Titel: | Beschreibung des dem Benjamin Thompson von Ayton Cottage in der Grafschaft Durham ertheilten Patentes auf eine Methode zur Erleichterung des Fuhrwerkes auf hölzernen und eisernen Riegelwegen, Plattenschienen und anderen Straffen. Dd. 24. Oktober 1821. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXXI., S. 464 |
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LXXI.
Beschreibung des dem Benjamin Thompson von Ayton Cottage in der Grafschaft Durham ertheilten Patentes auf eine Methode zur Erleichterung des Fuhrwerkes auf hölzernen
und eisernen Riegelwegen, Plattenschienen und anderen Straffen. Dd. 24. Oktober 1821.
Aus dem Repertory of Arts, Manufact. et Agricult. N. CCXXXVIII. Maͤrz 1822. S. 205.
Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
Thompson's Erleichterung des Fuhrwerkes auf hölzernen und eisernen Riegelwegen.
Ich erklaͤre, daß meine Erfindung in der Anwendung von
zweien oder mehreren feststehenden (fixed) Dampf-
oder andern Maschinen
besteht, welche auf einer Eisenbahn oder andern Strasse in solcher Entfernung
voneinander angebracht werden, als nach der Beschaffenheit des Grundes am bequemsten
befunden wird, und auf eine solche Art, daß die Wirkung solcher Dampf- oder
anderer Maschinen untereinander wechselnd und gegenseitig (inter changeable and reciprocal) wird, wie ich weiter unten anzeigen
werde. Um meine Erfindung und ihre Anwendung desto besser verstaͤndlich zu
machen, finde ich noͤthig anzufuͤhren, daß es bis jezt verschiedene
Arten gibt, deren man sich bedient, um durch thierische oder mechanische
Kraͤfte Wagen auf Eisenbahnen fortzuschaffen, wo der Transport
vorzuͤglich oder ganz in einer Richtung geht. Feststehende Maschinen werden
gebraucht, um beladene Wagen an schiefen Flaͤchen hinauf zu ziehen, indeß die
leeren Wagen vermoͤge ihres eigenen Gewichtes auf derselben Flaͤche
zuruͤk gehen, und die Seile von der Maschine mit sich fort nehmen.
Selbstwirkende schiefe Flaͤchen werden gebraucht, wo beladene Wagen mit einem
hinreichenden Fall abwaͤrts gehen koͤnnen, um eine gleiche Anzahl
zuruͤk kommender leerer Wagen zugleich aufwaͤrts zu ziehen; und wo
eine oder die andere dieser Methoden wegen Mangel an hinreichendem Gefaͤlle,
oder wegen Abweichungen und Beugungen der Strasse nicht anwendbar ist, da bedient
man sich zum Fortziehen der Wagen der Pferde, und in einigen, doch sehr wenigen
Faͤllen der wandelnden Dampfmaschinen (loco motive
Engines). Man hat auch Ketten ohne Ende angewendet, allein wegen der großen
Reibung und der hiedurch verursachten Kraftverschwendung ist der Gebrauch derselben
nur auf wenige Faͤlle und kurze Entfernungen beschraͤnkt geblieben.
Diese Methoden, verbunden oder einzeln, nach Umstaͤnden, gaben bis jezt die
Mittel zum Transporte auf Riegelwegen und Eisenbahnen. Durch meine Vorrichtung
duͤrften solche in den meisten Faͤllen, und mit betraͤchtlichem
Vortheil, alle beseitigt werden. Die Strasse mag auf ihrer ganzen Laͤnge mehr
oder weniger steigen oder fallen, ganz eben oder wellenfoͤrmig seyn,
gleichviel; so werden die Wagen, beladen und leer, in beiden Richtungen mit einer
gleichfoͤrmigen und groͤßern Geschwindigkeit fortgezogen, als bisher
auf irgend eine Art moͤglich war. Eine Strasse, auf welcher diese meine
Erfindung angewendet werden soll, muß in Stationen abgetheilt werden, deren Abstand
von einander nach der Beschaffenheit des Grundes hinsichtlich seines Steigens und
Fallens, und nach den Wendungen oder Kruͤmmungen der Strasse zu bestimmen
ist. Je mehr der Grund einer horizontalen Flaͤche sich naͤhert, je
weniger zahlreich und scharf die Beugungen sind, desto weiter koͤnnen die
Stationen von einander entfernt seyn. Im Gegentheile, wenn auf der Linie der Strasse
viele und große Unebenheiten, und viele und scharfe Wendungen vorkommen,
muͤssen die Stationen um so naͤher zusammengeruͤkt werden.
Nun folgt eine lange Beschreibung mit einem beigefuͤgten kleinen Holzschnitte,
der auf Tab. VIII. abgebildet ist, woraus das
Wesentliche dieser Erfindung kuͤrzlich in Folgendem sich ergibt.
In einer Entfernung von 1 3/4 bis 2 englischen Meilen (9240 bis 10,560 Fuß) werden
zwei Dampfmaschinen erbaut. Zwei Seile, welche von einer Maschine zur andern
reichen, sind mit ihren beiden Enden an zwei cilindrischen Raͤdern
(sogenannten Goͤpelkoͤrben) so befestigt, daß, waͤhrend das
eine Seil a durch die Kraft der Maschine Nr. 2.
aufgewikelt, eine Anzahl daran befestigter Wagen von Nr. 1. bis Nr. 2. zieht, das
andere Seil b von seinem (fuͤr den Augenblik
ausser aller Verbindung mit der Maschine Nr. 2. gesezten) Rade sich ungehindert
abhaspelt, und von der Maschine Nr. 1. zuruͤkgezogen und aufgewunden, eine
gleiche Anzahl (leerer oder beladener) Wagen in entgegengesezter Richtung von Nr. 2.
nach Nr. 1. fuͤhrt. Nun wird der naͤchstfolgende Wagenzug bei Nr. 1.
an das Seil b gehaͤngt, und, nachdem das Rad, an
welchem solches aufgewikelt worden ist, von dem eingreifenden Raͤderwerke der
Maschine Nr. 1. losgemacht worden, dessen anderes Ende von der Maschine Nr. 2.
angezogen und aufgewikelt, waͤhrend die Retourwagen am Seile a von Nr. 2. nach Nr. 1. durch die Maschine Nr. 1.
gezogen werden. Auf diese Art kann jede Anzahl von Wagen von einer Station zur
andern unaufhoͤrlich und ohne Zeitverlust, auf einer Seite vor- auf
der andern ruͤkwaͤrts, durch die Kraft von zwei oder mehreren, in
einer Reihe angebrachten, gewoͤhnlichen Dampfmaschinen geschaft werden, indem
die Seile wechselweise von einer Maschine angezogen und aufgewikelt, und von der
andern wieder nachgelassen und abgehaspelt werdenEs versteht
sich, daß hiebei, wenn der Transport ununterbrochen vor- und
ruͤkwaͤrts fortgehen soll, die Eisenbahnen doppelt, oder zwei
nebeneinander vorgerichtet werden muͤssen. A. d. Ueb..
Die Geschwindigkeit, mit welcher die Wagen auf diese Art fortgezogen werden sollen,
gibt Hr. Thompson zu 7 3/4 bis 10 Fuß in jeder Sekunde (5 1/2 bis 7 englische Meilen
in einer Stunde) an, und er berechnet die hiedurch bewirkte Ersparniß zu 75 pro Cent
von den Kosten des gewoͤhnlichen Transportes durch Pferde. – Um das
Schleppen und Reiben der langen und schweren Seile auf dem Boden zu
verhuͤten, bringt er zwischen den Schienen der Eisenbahnen in schiklichen
Entfernungen Friktions-Raͤder oder Rollen an, welche da, wo der Zug
geradaus geht, 25 Fuß voneinander in vertikaler Lage, bei Kruͤmmungen der
Strasse hingegen naͤher aneinander und schraͤge gestellt werden.
Bemerkungen des Patent-Traͤgers.
Hr. Thompson erzaͤhlt hier die Resultate eines Versuches, welchen er mit
dieser seiner Erfindung auf einer Eisenbahn an dem Steinkohlen-Werke von Ouston in der
Grafschaft Durham, sieben Meilen von Newcastle, mit gutem Erfolge angestellt hat.
„Auf einem ziemlich unebenen Terrain werden hier sechs aneinander
gehaͤngte Wagen, zusammen mit 318 Centner beladen, mit einer
Geschwindigkeit von 10 1/2 Fuß in jeder Sekunde (was dreimahl schneller, als der
gewoͤhnliche Pferde-Schritt ist,) fortgezogen, und, nach Hrn.
Thompsons Berechnung, auf einer einzigen Station, von 6945 Fuß in der
Laͤnge, uͤber 500 Pfund Sterling jaͤhrlich an Pferden
erspart.“ – Er faͤhrt dann folgender Massen fort:
„Sieben Meilen in einer Stunde scheint dem Patent-Traͤger
unter allen Umstaͤnden die vortheilhafteste Geschwindigkeit zu seyn; doch
wuͤrde er uͤberhaupt eine noch schnellere Bewegung, von 10 Meilen
in der Stunde, vorziehen, auf einer Eisenbahn, wo alle uͤbrigen davon
abhaͤngigen Operationen gleichzeitig verrichtet werden koͤnnten.
Wie schnell auch dieses scheinen mag, so ist er uͤberzeugt, daß auf einer
gut angelegten Bahn beladene Wagen mit vollkommener Sicherheit segar
zwoͤlf Meilen in jeder Stunde zuruͤk legen koͤnnten; und da
bei jedem starken Verkehre ein schneller Transport von der hoͤchsten
Wichtigkeit ist, so duͤrfte uͤberall, wo man die Mittel dazu hat,
die groͤßt moͤgliche Geschwindigkeit vorgezogen werden. Durch
keine der gegenwaͤrtig uͤblichen Arten von Transport kann eine
solche Schnelligkeit der Bewegung erhalten werden, als durch die hier
beschriebene Wechsel-Wirkung fest stehender Maschinen. Die wandelnden
Dampf-Maschinen oder Dampf-Wagen (loco
motive
steam-engines)
sind einer solchen Schnelligkeit nicht faͤhig, da selbe kaum den Gang
eines gewoͤhnlichen Pferde-Schrittes vertragen, weil sie
vermoͤg ihrer Bauart die Stoͤsse und zitternde Bewegung nicht
aushalten koͤnnen, welchen sie selbst auf den vollkommensten Eisenbahnen
unvermeidlich ausgesezt sind.
Da diese Dampfwagen bis jezt das einzige mechanische Surrogat fuͤr Pferde auf
Eisenbahnen waren, so findet der Patent-Traͤger sich veranlaßt, seine
Bemerkungen uͤber dieselben noch weiter auszudehnen.
Die Vorrichtungen der Herren Blenkinsop, Chapman und Brunton
Diese in den
XXI und XXIV. Banden des Repertory of Arts
beschriebenen Patent-Erfindungen bestehen in gezahnten eisernen
Windenstangen, welche der ganzen Laͤnge nach neben der Eisenbahn
angebracht sind, in eisernen Ketten, und in Schubstangen oder
kuͤnstlichen Fuͤssen, mittelst deren die Dampfwagen
fortgestossen werden. A. d. Ueb.) koͤnnen den Widerstand
bey maͤssig ansteigendem Grunde uͤberwinden. – Die Wirkung
aller uͤbrigen beruhet auf dem Widerstande der eisernen Schienen oder Platten
gegen die Raͤder, ohne welchen diese sich nicht fortwaͤlzen
koͤnnen, sondern schleifend umgehen, und es koͤmmt daher hiebey darauf
an, in der Beruͤhrung zwischen den Raͤdern und Schienen die
moͤglich groͤßte Reibung zu schaffen
Dennoch ist ein Steigen von 1/4 Zoll auf 3 Fuß Laͤnge (1 Fuß auf 144) das
hoͤchste, was solche Maschinen mit einer angehaͤngten Last
uͤberwaͤltigen koͤnnen.Und zwar nur
bei trokner Witterung, da die Bahnen und Raͤder etwas rauh sind; beim
Regen, da ihre Oberflaͤchen schluͤpfriger werden, gleiten die
Raͤder aus, und der Wagen koͤmmt nicht vorwaͤrts. A. d.
Ueb. Diese Reibungen, nebst dem eigenen Gewichte des Dampfwagens,
verursachen aber eine so bedeutende Kraftverschwendung, daß
verhaͤltnißmaͤssig nur ein kleiner Theil (hoͤchstens 35 pro
Cent.) derjenigen Kraft, welche die Maschine ausuͤbt, fuͤr die
eigentliche Wirkung: das Fortziehen der angehaͤnten beladenen Wagen,
uͤbrig bleibt. Auf drei oder hoͤchstens vier solcher wandelnder
Maschinen ist daher immer wenigstens noch eine besondere Hilfs- oder
Vorspann-Maschine noͤthig, und zugleich die bestaͤndige und
wachsamste Aufsicht eines dirigirenden Mechanikers, um nur eine leidentlich sichere
Wirkung zu erhalten. Zahlreiche und kostbare Versuche sind mit diesen Dampfwagen
schon gemacht, aber groͤßtentheils auch wieder aufgegeben worden; und es ist
noch die Frage, ob hiebei auch nur ein einziges Mal ein wirklicher Vortheil oder
eine Ersparniß in Vergleich mit dem gewoͤhnlichen Pferdezug sich ergeben
habe. In einem Falle, wo man den Versuch mit einem Aufwande von mehreren Tausend
Pfund Sterling, und mit den vollkommensten Maschinen unternommen hatte, ward dieser
Plan ganz aufgegeben, und man spannte wieder Pferde vor, nicht nur wegen der damit
verknuͤpften Schwierigkeiten, Muͤhe und verdruͤßlichen
Zufaͤlle, sondern auch weil man sich von der groͤssern Kostbarkeit in
der Unterhaltung uͤberzeugt hatte.Diese im
Jahre 1822 in England geschriebenen praktischen Bemerkungen
bestaͤtigen im vollsten Maaße dasjenige Urtheil, welches unser
Landsmann, derk. b. Oberst Bergrath Hr. R. J. v. Baader, schon im Jahre 1816 in
seinen zu Muͤnchen erschienenen Bemerkungen
uͤber die von Hrn. v. R. angekuͤndigte Verbesserung der Dampfmaschine
und die Anwendung, derselben auf Fuhrwerke, uͤber die
Brauchbarkeit solcher wandelnder Dampfmaschinen oder Dampfwagen
gefaͤllt hat; und nach diesen Erfahrungen und Bemerkungen
laͤßt sich zum Voraus ermessen, was man von der neuerlichst in
oͤffentlichen Blaͤttern angekuͤndigten, in England,
Frankreich und Deutschland zugleich patentisirten Erfindung des Hrn.
Griffith zu halten
und zu erwarten habe, welcher durch die Kraft des Wasser-Dampfes auf gewoͤhnlichen Landstrassen
Berg- an und Berg- ab reisen will. Wenn es mit diesem Prinzip
schon auf Eisenbahnen so schlecht geht, wo doch der Widerstand des
Fuhrwerkes kaum den zehnten Theil desjenigen betraͤgt, welcher auf
der beßten Chaussee Statt findet, was soll da auf gewoͤhnlichen
rauhen und unebenen Strassen heraus kommen? – Ohne daher auf die Gabe
der Prophezeiung Anspruch zu machen, glauben wir hier doch bestimmt vorher
sagen zu koͤnnen, daß der durch seine vielen Reisen bekannte Herr
Griffith das Ende
seiner Reisen erreicht haben wird, wenn er kuͤnftig die
Wasserdaͤmpfe statt der Pferde vorspannen will, und daß es ihm mit
der Loͤsung dieser Aufgabe nicht besser ergehen wird, als es vor
zwanzig Jahren dem Hrn. Trevithick in England, und vor 6 Jahren einem unserer
deutschen Mechaniker ergangen ist, wovon jezt kein Mensch mehr spricht.
– Wahrscheinlich wird man auch von Hrn. Griffith's Erfindung in der Folge nichts
mehr hoͤren, wie man bis auf den heutigen Tag von jener
Famoͤsen Dampf-Post-Kutsche nichts mehr gehoͤrt
hat, welche, nach einer vor zwei Jahren zu Dublin gedrukten und in allen
englische, franzoͤsische und deutsche Zeitungen aufgenommenen
Ankuͤndigung von einem festgesezten Tage angefangen
regelmaͤssig zwischen Dublin und Belfast hin
und her jagen sollte!!! – A. d. Ueb.
Es gibt aber gegen dieses Prinzip noch eine andere Betrachtung von nicht geringem
Blauge: der vergroͤsserte Aufwand, welchen schon die erste Anlage einer
solchen Vorrichtung fuͤr die Eisenbahn selbst verursacht.
Das ungeheure Gewicht solcher Dampfwagen erfodert naͤmlich auch eine weit
staͤrker und massiver gebaute Eisenbahn, als fuͤr gewoͤhnliche
darauf gehende Fuhrwerke noͤthig ist. In diesem Theile des
Koͤnigreiches (Newcastle an der Tyne),wo man den Bau der Eisenbahnen zu einer
hoͤhern Vollkommenheit als anderswo gebracht hat, ist ein Newcastle Chaldron
Steinkohlen, (verordnungsmaͤssig 53 Centner) das groͤßte Gewicht eines
Wagens. Fuͤr solche maͤssige Ladungen ist eine Eisenbahn stark genug,
welche weniger als 2/3tel des Gußeisens enthaͤlt, welches eine Bahn erfodert,
auf der ein Dampfwagen gehen soll;Hiezu
koͤmmt noch die groͤßte und wichtigste Einwendung hinsichtlich
der Gefahr des Zerspringes, welcher diese wandelnden Dampfmaschinen mehr als
jede andere ausgesezt sind, da zu denselben der gewoͤhnliche und ganz
gefahrlose Watt'sche Mechanismus, dessen Wirkung hauptsaͤchlich auf
der Verdichtung der Daͤmpfe durch kaltes Wasser, und dem hiedurch
erzeugten luftleeren Raume beruhet, durchaus nicht brauchbar ist, weil man
hiezu nebst dem ganzen Maschinenwerk auch noch ungeheuere Reservoirs mit
kaltem Wasser mit schleppen muͤßte, und daher nur das Prinzip van
Trevithik mit gespannten oder uͤberspanntem Dampfe benuͤzt
werden kann. Wirklich haben sich auch schon mehrere schrekliche
Ungluͤksfaͤlle mit solchen Dampfwagen in England ereignet. A.
d. Ueb. aber eine lange, ausgedehnte und sehr thaͤtige
Erfahrung von mehr als zwanzig Jahren hat den Patent-Traͤger uͤberzeugt, daß eine
Ladung von einer Tonne bis 1 1/2 Tonnen (20 bis 30 Centner) in jeder Hinsicht, wo es
die Umstaͤnde erlauben, die bequemste und vortheilhafteste ist. Eine Strasse
fuͤr solche Wagen wuͤrde nur wenig mehr als 1/3tel das fuͤr das
Dampfwagen-Sistem noͤthigen Eisens erfodern, auch wenigem
Beschaͤdigungen ausgesezt, und wohlfeiler und leichter zu unterhalten
seyn.
Die Anwendung fest stehender, wechselweise wirkender Maschinen erfodert auch nur eine
einfache Eisenbahn, wobei Seitenbahnen zum Ausweichen
nur an den Stationen noͤthig sind. Hiedurch wird ohngefaͤhr der
fuͤnfte Theil aller Materialien erspart, indem sechs Seitenbahnen, jede von
210 Fuß Laͤnge, auf eine englische Meile genuͤgen.Bei einem
starken Verkehre, sind doch auf jedem Fall doppelt neben einander gelegte
Eisenbahnen vorzuziehen, wobei die groͤssere Schnelligkeit,
Bequemlichkeit und Sicherheit des Transportes die unbedeutende Ersparniß von
1/5 der Anlags-Kosten weit uͤberwiegen. Auch duͤrfen
die Wagen auf einer doppelten Bahn, da solche auf einer oder der andern
Seite bestaͤndig in derselben Richtung gehen, nicht so
ausserordentlich schnell fortgerissen oder geschleudert werden, wie Hr.
Thompson verlangt, und wobei die Bahnen, die Wagen und die Seile grosse
Gefahr lausen. A. d. Ueb. – Noch ein andern auffallenden
Vorzug, welchen diese Erfindung vor den Dampfwagen und vor dem Gebrauche der Pferde
besizt, hat sich so eben bewaͤhrt. Ein starker Schnee fiel in der Nacht von
vorgestern, und lag dik auf dem Grunde, als man gestern Fruͤh zu arbeiten
anfing; doch entstand hiedurch kein Hinderniß, indem die Wagen, wie gewoͤhnlich,
ohne Zeitverlust gefoͤrdert wurden, da es ein paar Stunden Zeit erfordet
heben wuͤrde, ehe man Pferde haͤtte vorspannen koͤnnen, und ein
Dampfwagen von gewoͤhnlicher Bauart auf den durch Naͤsse
schluͤpfrigen eisernen Schienen nicht fort gekommen waͤre.
Die Anzahl der in einem Zuge fortzuschaffenden Wagen ihre Geschwindigkeit, und
folglich (mit Ruͤksicht auf die zu uͤberfahrenden Anhoͤhen) die
Kraft der verschiedenen Maschinen werden durch die Groͤße der zu leistenden
Arbeit, oder der taͤglich zu foͤrdernden Last bestimmt. Ueberhaupt
wird also durch das Sistem fest stehender Maschinen mit Wechselwirkung nicht nur an
den bestaͤndigen Kosten, sondern auch an den Kosten der ersten Anlage gegen
den Pferdezug und die Dampfwagen viel erspart. Den 3 ten Januar. 1822.
Anmerkung der Redaktion.
So wenig sich uͤberhaupt gegen die Anwendbarkeit der
vorstehenden Erfindung zum mechanischen Transporte auf Eisenbahnen einwenden
laͤßt, so glauben wir doch bemerken zu muͤssen, daß auf
betraͤchtlich langen Streken, ausser dem in den Anmerkungen bereits
beruͤhrten Schwierigkeiten, die Anschaffung und Unterhaltung so vieler und
langer Seile ziemlich kostbar und beschwerlich ausfallen duͤrfte. Diese
Seile, deren Gesammt-Laͤnge bei einer einfachen Bahn wenigstens eben
so groß, bey einer doppelten mehr als zweimal so groß als jene der ganzen Strasse
seyn muß, und welche bestaͤndig jeder Witterung ausgesezt sind,
muͤssen, ohngeachtet der vielen Friktions-Rollen (deren auf eine
Stunde Weges wenigstens 500 bis 600 anzubringen sind) einer sehr bedeutenden Reibung
unterliegen, und sich daher sehr schnell abnuͤtzen, auch eine große Kraft
Verschwendung verursachen.
Uebrigens zeigt diese Erfindung neuerdings, wie eifrig man seit
einiger Zeit in England auf die moͤglichste Verbesserung der fortschaffenden
Mechanik, und besonders auf die Ersezung thierischer durch mechanische
Kraͤfte bedacht ist. Zugleich liefert aber auch dieses Patent einen neuen
Beweis, daß in jenem Lande das Prioritaͤts-Recht aller Erfindungen
schlecht geachtet und gesichert ist. Der Erste, welcher statt der plumpen,
unwirksamen, ungewissen, zerbrechlichen und gefaͤhrlichen Dampfwagen oder wandelnden Maschinen
(loco motive Engines) feststehende, in bestimmten
Entfernungen vorgerichtete Maschinen (fixed or Stationary
Engines) fuͤr den Transport auf Eisenbahnen vorgeschlagen hat, ist
ein Deutscher, unser verdienstvoller Landsmann, Hr. Oberst-Bergrath Jos. v. Baader, welcher
fuͤr diese seine Erfindung und fuͤr seine verbesserte Konstruktion von
Eisenbahnen am 15 Novemb. 1815 zu London ein koͤnigl. Patent genommen hat.
Hrn. v. B. Prinzip, die Kraft der in gewissen Entfernungen voneinander wirkenden
Maschinen von einer Station zur andern ohne irgend eine unmittelbare Verbindung zur
Fortschaffung der Wagen auf einer Eisenbahn anzuwenden, ist ganz originel, und
unterscheidet sich von der hier beschriebenen Anordnung des Hrn. Thompson und allen
fruͤhern aͤhnlichen Vorschlagen wesentlich, und besonders darin sehr
vortheilhaft, daß von einer Station zur andern weder Seile noch Ketten erfoderlich
sind.