Titel: | Auszug aus einer Abhandlung über vergleichende Cultur der Oelpflanzen von Hrn. Matthieu de Dombasle, Gutsbesizer zu Nancy. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LIV., S. 360 |
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LIV.
Auszug aus einer Abhandlung über vergleichende Cultur der Oelpflanzen von Hrn. Matthieu de Dombasle, Gutsbesizer zu NancyDieser
Abhandlung wurde von der Gesellschaft der fuͤr vergleichende Cultur der
Oelgewaͤchse ausgeschriebene Preis (Vergl. Bulletin September 1821 p. 280) zuerkannt. A. d. O. Wir liefern hier
aus diesem Auszuge nur einen Auszug, mit Hinweglassung des einzelnen
Rechnungs-Details, deren Resultat die am Ende angehaͤngte Tabelle
liefert. A. d. Ueb..
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. Novemb. 1821. S. 330.
Matthieu de Dombasle über Cultur der Oelpflanzen.
In der gegruͤndeten Ueberzeugung, daß man nur durch
einen mittleren Durchschnitt mehrjaͤhrigen Ertrages eines im Großen
getriebenen Baues der Oelgewaͤchse zu sicheren Resultaten gelangen kann, hat
Hr. M. de Dombasle durch mehrere Jahre seinen Versuchen
hieruͤber jaͤhrlich 10 Hektaren Landes gewidmet.
Die Arten oder Abarten, die er baute, waren Winter- und
Fruͤhlings-Kohlsaat (Colza, Brassica
campestris) Winter- und Fruͤhlingsruͤbsen (Navette, Brassica,
Napus), schwarzer und weißer Senf (Sinapsis
alba et nigra), Mohn, Lein und Leindotter (Cameline, Myagrum sativum L.). Er versuchte auch die schwedische
Ruͤbe (Rutabaga), den Cavalierkohl (Choux-cavalier)Der
Uebersezer kennt diese Sorte nicht; Schade, daß der Hr. Verf. sich nicht die
Muͤhe gab, die botanische Benennung anzufuͤhren. A. d.
Ueb., den Oelrettig (Raphanus
sativus et chinensis oleiferus), rothe Nachtviole (Hesperis matronalis) und Wau (Reseda luteola). Die ersten drei Pflanzen
mißriechen wegen der Reife, die beiden lezteren gaben so wenig Oel, daß man sie
nicht als Oelpflanzen betrachten kannUnser alte,
zu fruͤh vergessene, G. R. Boͤhmer,
auf welchen wir unsere Leser verweisen, hat in seiner technischen Geschichte der Pflanzen Th. I. S. 606–683. eine
Menge Oelpflanzen aufgefuͤhrt, von welchen mehrere eines Versuches
werth gewesen waͤren. A. d. Ueb..
Der Boden, auf welchem Hr. de Dombasle seine Versuche
anstellte, war ein ziemlich fester Thonboden, der seit vielen Jahren durch gute
Cultur und reichlichen Duͤnger verbessert wurde, so daß die vegetabilische
Erde, die bis auf 8 Zoll hinabreichte, leicht, und zum Roggen- und
Gerstenbaue hinlaͤnglich geeignet war. Unter dieser vegetabilischen Erde kam
ein ziemlich maͤchtiges Lager rothen, wenig fruchtbaren Thones, der sehr
wasserdicht war, weßwegen auch die Gruͤnde sorgfaͤltig abgezapft
werden mußten. Uebrigens hielt die oberste Schichte (die vegetabilische Erde) außer
dem Humus, so wie die untere, die nur durch Abwesenheit dieses lezteren von der
Oberen verschieden war, Thon und sehr feinen Sand, ohne beigemengte Steine und
Geroͤlle, und ein oder zwei p. C. Kalk.
1. Winter-Kohlsaat. Brassica campestris.
Diese dem Naturzustande des Gartenkohles am naͤchsten kommende Abart? (variété???) liebt, wie alle seine
uͤbrigen Abarten, einen reichen, leichten und doch etwas thonigen, sehr
verbesserten Boden. Eine Hauptbedingung zu ihrem Gedeihen ist, daß der Boden, auf
welchem man sie baut, seiner Lage und seiner Bearbeitung nach im Winter von allem
stehenden Wasser frei sey. Sie wiedersteht, auf trokenem Boden, sehr starken
Froͤsten, geht aber im Winter auf nassem Boden leicht zu Grunde.
Was die Aussaat im Wurfe betrift, so muß der Boden durch
dreifachen Bau dazu vorbereitet werden, und, da der Winter-Kohlsaat
fruͤhzeitig Ende Julius oder Anfangs August, gesaͤet werden muß, wenn
die Pflanzen noch stark genug werden sollen, um dem Winter wiederstehen zu
koͤnnen, so kann man Winter-Kohlsaat auf diese Weise beinahe nur auf
einem Brachfelde bauen. Es faͤllt also der Aussaat im Wurfe
zweyjaͤhriger Bondenzins zur Last.
Der Hauptvortheil bei dem Saͤen in Reihen besteht
darin, daß man mit geringem Aufwande, mit der Pferdehaue zwei- ja selbst
dreimal den Aker uͤbergehen kann, wodurch nicht bloß der Ertrag der
gegenwaͤrtigen, sondern, durch Verbesserung des Bodens, auch jener der
kuͤnftigen Aerndten um Vieles erhoͤht wird.
Durch das Aussezen der jungen Pflanzen in Reihen wird zwar
weder der Ertrag der Aerndte, im Vergleiche mit dem reihenweise Aussaͤen,
vermehrt, noch werden die Baukosten, die vielmehr hoͤher ausfallen,
vermindert; allein der reine Ertrag wird doch erhoͤht; denn es faͤllt
der Bodenzins fuͤr ein ganzes Jahr weg, indem man, da die Verpflanzung der
Pflaͤnzchen auf das Feld erst Ende Septembers oder Mitte Oktobers geschehen
darf, den Aker hiezu noch in diesem Jahre bestellen kann, und er doch eben so rein
wird, wie bei der vorigen Methode. Der beste Wechsel, um Kohlsaat dazwischen zu
pflanzen, ist: 1. Kohlsaat geduͤngt, 2. Gerste mit Klee, 3. Klee, 4. Korn,
oder: 1. Kohlsaat geduͤngt, 2. Korn, 3. Wiken als Futter, 4.
Fruͤhgerste (escourgeon). Zur Aussaat braucht man
nur den zehenden Theil des Landes, das man mit den Pflaͤnzchen besteken will,
und da man hiezu den fruchtbarsten Boden waͤhlen, und diesen so stark, als
man will, duͤngen kann, so hat man weniger von den Verheerungen der
groͤßten Feinde der Kohlsaat, der Pflanzenfloͤhe zu
fuͤrchten.
2. Fruͤhlings-Kohlsaat.
Der Fruͤhlings-Kohlsaat unterscheidet sich von dem
Winter-Kohlsaat bloß durch das fruͤhere Aufschießen in Saamen. Er hat
durchaus keine Aehnlichkeit mit dem Fruͤhlings-Ruͤbsen, obschon
einige Oekonomen ihn damit verwechselten. Der Saame ist etwas schlechter, als an dem
Winter-Kohlsaat, aber besser als an dem
Fruͤhlings-Ruͤbsen. Der Fruͤhlings-Kohlsaat kann
in Mitte Mai's, oder Anfangs Juni gesaͤet werden, und es ist sehr gut, wenn
man hiezu einen Zeitpunkt waͤhlt, wo die Feuchtigkeit der Erde schnelleres
Wachsthum der Pflanzen beguͤnstigt, und die Verheerungen der
Pflanzenfloͤhe, die sonst sehr zu fuͤrchten sind, verhindert.
Dieser Pflanzenfloͤhe wegen ist die Aerndte des
Fruͤhlings-Kohlsaats weit weniger sicher, als die des
Winter-Kohlsaats. Zuweilen kommt sie der Aerndte des lezteren gleich,
zuweilen ist sie aber fast ganz null. Man kann den
Fruͤhlings-Kohlstat, sowie den Winter-Kohlsaat, entweder in
freiem Wurfe oder reihenweise saͤen; die erstere dieser Methoden hat hier
weniger Schwierigkeiten, als bei dem Winter-Kohlsaate, weil die Vegetation
sehr rasch vor sich geht, der Boden daher nicht soviel Zeit hat, sich zu
erhaͤrten und mit Unkraut zu bedeken. Es ist kein merkbarer Unterschied in
der Aerndte bei diesen zwei verschiedenen Methoden; indessen laͤßt die
Pferdehaue den Boden fuͤr die nachfolgende Saat reiner, und die Kosten
betragen nur so wenig mehr, daß der Hr. Verf. das Saͤen in Reihen dem freien
Wurfe vorzieht.
3. Winter-Ruͤbsen. (Brassica Napus.)
Der Winter-Ruͤbsen wird beinahe wie der Winter-Kohlsaat gebaut,
nur kann er spaͤter, jedoch nicht spaͤter, als bis Anfangs Septembers,
gesaet werden. Es ist daher, indem der Boden, der so eben eine Aerndte geliefert
hat, bis dahin zur Aussaat kaum hergerichtet werden kann, kaum moͤglich den
Winter-Ruͤbsen anders als in ein Brachfeld zu saͤen, und man
muß doppelten Bodenzins in Anschlag bringen. Der Hr. Verfasser hat weder das
Saͤen in Reihen, noch das Verpflanzen versuchen koͤnnen, und hat es
auch nie versuchen gesehen. Man baut indessen in Lothringen
Winter-Ruͤbsen haͤufiger als Kohlsaat, weil er mit schlechterem
Boden und mit weniger Wartung vorlieb nimmt. Auf sehr gutem Boden und bei fleißiger
Pflege steht er etwas unter dem Kohlsaat; kann aber dort noch ziemlichen Ertrag
liefern, wo Kohlsaat nicht mehr gedeiht. Er kommt auf etwas leichtem und steinigem
Boden besser fort; indessen muß dieser noch immer fruchtbar seyn, und man baut ihn
nur in den besten Kornboͤden.
4. Sommer-Ruͤbsen.
Er wird wie Fruͤhlings-Kohlsaat gebaut, kann aber noch spaͤter,
bis in die Mitte des Junius hinein, gesaͤet werden. In dem, von dem Hrn.
Verf. angestellten. Versuche gab er beinahe gar keinen Ertrag, der uͤberhaupt
hier so ungewiß, wie bei dem Fruͤhlings-Kohlsaat ist. Der Hr. Verf.
rechnet aber den Werth des Duͤngers so hoch, daß man bei solcher Rechnung,
schwerlich Winter-Ruͤbsen bauen koͤnnte. Man baut ihn
uͤberhaupt selten im Meurthe-Departement, und nur dann, wann er eine
Fehlaͤrndte ersezen soll. Er wird aber haͤufig im Departement der
Maas, bei dreijaͤhrigem Wechsel, statt der Brache gehalten, und schikt sich um so
besser, als, bei seiner spaͤten Saatzeit im Fruͤhjahre, der Aker
vorher mehrere Male bearbeitet werden kann, und nach der
Sommer-Ruͤbsenaͤrndte nur noch einmal umgestuͤrzt werden
darf, um mit sicherem Erfolge, Korn auf demselben zu bauen. Man schaͤzt den
Ertrag der auf diese Weise gebauten Pflanze sehr hoch, und wirklich faͤllt
die Rechnung fuͤr einen Landmann, der an Brache gewohnt ist, und der sein
Korn als den Ertrag von zweijaͤhrigem Bodenzinse und von allen Arbeiten, die
er dem Aker waͤhrend der Brache geben muß, betrachtet, ganz anders aus, da
hier der Ertrag der Brache ihm nur den Duͤnger zur
Ruͤbsenaͤrndte und die sonst bei der Brache, unnoͤthigen
Auslagen fuͤr den Bau der Ruͤbsen kostet. Schlaͤgt man die
Baukosten des Ruͤbsen in die Brache zu 122 Franken, und den Ertrag zu 246
Franken an, so ergibt sich ein Gewinn von 124 Franken. Mehr, als man bei dem
schoͤnsten Korne erhaͤlt! – So sehr haͤngt der Ertrag
des Baues einer Pflanze von gehoͤriger Wechselwirthschaft ab.
5. Schwarzer Senf. (Sinapis nigra).
Schwarzer Senf wird nur in wenigen Gegenden in Frankreich gebaut. Auf sehr gutem
Boden ist sein mittlerer Ertrag groͤßer, als der des
Fruͤhlings-Ruͤbsen, und die Pflanzenfloͤhe sind weniger
dabei zu fuͤrchten, weil man ihn fruͤher schon im Maͤrz
saͤen muß; auf mittelmaͤßigen Boden hingegen sieht er dem
Fruͤhlings-Ruͤbsen nach, und liefert meistens eine sehr
schlechte Aerndte. Der Hr. Verfasser hat indessen diese Pflanze auf vielen sehr
verschieden Gruͤnden, sandige ausgenommen, gebaut. Bei dem Baue dieses
Gewaͤchses zeigen sich indessen zwei bedeutende Schwierigkeiten, die
denselben nothwendig beschranken muͤßen. Die erste ist die außerordentliche
Leichtigkeit, mit welcher dieser Senf seine Saamen verliert; man muß ihn
maͤhen, sobald die Staͤngel anfangen gelb zu werden, und ehe noch die
ersten Saamen vollkommen reif sind; und dessen ungeachtet verliert man noch eine
Menge derselben, wenn ein Sturm kommt, wo der Senf auch schon in Buͤndeln
liegt, oder wenn anhaltende Regen das Ausdreschen verhindern. Die zweite besteht
darin, daß dieser Senf jede nachfolgende andere Aerndte, ungeachtet aller Sorgfalt
vergiftet: denn es laͤßt sich auch bei der gluͤklichsten Aerndte
beinahe nicht vermeiden, daß nicht vielleicht zwanzigmal so viele Koͤrner
ausfallen, als man ausgesaͤet hat, und von diesen Koͤrnern geht nur
ein Theil im Herbste auf, die uͤbrigen keimen im naͤchsten
Fruͤhjahre und verderben die neue Aerndte. Der Hr. Verf. glaubte diesem Nachtheile dadurch
vorbeugen zu koͤnnen, daß er das Feld auf welchem Senf gebaut wurde, im
Herbste oͤfters mit der Egge uͤbergehen ließ; allein, es half nichts,
und noch im dritten Jahre kam mehr Senf, als man wuͤnschte. Man kann also nur
Senf in solche Felder bauen, welche spaͤter zu mehreren auf einander
folgenden Aerndten, welche behauen werden muͤssen, bestimmt sind. Der Hr.
Verfasser saͤet ihn immer in Reihen. Als Oelpflanze gibt er beinahe gar
keinen Gewinn, und kann nur durch Bereitung des sogenannten Senfes, unter gewissen
Umstaͤnden, fuͤr die Nachtheile seines Baues entschaͤdigen.
6. Weißer Senf. (Sinapis alba).
Der Bau desselben ist jenem des schwarzen Senfes durchaus aͤhnlich; er nimmt
aber auch mit schlechterem Boden vorlieb, und kann etwas spaͤter gebaut
werden. Auf gutem Boden traͤgt er weniger, und gibt auch weniger Oel.
7. Mohn. (Papaver somniferum).
Man baut zwei Abarten: eine mit weißem, die andere mit grauem Saamen. Der Hr.
Verfasser hat nur die leztere gezogen. Der Bruto-Ertrag dieser Pflanze ist
sehr bedeutend; allein, die Baukosten sind es nicht minder. Durch Saͤen in
Reihen ließen sich leztere sehr vermindernWohl auch
durch Bauen zwischen Erdaͤpfeln. A. d. Ueb.; allein Hr.
de Dombasle fand so viele
Schwierigkeiten bei dieser Methode, daß er dieselbe gar nicht versuchen konnte. Der
Mohn muß sehr fruͤhe gesaͤet werden; am besten ist es, wo es seyn
kann, wenn er im Februar, oder selbst Ende Jaͤnners, gesaͤet wird; man
muß die schoͤnen Tage in dieser Jahreszeit hiezu benuͤzen; allein zu
dieser Zeit ist die Erde, wo sie etwas fest ist, zu naß, um geeggt werden zu
koͤnnen, um den Furchenzieher und den Saͤer brauchen zu
koͤnnen. In sandigem und etwas steinigem Boden, welcher sich am besten
fuͤr den Mohn schikt, wuͤrde man indessen weniger Schwierigkeiten
finden. Der Hr. Verfasser sah, wenigstens auf seinem Boden, wenig Vortheil von dem
Baue dieser Oelpflanze. Er fand auch das einzelne Ausschlagen der Saamen, wo es nach
Taglohn geschehen muß, viel zu kostspielig. Da die Kapseln an dieser Abart (der
weißen) oben geschlossen sind, so muß man au jedem einzelnen Kopfe das Schildchen
oben mit dem Messer wegschneiden, und sie dann schuͤtteln, um die Saamen
ausfallen zu machen. Insofern diese Arbeit zu einer Zeit geschehen kann, wo die uͤbrigen
Feldarbeiten nicht so dringend sind, rechnete der Herr Verfasser fuͤr
dieselbe taͤglich 75 C. Die Kultur des Mohnes, so wie uͤberhaupt jede
Pflanze, die viele Handarbeit fodert, schikt sich besser fuͤr kleine Bauern,
die mit ihrer Familie weit mehr auszurichten vermoͤgen, als man durch
Tagloͤhner zu leisten vermag, indem auf diese Weise alles besser und zur
gehoͤrigen Zeit geschieht, waͤhrend im Großen ein halber Tag
versaͤumt oft um die halbe Aerndte bringt. So darf man z.B. den Mohn nie
behauen oder jaͤten, waͤhrend er noch von Thau oder Regen naß ist,
indem er dadurch gelb wird, und sich oft nicht wieder herzustellen vermag. In der
suͤdlichen Gegend von Toul baut man viel Mohn, und man befolgt hiebei eine
Weise, die man nicht genug empfehlen kann. Der Boden ist daselbst so leicht und
steinig, daß er nur einen elenden Ertrag an Korn liefert, und selbst die Gerste nur
im nassen Sommer gedeiht; Mohn geraͤth aber daselbst sehr gut. Man hat dort
sogenannte Dreifelder-Wirthschaft; nur baut man, statt der Brache, Mohn. Die
groͤßeren Guͤterbesizer lassen den Kleinhaͤuslern ein
Stuͤk geduͤngten Landes zum Mohnbaue; diese bauen den Mohn und theilen
die Haͤlfte des Ertrages der Aerndte mit dem Guͤterbesizer.
8. Lein. (Linum usitatissimum).
Herr de Dombasle baute Rigaer
Lein, den er auf ein im vorhergehenden Herbste umgeakertes und zweimal mit dem
Extirpator uͤbergangenes Feld am Ende des Maͤrz oder Anfangs Aprils
saͤete. Diese Zeit haͤlt er fuͤr die beste Bauzeit. Er rechnet
150 Kilograme Aussaat auf eine Hektare. Da Hr. de Dombasle den Lein zugleich auf Flachs
benuͤzte, und die Roͤstungskosten mit in Anschlag brachte, so ergibt
sich der Oelertrag nicht so ganz rein. Man wuͤnscht sehnlichst in Frankreich
des Roͤstens enthoben zu seyn.
9. Leindotter. (Myagrum sativum).
Man hat behauptet, daß der Leindotter sich mit einem weniger fruchtbaren Boden, als
die uͤbrigen Oelpflanzen, begnuͤge. Hr. de Dombasle baute daher, versuchsweise, im
Fruͤhjahre 1820, auf demselben Aker, der ziemlich guter Kornboden, aber etwas
thonig war, und seit 5 Jahren nicht geduͤngt wurde, Leindotter, weißen Senf,
Fruͤhlings-Ruͤbsen und Fruͤhlings-Kohlsaat. Der
Ertrag aller dieser Pflanzen war sehr mittelmaͤßig, und der Leindotter
zeichnete sich durchaus nicht vor den uͤbrigen aus. Der Jahrgang war indessen
guͤnstig, und dasselbe Feld gab noch 25–30 Hektolitres Hafer auf jeder
Hektare. Leindotter macht also, wenigstens auf solchem Boden, keine Ausnahme von der
allgemeinen Regel: daß Oelpflanzen einen gut geduͤngten Boden fodern.
Im Fruͤhlings desselben Jahres bebaute der Hr. Verfasser einen
aͤhnlichen Boden, wie jener der zu obigem Versuche diente, mit Leindotter,
und der eben so bestellt war. Er saͤete am 15. April im freien Wurfe 15
Pfunde auf eine Hektare. Dieses Feld ward im vorigen Herbste umgeakert, und zweimal
mit dem Extirpator im Fruͤhjahre uͤbergangen. Er erhielt 15 1/2
Hektolitre von jeder Hektare, obschon der Sommer gut war, glaubt aber, daß das viele
Unkraut die Aerndte sehr verschmaͤlerte, und daß man daher diesen Ertrag als
mittleren Ertrag annehmen kann. Er hatte bei der Kultur dieser Pflanze Gelegenheit
zwei wichtige Bemerkungen zu machen: 1tens daß sie gegen die, den uͤbrigen
Oelpflanzen aus der Familie der Kohlgewaͤchse so sehr gefaͤhrlichen
Insekten durchaus gesichert ist; 2tens daß man nach derselben noch Moͤhren
(gelbe Ruͤben) nachbauen kann. Er hat ferner noch Klee in den Leindotter, so
wie in den Fruͤhlings-Kohlsaat, gebaut, und dieser Klee ist
schoͤner geworden, als jener, den er in Getreide-Arten baute, und gab
einen ertraͤglichen Schnitt im Herbste.
10. Leindotter zugleich mit weißem Senfe gebaut.
Es ist bekannt, daß oͤfters zwei verschiedene Pflanzenarten, zugleich auf
demselben Boden gebaut, besser gedeihen, und mehr Ertrag liefern, als wenn man jede
einzeln fuͤr sich zieht, wahrscheinlich weil die einzelnen Pflanzen durch die
Nachbarschaft einer Pflanze verschiedener Art weniger belaͤstiget werden, als
durch eine Pflanze von ihrer eigenen. Da, uͤberdieß, der Leindotter und der
weiße Senf, beinahe gleichzeitig dieselben Vegetations-Perioden durchlaufen,
und die Mischung zweier verschiedener Saamen die Oel-Erzeugung selbst nicht
beeintraͤchtiget, obschon man noͤthigen Falles auch noch diese durch
ein Sieb von einander scheiden koͤnnte, so versuchte der Hr. Verfasser beide,
ihre Saamen zu gleichen Theilen gemengt, zu bauen, und besaͤete damit 20
Aren. Dieser Mischling stand weit schoͤner, als auf den benachbarten Furchen,
wo weißer Senf und Leindotter, jeder einzeln, gebaut standen. Die Pflanzen keimten
sehr gut, beide Arten reiften zu gleicher Zeit, und die Hektare gab 18 Litres.
Dieser auffallende Unterschied wird hinreichen koͤnnen, um den Landmann zu
bestimmen, diese Pflanzen nie anders, als zugleich mit einander, zu bauen, selbst
dann, wenn, durch Witterung beguͤnstigt, die Reife der einen um einige Tage
fruͤher fiele, als die der anderen, weil keine von beiden den Saamen so leicht verliert.
Der Hr. Verfasser hat den Bruto-Ertrag des Baues der Oelpflanzen nach dem
mittleren Werthe des Saamens einer jeden Art derselben im Handel bestimmt. Es ist
zwar oͤfters vortheilhaft, wenn derjenige, der diese Pflanzen im Großen
zieht, eine eigene Oelmuͤhle besizt; allein, nur wenige vermoͤgen
dieß, und es ist gewiß, daß neun Zehntheile der Aerndten der Oelpflanzen nur als
Saame im Handel sind. Selbst diejenigen, die Oelmuͤhlen besizen,
muͤssen den Ertrag ihrer Aerndte nach dem Handlungs-Preise der
Oel-Saamen berechnen; denn die Oel-Erzeugung ist ein eigener Zweig der
Industrie, der sowohl demjenigen, der Oel-Saamen selbst erzeugt, als
demjenigen, der sie kauft, seine Vortheile gewaͤhrt. Der Eigenthuͤmer
einer Oelmuͤhle kann dieselbe sowohl mit selbstgezogenen als mit gekauften
Saamen versehen, und in diesem Falle sind die Errichtungs-Kosten fuͤr
ihn geringer als fuͤr den, der die Saamen baut. Lezterer kann allerdings, die
Saamen, die er baute, durch Oelschlager von Profession auspressen lassen; allein
dieses Verfahren fuͤhrt selten zu dem hoͤchsten Gewinne. Denn, wenn
auch der Oelschlaͤger ein streng ehrlicher Mann ist, so kann man doch nicht
von ihm erwarten, daß er auf fremdes Gut alle jene Sorgfalt wende, die er nur seinem
Eigenthume schenken kann; und es gehoͤrt nicht wenig Aufmerksamkeit dazu, aus
diesen Saamen gutes Oel in moͤglich groͤßter Menge zu erhalten. Und
wenn man auch endlich noch annimmt, daß derjenige, der seine Saamen zur
Muͤhle bringt, daraus eben so viel Oel erhaͤlt, als der Oelschlager
selbst, so hat er doch nicht Gelegenheit sein Oel so vortheilhaft, wie dieser, an
den Mann zu bringen. Die Oelkuchen, die der Landmann zur Fuͤtterung seiner
Hausthiere erhaͤlt, sind einer der wichtigsten Gruͤnde fuͤr
Selbsterzeugung des Oeles aus den gebauten Oelpflanzen; allein, wo es immer mehrere
Oelmuͤhlen gibt, sind auch diese Oelkuchen ein Gegenstand des HandelsIch habe
bereits in diesem Journal (Bd. 6. S.
308.) auf eine vortheilhaftere Benuͤzung der Oelkuchen,
naͤmlich zur Gaserzeugung aufmerksam gemacht, und mich durch weitere
Versuche von ihrer Ergiebigkeit auf Oel-Gas widerholt
uͤberzeugt. Moͤchte doch dieser Gegenstand auch von andern,
und wo moͤglich im Großen, versucht und die Resultate in dem
polytechnischen Journal mitgetheilt werden. D..
Tabelle der mittleren Resultate der vergleichenden Kultur der Oelpflanzen.
Textabbildung Bd. 7, S. 369
Namen der Pflanzen; Baukosten auf eine Hektare; Ertrag an Saamen von einer Hektare in Litres; Preis des Hektolitres dieser
Saamen; Bruto-Ertrag der Hektare im Gelde; Reiner Gewinn auf einer Hektare; Menge d. Oeles v. ein; Hektoliter Saamen in Litres;
Winter-Kohlsaat in freiem Wurfe gesäet; reihenweise verpflanzt; Frühlings-Kohlsaat; Winter-Rübsen; Schwarzer Senf; Weißer
Senf; Mohn; Lein (Linum usitatissimum); Leindotter zugleich mit weißem Senfe gebaut