Titel: | Ueber das Bleichen der vegetabilischen und animalischen Substanzen. Von Wilhelm Heinrich v. Kurrer. |
Autor: | Dr. Wilhelm Heinrich Kurrer [GND] |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XI., S. 51 |
Download: | XML |
XI.
Ueber das Bleichen der vegetabilischen und animalischen Substanzen. Von Wilhelm Heinrich v. Kurrer.
v. Kurrer über das Bleichen der vegetabilischen und animalischen Substanzen.
Das Bleichen umfaßt im Allgemeinen diejenigen
Verfahrungsarten, durch welche sowohl vegetabilische, als thierische Stoffe aus
ihrer rohen Naturbeschaffenheit in einen farbenlosen (weißen) Zustand versezt
werden. – Die Kunst, Stoffe des Pflanzenreichs zu bleichen, verliert sich in
der grauesten Vorzeit. Schon die alten Egyptier kannten die reinigenden
Eigenschaften gewisser Thonarten, und die Einwirkung der atmosphaͤrischen
Luft und des Lichts bei einer schnellen Herbeifuͤhrung des Bleichprozesses.
HomerIlias 22ster Gesang. spricht von den
leinenen Kleidern der trojanischen Frauen und Jungfrauen seiner Zeit auf eine Art,
die vermuthen laͤßt, daß es weißgebleichte Stoffe waren. Er sagt: die beiden
Quellen des Skamanders fuͤllten zwei breite Beken des schoͤnsten
Marmors, wo waͤhrend der gluͤklichen Tage des Friedens die
trojanischen Frauen mit ihren schoͤnen Toͤchtern ihre
praͤchtigen Kleider wuschen. Derselbe unsterbliche Dichter mahlt uns die
Prinzessin Nausikaa mit ihren Gespielinen, wie sie ihre Kleider zum Hochzeitfeste
waschen, unter ihren Fuͤssen treten, und der Einwirkung der Luft
aussezenOdysse 6tes Buch. Voß gibt in seiner trefflichen
deutschen Uebersezung die Worte des Saͤngers also:Als sie nun das Gestade des herrlichen Stromes erreichten,Wo sich in rinnende Spuͤlen die nimmer versiegende
FuͤlleSchoͤner Gewaͤsser ergoß, die schmuzigsten Fleken zu
saͤubern;Spannten die Jungfrau'n schnell von der Wagen Deichsel die
Maͤuler,Ließen sie an dem Gestade des silberwirbelnden StromesWeiden im suͤßen Klee, und nahmen vom Wagen die Kleidung,Trugen sie Stuͤk vor Stuͤk in der Gruben dunkles
Gewaͤsser,Stampften sie drein mit den Fuͤssen, und eiferten unter
einander.Als sie ihr Zeug nun gewaschen, und alle Fleken gereinigt,Breiteten sie's in Reihen am warmen Ufer des Meeres,Wo die Wogen den Strand mit glatten Kiesel bespuͤlen u.s.w.. Den Griechen war schon zu jener Zeit die guͤnstige Einwirkung der Luft, des
Thaues, und der Sonne beim Bleichen bekannt. Eine Stelle in dem uralten biblischen
Buche Hiob gedenkt des Waschens von
Kleidungsstuͤken in einer Grube mittelst des Krauts Borith, worunter Gesenius eine Pflanze aus dem
genus Salsola versteht. Theophrast, der Sohn eines
Walkres von der Insel Lesbos, welcher 300 Jahre vor Christus lebte, erzaͤhlt,
das ein Schiff mit Leinwand und Kalk beladen durch die Wirkung des Kalks
zerstoͤrt wunde; da durch Zufall der Kalk sich mit Wasser
geschwaͤngert hatte, geht daraus hervor, daß man bereits damals sich des
Kalks beim Bleichen vegetabilischer Stoffe bediente. PliniusPlin. Aist. Nat. Lib. XXXV. Cap. 52. 56.
57. nennt die verschiedenen Erben und Pflanzen, welche die Griechen
und Roͤmer zum Reinigen und Bleichen benuzten. Erst spaͤter lernte man
den Gebrauch der Aschenlauge und Seife kennen, auf welche die Anwendung der Soda,
Pottasche u.s.w. folgte.
Im suͤdlichen Asien, den Laͤndern dießseits und jenseits des Ganges,
kannte man die Wirkung der aͤzenden Alkalien beim Geschaͤft des
Bleichens vegetabilischer Gewebe schon lange zuvor, ehe die Europaͤer
Hindostan besuchten, und dort ihre Niederlassungen gruͤndeten. Nach der
Versicherung glaubwuͤrdiger Maͤnner bedient man sich noch
gegenwaͤrtig in ganz Bengalen und auf der Kuͤste von Koromandel dieses
einheimischen Verfahrens,
welches die Urbewohner ein Jahrtausend fruͤher, als die Europaͤer
ausuͤbten.
In Europa wurde die Kunst zu Bleichen erst in der neuern Zeit ihrer cimmerischen
Finsterniß entrissen, und durch chemische Geseze zur eigentlichen Wissenschaft
erhoben. Den ersten Lichtstrahl fuͤhrte Scheele
herbei durch die Entdekung der oxidirten Salzsaͤure (Chlorine), eine
Entdekung, vermittelst welcher alle Gattungen der Pflanzenfaßern zu jeder Jahreszeit
schnell und schoͤn weiß gebleicht werden, welche von Berthollet aufgegriffen, den technischen Gewerben, insbesondere der Kunst
zu Bleichen, eine ganz andere Richtung gab, und diese zu einen der interessantesten
Zweige der technisch-chemischen Wissenschaft machte, indem nun scharfsinnige
Chemiker und vorurtheilsfreie Manufakturisten mehrerer Nationen sich mit rastlosem
Eifer der neuen Entdekung widmeten, und dem bisher vernachlaͤßigten
Bleichwesen die groͤßte Aufmerksamkeit schenkten.
So verbreitete sich schnell die neue Methode zu Bleichen durch alle Theile von
Europa. Es entstanden in Frankreich, und Großbritanien Bleichanstalten mit der
oxidirten Salzsaͤure, die mehr oder weniger gluͤklichen Erfolg hatten.
Wo unterrichtete Maͤnner die Sache leiteten, da entsprachen die Resultate dem
Erwarten vollkommen. Auch in unserem deutschen Vaterlande saͤumte man nicht,
das Berthollet'sche Verfahren gleich nach dessen Bekanntwerdung einzufuͤhren;
zugleich beeiferte man sich, es moͤglichst zu vervollkommen, und der
Lokalitaͤt anzupassen.
Als man durch die Erfahrung mit der bleichenden Wirkung der liquiden Chlorine im
Großen vertrauter war, wurde die Bahn zu neuen Versuchen erleichtert. Es gelang der
Chemie, die neue Saͤure an Substrate zu binden, wodurch manche Hindernisse in
der Ausuͤbung beim Bleichen besiegt wurden. So trat die Tennantsch'e
Bleichmethode vermittelst Chlorin-Kalk, das
englische Verfahren mittelst Chlorin-Bitter-Erde, das Verfahren mittelst Chlorin-Kali (Idvellischer Lauge) und Chlorin-Natron ins Leben; nicht zu gedenken der Verbindungen jener
Saͤure mit andern Erden und Alkalien, welche mehr oder weniger bleichende
Wirkung besizen. – Von Born, Westrumb und Sieber bewiesen die
Moͤglichkeit, mittelst der Chlorindaͤmpfe zu bleichen.
Einige Jahre nach Berthollets folgenreicher Entdekung machte Chaptal ein neues
Verfahren bekannt, mittelst aͤzendalkalischer Wasserdaͤmpfe im
verschlossenen Raum alle Gattungen Pflanzenfaßern mit einer erstaunlichen
Schnelligkeit weiß zu bleichen. Higgins in Irland trat mit der geschwefelten
Kalkerde, als einem Stellvertreter der Pottasche und Soda, beim Bleichen
vegetabilischer Gewebe in die Schranken, und Westrumb sezt durch unwiderlegbare
Resultate die Nuͤzlichkeit der Alkalien im kaustischen Zustande außer
Zweifel.
Von den sich schnell aneinander reihenden Entdekungen mit Erfahrungen in der Kunst,
vegetabilische Materien aller Art nach dieser oder jener Methode zu bleichen, war
ein eifriger Wettstreit die natuͤrliche Folge, wodurch diese Kunst auf gewiße
Regeln gebracht wurde. Es fanden sich Maͤnner in Frankreich, Großbritanien
und Deutschland, welche sich es angelegen seyn ließen, die Vereinfachung des
Bleichprozesses auszumitteln, und durch verbesserte Konstruktion der hiezu
benoͤthigten Apparate das Bleichgeschaͤft fuͤr den empirischen
Manufakturisten in ein vortheilhaftes, weniger schwuͤriges, Licht zu stellen.
Pajot des Charmes, Fourcroy, Decroizilles, O'Reilly, Bourlier, Bosc, Rup, Tennant,
Thomson, Parkes, Tenner, von Born, Westrumb, Hermbstaͤdt, Erxleben und in der
neuesten Zeit mehrere andere technische Chemiker haben sich ausgezeichnete
Verdienste in diesem Gebiete der Wissenschaft erworben, und ihren Forschungen
verdanken wir den Flor, in dem wir es gegenwaͤrtig erbliken.
Die Kunst zu bleichen laͤßt sich nach der Natur der zu bleichenden Stoffe in
zwei Hauptklassen ordnen, naͤmlich: 1) in das Bleichen
der vegetabilischen Materien, und 2) in das Bleichen
animalischer Substanzen, wozu auch die Seide als
Produkt der Phalaena bombyx zu zaͤhlen ist. Bei
beiden Arten findet ein entgegengeseztes Bleichverfahren statt. Vegetabilische
Substanzen bedingen andere Agentien und Verfahren, als: Wolle, Haare, Federn, Seide
u.s.w., well ihre Grundmischung aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff besteht,
jene, thierischen Ursprungs, hingegen aus Kohlenstoff, Salpeterstoff, Sauerstoff,
Wasserstoff und in den meisten Faͤllen aus Phosphor und etwas Schwefel
zusammengesezt sind. Auch die, die urspruͤngliche Weise verunreinigende,
Materie ist bei jenen entgegengesezten Produktionen der Vegetation und Animalisation
von verschiedener Beschaffenheit. Werden die Stoffe des Pflanzenreichs in der
atmosphaͤrischen Luft der Einwirkung des Lichts und des Sauerstoffs, so wie
der Zersezung durch Thau und Wasser dargebothen, so entfaͤrben sie sich in
derselben Progression, wie die Materie in einem dauernden Zustande damit in
Beruͤhrung erhalten wird; wogegen unter gleichen Bedingungen bei thierischen
Gespinsten oder Geweben das Gegentheil erfolgt. Die reinen Alkalien zersezen leztere
gaͤnzlich, und bilden damit Gattungen von Seifen, waͤhrend die
Pflanzenfaser in ihrer Grundmischung dadurch unveraͤndert erhalten wird. Die
Chlorin- und schwefelsauren Baͤder, deren man sich beim Bleichen der
Leinen, Nessel, Baumwolle und aller andern Fasern des Pflanzenreichs mir großem
Erfolge bedient, faͤrben thierische Stoffe, als: Wolle, Haare, Federn,
Hoͤrner u. d. m. mehr oder weniger gelb. Die Seide, welche sich, ihrer
Grundmischung nach, der Natur der thierischen Wolle naͤhert, erfodert bei der
Operation des Bleichens unter partieller Abaͤnderung dieselben Arten des
Verfahrens, welche bei
dem Bleichen der Schafwolle in Anwendung gebracht werden.
Das Bleichen der vegetabilischen Gespinste und Gewebe laͤßt sich in folgende
Bleichmethoden eintheilen:
A) In das Bleichen mittelst milder Alkalien und Auslegen
auf die Wiese;
B) in das Bleichen durch kaustische Alkalien und Auslegen
auf die Wiese;
C) in das Bleichen mittelst der saponificirten
kaustischalkalischen Lauge;
D) in das Bleichen mit der liquiden Chlorine;
E) in das Bleichen mittelst der
Chlorindaͤmpfe;
F) in das Bleichen mittelst Chlorin-Kali
(Iuvelle'scher Lauge) und Chlorin-Natron;
G) in das Bleichen mittelst Chlorinkalk (Tennant's
Bleichfluͤssigkeit);
H) in das Bleichen durch Chlorin-Bittererde und
Chlorin, Verbindungen mit andern Substraten (Basen);
I) in das Bleichen mittelst kaustisch alkalischer
Wasser-Daͤmpfe (Chaptals Methode); endlich
K) in das Bleichen mittelst Schwefelkalk (Higgins
Methode).
Es wird nun von den verschiedenen aus dem Pflanzenreiche entlehnten Fasern und deren
daraus bereiteten Gespinsten und Fabrikaten die Rede seyn, nachdem zuvor in
systematischer Ordnung, mit steter Beruͤksichtigung Anderer, und mit
moͤglichster Sorgfalt und Sachkenntniß folgende Gegenstaͤnde
abgehandelt worden sind:
A) Bleichen der Baumwolle, der baumwollenen Gespinste und
Gewebe;
B) Bunt- oder Schekenbleiche;
C) Bleichen der Leinwand und leinenen Fabrikate;
D) Papierbleiche;
E) Bleichen der Waͤsche;
F) Bleichen der alten Kupferstiche;
G) Strohbleiche; endlich
H) Wachsbleiche.
Die Bleichmethode der thierischen Stoffe wird dann aus jenes folgen; die Wahl aber
der beim Bleichen erfoderlichen Materialien den Beschluß dieser Abhandlung
machen.
Von dem Bleichen der Baumwolle, der Baumwollen-Gespinnste und Gewebe.
Die weiße Baumwolle, die in ihrem natuͤrlichen Zustande weiß und farbenlos
ist, enthaͤlt in ihren feinsten Fasern einen eigenen Firniß der, wenn er
gleich farbenlos erscheint, dennoch verhindert, daß die Baumwolle den
hoͤchsten Glanz ihrer Weiße dem Auge darbiethen kann. Beim Faͤrben der
rohen ungebleichten Baumwolle zeigt sich dieser inhaͤrirende Firniß von
extraktivstoffartiger Natur hinderlich fuͤr die Annahme der Farbe, indem er
der Verbindung der Pigmente mit der Faser Schwierigkeiten entgegensezt. Im
verarbeiteten Zustande, als Garn, wird das Gespinst durch die mehrfache Manipulation
mit oeligen Substanzen, Schweiß und Staub verunreinigt. Die
Baumwollen-Gewebe, wie sie der Weber vom Stuhle liefert, sind durch die
Schlichte noch staͤrker beschmuzt. Leztere besteht theils aus Getraide oder
Kartoffelmehl und thierischen keim, theils bedient man sich des Unschlitts, oder
andere Fett-Arten, um den durch die Schlichte rauch und hart gewordenen Faden
wieder geschmeidig zu machen. Viele Weber sezen der Schlichte noch andere
Ingredienzen zu, welche insgesammt die weiße Farbe der Baumwolle mehr oder weniger
entstellen, und durch den Prozeß des Bleichens hinweggesezt werden
muͤßenEs ist nicht selten,
daß her Weberschlichte noch ganz fremdartige Substanzen zugesezt werden, die
den Prozeß des Bleichens sehr erschweren. Dahin gehoͤren einige
Salzverbindungen, welche gewinnsichtige Weber anzuwenden pflegen, um ihrer
Waare ein vortheilhaftes Aeußeres zu verschaffen. Die erste Mehlschlichte
fuͤr den Zettel wird, wenn sie sauer wird, und die Weber solche in
eisernen Gefaͤßen, wie oͤfter geschieht, aufbewahren, durch
Eisenaufloͤsung verunreinigt, weil die Essigsaͤure nach und
nach von den gerosteten Gefaͤßen Eisenoxid aufloͤst, wodurch
der Schlichte mehr oder weniger essigsaures Eisen aufgeloͤst zukommt.
Die zweite Schlichte, welche die Weber zu geben pflegen, wenn die erste
troken ist, besteht aus Rindstalg oder Butter. Wenn dergleichen fette
Materien ranzig oder stinkend werden, so wird der Bleichprozeß erschwert,
weil das Fett eine Art Oxidation erleidet. Es waͤre zu
wuͤnschen, daß statt dieser fetten Substanzen schwarze Seift
gebraucht wuͤrde, welche, zumal beim Bleichen der leinenen Waaren,
dem Prozesse sehr vortheilhaft waͤre. In Großbritanien wird seit
kurzer Zeit das Fett, welches durch Auskochen der Ochsenhoͤrner
gewonnen wird, zur fetten Schlichte der Baumwollen- und
Leinen-Gewebe verwendet. A. d. V..
Der natuͤrliche extraktiv-stoffartige Firniß, (Farbestoff) so wie die
durch die Verarbeitung dem Gewebe zugefuͤhrte Mehlschlichte loͤset
sich am leichtesten durch die Fermentation auf, wogegen die Oel- und
Fett-Theile durch die Alkalien in aufloͤsbare Seifen
umgeaͤndert werden. Der Sauerstoff und das Licht erleichtern den Prozeß des
Bleichens, indem sie den vorhandenen praͤdominirenden Kohlenstoff zersezen,
und als kohlensaures Gas ausschieden.
Fermentations-Prozeß.
Bei allen Methoden, vegetabilische Stoffe zu bleichen ist die gehoͤrige
Fermentation (Weichung) von der hoͤchsten Wichtigkeit fuͤr die
Foͤrderung des uͤbrigen Bleichprozesses. Gerade in dieser Vorarbeit
duͤrfte der Grund des oͤftern Mißlingens oder verspaͤteten
Erfolges in vielen Bleichanstalten zu suchen seyn, weil die Sache von den Wenigsten
begriffen und von den
Meisten fehlerhaft betrieben wirdIn unsern
suͤddeutschen Bleichanstalten in Baiern, Wuͤrtemberg, Baden
etc. wird eben dieser Gegenstand auf die unverantwortlichste Weise mit
kostspieliger Verschwendung an alkalischen Salzen beim Bleichen der leinenen
Stoffe etc. ganz vernachlaͤßigt, ja ich moͤchte sogar
behaupten, daß er nicht einmal seiner Natur und Wirkung nach erkannt wird.
Die unvollkommenen Resultate, welche aus diesen empirischen Bleichanstalten
hervorgehen, beurkunden zu deutlich wie weit man in der eigentlichen Kunst
zu bleichen, noch zuruͤck steht. A. d. V.. Selbst
Westrumb, mehrere franzoͤsische Schriftsteller und, nach Parkes Versicherung,
ein großer Theil der britischen Manufakturisten sind hierin noch nicht im Klaren, da bei ihnen noch die uͤble Gewohnheit
herrscht, alkalische Fluͤssigkeit oder alte schon gebrauchte Lauge, statt des
reinen Wassers, zum Einweichen der Bleichwaare zu verwenden; ein hoͤchst
zwekwidriges, ja sogar schaͤdliches Verfahren, wodurch nicht nur der
eigentlich zu bezwekende Fermentationsgang verhindert, sondern auch die darauf
folgenden Bleichgange in die Laͤnge gezogen, und das Bleichen erschwert
wird.
Der Zwek des Einweichens der Waaren im Wasser ist die Fermentation und Bildung
essigartiger Saͤure; sie gruͤndet sich auf die wechselseitige
Einwirkung und Mischungs-Veraͤnderung der dabei ins Spiel tretenden
Naturstoffe.
Die von dem Webestuhl gekommenen rohen oder ungebleichten Baumwollen- und
Leinen-Fabrikate sind mit farbigen Extraktivstoff, Amilon, Schleim, Gluten
und andern Unreinigkeiten verbunden, welche zum Theil dem Faden schon anhiengen, zum
Theil aber, vorzuͤglich was die mehlartigen Substanzen betrifft, durch die
Weberschlichte denselben mitgetheilt wurden.
Durch die Gegenwart zukerstoffhaltiger Materien in ruhiger Beruͤhrung mit dem
Wasser bildet ein Theil derselben die Fermentation, indem eine angemessene Quantitaͤt
Wassers bei einer gaͤhrungsfaͤhigen Temperatur eine Zerlegung
erleidet, den Sauerstoff an die zukerstoffhaltigen Theile absezt, und diese in eine
essigartige Saͤure umaͤndert, in welcher nun ein Theil des
gefaͤrbten Extraktivstoffs loͤsbar erscheint, der andere hingegen
fuͤr die Aufloͤsung in den alkalischen Baͤdern und der
Luftbleiche disponirt wird.
Die atmosphaͤrische Luft, und die Abgabe von Sauerstoff aus derselben, spielt
hiebei auch eine wichtige Rolle. Sie hilft, in Mitwirkung der freien Waͤrme
des Dunstkreises und der Bildungstemperatur, welche durch den Gang der
Gaͤhrung verursacht wird, die Mischungs-Veraͤnderung
saͤmtlicher Materien beschleunigen. Als gasfoͤrmige Produkte
entweichen bei diesem Fermentationsprozesse: Kohlensaͤure und
kohlenstoffhaltiges Wasserstoffgas, auch ein Theil freies Wasserstoffgas, welches
durch Einwirkung anderer Materien verunreinigt ist.
Auf dem positiven Akt der sauren Gaͤhrung beruht die schnelle
Foͤrderung des ganzen uͤbrigen BleichprozessesSie wird bei erlangter Uebung durch den Geruch
erkennt, oder durch blaues Lakmuspapier, daß in die Fluͤssigkeit
gehalten, sich schnell roͤthet. A. d. V.; tritt der faule
Grad der Gaͤhrung ein, so leidet dadurch die Pflanzenfaßer in ihrer
Festigkeit. Im warmen Fruͤhjahr und im Sommer ist die gewoͤhnliche
Temperatur der Atmosphaͤre hinreichend jene Gaͤhrung
herbeizufuͤhren. In kalten Herbsttagen und im Winter verrichtet man das
Geschaͤft in eigens dazu eingerichteten und geheizten Lokalitaͤten bei
einer steten Temperatur von 10–12 Grad Reaum.
Bleichen durch milde Alkalien.
Die sogenannte Luft- oder Rasenbleiche, welche durch Huͤlfe milder
(kohlengesaͤuerter) Alkalien, und durch Auslegen auf die Bleichweise bewirkt
wird, ist die aͤlteste Bleichmethode; sie wurde in Deutschland und Holland
von jeher ausgeuͤbt, und ist noch gegenwaͤrtig, zum Nachtheil der
Bleichinhaber, in den meisten Baumwollene und Leinen-Bleichen
gewoͤhnlich.
Das erste Geschaͤft bei dieser Art zu bleichen besteht in dem
Entschaͤlen oder Gaͤhren der Waare, wobei folgendes Verfahren das
beßte ist.
Die rohen KattuneDie Etymologen leiten
das Wort Kattun, Cotton, aus dem egyptischen quotn her, welches Baumwollenstaude, Baumwollenbaum
bedeutet., wie sie der Weber vom Stuhle liefert, werden gefacht in
die Gaͤhrungskufe eingeschichtet, und mit den Fuͤßen etwas fest
eingetretenEinige Bleicher
streuen schichtweise Kleien oder grobes Mehl ein, um die Fermentation
schneller herbeizufuͤhren. Ich finde dieses
uͤberfluͤßig, da bei gehoͤriger Temperatur die
Gaͤhrung durch die Schlichte der Waare eben so gut erfolgt, und
keinen unnoͤthigen Aufwand verursacht. A. d. V.. Ist die
Waare auf diese Weise eingebracht, so wird ihr so lange milchlaues Flußwasser
gegeben, bis sie ganz durchnaͤßt ist, alsdann legt man ein hoͤlzernes
Kreuz auf, das mit einer angebrachten Stuͤze, welche an die Deke reicht,
befestigt wird, wodurch man das Aufsteigen der Waare verhindert. Nachdem diese
Vorrichtung getroffen ist, fuͤllt man die Gaͤhrungskufe mit warmen
Wasser so weit an, daß die Fluͤssigkeit 4–5 Zoll uͤber die
Waare sich erhebt.
In diesem Zustande laͤßt man die Waare 2–3 Tage ruhig stehen, bis die
saure Fermentation eingetreten ist. Schon nach 8–10 Stunden entwikeln sich
Luftblasen; es entsteht ein betraͤchtlicher Schaum, und eine Menge
aufloͤsbarer Theile trennen sich von der Waare, und werfen sich auf die
Oberflaͤche. Diese Erscheinungen zeigen das Eintreten der geistigen Gaͤhrung an,
welche alsbald in den sauren Grad der Gaͤhrung uͤbergeht, und das
Produkt einer essigartigen Saͤure gibt.
Ist die saure Gaͤhrung eingetreten, so wird die Fluͤssigkeit durch den
unten an der Kufe angebrachten Hahn ganz abgelassen, und durch
Wasserzustroͤmung ein Theil der noch anklebenden Unreinigkeiten und sauren
Fluͤssigkeit weggespuͤhlt. Der Hahn an der Kufe wird nun wieder
geschlossen, frisches laues Wasser aufgegossen, und wie das erstemal der sauren
Fermentation uͤberlassen.
Hiebei ist zu bemerken, daß die Waare nicht uͤber die Zeit in der
Fluͤssigkeit bleiben darf; denn wenn der faule Grad der Gaͤhrung
eintritt, so praͤzipitiren sich die aufgeloͤsten Molekuͤhlen
aus dem Fluidum, schlagen sich in die geoͤffneten Poren der Pflanzenfaser
nieder, und erschweren den ganzen uͤbrigen Bleichprozeß; auch verliert die
Faser durch den faulen Grad der Gaͤhrung an Dauerhaftigkeit.
Nachdem alle jene Erscheinungen bei der zweiten Fermentation der Waare vorgekommen
sind, laͤßt man die Fluͤssigkeit ablaufen, bringt die Waare an den
Fluß oder Bach, wascht sie gut aus, walkt sie zweimal wohl durch, und wiederholt
noch einigemal das WaschenNach dieser Weise
sollte die Fermentation in allen Bleichanstalten unseres Vaterlandes
vorgenommen werden. Leider ist es aber noch nicht uͤberall der Fall.
Ich kenne Bleichanstalten, wo man die rohe Waare in die Walke, und von da
zur ersten Lauge bringt. A. d. V..
Hierauf gibt man in einigen Bleichen sogleich die erste alkalische Lauge; in andern
hingegen wird die Waare 4–5 Tage auf die Bleichwiese ausgelegt, ehe sie die
alkalische Lauge erhaͤlt. Ich ziehe dieses leztere Verfahren dem erstern vor,
weil dadurch nicht nur alkalisches Salz erspart, sondern auch der Prozeß des Bleichens
durch die erste Laugenoperation mehr gefoͤrdert wird, wenn die Einwirkung des
Lichts, die Zersezung des Wassers und die Verbindung des Sauerstoffs, mit den
verunreinigten Theilen, diese zum Theil wegschaft, zum Theil geneigter fuͤr
die Loͤsung in der alkalischen Lauge macht.
Erste alkalische Lauge.
Um die eigentliche Wirkung der milden Alkalien im Vergleich mit den reinen
kaustischen bei dem Geschaͤft der Baumwollenbleiche im Großen kennen zu lernen, unterwarf ich zwoͤlf
Hundert Stuͤk 5/4 breite und 47 Ellen lange Calico einer Behandlung
damit. Die Waare wurde in 4 gleiche Theile abgetheilt, welche im Laufe der
Bleichoperation auf einander folgten, so, daß die lezte Parthie zu derselben
Zeit in die Fermentationskufe kam, als die erste die zweite Kochung in dem
Laugenapparat verließ. Ich fand dieses noͤthig, um mich beider
Bleichoperation durch wechselseitige Vergleiche vor jeder Taͤuschung zu
bewahren, welche durch eine einfache Parthie leicht haͤtte veranlaßt
werden koͤnnen, und um eine feste Basis fuͤr die praktische
Ausfuͤhrung im Großen zu erhalten. Es ergab sich nach Beendigung des
Bleichprozesses ein Resultat, welches hinsichtlich der Weiße der Waare, die
durch diese Methode erreicht worden, nichts zu wuͤnschen uͤbrig
ließ. Ich operirte dabei folgendergestalt:
Drei Hundert durch Fermentation vorbereitete und 5–6 Tage auf der
Bleichwiese gelegene Stuͤke Calico von der oben angegebenen Breite und
Laͤnge, wurden in dem Laugenapparat, (welcher im 3. Bande Seite 1. in
diesem Journal beschrieben, und auf Tab. XVII. abgebildet istVerbesserte Veraͤnderung des
Apparats. eingeschichtet, und eine Aufloͤsung von 42
Pfund Pottasche von 54 bis 56 % Kali nebst dem benoͤthigten Wasser
hinzugebracht. Der Dekel der Laugenkufe wurde nun geschlossen, und Feuer unter
dem Kessel gemacht. So ließ ich die Waare zwoͤlf Stunden anhaltend
kochen, und nach beendigter Feuerung eben so lange in der alkalischen
Fluͤssigkeit bleiben. Hierauf wurde diese durch Oeffnung des unten an der
Laugenkufe angebrachten Hahn's abgelassen, die Waare herausgenommen, an einen
Fluß oder Bach geschafft, gut gewaschen, gewalkt und wieder 5–6 Tage auf
die Bleichwiese ausgelegt.
Zweite alkalische Lauge.
Die zweite Laugenoperation geschieht eben so, mit dem einzigen Unterschiede, daß
36 Pfund Pottasche von 54–56 % Kali statt 42 Pfund in Anwendung kommen.
Nach dem Waschen und Walzen wird die Waare wieder 5–6 Tage der Einwirkung
des Lichts und des Sauerstoffs der Atmosphaͤre, so wie der Zersezung des
Wassers, auf der Bleichwiese ausgesezt.
Da ich das Bleichgeschaͤft mit den in 4 Parthien getheilten 1200
Stuͤk Caliko in den Monaten Mai und Juni verrichtete, so waren zwei
Laugen hinreichend, die Waare vollkommen zu entfaͤrben, und weiß zu
bleichen. Man kann dieß auch von den dem Bleichen gewoͤhnlich
guͤnstigen Monaten April bis September annehmen. In kalter, rauher und
naßer Witterung oder im Winter werden 3 Laugen erfodert, um die Waare
schoͤn weiß, und geeignet fuͤr den Druk darzustellen. Ich
uͤberzeugte mich davon durch 300 Stuͤk Caliko, die nach einer
dritten Lauge von 28 Pfund Pottasche vollkommen gebleicht erschienen.
Ehe wir zu dem schwefelsauren Bade, der lezten Operation beim Bleichen der
baumwollenen Waare fuͤr solide Farben in dem Kattundruk
uͤbergehen, moͤgen die verschiedenen Verfahrungsarten, welche in
Deutschland beim Bleichen mit kohlengesaͤuerten Alkalien statt finden,
naͤher beleuchtet werden.
Laugen der Waare in den Laugenkufen durch Aufgießen der alkalischen Aufloͤsung.
Die aͤlteste und noch heut zu Tage in mehreren Gegenden unsers deutschen
Vaterlandes angewendete Methode besteht darin, daß die erwaͤrmte
alkalische Lauge auf die Waare gegossen, nach dem Aufguße abgelassen, wieder in
den Kessel zum Kochen gebracht, und so durch wechselseitiges Erwaͤrmen
und Wiederaufgießen das Laugengeschaͤft betrieben wird.
Der Verfasser uͤbte diese Methode in einem dazu schon eingerichteten
Geschaͤfte auf folgende Weise aus: Da ihm die gute Wirkung der
Fermentation zur Beschleinigung des Bleichprozesses bekannt war, so wurden 230
Stuͤk 5/4 breite und 37 Ellen lange Calico's in die Einweichkufe
gebracht, und die Gaͤhrung so, wie bereits angegeben ist, bewirkt. Die
Behandlung mit der milden alkalischen Lauge war diese:
55 Pfund Pottasche von 54 % Kali wurden in einen geraͤumigen kupfernen
Kessel mit hinreichendem Wasser zur milden alkalischen Lauge gemacht; nachdem
vorher die Waare in eine zur Seite stehende Kufe eingeschichtet, und dieser, um
das Aufschwellen und Emporsteigen der Waare zu verhuͤten, ein mit vielen
großen Loͤchern versehener Dekel, den man mittelst einer Steife an der
Deke befestigt, angepaßt worden. Ist die tauge in dem Kessel stark im Sieden, so
schoͤpfen zwei Arbeiter dieselbe mittelst hoͤlzerner
Schoͤpfer auf die Waare in der Kufe, und zwar so lange, bis die
Fluͤssigkeit 4 Zoll hoch uͤber die Waare steht. Damit nicht der
Kessel dadurch ganz ausgeschoͤpft werde, so wird der Verlust desselben an
Fluͤssigkeit durch etwas Flußwasser ersezt. So bald die Kufe mit
alkalischer Lauge angefuͤllt ist, oͤffnet man den unten 4 Zoll vom
Boden angebrachten Hahn, laͤßt die Fluͤssigkeit in die unter denselben gesezte
Wanne laufen, schoͤpft sie in den Kessel, bringt sie zum Kochen,
schoͤpft sie wieder auf die Waare, und wiederholt dieses wechselseitige
Ablassen, Aufwaͤrmen und Wiederaufgießen 12–14 malBei dieser Methode zu bleichen, sind die
Einweich- und Laugenkufen von gleicher Form und Groͤße.
Sie hatten 3 Ellen 8 Zoll in der Tiefe, und 2 Ellen 20 Zoll im
Durchmesser. Beide Kufen sind mit 4 eisernen Reifen gebunden, und
nebeneinander auf hoͤlzerne Unterlagen gestellt, um sie gegen
Erstiken oder Faͤulniß zu bewahren. Die Zwischenwanne zwischen
dem Kessel und der Laugenkufe, welche, der Oberflaͤche des Bodens
gleich, in die Erde eingesezt und bestimmt ist, die Lauge aus der Kufe
aufzunehmen, damit sie in den Kessel zum Aufwaͤrmen
geschoͤpft werde, hat in ovaler Form 2 Ellen 6 Zoll
Laͤnge, und 1 Elle 4 Zoll Tiefe, und haͤlt im Mittlern
Durchschnitt 1 Elle 6 Zoll. Alle hoͤlzerne Gefaͤße in den
Bleichanstalten, werden aus Tannenholz verfertigt. Das angegebene
Ellenmaaß ist nach der Leipziger Elle angenommen, deren 6 –
fuͤnf Brabanter Ellen gleich sind. A. d. V..
In diesem Zustande wird die Waare mit der alkalischen Lauge 48 Stunden lang ruhig
in der Kufe gelassen, nach Verlauf dieser Zeit aber der Hahn geoͤffnet,
die Fluͤssigkeit abgelassen; und die Waare durch Arbeiter, welche mit
Holzschuhen versehen sind, herausgenommen, am Fluß oder Bach gewaschen, gewalkt
und 8–10 Tage hindurch auf die Bleichwiese ausgelegt.
Das 12 bis 14malige unausgesezte Aufgießen, Wiederablassen und Erwaͤrmen
der alkalischen Lauge erfordert gewoͤhnlich 10–11 Stunden, und
zwei Arbeiter.
In der zum Bleichen guͤnstigen Jahreszeit werden bei dieser Verfahrungsart
drei alkalische Laugen noͤthig, um den
baumwollenen Geweben vollkommene Weise zu verschaffen. Ist aber die Witterung
unguͤnstig, oder ist es Winterszeit, so muß man eine vierte Lauge geben. Nach jeder Lauge bringt man die
Waare wieder 8–10 Tage auf den Bleichplan.
Die lezte Vorrichtung ist das schwefelsaure Bad, welches bei der Waare, die
fuͤr den Kattundruk bestimmt wird, nicht unterlassen werden darf. Das
quantitative Verhaͤltniß der Pottasche zur Waare nach dieser Methode
ist:
in guͤnstiger Jahres-Zeit,
1te Laugenoperation 55 Pfund Pottasche
2te Laugenoperation 50 Pfund Pottasche
3te Laugenoperation 40 Pfund Pottasche
in kalter, feuchter Witterung und im Winter,
1te Laugenoperation 55 Pfund Pottasche
2te Laugenoperation 50 Pfund Pottasche
3te Laugenoperation 35 Pfund Pottasche
4te Laugenoperation 30 Pfund Pottasche
Durch viele Versuche und mehrjaͤhrige Erfahrung habe ich mich
uͤberzeugt, daß in der Anwendung der alkalischen laugen beim Bleichen
aller vegetabilischen Fasern, die schnellere Beendigung der Bleichprozesse
sicherer erreicht wird, wenn man anfaͤnglich die Lauge konzentrirter,
nachher aber stufenweise weise immer schwaͤcher anwendet. Es liegt dieß
in der Natur der zu bleichenden Stoffe, welche in ihrem rohen Zustande mehr
inhaͤrirenden Extraktivstoff und andere Unreinigkeiten enthalten, deren
Verminderung durch die aufeinander folgenden Operationen geschieht; daher auch
schwaͤchere alkalische Laugen in dem Fortgange erfordert werden.
Durch die Behandlung in der alkalischen Lauge, werden die durch den
Fermentations-Prozeß nicht fortgeschaften Unreinigkeiten zum Theil
aufgeloͤst, zum Theil zur Aufloͤsung in den darauf folgenden
Operationen geschikt gemacht, indem die Zwischenraͤume der Faser
ausgedehnt, und der Einwirkung der tust, des Lichts so wie der Zersezung des
Wassers auf der Rasenbleiche um so mehr dargebothen werden. Die Alkalien
loͤsen außerdem auch die Fett- und Oel-Theile, welche durch
die Spuhl- und Webemanipulation hinzugefuͤhrt werden, vollkommen
auf, und erhalten
dadurch eine seifenartige BeschaffenheitAus dieser Methode zu bleichen geht, im Verhaͤltniß zur
folgenden, vermittelst des dampfartigen Apparats zu laugen, ein
auffallend merkwuͤrdiges Resultat hervor, welches in
oͤkonomischer Ruͤksicht die Aufmerksamkeit aller
Bleichinhaber erregen muß. Die Quantitaͤt des alkalischen Salzes
erreicht hiebei eine Hoͤhe, die das Doppelte
uͤberschreitet, indem auf ein Stuͤk Calico im Durchschnitt
der Sommer- und Winterbleiche 21 Loth Pottasche, bei dem
Verfahren mittelst des Apparates hingegen nicht mehr als 9 Loth
derselben zum Bleichen der baumwollenen Waare erforderlich sind. Das
Brennmaterial und der vermehrte Arbeitslohn durch vervielfaͤltigt
Manipulationen verursachen zusammen eine Kostenerhoͤhung, welch,
den Wunsch erzeugen muß, dieses durch sein Alter im Kredit gebliebene
Verfahren bald in allen Theilen unseres deutschen Vaterlandes abgeschaft
zu sehen. A. d. V..
Von dem Laugen der Waare in dem Kessel.
In Sachsen und im noͤrdlichen Deutschland ist das Laugen der Waare in
kupfernen Kesseln fast ausschließlich im Gebrauch. Man verfaͤhrt dabei
auf folgende Weise:
Ehe die aufgefachte Waare in den Laugenkessel eingesezt wird, bringt man auf den
Boden desselben ein starkes Hoͤlzernes, Kreuz, in dessen Mitte eine
hoͤlzerne Stange von der Dike eines gewoͤhnlichen
Manns-Arms in prependikulaͤrer Richtung eingestekt wird. Nach
dieser Vorrichtung schichtet man die Waare sorgfaͤltig ein, gießt die
milde alkalische Lauge mit hinreichendem Floßwasser hinzu, so, daß das Fluidum
wenigstens 6 Zoll uͤber der Waare steht, und gibt dem Kessel Feuer. Wenn
die Fluͤssigkeit anfaͤngt, eine Temperatur von 80 % Reaum. zu
erreichen, zieht man die Stange aus der Mitte heraus, wodurch eine runde
Oeffnung entsteht, durch welche die Lauge im Sude aufwallen, und sich auf der
Oberflaͤche zertheilen kann, was dann auch das Aufsteigen der Waare
verhindert.
Die Bleichwaare, welche den Fermentationsprozeß bestanden hatte, ließ ich in der
ersten alkalischen Lauge 6 Stunden anhaltend kochen; in der zweiten, dritten und
vierten Lauge, die stufenweise schwaͤcher an Kaligehalt war, wurde sie
5–4 und 3 1/2 Stunde der Kochhize ausgesezt. Bei dieser Art zu Laugen ist
waͤhrend der ganzen Operation ein Arbeiter noͤthig, um die von
Zeit zu Zeit theilweise in die Hoͤhe und uͤber die
Fluͤssigkeit getriebene Waare mit Staͤben wieder
unterzutauchenDiesem
Emporsteigen der Waare in der kochenden Lauge kann durch folgende
leichte Vorrichtung abgeholfen werden. Man lasse von starkem Tannenholz
einen hoͤlzernen Stern, dessen Auslaͤufe 5–6 Zoll
von einander abstehen, machen. Auf beiden Seiten werden, um das Werfen
durch die Hize und Fluͤßigkeit zu verhindern, 2–3 Kreise
in zirkelfoͤrmiger Richtung eingefuͤgt, welche man mit
hoͤlzernen Naͤgeln befestigt. Beim Einsezen dieses Sterns
in den Kessels hat man darauf zu sehen, daß die Oberflaͤche der
Waare wenigstens 4–5 Zoll unter dem Fluidum zu liegen komme. Die
strahlenfoͤrmige Auslaͤufe des Sterns beruͤhren die
Wand des Kessels; der Stern selbst wird mittelst einer starken Stange,
die in der Mitte desselben eingefugt werden kann, an der Deke des
Laugenhauses befestigt. Das Aufwallen der Lauge durch den Sud erfolgt
dabei ganz ungehindert durch die unbedekten Raͤume dieser
Vorrichtung. A. d. V.. Nach jeder Auskochung wird die Waare
auf ein befestigtes Lattengeruͤste zur Abkuͤhlung geworfen; und
bei der naßen Bleiche unmittelbar nach
voͤlliger Auskuͤhlung auf die Bleichwiese geschaft, bei der trokenen Bleiche hingegen vorher ausgewaschen und
gewalkt. Das quantitative Verhaͤltniß der Pottasche beim Bleichen der
Waare nach dieser Verfahrungsart reduzirt sich auf 30–35 % weniger, als
bei der Methode des Aufgießens der kochenden Bleichlauge.
Durch das Laugen im Kessel, das eine mehr gleichfoͤrmige erhoͤhte
Temperatur gewaͤhrt, werden die aufloͤsbaren Materien schneller
und besser hinweggeschaft, als es durch das Aufgießen in der Bleichkufe geschehen kann. Nur
ist dabei auch mehr Aufmerksamkeit des Bleichers noͤthig, weil die Waare
stets unter der Fluͤssigkeit bleiben muß. Jedes Anliegen an heiße trokene
Stellen des Kessels kann leicht Schaden verursachen, und die Dauerhaftigkeit der
Faser schwaͤchen. Was die Fluͤssigkeit durch die Verdampfung
verliert, muß sorgfaͤltig durch Flußwasser wieder ersezt werden. Es ist
uͤbrigens nichts Seltenes, daß sich braune Kupferfleke auf der Waare
zeigen, die durch starke Anhaͤufung der Waare im Kessel vermehrt werden,
wenn zu wenig Fluͤssigkeit in dem Zwischenraum vorhanden ist; man hat
deßwegen beim Einsezen der Waare genau darauf zu sehen, daß sie nicht zu fest
eingeschichtet werden. Um jenen Fleken zu begegnen, bedienen sich die Bleicher
einer Vorrichtung, welche darin besteht, daß die Seitenwand des Kessels mit
Latten 6 Zoll breit von einander geschichtet wird, sie gehen vom Boden aus bis
an die Oberflaͤche des Kessels, und sind in die kreuzartige Unterlage
eingestellt.Um das Anliegen
der Waare an den Seitenwaͤnden der Kessel ganz zu verhindern,
ließ ich in der Folge Koͤrbe von geschaͤlten starken
Weidenruthen anfertigen, deren Form der Form des Kessels entsprochen
hatte. Vor dem Gebrauche wurden diese Korbe mit schon einmal benuzter
kochender Lauge mehreremale uͤbergossen, um den Farbe- und
Extraktivstoff, der bei der ersten Anwendung sich ausziehen, und die
Waare theilweise mehr oder weniger oͤrtlich faͤrben
wuͤrde, zu zersezen. Bei dem Gebrauche solcher Koͤrbe, von
denen ich stets ein erwuͤnschtes Resultat erhielt, bleibt das
hoͤlzerne Kreuz auf dem Boden des Laugenkessels weg. Diese
Vorrichtung gibt den großen Vortheil, daß die Waare nie durch Anliegen
oder Verdampfen der alkalischen Fluͤssigkeit Schaden nehmen kann.
Ich glaube, nachdem ich sie durch praktische Versuche im Großen
bewaͤhrt gefunden habe, sie auch mit Recht allen Bleichern
empfehlen zu koͤnnen, welche sich noch des Laugens der Waare in
den Kesseln bedienen. A. d. V. Die kupfernen Laugenkessel
laufen gegen den Boden etwas spiz zu, damit sich unter dem hoͤlzernen Kreuz
hinlaͤngliche Fluͤssigkeit befinde. Ihre Groͤße richtet
sich nach der Quantitaͤt der zu bleichenden Waare. Ober den Kesseln ist
auf der Ruͤkseite am Schornstein ein hoͤlzener Apparat angebracht,
auf welchen die Waare nach der Kochung mittelst hoͤlzerner
Bleichstoͤke gehoben wird, damit die anhaͤngende Lauge in den
Kessel zuruͤklaufen koͤnne, und nach einiger Abkuͤhlung der
Waare den Arbeitern die weitere Behandlung leichter werdeDas Laugen in Kesseln ist in Ermanglung
eines dampfartigen Bleichapparats dem Verfahren durch Aufgießen der
alkalischen Bleichfluͤssigkeit in doppelter Ruͤksicht
vorzuziehen; einmal weil die Waare gleichfoͤrmiger und in
gleicher Temperatur von der kalihaltigen Fluͤssigkeit
durchdrungen wird, und dann wegen der betraͤchtlichen Ersparung
an alkalischem Salze. Mit dem reinen (kaustischen) Kali nach der
angegebenen zwekmaͤßigen Vorrichtung der Laugenkessel, erreicht
man seinen Zwek, die Befoͤrderung des Bleichprozesses, um so
eher, je kohlensaͤurefreier das alkalische Salz in Anwendung
gebracht wird. Man erspart dadurch im Verhaͤltniß eben so viel
Kali, als durch Kohlensaͤure gebunden, bei der milden
(Pottaschen) Lauge wirkungslos verloren geht. A. d. V..
Luft- oder Rasenbleiche.
Die Luft- Rasen- oder Wiesenbleiche gruͤndet sich auf die
Einwirkung der atmosphaͤrischen Luft und des Wassers, wobei das Licht der
Sonne eine wichtige Rolle spielt. Die atmosphaͤrische Luft und ein Theil des
Wassers erleiden durch den Prozeß des Bleichens eine Zersezung, indem sie ihren
Sauerstoff abgeben, und dadurch den vorwaltenden Kohlenstoff der vegetabilischen
Faser oder Gewebe als kohlensaures Gas hinwegschaffen. Jene Zersezung wird durch die
Einwirkung und Zerlegung des Sonnenlichtes beguͤnstigt, indem der
lichtzeugende Stoff desselben mit dem gefaͤrbten Kohlenstoffe so lange in
Verbindung tritt, als noch farbige Erscheinungen vorhanden sind. Dagegen
befoͤrdert die durch die Zerlegung in Freiheit gesezte Waͤrme die
Zersezung der atmosphaͤrischen Luft und des Wassers, leztere auch die
Ausduͤnstung der Pflanzen, so wie die Zerlegung des niedergefallenen oder aus
den Pflanzen ausschwizenden Thaues, welcher nach Berthellets AnalyseAnnales de Chemie.
Vol. II. S.
158. eine betraͤchtliche Menge Sauerstoff
enthaͤlt.
Diese gegenseitige Wechselwirkung der Mischung und Entmischung, welche die Natur bei
dem Prozeß des Bleichens herbeifuͤhrt, dauert so lange ununterbrochen fort,
bis die vegetabilische Faser vollkommen weiß erscheint, und das Licht unentmischt
reflektirt wird. Um die Theorie des Bleichens vegetabilischer Stoffe anschaulicher
zu machen, weiset der Verfasser auf die am Schluße angefuͤgte Tabelle. Alle
Fasern des Pflanzenreichs koͤnnen, wenn die Fermentation gehoͤrig
erfolgt ist, unmittelbar durch die Natur, ohne Beihilfe der Kunst, mehr oder weniger
aus ihrem rohen in einen entfaͤrbten Zustand versezt werden. Es waͤre
aber darin kein Vortheil, wohl aber bedeutender Nachtheil; denn es erforderte nicht
nur, zumal bei leinenen Geweben, weit mehr Zeit, als bei der Anwendung geeigneter
Bleichmittel noͤthig ist, sondern es wuͤrden auch durch den
langwuͤrigen Bleich-Prozeß die Fasern in ihrer Struktur nicht wenig
leiden. Die Alten, welche die liebe Natur mit geringer Nachhuͤlfe an
bleichwirkenden Substanzen walten ließen, erfuhren dieses oft genug. Sie erkannten
zwar die Wirkung verschiedener Erden und Pflanzenaschen, so wie die Wirkung des
Thaues, und gaben dem Bleichen in den Monaten Maͤrz, April und Mal den
Vorzug; aber dem ungeachtet reichte selten ein Jahr hin, um ihre Leinwand weiß zu
erhalten. Auch war man damals schon zufrieden, wenn man eine Waare bekam, welche bei
der gegenwaͤrtigen Stufe der Kunst, fuͤr halb vollendet gelten
wuͤrde.
Die Luft- oder Rasenbleiche zerfaͤllt a) in
die trokene Bleiche, und b)
in die naße Bleiche.
Trokene Bleiche nennt man diejenige Bleich-Art, bei
welcher die Waare nicht mit Waßer kuͤnstlich genezt wird, sondern einzig und
allein der wechselnden Witterung und der Natur uͤberlassen bleibt. Hier wirkt
der Sauerstoff des Dunstkreises, des Thaues und des Regens mit Beihilfe des Lichts
und der Pflanzenausduͤnstung auf den Prozeß des Bleichens. Ehe man aber die
Waare auf die Bleichwiese auslegt, pflegt man sie nach der Auskochung in der
alkalischen Fluͤssigkeit durch Waschen und Walken von dem anhaͤngenden
alkalischen Salze vorher zu reinigen. Bei der naßen Bleiche, welche wirkungsvoller
als jene ist, weil durch Anhaͤufung von Wasser und Zersezung derselben mehr
Sauerstoff dargebothen wird, wird die gelaugte Waare nach ihrer Abkuͤhlung
unmittelbar mit der noch anklebenden alkalischen Fluͤssigkeit auf die Weise
ausgelegt, und bald darauf mit Wasserbegießen der Anfang gemacht. Die Wiederholung
desselben richtet sich nach der Witterung und geschieht in den heitern
Fruͤhlings- und Herbstmonaten des Tages zweimal, im Sommer aber bei
großer Hize, 3–4 mal, weil durch oͤftere Wiederholung in der
Sommerhize der Prozeß des Bleichens um vieles gefoͤrdert wird.
Sowohl bei der naßen als bei der trokenen Bleiche ist es nothwendig, daß die Waare so
breit als moͤglich ausgespannt sey. Man bedient sich dazu der
hoͤlzernen Bleich-Naͤgeln und geschaͤlter Stangen von
Tannenholz, Die ersteren werden umwunden mit den 4 Endspizen der Stuͤke und
in die Erde eingestekt, die Stangen aber quer uͤber das Bleichfeld gelegt,
damit der Wind die Waare weniger heben koͤnne; auch werden sie
taͤglich ruͤk- oder vorwaͤrts geschoben, um den von
ihnen bedekt gewesenen Stellen die freie Einwirkung des Lichts und der Luft zu
verschaffen. Wenn die
Waare die halbe Zeit uͤber auf der Wiese gelegen hat, hebt man sie auf,
wendet sie um, und bringt so die unten auf dem Grasboden gelegene Seite nach Oben,
damit beide Seiten gleichfoͤrmig gebleicht werden. Dieses Verfahren ist,
besonders beim Bleichen der Leinwand, nicht genug zu empfehlen.
In der Winterbleiche muß die Waare sorgfaͤltig auf dem Schnee erhalten werden.
Unter demselben friert sie leicht auf den Boden an, und leidet an Dauerhaftigkeit,
welches um so mehr geschieht, wenn Aufthauen und Gefrieren mit einander wechseln,
und die Waare an den Boden angefroren unter Schnee zu liegen kommt.
Von dem Behandeln der Waare in dem sauren Bade.
Die lezte Behandlung, welche die zum Druk und Faͤrben bestimmten
baumwollenen Gewebe erfordern, besteht in der Anwendung des schwefel-
oder salzsauren Bades. Sie wurde durch Franz Home zuerst in Vorschlag gebracht;
fruͤher hatte man in den Baumwollen- und Leinenbleichen saure
Milch gebraucht. Home hat die Wirkung und Unschaͤdlichkeit der
Schwefelsaͤure beim Bleichen aller vegetabilischer Fasern außer Zweifel
gesezt. Er ließ in einem solchen Bade Leinwand mehrere Monate lang liegen. Die
Saͤure war nach dieser Zeit noch eben so stark, als da die Waare
hineinkam, und diese hatte nichts an Dauerhaftigkeit verloren. Das schwefelsaure
Bad bewirkte in 5 Stunden so viel, als die beßte saure Milch kaum in 5 Tagen zu
bewirken im Stande war. Nach Fourcroy und Vaurquelins BeobachtungHermbstaͤdts sistematischer Grundriß
der allgemeinen Experimental-Chemie. Bd. 2. S. 96.
nimmt die konzentrirte Schwefelsaͤure in ihrer Wirkung gegen organische
Koͤrper, nach dem Quadrate des Massenverhaͤltnisses des ihr
zugesezten Wassers ab, so daß wenn einer Portion Schwefelsaͤure zwei, einer
andern Portion aber vier Theile Wasser zugesezt sind, man von lezterer
sechszehnmal so viel als von ersterer anwenden muß, um eine gleich große
Zerstoͤrung gegen organische Materien zu veranlassen; auch hat die
Erfahrung gelehrt, daß die Affinitaͤt der Schwefelsaͤure zum
Wasser im Verhaͤltniß des Quadrats der Wassermenge, welche mit der
Saͤure verbunden ist, abnimmt. In dem Verhaͤltniß, in welchem man
die Saͤure dem Wasser beim Bleichen zusezt, kann das Gewebe nie einer
Zerstoͤrung in der Fluͤssigkeit unterliegen, wenn die Waare nach
dem Herausnehmen aus derselben rein in fließendem Wasser ausgewaschen wird.
Vernachlaͤssigt man dieses Auswaschen, so verduͤnstet das Wasser,
die Saͤure konzentrirt sich, und zerstoͤrt in solchem Zustande die
PflanzenfaserEin warnendes,
hieher gehoͤriges Beispiel fand bei der Gruͤndung eines
großen Bleichetablisements in Sachsen statt. Der Besizer, zugleich
Eigenthuͤmer einer ausgezeichneten Kattunfabrik, vertraute dem
Fabrikdirektor die Einrichtung seiner Bleiche an. Ungeachtet ein Fluß
(die Zschoppau) mitten durch das Gut laͤuft, kam dennoch der
Direktor auf den ungluͤklichen Einfall, zwei Wasserbassin, die
durch Roͤhrenwasser gespeist wurden, anzulegen. Diese Bassin
hatten wenig Abfluß, weil die Roͤhren geschlossen, und nur von
Zeit zu Zeit frisches Wasser zugelassen werden sollte. Nun zeigte sich
die dritte Parthie Bleichwaare, welche in die Fabrik zum verarbeiten
abgegeben worden, in einem solchen zerstoͤrten Zustande, daß sie
als unbrauchbar erklaͤrt werden mußte; den sie zerfiel den
Arbeitern unter den Haͤnden. Ich wurde jezt aufgefordert, mich
eilends an Ort und Stelle zu verfuͤgen, um der Ursache dieser
ungluͤklichen Erscheinung nachzuforschen. Als ich hier die Bassin
erblikte, und die Behandlung der Bleichwaare erfuhr, reagirte ich das
Wasser in den Bassins mittelst salzsaurem Baryt und essigsaurem Blei,
und uͤberzeugte mich sogleich durch die betraͤchtliche
Menge von Schwefelsaͤure, welche das Wasser enthielt, von der
Ursache jenes Unfalles. Ich ließ nun die Wascheinrichtung an dem Fluß
anbringen, und das Nebel war fuͤr immer gehoben. A. d.
V.. Die Anwendung des schwefelsauren Bades beim Bleichen der
vegetabilischen Substanzen gruͤndet sich darauf, daß dadurch die
anhaͤngenden erdigen Theile und die metallischen Oxide, welche durch den
Prozeß des Bleichens sich mechanisch aufgelegt haben, zersezt, und als
aufloͤsbare schwefelsaure Salze hinweggeschaft werden. Jene
Anhaͤufungen entspringen theils durch die Bleichmittel selbst, theils
durch das Wasser, dessen man sich zum Waschen und Begießen der Waare bedient. In
den meisten Faͤllen bestehen die metallischen Oxide aus Eisen, dessen
Gegenwart leicht zu erkennen ist, wenn man in eine Portion mehrmals gebrauchten
schwefelsauren Wassers, blausauren Kalk troͤpfelt, und dann nach einiger
Zeit ein blauer Niederschlag unter der Gestalt des blausauren Eisens erscheint.
Statt der Schwefelsaͤure kann man auch eisenfreie Salzsaͤure
nehmen, sie ist vorzuͤglich in solchen Faͤllen wirksam, wo
Kalkerde zugegen ist, weit besser, als die Schwefelsaͤure, weil der
salzsaure Kalk ein in Wasser leicht loͤsbares Salz darstellt, der
schwefelsaure hingegen als Gyps praͤzipitirt und auf der Faser
niedergeschlagen wird.
Ich empfehle daher allen Bleichbesizern, deren Wasser Kolkerde enthaͤlt,
weil durch die Manipulation der naßen Bleiche ein
Theil des Wassers zerlegt, der andere Theil aber verduͤnstet wird,
wodurch die erdigen Molekuͤlen auf der Waare zuruͤkbleiben, sich
vorzugsweise der Salzsaͤure zu bedienen. Das Verhaͤltniß dieser
Saͤure, um ein saures Bleichbad anzustellen, besteht in 3 Theilen
Salzsaͤure gegen einen Theil Schwefelsaͤure.
Bei Anwendung der sauren Milch, welche sonst in Holland, den Niederlanden,
Schottland, Irland und Deutschland beim Bleichen leinener Stoffe uͤblich
war, bis sie durch die wirkungsvollere Schwefel- und Salzsaͤure
verdraͤngt wurde, wirkte die in der Milch enthaltene Essigsaͤure
als saures Agens. Ausser dieser Essigsaͤure enthaͤlt die saure
Milch eine betraͤchtliche Quantitaͤt kaͤsiger Theile, welche in
warmen Sommertagen nach dem eingetretenen sauren Grad der Gaͤhrung
schnell in den faulen uͤbergeht, und dann zerstoͤrend auf die
Struktur der Faser einwirkt. Bei dem wohlfeilen Ankaufe der
Schwefelsaͤure, und dem oͤkonomisch vorteilhaftem Gebrauche der
sauren Milch, wird leztere beim Bleichen ganz entbehrlich.
Die Behandlung der Waare in dem schwefelsauren Bade laͤßt sich a) in das kalte und b) in das warme schwefelsaure
Bad eintheilen. Um ersteres vorzurichten, bediene ich mich einer ovalen
hoͤlzernen Wanne von Tannenholz, welche von zwei oder drei eisernen
Reifen gut zusammengehalten wird, mit einer Winde oder einer Haspel versehen
ist, und Raum fuͤr 50 Stuͤk Caliko hat. Sie sind mit so viel
klarem Flußwasser gefuͤllt, als zur angegebenen Parthie Bleichwaare
erforderlich ist, und von der Schwefelsaͤure, nachdem sie in einem
steinernen Geschirr mit 8 Theilen Wasser gemischt worden, so viel unter
immerwaͤhrendem Umruͤhren in die Wanne gebracht, bis das Bad auf
der Zunge einen maͤßig sauren Geschmak gibt. Die Quantitaͤt der
Saͤure zu einem solchen sauren Bade laͤßt sich nicht genau
bestimmen; es entscheidet dabei die groͤßere oder geringere Starke der
Schwefelsaͤure und die feinere oder groͤbere Beschaffenheit der
Bleichwaare. Gewoͤhnlich erfordern 1000 Maaß (2000 Pfund) Wasser 2 bis 2
1/2 Pfund rauchender Schwefelsaͤure.
In das fertige schwefelsaure Bad werden nun die aneinander geknuͤpften
Stuͤke vermittelst der Winde eingehaspelt, darin eine Stunde lang
unausgesezt hin und her getrieben, sodann vermittelst Stoͤken
untergetaucht, und nun 24 Stunden ruhig unter der Fluͤssigkeit gelassen,
worauf man sie vor dem Herausnehmen noch eine Stunde lang hin und wieder
haspelt. Durch diese Manipulation werden alle Beruͤhrungs-Punkte
der Waare dem sauren Bade gleichfoͤrmig dargebothen. Beim Untertauchen der Waare,
um sie 24 Stunden unter der Fluͤssigkeit ruhen zu lassen, hat man
dafuͤr zu sorgen, daß das Fluidum 4–5 Zoll hoch uͤber der
Waare steht. Man bedient sich hiezu eines durchloͤcherten Dekels von
Tannenholz, der in die Wanne eingepaßt und durch Druk wieder gehalten wird.
Sobald die Waare aus dem Bade kommt, eilt man damit an den Fluß oder Bach, und
befreit sie durch sorgfaͤltiges Waschen und Walken von aller
anhaͤngenden Same. Es ist dieses um so nothwendiger, weil das kleinste
zuruͤkbleibende Theilchen von Saͤure beim Abtroknen der Waare sich
verdichten, und die Pflanzenfaser zerstoͤren wuͤrde. In
fluͤssigem Zustande wirkt die mit vielem Wasser geschwaͤchte
Saͤure selbst dann nicht zerstoͤrend auf die Faser, wenn sie so
scharf ist, daß man sie nicht mehr auf der Zunge leiden kann.
Das nach der Operation in der Wanne zuruͤkgebliebene schwefelsaure Wasser
eignet sich oͤfters zu mehrmaligem Gebrauche, wenn man den Abgang an
Fluͤssigkeit und Saͤure bei jeder frischen Parthie Waare ersezt.
Ein solches Bad benuze ich unter Zusaz von Wasser und Saͤure
gewoͤhnlich 8–10 mal, so daß 400 bis 500 Stuͤke Caliko's in
ein und derselben Fluͤssigkeit gesaͤuert werden.
Wird das Bad fuͤr fernen Gebrauch untauglich, so lasse ich es aus der Kufe
ablaufen, die Kufe mittelst eines Besens und frischen Wassers gehoͤrig
reinigen, und dann wieder mit Wasser fuͤllen, um durch Saͤure ein
neues Bad zu bereiten.
Will man Salzsaͤure statt der Schwefelsaͤure anwenden, so
verfuͤhrt man dabei auf gleiche Weise.
Das erwaͤrmte schwefelsaure Bad, welches nie
die Temperatur der Blutwaͤrme uͤbersteigen darf, bereite ich
folgendermassen: „Wenn die Schwefelsaͤure mit Wasser gemischt
ist, lasse ich in einem geraͤumigen kupfernen Kessel Wasser zum
Kochen kommen, und von demselben mit kaltem Flußwasser, wie bei der
Anrichtung eines gewoͤhnlichen Bades so viel in die Kufe laufen, bis
es der erforderlichen Temperatur nahe zu seyn scheint, und als fuͤr
50 Stuͤke Calico's noͤthig ist. Zeigt mir nun der Thermometer,
den ich dabei gebrauche, daß die Fluͤssigkeit zu kalt sey, so lasse
ich kochendes, im entgegengesezten Falle aber kaltes Wasser zugeben. Hierauf
wird die zuvor mit Wasser geschwaͤchte Schwefelsaͤure in das
Bad eingeruͤhrt, und lezters mittelst einer Handschoͤpfe recht
wohl untereinander gemischt. Ist dieses geschehen, so lasse ich die Waare
uͤber die Winde einhaspeln, mit Stoͤken gut unterstoßen, eine
Stunde lang hin und wieder treiben, untertauchen, mit dem Dekel verschließen
und diesen mit groben Tuͤchern umgeben, damit die Waͤrme
laͤnger zusammengehalten werde, und so 24 Stunden hindurch die Waare
ruhig im Bade bleibe. Das nun folgende Verfahren ist wie bei dem kalten
Bade; dieß gilt auch von der Quantitaͤt der Schwefelsaͤure zur
Anstellung einer solchen warmen sauren Fluͤssigkeit. Bei der zweiten,
so wie den uͤbrigen Operationen, lasse ich einen Theil des
gesaͤuerten Wassers mit dem erforderlichen Zusaz an frischem Wasser
im kupfernen Kessel erhizen, und dem Bade so lange zugeben, bis der
geeignete Thermometer-Stand herbeigefuͤhrt ist; zulezt bekommt
das Bad den Ersaz an Schwefelsaͤure. Auf diese Weise faͤhrt
man so lange fort, als das saure Fluidum zur Anwendung noch brauchbar
ist.
Das erwaͤrmte schwefelsaure Bad loͤst die abhaͤrirenden
erdigen Theile und die metallischen Oxide leichter und vollkommener, als das
kalte Bad auf; es erfordert aber auch eine groͤßere Aufmerksamkeit, und
einen geuͤbten Bleichmeister, um vor Schaden zu behuͤten.
Hoͤchst fehlerhaft sah ich diese Methode in einigen
Baumwollen-Bleichen des noͤrdlichen Deutschlandes
ausuͤben:
„Man bediente sich hiezu eines kupfernen, mit einer Winde versehenen
Kugel-Kessels, dessen Muͤndung 3 Ellen 6 Zoll, die Mitte aber
3 Ellen 18 Zoll im Durchmesser hielt, und dessen Tiefe 2 Ellen 6 Zoll
betrug. Er hatte einen 6 Zoll breiten Rand und eiserne Tazzen, und war nach
Art eines gewoͤhnlichen Farbekessels eingemauert. Man fuͤllte
ihn bis uͤber die Haͤlfte mit Flußwasser, das man milchlau
erwaͤrmte. Das Feuer wurde sodann unter dem Kessel weggenommen, und
dem Bade 6–7 Pfund rauchende Schwefelsaͤure, welche zuvor in
Wasser getroͤpfelt worden, unter bestaͤndigem Umruͤhren
zugeseztBei diesem
Verfahren hat man die gleichfoͤrmige Temperatur der
Bleichfluͤssigkeit in dem Kessel nicht in seiner Gewalt, weil
die zuruͤkgehaltene Hize unter dem Kessel stets noch einige
Zeit fortwirkt, und das Bad erwaͤrmet, wodurch, wenn lezteres
zu heiß wird, leicht ein großer Schaden entstehen kann. A. d.
V.. Nachdem vorher die gebleichte, von der Wiese aufgenommene
Waare, in 60 Stuͤke Calico's bestehend, am Bache gewaschen, und auf
einen zur Seite stehenden Steg zum Ablaufen der Fluͤssigkeit geworfen
worden, haspelte man sie an einander geknuͤpft, mittelst der Winde in
das schwefelsaure Bad ein, tauchte sie durch Stoͤke unter, und
befestigte einen Dekel auf der Oberflaͤche derselben. In solchem
Zustande ließ man die Waare wohl untergetaucht 12–15 Stunden lang
ruhig in dem Bade liegen, haspelte sie sodann uͤber die Winde noch
eine Stunde hin und wieder, brachte sie schnell aus dem Bade an den Fluß,
und wusch, sie von der anhaͤngenden Schwefelsaͤure
sorgfaͤltig ausIch
fuͤhre hier aus dem Munde eines glaubwuͤrdigen Mannes
ein Beispiel an, wie nachtheilig es sey, wenn man sorglosen Menschen
dieses Geschaͤft zu uͤberlassen genoͤthiget
ist. Es hatte der Arbeiter vergessen, das Feuer unter dem Kessel
wegzunehmen; als man den andern Morgen die Waare herausnahm, und zum
Waschen in den Fluß brachte, schwamm sie, so sehr hatte sie im
Kessel gelitten, stuͤkweise davon, und nach dem Abtroknen war
keine einzige Elle der ganzen Parthie von 65
Stuͤken Callico's mehr brauchbar. Es ist hoͤchst
wahrscheinlich, daß die Fluͤßigkeit ins Kochen gekommen war,
ein Theil derselben verdampfte, und die Pflanzenfaser der
baumwollenen Gewebe, durch die mehr verdichtete
Schwefelsaͤure, in der Hize gestoͤrt wurde. Ein Fall,
welcher beim Behandeln der Waare in der Wanne nie statt finden kann.
A. d. V..
Ist man mit einer Parthie Waare zu saͤuern fertig, so wird das Bad
2–3mal auf die naͤmliche Art fuͤr gleiche Stuͤkzahl
Waare verwendet. Man erwaͤrmt nach Ersezung der fehlenden
Fluͤssigkeit und Hinzufuͤgung von 3–3 1/2 Pfund rauchende
Schwefelsaͤure das Bad neuerdings, und behandelt die Bleichwaare darin
wie das erstemalDie
Schaͤdlichkeit und Zwekmaͤßigkeit des Verfahrens, die
Bleichwaare in dem Kessel, vermittelst des warmen schwefelsauren Bades
zu behandeln, leuchtet aus folgenden Bemerkungen in die Augen:a) Bei dem
abwechselnden Erwaͤrmen und Wiedererkalten wird das Metall
nach und nach durch die verschmaͤchte Saͤure
angegriffen, oxidirt und aufgeloͤst, woraus zwei widrige
Folgen entstehen, einmal, daß das schwefelsaure Bad, schwefelsaures
Kupfer in seiner Aufloͤsung aufnimmt, welches als Metallsalz,
zumal bei Waaren, die fuͤr den Druk oder das Faͤrben
bestimmt ist, einen nachtheiligen Einfluß auf die
Baumwollen-Faser aͤussert; zweitens daß der
kostspielige Kessel einen betraͤchtlichen Verlust seines
Gewichts erleidet, und uͤberhaupt sehr bald ganz unbrauchbar
wird.b) Durch das nur zwei,
bis dreimalige Benuzen des schwefelsauern Bades im Kessel, verliert
man einen bedeutenden Antheil Schwefelsaͤure; was in der
Wanne bei 8 bis 10maligem Gebrauche weniger der Fall ist. A. d.
V..
Kuhmistbad.
Des Kuhmistbades bedient man sich in den Bleichen mit vielem Vortheil bei solchen
baumwollenen Geweben, welche in der Kattundrukerei fuͤr den Artikel Lapis
bestimmt, und in der kalten Indigokuͤpe gleichfoͤrmig hellblau
gefaͤrbt werden. Die Wirkung der Hornvieh-Exkremente beim Bleichen
besteht darin, daß die
Baumwollenfaser eine lokere, zarte und weiche Beschaffenheit erhaͤlt, wodurch
sie faͤhig wird, die Indigaufloͤsung, selbst beim Faͤrben des
hellsten Blau, durch alle Theile gleichmaͤßig aufzunehmen. Um dergleichen
Waare durch diese Methode fuͤr den Druk und das Faͤrben vorzubereiten,
operire man also:
„Man ruͤhre in einem Kuͤbel eine hinreichende Menge Kuhmist
mit Wasser zu einem duͤnnen Brei an, gebe davon dem kochenden Wasserbade
vermittelst eines Durchschlags so lange zu, bis es stark gruͤn
gefaͤrbt ist, bringe die Waare, welche nach dem schwefelsauren Bade
sorgfaͤltig gewaschen worden, hinein, und hasple sie uͤber die
Winde eine halbe Stunde lang in dem kochenden Fluidum hin und wieder. Nach dem
Herausnehmen laͤßt man sie erkalten, und legt sie mit der
anhaͤngenden Mistlauge so lange auf die Bleichwiese, bis die angenommene
gelbe Farbe zersezt wird, und die Gewebe wieder vollkommen weiß erscheinen.
Durch Waschen und Walken werden diese Gewebe nun zum Abtroknen vorgerichtet, und
vermittelst der Sengmaschine, die aufstehenden Fasern abgesengt, wieder
gewaschen, gewalkt, im Schatten langsam getroknet, und durch die Cylinder
fuͤr den Druk appretirtEs ist
durchaus nicht zu verabsaͤumen, daß man die Waare, welche in der
kalten Indigokuͤpe himmelblau gefaͤrbt werden soll, nur
langsam, und zwar im Schatten, abzutroknen. Ein zu schnelles Abtroknen,
geschaͤhe es an der Sonne oder in geheizten Zimmern, wirkt
uͤberaus nachtheilig in Ansehung des gleichfoͤrmigen
Anfallens der Farbe in der Indigokuͤpe, und man kann nie mit
Zuverlaͤssigkeit auf ein erwuͤnschtes Resultat rechnen. So
gering auch dieser Umstand zu seyn scheint, so wichtig ist er in der
praktischen Ausuͤbung. Mancher Faͤrber kann sich das
Raͤthsel nicht loͤsen, warum er bald ein gleiches bald ein
ungleiches wolkiges Hellblau beim besten Stand seiner Indigokuͤpe
unter gleicher Faͤrbemanipulation erhaͤlt.
Die Ursache dieser Erscheinung mag groͤßtentheils in dem
fehlerhaften Abtroknen der Waare durch Hize zu suchen seyn. Anm. d.
Verf.. Seit mehreren Jahren lasse ich alle baumwollene Gewebe, sie
moͤgen fuͤr den Druk- oder fuͤr den weißen Verkauf
bestimmt seyn, in ihrem hoͤchsten Grad der Weiße sengen, nach dieser
Operation auswalken, waschen, abtroknen und appretiren.
Das Verfahren, vermittelst Hornvieh-Exkremente zu bleichen, hat schon Johann
Roman koͤnigl. Kapellmeister in Schweden auf Verlangen der dortigen Akademie
gezeigtAbhandlung der
schwedischen Akademie der Wissenschaften. Deutsche Uebersezung 3ter Band S.
314.. Er wirft des Abends Viehmist in See- oder
Flußwasser, legt das Leinenzeug oder den Zwirn 24 Stunden lang hinein, nimmt die
Waare heraus, haͤngt sie, ohne sie abzuspuͤhlen, im Freien auf, und
wenn die Sonne scheint, taucht er sie des Tages einmal in die Viehmistbruͤhe
ein. Im Verfolge der Bleichoperation laͤßt er diese Lauge durch Hinzubringung
von mehr Mist konzentirter machen. Roman ist der Meinung, daß es am besten sey, vor
die Mistgrube eine Vertiefung zu machen, damit die Fluͤssigkeit davon, wenn
es regnet, in die Vertiefung laͤuft. Er bleichte nach dieser Methode
Leinenzeug eben so weiß, als es die Hollaͤnder nach ihrem Verfahren zu seiner
Zeit im Stande waren, und solcher Leinenzeug nahm auch spaͤter keinen
roͤthlichen oder gelblichen Schein an.
A) Von dem Bleichen der Baumwollenen Gespinnste oder Gewebe vermittelst der reinen (entkohlensaͤuerten) Alkalien und Auslegen
auf die Bleichwiese.
Das Bleichen der vegetabilischen Gespinnste oder Gewebe vermittelst reinen
(kaustischen) Alkalien unterscheidet sich von dem eben beschriebenen Verfahren mit
milden Alkalien dadurch, daß, den verschiedenen Aschensorten, oder der Sode durch einen
verhaͤltnißmaͤßigen Zusaz frisch gebrannter Kalkerde die gebundene
Kohlensaͤure, welche als kohlensaures Kali oder kohlensaures Natron sich beim
Bleichen wirkungslos verhaͤlt, entzogen, und dadurch die Bleichlauge in einen
kaustischen Zustand versezt wird.
Die reine alkalische Lauge besizt nicht allein ein viel groͤßeres Bestreben,
die Materie womit die Pflanzenfaser theils durch die Natur, theils durch die
Bearbeitung verunreinigt ist, aufzuloͤsen und zu zerstoͤren, sondern
sie loͤst auch ein Viertheil faͤrbenden Stoffs mehr auf, als die Lauge
im milden Zustande zu bewirken vermag. Dadurch wird der Bleichprozeß schneller
beendigt, und es biethen sich dabei auch in oͤkonomischer Hinsicht große
Vortheile dar.
Ehe das Verfahren, mit kaustisch alkalischer Lauge zu bleichen, in Deutschland durch
unumstoͤßliche Beweise, und durch die gluͤklichsten Resultate aller
Art im Grossen gerechtfertigt war, gab es Viele, welche heftig dagegen zu Felde
zogen. Der Gegenstand war neu, und man trennte sich schwer von den eingewurzelten
Vorurtheilen, welche der Ahn seinen Enkeln uͤberliefert hatte; ein
Karakterzug, der besonders dem Deutschen, dem mechanisch empirischen Gewerbsmanne
aus mangelnder Gelegenheit zu wissenschaftlicher Ausbildung eigen zu seyn scheint.
Es war der Beharrlichkeit unseres verdienstvollen Westrumb vorbehalten, mit der
leuchtenden Fakel der neuen Chemie ein wohltaͤtiges Licht in die Finsterniß
zu bringen, und es bedurfte daher nur eines Jahrzehends, der neuen Methode in den
ersten Bleichanstalten Westphalens Eingang zu verschaffen, wo sie auch immer sich
behaupten wird. Dadurch, so wie durch die praktischen Versuche und Erfahrungen
rationeller Techniker, wurden alle fruͤhere Bedenklichkeiten nach und nach
gehoben, die heut zu Tage nur noch in den finstern Koͤpfen, solcher
Bleichmeister Raum
finden, welche sich vom Knechte bis zum empirischen Meister ohne anderes Verdienst,
als das des fruͤher hergebrachten Avencement geschwungen haben.
Werfen wir dabei auch einen Blik auf die großen Leinwandbleichen in Irland,
Schottland, Frankreich und Westphalen, auf die Kattunbleichen in Großbritannien,
Frankreich und Deutschland, wo man sich zum Bleichen der Waare in den
ausgedehntesten Manufakturen der kaustischen Alkalien vorzugsweise bedient, so
findet schlechterdings keine Einwendung mehr gegen dieses Verfahren statt. Das
Bleichen mit den kaustischen Alkalien sezt uͤbrigens in der Ausuͤbung
einen schon etwas geuͤbten Bleicher voraus. Er muß die Natur seiner
anzuwendenden Materialien genau erkennen, um mit gluͤklichem Erfolge zu
arbeiten. Dieses und fruͤher mißlungene Versuche moͤgen die Ursache
seyn, weßwegen der handwerksmaͤßige Arbeiter bei Mangel an wissenschaftlichen
Kenntnissen so schwer sich entschließt, seinen alten Vorurtheilen zu entsagen.
Die Quantitaͤt des gebrannten Kalks zur Darstellung einer alkalischen
Bleichlauge laͤßt sich nicht genau bestimmen, sie haͤngt von dem
kalischen Gehalte, und dem proportionelen Antheile der Kohlensaͤure einer
oder der andern Aschensorten abEs lassen sich
statt der gebrannten Kalkerde auch andere gut gebrannte alkalische Erden,
als Baryt- und Strontain-Erde, zur Darstellung aͤzend
alkalischer Laugen verwenden; allein da sie viel seltener in der Natur
angetroffen werden, und dadurch kostspieliger sind, so behaͤlt schon
in oͤkonomischer Hinsicht die gebrannte Kalkerde den Vorzug. A. d.
V.. Westrumb hat durch vielseitige Versuche im Großen beim
Bleichen der Leinwand ausgemittelt, daß
1000 Pfund gute Holzasche
70, 80,
bis 100 Pfund Kalk
1000 Pfund gute Waidasche
120
bis 200 Pfund Kalk
1000 Pfund gute Ballasche
80
bis 360 Pfund Kalk
1000 Pfund gute Pottasche
1500
Pfund Kalk.
erfodern, um die mit dem Kali gebundene Kohlensaͤure
volle kommen hinwegzuschaffen. Der alkalische Gehalt der Holzasche beruht auf der
Natur der Holzgattung selbst. Gute Holzasche enthaͤlt 3 bis 6 Prozent
wirkliches Kali; Asche im gewoͤhnlichen verkaͤuflichen Zustande
hingegen nicht mehr als 2, 2 1/2 bis 3 Prozent Kali.
Die Pottasche, wie sie im Handel angetroffen wird, gibt 30, 50, 60 bis 70 Prozent
Kali. Die andern Waid- und Ballaschen-Sorten, liefern nach Westrumbs
Untersuchung folgende Resultate in Ansehung des Gehalts an wirklichen Kali:
Russische, Preußische etc.
10,
15, bis 18 Prozent,
deutsche Ballasche
4, bis 8 Prozent.
Ueber das Bindungsvermoͤgen des Kali und der Kalkerde zur Kohlensaͤure
um neutrale kohlensaure Salze zu erhalten, gibt uns die Chemie folgende Tabelle:
100 Theile Kali
binden 91 Theile Kohlensaͤure,
55 Th. Kalkerde
binden 45 Theile Kohlensaͤure.
Da die kaustisch alkalische Lauge in kohlensaͤure-freiem Zustande ein
vortreffliches Agenz beim Bleichen aller vegetabilischen Substanzen in den
Bleichanstalten darbiethet, welches nicht genug empfohlen werden kann, so glauben
wir auf nachfolgende zwei wichtige Punkte bei der Ausuͤbung im Großen
aufmerksam machen zu muͤssen:
1) daß dem alkalischen Salz alle Kohlensaͤure entzogen werde;
2) daß sich in der kaustisch alkalischen Lauge kein Ueberschuß von gebrannter
Kalkerde befinde.
Im ersten Falle, wuͤrde man kalisches Salz verlieren, weil durch die Bindung
von Kohlensaͤure ein proportioneler Antheil Kali gebunden wird, welche
Verbindung sich wirkungslos beim Bleichen verhaͤlt.
Im zweiten Falle, wenn die voͤllig entkohlensaͤurte Fluͤssigkeit
aͤzende
Kalkerde aufnimmt, ist ein noch groͤßerer Schade zu befuͤrchten, da
eine solche Fluͤssigkeit durch die Gegenwart des aͤzenden Kalks
zerstoͤrend auf die Struktur der Pflanzenfaser wirktDie Zerstoͤrbarkeit der vegetabilischen
Fasern durch aufgeloͤste gebrannte Kalkerde laͤßt sich leicht
durch ein Experiment darthun. Wascht man z.B. ein Stuͤkchen
ungebleichtes baumwollenes oder leinenes Zeug in Kalkwasser, und legt es
einen Tag in der Sonne der Einwirkung des Lichts und der Luft aus, so wird,
nach einigenmalen Wiederholen, die Weiße der Waare außerordentlich zunehmen,
aber das Gewebe seine Haltbarkeit dermassen verlieren, daß man es zwischen
den Fingern zerzupfen kann. Dieses erfolgt bei baumwollenen Zeugen um so
eher, als bei leinenen, weil sie weniger fest im Faden sind. A. d.
V..
Um neutrale Lauge fuͤr das Bleichgeschaͤft zu gewinnen, kann man sich
nachfolgender Reagentien mit dem beßten Erfolge bedienen.
Durch Drukpapier filtrirte, ganz wasserhelle, kohlengesaͤuerte
Kali-Aufloͤsung (Pottaschen-Loͤsung) bewirkt in einer
klaren kaustischen Lauge eine weißliche Truͤbung, wenn die
Bleichfluͤssigkeit Kalk aufgeloͤst enthaͤlt. Um den Ueberschuß
von Kalk an Kohlensaͤure zu binden, und aus dem Fluidum unter der Gestalt des
kohlensauren Kalks niederzuschlagen, seze man so lange in kleinen Portionen
Pottaschen-Loͤsung hinzu, bis keine Truͤbung mehr erfolgt. In
dieser Beschaffenheit stellt die Fluͤssigkeit eine reine kaustische
Bleich-Lauge dar.
Ganz klares Kalkwasser in eine Lauge getroͤpfelt, welche noch
Kohlensaͤure gebunden enthaͤlt, verursacht ebenfalls eine weiße
Truͤbung. Es wird dann der Lauge noch so viel Kalkmilch gegeben, bis eine
abgeklaͤrte Probe davon, in ein weißes Glas gebracht, mit dem Kalkwasser
unveraͤndert bleibtDas klare stark
gesaͤttigte Kalkwasser enthaͤlt nach Kirvan's Angabe in 680
Theilen reinen Wassers bei einer Temperatur von 12 bis 13º Reaum. nur
einen Theil wirkliche Kalkerde aufgeloͤst. In solchem Zustande besizt
die Aufloͤsung einen scharfen, zusammenziehenden Geschmak,
faͤrbt den Veilchen-Syrup etc. gruͤn, die
Fernambuk-Tinktur violett, und Curcumaͤpapier braun. Der
atmosphaͤrischen Luft ausgesezt, absorbirt es Kohlensaͤure,
und schlaͤgt einen Niederschlag, der sich zuerst als Haͤutchen
auf der Oberflaͤche bildet, und kohlensaurer Kalk ist, so lange
nieder, bis aller Kalk an Kohlensaͤure gebunden der
Aufloͤsung, entzogen ist. Das Kalkwasser als Reagenz in den
Bleichanstalten muß, wo moͤglich, frisch bereitet, oder in Flaschen
mit eingeriebenen Stoͤpseln wohl verwahrt, aufgehoben werden. A. d.
V..
Wird nach diesen Gesezen streng operirt, so erhaͤlt man eine reine kaustische
Lauge, welche eine große Aufloͤsungs-Kraft gegen den gefaͤrbten
Extraktivstoff, mit welchem das Gespinnst oder Gewebe verunreinigt ist, besizt; ohne
im Geringsten befuͤrchten zu duͤrfen, daß die Pflanzenfaser
angegriffen werde. Es ist dieses durch die Geseze der Chemie so unwidersprechlich
bewiesen, daß es uͤberfluͤssig waͤre, mehres daruͤber zu
sagen. Meine eigene praktische Erfahrungen im Großen beim Bleichen der
Baumwollen- und Leinen-Gewebe, die ich fast zwei Jahrzehend hindurch
gemacht habe, stimmen mit diesen Resultaten aufs Genaueste uͤberein, und ich
kann daher das Verfahren, vermittelst kaustisch alkalischer
Fluͤssigkeit zu laugen, den vaterlaͤndischen Bleichanstalten
nicht genug empfehlen.
Darstellung der kaustischen Lauge.
In einem geraͤumigen hoͤlzernen Gefaͤß loͤsche man
die gehoͤrige Quantitaͤt frisch gebrannten Kalks mit heißem Wasser
zu einem etwas duͤnnern Kalkbrei ab. Die Pottasche, welche zuvor in einem
blanken eisernen Kessel mit hinreichendem Wasser vollkommen geloͤst
wurde, gieße man in ein hoͤlzernes Gefaͤß, lasse sie erkalten, um
das darin enthaltene schwefelsaure Kali in kristallinischer Form auszuscheiden. Der
Kaliloͤsung seze man eine hinreichende Quantitaͤt Flußwaßer zu,
und ruͤhre sie nach und nach in den frisch bereiteten Klasbrei ein. Das
Ganze lasse man zu inniger Verbindung der Kohlensaͤure mit der Kalkerde,
10–12 Minuten hindurch gut untereinander ruͤhren. Ist dieses
geschehen, so wird die Masse auf den Laugenapparat gebracht.
Dieser besteht aus einer Auslaugungsbuͤtte, unter welcher das mit einem
gut einschließenden Dekel versehene Laugenfaß angebracht ist. In dem Dekel
befinden sich vier runde Oeffnungen, in welche die 4 trichterartigen, 8 Zoll
langen Roͤhren der Auslaugungsbuͤtte, die unten am Ausfluße und in
der Buͤtte selbst, ein durchschlagaͤhnliches kupfernes Blech
habest, einpassen. Das Laugenfaß ruht auf einem starken Querholzgeruͤste,
und hat 4 Zoll vom Boden, in einer Entfernung von 6 zu 6 Zoll, fast bis zur
Haͤlfte des Faßes hoͤlzerne Haͤhne, um nach
Umstaͤnden nur die ganz klare Lauge ablassen zu koͤnnen.
In die Auslaugungsbuͤtte wird zuerst eine grobe, von der Weberschlichte
gereinigte Leinwand gebracht, auf diese eine ausgebreitete Strohlage, dann
wieder Leinwand, und zulezt noch eine dike Strohschichte. Nach dieser
Vorrichtung wird die Lauge mit dem Kalkbrei zum Filtriren der erstern
aufgegossen, und so lange portionenweise Helles Flußwasser beigemischt, bis die
ablaufende Fluͤssigkeit keinen alkalischen Geschmak mehr zu erkennen
gibt; dieß ist dann das Merkmal von der Beendigung der Operation. Zur
Darstellung der kaustisch alkalischen Lauge laße ich gewoͤhnlich den
Apparat gegen 5 Uhr Nachmittags in Gang sezen, und das Aufgießen des frischen
Wassers die Nackt uͤber durch einen Fabrikwaͤchter verrichten.
Morgens pruͤfe ich, ob alles alkalische Salz ausgezogen ist, und wende
die rein abgeklaͤrte Lauge, nach vorgenommener Untersuchung mit den
angegebenen Pruͤfungsmitteln, in ihrem ganz hellen Zustande um Bleichen
an. Nach Verhaͤltniß der Laugenstaͤrke, welche durch den Areometer
bestimmt wird, seze ich bei dem Auskochen der Waare so viel Flußwasser hinzu,
als noͤthig ist, um den gewuͤnschten Grad der Staͤrke oder
Verschwaͤchung zu erhalten.
Da die kaustisch alkalische Lauge ein starkes Bestreben besizt, die
kohlensaͤure des Dunstkreises zu absorbiren, so laße ich nach jedem
Wasseraufguß den Dekel der Auslaugungs-Buͤtte schließen, und wenn
nach Beendigung der Operation lezterer abgehoben ist, die Oeffnungen des
Laugen-Fasses durch hoͤlzerne Sponten sorgfaͤltig
verstopfen.
Den in der Auslaugungsbuͤtte zuruͤkgebliebenen kohlensauren
Kalkbrei lasse ich sammt dem Stroh als ein gutes Duͤngmittel in die
Miststaͤtte werfen, die ausgespannte Leinwand gut auswaschen, und bei der
folgenden Operation wieder anwenden. Sowohl die Auslaugungs-Buͤtte
als das Laugenfaß und andere Gefaͤße, lasse ich von Weißtannenholz, und
zwar das Laugenfaß zur laͤngeren Dauer ziemlich stark in den Dauben
anfertigen.
Von dem Behandeln der baumwollenen Gewebe in der kaustisch alkalischen Lauge.
Die durch den Fermentations-Prozeß vorgerichteten baumwollenen Waaren
koͤnnen vermittelst kaustisch alkalischer Lauge nach den vier
verschiedenen Arten behandelt werden.
1) Durch Erwaͤrmen der Lauge, Aufgießen, Niedererwaͤrmen Aufgießen
und Maceriren;
2) Durch Kochen in Kesseln;
3) Durch kaustisch alkalische Wasserdaͤmpfe, nach Chapthals Methode;
4) Durch Behandlung in dem dampfartigen Laugen-Apparate.
Nach der ersten Methode wird die Waare in der Lauge eben so behandelt, wie
fruͤher bei dem Bleichen mit dem milden Kali gelehrt wurde. Bei der
zweiten Methode verfaͤhrt man der fruͤher angegebenen
gemaͤß, nur mit dem Unterschiede, das hier bei der ersten Auskochung
4–5 Stunden, bei der zweiten und dritten aber 3–4 Stunden
zureichen, ein guͤnstiges Resultat zu verschaffen. Die Behandlung mit
kaustisch alkalischen Wasserdaͤmpfen werden wir spaͤter bei
Chaptals Verfahren kennen lernen. Bei der vierten vorzugsweise zu empfehlenden
Methode verfahre ich, um 300 Stuͤke 5/4 breite und 46 Ellen lange
Callico's fuͤr den Kattundruk zu bleichen, folgendergestalt:
Die Vorrichtung und Auskochung, so wie alle uͤbrigen Manipulationen
geschehen nach dem fruͤher beschriebenen Verfahren.
Erste alkalische Lauge mit 34 Pfund Pottasche von 54–56 %
Kali, zweite alkalische Lauge mit 28 Pfund Pottasche von 54–56 %
Kali, dritte alkalische Lauge mit 20 Pfund Pottasche von
54–56 % Kali,
welche die gebundene Kohlensaͤure durch gebrannten
Kalk nach der oben angezeigten Methode entzogen wird.
Die so behandelte Bleichwaare ließ hinsichtlich ihrer Vollkommenheit nichts zu
wuͤnschen uͤbrig; sie zeigte, gegen das Licht gehalten, keinen
gelblichen, sondern den einer vollkommen gebleichten Waare
eigenthuͤmlichen blauen Schein; auch verhielt sie sich im Krappkessel und
der kalten Indigokuͤpe als ein absolut entfaͤrbtes Produkt. Schon vor 18
Jahren hatte ich Gelegenheit, nach dieser Methode im noͤrdlichen
Deutschlande eine Kattunbleiche einzurichten, wo jaͤhrlich gegen 20000
bis 25000 Stuͤk baumwollene Waaren fuͤr den Kattundruk gebleicht
wurde.
Aus dem Behandlen der Waare auf der Bleichwiese u.s.w.
Nach der ersten und zweiten Auskochung mit der kaustisch alkalischen Lauge wird
die Waare im Sommer 5–6 Tage auf die Weise ausgelegt, und immer nach dem
dritten Tage umgewendet. Bei unguͤnstiger Witterung ließ ich sie nach der
dritten Auskochung 8–9 Tage liegen, am vierten Tag umkehren, und nach dem
Aufnehmen von der Wiese durch ein schwefelsaures Bad, und zulezt fuͤr den
Druk gewisser Fabrikate durch ein Kuhmistbad nehmen. Die lezte mit der
vollstaͤndig gebleichten Waare vorzunehmende Operation ist das Sengen
oder Abbrennen der sich erhobenen Fasern durch Hinziehen uͤber
weißgluͤhende eiserne Staͤhle. Die Waare wird nach dieser
Operation gewaschen, gewalkt und an der freien Luft getroknetIn England werden alle baumwollenen Gewebe
nach Parkes Versicherung roh gesengt, oder man weicht sie zuerst in
Wasser ein, um die durch die Weberschlichte niedergedruͤkte
Fasern zum Aufstehen zu disponiren. Diesem englischen Verfahren ist das
Sengen der Waare in gebleichtem Zustande weit vorzuziehen. Denn, da
durch die Behandlung im Bleichen, Waschen und Walken noch viele Fasern
loker gemacht, andere aber die niedergedruͤkt waren, wieder
aufstehen, so kann der Zwek durch Sengen nur im weißgebleichten Zustande
vollkommen erreicht werden. Ganz feine Gewebe, wie Linon, Jeaquinet's,
Mouseline und Batiste, koͤnnen nicht uͤber
gluͤhende Eisencylinder gesengt werden; man thut dieß
uͤber brennendem Weingeist. A. d. V..
Wenn naß gebleicht wird, laͤßt man die Waare nach der Laugenpaßage
erkalten, spannt sie dann, auf der Bleichwiese aus, und begießt sie am ersten
und zweiten Tag 4–5mal bei besonders starker Sommerhize; in den darauf
folgenden Tagen aber nur 2–3mal taͤglich. Bei der trokenen Bleiche
laͤßt man die Waare nach den Laugen walken, auf die Bleichwiese auslegen,
und der Einwirkung der Luft und des Thaues so wie des zufaͤlligen Regens
ausgesezt.
Verfahrungsart, baumwollene Gespinnste oder Gewebe vermittelst der saponificirten kaustisch alkalischen Lauge zu allen Jahreszeiten
schnell und schoͤn weiß zu bleichen.
Im dritten Bande dieses Journals S. 198–208 habe ich die Verfahrungsart
beschrieben, vermittelst der saponifinirten kaustisch alkalischen Lauge baumwollene Gespinnste und
Gewebe verschiedener Gattung, welche weiß in den Handel gebracht werden, zu
bleichen. Da ich seit jener Zeit einige wesentliche Verbesserungen im Verfahren
selbst, so wie in den darauf folgenden Operationen zur moͤglichsten
Vervollkommnung gewisser Fabrikate gemacht habe, so glaube ich, diesen
Gegenstand noch einmal ergreifen zu messen, um dessen Ans Wendung fuͤrs
Allgemeine, und fuͤrs Spezielle anschaulicher zu machen. Den Hauptversuch
im Großen unternahm ich mit 300 Stuͤken 5/4 breiten und 46 Ellen langen
Calico's.
Die Waare wird in einem geraͤumigen Gaͤhrungs-Gefaͤße
mit lauem Flußwasser uͤbergossen, und durch Beschweren untergehalten, daß
die Fluͤssigkeit 6 Zoll uͤber derselben steht. Nach Verlauf von
12–14 Stunden zeigen sich die gewoͤhnliche Symptome der
Gaͤhrung, welche nach 3 Tagen den gehoͤrigen Punkt der sauren
Gaͤhrung erreicht, der bei solcher zu bleichenden Waare erforderlich ist.
In diesem Zustande wird die Fluͤssigkeit abgelassen, und noch einigemale
frisches Wasser nachgegossen, um die noch anhaͤngende saure
Fluͤssigkeit so gut als moͤglich abzuspuͤhlen. Ich ließ
darauf den Hahn der Fermentations-Kufe wieder schließen, und eine
milchlaue Seifenloͤsung, in welcher 18 Pfund gewoͤhnliche Seife
zuvor geloͤst wurden, aufgießen, und die noch fehlende
Fluͤssigkeit durch laues Flußwasser ersezen, um die Waare 4–6 Zoll
tief unter der Seifenloͤsung zu erhalten. Nach dreitaͤgigem Ruhen,
wird die Fluͤssigkeit abgelassen, die Waare herausgenommen, gut
gewaschen, zweimal gewalkt und fuͤr die Behandlung im
Laugen-Apparate aufgefacht.
Die Laugenoperation geschieht vermittelst des dampfartigen
Laugen-Apparats, nachdem zuvor die saponificirte
kaustisch-alkalische Lauge auf folgende Art bereitet wird:
280 Pfund gute Pottasche von 54–56 % Kali werden mit
140 Pfund guten frisch gebranntem Kalk, nach angegebener Weise zur
kaustischalkalischen Lauge gemacht, die gewonnene ganz abgeklaͤrte
Fluͤssigkeit mit einer Seifenaufloͤsung von 32 Pfund
gewoͤhnlicher Seife zusammengeruͤhrt, in die Laugenkufe, auf die
eingeschichtete Waare gegossen, und so viel Flußwasser nachgegeben, als
erforderlich ist, den eingemauerten cylinderfoͤrmigen Laugenkessel in
gleichem Niveau, mit der Laugenkufe zu speisen. Nach dieser Vorrichtung wird
Feuer unter den Kessel gemacht, und mit Heizung ununterbrochen so lange
fortgefahren, bis die Waare in der Kufe 52 Stunden lang gut gekocht hat. Ich
ließ sie nach dieser Operation noch eine Nacht hindurch in der heißen Lauge
liegen, den andern
Tag die Fluͤssigkeit ablaufen, sammeln und fuͤr den fernern
Gebrauch, wie in der fruͤhern Abhandlung angegeben ist, mit frisch
gebranntem Kalk, Zusaz an Pottasche und Seife aufs Neue zurichten. Die aus der
Kufe geschafte Waare wurde am Fluß gut gewaschen, zweimal tuͤchtig
gewalkt, und in das schwefelsaure Bad gebracht.
Ich muß gestehen, das die Behandlung in dem dampfartigen Laugen-Apparate
sehr viele Vorzuͤge vor dem Auskochen der Waare im Kessel besizt, indem
nach dem schwefelsauren Bade eine Probe davon durch den Krappkessel genommen
weniger einfaͤrbte, als die im offenen Kessel gelaugte Waare. Ein Beweis,
daß bei wenigem Bleichmaterial durch Huͤlfe des Bleich-Apparats
mehr Unreinigkeit aufgeloͤst wurde, als dieses die offene
Kessel-Auskochung zu bewirken im Stande war. Dessen ungeachtet eignet
sich dieses Verfahren nur fuͤr solche Fabrikate, die weiß in den Handel
kommen; fuͤr den Druk und das Faͤrben wird, damit man ein
gelungenes Resultat erhalte, einige Nachhuͤlfe erfordert, um diesem Uebel
vollkommen zu begegnen. Zu dem Ende ließ ich die Waare nach dem schwefelsauren
Bade abermals in einer schwachen kaustisch-alkalischen Lauge, ohne
Seifenzusaz, welche vermittelst 36 Pfund Pottasche, und der dazu erforderlichen
Quantitaͤt Kalk bereitet wurde, noch einmal in dem Kochapparate 12
Stunden behandeln, herausnehmen, gut waschen, walken, und dann 12 Stunden in die
Chlorinfluͤssigkeit bringen. Von hier aus wird die Waare gut gewaschen,
gewalkt, wieder in das schwefelsaure Bad eingelegt, gewaschen, gewalkt und
zulezt durch ein Kuhmistbad genommen, zur gaͤnzlichen Vollkommenheit aber
2–3 Tage auf die Bliechwiese ausgelegt. Durch dieses Verfahren erhielt
ich ein Produkt, welches hinsichtlich der Anwendung im Faͤrben nichts zu
wuͤnschen uͤbrig ließ.
Bei der Waare, welche weiß in den Handel gebracht wird, richtet sich das
Bleichverfahren nach der verschiedenen Staͤrke, Dichtigkeit und Feinheit
des Fadens oder Gewebes. Um diesen wichtigen Gegenstand genau auseinander zu
sezen, wollen wir die Verfahrungsarten der verschiedenen baumwollenen Fabrikate
einzeln durchgehen.
A) Bleichen der Pique, Ripse und des Barchent.
Die Fermentation, Seifenmaceration und Behandlung mit der saponificirten
kaustischen Kalilauge ist dem eben angegebenen Verfahren gleich. Um aber den
hoͤchsten Grad der Weiße ganz feinen Fabrikaten zu geben, werden diese
nach dem schwefelsauren Bade 15–20 Stunden hindurch in einem Seite ist falsch paginiert, in der Seitenchronolgie aber richtig.Clorinbade erhalten, wieder
in ein schwefelsaures Bad gebracht, sorgfaͤltig gewaschen, gewalkt, und
ihnen vermittelst geblaͤutem Indigowassers die lezte Vorrichtung
ertheilt. Dergleichen Fabrikate duͤrfen nur in freier Luft abgetroknet
werden, bevor man sie durch die Appretur-Maschine fuͤr den Verkauf
zurichtet.
B) Bleichen der Mouseline, Jeaquinet etc.
Bei diesen feinen leichten Geweben hat man nur die Waare nach dem ersten
schwefelsauren Bade einige Tage auf die Wiese auszulegen, nochmals in das
schwefelsaure Bad zu bringen, gut zu waschen und zu walken, hernach durch ein
mit Indigo geblaͤutes Wasser zu ziehen, und an der freien Luft
abzutroknen.
C) Bleichen der Gespinnste: als Garn, Strikgarn etc.
Dieses erfolgt durch die Fermentation, Maceriren in Seifenwasser, Auskochen in
einer verschwaͤchten saponificirten kaustisch-alkalischen Lauge
und Einlegen in ein schwefelsaures Bad vollkommen.
D) Bleichen der feinen Struͤmpfe und Muͤzen.
Das Bleichen der extrafeinen Struͤmpfe und Muͤzen fuͤr den
Handel geschieht auf dieselbe Weise, wie das Bleichen der Piquée etc. nur
mit dem Unterschied, daß sie nicht mit dem blauen Wasser, sondern in einem
geblaͤuten ganz heißen Seifenbade behandelt, nachher in kaltem Wasser
ausgewaschen, und ganz troken geschwefelt werden, wodurch diese Fabrikate einen
vortheilhaften Glanz und weiches Anfuͤhlen erhalten. Ordinaire
Struͤmpfe und Muͤzen, beduͤrfen weder des Seifenwassers
noch der Schweflung; sie werden in einem gewoͤhnlichen geblaͤuten
Wasser durchgenommenDas allerbeste
und sicherste Mittel zum Blaͤuen aller Baumwollen- und
Leinen-Fabrikate sowohl im weißen, als kolorirten Zustande ist
dieses:16 Loth fein gestoßenen Indig ruͤhre man mittelst eines
Glasstaͤbchens portionenweise in einem in kaltes Wasser
gestellten steinernen Topf mit 2 Pfund rauchender Schwefelsaͤure
zusammen, lasse das Gemisch 25 Stunden lang ruhig stehen, und seze 6
Pfund Flußwasser nach und nach hinzu, so, daß die Indigaufloͤsung
nur wenig erwaͤrmt wird. Es werden nun 3 1/2, Pfund gute
Pottasche in 6 Pfund Wasser geloͤst, die Loͤsung durch
Drukpapier filtrirt, und so lange von derselben der
Indigaufloͤsung unter bestaͤndigem Umruͤhren
mitgetheilt, bis kein Aufbrausen mehr zu bemerken ist. Wenn die
Schwefelsaͤure der Indigaufloͤsung durch
Kaliloͤsung vollkommen gesaͤttigt ist, filtrirt man das
Ganze durch einen dichten Spizbeutel von weißem Filz. Zu Anfang des
Filtrirens, Seite ist falsch paginiert, in der Seitenchronolgie aber richtig.so lange der Spizbeutel Indigniederschlag
durchlaͤßt, gießt man die Fluͤssigkeit wieder auf, welches
3–5mal wiederholt wird. Die ablaufende graulich blaue
Fluͤssigkeit enthaͤlt das schwefelsaure Kali
aufgeloͤst; der Indigniederschlag bleibt im Spizbeutel
zuruͤk. Um lezteren ganz salzfrei zu bekommen, lauge man ihn noch
einigemale mit kochendem Wasser aus. Diesen purpurfarbenen
Praͤzipitat in Form eines Teiges verwahre man in gut zugebundenen
Gefaͤßen vor dem Zutritte der Luft, weil er große Neigung besizt,
bald zu schimmeln. In Wasser gebracht, stellt er ein aͤußerst
schoͤnes lebhaftes Blau dar, und da er ganz
saͤuere- und salzfrei ist, so eignet er sich am
vortheilhaftesten fuͤr das Blaͤuen der Waare. Aus
derselben Ursache ist dieser Praͤcipitat auch der
gewoͤhnlichen schwefelsauren Indigaufloͤsung zur
Pruͤfung der Chlorine und den Chlorinverbindungen in den
Bleichanstalten um vieles vorzuziehen. A. d. V..
Seite ist falsch paginiert, in der Seitenchronolgie aber richtig.
In England sezt man nach Parkes VersicherungSamuel Perkes chemische Abhandlungen und Versuche fuͤr die
Kuͤnste und Manufakturen in Großbritannien, aus dem Englischen
uͤbersezt. Erste Abtheilung S. 241. Weimar.
Industrie-Comptoir 1821. einen großen Werth auf das
Schwefeln der Struͤmpfe, wodurch ein Theil der inhaͤrirenden Seife
zersezt wird, welche mit der Zeit der Waare einen gelblichen, sie fuͤr
den Verkauf untauglich machenden Schimmer geben wuͤrde. Sind die
Struͤmpfe aus der Schwefelstube gekommen, so befeuchtet man sie leicht
mit klarem Wasser, um sie zur lezten Operation vorzubereiten, die den Namen Glanz hat, und darin besteht, daß man jeden Strumpf,
leicht auf eine hoͤlzerne Form ausbreitet, und sodann parthieweise unter
die Preße bringt, oder einen um den andern mit einem heißen Stahl
buͤgelt.
Von dem Bleichen der baumwollenen Gespinnste und Gewebe vermittelst der liquiden oxidirten Salzsaͤure (Chlorine).
Die Chemie verdankt dem verdienstvollen, fuͤr die Naturwissenschaften zu
fruͤh gestorbenen, Scheele in Schweden, die
Entdekung der oxidirten Salzsaͤure im Jahr 1774, und die Beobachtung, daß
diese neue Saͤure alle Farben der Pflanzenfaser zerstoͤreAbhandlungen der schwedischen Akademie der
Wissenschaften Jahrgang 1774.. Graf Berthollet aber war der
Erste, der die bleichende Wirkung dieser Saͤure gegen vegetabilische Stoffe
in Anwendung brachteJournal Physik. Jaͤner 1785 und August
1786., und die neue Bleichmethode mit der oxidirten Salzsaͤure
und deren Verbindungen gruͤndete. In Großbritannien wurde sie zu Aberdeen in
dem Hause Gordon, Barron und Comp. 1787 durch den Professor Copland eingefuͤhrt, wo man
sich anfaͤnglich des Woulfischen Apparats mit Glas, nachher der
hoͤlzernen Gefaͤße zur Darstellung bediente. Auch Watt hat sich um die
Einfuͤhrung derselben in diesem Reiche große Verdienste erworben.
Meiner Abhandlung im dritten Bande dieses Journals, S. 394–406 baumwollene
Stoffe vermittelst der Chlorine zu bleichen, reihe ich noch einige Bemerkungen an,
welche sich mir seitdem durch Erfahrungen dargeboten haben. Nach der Vermischung
von
21 Pfund Kochsalz;
9 Pfund Braunstein;
14 Pfund franzoͤsischer Schwefelsaͤure;
15 Pfund Wasser, zur Bereitung der Chlorine;
seze ich dem Wasser in dem Mischungsfaße eine Loͤsung
von zwei Pfund Pottasche zu, um den siechenden Geruch der Saͤure zu mindern,
und den Bleicharbeitern ihr Geschaͤft ertraͤglicher zu machen. Durch
diese Vorrichtung wird eine Bleichfluͤssigkeit erhalten, welche Chlorinkali
mit stark praͤdominirender Saͤure an Wasser gebunden enthaͤlt,
und sich beim Geschaͤft des Bleichens von großer Wirkung zeigt.
Nachdem die Waare vollkommen gebleicht ist, lasse ich diejenigen Stuͤke,
welche fuͤr Lapis oder zarte Krapp-Farben bestimmt sind, nach schon
mehrmal angezeigter Weise durch ein Kuhmistbad nehmen, um den Faden disponibler
fuͤr die Indigaufnahme und geeigneter fuͤr den Krappkessel zu machen.
Ich vermeide dadurch alle Fleke, welche fruͤher unter dem Namen Krappfleke bekannt werden.
Noch muß ich eines Drukfehlers gedenken. Seite 403 im dritten Bande dieses Journals
soll 300 statt 200 Stuͤke Kalico stehen.
Von dem Bleichen der vegetabilischen Stoffe vermittelst der Chlorindaͤmpfe.
Das Bleichen vegetabilischer Stoffe durch Chlorindaͤmpfe, ein Verfahren,
dem vornehmlich von Born in Wien huldigte, und das
spaͤter durch Hrn. Giber in Dinglers neuem
Journal fuͤr Druk-, Faͤrbe- und Bleichkunst im 4ten
Band mit Abbildung der erforderlichen Apparate aufs Neue zur Sprache gebracht
wurde, scheint sich keine gluͤkliche Aufnahme versprechen zu
duͤrfen. Die Einrichtung und das Verfahren des Hrn. Giber, die gasfoͤrmige Chlorine durch Wasserdaͤmpfe zu
verbreiten, ist in wissenschaftlicher Hinsicht wohl das interessanteste was wir
uͤber diesen Gegenstand kennen. Ich bin geneigt zu glauben, daß durch die
vielen andern uns zu Gebothe stehenden zwekfoͤrdernde Mittel, das Bleichen mit der
gasfoͤrmigen Chlorine schwerlich je Eingang in unsern und in andern
europaͤischen Manufaktur-Anstalten finden werde, obgleich Herr
Erxeben, ein Schuͤler des von Born, diesem Verfahren die
Ausfuͤhrbarkeit im Großen zugesteht, wenn naͤmlich die Bleichwaare
feucht in ein luftdichtes Behaͤltniß blattweise aufgehaͤngt, und
die Chlorine in Gasgestalt in den geschloßenen Apparat durch besondere
Oeffnungen geleitet wird.
Haben wir in Deutschland durch von Born oder dessen Schuͤler auch nur Eine
praktische Anstalt dieser Art ins Leben treten sehen? In Großbritanien und
Frankreich blieb es auch nur bei Versuchen! – Ein Haupthinderniß der
Einfuͤhrung dieser Methode wird immer der Nachtheil derselben fuͤr
die Gesundheit der Arbeiter seyn, weil eingeathmetes Chloringas auf die
Respiration des thierischen Organismus toͤdtlich wirkt. Ohne der
ungluͤklichen Opfer aus der arbeitenden Klasse zu gedenken, fuͤhre
ich nur einige besonders wichtige Beispiele an. Bald nach Entdekung der
Saͤure in Gasgestalt durch Scheele, verlohr Roé, ein junger
hoffnungsvoller Chemiker zu Ringsand bei Dublin, durch starke Einathmung des
Chloringases sein Leben. Eben dieses Schiksal hatte der franzoͤsische
Chemiker Pelettier. Auch der deutsche, durch viele
Verdienste um die Bleichkunst ausgezeichnete Westrumb
erfuhr die traurigen Wirkungen des Chloringases, indem er 30 Jahre lang bis zu
seinem Tode an einem angegriffenen Lungenfluͤgel litt.
Von dem Bleichen der baumwollenen Stoffe vermittelst Chlorinkali (Javelléscher Lauge) und Chlorinnatron.
Wenn die oxidirte Salzsaͤure (Chlorine) an eine
verhaͤltnißmaͤßige Quantitaͤt Kali gebunden wird, daß die
Saͤure in der Aufloͤsung stets vorwaltet, so stellt die
Bleichfluͤssigkeit die sogenannte Javellésche Lauge (eau de Javelle) dar, welche von den
Baumwollen-Bleichern in Frankreich zuerst angewendet wurde. Fruͤher
befolgte man bei der Darstellung des Chlorinkali diese beiden Verfahrungsarten: a) die Saͤure in Gasgestalt
an milde Kaliloͤsung zu binden, wodurch die Kohlensaͤure des
Kali ausgeschieden wurde, und b) die Saͤure an reines (kaustisches) Kali zu binden. Beide
Verfahrungsarten geben, wenn die Pottasche keine fremde Substanzen enthaͤlt,
ein so gleiches Produkt, daß es bei gleicher Chlorinentwiklung nicht von einander zu
unterscheiden ist. Ich ziehe jedoch das kaustische Kali der gewoͤhnlichen
Pottasche vor, weil leztere oͤfters schwefelsaures Kali enthaͤlt,
welche durch aͤzenden Kalk zersezt, und wobei die Schwefelsaͤure aus der Verbindung als
Gips praͤzipitirt wird. Bei Bereitung des Chlorinnatron finde ich die
Anwendung der Sodaloͤsung in kaustischem Zustande ebenfalls
vortheilhafter.
Der groͤßte Vortheil der Verbindung des oxidirt salzsauren Gases mit dem Kali
oder Natron besteht darin, daß die Bleichfluͤssigkeit das saure Gas der Waare
nur nach und nach liefert, in dem Verhaͤltnis, in welchem sie sich damit
saͤttiget, wodurch die Operation den Arbeitern keineswegs schaͤdlich
wird. Jene Verbindung vermindert aber auch die bleichende Wirkung um so mehr, als
Kali oder Natron gebunden wird, welches gegen liquide Chlorine, wo das Gas einfach
mit dem Wasser verbunden ist, einen Verlust von 15–20 Prozent ausmacht. Eine
ganz neutrale Verbindung der Chlorine mit dem Kali oder Natron, stellt das
oxidirtsalzsaure Kali und oxidirtsalzsaure Natron dar, zwei salinische Verbindungen,
die zum bleichen ganz untauglich sind. Dergleichen Salze lassen sich jedoch schnell
zersezen, und fuͤr den Gebrauch des Bleichens benuzen, wenn mit Wasser
verschwaͤchte Schwefelsaͤure hinzugegeben wird. Die
Schwefelsaͤure bindet das Kali oder Natron, wogegen die Chlorine in Freiheit
gesezt wird.
Das Verhaͤltniß des Zusammensazes bei Bereitung des Chlorinkali zum Bleichen
ist in den Manufakturen Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands u.s.w. sehr
verschieden.
Berthollet nimmt
5 Pfund Kochsalz,
2 Pfund Braunstein,
4 Pfund englische Schwefelsaͤure, und
4 Pfund Wasser zur Entwiklung der Chlorine,
leitet das Chloringas in eine Ausloͤsung von 10 Pfund
Pottasche und 20 Pfund Flußwasser. Nach einer andern Vorschrift werden
6 Pfund Kochsalz,
2 Pfund Braunstein,
4 Pfund Schwefelsaͤure, und
4 Pfund Wasser zusammengebracht,
und das Chloringas
in eine Aufloͤsung von 8 Pfund Pottasche in 24 Pfund Wasser geleitet.
Westrumb nimmt
4 Pfund trokenes Kochsalz.
2 Pfund Braunstein.
3 Pfund Schwefelsaͤure.
6 Pfund Wasser
zur Entwiklung der Chlorine, welche er in eine klare
Aufloͤsung von 8 Pfund Pottasche in 16 bis 20 Pfund Wasser streichen
laͤßt. Die Seiten und Leitungsroͤhren laͤßt er in eine
Mittelflasche gehen, welche mit 4 bis 6 Pfund Wasser gefuͤllt ist, in welcher
zuvor 1/2 Pfund Pottasche aufgeloͤst wurde. Die zweite Flasche, in welcher
die Javellische Lauge eigentlich gebildet werden soll, enthaͤlt eine Aufloͤsung von 3
bis 4 Pfund moͤglichst reinster Pottasche, die in 12 Pfund Wasser
aufgeloͤst werden.
Bei Anwendung des kaustischen Kali zur Darstellung der Javelleschen Bleichlauge
beobachtet man in Frankreich folgendes Verhaͤltniß:
4 Pfund Kochsalz, 2 Pfund Braunstein, und 2 1/2 Pfd.
Schwefelsaͤure.
In die Vorlage werden 2 1/2 Pfund kaustisches Kali in 16 Pfund Wasser geloͤst
gebracht.
Westrumb nimmt
6 Pfund ganz trokenes Kochsalz,
3 Pfund Braunstein, und
4 1/2 Pfund konzentrirte Schwefelsaͤure, die zuvor
mit 9 Pfund Wasser gemischt wurde. In die Mittelflasche und
Vorlage bringt er 2 Pfund vollkommen reines kaustisches Kali, welches zuvor in 16
Pfund Wasser geloͤst worden.
Bei der Anwendung zum Bleichen wird die so bereitete Javellesche Bleichlauge mittelst
Pottasche dargestellt, mit 10 bis 12 Theilen, die mit dem kaustischen Kali
gefertigte aber mit 20 bis 25 Theilen hellen Flußwasser geschwaͤcht.
In Großbritannien geschieht die Zusammensezung in Folge eines Gesezes, welches durch
eine Parlamentsakte die Abgabe auf Salz in den Manufakturen nachlaͤßt, und
den Zollbeamten auftragt, bei der Mischung der Materialien zugegen zu seyn. Es muß
diese wenigstens aus
20 Pfund Schwefelsaͤure, 20 Pfund Braunstein, 10
Pfund Wasser und 56 Pfund Meersalz bei der Bereitung der Chlorine
und ihren Verbindungen zusammengesezt seynBei diesem englischen Zusammensaz ist im
Verhaͤltniß zum Meersalz zu wenig Schwefelsaͤure und zu viel
Braunstein angewendet, wodurch sich ein Verlust von unzerseztem Salz und
Braunstein ergibt. A. d. V..
Ein sehr zuverlaͤssiges und richtiges Verhaͤltniß beim Bleichen
baumwollener Gewebe im Großen fuͤr den Kattundruk, so wie das Bleichen der
Leinwand, vermittelst Chlorins Kaliloͤsung gewaͤhrte mir folgender
Zusammensaz fuͤr die Entwiklung der Chlorine zum kaustischen Kali:
31 1/2 Pfund trokenes Kochsalz, 13 1/2 Pfund Braunstein,
21 Pfund franzoͤsische Schwefelsaͤure und 24 Pfund Wasser.
Fuͤnfzig Pfund Pottasche werden mit 50 Pfund frisch gebrannten Kalk mittelst
Flußwasser in dem Laugenapparat zur kaustisch-alkalischen Lauge gemacht, die
klare Fluͤssigkeit in das Mischungsfaß, welches S. 402 im dritten Bande dieses Journals beschrieben
ist, gebracht, und so lange helles Flußwasser zugesetzt, bis die Fluͤssigkeit
ein Gewicht von 300 Pfund betraͤgt. Die uͤbrige Manipulation und
Entwikelung der Chlorine geschieht nach der Vorrichtung, welche am eben
angefuͤhrten Orte gelehrt wird.
Bein Bleichen der Waare bringe man von der erhaltenen
Chlorin-Kaliloͤsung so viel in eine gehoͤrige Menge Wasser, als
zum Hin- und Wieder-Drehen der Waare uͤber den Haspel erfodert
wird, und verfahre im uͤbrigen eben so, wie bei dem Bleichen mit der liquiden
Chlorine. Ein solches Bleichwasser muß so stark seyn, daß ein eingetauchtes leinenes
Luͤmpchen, welches zuvor fermentirt und durch kaustischalkalische Lauge
fuͤr das Bleichen vorgerichtet worden, in der Fluͤßigkeit bald eine
weiße Farbe annimmt. Die Bleichwirkung kann auch durch in Wasser zertheilten
Indigpraͤzipitat, oder durch den Hydrometer gepruͤft werden. Die
Pruͤfung mittelst des Indig ist jedoch sicherer, als der Hydrometer, weil
dieser nur die spezifische Dichtigkeit, gleichviel ob es oxydirtsalzsaure oder
gewoͤhnliche salzsaure Verbindung ist, anzeigt.
In Laͤndern, wo das Natron wohlfeiler als Kali ist, kann man sich desselben
mit gleicher bleichender Wirkung statt der Pottasche bedienen.
Von dem Bleichen der baumwollenen Stoffe mittelst Chlorinkalks. (Tenneants Bleichfluͤssigkeit.)
Die Verbindung der Chlorine mit der Kalkerde stellt die Chlorinkalkerde dar,
welche vorwaltende freie Saͤure hat. Nach ihrem Entdeker Tennant aus Glasgow wird sie auch tennant'sche Bleichfluͤssigkeit genannt. Auf
sein Gesuch ertheilte die Regierung Herrn Tennant gleich nach der Entdekung im
Jahre 1789 ein ausschließliches Patent, von welchem er einen solchen Gebrauch zu
machen wußte, daß es ihm uͤber hundert tausend Gulden einbrachte. Er both
naͤmlich die Mittheilung seines Verfahrens den ausgezeichnetes
Manufakturen Großbritaniens, und zwar jeder einzeln, fuͤr 200 Pfund
Sterling an. Mehrere kauften ihm das Geheimniß um diese Summe ab. Aber nach
einiger Zeit wurde die Guͤltigkeit des Patentes angegriffen, und durch
einen Richterspruch vernichtet, wodurch das Verfahren zur Oeffentlichkeit
gelangte; gegenwaͤrtig wird es in allen großen Leinwandmanufakturen
Großbritaniens, hie und da mit kleinen Abaͤnderungen, ausgeuͤbt.
Es gehoͤren zur Entwiklung der Chlorine:
30 Pfund Seesalz, 30 Pfund Braunstein, 30 Pfund
Schwefelsaͤure und 18 Pfund Wasser.Offenbar ist bei dieser Zusammensezung die
Quantitaͤt des Braunsteins und der Schwefelsaͤure zur
Zersezung des Seesalzes und Bildung der Chlorine zu groß angenommen.
(Anm. d. Verf.)
In einem Rezipienten, der 140 Gallonen (1,120 Pfund) Wasser enthaͤlt,
bringt Tennant 40 Pfund Seesalz, um das Wasser spezifisch schwerer zu machen,
und die Erde um so leichter schwebend in der Fluͤssigkeit zu erhalten,
und 60 Pfund ungeloͤschten Kalk in Form des feinsten Kalkmehles. Wenn die
Operation der Chlorinentwikelung beendiget ist, stellt die Fluͤssigkeit
im Rezipienten die Bleichlauge dar, welche mit Wasser verschwaͤcht
angewendet werden kann.
Bei diesen Bleichverfahren ist es nothwendig die Waare abwechselnd, nach
vorgegangener Fermentation und Laugenoperation, bald in die
Chlorinkalkfluͤssigkeit, bald in ein schwaches schwefelsaures Bad, durch
welches die Zersezung des Chlorinkalks und Freiwerden der Chlorine erfolgt, zu
bringen, welch leztere den Bleichprozeß schnell befoͤrdert.
Ich finde Tennants Verfahren, den oxydirt salzsauren Kalk zu bereiten, nicht nur
mangelhaft, sondern auch bei unnoͤthiger Verschwendung einer großen Menge
Kochsalz in den Rezipienten sehr kostspielig.
Um dieses Bleichprodukt in seiner moͤglich beßten Qualitaͤt und
zugleich wohlfeiler darzustellen, bereite ich dasselbe auf dem trokenen Wege.
Ich beschike einen steinernen Hafen mit fein gesiebten Kalkhydrat, welcher
schichtweise eingedruͤkt wird, wobei man jede Schicht oder Lage mit
Wasser befeuchtet, nachdem man vorher auf den Boden des Hafens einen
umgekehrten, glaͤsernen Retortenhals so eingestekt hat, daß die weite
Oeffnung nach Unten steht. In den Retortenhals fuͤgt man die
Entwiklungsroͤhre aus dem Ballon, und lutirt das Ganze gut. Die Operation
der Entwiklung des Chloringases wird nun in Gang gesezt, und so lange
unterhalten, bis alle Chlorine uͤbergefuͤhrt ist. Sie bindet sich
an das Kalkhydrat schichtweise von Unten nach Oben. Nach Beendigung der
Oparation nimmt man die obern, nicht gesaͤttigten Kalkschichten weg, und
das gesaͤttigte, stark nach Chlorine riechende Produkt heraus, worauf
dasselbe so lange mit Flußwasser ausgelaugt wird, als noch Chlorinkalk vorhanden
ist. Die Aufloͤsung stellt den oxydirt salzsauren Kalk dar, welcher mit
Wasser bis auf die
spezifische Schwere von 1005 verschwaͤcht die Bleichlauge liefert. Um
nichts von der Chlorine zu verlieren, werden die abgenommenen obern
Kalkschichten gleich wieder, und zwar zu unterst in den Hafen gebracht, und zur
feinern Operation verwendet. Sollte die Bleichlauge nicht freie Saͤure
genug haben, so ersezt man sie durch Chlorinfluͤssigkeit.
Das Verhaͤltniß beim Zusammensezen zur Bereitung der Chlorine und Bindung
an Kalk ist dasselbe, wie bei der Darstellung des Chlorinkali oder
Chlorin-Natron.
In den Kattundrukmanufakturen bedient man sich zum Bleichen der fuͤr den
Druk und das Faͤrben bestimmten Waaren der liquiden Chlorinverbindung mit
Kali und Natron, weil die Schwefelsaͤure beim Bleichen mit Chlorinkalk in
den innern Poren der Faser doch etwas schwefelsauren Kalk absetzt, welcher
schwer hinweg zu schaffen ist, und weil in den adjektiven Farbebaͤdern
die Farbe sich stark in den weißen Grund einlegt. Auch zur Herstellung einer
schoͤnen hellblauen Farbe taugt die mit Chlorinkalk gebleichte Waare
nicht. Am meisten gebraucht man in Großbritanien den Chlorinkalk zum Bleichen
der Leinwand, wozu er sich auch am beßten eignet. Wir werden beider
Leinwandbleiche wieder auf diesen Gegenstand zuruͤkkommen; hier stehe nur
noch die Bemerkung, daß vegetabilische Stoffe, in dem Chlorinkalke gekocht, an
Dauerhaftigkeit verlieren. Davy fand dieses selbst am salzsauren Kalk, der sich
durch Entweichung der Chlorine nach Beendigung des Bleichverfahrens an den
Gefaͤßen angesezt hatte. Bedient man sich beim Kochen, statt des
Chlorinkalkes, der Chlorinbittererde, so behaͤlt die Waare ihre
Dauerhaftigkeit.
Von dem Bleichen der vegetabilischen Stoffe durch Chlorinbittererde und Chlorinverbindungen mit andern Grundlagen.
Die Chlorinbittererde (Talkerde, Magnesia), Chlorin-Baryterde
(Schwer-Erde) und Chlorinstrontianerde werden hier blos
angefuͤhrt; denn da sie in der Natur seltener als Kalkerde, Kali und
Natron vorkommen, und daher in einem Zustande als Handelsprodukte einen viel
hoͤhern Preis haben, so beschraͤnkt sich ihre Anwendung zum
Bleichen der vegetabilischen Stoffe eigentlich nur auf wissenschaftliche
Versuche. In Großbritanien will man zwar vermittelst der chlorsauren Bittererde
einige vorteilhafte Experimente im Großen gemacht haben. Mag es seyn! –
wir sind geneigt zu glauben, daß diese Verbindungen, die fuͤr
wissenschaftliche Versuche vortrefflich sich eignen, auf den Continent wenig Anwendung im
Großen finden werden, zumal, da das erhaltene Bleichprodukt nicht absoluter, als
durch liquide Chlorine, Chlorinkali, Chlorinnatron oder Chlorinkalk gebleicht
werden kann.
(Fortsezung folgt.)