Titel: | Ueber geschmolzenes Kautschuk oder India-Rubber, und Sicherung des Stahles und Eisens gegen Rost. Von Arthur Aikin, Esqu., Secretäre der Society for the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce. Schreiben an Herrn Th. Gill dd. 24. Dez. 1821. John Street, Adelphie, 19. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXXIII., S. 476 |
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LXXIII.
Ueber geschmolzenes Kautschuk oder India-Rubber, und Sicherung des Stahles und Eisens gegen Rost. Von Arthur Aikin, Esqu., Secretäre der Society for the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce. Schreiben an Herrn Th. Gill dd. 24. Dez. 1821. John Street, Adelphie, 19.
Aus Th. Gill's technical Repository. N. I. Jaͤner 1822. S. 55.
Aikin über geschmolzenes Kautschuk.
Die verschiedenen bisher angestellten Versuche um Eisen und
Stahl vor Rost zu bewahren, sind Ihnen eben so wohl bekannt, als der geringe Erfolg,
den sie hatten. Fettige, oͤlige und harzige Substanzen waren bisher die Basis
der verschiedenen Mittel, welche man in dieser Hinsicht vorgeschlagen und angewendet
hat; allein, so wie die ersteren ranzig werden, entsteht Saͤure, welche das
Eisen angreift, und die lezteren springen, wenn sie troken werden, zu leicht ab, und
lassen dadurch Feuchtigkeit eindringen, welche, sobald als sie sich eingeschlichen
hat, gleichfalls auf das Eisen zu wirken anfaͤngt, und den Firniß in Schuppen
abstoͤßt, indem die Eisentheilchen, sobald sie in Oxid verwandelt werden, an
Umfange zunehmen.
Vor einiger Zeit entstand in mir der Gedanke, ob nicht geschmolzenes Kautschuk die
vortheilhafte Eigenschaft besizen koͤnnte, die Oberflaͤche des Eisens
gegen die Einwirkung der Atmosphaͤre zu sichern, indem es an und fuͤr
sich, wo es der freien Luft ausgesezt wird, kaum von derselben chemisch afficirt
wird, unter allen gewoͤhnlichen Temperaturen eine gewisse Theriak
aͤhnliche Consistenz besizt, fest an der Oberflaͤche des Eisens
anklebt, und zugleich mit Leichtigkeit mittelst eines weichen Lappens oder alten
Brotes weggeschafft werden kann.
Ich machte daher den Versuch, bestrich kleine Stahl- und Eisenplatten an ihrer
Oberflaͤche zur Haͤlfte ganz leicht mit Kautschuk, und ließ sie
5–6 Wochen lang im Laboratorium auf einem Tische liegen. Der Erfolg war, daß
die mit Kautschuk bestrichene Haͤlfte vollkommen rein und von allem Roste
befreit blieb, waͤhrend die andere unbedekte Haͤlfte beinahe
gaͤnzlich davon zerfressen war. Die Finger oder ein weiches Buͤrstchen
sind das beßte Instrument um das Kautschuk aufzutragen: wenn man ein Stuͤk
damit bestrichen hat, muß es auf eines seiner Enden gestellt werden, damit das
uͤberfluͤssige Kautschuk ablaufen kann, was in einem Tage oder in ein
paar Tagen geschehen seyn wird.
Die Temperatur, die das Kautschuk zum Schmelzen noͤthig hat, ist beinahe
diejenige, deren das Blei bedarf. Wenn man dasselbe in einem Naͤpfchen oder
in irgend einem offenen Gefaͤße zu schmelzen versucht, so entwikelt sich eine
Menge von Daͤmpfen, die Masse wird mehr oder weniger verkohlt, und ist selbst
in Gefahr sich zu entzuͤnden. Ich ersuchte daher meinen Freund, Hrn.
P. Taylor, in Bury Court,
St. Marie Axe, einiges Kautschuk fuͤr mich in einem geschlossenen
Gefaͤße zu schmelzen, und dieß gelang vollkommen in einer Art von kupfernen
Flasche mit einem horizontalen Ruͤhrer, welcher mittelst eines Handgriffes,
der uͤber das Gefaͤß emporragte, in steter Bewegung gehalten werden
konnte, und so das Kautschuk von dem Anbrennen am Boden sicherte. Ich bin etc.
A. Aikin.
P. S. Diese Methode ist genau dieselbe, deren ich mich
selbst bediente, und welche ich dem Hrn. Perkin's mittheilte, welcher sich derselben zur Erhaltung seiner
gravirten Stahlbloͤke, Stahlplatten, Rollen und Staͤmpel bedient, und
dieselben dadurch vor aller Oxidation bewahrt. Ihm verdanken wir auch noch die Idee,
das Kautschuk mit Terpentinoͤl zu verbinden, wodurch dasselbe noch leichter anwendbar
wird, und der Nebenvortheil entsteht, daß das Kautschuk zu einem festen
zaͤhen Firnisse vertroknet, der fuͤr alle Feuchtigkeit undurchdringbar
ist, und jedesmal alsogleich mit einem weichen in warmes Terpentinoͤl
getauchten Wuͤrstchen weggeschafft werden kann.
Th. Gill. Esqu.