aufloͤsung von Silber in
Salpetersaͤure, und ließ ihn 14 Stunden lang darin, ohne daß er irgend eine
Veraͤnderung hervorbrachte. Man verband nun mittelst eines Theiles desselben
den Nord- und Suͤd-Pol zweier Magnetstangen, und er befiederte
sich sogleich mit Silberkristallen.
Ein Stuͤk desselben Drahtes wurde entzwei gekneipt, und uͤber eines der
beiden neu erhaltenen Stuͤke der Magnet gestrichen; beide Stuͤke
wurden in eine salpetersaure Silber-Aufloͤsung gelegt. Das am Magnete
gestrichene Stuͤk reducirte das Silber; das andere blieb
unthaͤtig.
Man uͤberzog die Magnetstange mit Copalfirniß und tauchte sie in eine
Aufloͤsung von salzsaurem Queksilber: es hatte Wiederherstellung des
Metalles eben so gut statt, als ob kein solcher Ueberzug da gewesen
waͤre.
Man ließ zwei Magnetstangen zwei Tage lang in Phosphorsaͤure. Die
Saͤure wurde zersezt. Der Nordpol der einen Stange ward kaum angegriffen; der
Suͤdpol hingegen ward auf 1/8 Zoll tief zerfressen, und zeigte das von Hrn.
Daniel beschriebene buͤschelfoͤrmige Geschiebe.
Die beiden Pole, Nord und Suͤd, zweier Magnetstangen wurden in eine
Aufloͤsung von salpetersaurem Silber getaucht, und in einer Entfernung von
ungefaͤhr einem halben Zoll an ihren Enden mittelst eines Stahldrahtes
vereinigt: ein Niederschlag von Silberkristallen hatte um den Verbindungsdraht statt
(wenige derselben waren unter demselben), und der Verbindungsdraht selbst wurde
damit bekleidet.
Es gelang mir, jedes metallische Mittelsalz auf diese Weise mittelst der Anwendung
des Magnetes zu zersezen; ich weiß aber noch nicht, daß Stahl, als bloßes
gekohlstofftes Eisen, alle Saͤuren aus was immer fuͤr einem Metalle
anzuziehen vermag.
Ein Stuͤk Platindraht, das in einer Aufloͤsung von salpetersaurem
Silber nicht angegriffen wurde, wurde zur Vereinigung beider Pole eines starken
hufeisenfoͤrmigen Magnetes, welcher 12 Pfunde trug, verwendet. Als es in
dieser Verbindung in eine Aufloͤsung von salpetersaurem Silber gebracht
wurde, wurde es sehr bald entfaͤrbt und angegriffen.
Wenn eine Magnetstange in eine Aufloͤsung von salpetersaurem Silber getaucht
wird, so vollendet sie die vollkommene Zersezung derselben und die Wiederherstellung
des Metalles, die Menge desselben mag noch so groß seyn; die Oberflaͤche des
mit der Aufloͤsung in Beruͤhrung stehenden Magnetes wird nicht
angegriffen, wohl aber wird diejenige, welche zunaͤchst uͤber der
Oberflaͤche der Aufloͤsung sich befindet, durch die entweichenden sauren
Daͤmpfe angefressen, zum deutlichen Beweise, daß hier Zersezung statt
hat.
In einer Aufloͤsung von salpetersaurem Silber beschlug der Nordpol sich
augenbliklich mit glaͤnzenden Silberplaͤttchen, und erzeugte dieselben
schneller und haͤufiger um sich her, als der Suͤdpol. Diese
Kristallplaͤttchen zeigten deutlich Polaritaͤt, und wurden von der
Annaͤherung einer Platte aus feinem Stahle afficirt.
Wenn man einen Magnet in eine Aufloͤsung von kochsalzsaurem Queksilber taucht,
und die Zersezung, welche Kuͤgelchen von fluͤssigem Queksilber
darstellt, beginnt, so wird man sehen, daß diese Zersezung an den Kanten und an der
Basis der Stange am staͤrksten vor sich geht, und daselbst haͤufiger
und schneller geschieht. Dieses Phaͤnomen hat gleichfalls statt, wenn man
eine Magnetstange in Eisenfeile waͤlzt; man wird dann an eben diesen Stellen
mehr Theilchen der Eisenfeile angehaͤngt finden, als an den uͤbrigen
seiner Oberflaͤche.
Es ist ein interessantes Schauspiel, die Reduktion der kleinen
Metallkuͤgelchen um die Pole, vorzuͤglich um den Nordpol und seine
Basis zu sehen, nebst einer vierekigen Flaͤche, welche die Form oder den
Eindruk der geneigten Stange darstellt. Die Wiederherstellung beginnt an den Kanten,
und ist eben so auffallend als schoͤn.
J. MurrayIn demselben Journale finden wir S. 387. noch folgende die Wirkung des
Magnetes betreffende Notizen:„Wenn man eine kleine Magnetstange zwei oder drei Tage lang in
einem blauen Kohlaufguß stehen laͤßt, so wird die blaue Farbe
vollkommen zerstoͤrt. Eben dieß geschieht auch mit der
Lakmus-Tinctur.“„Man sezte die beiden Schenkel eines hufeisenfoͤrmigen
Magnetes, welche ungefaͤhr 3/4 Zoll von einander entfernt waren,
jeden einzeln und abgesondert in kleine Cylinder, deren jeder eine
Aufloͤsung von salpetersaurem Silber
enthaͤlt. Um einen dieser auf obige Weise getrennten Pole
sammelte sich eine dunkle Wolke, und einige einzelne Kristalle
beschlugen den anderen an der dem vorigen zunaͤchst gelegenen
Seite. Waͤhrend zweier ganzen Tage erfolgte wenig Aenderung. Als
aber beide Theile zugleich in ein mit derselben Metallaufloͤsung
gefuͤlltes Glas getaucht wurden, entstand sehr bald eine
vollkommene Zersezung, und beide Pole bedekten sich vollkommen mit
glaͤnzendem metallischen Silber, waͤhrend kleine,
glaͤnzende Silberkristalle in der Fluͤssigkeit schwammen,
und, obschon sie anfangs farbenlos waren, sich nach und nach
faͤrbten.“–––––––Bei der Revision dieser Abhandlung und nach schon geschehenem Abdruk des
vorgehenden Bogens, erhielten wir die Annals of
Philosophy. Es werden daselbst im Januarheft S. 39. Hr. Murray's
Schluͤsse uͤber die reducirende Kraft des Magnetes auf
Metall-Oxide, durch eine Reihe von Versuchen dahin berichtigt, daß
das magnetische Eisen nicht als Magnet, sondern als bloßes regulinisches Eisen zersezend wirkt. So
interessant Hrn. Murray's Versuche sind, so wichtig ist auch die
Berichtigung der Ansicht der magnetischen Wirkung des Eisens, und dient den
zahlreichen Freunden des Wunderbaren zu einer großen Lehre.
D..